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Aber Per steht ganz ruhig, mit dem Stuhlbein in der Hand und den Rücken an das Fuder gelehnt, als stände er auf Wache. Sein Unterkiefer ist stark vorgeschoben und er Tunzelt die dichten zusammengewachsenen Brauen. Er erklärt dem Krugiirt, wie die Sache zusammen­hängt.

Ja," antwortet der Krugwirt. Dabei ist nichts zu machen. Diese Leute hier sind die angesehensten Leute der Gemeinde, und ich kann ja wohl sehen, wer Du bist. Mach nun, daß Du fortkommst! So so so! Nichts mehr da­von. Fort mit Euch! Fort! Mach, daß Du fort kommst" Als der Wagen wieder auf der Landstraße fuhr, standen die Bauern im Torweg und riefen Per nach.

Mikkel Krat aber lachte leise vor sich hin und setzte das ungefähr eine viertel Meile lang fort.

Auch Per bekam seine gute Laune wieder und Sophie ebenfalls. Sie waren durch diesen Auftritt im Stall ganz munter und fidel geworden. ( Forts. folgt.)

Der Krieg gegen Dänemark  .

I.

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des Absolutismus   und der Büttelwillfür sich mit innerpolitischen Fragen abgeben durfte, desto mehr erhikte sie fich für Problemé Herzogtümern werden sollte, wirklich für die deutsche Bourgeoisie. der auswärtigen Politik. Zudem war die Frage, was mit den Weltmeer gerichtet hatte und von einer Eroberung des Welt­von weittragender Bedeutung; denn seit sie ihren Blick auf das marftes schwärmte, erhellte ohne weiteres der handelspolitische Wert, den der Besitz der schleswig- Holsteinischen Küste für sie haben mußte. So erflang denn auf allen. deutschen   Leierfästen das Schleswig- Holstein  , meerumschlungen!" in allen liberalen Her en glomm stille Neigung für die unterdrückten Brüder mit den zum Vorwurf gemacht, daß er dem dänischen König wegen seiner blauen Augen und dem flachsenen Haar, und dem Bundestag wurde rechtswidrigen Gelüfte auf die Herzogtümer nicht unsanft auf die Finger flopfte. Als dann die Danisierungsbestrebungen in Schles­ wig   immer offenkundiger wurden, und Friedrich VI.   in seinem Offenen Brief den endgültigen Gewaltstreich in der Thronfolge­frage vorbereitete, erließ der Bundestag doch eine sanfte Mahnung barin einig, daß die Rechte der Herzogtümer nicht auf Kosten der nach Kopenhagen  . Aber im Grunde genommen, waren alle Mächte " Integrität" der dänischen Monarchie gewahrt werden dürften, und daß der Statusquo in dieser Hinsicht zu erhalten sei Metter­nich für seinen Teil zeierte noch darüber, daß die Umsturzpartei in Deutschland   das Banner Schleswig- Holsteins   entfaltet und alle törichten Köpfe damit in Verwirrung gesetzt habe, und stellte gerade­zu den Antrag, die beiden deutschen   Großmächte sollten mit allen.

