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unregelmäßigen Bidzad hin und her, was sich unter dem Mitrostop 13. Jahrhundert studierten auf der Universität Montpellier, bie fehr schön beobachten läßt. Die Zeit hat femen Einfluß auf diesen damals entstand, fast mur Geistliche Medizin. Ein weiterer Beweis wimmelnden Tanz. Der französische Forscher Gouy hat in den für die Gleichstellung der Jünger des Aestulap mit den Mönchen gut verschlossenen Gefäßen die Brownsche Bewegung einige Jahre war die Forderung des Zölibats für alle Aerzte. So Lang beobachten können, und man hat sie sogar in den Flüffigleits- wurde in Frankreich den Lehrern der Heilkunde erst im einschlüssen mancher Mineralien, die auf Jahrtausende herabblicken, 15. Jahrhundert die Heirat gestattet, und den Schülern war es vor entdeckt. Nachdem man zuerst die Elektrizität als Erklärungsgrund 1600. noch nicht erlaubt, sich zu verehelichen. Die Wissenschaft der erfolglos herangezogen hatte, tourde die Moletularstoß- Heillunde, so weit eine solche schon bestand, war noch völlig in theorie der Brownschen Bewegung aufgestellt. Sie erklärt, wie astrologischem Aberglauben befangen, und die gute Tradition aus Schon ihr Name zeigt, das Zustandekommen der Bewegung durch die dem Altertum wurde höchstens durch einige ungenau erschlossene Stöße, die die Moleküle der Flüssigkeit gegen das frei schwimmende arabische Quellen vermittelt. Vielfach waren diese Hausärzte des Teilchen von allen Seiten führen. Wie wir fehen, ist es genau die Mittelalters Juden, und sie betrieben neben ihrem medizinischen felbe Borstellung, auf der die finetische Gastheorie aufgebaut ist. Berufe auch noch ausgedehnte Handelsgeschäfte, verkauften ihren Der Unterschied besteht nur darin, daß die Moleküle in der viel Klienten Stoffe und Schmudgegenstände, liehen ihnen aus dichteren Flüssigkeit näher aneinander gedrängt sind; während sie in Freundschaft", das heißt gegen bohe Binsen, Geld. Einige einem verdünnten Gase frei wie die Meteoriten im Weltenraum Städte fingen, um solchen Migständen abzuhelfen, an, herumfliegen, müfien fie in einer Flüssigkeit wie Regenwärmer im 14. und 15. Jahrhundert bestimmte Stadtärzte einzu nebeneinander hindurchkriechen"( L. Boltzmann ). fezen, die ein festes Gehalt erhielten. Dafür mußten fie die Bürger behandeln, doch wurden ihnen für den Besuch bei Lepra - und Beftfrauten sowie bei den Quarantäneuntersuchungen in den Häfen besondere nicht unbedeutende Gratifitationen gewährt. Wo der Hausarzt nicht von der Stadt auf ein Firum festgelegt war, da mußte er sich mit ziemlich geringen Honoraren begnügen. Doch gab es auch damals schon einige Aerzte, die ganz bedeutende Summien verdienten. Einige Chirurgen in Paris unter der Regierung Ludwigs XIII. waren so wohlhabend, daß sie ihren Söhnen für 15 000 oder 16 000 Livres Aemter faufen fonnten. Reichtümer sammelten die Aerzte der französischen Könige.
Un den Borgang der Brownschen Bewegung fnüpft sich eine ganze Reihe der grundlegenden theoretischen Uuteriuchungen und geistreichen physikalischen Versuche an. Wir wollen von den letzteren nur die von Berrin und Seddig erwähnen. Diesen Forschern gelang es, mit Hilfe des Ultramifroskops und der lichtempfindlichen photographischen Platte den Weg, den ein einzelnes in der Flüssigkeit Suspendiertes Teilchen unter dem Anprall der Molefüle zurücklegt, zu firieren. Die verborgene Mechanit der Atome tritt hier sozusagen ans Tageslicht und wird mit dem Auge verfolgt!
