Welt gekommen." Es sah nicht, daß hinter dem Zanne eine schöneKatze saß. mit grünen, feurigen Augen. Das Gockelchen lief auf siezu, die Katze packte es und trug es im Maul davon..Was muß ich tun, damit ich in der Welt fortkomme," fragteeines der jungen Hühnchen..Du mußt dem Gockel zu gefallen suchen und schweigen. MeineGroßmutter hat mich das gelehrt," erwiderte das spanische Huhn,und warnte das Küken nicht vor dem Habicht, der mit gierigenAugen über dem Hühnerhof kreiste. Er schoß herab und packte dasHühnchen mit seinen scharfen Krallen.Dann kamen auch die anderen Küken gelaufen.„Was ist das beste in der Welt?" wollte eines wissen..Das Fressen," sagte die Alte,.das Fressen I" Und das wardas Einzige, was sie aus eigener Erfahrung wußte.«Und was noch?" fragen die Jungen weiter..Das Schlafen," sagte die alte«ndalusierin und schloß dieAugen. Und ihre Küken schlössen ebenfalls die Augen. Sie sagtenja und nein ihr Leben lang, atzen gut und schliefen viel, und wurdennützliche Glieder der Gesellschaft.Als das alte Huhn starb, hielt der Hahn eine Rede, und was eram Anfang ihrer Laufbahn gesagt, sagte er jetzt zum Schluß nocheitlmal:„Sie war das Ideal eines Huhnes!"„Eines Huhnes I' nickte spöttisch der Storch und flog in einanderes Land.— LisaWenger-Ruutz.ba. Wilde Pferde. Auf den weiten Prairien im Westen derVereinigten Staaten war seit Jahrhunderten ihre Heimat; dorttummelten sich zahllose Herden wilder Pferde. Sie gehörten zumwilden Westen wie Büffel und Bär und Indianer, und sie ver-schwinden wie diese. Noch sieht man sie in manchen Gegenden sehrzahlreich, z. B. in den ausgedehnten Ebenen von Nevada. DieStaatslegislatur von Nevada hat sich neuerdings der wilden Pferdeangenommen und das Erschießen und Vergiften der Tiere verboten.Sie gelten nämlich den Viehzüchtern als eine Landplage, weil fiedem Vieh das manchmal sehr dürftige Gras wegfressen. Da esaber sehr schwer ist, die flinken und scheuen Pferde rn Schußlinie zubekommen, so haben die Viehzüchter ein sicheres Mittel der Ver-nichtung darin gefuitden, daß sie die Wasserstellen vergiften, wohindie Tiere kamen, um ihren Durst zu löschen.— Will man fie fangen,so wird ein großes Treiben veranstaltet. Man jagt so viele alsmöglich in einen engen Talkessel, dessen Seiten von Reiternbewacht werden. Am Ende des Talkessels geraten sie dann in einegroße Einzäunung. Viele brechen wieder aus oder sie tvitternzeitig genug die Gefahr, aber gewöhnlich werden doch zahlreichePferde auf diese Art eingebracht. Mit dem Laffo wird selten einwildes Pferd gefangen; es ist zu flink. Nur der Fang jüngererPferde ist lohnend; ist das Pferd über fünf Jahre alt, dann kostetes zuviel Zeit und Mühe und Futter, bis es nutzbar gemacht ist.Gewöhnlich erscheinen die Pferde in Herden von sechs bis hundert,seltener bis zweihundert Köpfen; fie machen jeden Tag meilenweiteReisen über die Ebenen. Beim geringsten Verdacht jagen sie inwilder Flucht davon. Die Eisenbahn, an welche sich andere wildeTiere längst gewöhnt haben, flößt den Pferden noch den größtenSchrecken ein. Man sieht sie nur bei Sonnenuntergang und amfrühen Morgen in weiter Ferne; während des Tages icheinen fieverschivunden; fie halten sich dann versteckt in hügeliger Gegend, wofie friedlich grasen.Diese wilden, herrenlosen Pferde sind