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Als Bismarck  , im Augenblick der höchsten Not berufen, um| Mitteln gegen den revolutionären Unfug" einschreiten. die widerspenstigen Fortschrittler unter den Absatz seiner Junker- Der Unfug" der Märzrevolution von 1848 brachte denn auch stiefel zu treten, sich im Innern einigermaßen häuslich eingerichtet die schleswig- Holsteinische Frage   zum Klappen. In Deutschland  hatte, gab ihm eine Frage der auswärtigen Politik, die er wünschte, war für eine furze Spanne die liberale Bourgeoisie ans Ruder, Gelegenheit, Kaltblütigkeit und Eisenstirnigkeit des erfahrenen gekommen, deren nationales Bekenntnis eine Erledigung des Babanquespielers zu erproben und die Revolution von oben in die Streitpunktes in ihrem Sinne heischte: das will sagen, durch Be= Wege zu leiten. Denn dieser unsentimentale und scharfblickende freiung Schleswig- Holsteins   vom dänischen Joch und Einverleibung Politifer erkannte zu Recht, daß, wer den Eierkuchen der deutschen   der beiden Gaue in den Deutschen Bund  . Auf der anderen Seite Einheit backen wollte, fecklich Gier zerschlagen mußte: nur die hatte in Kopenhagen   die radikale Partei der Eiderdänen die Size Revolution von oben konnte jenen Einheitsstaat schaffen, der Anno der Staatsmacht eingenommen und ging tatkräftig ans Werk, ihre 1848 der Revolution von unten so schmählich zerronnen war. Der Losung: Dänemark   bis zur Eider! wahrzumachen. So war der strupellose Spieler sah auch den Weg flar vor sich: Oesterreich   mit Zusammenprall unvermeidlich. Die Herzogtümer erhoben die Fahne seinen Kronländern mußte als der Staat, der wirtschaftlich nach des bewaffneten Aufstandes, schufen ein Heer und setzten eine pro­dem Mittelmeer   statt nach Nord- und Ostsee gravitierte, abgeschoben visorische Regierung ein. Aus allen Ecken und Enden Deutschlands  werden; die deutsche   Bourgeoisie war durch Erfüllung ihrer natio- strömten Freiwillige herbei, und um Hilfe angerufen, sahen sich nalen Forderungen über die unvermeidliche Enttäuschung bei ihren auch Deutscher Bund   und Preußen unter dem Druck der revolutio­liberalen Wünschen hinwegzutrösten; für die Hohenzollern   mußte nären Bewegung gezwungen, ihre Bataillone gegen Dänemark  ein fetter Happen abfallen, und auch dem Junkertum würde man marschieren zu lassen. Aber obwohl Wrangel als Oberbefehls­unter dem Dach des neuen Reiches ein warmes und behagliches haber der preußischen und der Bundestruppen die Dänen bis über Bläßchen sichern. die jütische Grenze vor sich hertrieb, wurde der Feldzug doch von Die schleswig- Holsteinische Frage   gab 1864 Anlaß, den ersten preußischer Seite ohne rechten Ernst geführt: einmal, weil entscheidenden Schlag zu wagen. Seit einem Menschenalter etwa Friedrich Wilhelm IV.   lezten Endes in dem Befreiungs­war diese Frage nicht mehr von der Tagesordnung sowohl der inter  - kampf der Schleswig- Holsteiner nur eine gottverfluchte Rebellion nationalen Kabinette wie des deutschen   Volkes verschwunden. Die gegen die angestammte Obrigkeit fab, und zum zweiten, weil Ruß­beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein waren seit Olims land und England, eifersüchtig auf einen möglichen Machtzuwachs Zeiten durch eine Personalunion mit Dänemark   verbunden und Preußens, mit ihrer Einmischung drohten. Auf Rußlands   und führten, unzweifelhaft deutsche   Gaue, von Kopenhagen   aus wenig Englands Betreiben fam dann der schmähliche Waffenstillstand von behelligt, ein zufriedencs Sonderdasein. die schleswig- Holsteinische Malmö   zustande, dessen schmähliche Genehmigung durch die Deutsche Ritterschaft freute sich sogar der engen Verbindung mit dem König- Nationalversammlung den blutigen Frankfurter   Barrikadenkampf reich, weil ihrer viele an der gefüllten Staatskrippe Dänemarts am 18. September 1848 entfesselte. festen Unterstand fanden. Auch erkannten noch im Jahre 1846 die Als nach Ablauf dieses Waffenstillstandes im Frühjahr 1849 Holsteiner Stände an, daß die finanzielle Belastung der Herzog- der Feldzug wieder begann, fehlte ihm, im Zeichen der auf