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Der Ruf der Aerzte war in allen diesen Jahrhunderten außer ordentlich schlecht. Ein berühmtes Dokument dafür ist der Klassische Brief Petrarcas an den Bapit Clemens VI. , in dem er sich über die ungeheuere Ignoranz und Eitelkeit der damaligen eskulapjünger beflagt. Und so ganz ohne Grund mögen diese Urteile nicht gewesen sein. Charlatane spielten die Hauptrolle. Unter den zwölf Aerzten, von denen Philipp der Schöne umgeben war, befand sich ein gewisser Hermingard, der die Kunst besaß, alle Krankheiten beim bloßen Anblick des Patienten zu erkennen". Unglücklicherweise aber er am Fieber, ohne daß eine Ahnung
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Aber nicht nur diesen hohen ästhetischen Genuß gewähren uns die Untersuchungen in Sachen der Brownschen Bewegung. Sie gestatten uns wiederum die Größe und die Anzahl der einzelnen Molefiile zu bestimmen. Diesen rechnerischen Operationen, soweit sie fich nämlich auf die Anzahl der Moleküle beziehen, liegt eine gewiffe ftoffliche Einheit zugrunde, die auf den früher entwidelten chemischen Begriffen fußt und den Namen, Grammoletül" trägt. Die elementaren Atome, wie sie die Chemie kennt, haben von Hause aus ihr ursprüngliches unveränderliches Gewicht. Dieses Gewicht wird nicht in der fonst üblichen Weise in Grammen aus( denn gebrüdt die Atome lassen sich nicht auf die starb sein König Wage Tegen), sondern durch eine fingierte Einheit, das davon hatte. Ein anderer Arzt, Arnaud Guillaume, rühmte sogenannte Idealatom, gemeffen. Nun läßt sich auf Grund sich, tönne Karl VI. durch ein einziges Wort heilen. dieser Vorstellung folgender Sag aufstellen: Wenn wir von jedem Aber das Wort muß in diesem Falle machtlos gewesen sein, denn elementaren Stoffe soviel Gramm nehmen, als sein Atomgewicht gleich nach diesem Heilfünstler werden zwei Augustinermönche in Einheiten enthält( also z. B. 16,00 Gramm Wasserstoff oder 55,85 Dienst genommen, die den Monarchen mit zu Bulver zerstoßenen Gramm Eisen oder 200,0 Gramm Quecksilber usw.), so enthalten Perlen" gesund machen wollten. Ihre Perlen nüßen nichts, man alle diese Gewichtsmengen eine gleiche Anzahl Atome. Eine solche enthauptet die beiden armen Teufel und läßt zwei Herenmeister Gewichtsmenge nennt man das Grammatom des betreffenden aus Dijon kommen, die nicht lange danach öffentlich verbrannt Clements. Haben wir einen zusammengesetzten Stoff, so müssen werden. Der König aber bleibt frank. Noch Ludwig XIV. fchlürfte wir davon soviel Gramm nehmen, wieviel Atomgewichtseinheiten in seiner legten Krankheit ein ihm von einem Herenmeister fein Molekül enthält; wir erhalten dann das Grammolekül oder gereichtes Lebenseligier, das aber seinen Tod Mol des fraglichen Stoffs. Für die Gase endlich ist die Sache Halten fonnte. Jämmerlich war der Gesundheitszustand im insofern einfacher, als ihre Grammoleküle bei den gleichen Druck Frankreich des 17. und noch des 18. Jahrhunderts. In der und Temperaturbedingungen immer gleichgroße Raumteile einnehmen Sonnenstadt" waren die Straßen mit Kot bedeckt; ein entund, zwar, wie wir schon erwähnt haben, beträgt diese Raum- feßlicher Gestant lagerte über ganz Paris und ließ sich trop strenger einheit bei 0 Grad und Normaldrud 22 420 Kubitzentimeter. Maßregeln nicht wegbringen. Die Segmungen eines Wasserklosetts Cine furze Ueberlegung genügt, um einzusehen, daß die sind zum ersten Male Marie Antoinette bei ihrer Krönung zuteil Loschmidtsche Bahl für die Grammoleküle aller Körper ohne geworden. Die Pest und die Lepra wüteten. Die Sterblichkeit war Ausnahme gelten muß. Und diese Ueberlegung stimmt. damals sehr viel größer als heute, aber die Menschen müssen auch Die besten und zuverlässigsten Versuche über die Brownsche Be- eine viel beffere Konstitution gehabt haben wie heutzutage, wenn wegung, die Perrin in Gemeinschaft mit zwei anderen Forschern doch wenigstens einige von ihnen die schredlichen Prozeduren überausführte, ergaben für die Loschmidtsche Zahl den Mittelwert standen, die ihre Arzte mit ihnen vornahmen. 