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fönnen Fehler von 1 Zehntausendstel der Einheiten keineswegs vernachlässigt werden. Dr. B. Borchardt.
Kleines feuilleton.
an solche treuen Dienerinnen. Es wird z. B. vom Dichter Egil, der im zehnten Jahrhundert lebte, erzählt, daß er seine Amme sehr lieb hatte. Einst spielte sein Vater Ball mit ihm und einem seiner Spielgenossen. Der Vater zog den kürzeren im Spiele gegen die beiden Jungen. Darüber ergrimmte er und nahm den Spielgenossen in seine fräftigen Arme, warf ihn so heftig zu Boden, daß er auf der Stelle starb. Darauf griff er in seiner Wut nach seinem Sohn. Laß Dein Kind in Ruhe," rief die Pflegemutter Egils, die rd. Zur Geschichte der Leibeigenen in Schweden . Reich Schweden in früheren Zeiten durch die Vereinigung von Land- schädigt, brachte aber die Unfreie durch einen Stein zum Schweigen. Wie das dem Vorgang zuschaute. Da ließ der Vater seinen Sohn unbeschaften, so waren die ältesten unter diesen Landschaften einmal Beim Abendbrot fehlte Egil. Er kam etwas später herein. Er durch die Vereinigung noch fleinerer Landesteile, der sogenannten war in der Scheune gewesen und hatte den von seinem Vater am Gaue entstanden. Diese fleinsten und ursprünglichsten Staaten meisten geliebten Unfreien getötet, um den Tod seiner Amme am waren von verschiedenen kleinen Stämmen gegründet worden. Vater zu rächen. Vor der Gründung dieser Urstaaten hatten diese kleinen Volksstämme als Nomaden für sich gelebt. Jeder von ihnen blieb gewöhnlich in dem ihm gehörigen kleinen Landstrich. Wenn der Frühling fam, zog der Stamm zu den Fischpläßen seines Gebietes. Wenn der Fisch zu laichen aufhörte und das Fischen weniger einträglich wurde, sengte der Stamm ein Stückchen Waldes ab und bestellte auf dem abgeschwendeten Land seine Saat. Den Sommer hindurch zog man dann wieder mit dem Vieh umher. Erst wenn der Herbst sich bemerkbar machte, tehrte man zu dem abgebrannten Stückchen Landes zurüd und erntete, was den Sommer über gewachsen war. Nach der Ernte bezog man die Winterquartiere: wo man schlachtete, drosch, but und braute. So wurde der Winter mit Essen, Trinken und Schlafen berbracht, bis der Frühling kam, und das Fischen abermals begann. Die getrennten Stämme gerieten aber manchmal wegen der Fischplätze, des in Mieten stehenden Getreides und der Winterborräte in Streit. Bei diesen Kämpfen wurden natürlich Gefangene gemacht. In den ältesten Zeiten wurden diese Unglücklichen ohne Schonung getötet. Einen großen Schritt vorwärts in der Zivilisation machte man, als man darauf verfiel, die Kriegsgefangenen am Leben zu lassen, um sie im Dienst des Siegers zur Arbeit zu verwenden. Die Sitte, Kriegsgefangene als Arbeiter zu verwenden, wurde allgemein, als die Landwirtschaft allmählich zum Haupterwerbszweig ward, und die umherziehenden Herdenbesizer zu angesessenen Bauern wurden. Als Ackerbauer lernten sie bald den Wert zweier Arme, den Wert der Unfreien schätzen.
Eine solche Beute wurde auch von den nordischen Wikingern nicht verschmäht. Das schwarzbraune Kind der Unfreien hatte nicht dasselbe Blut in seinen Adern wie der blonde Bauernjunge mit den Leuchtenden Augen. Wir finden schon in einem sehr alten Lied angedeutet, daß mit dem Klassenunterschied auch ein Unterschied der Rasse verbunden war. Und die nordischen Unfreien waren wahrscheinlich schon in der ältesten Zeit von sehr gemischter Rasse. In den isländischen Sagen wird oft von welschen Unfreien oder von Unfreien aus Balland, d. h. Frankreich und Italien , gesprochen. Alte englische Klosterbücher enthalten Aufzeichnungen darüber, wie die englischen Stämme zu der Klasse der nordischen Unfreien beigeSteuert haben. Im Jahre 819," steht es in einer solchen Aufzeichnung, wurden viele Weiber von Wikingern entführt."" Im Jahre 835 brannten die Wikinger die Kirche von N. nieder, töteten viele und nahmen eine große Menge gefangen."
