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verhältnissen näher erforscht worden. Dazu würde ein längerer| Haftenbachs bedeutende Seeflächen und gelangen endlich an den Aufenthalt in der Wüste gehören, und der stellt natürlich keine ge- Schluß- und Krönungspunkt des Ganzen, an die Sperrmauer, die ringen Anforderungen an die Zähigkeit des Menschen. So ist denn trotz ihrer riesenhaften Dimensionen mit einer fühnen Anmut aus die Wüste noch mehr wie der tropische Urwald ein Stieffind der den Wassermassen emporsteigt. Naturwissenschaft, allerdings nur dem Erfolge nach. Denn wie der Urwald, so übt auch jene eine verlockende Anziehung auf das Ge­müt des Naturforschers aus. Wenn ihre Wünsche Flügel wären, so hätte jeder schon einmal die Wüste aufgesucht.

Vielleicht wird aber doch das Studium der Wüste und ihrer tierischen und pflanzlichen Bewohner in Zukunft etwas leichter werden, seitdem ein reicher Amerikaner die Mittel dazu hergegeben hat, mitten im Zentrum der merikanischen und unionistischen Wüsten ein Laboratorium zu errichten. Tutson, eine fleine Stadt an der Grenze der Vereinigten Staaten  ( Arizona  ) und Merikos, besigt ein nicht minder so exzessiv heißes Klima, daß wissenschaftliches Ar­beiten dadurch unmöglich wäre. Bon Hügeln und Höhenzügen umgeben, hat der Ort eine ziemlich mannigfaltige Begetation aufzuweisen. Außerdem bildet er ein Zentrum, von dem aus die Eisenbahn schnell in die angrenzenden Wüsten führt. Das Laboratorium wird be­sonders den Botanikern Gelegenheit geben, den Einfluß der ver­schiedenen Bedingungen des Wüstenlebens zu erforschen. Die Um­gebung des Instituts selbst bietet, wie bemerkt, schon viel des Inter­effanten. Auf dem Hügel, auf dem es steht, wächst ein lichtes Busch­werk, das Hauptsächlich vom Kreosotstrauch und Opuntien gebildet wird. Aus den lose stehenden Büschen, zwischen denen der nackte Erdboden allenthalben freiliegt, erheben sich die gewaltigen Säulen des Riesenkaktus, der mit seinem gerade aufsteigenden, fast astlosen Stamm einen düsteren ernsten Eindruck macht. Die Szenerie ist also hier jedenfalls eine ganz andere als sie in der Sahara   vor­fommt.

In Nordamerika   scheinen die Wüsten überhaupt selten einen gang trostlosen Eindruck zu machen. Richard R. Dodge, welcher im Bulletin" der Amerikanischen Geographischen Society den Einfluß der Wüstenverhältnisse auf den Menschen beschreibt, meint fogar, daß man beim erstmaligen Betreten der Wüste den Eindruck der Großartigkeit und Freiheit, durchaus kein deprimierendes Gefühl empfinde. Er rühmt die große Schönheit der Farben in der Wüste, die mit ihren reichnüanzierten roten, braunen und gelben Tönen abwechselungsreich und doch auch besänftigend wirke, so daß man bald den Mangel einer grünen Vegetation vergesse. In der nord­amerikanische Wüste gibt es auch Schatten, und der Unterschied zwischen beleuchteten und beschatteten Orten macht sich auch in der Temperatur sehr stark geltend. Die Luft ist ineist sehr klar, das Auge fann daher sehr weit reichen. Die amerikanischen   Wüsten find vielfach von Individuen bewohnt, die sich in dieser ihrer Heimat sehr wohl befinden sollen. Sie bauen sich Hütten aus Steinen, die in großer Menge manche Teile der Wüste bedecken. Sie legen sie so an, daß sie vor dem Wind und der Versandung geschützt sind. In Nordamerika   gibt es vor allem drei Arten von Wüsten: solche, die mit losem Gestein bedeckt sind, ferner solche, deren Boden aus hartem Fels besteht, und endlich solche, die mit Sand bedeckt sind. Diese drei Kategorien von Wüsten dürften auch anderwärts vor­fommen, wenn auch der Bau und die Zusammensetzung des an= stehenden Felses, die Art der Steine und des Sandes allenthalben verschieden sein mag. Aber wahrscheinlich sind damit noch nicht alle Kategorien von Wüsten erschöpft, ganz abgesehen davon, daß sich nach anderen Gesichtspunkten, besonders auch nach der Vegetation neue Einteilungen schaffen ließen. Soviel ist sicher, daß auch die Natur der Wüste an Vielgestaltigkeit nichts zu wünschen übrig fäßt.­