7,15.10,23. Wie wir sehen, stimmt diese Zahl mit der nach der finetischen Gastheorie gefundenen so ausgezeichnet überein, daß Hier vom Zufall feine Rede sein kann. Auch bezüglich der absoluten Ein ungeheurer Ausbruch der Sonne. Die Sonne Größe der Moleküle ist die Uebereinstimmung ebenfalls gut: die ist dauernd in einer Tätigkeit, die, wenn man sie sich auf die Erde Größenordnung beträgt für den Halbdurchmesser des einzelnen übertragen bächte, den Aufenthalt von Lebewesen durchaus unmöglich machen würde. Dennoch ist sie starken Wechseln unterworfen und Moleküls auch hier 10. Der Naturforscher wäre daher, selbst wenn ein so starker Ausbruch, wie er an der Sternwarte von Kodaikanal er sich nur auf die Lehre von der finetischen Gastheorie und von in Südindien beobachtet und jegt im„ Astrophysikalischen Journal" der Brownschen Bewegung stügen tönnte, vollauf berechtigt, nicht beschrieben worden ist, gehört doch zu den Seltenheiten. Sowohl die mur von der realen Eristenz der Atome und Moleküle sondern auch Höhe wie die Dauer dieses Ausbruchs, der in der bekannten Form innerhalb der durch die Art der Versuche bestimmten Grenzen von einer Brotuberanz am Sonnenrande sichtbar war, erwies fich als ihrer Bahl und Größe zu sprechen, ohne daß man ihn deshalb des durchaus ungewöhnlich. Als sie zum erstenmal photographiert wurde, wissenschaftlichen Leichtfinns zeihen dürfte." Diese Worte von W. hatte sie eine Höhe von fast einer Bogenminute und bedeckte rund Medlenburg( Die experimentelle Grundlegung der Atomiftit", 16 Breitengrade des Sonnenrades. Weiterhin wuchs die Breite bis 1910) fönnen wir nur unterstreichen. V. Th. auf 36 Grade, die Höhe bis auf 80 Sekunden. Ihre Sichtbarkeit dauerte in mehr oder weniger deutlicher Form 82 Tage, da sie auch auf der Sonnenscheibe selbst, also außerhalb des Randes, wahrzu nehmen war. Genaue Messungen, die an den Photographien vorgenommen wurden, zeigten, daß diese dunklen Massen von Calcium- und Basserstoffdampf, die in der ähe des Aequators dem Sonnenförper entquellen, eine Geschwindigkeit besaßen, die um 5, später jogar um 11 Proz. größer war, als die der allgemeinen Oberfläche der Photosphäre. Außerdem war zu erkennen, daß die Gasmassen aus zwei verschiedenen Stellen der Sonne stammten und sich erst in größerer Höhe mit einander vermischten. Aus dem Anblid und Berhalten der Protuberanz war sogar zu schließen, daß eine noch größere Bahl von Herden die glühenden Gaje auswarfen. Am letzten Tage der Sichtbarkeit erreichte der Ausbruch eine Höhe von mehr als 400 000 Kilometer und war doch am folgenden Tage voll
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Kleines Feuilleton.
Kulturgeschichtliches.
Aftronomisches.
Aerzte in früheren geiten. Die Kunst des Restulap Hat bereits im Altertum in hoher Blüte gestanden, aber in der christlichen Vera ist sie erst langsam wieder aus einem Bust von Aberglauben und Leichtsinn zu einer Wissenschaft erhoben worden. Aus diesen Anfängen und langsamen Fortschritten der Geschichte der modernen Heiltumst erzählt H. de Gallier viele interessante Einzelheiten in einem Aufsatz der„ Nebue". Im Mittelalter war die Kunst des Arztes fast völlig in den Händen der Kirche. Noch im fommen verschwunden. Berantwortl. Redakteur: Abert Wachs, Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.