Und als«r erst so weit Kar, schenlten ihm die Aufesher undder Soldat, der ihn durch das Fensterchcn in der Zellentür zubeobachten hatte, weiter keine Beachtung. Es war dies der gewöhn-liche Zustand der Verurteilten vor der Hinrichtung, der nachder Meinung des Aufsehers, dem übrigens in dieser Hinsicht allepersönliche Erfahrung fehlte, dem Zustande der Schlachttiereglich, wenn sie durch den Beilhieb gegen die Stirn betäubtwerden..Jetzt ist er betäubt, jetzt wird er bis zum Tode selbst nichtsfühlen," sagte der Aufseher, ihn mit seinen erfahrenen Augenmusternd..Hörst Du, Iwan? He, Iwan!".Mich darf man nicht aufhängen," liest Janhon sich düster der-Nehmen, und sein Unterkiefer sank wieder hinab..Hättest Du nicht gemordet, dann würde man Dich nicht auf-hängen," sagte in lehrhaftem Tone der Oberaufseher, ein nochjugendlicher, doch schon sehr würdevoller Mann mit Orden auf derBrust..Das Morden�.. lällt Dir, aber hängen willst Du nicht!"„Ganz umsonst wollt er'neu Menschen totschlagen. Zu schlau,«nd doch sehr, sehr dumm."„Ich will nicht," sagte Janston.„Nun, mein Lieber, so wolle doch nicht, das ist Deine Sache,"meinte der„Ober" gleichgültig.„Statt Unsinn zu schwatzen,solltest Du lieber über Dein Vermögen verfügen. Wirst doch irgendwas haben?"„Gar nichts hat er. Nur Hemd und Hosen. Und dann noch'ne Pelzmütze— so'n Geck!"So verging die Zeit bis zum Donnerstag. Am Donnerstagaber, um zwölf Uhr nachts, erschienen in Jantzons Zelle gar vieleLeute, und ein Herr mit Achseltlappen auf den Schultern sagtezu ihm:„Na. nun mach Dich fertig. Wir müssen fahren."Janston zog, seine Glieder nur langsam und schlaff bewegend,alles an, was er besah, und wickelte auch den schmutzig-roten Schalum seinen Hals. Der Herr mit den Achselklappen sah zu, wieer sich anzog, rauchte seine Zigarette und sagte zu irgend jemandin seiner Nähe:„Wie warm das heut ist! Ein richtiger Frühlingstag I"Janstons kleine Augen schloffen sich, er ging ganz wie imTraum umher und bewegte sich so langsam und träg, dast der Auf-seher ihn anschreien mustte:„Na, rascher, rascher! Bist wohl eingeschlafenl"Plötzlich blieb Janston stehen.„Ich will nicht," sagte er welk.Man fastte ihn unter die Arme und führte ihn hinaus, und erschritt gehorsam, die Schultern hochziehend, mit. Drausten umfingrhn sogleich die frische Frühlingsluft, und sein Näschen wurdefeucht. Das Tauwetter hielt auch in der Nacht noch an, irgendwoher liest sich munter klingend das Ausschlagen von Tropfenauf das Steinpflaster vernehmen. Und während die Gendarmensäbelklirrend sich bückten und in den schwarzen, laternenlosenWagen stiegen, stand Janston wartend da, fuhr mit dem Fingerunter seiner feuchten Nase hin und schob sich den schlcchtgebimdenenSchal auf seinem Halse zurecht.(Fortsetzung folgt.).'lNaihdruir verboten.)�.ätlclkafte afrihamfche Völker-trümmcr.Kartenmästig ist uns der ehemals„dunkle" Weltteil heute gutoder wenigstens leidlich bekannt, und die zahllosen Reisenden,denen wir das verdanken, haben auch über dessen Bewohnerschafteine Fülle wichtigen Beobachtungsftosfcs gesammelt. Wir dürfenwohl mit Sicherheit annehmen, dast heute dort niemand mehr einuns unbekanntes Volksclement auffinden wird, ebenso wie es aus»geschlossen ist. dast jemand in Afrika etwa noch einen neuen grastenStrom oder See, oder ein hohes Gebirge entdecken könnte. DieseZeiten sind vorüber. Trotzdem aber bietet gerade die VölkerkundeAfrikas