fanden aber nichts, als eine Herde Pelikane, ünserm ersten Steuer­mann, der am besten aushielt, gelang es, zwei von den Viechern Mit Steinen tot zu werfen, und wir stürzten uns wie die Wilden auf die Vögel, rissen sie auseinander und sahen dann, jeder aus einem Stück Pelikan das Blut saugend, beieinander auf den Felsen." Am sechsten Tage kannte ich meine Kameraden nicht mehr. Ich weiß nur noch, daß plötzlich einer rief:Ein Schiffl" Ich sah wirk- lich auf hoher See ein Schiff mit einem rauchenden Schornstein. Wir taumelten alle nach dem Boot und dann nichts als hinaus. Die einen ruderten, die anderen schwenkten ihre Hemden. Nach einer Stunde, in der es schien, als ob alle wieder ihre Kräfte be- kommen hätten, sahen wir. wie das Schiff auf uns zudrehte. Von diesem Moment, an weih ich nur noch, daß ich eine Falltreppe hin- aufkroch. Als ich die Augen wieder aufschlug, sah ich das Gesicht einer barmherzigen Schwester über mir. Ich hatte dret Tage ohne Bewuhtsein gelegen. In Valparaiso   wurden wir ins Spital ge- bracht und nach drei Wochen dort als geheilt entlassen. Nur einer ist gestorben. Also, das war die Geschichte von meinem schönsten Weih- nachtsabend. Na, Pröstchen!" Er hob sein Glas, lächelte ein wenig mit seinen treuen blauen Kinderaugen und stieß dann mit mir an. Draußen tobte die Nordsee   ihr Weihnachtssturmlicd unk» der Südwest orgelte seine mächtige Fuge dazu. Anton Fendrich  . OnnelilcKe JVIalcrci. Der gewaltige Einfluh, den die japanische   Kunst auf die Malerei und das Kunstgewerbe in Europa   während des letzten Drittels des vorigen JahrbundertS ausgeübt hat. ist von modernen Kunstrichtern und Kunstgeschichtschreibern deS öfteren dargelegt und gewertet worden. Wir wissen, daß die neue Plakat- und Karikawrenzeicbnung, ja daß der ganze, für die Entwickelung der modernen Kunst so wichtige Jmpresfionisnms von Japan   die folgenreichsten Anregungen empfangen hat. Wir wissen, daß zahlreiche, um ihrer Originalität willen bewunderte moderne kunstgewerbliche Arbeiten, namentlich der Glas-, Porzellan- und Teppichindustrie. ohne japanische Vor- bilder nicht hätten entstehen können. Nachdem in Frankreich   die Schrifsteller Edmond und Jules de Goncourt das Verständnis für die eigenartigen Reize der japanische   Kunst angebahnt batten, griff die Begeisterung ftir die Formen- und Farbensprache Japans  während der 80er und Wer Jahre des 19. Jahrhunderts immer mehr um sich und. führte sogar hie und da zu so geschmacklosen snobistischen Uebertreibungen, dah man von einerSeuche des Japanismus" reden durfte und vor ihren Gefabren warnen mußte. Aber während für Japan  alles schwäripte oder zu schwärmen vorgab, blieb die Kunst Chinas  ein unbekanntes Land. Man pflegte sse mit der Phrase abzunin, der Chinese sei zu'künstlerischem Schaffen von Natur nicht befähigt und überdies seit Jahrhunderten in starrem Schematismus ver- Inöchert und völlig unfruchtbar geworden. Alles, was man an der ostasiatischen Kunst bewunderte, glaubte man ausschließlich dem schöpferischen Genie Japans   danken zu müssen. Erst allmählich brach sich die wissenschaftliche Erkenntnis Bahn, daß, wie die ganze japanische   Kultur, so auch die japanische   Kunst und das japanische  Kunstgewerbe mit allen Fasern m dem angeblich so sterilen Boden Chinas   wurzele, und daß Japan   nicht nur die allgemeinen Grund- lagen seiner künstlerischen Entwickelung vom westlichen Nachbar über- nommen habe, sondern auch in der Ausgestaltung aller stilistischen Einzelheiten von dort aus beeinflußt worden sei. Trotz dieser Er- kennrnis kümmert man sich aber bei uns auch heute noch um die chinesische   Kunst recht wenig und von chinesischer Malerei wissen selbst die