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ist ja so reich an solchen Titeln. Doch wo find die Fühlhörner, von denen Sie eben sprachen?"

" Die Fühlhörner," rief Legrand mit einer Wärme, die ich mir nicht zu erklären wußte, die Fühlhörner müssen Sie doch gesehen haben. Ich habe sie so deutlich hingezeichnet, wie sie an dem Tiere felbst zu sehen sind, und ich glaube, das genügt."

Nun," sagte ich, vielleicht haben Sie sie hingezeichnet, doch fehe ich sie nicht," und reichte ihm das Papier ohne weitere Be­merkung zurück, da ich ihn nicht in üble Laune bringen wollte. Doch war ich über die Wendung der Sache sehr verwundert; die

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" Ich gar nix glauben ich es t.ssen. Warum träumen ei fobiel von Gold, wenn ihn nicht gebissen der Goldkäfer? Ich schon oft gehört von Goldfäfer!" Wie weißt Du denn, daß er von Gold träumt?" Wie ich es wissen? Er immer sprechen davon in sein Schlaf. ich es wissen."

So

( rtsetzung folgt.)

( Nachdruck verboten.)

Aufregung meines Freundes war mir absolut unerklärlich, und Vaucanfon und feine Automaten.

was die Zeichnung anbetraf, so waren keine Fühlhörner auf ihr zu sehen, doch glich fie bis ins fleinste der bekannten Abbildung eines Totenkopfes.

Mürrisch nahm Legrand das Bapier entgegen, wollte es schon zerknittern und wahrscheinlich ins Feuer werfen, als ein zufälliger Blick auf die Zeichnung seine Aufmerksamkeit zu fesseln schien. Im selben Augenblid wurde sein Geficht von glühendem Rot übergoffen, gleich darauf wurde er totenbleich. Während einiger Augenblide betrachtete er die Zeichnung auf das genauefte. dann nahm er eine Kerze vom Tische und ließ sich auf einer Kiste nieder, die in der entferntesten Ecke des Zimmers stand. Hier be trachtete er das Papier noch einmal mit angstvoller Aufmerksamkeit von allen Seiten. Dabei sprach er bein Wort, und obwohl mich sein Betragen aufs höchste überraschte, hielt ich es doch nicht für ratsam, seine wachsende Verstimmung durch irgendeine Bemerkung zu erhöhen. Endlich zog erlein kleines Schreibheft aus seiner Rod­tasche, legte das Papier sorgfältig hinein und verschloß beides in seinem Schreibpulte. Nun wurde er allmählich ruhiger, doch war feine anfängliche Begeisterung ganz geschwunden. Er schien weniger verdrießlich, als vollständig in Gedanken versunken zu sein. Je mehr der Abend vorschritt, desto tiefer vergrub er fich in feine Träumereien, aus denen ihn auch scherzhafte Bemerkungen nicht aufzurütteln vermochten. Ich hatte die Absicht gehabt, wie schon oft vorher, die Nacht in der Hütte zuzubringen, doch da ich meinen Wirt in dieser Stimmung fand, hielt ich es für an­gebracht, mich zu verabschieden. Er drängte mich auch nicht zum Bleiben, doch schüttelte er mir beim Abschied die Hand mit un­gewöhnlicher Herzlichkeit.

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Einen Monat später ich hatte Legrand während der ganzen Zeit nicht mehr besucht suchte mich sein Diener Jupiter in Charleston auf. Ich hatte den guten, alten Reger noch nie so niedergeschlagen gesehen und fürchtete, daß seinem Herrn ein ernst­liches Unglück zugestoßen sei.

" Nun, Jup?" fragte ich, was gibt's? Was macht Dein Herr?" Soll ich sagen die Wahrheit, Maffa, er nicht so wohl als er " Dein Herr befindet sich nicht wohl? Das tut mir wahrhaftig leid; worüber flagt er denn?"

follte."

