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das Aussehen einer gewöhnlichen gelle. Der fugelige Körper be-| fast aller Mittel schon entblößt, die umliegenden Gegenden zu durch fteht aus Protoplasma, in dessem Innern wir einen normalen forschen. Doch im Augenblick höchster Not und beginnender Ber  Kern und das unscheinbare Zentralförperchen erblicken. Beim zweiflung krönte ihn der Erfolg, freilich ein trauriger, alle Hoff­Heranwachsen jedoch wird der größte Teil des Belleibes abgestoßen, nungen bernichtender Erfolg. Er stieß auf Estimos, die ihm von der Kern verliert seine Kugelgestalt, streckt sich stark in die Länge Franklin und seinen Gefährten erzählten; er fand die Urkunden und wird zum Kopfe des jungen Samenfadens, das Zentral- auf, die Licht verbreiteten über ihr trauriges Geschjid, und er ents förperchen tritt mit dem Kern in Verbindung und wächst sich zu deckte endlich auch Stelette, die feinen Zweifel mehr ließen dem sogenannten Hals- oder Mittelstück des Spermatozoens aus, über das entschliche Ende diefes fo groß begonnenen Unternehmens. während sich der Rest des Protoplasmas zu dem langen und dünnen Das Geheimnis der Franklin- Expedition war enthüllt; alle ein Schwanzfaden umbildet. zelnen Etappen ihres zähen Ringens mit Hunger und Kälte fonnten rekonstruiert werden. Franklin selbst war schon 1847 ge­storben, feine Gefährten hatten noch über ein Jahr lang weiter gelebt und weiter gehofft... Die" for" und ihre mutige Mann­schaft lief am 20. September 1859 in die Themfe ein. Mac Clintoc wurde mit Ehren überhäuft und von vielen wissenschaftlichen Ge­sellschaften zum Mitgliede ernannt. Zwischen 1848 und 1859 hatte er an vier Versuchen, das Dunkel des Polartreises zu lichten, nam­haften Anteil genommen, hatte sechs Winter in Gis verbracht, mehr als 50 000 Meilen im Schlitten zurückgelegt, hatte im ganzen 7000 Meilen Küstenlinie erforscht und das Schicksal der Franklin­Expedition aufgeklärt, worüber er in einem 1859 erschienenen Buche ausführliche Rechenschaft ablegte

Es bleibt uns jezt nur noch übrig, der bei einigen Tierarten vorkommenden, abweichend gebauten Spermatozoen zu gedenten. Da beanspruchen zuerst die Samenfäden der meisten Krebstiere Erwähnung. Hier bemerkt man nichts von einem dünnen, faden förmigen Bau. Wo ist die leichte Beweglichkeit? Plump und unbeholfen liegen diefe Keimzellen unter dem Mikroskop, sie haben noch vollständig den typischen, fugeligen Bau der Zelle( 3. B. bei Daphniden Basserflöhen) bewahrt. Wie kommt es, daß diese Spermatozoen nicht die vorteilhafte Fadenform erlangt haben? Nun, in diesem Falle war eine solche Ausbildung nicht notwendig. Bei diesen Tieren werden die Spermatozoen im Begattungsatt so nabe mit den Eizellen zusammengebracht, daß sie keiner erheblichen Beweglichkeit bedürfen und ein Verfehlen fast ausgeschlossen ist.

Kleines feuilleton.

erregen.

B

Theater.

