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Suverlässigkeit ist doch eine Grundform des Lebens über- Naturwiffenfchaftliche Ueberlicht.
Ein eigentümlicher Zug grub sich bei diesen Worten in Keßlers Gesicht, ein Zug, der Steinert zum erstenmal erschreckte. Sie schneiden ja ein so merkwürdiges Gesicht!" sagte er langsam und befremdet.
,, Tue ich das?" fragte Keßler vorsichtig. ,, Gewiß tun Sie das!"
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Von Curt Grottewig.
haupt... auf ihr beruht doch schlechterdings alles... jeder Vertrag.. jedes Zusammenarbeiten... jeder Glaube." Und erklärend, beinahe warnend, setzte er hinzu:„ Es ist eine Gs ist gelegentlich die Idee geäußert worden, die Wüste Sahara der Erfahrungen meines Lebens, daß alles zusammenbricht, mit dem Mittelmeer durch einen Kanal zu verbinden und diese da= wo die Treulosigkeit beginnt... Zuletzt ist der Treulose durch unter Wasser zu sehen. Ist es nicht ein herrlicher Gedanke, immer selber der Gefoppte!" ein so großes nußloses fluchbeladenes Stück Erde plötzlich in ein liebliches freundliches Binnenmeer verwandelt zu sehen, das anstatt Wölfer zu trennen sie einander näher führt, ein Meer, das die halbzibilisierten Länder Nordafrikas völlig erschließt und vor allem einen Weg bahnt zu den reichen Naturschäßen und der wunderbaren Welt des zentralen Afrika ! Nun, die Ausführung liegt in guter Ferne. Mag der Höhenrücken, der die Sahara von dem Mittelmeer trennt, an einer Stelle verhältnismäßig schmal sein, so wäre es doch noch " Nun, ich meine, daß wir eigentlich keinen Grund haben, fraglich, ob größere Strecken der Wüste wirklich unter dem Meeresuns gerade auf die Treue festzulegen... eigentlich gehen spiegel liegen. eigentlich gehen spiegel liegen. Aber selbst wenn ein gut Teil des unglückseligen wir doch ganz unter uns gesprochen ziemlich gewissenlos Landes überschwemmt werden könnte, so träte doch noch ein anderer und leichtsinnig vor." Umstand dem Projekte hindernd in den Weg, nämlich die große " Das bestreite ich entschieden! Wir haben die höhere Wasserabnahme, die sich stetig seit langer Beit in der subtropischen Treue wir haben den Glauben an unser Werk, wir haben Zone vollzieht. In Nordafrika wird das Wüstenland immer größer. die höhere Einsicht und das bessere Wissen; könnten wir den droht völlig zu versiegen. Neuerdings hat Wilhelm Goek in seinem Selbst der ungeheure Tsadsee, einer der größten Seen Afrikas , Banausen dieses beibringen, so brauchten wir keine Ausflüchte werke„ Historische Geographie "( Leipzig und Wien , 1904) die und keine Schleichwege. Weil wir unseren Weg und unser Meinung ausführlich zu begründen versucht, daß der Wasserborrat Ziel sehen, brauchen wir vor den Mitteln nicht zurückzuschrecken. sogar auf der ganzen Erde immer kleiner werde. Speziell für die Wir wissen einfach, daß die Sache gelingen muß, und daß suptropische Zone fann Goeh sehr viel Belege für den Rückgang der da niemand einen, Groschen verlieren wird!. Luft- und Bodenfeuchtigkeit in der gegenwärtigen Erdperiode an= führen. Der Wasserverlust dürfte indeß kein absoluter sein, zum denen er besteht, an den Weltenraum nur gering sein. Allein der mindesten mag die Abgabe an Wasserdampf und den Gasen, aus umsak auf der Erde mag stetig kleiner werden, so daß also die Festlandmassen immer mehr an Feuchtigkeit verlieren