fröstelnd über den Rücken von kaltem Schweiß«nd Fieber. Darum weiter kein langes Besinnen, fort inS Wirtshaus und gesoffen bis zum grauenden Morgen! Nur dem Alten durfte er nicht begegnen, sonst war's um seine Fröhlichkeit geschehen. LlS er sich schwerfällig erhob, zitterten seine Knie. .Das brennt der Schnaps alles davon." lachte er und trat in das Haus. .Gehst noch fort?" fragte die Frau am offenen Herdfeuer, als er seine Joppe anzog. »Du fiehst's ja." sagte er kurz. .Ins Wirtshaus!" .Du gehst ins Wirtshaus?" Sie schien sich vor Staunen kaum fassen zu können. »Warum soll i net a amal ins Wirtshaus gehn?" brach er los. »J sag ja nix," meinte sie besänftigend.Wo gehst hin? Zum Godinger?" Na, zum Kranzlwirt geh i." »Und wann konimst wieder?" DeS weiß der Teufel." lgortsetzung folgt.! Die cleulfcbe Sprache« Bon Dr. R. Franz. HI. a l l« war schon im Mittelalter als Grenzort zwischen deutschem lawischem Gebiet ein bedeutender Stapelplatz, hier befand fich auch der oberste Gerichtshof auf sächsischem Boden, dessen Sprache der Schöffe Eyle von Repgow   in der ersten Hälfte des 13. Jahr­hunderts in seinem Sachsenspiegel, dem Rechtsbuch, das noch bis IStX) w den sächsischen Herzogtümern und Anhalt   Geltung hatte, zugrunde legte. Hier in Halle, meint E. Guljahr(Zur Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache", Leipzig   1906), seien die Keime des Neuhochdeutschen zu suchen, und nicht territoriale, sondern soziale Scheidung habe den Anlaß zur Bildung neuer Sprachformen gegeben. Da» ist immerhin ein neuer Beitrag zu der Frage nach der Herkunst unserer Schriftsprache, die bisher nur dahin beantwortet zu werden pflegte, daß Luther   in An- lehimng an die s a ch s i s ch e Kanzleisprache das Neu- hochdeutsche»geschaffen' bab«. Aber Luther   selbst sagte ja schon (Kapitel 69 der Tischreden!:»Ich habe keine gewisse, sonderliche, eigne Sprache im Deutschen  , sondern brauche der gemeinen deutschen Sprache, daß mich beide. Ober« und Niederländer  , ver- stehe« mögen. Ich rede nach der sächsischen Kanzlei, welcher nach- folgen alle Fürsten   und Könige in Deutschland  . Alle Reichsstädte und Fürsten   schreiben nach der sächsischen und unierS Fürsten Kanzlei. Darum i st' S(!) auch die gemeinste deutsche Sprache." Diese Sprache hatte sich am Hofe der sächsischen Kurfürsten zu Wittenberg  herausgebildet. Aber auch andere Höse hatten fich eine Uckundensprache geschaffen, und die des kaiserlichen Hoies, in der man seit der Mitte des Ib. Jahrhunderts mundartliche Eigentümlichkeiten mied, wurde naturgemäß besonders einflußreich. Bor allem aber waren auch die Druckereien, im Streben nach möglichst großem Absatzgebiet, bemüht, den Sprachgebrauch einheitlich zu regeln. Die Buchdrucker bestimmten oft selbst die sprachliche Form der Bücher. Da nun die wichtigsten Druckorte jener Zeit im wirtschaftlich am nieisten vor- geschrittenen Ober- und Mitteldeutschland   lagen(Augsburg  , Basel  , Slraßburg. Nürnberg  , Worms  . Mainz  , Frankfurt  , Leipzig  , Witten  - berg  ), so gaben die ober« und mitteldeutsche» Mundarten von vorn­herein den Ausschlag. Die ReichstagSabschiede wurden in Mainz  gedruckt und die vrotestantischen Schriften zumeist im Kurfürstentum Sachsen. So wurde Mitteldeutschland   mehr und mehr maßgebend. Die Luthersche Bibelübersetzung diente der neuen Gemein- spräche als Bermittlerin im Norden, wie fle im Süden vielfach zum Hindernis ward. Noch jahrhundertelang wütete in einzelnen Gegenden der Katholizismus gegen die Ketzersprache, doch half man dem Bedürfnis