fo

Deflamation hinarbeitet, vergeistigt fich, lange man sie auf der Bühne sieht. Die hohe, elastische Gestalt, die feinen Züge des träumerisch weichen Gefichtes wirken noch immer mit dem Reiz der Jugendlichkeit. Die leise, von Augenblick zu Augenblick fich ändernde Bewegtheit der Mienen, das verlorene Lächeln, das zuweilen aufperlt, erhöhen den eigenartigen Zauber, halten das Auge von Anbeginn, noch ehe die Blize der Leidenschaft aufleuchten, im Banne. Eine Steigerung der Anteilnahme bis zur Illufion war, von den Hemmungen jeder fremdsprachigen Auf­führung noch ganz abgesehen, durch die Natur des Dramas ausgeschloffen; man bergay nie, daß alles nur gemaltes Feuer war, doch die Kunst der Malerei war groß genug, die Lust am Schauen bis zum Ende stets von neuem zu Helene de Brecheebel, die Bernsteinfche Heldin, erfährt von ihrem blaublütigen Bräutigam, daß er über eine Million ihm anvertrauten Geldes verspielt habe. Im Drang, dem An gebeteten, desien Herrlichkeit durch eine solche fleine Unterfchlagung nicht geschmälert werden kann, zu helfen, offenbart fie fich schließlich ihrem Bater, einem reichen Streber, der fie in eine Konvenienzebe hincin getrieben und nun, um den Skandal des Ehebruchs geräuschlos aus der Welt zu schaffen, die lumpigen Sechshunderttausend begleichen will, wenn sich der chevalereste Spieler verpflichtet, aus Frankreich  zu verschwinden. In dieser Szene, in der aufschimmernde Hoffnung In Angit, Born, Fleben, verzweifelte Empörung umichlägt, spielten alle Register Hadingschen Birtuofentums mit glänzender Bravour zufammen, aber Stärfer noch und länger in der Erinnerung nachhallend war der Schlichte Ausdruck schmerzlicher Zärtlichkeit nach dem Bekenntnis des Geliebten gewesen. Sie flieht zu ihm aus dem elterlichen Haufe. Der letzte Aft bringt etwas wie eine Apotheose dieses Gentleman, der als Träger eines alten Stammbaumes wohl unterschlagen, aber unmög lich solche Bedingungen annehmen kann. Seine Ehre verlangt einen Pistolenschuß, den er korrekt vollführt.

Neues tönigliches Opernhaus( Gastspiel der Jane Hading  ): 2a Rafale  , Drama in 3 Aften von Henry Bernstein  . Nach der Rejane, Sarah Bernhard   und Eufanne Desprès hat nun auch Jane Hading  , ein vor Jahr Aus dem Leben eines Nordpolfahrers. Der Admiral Sir zebuten bereits gefeierter Pariser Theaterstern, Berlin   zu einem Francis Leopold Mac Clintod, dessen Tod foeben aus Gastspiel aufgesucht. In ihrem Programm find Briefe franzöfifcher London   gemeldet wird, hat sich in der Geschichte der Nordpolforschung Dramatiker, von Dumas, Capns, Bourget, Prévost abgedruckt, die einen Namen errungen, der nicht sobald bergeffen werden wird. Das überfließen von galantem und enthusiastischem Lobe. Ihr Spiel Kap Mac Clintod, die Mac Clintod- Insel erzählen dem Geographen von in Bernsteins Drama ließ diefen Ton dankbarer unerkennung be seinen fühnen Zaten. Aber noch größeren Ruhm errang er als greiflich erscheinen. Die grobe Spanning, auf die das der Ergründer des Franklin Geheimnisses, als Bert mit allen 8wangsmitteln französischer Bühnentechnik der Enträtseler des furchtbaren Schicksals, das den berühmten und Nordpolfahrer Sir John Franklin   in der Nacht des ewigen Eises den Tod hat finden lassen. Mac Clintock hatte sich bereits als tüch tiger Seemann   bewährt und weite Reisen untenommen, als er bei seiner Rüdfehr nach der Heimat im Jahre 1848 die Augen der ganze Welt in angstvoller Spannung nordwärts gerichtet fah, da keine Kunde von der 1845 abgegangenen Nordpolexpedition Franklins in die zivilisierten Länder mehr dringen wollte. Bei der Hülfs­expedition, die Sir James Roß   zur Auffindung des Forschers unternahm, ging Mac Clintod als junger Leutnant mit und zeich nete sich bei der fühnen Schlittenreise aus, die Roß mit ihm au­fammen unternahm. Nur färglich ausgerüstet, wagten sich die beiden in unbetretene Gebiete und entfernten sich unter den schwer­ften Gefahren 40 Tagereisen weit von ihrem Schiff. Aber all ihre Anstrengungen waren vergebens. Die Eregung in England war unterdessen noch gestiegen, und ein neues Unternehmen wurde unter Kapitän Ommanneh ausgerüstet, den Mac Clintock als erster Leutnant begleitete. Der Glanzpunkt dieser Expedition war wieder eine waghalsige Schlittenreise Mac Clintocks, auf der er das erste Winterlager Franklins auf der Insel Beechey entdeckte und 80 Tage lang mit nur sechs Mann 900 englische Meilen weit in Schnee und Eis nach Norden vordrang, bis zu dem westlichsten Punkte, den Barry 1820 von Often aus in den arktischen Regionen erreicht hatte. Enttäuscht, aber nicht entmutigt mußten die Forscher wieder dem Bol den Rücken wenden, aber der unerschrockene Leutnant, der unterdessen zum Kapitän befördert war, drang auf einen dritten Versuch, der auch unter dem Befehl Sir Edward Belchers einge­leitet wurde. Hundert Tage lang führte Mac Clintock diesmal seine kühnen Schlittenzüge dem Bole zu, fast 1400 Meilen legte er zurüd und kam bis zu dem nach ihm benannten Kab Mac Clintock, der Nordspite des Brina Patrid- Eilandes und den Polynia- Inseln; aber von Franklin fand er keine Spuren. Die Behörden gaben alle Hoffnung auf; allgemein nahm man an, daß der Forscher sicher den Tod gefunden habe mußte. Nur die Gattin Franklins berharrte weiter in ihrem Eifer, eine neue Hülfsexpedition zustande zu bringen, und ihr zur Seite stand Mac Clintod. Die Aufrufe der tapferen Frau verhallten nicht ungehört, durch. Subskriptionen tamen 60 000 Mart zusammen und der Plan eines letzten Versuches wurde gefaßt. Die Ausrüstung fand den beschränkten Mitteln gemäß in bescheidenstem Umfange ftatt; eine fleine Schraubenjacht ben 177 Tonnen, die" For", wurde für die gefährliche Reise her­gerichtet und Mac Clintod übernahm das Kommando. Er wußte, daß er bermöge seiner Erfahrungen der einzige wäre, der dieses Rätsel auflösen fönnte. Am 1. Juli 1857 fegelte die fleine Jacht von Aberdeen   ab, aber schon im August geriet fte in einer Höhe von 76 Grad in Padeis, so daß man für das Schicksal des wenig wider­standsfähigen Schiffes das schlimmste fürchten mußte. Drei Wochen lang fuchten die Seefahrer unter den verzweifeltsten Anstren gungen das Schiff wieder in fließendes Wasser zu bringen, schließlich mußten fie fich in das Schicksal ergeben, eingezwängt in Eis den hereinbrechenden Bolarwinter zu überstehen. Die Fog" trieb in diefen acht Monaten langsam und hülflos südwarts, in beständiger Gefahr, bon einem Eisberg zermalmt oder in einem jähen Sturm gerschellt zu werden. Als es endlich wieder frei wurde, mußte Mac Clintock erst wieder in die Gegenden des Pols hinauffegeln und noch einen zweiten Winter im ewigen Eis verbringen. Erst im Frühling 1859 fonnte er eine Schlittenreise organisieren, um verzweifelt und