eine Reihe ungelöster Fragen, deren Unklarheit um sogrösser geworden ist. je mehr man sich mit ihnen beschäftigt hat.Afrika ist der Erhteil, wo sich die meisten Zwergrassen-r e st e in die Gegenwart hinübergercttet haben. Aus Amerikakennen wir solche nicht, in Asien sind sie spärlich und nur im Südenund Südosten anzutreffen. In Südafrika machten die Europäersehr bald mit den Buschmännern Bekanntschaft, die jedocherst in den bvcr Jahren des vorigen Jahrhunderts eine sach�gemäste, wissenschaftliche Beobachtung in anthropologischer Be-ziehung erfuhren(durch Gustav Fritsch). Bald darauf fandDu Chaillu am Ogowe die O b o n g o-, und Schweinfurth im Nil-gebiet die A k k a z w e r g e aus. Man erinnerte sich der aufägyptischen Quellen beruhenden Berichte Herodots und Aristoteles'.wonach die Gegenden am Ursprung des Nils von Pygmäen bewohntsein sollten, und der Schlust lag nahe, man habe es bei den Busch-männern, wie der den Alka, um weit voneinander getrennteReste der afrikanischen Urbevölkerung zu hin. Fritsch und Schwei».kurth, und viele mit ihnen, zogen denn auch jenen Schlust. Alsdann das äquatoriale Afrika näher bekannt wurde, stietz mannoch auf mehr Stämme solcher kleinen Menschen, und der Um-stand, dast sie alle in schwer zugänglichen Waldgcbirten oder—wie die Buschmänner— in Wüstengegenden lebten, schien MSMeinung zu stützen, dast man es in der Tat mit den letzten lieber«lebseln einer primitiven Urrasse zu tun habe, die sich nur dortnoch vor den eingedrungenen stärkeren Rassen halten können.Warum aber sollte die Bevölkerung Afrikas gerade klein«wüchsig, zwerghaft gewesen sein? Warum nicht normalwüchsig,wie die Menschen neuer und alter Zeit? Dafür fehlte eine aus-reichende Erklärung. So wurden denn Zweifel laut, und es istnoch nicht lange her, dast eine Reihe von Forschern die Ansicht ver»trat, die Pygmäen seien infolge ungünstiger Daseinsbcdingungendegenerierte, wenn vielleicht auch alte Zweige der sie umgebenden.günstiger gestellten Stämme. Doch die Forschung ging weiter.Man konnte einzelne Pygmäen messen, sie beobachten— einigesind ja auch nach Europa gebracht worden— und da stellte sichheraus, dast von einer körperlichen Entartung nicht die Rede seinkonnte. Mit dem Begriff„Zwerg" verbinden wir den Gedankenan Verkümmerung, Mistgestaltung. Die afrikanischen Pygmäensind aber gewöhnlich nicht mitzgestaltet, sondern recht wohlgebaut.völlig proportioniert. Nur„klein" sind sie, sie haben ein Durch»schnittsmast von unter löü Zentimeter, wie der verstorbeneJcnenser Anthropologe Emil Schmidt durch viele Bergleiche er,mittelt hat. Und gleichzeitig ist dann wieder die UrbcvölkerungS»theorie zum Durchbruch gekommen, die es freilich jetzt dahingestelltsein lästt, ob die älteste Bewohnerschaft des Erdteils ausschliesslichaus Pygmäen bestanden hat. Von der Pygmäenfamilie der Warn»butti im Kongourwalde schrieb David, sie seien ohne Zweifelrichtige Neger, wenn auch von den Bantu gründlich verschieden.