würden. Kühlt sich unser Klima immer mehr ab, so wird sich eine immer größere Menge Wassers als totes Eis und Schnee an den Polen ansammeln und geradezu auftürmen. Denn alle Niederschläge, die dort herabfallen, bleiben an Ort und Stelle liegen, höchstens daß ein kleiner schmelzen gelangen. Das Wasser, das sich also an den Polen in Teil als Eisberge und vorspringende Gletscher wieder zum AbForm von Eis und Schnee in großen Mengen auftürmt, wird der allgemeinen Zirkulation des feuchten Elementes auf der Erde entzogen. Noch mehr aber dürfte der Umsatz dadurch beschränkt werden, daß die Meeresbecken immer tiefer werden. Die Vertiefung der Ozeane hat natürlich die Folge, daß sich das Wasser auf einen immer Kleineren Raum zurückzieht. Die Festländer wachsen stetig, wie die Geologie leicht nachweisen kann. Von Erdperiote zu Erdperiode geht der Besitz des Meeres zurück, und neues Land taucht empor. Eine Folge davon ist, daß sich die allgemeine Feuchtigkeit, der Wasservorrat der Luft, auf immer größere Landmassen verteilt. Jedes einzelne Land erhält also immer weniger. Es kommt aber dazu, daß die Verdunstung des Wassers über dem Meere immer geringer wird, weil seine Oberfläche sich stetig verkleinert. Außerdem gehen besonders die seichten Stellen des Meeres in Land über, und gerade über ihnen war wegen der größeren Erwärmung die Ver Sampfung am bedeutendsten. Jebt sind in den ausgedehnten tiefen Oberfläche einen verschwindend kleinen Prozentsatz von WasserMeeresbeden gewaltige Wassermassen aufgespeichert, die nur an ihrer
„ Mein verehrter Herr Steinert, ich kenne ja Ihre Theorien ganz genau, und Sie wissen auch, daß ich sie zum Teil billige und mir zu eigen gemacht habe. Es geht mir nur wider den Strich, so pathetisch von Treue und ähnlichen Dingen zu reden und Unterscheidungen wie Sie zu machen. Es kommt mir das so vor wie mit dem großen und dem fleinen Ehrenwort auf diese Weise hat dann jeder das Recht, die tollsten Scherze zu treiben und alles mit der Treue gegen sich selbst zu entschuldigen. Notabene, es kommt ja immer auf die Beschaffenheit des Treulosen an- ein ganz großer Kerl darf sich schließlich alles erlauben! Und ein armer, kleiner Schächer. na, lassen wir das!"
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" Ja, lassen wir das!" sagte auch Steinert. Wir haben weiß Gott wichtigere Dinge zu tun, als über unfruchtbare Theorien miteinander zu streiten. Die Hauptsache ist: Sie und ich wissen, daß wir beide aufeinander angewiesen sind und uns unbedingt die Treue halten müssen."
„ Das müssen wir natürlich!" bekräftigte Sejler. Er reichte ihm die Hand, die Steinert ungebührlich lange festhielt.
" Ich habe mich Ihnen mit Haut und Haaren verschrieben, Herr Baumeister!"
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,, Das klingt ja ganz faustisch," scherzte Keßler. Mißverstehen Sie mich nicht, Herr Baumeister wollte ganz im Gegenteil ausdrücken, daß ich zu Ihnen unerschütterliches Vertrauen habe, daß ich
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ich
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Aber lieber Herr Steinert, offen gestanden, sind mir Ihre Worte etwas schleierhaft," erwiderte Keßler fühl. Ich weiß nicht, ob Sie irgend welchen Grund haben, Ihre Anschauung über mich zu revidieren."
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dampf liefern.
