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Härchen. Huller zupfte daran, was die Kleine sehr ungnädig| biel mehr gewürdigt werde, zumal von den hier in erster Linie beaufnahm, sie schlug ihm tüchtig auf die Hand. teiligten Gemeinden.
Kakadu," sagte er und beide mußten lachen. " Ja, auch einer," meinte Frida, aber hoffentlich kein so scheuer und unfteter wie ich."
Die Kleine wollte durchaus nicht bleiben, sie zog und zerrte Frida fortwährend am Kleid; es gefiel ihr durchaus nicht im Atelier bei dem großen Manne mit der lauten Stimme, was sie ihm unzweideutig zu erkennen gab.
Wenn Sie sich nur daran gewöhnen fönnen," meinte Huller kopfschüttelnd, die ist nicht wie Sie! Die wird Sie tyrannisieren!"
Mag fie doch! Es wird nicht so schlimm werden. Die hat mehr fertiggebracht als Sie, die hat mich erst frei gemacht,
nicht, fleine Maus?"
Einen Augenblick zögerte Frida, dann streckte sie ihm die Hand hin und wurde rot dabei wie ein junges Mädchen. Und wir wir bleiben die alten, soja, so wie wir früher waren!"
„ Aber Frida! Alter Philister! Alte Steifleinewand! Natürlich! Und ich werde bald kommen und nachsehen, wie es Euch geht in Neuhausen draußen! Gott der Weg! Und Refi? Sie wiffen wirklich nichts? Ja ja, gewiß, ich komme recht bald, und das Geld ist Ihnen natürlich sicher, Frida, und halten Sie den Kopf in der Höhe. Ich komme recht bald hinaus."
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Er wollte sie bis zum Tore begleiten, aber Frida lehnte ganz entschieden ab.
Na also! Adieu! Ich komme recht bald!" Aber er kam nie; der Kakadu war viel zu weit weggezogen.
Städtebaufragen.
Was wir in einem früheren Artikel beklagt haben, wird jetzt ganz gewiß noch nicht überwunden sein; und dennoch fann man gleichwie die Stillstände so auch die Fortschritte der Städtebausache selbst in verhältnismäßig fleinen Zeitabschnitten merken und unterscheiden. Mindestens fönnten wir alljährlich eine solche Städtebauausstellung brauchen, wie deren mehrere seit dem Jahre 1903 stattgefunden haben. Auf die von 1910 in Berlin und auf die von 1912 in Düsseldorf folgt jetzt eine internationale, und zwar in der Stadt Lhen, zusammen mit einer französischen Kolonialausstellung vom 1. Juni bis 1. November 1914. Zu diesem und dem sonstigen Aufschwung des Städtebauwesens ist seit ungefähr 1900 eine andere gut moderne Bewegung hinzugekommen, die des Heimatschubes; fie steht allerdings noch bor mehr als gewaltigen Schwierigkeiten, hat aber doch gleich ihrer Schwester einige tatsächliche und nicht einmal langsame Fortschritte zu verzeichnen.
Wenn der Schöpfer unserer Bewegung, der Verfasser des grundTegenden Werkes" Der Städtebau" von 1889, Camillo Sitte , heute noch am Leben wäre und all das Heutige sehen könnte: er würde viel Aerger, aber auch viel Freude haben, und jedenfalls viel Freude darüber, daß nun Ergänzungen seiner eigenen Ansichten kommen, daß Mängel seines eigenen Buches, die er besser als andere Leute erkannt haben dürfte, durch die weiteren Fortschritte und Einsichten ausgefüllt werden. Damals war es eine Notwendig keit, den allgemeinen Glauben an die Vorzüge der möglichst breiten und geraden Straßen zu zerstören. Er ist denn auch im großen ganzen überwunden. Allein, wenn man schon damals sehen konnte, daß über all das hinaus doch die von Camillo Sitte ganz wohlverstandene, nur eben nicht näher gewürdigte Avenue" eben falls ihr Recht als ein städtebaulicher Bestandteil hat, so ist uns dies jetzt mehr und mehr geläufig geworden, wenn auch mit einer fleinen Verschiebung. Der gewaltig anwachsende Verkehr, verschärft durch die Automobile, braucht jene Riesenstraßen, die bald als Korso, bald als Heerstraße und neuerdings mit Vorliebe als Damm( Kurfürstendamm , Kaiserdamm, Hohenzollerndamm usw.) bezeichnet werden; wobei der Ausdruck„ Damm" die tatsächliche Berechtigung hat, daß er auf eine höhere Aufschüttung über einem unzuverlässigen Loden Hinweist. Auch daß die vielberufene Heerstraße, die von Berlin aus über Charlottenburg den Grunewald durchschneidet und bei Pichelsberg über die Havel nach Döberitz führt, bis nach Meh verlängert werden soll, um einen Heeresaufmarsch von den Eisenbahnen unabhängiger zu machen: das freut uns nicht um seines Zwedes willen, muß uns jedoch als ein Bestandteil des Verkehrsbaues interessieren.