„Haben wir es mit einer schon früher stattgesundenen Abzweigungund nachherigcr weitgehender Anpassung zu tun? Ich glaube,die Wambutti sind als Urneger anzusprechen, bei denen spezifischeMerkmale höherer Bantus noch nicht negermästig ausgebildetsind."Völlige? Licht wird sich hier kaum jemals verbreiten, ebenso»wenig wie darüber, woher die afrikanischen Pygmäen gekommen.ob sie wohl ein Erzeugnis afrikanischen Bodens sind, nicht der„Wiege der Menschheit" Asien entsprossen. Aber man hat ge»funden, daß man die kleinwüchsigen Völker Afrikas noch langenicht genügend kennt, dast es namentlich an vergleichenden Unter«suchungen der Buschmänner auf der einen und der äquatorialenPygmäen auf der anderen Seite fehlt, dast uns ihr Geisteslebennoch verschlossen und daß es an der Zeit ist, das Versäumte nach«zuholcn. So hat die Wiener Akademie der Wissenschaften imvorigen Herbst einen Anthropologen(Rudolf Pöch) nach Südafrikazum Studium der Buschmänner entsandt, und da es auch in dendeutschen Kolonien, Kamerun und Ostafrika, nicht ganz an Pyg«mäen fehlt, so werden von unseren Museen aus ähnliche Expedistionen wohl bald folgen.Vorläufig können wir die Pygmäen nur mangelhaft charaktc«risieren. Während die äquatorialen Phgmäenreste vermutlichschon vor vielen Jahrhunderten genau dieselben beschränktenWohnsitze hatten wie heute, haben die Buschmänner bei An«kunft der Weißen in Südafrika und noch lange nachher, ein er»heblich weiteres Gebiet durchzogen, als ihnen jetzt noch zur Ver»fügung steht; und sie waren auch an Zahl das bedeutendste Pyg-maenvolk überhaupt. Heute schwinden sie unter dem Gifthauchder Zivilisation schnell dahin. In der Kapkolonie, wo die Busch»männer nun ausgestorben sein dürften, stellten sie bis»nS19. Jahrhundert hinein ein ansehnliches Volkselement dar, trotz«dem schon Taufende den Jagden der Holländer zum Opfer gefallenwaren. Am zahlreichsten haben sie sich in der Kalahari erhalten,aber auch für diesen ihren heutigen Hauptsitz vermag Passargsnur noch etwa 1599 bis 1899 Seelen herauszurechnen. Tie Körper«höhe der Buschmänner schwankt zwischen 149 und 195 Zentimeter,doch sind diese grösseren schwerlich reinblütig, wie denn überhauptMischungen mit Hottentotten und Kaffern das Bild sehr teein«trächtigen, wie Gesichtsform und Hautfarbe, die bei echten Ver»tretern der Rasse gelblich ist. Auffällig ist die Verschiedenheit derSprachen, wovon man lange nichts wußte; es soll sich keineswegs!nur um Dialekte handeln.Auch manche anderen Vorstellungen vom Buschmann habensich neuerdings wesentlich geändert. Man hat immer gemeint,daß er stets in politischer und sozialer Anarchie gelebt habe. InWirklichkeit lebte er früher in offenbar leidlich geordneten staat«lichen Verhältnissen, und Grund und Boden sind gesetzlich ver»teiltes Eigentum der Familien.„Der Begriff des zigeunerhaften,gesetzlosen, unsteten Wanderlebens fällt fort, und statt dessen er»kennen wir ganz bestimmte, gesetzmäßig geordnete, auf festemGrundbesitz gegründete, soziale Verhältnisse"(Passarge). Dochsind sie infolge der Vernichtung des Wildes, der varnebmstenExistenzbedingung für den Buschmann, ebenso wie die politischeOrganisation in der Auflösung begriffen. Früher war er aus»schliesslich Jäger. Da herrschte in Südafrika der kabelhafte Wild»reichtum, von dem uns Livingstone erzählt, und der Buschmannbrauchte sich um den Lebensunterhalt nicht zu ängstigen. Heute istjene Tierherrlichkcit dahin, mit ihr nahm die Zahl des Busch»manns ab, und in der armen Kalahari ist er in erster Linie nurnoch„Sammler"; d. h., er nimmt auf seinen Streifen alles Est-bare mit, was er an Früchten, Knollen, Wurzeln und kleinenTieren sindet. Es ist das ein Geschäft der Frauen, die dazu einegrohe kasche mit sich führen. Der Mann entwickelt im Jagenund Ueberlisten von Vögeln, Hasen, im Fallcnstellen und im Er,