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Schneefälle gleich erheblich häufiger, aber zur Bildung einer einigermaßen beachtenswerten Schneedede kommt es auch nur ver­einzelt, denn in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle geht der Schnee als Tauschnee" nieder und schmilzt, sobald er die Erde berührt. Ein starker, anhaltender und weit ausgedehnter Schnee­fall, wie er etwa am 16. und 17. November 1909 weite Teile des mittleren Norddeutschlands traf, ist um diese Jahreszeit ein nahezu beispielloses Ereignis gewefen. Ja, man sagt taum zu viel, wenn man behauptet, daß im allgemeinen von Ausnahmen selbstver­ständlich abgesehen die eigentliche Schneezeit für die deutsche Ebene erst etwa um Weihnachten   oder Neujahr zu beginnen pflegt. Eine große, zusammenhängende Schneedede vor Weihnachten, ja, selbst noch zu Weihnachten ist eine nicht eben häufig vorkommende Erscheinung und bildet ganz gewiß nicht die Regel.

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Diefe Behauptung wird vielfach sehr großes Erstaunen er­regen, denn in der landläufigen Vorstellung sind nun einmal Weihnachten" und Schneelandschaft" nahezu untrennbare Be­griffe. Wo immer wir in der bildenden Kunst Weihnachten dar gestellt sehen, auf allen Bildern, den größten Kunstwerken wie den billigsten Jahrmarktsdruden, ist für die deutsche Weihnacht die weite Schneelandschaft, der dicht herabfallende Schnee ein beinah unentbehrliches, stets wiederkehrendes Attribut, und diese Ideen­berknüpfung, die uns auch aus Weihnachtsgedichten immer wieder entgegenklingt, hat sich in der allgemeinen Borstellung so festgesetzt, daß ein Weihnachtsfest ohne Schnee fast wie eine Entweihung empfunden wird. Und doch haben wir das richtige Weihnachts­vetter" berhältnismäßig nur recht selten zu berzeichnen! In Berlin   z. B. hat es sich im letzten Vierteljahrhundert nur zwei­mal eingestellt, 1890 und 1906; alle übrigen Jahre brachten ent­weder gar keinen oder nur ganz unbedeutenden Schnee und keine dichte Schneedede. Andererseits sind in der zweiten Hälfte März, in der ersten und selbst noch in der zweiten Hälfte April( 1903) sehr starke und ausgedehnte Schreefälle gerade in den letzten zehn Jahren gar nicht felten vorgekommen, und vereinzelt hat sogar noch der Mai kräftigen Tauschnee gebracht( z. B. 19. Mai 1900, 1. Mai 1909).

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Kleines feuilleton.

Hauswirtschaft.

Kartoffelspeisen. Die Kartoffel gelangte bekanntlich erst am Ende des 16. Jahrhunderts von Peru   und Chile   nach Europa  , wo fie anfänglich durchaus feine begeisterte Aufnahme fand; ja, die deutschen   Bauern konnten vielfach nur durch Zwang veranlaßt werden, die ausländische Knollenpflanze anzubauen. In Hungersnot und Teuerungszeiten erst lernte das Bolt in der Kartoffel den ertragreichsten und billigsten Träger der für die Ernährung so wich tigen Sohlehydrate schätzen, und am Ende des 18. Jahrhunderts sang der wadere Matthias Claudius   ihr das Loblied:

Schön rötlich die Kartoffeln sind

Und weiß wie Alabaster.

Sie dän'n sich lieblich und geschwind

Und sind für Mann und Weib und Kind Ein rechtes Magenpflaster.

feit der Kartoffel fennen gelernt und sie spielt nunmehr auf dem Inzwischen hat man auch die ungemein vielseitige Berivendbar. täglichen Tische aller Minderbemittelten

Deutschland  

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ganz besonders in - eine Rolle, wie taum ein anderes Nahrungsmittel. An sich besitzt die Kartoffel nur geringen Nährwert. Ihr Eiweiß gehalt beträgt nur 2 Broz., ihr Fettgehalt ist nicht nennenswert und auch ihr Gehalt an Stärkemehl ist um die Hälfte geringer als der des Brotes. An Mineralsalzen enthält sie Kalt, Natronsalze und Kali.

