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Be.

um eine Weltanschauung. Um eine Zuversicht, ein stilles Ergeben Geist und Reime finden, Dampf und Elektrizität ringen sie, da von nun an ohne Stachel, gleichsam über den Dingen, fingen Wie schon für manche Philosophen die Seele ein der gehette Mensch der Leiden ledig und des Glückes teilhaftig wird. geistiger Automat" war und für Du Bois- Reymond   die Welt eine Ludas Buch zeichnet sich im übrigen noch durch ein inniges Natur- Maschine", fieht auch der Autor im Zahnrad das Geheimnis der umfangen aus. Welt. Der Mensch ist ein Rädertverk mit eingelegten Wälzchen, er denkt und begreist nach festgeschraubten Begriffen. Die Beamten, zu deren Lebensnotdurft es gehört, Beamter zu fein nichts als cingerostete Automaten. Das Paragraphenwefen ein Automat, der die Bürger klein hackt, eine sogenannte Untertanenwurstmaschine". Die Staatsmänner Automaten der leeren Worte. Die Hurrafanaille, die den Patriotismus aus der Mannesbrust schwitzt- Automaten der Unterwürfigfeit. Sollten in einem fünftlichen Automaten nicht diese Bruchstücke des Verstandes und Unverstandes lebendiger Automaten zusammengehäuft werden können? So, daß das Näderwerk den Menschen übertrumpft? Und siehe, der mit Menschenhaut über­spannte Mechanismus blamiert mit höllischem Gelächter die Welt} Er haspelt die durch Jahrtausende von stupiden Menschengeschlechtern geprägten Worte bei der jeweilig passenden Gelegenheit ab und die ganze bornierte Masse der Stichworte brüllt schweifwedelud Beifall. Der Android kauft zuerst alle Zeitungen auf, wird Großindustrieller und zulegt, als ihm ein paar mathematisch logische Walzen herausgeschlagen waren und er deshalb nur noch als Phrasen­Perpetuum mobile funktionierte, Minister. Diese Jubaltsgabe fieht aus wie ein billiger Scherz, indessen man muß das Buch selbst lesen, um den grausamen Ernst zu erkennen, mit dem der Verfasser das öde Treiben des Puppentheaters an den Pranger stellt, das Staat und Staatsbürger mit Gott für König und Baterland aufführen. Das Ja- und Amensagen der Masse, die elvige Dummheit der Dugend­feelen was für gellende Peitschenschläge fallen hierfür ab1 und als am Ende der Automat aus den Fugen geht und dem Herrn Minister, der heiligen Staatsraison, ein Räderwerk aus dem Bauche quillt, prasselt er noch einmal ein fatanisches Lachen über der loyalen Menschheit Lächerlichkeit aus. Leo Gilbert   ist ein fichernder Verächter der Sklavenseele und erteilt mit spöttischem Humor eine beherzigenswerte Lektion. Das Buch, das ebenso unter als heilsames Schnupfmittel für das große befreiende Lachen einen haltend wie anregend ist, sollte sowohl als Aufklärungsbuch, wie Blah auch in Arbeiterbibliotheken finden.

Ganz und gar ein Weltanschauungsbuch ist auch: Mar Geb. hard von Rudolf Such.( Egon Fleischel u. Co., Berlin  .) Fast gar keine Handlung mehr, fein bewegtes Spiel der Kräfte, alles nur noch Reflexion. Waren in dem Luckaschen Roman noch Herz und Gefühl in Mitleidenschaft gezogen, hier thront nur das Hirn. Dieses Hirn fikt als ein Richter über der Welt. Aphoristisch und in Paradoren äht eine zersetzende Zweifelsucht den Glanz von Menschen und Dingen ab. Und das größte Paradoron des Buches ist, daß dieses scharf und richtig urteilende Hirn just das Hirn eines preußischen Regierungsaffeffors ift. In einem Winkel dieses Hirns bohrt noch das Boruffentum, die Bismardanbetung, das Aristo­tratengefühl, aber eine überwiegende Menschlichkeit sucht sich davon zu befreien. Und so löft sich dieser Regierungsassessor Gebhard nach und nach aus den Fesseln angestammter Borurteile, wirft seine tläglich empfundene Gymnasialbildung und seinen hemmenden Be­ruf über Bord und wird ein freier Geist und damit ein freier Mensch. Es lohnt sich schon ein Stück Weges mit diesem Philo­sophen zu gehen, wenn er auch nicht auf jene wolfenlosen Höhen führt, da das befreiende Lachen wohnt. In seinem Lachen stedt noch viel Galle, wenn er höhnend sich eine Lächerlichkeit, eine Dummheit, einen Betrug aus unserer Schwindelkultur herausgreift und das eigentliche Wesen unserer Schablonenbildung auf allen Gebieten herauszudestillieren sucht. Bei dieser geistigen Destillation verdampft dann zumeist alles zu nichts, nur der Pessimismus bleibt zurüd. Huchs ganzes Buch läuft auf Desillusion hinaus. Aber sein Berdienst ist, daß er durch Zertrümmern falscher Ideale den Weg und den Blid frei macht für Vernunft und Erfenntnis neuer Lebenswerte. Und wir brauchen auch sie, diese schrille Dissonanzen musik der Verneinung, wenn ringsum die Schönfärber ihre Psalmen auf die göttlichste aller Welten gar zu aufdringlich singen.

