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er als forgfamer Familienbater ftets den Seinen. Er verstand dies anderes Pflänzchen, das Chrysosplenium alternifolium, mit ähnlich Geschäft vorzüglich. Sein redegewandter Mund floß umsomehr geformten Blättern Goldmilzfraut und erklärte es für heilsam bei über, als sein Herz voll, aber sein Magen leer war. Ich habe Milzkrankheiten. Von den fleischroten Blüter der frühblühenden Ehre, meine Hochberehrten und mach ich gleichzeitig Tulmonaria officinalis folgerte man, daß diese Pflanze gegen höfliche Einladung zur heutigen Vorstellung. Es wird Lungenkrankheiten heilsam sei, daher ihr Name noch heut Lungenkraut. gegeben Genofefa oder wohltätige Hirschkuh oder Auch gegen Lungenkrankheiten werden noch eine Reihe anderer, meist Liebe, Haß, Verrat und der Tüce Lohn". Ein außerordentlich herz im Frühjahr blühender Kräuter von den Kräuterbüchern angegeben, so die ergreifendes Schaustück, wobei sich Herrschaften gewiß gut durch ihre goldgelben Blüten im Frühjahr ins Auge fallende Goldnesset amüsieren werden. Jeffas, was fiech i? Erdäpfelnudin wer'n( Galeopsis ochroleuca). Wir wollen im folgenden einiges Nähere g'macht? Bu so was fummt halt unseraner net!"" Ja, essen's darüber mitteilen, wie dieses Pflänzchen als Heilpflanze einen ge Senn Erdäpfelnudin so gern?" Mei halbets Leb'n laß i wissen Ruf erlangte, als Beispiel, wie ein solcher Ruf entsteht. Diese dafür!" " No, so fummens halt mittag her, auf a paar Nudin zierliche Pfaze ist auch vor Jahren einmal von einem Brustkranken fummts uns net an!" D, i bin ganz glückli, küß die Hand, als Tee versucht und von ihm für heilsam gehalten worden. Dieser gnä Frau, i werd' pünktlich da sein!"( 3m Abgehen zur Saumagd): Mann war der Stiftsvikar Martenstock in Bonn  , der gegen Ende Süß die Hand, gnä Fräulein!" des 18. Jahrhunderts in Bonn   lebte. Auf seine Empfehlung er Nachdem nun Borée an wirklichen, ständigen Theatern Mitglied langte, wie Geiger mitteilt, die Pflanze am Rhein   bald einen großen geworden, fah er sich die Musentempel" Hoftheater Stadt Ruf gegen beginnende Schwindfucht. Sie wurde anfänglich teuer theater- Residenztheater- Kurtheater- Dilettantentheater- nebst bezahlt und meistens aus Blankenheim   an der Eifel   bezogen, aber allen sonstigen Gattungen gut von innen und außen an. Es sind er gab der Pflanze dabei einen falschen Namen, wie der Apotheker treffende Charakteristiken, die er von ihnen mit luftigem Pinsel hin- Sahlmeyer in Köln   genau nachwies. Dr. Lejeune in Verbier be strichelt. Dann fommt Berlin  " und die Provinz. Wie richtet, daß in den Ardennen, besonders in der Gegend von jeder von da draußen um Palmarum nach der Reichs- Malmedy die Galeopsis ochroleuca schon lange als Heilmittel Hauptstadt hineingespuckt wird. Ach ja, der Größenwahn bekannt sei. Dr. Lejeune stellte in den Jahren 1811 und derer von Meseri, Khriz an der Knatter usw.! Wer 1812 Heilversuche mit der Galeopsis an, die ihn in seiner verschiedene Jährchen Stammgast des nunmehr eingegangenen, Meinung von ihren medizinischen Tugenden bestärkten. jegt zu einem Schultheißschen Bierlofal umgewandelten Café in Hufelands Journal"( Juni 1812, pag. 89) wurde auf die Pflanze Westminster" vulgo Mistfenster"," Café Größenwahn", Nepper- aufmerksam gemacht. In den oberen Rheingegenden wurde die café" unter den Linden gewesen ist, er kennt die Naturgeschichte Gallepfis seit ungefähr 1807 unter dem Namen der Lieberschen der verkannten Genies, die sich hier täglich ein lärmendes Stell- Auszehrungsträuter verbreitet. Diesen Namen tragen sie von dem dichein gaben, den Kellnern die Kuchenschüsseln leer futterten, den Reg.- Rat Lieber in Kamberg, einem Vorfahren des vor einigen Kaffee schuldig blieben aus lauter Berstreutheit, aber nicht etwa in Jahren gestorbenen bekannten Zentrumsabgeordneten Lieber, der mit folge Schwindfucht im Portemonnaie behüte! Prächtig plaudert seinem Geheimmittel einen einträglichen Handel trieb, das Pädchen sodann Borée über alles, was hinter den Kulissen" geschieht; wie von 24 Lot für 3 Gulden verkaufte und so viel absetzte, daß er es im Konverfationszimmer oder bei den Proben hergeht bis zum öffentlichen Nachrichten zufolge nur in einer Saison 40 Zentner des Garderoaen- und Lampenfieber wenn der Vorhang sich hebt und Krautes erhielt. Apotheker Wolf in Limburg   a. d. Lahn  , der er wenn er sich hinter dem ausgepfiffenen Helden wieder hinabsenkt. fuhr, daß Lieber bei Blankenheim   sammeln ließ, reiste dahin und D, und erst die Bühnentypen": bom" Talentpächter" bis zum fand, daß es die Galeopsis ochroleuca sei, worüber er 1811 und 1812 Verschönerungsrat" herunter. Eine ergöglich charakterisierte Helden- mehrere Aufsätze in der Allgem. Zeitung" erscheinen ließ, auch die fchar! Dazu Theaterhumoresten", zwerchfellerschütterndes Lachen Pflanze an den Berliner   Botaniker Willdenow   schickte, der seine erregend und doch manchmal auch voll ernster Größe, von Diagnose bestätigte. Menschlein handelnd, deren Elend komisch, deren Komit tragisch ist". Die Bühnengenossenschaft aber hat ein gutes Werk mit dem Buche verrichtet. Und so wird Borées Namen und Wirksamkeit noch Tang lebendig bleiben.

