©te kewog sie. tfjt ihre Geschichte zu erzählen. UeLer die Einzelheiten weiß ich keinen Bescheid, alles, was ich in Er- fahrung brachte, war, daß Fräulein Karekins Eltern und Geschwister ermordet oder verbrannt wurden, und daß sie allein entkam. Es ist dies ein einzelner Fall der Unmensch- lichen Mördereien in Armenien , die schon längst die ganze christliche Welt zu einstimmigem Protest hätten anstacheln sollen,� (Fortsetzung folgt.) Vortlcbe Kolomalbelden des 16. Jabrbunderts. Von A. C 0 n r a d y. n. Der klingende Erfolg der Federmonnschen Expedition ließ Dalfinger keine Ruhe und spornte ihn zu neuen Ruhmestaten an. Im Sommer 1531 trat er seinen zweiten Zug ins Goldland an, das er diesmal in westlicher Richtung suchte. Bis nach Neu-Granada schlug sich die Expedition trotz großer Strapazen, beständiger Kämpfe und schwerer Verluste durch. Natürlich stießen sie nicht auf das Dorado, wohl aber ward mit List und Gewalt eine beträchtliche Menge Gold zusammengeraubt. Nach Coro kam aber schließlich davon ebensowenig der größte Teil, wie von Dalfingers Mannschaften. An 200 von seinen Leuten blieben unterwegs. Er selbst langte zwar lebend in Coro wieder an, starb aber nach wenigen Tagen an der unheilbaren Wunde, die ihm ein vergifteter Pfeil beigebracht hatte. DalfingerS unmenfch- liche Grausamkeit noch in den Schatten zu stellen, wäre kaum einen: leibhastigen Satan Möglich gewesen. Wohl aber bemühte sich sein Nachfolger Georg Hoher muth mit Eifer und Erfolg, nicht hinter dem großen Vorgänger zurückzubleiben. Hohermuth übernahm nicht unmittelbar nach Dalfingers Tode die Statthalterschaft, sondern kam erst im Jahre 1535 von Deutschland herüber. Mittlertveile war einen Augenblick Johann der Deutsche, von den Spaniern Juan Aleman genannt, Gouverneur gewesen. Er verstarb aber kurz nach seiner Ankunft in Coro. Im übrigen wurde die Zwischenzeit durch ein spanisches Interregnum ausgefüllt. Die spanischen Ansiedler hatten sich wieder an den Kaiser mit Be- schwerden über die Deutschen gewandt, die' sie als Ausbeuter und Bedrücker Venezuelas bezeichneten. Auch der berühmte Geistliche Bartolome de las Cosas, der immer mit Mut und Eifer fiir die geqiüilten Ureinwohner der neuen Welt eintrat, verfaßte in diesen Jahren eine Denkschrift an Karl V. , worin es unter anderem hieß:.Seht doch die Eile, welche die Deutschen hatten, als ihnen dieses Land gegeben und dies Volk überantwortet wurde. Werden sie nicht alles tun, das Land auszusaugen, das Volk auszurotten, um Ersatz für das zu empfangen, was sie früher als Darlehen gaben, und für daS, wach sie jetzt als Kosten bezahlen?" Die Vorstellungen, die beim Monarchen gemacht wurden, blieben nicht ganz ohne Wirkung. Wenigstens bekam Federmann , den die Welser als geeigneten Kandidaten für den Statthalterposten prüfen- tierten, nicht die Bestätigung der Krone. Soviel erreichten die schweren Anklagen, die gegen ihn, wie gegen seine Spießgesellen erhoben worden waren. Andererseits aber war der Einfluß, den die Kapitalmacht der Augsburger Firma übte, so groß, daß die Welser es durchsetzten, in ihr„Recht" auf die Regierung von Vene- zuela wieder eingesetzt zu werden. Und daß an Stelle Federmanns zener Georg Hohermuth , der auch nicht der beste Bruder war. als Statthalter hinausging, verbesserte die Ausfichten der Eingeborenen auf ein menschlicheres Regiment um so weniger, als Federmann doch wieder auf dem Plan erschien, er begleitete den neuen Gouverneur als sein Unterbefehlshaber. Federmann wurde denn auch, kaum in Coro