Wir bringen aber auch neben den Romanen voll schweren Ernstes Erheiterungsbücher, mit einer tüchtigen Portion Uebermut durch schossen! Der Mensch will nicht nur erhoben, ethisch erleuchtet, tragisch bewegt werden, er will auch einmal lachen. Viel zu wenig Bücher gibt es, die dem Menschen dieses harmlose Lachen bringen, das Erquidung und Jungbrunnen ist. Ein tiefes Buch lesen, be­deutet Arbeit. Eine Lektüre zum Ausruhen, gleichsam für die Ferien des Geiftes, ein leichtes, lachendes anspruchsloses Buch hat uns nun Hermann Heijermans mit seiner phantastischen Geschichte: Geflügelte Zaten( Egon Fleischel u. Co., Berlin  ) beschert. In diesen entsetzenerregenden, herzbeklemmenden, aber teineswegs unmoralischen Abenteuern", zeigt der sonst ebenso realistische, wie pathetische Autor ein ganz neues Gesicht. Er kommit als Humorist daher und in der Tat, das Debut ist überraschend gut ausgefallen. Heijermans   schildert in ergöglicher Komit die nächt lichen Ausflüge einer reich gewordenen Schweineschlächterfamilie mittels amerikanischer Flugmaschine. Das Oberhaupt befagter Familie Schwalbe hat den technischen Rappel bekommen, mit dem er sich und die Seinen zu Selbstfliegern" machen will. Die nächt. lichen lebungen im Bodenzimmer, bei denen Herr Schwalbe vorerst noch mit seinem Haarschopf den Kalt vom Plafond scheuert, das tühne Experiment ums Haus herum zum Entfehen der Dienstboten, das große Wagnis zur einsamen Burgruine auf Flügeln der Luft­strampelmaschine, bei dem die Flügel verbrennen und die Familie Schwalb, auf hohem Turm ausgefeßt, in trostloser Berlaffenheit ihr Ende, erwartet; dazu die anwachsende Aufregung der Nachbarn, die in ihrem heiligsten Instinkt, der Neugierde, durch die geheimen Manipulationen der fliegenden Familie verletzt werden das alles zusammen ergibt die heitere Historic, über die man herzlich lachen kann. Unterhaltend sind gleichfalls die scherzhaften Aus­blide in das Zeitalter des Fliegens.

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Kleines feuilleton.