Beeinträchtigt wird der Nährwert der Kartoffel dadurch, daß ihre Ausnugung im Körper unter erheblichen Verlusten geschieht. kommen dem Körper mit einem Verlust von 7 Proz. zugute. Dies Die Eiweißausnugung erfolgt nur zu 70 Broz, und die Kohlehydrate gilt für die gekochte Salzkartoffel. Wesentlich beffer stellt sich das gilt für die gekochte Salzkartoffel. Wesentlich beffer stellt sich das Berhältnis, wenn Kartoffelbrei hergestellt wird. Bei dieser Art der Zubereitung wird einmal das Stärkemehl der Knolle beim Kochen vollkommener aufgeschlossen, außerdem aber gestattet die feinere Konsistenz der Nährstoffe den Verdauungsfäften leichteren Zugang. So kommt es, daß das Eiweiß der Kartoffel im Brei zu 80 Proz die Kohlehydrate zu 99 Proz. ausgenügt werden. Nächstdem haben wir die rationellste Bereitung der Kartoffel in der Pelllartoffel und

Richtige Schneetvinter find neuerdings recht selten dage­wesen. Seit dem schneereichen Winter 1894-95 ist eigentlich nur noch ein Winter, 1906-07, durch eine bemerkenswerte Schneemenge ausgezeichnet geivesen, ebenso wie auch der allgemeine Charakter eines Winters in dem letzten Jahrzehnt nur einmal als ziemlich streng bezeichnet werden konnte, nämlich 1908-09. Ein Schnee- den aus ihr hergestellten Startoffelgemüsen zu suchen. Bei diesen reichtum, wie er etwa in den 80er Jahren des vorigen Jahr­hunderts mehrfach zu verzeichnen war, vor allem im Winter 1887 bis 1888, ist in neuerer Zeit unbekannt geblieben. Die über wiegende Neigung der Winter neueren Datums zu mildem Wetter, westlichen Winden und zumeist nur sehr geringen Kälteertremen, hat eben auch bewirkt, daß der Schnee, vom Winter 1906-07 ab­gesehen, eine recht bescheidene Rolle gespielt hat.

besonders haben wir es in der Hand, den Nährwert der Kartoffel durch Zugabe von Fett, Milch, Hering usw. ganz beträchtlich zu erhöhen. Besonders empfehlenswerte Kartoffelgerichte sind folgende:

Apfelkartoffeln mit Sped. Ein Pfund geschälte Kar toffeln tocht man in Salzwaffer gar, gießt sie ab und zerstampft sie fein oder drückt sie durch die Püreepresie. Ein Pfund fauere Nepfel wurden inzwischen geschält und zu Brei gefocht. Kartoffeln und epfel werden miteinander gemischt und mit Salz und Zucker ab­geschmeckt. Den Brei stellt man heiß, während man feingewürfelten Sped ausbrät, nach Belieben unter Beigabe einer fleingeschnittenen Zwiebel. Speck und Zwiebel füllt man entweder beim Anrichten über das Gericht oder mischt es unter den Brei. Gebratene Leber oder Bouletten aus gehacktem Schweinefleisch passen dazu.

Saure Kartoffeln. Mehlige Kartoffeln werden in der Schale gar gekocht, noch heiß geschält und in Scheiben geschnitten. eingeschnittene Zwiebel wird in Sped weiß und weich gefchwißt, etwas Mehl darunter gerührt, mit Pfeffer, Salz, ein wenig Ge würz, Essig und Sirup verkocht und abgeschmeckt. In dieser Sance erhitzt man die Kartoffeln.