nach einer Schriftsprache ab, indem man die Sprache der kaiserlichen Kanzlei bevor- fugte. Aber es konnte nicht ausbleiben, daß dieselben Wirt« chastlichen Ursachen, die in gewifien Gegenden zur Einführung des Protestantismus und etwa gleichzeitig des Neuhochdeutschen führten, auch der Wiffenschaft und der Dichtkunst auf die Berne   halfen, die dann wieder in der entwickelteren Sprache ein nützliches Werkzeug fanden, um fich weiter zu fördern. Kaum begannen die versuche der Sprachgesellschaften, die deutsche Sprache, die nun einigermaßen einheitlich gebraucht wurde, soweit eS sich um das Schnftium bandelte, von allen fremden Zutaten zu säubern, da brachte der Dreißigjährige Krieg gewaltige Umwälzungen, die natürlich von großen, Einfluß auch auf die Klafienverhaltnisse waren. Die Kriegerkaste, mehr und mehr vom Fimkertum repräsentiert, übernahm die ausschließliche Führung und prägte auch der Sprache wieder den Stempel ihres Weiens und den des ftemden. dem sie nachstrebte. auf. Ein bürgerlicher Schriftsteller wie O. Weise gesteh::Wenn fich die höheren Stände dazu herabließen, ihre Mullersprache zu gebrauchen, sprachen und schrieben fie ein Deutsch, das als widriges Gemenge aus allen mög- liche» Sprache» bezeichnet werden kann." Wallenstein   meldete dem Kaiser seinen Nürnberger   Sreg über Gustav Adolf   folgendermaßen: .So hatjich der König bei der impress»(italienisch, Unternehmung) gewaltig die Hörner abgesioßea...; er hat auch sein Boll über die Maßen ärsoonriigirst(französisch, entmutigt), daß er_ fit s» hazardosamente(spanisch, auf gut Glück) angeführt, daß fie in dar» fallenden Ocvasicmsu(lateinisch. Gelegenheiten) ihm desto wenig« trauen weiden." Bor allem der französische   Einfluß wiederholte sich und trug dazu bei, die deutsche Sprache'mit ihrer so- genannten alamodischeo Schreibweise auf den tiefften Stand zu bringen, deu   fie erreicht hat. Versteht sich, daß auch der sprachlich« Chauvinismus in Deutschland   gerade damals einen Höhepunkt erreickte, indem man prahlte von dem Glanz der Haupt- und Heldensprache deS auf diesem großen Fuß» scheniel Gottes waltenden Japhetischen Geschlechts der Demschen". Bis in die zweite Hülste des 18. Jahrhunderts hinein dauerte bekanntlich die Herrschaft der Französischen   Sprache in Deutschland  , die in Friedrich II.   von Preußen ihren cifrigflen Verfechter fand. Dieser Hohenzoller, trotzdem offenbar wert, den Namen Deutscher   zu tragen, lieferte ein Seitenstück zu dem«» wähnten Worte Karls V., indem er die deutsche Sprache für einen unangenehmen Jargon, deu jedermann nach seiner Laune Hand- habe", erklärte. Aber der Auffchioung und die Perwickelung der ProduktionS» Verhältnisse, die Forlschritte der Technik und damit der Notnrwifien» schaften brachten im 13. Jahrbunderl die entscheidende Uinwälzung der philosophischen und dichterischen Ideologie, die zu ihrer neuen Gestall ein neues, gereinigtes Gewand brauchte und schuf. Die Aufklärung, die Empfindsamkeit, der Sturm und Drang   all diese Oisenbarungen der neuerwachenden Klasse wirkten, jede m ihrer Weise, niit am Neubau der deutsche» Sprache. L e s s i n g s Klarheit und Schärfe, K l o P st o ck S Gehobenheit und Schwung, des jungen Goethe und anderer Kraft und Leidenschast- lichkeit find die typischen Merkmale der Ideologie ein« ausstrebenden Klasse. Wieder folgte eine Renaissance des Altertums, bcsond«S des griechischen, aber sie folgte zu einer Zeit, wo die deutsche  Literatur ihr Gepräge längst erhalten hatte, so daß Friedrichs II. Wort, auf das die