wertet.

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Aus Kräuterbüchern.

E. K.

Die preußische Regierung ließ in dem Aachener Amtsblatt von 1825 Nr. 47 eine Bekanntmachung einrücken, in der gesagt wurde, was die Lieberfräuter feien, auch daß man in den Apotheken das Pfund zu acht Groschen haben könne( in den Drogenhandlungen wohl ebenfalls). Die sicherste Auskunft über die Lieberschen Kräuter verdankt man übrigens dem verstorbenen Apotheker Stein in Frank furt, der aus der von Lieber selbst bezogenen Pflanze Samen aus las und daraus die Galeopsis ochroleuca erzog. Mit der Zeit hat der Konsum sehr nachgelaffen.

Andere Frühlingsfräuter, die man als heilkräftig gegen Lungen leiden empfahl, waren das gefleckte Fertelfraut, Hypochaeris maculata, auch ein Korbblütler wie der Huflattig, das man im 16. Jahrhundert als ein Mittel gegen die Schwindsucht rühmte, ferner der weiße Andore, Marrubium vulgare, der zu den ältesten Arzneimitteln ge­hörte, deren die Geschichte Erwähnung tut. Es war im Altertum das Hauptmittel gegen geschwürige Lungenschwindsucht und wird deshalb von älteren Schriftstellern sehr oft angeführt.