Um das Jahr 1000 war die Not in England und Irland so groß, daß der Vater den Sohn, der Sohn die Mutter und den Bruder an die Wikinger für Geld verkaufte, wie ein englischer Priester aus der Zeit erzählt. Ein alter englischer Geschichtsschreiber wirft einer englischen Fürstin aus der damaligen Zeit vor, daß sie einen förmlichen Sklavenhandel mit armen Bauern nach Dänemark getrieben habe.
Ein arabischer Schriftsteller, der Rußland um das Jahr 900 besuchte, sah dort schwedische Wikinger . Er erzählt von ihnen, daß fie mutig und tapfer waren. Wenn sie ein Volt anfallen, hören sie nicht eher auf, als bis sie es bernichtet haben. Sie plündern die Besiegten aus und machen sie zu Unfreien. Sie kommen auf Schiffen, gehen ans Land, nehmen die Sklaven gefangen, führen sie fort und verkaufen sie."
In den Adern der nordischen Unfreien vermischte sich finnisches und slavisches Blut mit west- und südländischem..
Demi Leibeigenen lagen die schwersten Beschäftigungen ob: wenn der Hahn krähte, fing der Arbeitstag an und dauerte, bis die Sonne unterging oder noch länger. Der Bauer Arnfell", heißt es in einer isländischen Sage, war ein richtiger Eisenfresser und ließ seine Unfreien vom Morgen bis zum Abend arbeiten. Im Winter fuhr er das Heu nachts bei Mondenschein nach Hause, denn tagsüber Hatten die Unfreien anderes zu tun." Ein Bauer, der mehrere Unfreie besaß, beschränkte seine Arbeit darauf, die Unfreien zu beauffichtigen. Manchmal wurde einem Unfreien auch die Leitung anderer Unfreien anvertraut. Es kam sogar zuweilen vor, daß ein Großbauer, der mehrere Höfe besaß, einem Unfreien die Führung eines Hofes völlig überließ. Dieser Unfreie wurde dann eine Art Fronbauer oder Pächter. Angesehene Häuptlinge hielten oft Unfreie als Aufwärter oder Bediente. So ein Bedienter oder Schuhbursche war cft der ständige Begleiter seines Herrn, und es entwickelte sich oft eine große Vertraulichkeit zwischen ihnen.
k. Von der Schreckensnacht auf dem Vesuv . Aus dem Tagebuche des Professors G. di Paola, der gemeinsam mit dem Professor Matteucci die Schreckenstage im Observatorium des Vesubs erlebte, veröffentlichen römische Blätter einige interessante Stellen, die u. a. den Eindruck des furchtbaren Ausbruches in der Nacht von Sonnabend, den 7. April, auf Sonntag, den 8. April, schildern. Um 9 Uhr abends," so erzählt Paola, befand ich mich mit dem Telegraphenbeamten am Tisch des telegraphischen Apparates, um einige Telegramme aufzunehmen, als die Erschütterungen so fühlbar und start wurden, daß das Gebäude des Observatoriums hinund herschwankte, wie ein vom Sturm umhergeschleudertes Schiff im Meere. Der Boden schwankte unter unseren Füßen, wir fühlten uns unwohl mit allen Symptomen der Seekrankheit. Alles, was sich im Zimmer befand, schwang sich wie Pendel wirr durcheinander. Das Getöse und das starke Donnern des Vesub zog uns ins Freie und hier bot sich uns ein grandioses, unheimliches Schauspiel dar. Professor Matteucci, der um diese Zeit von einem Ausflug nach Boscotrecafe, wo er die Lava untersuchen wollte, zurückkehrte, bereitete uns darauf vor, daß der Krater uns noch viele lleberraschungen bereiten könne. Gegen 3½ Uhr in der Nacht erreichte die Naserei des Vulkans ihren Höhepunkt. Weißglühende Blöcke und Massen wurden wie Hagelschauer, große Parabeln beschreibend, selbst über den Rücken der Somma hinaus in schwindelnde Höhen geworfen. Diese Massen waren es, die im Niederfallen Ottajano zerstörten. In dem glühenden Rauch, der immer höher stieg, zuckten unaufhörlich Blize im Bogen und Zickzack auf. Auf die Blige folgte ein starkes Krachen und Donnern, dumpfes, hohles Getöse, ein Geräusch wie von fallenden Trümmern und lange, gewaltige Donnerschläge. Die menschliche Phantasie ist nicht reich genug, fich Aehnliches vorzustellen. Der große Kegel des Vesuvs glühte und flammte in einer Feuerwelle. Das Personal des Observatoriums mit seinem Direktor Matteucci bewahrte Kalt= blütigkeit und verlor nicht den Mut..."