eingetroffen, zu einem großen Raubzug ins Innere losgelassen. Diesmal hatte er es hauptsächlich auf die Menschenjagd abgesehen. ES gelang ihm, große Massen voir Indianern einzusaugen, die nach San Domingo verfrachtet und vom dortigen Faktor der Welser als Sklaven verkauft wurden. Inzwischen hatte sich auch Hohermuth auf die Beine gemacht, um dem verführerischen Ziel zuzustreben, das noch keiner seiner Vor- gänger erreicht hatte— dem Goldland. Es hat kein Interesse, ihm überallhin auf seiner abenteuerlichen Fahrt zu folgen, die im Verlaus mehrerer Jahre bis an die Anden ging und. wie sich versteht, der Fata Morgana des Dorado nicht näher führte. Am Platz sind bloß ein paar Tatsachen, die für das Wesen der Hohermuthschen Expedition bezeichnend sind. Da ist denn schon bemerkenswert, daß zn ihrer Ausrüstung Geistliche imd— Bluthunde gehörten. Jene sollten die blinden Heiden bekehren, diese das Menschenwild stellen und eventuell in Stücke reißen. So läßt sich denken, wie mit den Indianern verfahren wurde: man hetzte sie wie wilde Tiere. Beispielsweise unternahm gleich in den ersten Wochen der Expedition Hohermuths Unterbefehlshaber Cardenas mit einer Ab- teilung einen Streifzug. Ueber seine Rückkehr zum Gros heißt es in Hohermuths Tagebuch;»Den 23. Tag kam Cardenas zurück. bracht 30 Stück Jndier gefangen, etliche ließ er von Hunden zer- reißen, die anderen testete er unter die Christen," und im nämlichen Stile gehen diese scheußlichen Tagebucheintragungen weiter. Einen Kazsten, der een Fremden, um sie los zu werden, weisgenmcht hatte, das Dorado liege irgendwo in der Nähe, ließ Hohermuth. nachdem er seine» Hereinfalles inne geworden, samt 100 Indianern in einem Hause verbrennen. Die Abenteurer, die vielfach große Not litten. ivaren schließlich ganz vertiert, es kam so weit mit ihnen, daß sie Menschenfleisch stoßen. Fast drei Viertel der Ausgezogenen lebten nicht mehr, als die Expedition im Mai 1538 völlig ausgehungert und abgerissen wieder in Coro anlangte; hier mußten sie auch noch die Erfahrung machen, daß ihre ganze Habe unter den Hammer gebracht worden war, West sie für verschollen galten. Erfolgreicher war eine Expedition, die inzwischen Nikolaus Federmann angetreten hatte. ES gelang ihm, die Anden zu übersteigen mid 1538 in die Hochebene von Bogota einzudringen, wo er große Schätze von Gold und Smaragden erbeutete. Er beeilte fich dann, seinen Raub in Sicherheit zu bringen, aber nicht etwa nach Coro, um pflichtgemäß abzurechnen. sondern nach Jamaika und von da nach Europa . Mit anderen Worten, Fedennann brannte durch. Für alle Aufforderungen der Welser, ihnen die mitgebrachten Schätze auszuliefern und über den Verbleib ihm anvertrautcr großer Geldsummen Recheuschast ab- zulegen, hatte er nur taube Ohren. Er wurde dann wegen Unter- schlagung angeklagt, starb aber in den Niederlanden , ehe er ab- geurlestt worden war. Mittlerweile war auch, im Dezember 1510, der Statthalter Hohermuth, mit dem Tod abgegangen. Zu seinem Nachfolger wurde der Sohn des Chefs der Welsersirma, Bartholomäus Welser ernannt, der aber bei feiner Jugend und seiner Unbekanntschaft mit südamerikanischen Verhältnissen die eigentliche Leitung der Geschäfte den: erfahrenen Philipp von Hutten überließ: Hutten war seit 1534 in Venezuela und hatte die Hohermuthsche Fahrt gen Dorado mitgemacht. Er stand nicht ganz so tief, wie die übrigen deutschen Führer. Das ist natürlich bloß vergleichsweise zu nehmen. Der beste Bruder war auch Hutten nicht, sonst wäre er nicht gleich zu einem