deutsche   Philologie so gerne hinweist, fich als Musterbeispiel ideologischer Auffassung kennzeichnet, jenes Wort, nach dem sich der»Geschmack" in Deutschland   erst durch em nachdenkliches Studium der klassischen Autoren heben werde, und daß zwei oder drei»Genies' die Sprache verbessern würden. Der Renaissonee des Altertun, S schloß fich unmittelbar die deö deutschen   Mittelalters, in der Romantik, an. Damit zugleich ergab fich auch die theoretische Betrachtung des Deutschen, die deutsche Sprach» Wissenschaft. Sich über die folgenden Jahrzehnte und über die Gegenwart zu äußern, ist äußerst schwierig, da«n Durchschnitt des Sprachzustandetz für die junge Vergangenheit kaum festgestellt werden kann. Oskar Weife wirst schon der Sprache der Wissenschaft� des 19. Jahrhunderts Verknöchening, Kanzleistil, Fremdwört«ei, Unmaß ufw. vor. Er sagt geradezu:»In dieser Zeit deS sprachlichen Niederganges befinden wir uns noch gegenwärtig.... Mit d« Zu­nahme deS Umfang« wird der Inhal: des Schrifttums minderwertig. So war es im 14. Fahrhundert, so ist eS wieder im 20...." Ab« so richtig der Satz ist:»Je stärker die Jagd nach Geld und Gut alle edleren Regungen zurückdrängte, je mehr der Hang zur Prunk- sucht und Völlerei zunahm, desto mehr wuchs die Liebe zu eitlem Wortgepränge", so kurzsichtig ist die Behauptung:»wohl hat auch der Krieg von 18701871 mit dem höhnen Fluge des VollSbewußisemS den W,msch nach einer Besse  » rung im sprachlichen Ausdruck rege gemacht." Den Wunsch vielleicht, ja; aber gerade der wirtschaftliche Aiisschwung. die kapitalistische Hetzjagd im neuen Deutschen   Reiche begünstigt die Sprachfäulnis, und gerade die eisrigsten Patrioten sind die größten Schwätzer, die ineitlem Wortgeprönge" ihre Vaterlandsliebe ent» laden. Der Ausdrucknationale Phrase" ist gerade wegen seiner beiden Fremdwörter außerordentlich treffend auf die Patent­patrioten gemünzt. Wie man zur Zeit des Rittertumsin höheren Kreisen durchaus dem welswen Vorbild folgte und nicht vaterländisch genug fühlte, nm die Fesieln d« fremden Sprache gänzlich ab- zusireisen'(Weise,Aesthetik der deutschen Sprache." 3. Aufl. 1909, bei Teubner), so bat heute der Kapitalismus   etwas ganz anderes zu tun, als fich vaterländisch zu betätigen. Und wenn Weste an anderer Stelle sagt:«So find denn die ge» bildeten Stände(lies: die herrschenden Klassen!) von jeher die Haupiverfechter d« Sprachmengerei und Ausländer« gewesen: erst die Mönche, dann die Ritter, darauf die Gelehrten und der Adel  " so vervollständigen wir die Reihe, indem wir hinzufügen:und die Kapitalisten". Hnnderttnal mehr fa-ädigt die internationaleGleichmacverei" der kapitalistischen   Produktionsweise die Rationalsprachen, als fie ihnen durch Zuwendungen. Aussetzen von Preisen und sonstige schlaue Unterstützung zu nützen vermag. Und wie stehen wir vaterlandslosen Gesellen zu dieser Entwicke» lung der Sprache? Dem Proletariat macht Weise ein großes Kam» plunent. wenn er nach dem angeführten sagt:»Das Volk dagegen hat seine Sprache durchweg bedeutend reiner erhalten, wenn auch manches von oben her zu ihm durchgesickert ist". Im Volkslied hat sich tatsächlich die Sprache Ickon zur Zeit der Reuaissance rein er­halten, und noch heute haben wir in den Gebieten der Literatur, die vom Volke oder wesentlich für das Volk geschaffen werden l Märchen, Sprichwort, Kinderspiel, Grabschrift usw.) die deutsche Sprache in unverfälschtester Gestalt. Ja. wo sich fremde Bestandteile einschlichen. da hat der Volksmund eS verstanden, fie dem deutschen   Sprach»