So würde sich denn auch dem erwähnten Projekt, wenn alle anderen Schwierigkeiten behoben wären, das Hindernis entgegen stellen, daß ein so flaches Binnenmeer der Austrocknung sofort verfiele. Ja, es würde wohl gar nicht zur Entstehung des Meeres fommen; der Kanal, der das Wasser herbeiführte, würde austrodnen, schwindet. Die Lufttrockenheit ist in der Wüste so groß, daß das versiegen, wie mancher Wüstenfluß, der plötzlich im Sande verWasser, und wenn ein breiter Strom es herbeiführte, verdunstet. wie ein Alpengletscher, wenn er tief ins Tal herabgekommen ist, abschmelzen muß, so geht das Wasser in der wasserdampflosen siedenden Atmosphäre der Sahara in Dampf über. Wäre es anders, sie wäre keine Wüste.
,, Ganz und gar nicht," erwiderte Steinert eingeschüchtert. Keplers überlegener Ton hatte ihn verletzt, aber doch auch gleichzeitig beruhigt. Das war nicht der Mann, der eine Niedertracht an ihm begehen würde. Und dann sagte er sich im stillen, daß er mit diesem Träumer, der nur sein Theater - und nichts als sein Theater im Kopf hatte, in allen realen Dingen ein leichtes Spiel haben würde. Dennoch beschloß er, auf seiner Hut zu sein und auf alle Blößen scharf Unkenntnis der Naturgesebel Was die Wüsten anbelangt, so ist es Leider beruhen viele unserer schönsten Ideen auf einer solchen zu achten, die er bei Reßler entdecken würde. Er mußte diesen allerdings nicht leicht, ihr Wesen zu erforschen. Es gehören Männer Menschen studieren, um ihn' leiten zu können, ohne daß er es bon der Kühnheit Sven Hedins dazu, um sich mitten in diese Gebiete mertte. Er mußte ihn führen und ihm dabei das Bewußtsein des Landes, die womöglich noch fein Mensch betreten, hineinzus geben, als ob er aus freiem Willen handelte. Solche selbst- wagen. Wir haben aber durch ihn, durch Johannes Walter und Herrliche Naturen waren im Grunde genommen eitel und andere Forscher wenigstens so viel gelernt, daß wir uns die Wüsten pochten auf ihre Stärke. Und wenn er, Steinert, auch der Stärkere war, so mußte er doch den unbeträchtlichen, demütigen Menschen spielen, sich ihm unentbehrlich machen und in aller Stille seine Waffen schmieden, um gegebenenfalls die Zähne zeigen und beißen zu können. Aber vielleicht waren es nur Hirngespinste, Verfolgungsideen, die ihn in dieser Stunde quälten. Er war so oft im Leben hintergangen und an die Wand gedrückt worden, daß seine ganze Seele von einem tiefen Mißtrauen erfüllt war. Das Resultat seiner Lebensweisheit war: Jeder ist ein Schurke, der nicht bewiesen hat, daß er ein anständiger Mensch ist. Er war von der Schlechtigkeit der Menschen überzeugt..
( Fortsetzung folgt.)
nicht mehr als ebene, mit tiefem Sand bedeckte Ländereien vorstellen: die Wüsten zeigen fast ebensoviele und abwechselnde Bilder wie der Wald, keine gleicht der anderen, und fast jede ist an dem der Mangel an Wasser, ist ihr Charakteristikum. Wüsten sind be einen Ende anders als an dem anderen. Nur die große Trockenheit, fanntlich nicht ohne Tierwelt, sie brauchen auch durchaus nicht frei von Vegetation zu sein. Manche Wüsten wie die in Merito und im Südwesten von Nordamerika weisen sogar sehr viele verschiedene Pflanzenarten auf, und auch die Individuenzahl ist nicht unerheb lich, wenn auch die Vegetation nie so dicht ist, daß eine Pflanze fich ohne Zwischenraum an die andere herandrängt. Wüstentiere wie Wüstenpflanzen kennen wir in großer Anzahl; es find viele gesammelt und zu uns gebracht worden. Man denke nur an die Wüstenreptilien, die Kakteen, die Aloes und Agaven. Allein diese Lebewesen sind doch selten an Ort und Stelle in ihren Existenz