Sachverständigen, die über jede japanische Malerschule genau informiert sind, fast gar nichts. Eine Ausstellung von 230 chinesischen   Gemälden, die die Akademie der Künste in ihren Salons am Pariser Platz   ver- anstaltet hat. gibt jetzt Gelegenheit, sich mit diesem bisher arg ver- nachläffigten Kapitel der Kunstgeschichte etwas näher vertraut zu machen. Die Werke stammen aus der Sammlung einer Frau Olga Julia Wegencr, die sie auf mehreren Reisen in China   während der Jahre 190ü 08 erworben hat. Mehr als ein Jahrtausend der chinesischen   Malerei wird durch diese Bilder charakterisiert, deren ältestes um 750 und deren jüngstes in unseren Tagen einstanden ist. lieber das Alter der chinesischen   Malerei sind wir nicht unter- pichtet. Wir wissen nur, daß man in China   bereits ein Jahr- tausend vor Beginn unsrer Zeitrechnung die Mauern der Paläste mit Wandbildern schmückte, daß es im 2. Jahrhundert n. Chr. schon eine chinesische   Porträtmalerei und im 8. Jahrhundert eine in ihrer Art hochentwickelte Landschaftsmalerei gegeben bat. Ein außer- ordentlich strenger Konservativismus beherrschte, soweit wir zurück- blicken köitnen, die Entwicklung der chinesischen   Kunst. Bei uns be- steht der Reiz eines Kunstwerks nicht zuletzt in der Eigenart, in der Individualität, in der persönlichen Note des Künstlers. Bei den Chinesen wie auch bei den Japanern tritt der Künstler als selbständig Schaffender fast vollständig zurück. Der durch die Traditton festgelegte Stil macht den Wert des Kunstwerks aus. Je mehr die Arbeit den von den alten klassischen Meistern aufgestellten Schönheitsregeln entspricht, desto höher wird fle geschätzt. Die Werke der Klassiker zu studieren, sie nach- zuahmen und immer wieder zu kopieren, gilt für viel wichtiger, als das Studium der Natur und die Ausbildung der persönlichen Eigen- art. ES erscheint uns nach unseren Begriffen unfaßbar, aber es ist Talsache, daß in der chinesischen   Kunst die Kopien nach berühmten Geniälden als ebenso werlvolle künstlerische Leistungen angesehen werden wie die Originale selbst. Das strenge Festhalten an bindenden Schönheilsnornien hat die Ernwickelung der chinesischen  Malerei natürlich in vieler Hinsicht unendlich gehemmt und ge« schädigt. Sie hat ihren Schöpfungen nach unseren Begriffen etwas Handwerksmäßiges und Schablonenhaftes gegeben. Aber anderer- seits ist nicht zu leugnen, daß dieses Beharren bei der Tradition eine unerhörte Virtuosiläk der Technik und ein überaus feines Stilgefühl zeitigte. Die chinesischen   Bilder sind ebenso wie die japanischen   auf Seide oder Papier gemalt. Man kann zwei Arten unterscheiden Die eine hat eine länglich viereckige Form und trägt am oberer. Rande eine Schnur zum Aufhängen, am unteren einen Holzstab, auf den das Bild aufgerollt wird, wenn es nicht an der Wand para« diercn soll. Die andere besteht aus einem seidenen oder papierene» Streifen, der so lang ist, daß er nicht auf einmal, sondern immer nur teilweise aufgerollt und betrachtet werden kann. Diese letzteren Gemälde sind nicht zum Wandschmuck bestimmt, sondern werden in der Vorratskammer aufbewahrt unk nur bei feierlichen Gelegenheiten hervorgeholt und bewundert. Auf Fernwirkung sind nur sehr wenige der ausschließlich mit Wasser- färben gemalten Bilder eingerichtet. Fast alle verlangen zur Würdigung ihrer zierlichen Details eine Betrachtung in nächstei Nähe. Uebrigens hängt der Chinese, ebenso wie der Japaner, nie eine Gruppe von Gemälden, fondern immer nur ein einzelnes in seinem Wohnzimmer auf und er liebt es, so lange der Vorrat aus- reicht, möglichst täglich zu wechseln. Wer die eigenartigen Schönheiten der chinesischen   Malerei ge« nießen und würdigen will, der muß