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Der Umfang des wirklichen Wissens von den Vorgängen in der Natur und dem tierischen und pflanzlichen Leben war bis in die Mitte des 17. und 18. Jahrhunderts ein äußerst geringer. Ist doch der Kreislauf des Blutes erst 1619 von William Harvey   entdeckt worden, erst 1774 der Sauerstoff von Priestley   und 1784 der Wasser stoff von Henry Cavendish  . Dieser Mangel an wirklichem Wissen wurde vielfach durch Absurditäten ersetzt. Chriftliche wie heidnische Briefter predigten, daß die Seuchen, die die Bevölkerung heimsuchten, die gerechte Strafe der erzärnten Gottheit feien und daß man zu ihrer Beseitigung Bußübungen, Wallfahrten usw. machen müsse. Die große Menge war ihrerseits so sehr von der Weisheit ihrer Bor etwa 20 Jahren fam ein Geschäftsmann auf den Gedanken, Briefter überzeugt, daß fie, statt selbst Abwehrmaßnahmen zu daß auch eine ganz gewöhnliche Pflanze, als Tee verwendet, zur treffen, diesen Hokuspokus gläubig durchführten. So machte Heilung von Lungenkranken dienen tönne, wenn nur der Glaube die Wissenschaft nur wenig und langsam Fortschritte. Erft 1851 daran, diese Suggestion, vorhanden sei, und er sammelte oder ließ wurde von Helmholtz der Augenspiegel und erst 1855 bon fammeln den im Frühjahr überall an Wegen, Gräben und Manuel Garcia der Kehlkopfspiegel entdeckt. Wohl hatte schon 1720 Medfern als Unkraut vorkommenden Vogelfnöterich( Polygonum van Leeuwenhoet mit seinem unvollkommenen Mikroskop die Blut- aviculare), nannte ihn aber echten sibirischen Vogel­eine Törperchen entdeckt und die Infuforien( Bakterien); indes die große tuöterich", machte glänzende Beschreibung von seinen Bedeutung derselben für die Entstehung und Verbreitung der Krant  - großartigen Heilkräften mit erstaunlichen Heilberichten, Dant heiten wurde erst in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts fagungen usw., die er in alle Zeitungen brachte, und die ihm von Lifter, Pasteur  , Koch und ihren Schülern festgestellt und ver- von allen Gegenden her riesige Bestellungen brachten. Aber es dauerte nicht lange, so bekam der gute Mann Konkurrenz von ver Aber wie die Gewohnheit im Tun und Denken eine der schiedenen Seiten, die ihn an marktschreierischer Reklame noch über­zäheften Eigenschaften in der menschlichen Natur sind, so erhielten trafen. Da gab es Weidemann'scher, Homeria, Weidhaus' Sterntee, fich auch die Ansichten von den bösen Luftarten und Geistern, den Brockhaus Johannistee, Lüds Kräutertee, Haberechts Universal­berdorbenen Mägen, von den Heilkräften des au- und ab- tee usw. usw. nehmenden Mondes, des Menschen und des Bärenfettes usw.; anderen Uebeln zu der Meinung gekommen find, daß ihr Blut und Auch die armen Städter, die wegen Verdauungsbeschwerden und die von den Mönchärzten verkündete Weisheit, daß der liebe Gott gegen jede Krankheit Kräuter habe wachsen lassen, ja unrein sei und einer Reinigung bedürfe, erfahren aus den Kräuter­fte wird auch heute noch von von vielen sonst ganz verbüchern oder ihren Kompilationen von den blutreinigenden Eigens nünftigen Menschen geglaubt. Diese Weisheit wurde von schaften verschiedener Frühlingspflanzen. Deshalb trinkt man im den alten Kräuterbüchern bon Brunsfeld, Tragus Frühjahre zur Blutreinigung Tee von Stiefmütterchen, Ehrenpreis, Clufius, Konrad Gesner   und anderen ausführlich und gelehrt be- Schafgarbe, weiße Taubennessel, Brunnentreffe, Gundermann, Gundel­wiesen. Sie machten sich die Sache eigentlich recht bequem. Bon rebe oder man preßt die frischen Pflanzen aus und trinkt den aus­der äußeren Form einer Pflanze, der ihrer Blüten, Blätter und gepreßten Saft und man ist überzeugt, daß diese Pflanzen eine blut Früchte, folgerte man, gegen welche Strankheiten eine Pflanze heilfam reinigende Kraft haben. sei und belegte das durch zahlreiche Märchen und Wundergeschichten. Von den angenähnlichen blauen Blüten der Euphrasia officinalis schloß man, daß diese Pflanze heilsam gegen Augenkrankheiten sei und nannte sie deshalb Augentrost. Von den dreilappigen, leber braunen Blättern des Leberblümchens, Hepaticatriloba, fchloß man, daß diese Pflanze gegen Leberfrankheiten heilsam sei. Von den milz­förmigen Blättern der Adoxa moschatellina schloß man, daß diese Pflanze gegen Milzfrankheiten heilsam sei; ebenso nannte man ein

Aber wie sympathisch sich auch die bemitleidenstverten Kranken die Eigenschaften der jungen Pflanzen denken, mit all diesen zahlreichen Mitteln geçen Lungen, Blut, Leber- und Augenleiden usw. haben die Entdeckungen der eraften Forscher, namentlich der Bakteriologen Koch, Pasteur  , Klebs, Davaine, Billroth und andere augeräumt, die an ihrer Stelle wirkliche Heilverfahren schafften. Der Gebrauch dieser mannigfachen Frühjahrstees hat gewiß unter einer gewissen Autosuggestion vielen Kranten gute Dienste geleistet, aber bei dee