Nein, er nicht liegen

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Ja, das ist es- er flagen nie aber sein doch sehr frank!" " Sehr frank, Jupiter? Warum haft Du das nicht gleich ge­fagt? Liegt er zu Bett?" er nicht wissen, wo der Schuh drückt, mein Herz schiver sein, für arme Maffa Will." " Ich bitte Dich, Jupiter, drücke Dich deutlicher aus. Du fagit, Dein Herr sei frant; hat er Dir denn nie gesagt, was ihm fehlt?"

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Nun, Maffa, nicht brauchen sich aufregen darüber, Massa Will fagen, daß ihm gar nichts fehlen, aber was denn machen ihn fo den Kopf hängen lassen, und dann wieder dastehen steif wie ein Soldat und weiß im Geficht wie eine Gans? Und was machen ihn immer die Figuren ansehen auf die Tafel die tollsten Figuren, die ich gesehen in mein Leben? Muß jezt immer ein scharfes Auge auf ihn haben. Vor ein paar Tagen er fortgelaufen, ehe die Sonne aufgegangen, und nicht zurückgekehrt den ganzen lieben Tag. Ich einen dicken Stock geschnitten, um ihm verdammte Schläge zu geben, wenn er kommt zurüd, ich doch nicht getan haben, weil er aussehen so elend und trant."

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Wie? Was? Aber ja, Du hast recht, sei nur nicht streng mit dem armen Manne; schlag ihn ja nicht; er fann Schläge nicht ertragen. Aber fannst Du Dir denn gar nicht denken, was diese Krankheit oder vielmehr diese Veränderung in seinem Benehmen verursacht hat? Ist ihm denn, feit ich ihn zuletzt gesehen, irgend etwas Mißliches zugestoßen?"

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Nein, Massa, nichts Schlimmes seit damals ich fürchten, es vor damals es war am selben Abend, an dem Sie bei uns gewesen find."

Wie? Was meinst Du?"

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Nun, Massa, ich meine den Käfer das ist's." Wen?" " Den Käfer! Ich sicher wissen, daß Massa Will gebissen worden an Kopf von dem Goldkäfer."

Und woher willst Du das wiffen?"

rallen genug, Massa, und Maul auch. Ich nie gesehen solch verdammten Käfer; er fraßen und beißen alles, was zu ihm hinkommen. Massa Will ihn rasch gefangen und mächtig rasch ihn wieder laufen lassen; da muß Massa Will Biß bekommen haben. Ich nicht mochte Käfer anfassen mit mein Finger, hab' ihn gefangen mit ein Stück Papier  , das ich hab' gefunden. Ich hab' ihn gewickelt in das Papier und ihm davon gesteckt ein Stück in das Maul das war recht."

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Und Du glaubst also, Dein Herr sei wirklich von dem Käfer gebissen und infolge des Bisses frank geworden?"

Won Dr. Alfred Kind ( Schluß.)

Bevor ich mit Baucanson schließe, muß ich noch einige andere lebende Figuren erwähnen, die kurz nach ihm ungeheures Aufsehen machten. Ich meine zunächst den berühmten Schachspieler", der ein Automat und doch kein Automat war, und über dessen Mechanismus lange Zeit ein geheimnisvolles Dunkel schwebte. Den Schachspieler hatte ein Baron von Kempelen   erfunden. Hören mir den Bericht eines Augenzeugen über die Zusammenkunft, die Napoleon   im Jahre 1809 in Schönbrunn   mit dem Schachspieler hatte: Man stellte die Figur mitsammt ihrem Tisch in die Mitte des Salons, und der Kaiser nahm gegenüber dem Spieler Plaz. In zwei Schritt Entfernung rings umher stand eine gedrängte Korona von Zuschauern. Napoleon   spielte drei bis vier Büge ganz nach den Spielregeln. Dann machte er mit dem Springer einen falschen Zug. Der Automat, ernst und regungslos, faßte den Springer, tat ihn an seinen alten Platz und machte nun seinen eigenen Zug, da der Gegner ein Tempo verloren hatte. Der Kaiser machte darauf wieder einen falschen Zug. Der Automat reagierte wie vorher. Beim dritten Falschzug Napoleons   aber wurde der Automat wütend, fuhr mit der Hand über das Brett und warf alle Figuren um. Der Kaiser stand lachend auf und äußerte, er sei zu­frieden, daß er selbst einen Automaten aus der Fassung bringen fönne. Hierbei bemerkte indes jedermann, was es mit dem Auto­maten für eine Bewandtnis haben mochte. Soweit der Bericht. Der Automat reiste überall in Europa   herum und überall harte man Vermutungen. Die wirkliche Bewandtnis" flärte indes erst Edgar Allan Poe   auf, der in einer besonderen Studie den Nachweis führte, daß erstens in dem Tischkaften des Schachspielers ein Mensch verborgen war, und daß zweitens die Schachfiguren start magnetisch waren. Sie bewegten infolgedessen kleine Stahlplättchen, die an der Unterseite der Tischplatte schwebten. So markierten sich die Züge, trotzdem anscheinend jede Kommunikation fehlte, und der verborgene Helfer fonnte vermittels allerhand Schnüre usw. die Puppe ent­sprechende Gegenzüge ausführen lassen. Erstaunlich bleibt der Trick trozdem.