zunächst alles, was ihm vor europäischen   Kunstbegriffen anhaftet, hinler sich lassen. Di« chinesische Malerei ist von der der westlichen Kulturvölker so grund« sätzlich und so radikal verschieden, daß jeder, der ihrem Verständnis nur den bei uns herrschenden ästhetischen Anschauungen beizukommen sucht, sich in heillose Irrtümer verstricken muß. Die chinesische  Malerei ist ausschließlich Sinnenkunst. Ihr Ideengehalt ist durchweg sehr dürftig und beschränkt sich meistens aus einen nicht sonderlich tiefen SnmbolismuS. Die nur dem Eingeweihten bekannte Bedeutung der einzelnen dargestellten Gegenstände gibt diesem oder jenem Ge- mälde einen gewissen Gedankeninhalt. Es wird aber unsere Wert- schätzung eines chinesischen   Bildes nicht wesentlich modifizieren, wenn wir etwa erfahren, daß der darauf dargestellte Vogel eigentlich keinen Vogel, sondern den Wunsch bedeutet,möchtest du Glück in deiner Lausbahn haben". Das Spiel der Farben und vor allem der Linien ist der eigentliche Inhalt und das Ziel aller chinesischen  Malerei. Die Darstellung der Natur tritt vollständig zurück gegen­über den rein dekorativen Absichten. Man will keine Raum- gestaltung geben, sondern eine Fläche schmücken. Daher verzichtet man auf die realistische Darstellung der Perspektive, des Schattens und der plastischen Rundung. Wer das Wesen der chinesischen  Malerei richtig begreifen will, der muß ihre nahen Beziehungen zur Kalligraphie(Schönschreiben) berücksichtigen. Die Kalligraphie spielt in der Kultur Chinas   und Japans   eine viel größere Rolle als bei uns. Sie ist zu einer regelrechten Kunst ausgebildet, die der Malerei gleich geachtet wird. Berühmte Kalligraphen genießen seit Jahrhunderlen dieselbe Verehrung wie die Meister der Malerei und es gibt Gelehrte, die die chinesische   Malerei lediglich als eine Tochter der Kalligraphie betrachten. Es fällt uns westlichen Kultur- menschen, die wir der Schreibekunst keine besondere Achtung entgegenbringen, schwer, uns in diese fremde Anschauungs« weit hineinzudenken. Aber nur wenn wir das Verwandtschafts- verhälmis zwischen Kalligraphie und Malerei im Auge behalten, können wir verstehen, woher der fast ausschließlich dekorative Charakter der chinesischen   Malerei und ihre weitgehende Stilisierung stammen. Wir werden dann einsehen, daß es nicht Mangel an BeobachtungS  - gäbe ist, was die chinesischen   Maler verhindert, die letzten Kon- sequenzen auS der Naiuranschaunng zu ziehen und daß nur ihr kalli- graphisches Stilgefühl sie nötigt, auf Perspektive, Schlagschatten, Glanzlichter und Helldunkel zu verzichten. Auch die jedem Beschauer zuerst ins Auge fallende Vorliebe für phantastisch geschwungene Linien und abenteuerliche Konturen wird uns verständlich, wenn wir berücksichtigen, daß das ganze Bild eigentlich nichts anderes ist alS ein kalligraphischer Schnörkel. Und in der Ausführung dieser Schnörkel entwickelt der chinesische   Künstler einen Geschmack und eine Eleganz, deren Raffinement und Virtuosität bewundernswert sind. Es ist eine Freude für das Auge, den vielverschlungenen Wegen dieses teils graziösen, teils teils energisch schwungvollen Limenflusses nachzugehen. Die Ko lturen sind je nach dem Stil des Bildes und dem Charakter der dargestellten Gegenstände bald mit der zarten Anmut mittelalterlicher Miitiaiuren haarfein gegeben, bald in derber Holzschnittmanier fest und kraftvoll hingesetzt oder in temperamentvoller Bravour breit und kernig mit dem Finger aufgewischt. Und dem Stil der Liniensprache entspricht auch die eigenartige Farbengebung. Auch hier werden fast nur dekorative Zwecke verfolgt. Der farbige Ton des seidenen oder papiernen Grundes spricht in der ganzen Bildflüche mit und