verhältnismäßig selten.In einent halbwilden Zustande leben die Herden der großen Pferde-züchter in Kentucky. Wisconsin, Ohio und anderen Staaten. InNord- und Süd-Dakota und in Wyoming läßt man die Pferde dasganze Jahr hindurch im Freien sich nach Belieben tummeln, auchden Winter müssen sie erttagen. Sie bleiben auf bestimmten großenWeideplätzen und werden überwacht; sie gedeihen dabei vorzüglich.Den Füllen werden bald nach der Geburt bestimmte Brandmarkenaufgedrückt, nach denen die verschiedenen Züchter fie als ihr Eigen-tum erkennen. Als ein sehr schweres Verbrechen gilt in solchenGegenden der Pferdediebstahl; den Pferdedieb zu hängen oder zuerschießen, das erscheint den Leuten nur als eine gerechte Strafe.mid sobald die Schuld erwiesen ist, werden nicht viele Umständegemacht.— Diese Art Pferdezucht auf weiten, freien Ebenen—Ebenen, die eine Ausdehnung von Hunderten von Meilenhaben— wird immer mehr eingeschränkt, je mehr dieBesiedelung der Wesfftaateu fortschreitet. Aus dem Staate Washingtonam Stillen Ozean kam kürzlich die Meldung, daß man sich dortentschlossen habe, die letzten 10 000 frei weidenden, halbwilden Pferdeeinzuzäunen. An einem großen Treiben beteiligten sich bOO— 600Reite c. Cowboys.Man kann in den Städten ein Pferd zu einem sehr billigenPreise erstehen, schon für 15—20 Dollar, die halbwilden Mustangsnoch billiger, die zu zähmen und nutzbar zu machen aber vieleMuhe kostet. Der Verbrauch an Pferden ist ein sehr starker in denamerikanischen Städten(nicht etwa in den Wurstkesseln, sondern imGeschäftsbetriebe). Fast jeder Geschäftsmann, jeder Reisende, jederDrenstmann hat Pferd und Wagen.—Das Pferd war fremd in Amerika; es wurd eingeführt vonden Spamern im ersten Jahre nach der Entdeckung deS Landes, 1493.Man nimmt an, daß aus einer Schar zahmer, in Florida frei-gelastener Pferde sich die zahllosen Herden wilder Pferde, die sichüber den ganzen Westen ausbreiteten, entivickelt haben.—Medizinisches.an. Die Röntgen st rahlen gegen Rerbenschmer-z e n. In einer Sitzung der Medizinischen Gesellschaft der PariserKrankenhäuser haben zwei Aerzte über einen auffallenden Erfolgmit einer neuen Anwendung von Röntgenstrahlen berichtet. DerFall betraf einen Mann, der mit einer Gesichtslähmung auf derlmken Seite behastet und auf dieser Gcsichtshälfte durch zahlreicheNarben entstellt war. Sieben Jahre lang hatte er an Nerven-schmerzen epileptischer Art gelitten und eine ganze Reihe vonOperationen durchgemacht. Der arme Mann mußte in der TatEntsetzliches ausgestanden haben. Zunächst waren ihm sämtlicheZähne aus der linken Seite des Oberkiefers nacheinander aus-gezogen worden. Als das nichts geholfen hatte, wurde der Nerven-sträng unter dem Auge gespalten, aber auch damit trat keine Er-leichterung ein. Nunmehr schritt der Chirurg zur Entfernungeines Nervenknotens, die insofern ganz fehlschlug, als sie denEintritt der Gesichtslähmung zur Folge hatte. Freilich ver-schwanden durch diese Operation die Schmerzen, aber nur für dieDauer von etwa einem halben Jahr. Der unermüdliche Chirurgschritt zur Beseitigung eines zweiten Nervenknotens, und wiederverschwanden die Schmerzen, kehrten aber diesmal schon nach vieroder fünf Monaten zurück. Danach wurde es mit dem Krankenschlimmer als zuvor, denn schwere Anfälle der Neuralgie