Fallen eine Existenzberechtigung, die auch nicht durch höhere Taxenkünstlich erhöht werden kann.Auf dem Gebiete des L a st e n t r a n s p o r t» hat das Auto-mobil in» gleislosen Güterzug einen Erfolg zu verzeichnen.Bei den gleislosen Güterzügen, die jetzt anscheinend Wirtschaft-lich und technisch rationell arbeiten, wird der Zug nicht von einerVorspannmaschine gezogen, sondern die Räder jedes WagenSdes Zuges werden unabhängig von Moloren angetrieben. So eingleisloser Güterzug ist nichts anderes als eine elektrische Bahn, dienicht auf Schienen läuft und ihre eigene Kraftstation mit sich führt.Sie sind daher von einer Stromzuführung(Oberleitung) unabhängigund frei beweglich. Auf dem Hauplwagen des eingangs erwähntenZuges sind zwei Benzinmotoren aufgestellt, die Dynamos antreiben.Diese Dynamos liefern den Strom für die Motoren von sechs Bei-wagen, von denen jeder 5 bis b'/z Tonnen tragen kann, so dast derZug zirka 30 Tonnen Nutzlast befördern kann. Es gibt auchStrastengüterzüge, bei denen die Kraft vom Hauptwagen auf dieAnhängewagen nicht auf elektrischem, sondern mechanischem Wegeübertragen ivird, doch stehen diese Züge den elektrischen Zügen injeder Hinsicht nach.Diese gleislosen Züge können dazu helfen. Gegenden dem Ver-kehr zu erschliesten, in denen die Anlage einer Bahn aus Gleisenmit Rücksicht ans die Höhe der Anlagekosten nicht wirtschaftlich ist.ES gibt auch Teile des Deutschen Reiches, in denen nur zu be-stimmten Zeiten des Jahres Bedürfnis nach einem billigenTransportnnttel vorhanden ist.Auch auf anderem Wege versucht man, für den Personen-Transport ein solches Bindeglied zu schaffen. Die preußischenBahnen verfügen jetzt über eine Reihe von Motorwagen,die eigentlich nichts anderes sind als Automobile, die auf Schienenlaufen. Ursprünglich verwendete man sogenannte Akkumulatoren-wagen, bei denen von einer im Wagen untergebrachten Akkumu-latorenbatterie Strom für die den Wagen antreibenden Elektro-motoren geliefert wurde. Die neueren Motorwagen enthalten einenPetroleummotor, der einen Dynamo antreibt, der dann die zumBetrieb erforderliche elektrische Energie liefert. Auster dieser Antriebs-station enthält der Wagen eine Anzahl Sitz- und Stehplätze 3. und4. Klasse, sowie einen kleinen Gepäckraum. Diese Wagen könnendann in wirtschaftlicher Weise auf Nebenstrecken oder auch aufHauptstrecken zwischen den einzelnen Hauptzügen verkehren undVerkehrsbedürfnisse befriedigen, die man früher durch ganze Eisen-bahnzüge mit Rücksicht auf die Kostenfrag« unbefriedigt lassenmustte.Bei den H a u p t e i s e n b a h n e n ist augenblicklich die wichtigsteFrage die der Einführung de? elektrischen Betriebes. InDeutschland haben Preusten und Bayern erfolgreiche Versuche, oderbesser gesagt Fortschritte in der tatsächlichen Einführung diesesBetriebes gemacht. Der erste Versuch wurde gerade vor zehnJahren auf der Wannseebahn mit einer Gleichstrombahn durch-geführt, bei der noch die Stromzusührung durch eine dritteSchiene erfolgte. Zwei Jahre später folgte die Bahn Berlin— G ro st-Li cht er selbe, die nach dem gleichen System ausgeführt nochheute im Betrieb ist. In der Folgezeit wurde, wie an dieser Stelleschon öfter erwähnt, durch Versuche erkannt, dast der einzige richtigeWeg für den elektrischen Betrieb von Bollbahnen in der Verwendunghochgespannten EinphasenstromS liegt. Nach diesen Vorversuchcnwurde die Hamburger Stadt- und Vorortbahn Blankenese-Ohlsdorf für elektrischen Betrieb eingerichtet und der Betrieb imJahre 1907 