J. V.

Das Gummiarabikum von Senegal  . In dem interessanten Werke von Bérenger- Féraud Les Peuplades de la Sénégambie" finden wir sehr eingehende Mitteilungen über die Gewinnung des Gummiarabifums durch das Hirtenbelt, das das rechte Ufer vom Senegal   bewohnt, durch die Maures, deren Haupthandel eben das Gummi bermittelt. In dieser Eigenschaft spielt es daselbst eine fo beträchtliche Rolle, daß sich dieses Volk um einen Gummiwald oft mit Erbitterung schlägt. Bis auf die Zeit des genannten Reisenden gewann man das Gummi nur auf dem rechten Ufer des Senegal  ; und um selbiges zu finden, unternahm man zunächst Streifereien in das Land. Man hatte früher geglaubt, daß das Produft nach regenreichen Jahren von selbst erscheine, sobald mit der trockenen Jahreszeit Ostwind eintreffe und die Rinde risfig mache. Das mag, so meinte unser Reisender, bis zu einem gea wiffen Grade wahr sein, er selbst aber halte eine Schmaroßer pflanze für die Urheberin. Diese nennen die Eingeborenen Tobb, und sie sei eine ähnliche Pflanze, wie man sie auf unseren europäischen Bäumen als Mistel finde. Selbige siedele sich auf den Afazien an und bewirke da, wo sie in die Rinde eintrete, eine wundenartige Geschwulst, aus der dann der Saft des Baumes als Gummi ausfließe. Die Pflanze wurde später von dem be rühmten Botaniker Charles Martin Loranthus Senegalensis bestimmt. Ein Gummiwald heißt bei bon Montpellier als den Eingeborenen Kraba und ist als solcher heilig, weshalb es Ein viel weniger harmloses Lachen als das forgenscheuchende tein Fremder ungeahndet wagen dürfte, auch nur einen Zweig Lachen Heijermans macht 2eo Gilberts phantastisch- satirischer abzubrechen. Wer von den Mitgliedern des Stammes einen Roman: Seine Exzellenz der Automat.( Schuster u. solchen Wald besitzt, hat auch das Recht, Gummi zu ernten. Diese Loeffler, Berlin   und Leipzig  .) Hier wirbelt ein phantastischer Ernte beginnt im Oktober mit dem Erbauen von Hütten am Geist einen tollen Herensput auf, aber hinter dieser fühnen Saume des Waldes, und zwar da, wo sich Brunnen finden oder Phantasie steht die Wissenschaft und hinter diefem Heren- wo man seine Ernten unterbringen fann. Die Gewinnung selbst sput steht die Wirklichkeit. Der flägliche Mechanismus ist eine rohe Arbeit, denn der Wald stellt den Sammlern durch unferer Lafaienwelt mit dem Bauchrutschen der Inechts Bienen und dornige Sträucher, wie sie auf der senegambischen feligen Untertanen. und ihrer Anbetung der goldbetreßten Sahara   nur allein sich zu entwickeln vermögen, große Schwierig­Phrase er schnurrt in Gilberts ingrimmig satirischem Buch keiten entgegen. Doch Stolz und Sorge um seine Familie laffen sein Pensum herunter. Der Automat mit dem Räderwerk im Jumern, den Sammler auch die schmerzhaften Berwundungen ertragen, und er macht sich zum Herrn der Welt. Was für ein geiftvoller Hohn so arbeiten alle mit Ausdauer und Eifer, um das Gummi all­auf die Denkfaulheit, auf das automatisch arbeitende Hirn der mählich einzuheimsen. Zu diesem Behufe bewaffnen sich die Menschheit, auf die Riesenschlagworte des Stumpfsinns ist dieser Maures mit einem langen, am Ende gekrümmten Stode und tünstliche Mensch mit den eingelegten Walzen, die auf alle die be- helen mit dessen Hülfe die mehr oder weniger großen Gummi­liebten Stichworte der Philister ihre Litaneien herunterleiern und pfropfen von dem Astwerke herunter. Kann das in der Nähe den der Autor auf die lieben Mitautomaten, die unsere Ge- der Brunnen geschehen, so trägt der Arbeiter nur einen kleinen sellschaft bilden, losläßt. Die Walzen enthalten alle die schönen Lederjack bei sich, um das Gummi darin unterzubringen; im unt Redensarten, mit denen man Karriere macht: Königstreue, Bater- gekehrten Falle führt er in einem zweiten Eade eine Partie landsliebe, Gottesfurcht und Biederkeit. Kein leeres Hirngespinst ist Waffer mit sich, aber niemals duldet der Herr, daß sein Stlabe dieser geistig funktionierende Android( menschenähnliches Produkt), er mit Lebensmitteln sich versieht. Er sucht ihn durch dieses Mittel ist die Quintessenz eines logischen Dentens. Alle Gedanken Gilberts tätiger zu machen. Hat der Stlave, entfräftet durch Hunger drehen sich um den Mechanismus, der die Welt regiert. Wenn er und eine entsetzliche Sihe, gegen Abend das bestimmte Maß der das Frühlicht" beschreibt, so kommt ihm dafür das Bild Eisen- Ernte nicht erreicht, hat der Hunger ihn gezwungen, das ge­fluß", und was müssen das für schäbige Boeten sein, die nicht wonnene Gummi zu verspeisen, so wird er bis zum äußersten

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