Ge­tümer im Verhältnis zu der des Königreichs durchaus gerecht be- legenheiten lauernden Gegenrevolution, erst recht jeder revolu= messen sei. tionäre Glan  . Mochten die Strandbatterien von Eckernförde   ein Wenn mun trotzdem die Verhältnisse Schleswig- Holsteins   plöz glorreiches Gefecht gegen zwei dänische Kriegsschiffe liefern, mochten lich eine deutsche   und weiterhin eine internationale Frage werden Bayern   und Sachsen   die Düppeler Schanzen erstürmen, mochte auch konnten, so sprachen dabei mehrere Umstände mit. Der Wiener   die schleswig- Holsteinische Armee sich heldenmütig schlagen, die Kongreß hatte die Verbindung zwischen Norwegen   und Dänemark   preußischen Regimenter unter Prittwit verzettelten, weil gelöst, und für diesen kleinen Staat schien jetzt mehr wie vordem Friedrich Wilhelm IV.   der Revolution nicht die Kastanien die enge Verbindung mit den Herzogtümern im Süden eine Lebens- aus dem Feuer holen wollte, so Zeit wie Kraft, und bald gab notwendigkeit. Diese Verbindung drohte aber überhaupt abge- die Berliner   Regierung in einem Waffenstilstand und dann in schnitten zu werden, da in absehbarer Zeit das dänische Königs- einem Frieden, am 2. Juli 1850, die Herzogtümer den Dänen Haus im Mannesstamm erlöschen mußte. Wie es auf alten Esels- völlig preis. Die Schleswig- Holsteiner sochten weiter. Aber nach häuten verzeichnet stand, konnte nämlich die Krone der Herzog  - der Schmach von Olmüß erklomm Preußen den Gipfel der Schande, tümer nicht wie die dänische in weiblicher Linie vererbt werden indent es sich gemeinsam mit Oesterreich anschichte, im Auftrag und fiel also beim Aussterben der männlichen Linie in Dänemark   des Bundestags durch bewaffnete Bundesexekution die Herzog­dem Herzog von Augustenburg   anheim. Das zu verhindern, streble Friedrich VI.   danach, die weibliche Erbfolge auch auf Schleswig und Holstein auszudehnen, von denen dieses zum Deutschen Bunde gehörte. Der dynastischen gesellte sich aber eine nationale Frage. Wie in allen einigermaßen entwickelten Ländern erhob auch in Dänemark   die bürgerliche Klasse eine Standarte mit liberalen und nationalen Forderungen. Da aber Dänemark   allein zu klein war, um dem kühnen Flug nationaler Gedanken zu genügen, wiegte sich diese Partei in den Traum des Skandinavismus ein, der Verbin­dung der drei nordischen Reiche zu einem wirtschaftlich und politisch mächtigen Ganzen, dessen Hauptstadt Kopenhagen   wäre. Voraus- So war die schleswig- holsteinische Angelegenheit nicht minder sehung dafür war aber ein national geschlossenes Dänemark   und schmählich im Sande   verlaufen als die deutsche   Revolution, und daher die Abstoßung rein deutscher und mit Deutschland   irgendwie wie Freiligrath bei der Kunde von dem Waffenstillstand zu verknüpfter Teile. Daher gab diese Partei die Losung aus: Ver- Malmö über die Dänenschande" gefnirscht hatte, so zürnte Arndt zicht auf Holstein und Annexion Schleswigs   ihr Schlagwort jetzt aus der Seele des deutschen   Bürgertums, das auch in Kur­Hessen die Beseitigung der Verfassung auf dem Wege einer Bundes­

lautete: Dänemark   bis zur Eider!

tümer zur Einstellung der Feindseligkeiten zu bewegen und ihrem rechtmäßigen Herrn" wieder zuzuführen. Preußen stimmte auch demütig zu, als Rußland  , England, Frankreich   und Oesterreich   im Mai 1852 in dem Londoner   Protokoll festsetzten, daß die Inte grität" des dänischen Gesamtstaates cin europäisches Bedürfnis sei, daß darum im Königreich wie in den Herzogtümern die Thronfolge sich im Mannesstamm vererben solle, und daß Thronerbe also, unter Ausschluß des Augustenburgers, Prinz Christian von Glücks­burg sei, der dem jüngeren Zweig der schleswig- Holsteinischen Linie angehörte.

Die Gelüste Friedrichs VI. und der sogenannten Eiderdänen exekution hatte geschehen lassen: entfesselten aber nationale Gefühle auch in der bürgerlichen Klasse Deutschlands  . Je weniger sie im Vormärz   unter dem harten Druc

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Wohl vieles wird vergeben und vergessen,

Doch nimmer Schleswig- Holstein  , nimmer Hessen  ."