eröffnet. Nach verschiedenen unvermeidlichen aber glück-lich bestandenen Kinderkrankheiten, zeigte es sich, dast dieser Versuchein voller Erfolg war. Im Jahre 1903 wurden ca. 37 MillionenPersonen befördert. Seitdem stieg die Zahl der beförderten Personenum ca. 10 Millionen jährlich. Augenblicklich sind 110 Motorwagenmit 40 000 Pferdestärken Leistung in Betrieb. Der nächste Schritt wardie Einführung des elektrischen VollbabnbctriebeS auf der StreckeBitterfeld-Dessau, als Teilstrecke der Linie Halle-Leipzig-Magdeburg. Auf dieser Strecke wird zum ersten Male ein richtigerHauptbabnverkehr, d. h. stark belastete Schnellzüge. Personen-und Güterzüge von elektrischen Lokomotiven bewältigt. Am13. Januar d. I. fuhr die erste Lokomotive auf dieser Strecke unddie Erfolge sind derartig gut, dast die Einführung des elektrischenBetriebe? auf weiteren Strecken in Aussicht genommen ist. Natur-gemäst kann diese Einführung nur sehr langsam vor sich gehen, aberdie Eutwickelung führt unbedingt dazu, um so mehr, als die Dampf-lokomotive wohl an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangtzu sein scheint. Eine der nächsten Aufgaben dürfte der elektrischeBetrieb der Berliner Stadt- und Ringbahn sein, diewohl schon bestimmt in Aussicht genommen ist. Ebenso soll aufzirka 260 Kilometer langen Staatsbahnstrecken in Schlesien voll-kommen elektrischer Lokomotivbetrieb durchgeführt werden. Infolgesehr schwieriger Streckenverhälinisse— die Strecken liegen zum Teil imRiesengebirge und weisen starke Steigungen auf— wird der Betrieb aufdieser Bahn'sehr lehrreich werden. Für die Personenzüge sind elektrischeLokomotiven mit einer Höchstgeschwindigkeit von 110 Kilometern inder Stunde, für Güterzüge solche mit 65 Kilometern in der Stundevorgesehen. Für schwere Züge auf Strecken mit langen Steigungen,werden zwei solcher Lokomotiven hintereinander gekuppelt. Eineneue neue wichtige und interessante elektrische Vollbahn— dieMittenwaldbahn, die von Tirol nach Bayern führt— istgleichfalls im Bau und soll 1912 dem Betrieb übergeben werden.Im Verkehr innerhalb der Groststädte selbst erweisen sich all-mählich die gewöhnlichen Strastenbahnen als unzureichend und wiebei uns in der Leipziger Straste manchmal eher als Verkehrshinder-nis denn als Berkehrserleichterung. Man must daher auch denStrastenbahnen eigene Bahnkörper zuweisen, die naturgemäst ent-weder über oder unter dem eigentlichen Strastenkörper liegen.Ein interessanter Versuch in dieser Beziehung ist dieSchwebebahn Elberseld« Vohwinkel- Barmen, bei dem dieWagen auf einer Schiene. die über den Wagenangeordnet ist, laufen. Diese Schwebebahn dürfte aber heute wohlkaum wieder ausgeführt werden, obwohl man sogar vor einigenJahren für Berlin— in der Brunnenstraste stehen merkwürdiger-weise noch heute die Probepfeiler— eine solche Bahn in Vorschlagbrachte. Die Stadtschnellbahnen werden heute nur als Stand-(Hoch-)bahnen oder Untergrund« richtiger Unterpflasterbahnenin Berlin ausgeführt werden. Lt.kleines feiaUeton.Sprachwissenschaftliches.Essen und Trinken im Sprachgebrauch. Essen undTrinken hält Leib und Seele zusammen, sagt das Sprichwort.Darum soll man beim Essen und Trinken nicht nur an die Leibes-nahrung denken, sondern sehen, ob man ihm nicht auch geistigeFreuden entnehmen kann. Und von der Wahrheit ausgehend, dastdas Ding und sein Name nahe zusammenhängen, dast, wer an demDing seine Freude hat, sich auS für den Namen und seinen Ursprunginteressiert, fei auf ein paar Namen auf unserer