Die Zeit des Jahres, die am häufigsten Schnee bringt, ist bemerkenswerter Weise nicht der eigentliche tiefe Winter", fon­dern das erste Februardrittel, dem sich ein zweites Magimum im Anfang Januar und ein drittes seltsamerweise um die Mitte der ersten Märzhälfte anschließt. Wie vollständig die Neigung zu Schneefällen in die Zeit nach Weihnachten   fällt, während die vor­weihnachtliche Zeit unverhältnismäßig start zurüdfritt, geht am tlarsten aus dem zeitlichen Auftreten der besonders lange währen­den Schneededen hervor. Legt man z. B. die Verhältnisse Berlins  zugrunde, wo die zuverlässigsten Schneebeobachtungen schon ganz besonders weit, bis 1701, zurückgehen, so ergibt sich, daß in den legten hundert Jahren nur ein einziges Mal schon vor Weihnachten eine sehr lange Schneededenbauer notiert worden ist, nämlich in dem strengen Winter 1890-91, too fich am 25. November eine Rartoffeln in Milchsauce. Belltartoffeln werden heiß Schneedede bildete, um dann, allerdings nur in geringer Stärke, geschält und in Scheiben gefchnitten. Eine feingehackte Zwiebel wird bolle 66 Tage, bis zum 29. Januar, nicht zu verschwinden. Aehnlich in Fett geschwist, Mehl, Salz und Pfeffer dazu gerührt und so viel lange Dauern von Schneededen beschränken sich sonst ausnahms- Milch unter Rühren damit verkocht, daß eine feimige Sauce entsteht. Los auf die Zeit nach Neujahr: eine 67 tägige Schneedecke brachte Auf 1 Bfd. Kartoffeln muß man etwa 1 Liter Milch nehmen. Hat z. B. der Winter 1894-95 in der Zeit vom 4. Januar bis zum man Reste von Bratensauce, so füge man sie hinzu. Die Kartoffeln 11. März, eine 60 tägige der Winter 1837-38 in der Zeit vom werden in der Sauce erhitzt. 6. Januar bis 5. März und eine 56 tägige, die sogar erst am 27. Januar begann, um dann bis zum 23. März( 1) zu dauern, der Winter 1844-45. Ebenso fielen die sehr großen Schneehöhen Berlins  , von einer einzigen Ausnahme( 21. Dezember 1829) ab­gesehen, ausnahmsios auf die Zeit nach Neujahr, ja, sogar nach Mitte Januar; zwei von den großen Schneehöhen stellten sich interessanterweise fogar erst im April ein( 10. April 1837, 17. April 1849) und eine gar im Mai( 26. Mai 1705).

Seringsfartoffeln. Unter die Kartoffeln mit Milchsauce mischt man gewäfferten und fein gehadtert Hering. Man falze erst, nachdem das Gericht mit dem Hering vermischt einige Minuten an heißer Stelle gestanden hat und gekostet wurde.

Peterfilienfartoffeln. Eine helle Mehlschwitze wird mit geriebener Zwiebel, Salz, Milch und einem Bouillonwürfel zu feimiger Sauce verkocht, in der heiß geschälte und in Scheiben ge fchnittene Bellfartoffeln 5 Minuten ziehen müffen. Man würzt mit Pfeffer, feingehadter Petersilie und einigen Tropfen Maggi. Hiermit vermischt, darf die Speise nicht fochen.

man statt grüner Petersilie abgeriebenen Majoran hierzu. Majorankartoffeln werden ebenso bereitet. Nur nimmt

Daraus dürfte hinreichend flar hervorgehen, daß die Entschei­dung, ob irgendein Winter als" Schneewinter" anzusprechen ist oder nicht, in der vorweihnachtlichen Zeit überhaupt noch nicht ab­gegeben werden kann. Ebenso wie die Entscheidung, ob ein Winter streng oder mild oder dem Durchschnitt entsprechend ist, zumeist erst nach Neujahr fällt, so Lißt sich aus der Tatsache, ob vor Weih­nachten viel oder, was die Regel ift, wenig Schnee niedergegangen ist, nicht der geringste Rückschluß darauf ziehen, ob man einem Schneewinter" entgegengeht oder nicht. Das weiße Weihnachten" ist nun einmal in Deutschland  - man darf wohl sagen: leider! eher die Ausnahme als die Regel, und die zahlreichen Freunde reichlichen Schnees müffen sich immer bis Neujahr gedulden, ehe fie einigermaßen Aussicht haben, auf ihre Rechnung zu kommen. m. kt. Verantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin  . Drus u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

Brühlartoffeln. Rindfleisch focht man in gefalzenem Wasser mit Suppengrün gar. Geschälte, gewaschene und in Stüde  geschnittene Kartoffeln werden in der Brühe weich gefocht. Man würzt mit einem Teelöffel voll Kochlünimel, wenig Pfeffer und etwas abgeriebenem Majoran. Gehadte Petersilie gibt man erst beim Anrichten an das Gericht. Dazu paßt faure Gurfe als Beigabe.