Humoristisches.
- Wichtiger. Was, Sie schreiben eine neue Operette, haben Sie denn eine Idee?" ,, Nein, aber einen
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Vorschuß!"
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Merkwürdige Bejahung. Bureauchef( den ein Angestellter um Urlaub bittet): Also, Sie sind frank?" " Sehr wohl, Herr Rat 1"-
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Begründete Annahme. Sapperlot, heite zum Abendbrot eene janze Kieler Sprotte! Jd jloob beinah' de Meestern ist Mitglied feworden beim Verein zur Förderung von de Hochseefischerei." ( Meggendorfer- Blätter".)
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Notizen.
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Die nächste Novität des Kleinen Theaters wird Gunnar Heibergs, Tragödie der Liebe" sein. - Lorgings, Waffenschmied" geht am 26. April im Opernhaus neu einstudiert in Scene.
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Jm Opernhause zu Frankfurt a. M. hat die vieraftige Die Fischer von Saint- Jean" von Ch. M. Widor bei der Uraufführung reichen Beifall gefunden.
Oper
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Blaues Brot. Unter dem Brotgetreide des Kaukasus ist die scabiosenähnliche Cephalaria Syriaca ein so tveitverbreitetes Unkraut, daß der Weizen durchweg bis zu 2 Proz. Cephalariensamen enthält. Wie alle spezifischen Getreideunkräuter( Mohn, Kornrade, Kornblume, Rittersporn, Adonis ) ist auch dieses Unkraut einjährig und bringt reichlich Samen von bläulicher Farbe. Dieselben ent halten, wie der kaukasische Weizen, etwa 16 Broz. Eiweiß, das Mehl aber läßt sich nicht für sich allein berbacken, wohl aber mit Getreidemehl. Eine Beimischung von 2 Proz. Cephalarienmehl macht aber den Brotteig bereits bläulich, 1 Proz. bereits deutlich blau. Diese Wirkung beruht indessen nicht auf einen direkten Farbstoff, sondern rührt nach Kupcis von der Zersetzung eines in den Samen enthaltenen Bitterstoffes und der Gerbstoffe in denselben her, auch wird das Brot nicht in der Rinde, sondern nur in der Krume bu Die Bevölkerung des Kaukasus bevorzugt das blaue Brot vor dem weißen, und da die Samen gänzlich ungiftig sind, wird natürlich auch nichts zur Vertilgung des Unkrautes getan. ( Prometheus".)
Als Haushälterin oder Vorsteherin des Viehstalls fonnte die Unfreie einen ziemlich bedeutenden Blazz in der ländlichen Haushaltung erhalten. Als Amme und Hüterin der Kinder gewann die Unfreie zuteilen eine glücklichere Stelle in der Familie. Die Gagen bewahren viele Beispiele von Anhänglichkeit der Pflegekinder Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Saul Singer& Co., Berlin SW.
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