in epilep-tischer Art ereigneten sich nunmehr 10— 20mal täglich. DieSchmerzen kamen aus dem Gaumenrand des linken Oberkiefers,aus dem die Zähne bereits entfernt worden waren. Endlich nahmman die Zuflucht zu einem Versuch mit Röntgenstrahlen, die durchden Mund auf die schmerzende Stelle gelenkt wurden, nachdem diebenachbarten Teile durch eine Bleiglasröhre geschützt worden waren.Die Sitzungen wurden in jeder Woche nur einmal abgehalten.Nach der ersten und zweiten zeigte sich keine Besserung, nach derdritten verminderte sich der Schmerz und nach der vierten ver-schwand er ganz. Jetzt ist seitdem mehr als ein Jahr vergangen,ohne daß sich die Schmerzen wieder eingestellt hätten. Auch wenn.der Patient nicht als sicher geheilt gelten kann, haben sich dieRöntgenstrahlen als äußerst segensreich erwiesen; ihre rechtzeitigeAnwendung hätte den Kranken viefleicht völlig vor dem Messer desChirurgen bewahrt.—Humoristisches.— Gefährliche Strecke. Schaffner:„Hier, bitte,meine Dame!"Dame:„Nein, in? Frauen coups möchte ich nicht."Schaffner:„Wünschen Sie lieber Nichtraucher coupä?'Dame:„Nein, nein, das ist mir auch zu gefährlich."Schaffner:„Ja. in was für eins wollen Sie denneigentlich?"Dame:„Ins Nichträuber conpü I"—— Der Kurier des Zaren. DerZar:„Der Kuriersoll sofort abdampfen und die Hülfe des AnSlandeS zu meinemSchutz erbitten."Kurier:„Also wohin? Zuerst nach Preußen— oder nachOesterreich?'Der Zar:„Nein, nach Tokio! Wenn mir der Mikadoseine Truppen schickt, bin ich gerettet,— die werden b e st i m m tmit den Russen fcrttg!"—— Unter Brüdern. Das Repräsentantcnkollegium einerkleinen jüdischen Gemeinde beabsichtigt, auf dem ziemlich weit vondem Städtchen entfernt im freien Felde liegenden Friedhofe eineneue Einrichtung in Augenschein zu nehmen. Versammlungsort:die Leichenhalle. Da inzwischen die Sonnenhitze gar zu drückendgeworden ist, beschließt man, Mäntel und Schirme während der Ve-sichtigung in der Halle zu lassen. Herr Simon Blottcles empfiehltdaher, einen der Herren als Wächter bei den Sachen zurückzulassen.Erregt fällt Herr Rathan Ehrlich dem Redner ins Wort:„Wiehaitzt I— Wenn wer gehen alle heraus— was brauchenmer e Wächter?"—(„Lustige Blätter'.)Notizen.—„Die Frau ohne Lächeln" wird im Trianon-Theater am 15. August ihre Erstaufführung erleben.——„R e m b r a n d t" ist der Titel eines Versdramas vonR i ch e p i n und D e m o l d e r, das in der nächsten Saisonim Pariser Thölltre Antonie erstmalig zur Aufführung gelangenwird.—— 40 000 Insekten und Spinnen brachte der schwedischeProfessor S j ö sted t von seiner ReisezumKilim and scharo mit.—— Glänzende Schüler. Bei einer Schulprüfung inPreston sind, nach dem.Morning Leader", von den Schülern folgendeAntworten gegeben worden:„Eine junge.Kuh wird manchmal Ochsegenannt.— Der Vater einer Kuh heißt Ochs.— Der Fleischer tötetdie Kuh, um ihr Herz und ihre Leber zu bekommen.— Alles, wasauf einem Bauernhof lebt, heißt Rindvieh.— Wenn die Kuh nochlebt, macht man Milch aus ihr; wenn sie tot ist, macht man Hammel-fleisch aus ihr.— Der Bauer melkt die Ziegen, um kondensierteMilch zu machen.— Ein junges Pferd heißt Siel."—Verantw. Redakt.: CarlWermuth, Berlin-Rixdorf.— Druck u. Verlag:Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagSanstaltPaul Singer LrCo..Berlin L�V.