Kleines feuilleton.

de. Toaft. Es ist schon so oft und zwar nicht nur von ein fachen Arbeitern, sondern auch von Leuten, die es eigentlich besser wiffen sollten, ein To- ast ausgebracht worden, daß es an der Zeit sein dürfte, dieser barbarischen Aussprache durch eine richtige Erklärung des Wortes entgegenzutreten.

Zunächst sei hervorgehoben, daß es wohl keine Sprache auf der Welt gibt, wo Schreibung und Aussprache so weit von einander entfernt sind, als die englische. Wenn irgendwo, so wäre hier eine neue Rechtschreibung dringend notwendig, schon im Interesse der Jugend, der das Lesenlernen infolge einer fast willkürlich zu nennenden Schreibung unendlich erschwert wird. Das oa in dem Worte Toast wird einfach wie das lange o in prost! gesprochen, so als ob nur Tost geschrieben würde.

Im Altfranzöfifchen gibt es ein Wort toste, das im Mittel lateinischen tosta lautet und eine geröstete Brotschnitte bedeutet. Dies stammt aus dem lateinischen Tätigkeitswort torrere, dörren, von dem das Mittelwort der Vergangenheit in seiner männlichen Form tostus, gedörrt heißt. Das altfranzösische toste erscheint in der englischen   Sprache in der Form von toast mit derselben Be­deutung wieder.

Wie das Wort zu seiner jezigen Bedeutung und Anwendung ges kommen ist, erfieht man am besten aus der folgenden kleinen Anekdote aus dem Tatler( Schwäger), den Addison und Steele am Anfange des 18. Jahrhunderts herausgaben. Vorher will ich aber noch darauf hinweisen, daß es zur damaligen Zeit Sitte war, ein Stück ge­rösteten Brodes( toast) in sein Glas zu tun, es darauf zu füllen und auszutrinken. Jetzt wird man die Anspielung des lustigen Burschen in der folgenden Notiz verstehen. Der Tatler" schreibt also:

Bei Gelegenheit einer festlichen Veranstaltung befand sich eine gefeierte Schönheit jener Tage( zur Zeit Karls II  .) in dem Kreuz- Bad zu Bath  . Als sie badete, nahm einer aus der Unzahl ihrer Bes wunderer ein Glas von dem Wasser, worin die Schöne stand und trank seiner Umgebung gegenüber auf ihre Gesundheit. Als das ein halb angetrunkener luftiger Bursche hörte, erbot er sich, hineinzus springen und schwur, er werde, obgleich er die Flüssigkeit( nämlich das Wasser) nicht liebe, doch den toast( hier die Schönheit) be fommen. Obgleich sein Entschluß( nämlich das ganze Baffin auszus saufen) Widerspruch fand, gab dieser launige Einfall doch den Grund zu der gegenwärtigen Ehrenbezeugung einer Dame gegenüber, deren wir bei unseren Trinkgelagen Erwähmung tun. Seitdem ist sie immer ein toast genannt worden."

Hieraus geht hervor, daß ein Toast zunächst die Person war, auf deren Gesundheit getrunken wurde. Allmählich brauchte man es als Aufforderung, um irgend eine Gesundheit auszubringen und dann für das Ausbringen der Gesundheit selbst.

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- Theaterdirektoren im Wettbewerb. Der Frankfurter   3tg." wird aus Mainz   geschrieben: Sobald die Leitung des hiesigen Stadttheaters ausgeschrieben wird, was sich alle zwei bis vier Jahre wiederholt, laufen aus allen Gauen Deutschlands   Bewerbungen ein, in der Regel 50 bis 70. Da die Hälfte der Reflektanten es für un erläßlich hält, ihre Wahl persönlich zu betreiben, so ist der Blick der Bevölkerung für die Erscheinung der Bühnenleiter geschärft und selbst Mitbürger, die sonst nicht mit Theaterleuten zusammenkommen finden sie im Straßenverkehr sofort heraus. Theaterdirektoren find gewöhnlich gewandte Sprecher und diese Gabe benußen sie bei ihren Vorstellungsbesuchen. Sie loben die Schönheit der Stadt, die In telligenz der Einwohner:

Hier fände ich einen Wirkungsfreis, wie geschaffen für mich Jch brächte Ihr Theater auf eine Höhe, daß man nach Mainz   wall fahren würde, wie nach Bayreuth  !"