Chaux- de- Fonds, Figuren gebaut, die scheinbar ganz ohne Ein­Weiter haben die Schweizer   Droz, Bater und Sohn fn wirkung von außen wie lebende Menschen zeichneten, schrieben, Flöte und Klavier spielten und andere Verrichtungen in gehender, liegender und fizzender Stellung aufs täuschendste nachahmten. Gine Uhr, die sie für den König von Spanien   anfertigten, war sehr merkwürdig. Das Werk trieb zunächst ein Glodenspiel. Die Figur einer Dame begleitete die vorgetragenen Musikstüde mit zierlichen, taktmäßigen Bewegungen des ganzen Körpers. Sie las dabei an­scheinend in einem Buch, von dem sie von Zeit zu Zeit aufblicte. Ein Kanarienbogel, getreu nachgebildet, öffnete den Schnabel und sang mehrere Melodien, unter den allernatürlichsten Bewegungen der Kehle und des ganzen Körpers fich förmlich dabei anstrengend. Mit derselben Natürlichkeit und vollendeten Kunstfertigkeit spielte ein Schäfer auf seiner Hirtenflöte, während neben ihm ein blökendes Schaf weidete und sein Hund ihm schmeichelte. Diefer Sund bewachte zugleich einen baneben stehenden Korb mit Früchten. Nahm man eine Frucht heraus, so bellte er so lange, bis man fie wieder an die alte Stelle legte.

Frizard aus Biel   überreichte dem damaligen Konsul Bonaparte eine antike Base; sie war ein aus zehnjähriger Arbeit hervorgegangenes Kunstwert. Bei Berührung einer verborgenen Feder entfaltete sich ihr Deckel unter fanften Musikklängen zur Form eines Balmenbaumes. Man erblickte unter ihm eine spinnende Schäferin, auf deren Schoß ein kleiner Hund lag und abwechselnd bellte oder mit dem Schwanz wedelte. Es nahte sich ein wiederkäuender Bock; zwei Ziegen weideten zur Seite; zwei niedliche Vöglein hüpften fingend auf den Henkeln der Base. Schließlich erlahmte die Musik, und der Palmbaum und alles sank wieder in die Base hinab.

Soviel von den Nachfolgern Vaucansons. Er selber starb am 21. November 1782 in Paris   und hinterließ sein ganzes Kunst­tabinett der Königin. Diese übergab es der Akademie der Wiffen­schaften. Jedoch infolge von Ressortstreitigkeiten der Bureaukratie, vielleicht auch wegen der nun einsetzenden Zeitunruhen wurden die Automaten überallhin verzettelt. Der Flötenbläser und der Trommelschläger sollen nach Deutschland   gekommen sein. Wo sie geblieben sind, weiß kein Mensch.

Was an allen erwähnten Automaten am meisten auffiel, war die Unsichtbarkeit der bewegenden Kraft. Wenn wir heut eine Uhr aus durchsichtigem Glas und ohne Wert vor uns haben, so suchen wir mit den Augen sofort den zuleitenden elektrischen Draht. Diese Mutmegung war früher unmöglich. Da die Sache nun mit