dt.

Neue Freie Volksbühne( Deutsches Theater).. m die 8urunft", Drama von Wilhelm Holzamer  . Wenn doch der Dichter diesen Tag noch erlebt hätte! Seinen Ehrentag; denn als solch einen hätte er ihn bewertet., Und er würde hieraus frucht bare Rubanwendungen für sein ferneres Schaffen gezogen haben. Vielleicht hätte er's bei diesem einzigen Schritt auf die Bretter genug sein lassen, wo der Dornen und Disteln so viele find. Biel­leicht aber würde ihn der Erfolg zu einem zweiten Waffengang ermutigt haben. Damals, und gerade für das borgenannte Drama, empfand er es als eine Notwendigkeit, sich einen Stoff vom Herzen herunterzuwälzen, der ihn lang genug gequält haben mochte. Ein dramatisches Erlebnis aus dem Schulstreit in Hessen  : ein dörfisches Lehrerdasein; zwar nicht von heute, sondern an die fünfzig Jahre aber doch auch ein Kulturbild aus der Gegenwart, weil zuvor der Konflikt zwischen Kirche und Schule noch jest genau so brennend geblieben ist, wie Anno dazumal. Os Kultusminister und Bischöfe wechseln, ist im Grunde gleichgültig menn nur das System Bestand hat. Holzamers Lehrerdrama spielt nun um die Reaktionsepoche herum, in der ein Wilhelm Ketteler   auf dem Mainzer   Bischofsstuhl faß. Da fühlte sich die katholische Pfaffheit im Heffenland besonders mächtig. Unter der Lehrerschaft aber brannte das 1848/49 entfachte Feuer heimlich weiter trotz aller kirchlichen Bevormundung und tro jeglicher Entrechtung der

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