Speisekarte hin-gewiesen. Gleich das Wort Speise bringt nnS eine Ueberraschung.denn wir halten es sicher für ein gut deulsches Wort, müssen abervon den Sprachforschern hören, dast eS von dem lateinischen Wortoxxensa, die Ausgabe, der Aufwand, herkommt, daS wir im Deutschen,in weniger umgeänderter Form, noch in Spende finden. DieSpeise hat neben ihrer allgemeinen Bedeutung in einigen Teilen unseresVaterlandes auch noch den eingeschränkien Sinn„süstes Gericht" erhalten.Wir beginnen mit der Torte; Franz Härder weist in seinemhübschen Buche„Werden und Wandern unserer Wörter", dem wirhier folgen, darauf hin. daß das Wort torta sich schon in der la-teinischen Bibelübersetzung findet. Es stammt au« dem Lateinischen,ist ein Partizip de» Berdums torgusro, drehen, und bezeichnet alsonur die runde Form der Speise. Nicht leicht denkt einer beim Ver-speisen daran, dast der Name des Gerichts vom selben Stamm wieTortur ist. Schwieriger ist die Erklärung des Puddings.Während die einen behaupten, es sei von dem französischen bouclm,Wurst, entlehnt, treten andere für die Herkunft von dem keltischenput, schwellen, ein. Das B i s c u i t entspricht genau unseremZwieback; denn es heistt, wie dieser, daS zweimal Gekochte, Ge-backene. DaS Konfekt und die Konfitüren sind beide vomlateinischen contlcsrg, vollenden, herstellen, abgeleitet. DieP r a l i n ö S sollen von dem französischen Marschall du PressisPraslin ihren Namen haben. DaS Marzipan hat sicher nichtsmit Marcus und panis zu tun, sondern wurde jetzt von dem Namen„mareapans", einer Münze, abgeleitet.In Erinnerung an da« französische Souper glauben wir, dastunsere Suppe aus dem französischen soups abgeleitet sei, währenddoch gerade hier das Deutsche gegeben hat, und in dem Worte unsersaufen steckt. Bei den Zwischcngerichten begnügen wir uns mitdem F r i c a s f e e, das in seiner jetzigen Form natürlich aus demFranzösischen stammt, dessen Grundwort kriguo, munter, aberdem gotischen kriks, althochdeutschen!reh, unserem heutigen frechentspricht, und mit der Mayonnaise, deren Name gar auf einenkarthagischen Feldherrn zurückgeht, auf HannibalS jüngsten BruderMago, der einer auf der Insel Menorca gegründeten Stadt seinenNamen gegeben hatte. Nach Richelicus Seefieg bei Mahon imJahre 1756 wurde der Name Mode, und eine neuerfundene Sancebekam den Namen„Mahonnaise", der später in die heutige Formumgeändert wurde.'Von den Fleischgerichten haben die Koteletts, die man ver-nünstigerweise bei uns zu Lande nachgerade anfängt, Rippchen zunennen, ihren Namen vom lateinischen costa, der Klops ist einekurze Form für Klopffleisch. Von unseren Gemüsen ist die Erbseund Linse Wohl mit dem lateinischen orvum und Isnsurverwandt, der Spinat, das mittellateinische spinatus,stammt au? dem persischen aspauakb. Kohl ist da?lateinische caulis, Stengel; das rätselhafte„Kohl reden"erklärt sich durch die Herkunft von dem hebräischen gol, die Stimme,das Gerücht, das der Gaunersprache angehört. Von der Zukost zumFleisch nennen wir nur noch die Kartoffel. Da? Wort hiest zuAnfang des 13. Jahrhunderts Tartuffel, eine Verdeutschung des ita-lienischen tartuko, die Trüffel. Die Aehnlichkeit des Aussehensbrachte es mit sich, dast die Italiener die Kartoffel, die in der Mittedes 16. Jahrhunderts nach Europa kam. weiste Trüffel nannten, einName, der jetzt längst durch patata ersetzt worden ist.Perantw. Redakteur: Richard Barth, Berlin.— Druck u. Verlag: vorwörtsBuchdruckerelu.VerlagSanstaltPaulSingertCo..BerllnLXV,