neuen Zug ins Goldland aufgebrochen, der nichts anderes war und sein konnte als ein Raub- zug gegen die Eingeborenen. Mit Welser hat er sich jahrelang in der Irre herumgetrieben, von der fixen Idee genarrt, daß irgendwo der.güldene Kazike" zu fassen sein müsse. der in der Lage sei, sich täglich den ganzen Körper mit Goldstaub zu bemalen. Da an der Küste keine Nach- richten von Welser und Hutten mehr eintrafen, so ernannten zuletzt die spanischen Behörden von San Domingo aus eigener Macht- Vollkommenheit einen Spanier Juan de Caravajal, einen zu allem fähigen Menschen, zum Stalthalter. Caravajal legte 1545 im Tale des Tokuyo die gleichnamige Stadt an. Hier erschienen nun auf einmal in den ersten Monaten des Jahres 1540 die verschollen geglaubten Goldsucher, soweit sie noch lebten. Caravajal war durch- aus nicht erfreut, Welser und Hutten austauchen zu sehen. Es kam zwischen den Nebenbuhlern zum Kampfe, lvorin der Spanier die Oberhand behielt. Die beiden deutschen Führer wurden lebend gefangen und sodann in der brutalsten Weise geköpft. Dafür mußte' Caravajal selber schließlich auch mit dem Leben bezahlen: in Coro wurde er wegen deS Mordes zum Tode verurteilt uiid gehängt. Diese erbaulichen Vorgänge waren der Schlußakt der deutschen Herrschaft in Venezuela . Die Welser blieben zwar nominell iroch ungefähr ein Jahrzehnt iin Besitze des Landes, hatten aber die Lust zu weiteren Kapitalsaufwendungen verloren und ver- zichteten 1555 endgültig auf Beneztiela., Eine zusammenfassende Würdigung der deutschen Wirtschaft in Südamerika * hat von Zeitgenossen LaS CafaS gegeben an einer Stelle seines großen Werkes über die Vernichtung des spanischen Indien , die nach einer alten deutschen Uebersetzung also lautet:„Im Jahre 1523 hat unser Herr König, dazu durch listige Ränke über- redet, das große Königreich Venezuela etlichen deutschen Kaufleuten eingeräumt und gegeben. Wie solche in dies Land mit 300 Kriegs- leuten oder mehr kommen find, haben sie die Einwohner schlicht und einfältig gefunden, wie sie denn in anderen Orten Indiens gleich„auch also genaturt waren, ehe ihnen die Hispanier Ueberlast zufügten. ES haben fich aber diese Deutschen ärger als alle vorigen Tyrannen erzeigt und flch unmitleidiger und grausamer gehalten als die wilden Tigertiere oder reißenden Löwen und Wölfe. Denn sie trachteten mit großem Fleiß auf nichts anderes als auf Weg und Weise, wie ssie Gold und Silber sammellt und zu Wege bringen möchten. Derowegen hatteir sie alle Folterfnrcht weit hinten von sich gelassen, gaben auch auf den König nichts, und also zrp sagen, hatten sie fich selbst gar vergessen, daß sie Menschen wären. Diese Teufel in Menschengestalt haben mehr als 400 Meilen eines fruchtbaren Bodens verderbt und darinnen große und wunder- bare Länder, weite, lustige Thäler, so oft eins vierzig Meilen begriffen, schöne, große Flecken, die voller Leute und Gold waren. Sie haben un, gebracht und ausgeraubt mancher- lei Volk, auch also, daß derselbigen Sprache verloren und auS- geloschen ist; sie haben mit solchen unerhörten Mitteln der Grausam- keit, auch wie ich glaube, mit Mitteln des Unglaubens umgebracht und in die Hölle gestürzt mehr denn 4 oder 5 Millionen Seelen und hören noch nicht auf. in ihrer Tyrannei fortfahrend.„Dabei ist ja nun ein bißchen Ketzerriecherei und auch wohl einige Uebertreibung in den Zahlen mit untergelaufen. Im ganzen aber stimmt Las Cosas' summarisches Verdammungsurteil zu den Einzeltaten dieser deutschen Kolonialhelden des 16. Jahrhunderts.—