"

Sind Sie katholisch?"

"

Nein!"

" Dann fönnen Sie mich auch nicht verstehen. Ich werde nämlich, sobald ich eine katholische Kirche   betrete, von einem Gefühl übers wältigt, das mich zum Beten zivingt!"

Eine Wanderung zur Urfttalsperre. Aus der Eifel   geht der " Kölnischen Zeitung  " folgende Schilderung zu: Die Urfttalsperre ist nun schon etwa zu 2 gefüllt, d. h. es ist eine Wassermasse von faft 30 Millionen Kubikmeter aufgeftaut. Wenn man von Gemünd   Andere, die es verschmähen, sich direkt zu empfehlen, versuchen aus dem trotz des Winterkleides immer noch reizenden Urfttale auf Umtvegen Stimmung für sich zu machen. So stellte sich einst, folgt, so bemerkt man schon nach etwa 40 Minuten den Rückstau: bei einer früheren Bewerbung, ein Direktor vor, der bei einem Gang Das bis dahin lebhaft dahinrauschende Waffer wird ruhig, und die durch die Stadt seinen Begleiter, einen Mann von Einfluß, bat, ihn fich stetig erbreiternde Fläche ist vielfach mit Eis bedeckt. Eine Tal in den Dom zu führen. Nach Besichtigung einiger Denkmäler fragte windung nach der anderen öffnet sich, immer mannigfaltiger und der Theatermann: großartiger entwickelt sich das Wasserpanorama. An schönen Tagen, besonders auch des Sonntags, ist das Ufer recht belebt von Wanderern, die meist truppweise dahinziehen und an besonders schönen Punkten sich fammeln. Es find meist Leute aus der Umgebung, denen das schöne Urfttal mit seinen Windungen und Felswänden von Kindesbeinen an bekannt ist, die aber staunend die Verwandlung, die mit dem kleinen Flüßchen vor sich gegangen ist, betrachten. In der Tat, man muß staunen über diese Seenflächen, die smaragdgrün, in den verschiedensten ilferumriffen, fich jetzt dem Auge darbieten, und die wie aus dem Nichts entstanden sind. Besonders eigentümlich mutet einen die Gegend von Krummenauel an, wenn man bedenkt, daß hier noch vor kurzem eine Ansiedlung mit mehreren Gehöften und während der Bauzeit eine Kantine und Baraden für Hunderte von Arbeitern standen; nur die höchste Bergkuppe ragt noch als einsame Insel aus ben Fluten empor. Ueber der Stätte der früher dort gelegenen Häuser und Baumwiesen fräuselt sich jetzt die leicht bewegte Waffer fläche, auf der man ganze Züge Wildenten bemerkt, während die Buchten ein glatter Eisspiegel ausfüllt. Weiter wandernd, sehen wir besonders an den einfallenden Schluchten des Hohbaches und des

Nach diesen Worten trat er an einen Altar, faltete die Hände und fant inbrünstig betend nieder. Doch die Andacht blieb erfolglos, der Bewerber wurde in Mainz   nicht Direktor. Uebrigens stellte sich auch heraus, daß der gottgefürchtige Bühnenleiter selber gar nicht katholisch) war. Ein anderer Bewerber, der wußte, daß es um sein Wissen über Dinge, die nichts mit der Bühne zu schaffen hatten, nicht zum Besten bestellt sei, brütete, um diesem Mangel abzuhelfen einen halben Tag über dem Konversations- Lexikon. Nachdem er sich auf diese Weise über die soziale Frage"," Nationalökonomie", Jesuitismus"," Kirchenrecht" unterrichtet hatte, trat er wohlgemut feine Rundfahrt an. In seiner Unterhaltung mit dem Stadtrat, den er zuerst besuchte, ließ er durch ein fleines Versehen Kart Marg im Duell mit Janko v. Racowiga fallen. Seelenvergnügt, in der Meinung, seine Sache recht gut gemacht zu haben, zog er dany