Schon aber kommen noch ernstere Dinge. Die Anfänge der Städtebaubewegung haben keineswegs die Mannigfaltigkeit ihrer Probleme übersehen; namentlich das Wirtschaftliche wurde früh zeitig erfannt. Trotzdem begann die Sache, wenigstens unter Camillo Sitte , mehr von der ästhetischen Seite her. Jetzt schließt fie die verschiedenen Seiten der Städtebauwelt energisch zusammen; Die feit 1904 bestehende Fachzeitschrift Der Städtebau" gibt fortwährend Zeugnis davon, und es ist ihr zu wünschen, daß sie noch
Je rascher nun heute derlei Dinge vorwärtsgehen, oder wenigstens, je deutlicher man ihr Zurückbleiben hinter dem, was dringend nottut, erkennt und der Oeffentlichkeit sagt, desto nötiger wird es auch, den Städtebau bald ausführlich und gründlich auf seine Geschichte, seine Geographie und seine Naturgeschichte hin zu erforschen. Das ist theoretisch wie praktisch erforderlich. Nicht die geringfügigste Erkenntnis, die daraus folgen kann, wird es sein, daß man den Sih so vieler Uebel weniger in dem vielberufenen Mittelalter, als vielmehr in der Neuzeit finden wird. Ihr tragifomischer Kleinabsolutismus mit seinem Fanatismus von Untertänigkeit und Regelmäßigkeit ist jedenfalls mit eine Hauptschuld an vielen Uebeln, die hier seit langem hausen und immer noch weiterdauern. Es ist zweckmäßig, daß wir die wichtigsten von ihnen unterscheiden und zusammenstellen. Etwa. folgendermaßen:
Erstens. Die Straßen und Plätze und sonstigen freien Flächen einer Stadt und namentlich Großstadt werden einander möglichst gleich gemacht, werden nicht, wie erforderlich, nach ihren Bedeutungen typisch unterschieden. Auch dem, der nicht mit dem Spezialistenauge schaut, kann es auffallen, daß in unseren Großstädten das Wohnleben und die Industriearbeit allzu sehr ineinandergehen, daß die verschiedensten Gebäude für beide Zwede, wie man bereits gesagt hat, oft wie Kraut und Rüben durcheinander stehen". Da wußte das Mittelalter besser Bescheid und verstand eine beffere Scheidung. Deshalb brauchen wir, theoretisch wie prak tisch, eine Uebersicht über die verschiedenen möglichen Typen von Straßen, von Pläßen, von Stadtvierteln usw. Immer wieder muß die Abstufung von Hauptverkehrsadern, gewöhnlichen Verkehrsstraßen und der mehrfachen kleineren Wohnungen verlangt werden. 3 weitens. Immer noch wird der Verkehr in einander statt aus einander geführt. Das geschieht namentlich auf den soBrückenplätze. Hierher gehört auch eine merkwürdige Vorliebe für genannten Sternpläßen", einschließlich der Bahnhofs- und der die Mitte. Wird jezt irgendwo ein neuer Plaz angelegt, so scheint es selbstverständlich zu sein, daß irgend etwas Schönes" in die Mitte fommt, und daß nun die Fußwege und die Wagenwege, einschließlich der Straßenbahngleise, darum herumgeführt werden, statt daß man ihnen durch die Fortführung gerader Linien einen unnüßen Aufwand an Zeit und Kraft erspart. Wers anschaulich haben will, möge daraufhin den Fehrbelliner Platz in Wilmers dorf betrachten.
Drittens der Plakgrößenwahn. Wie mancher mag schon baß erstaunt gewesen sein, wenn sich herausstellte, daß er den Markusplatz in Venedig für größer und den Königsplab in Berlin für kleiner gehalten hat, als die Plätze in Wirklichkeit sind! Jener ist eben ein Muster bon baulicher Anlage und dieser ein Riesenvorbild dafür, wie man es nicht machen soll. Längst haben die Berliner Stadtbaukundigen neue Gesamtpläne für die Bebauung der Gegend vom Brandenburger Tor bis zum Königsplak, ja sogar noch weiter bis zum Ausstellungsgebäude am Lehrter Bahnhof hin, berlangt und in Beispielen vorgelegt. Das wird nun um so wichtiger, als man jest gerade dabei ist, den Neubau eines Opernhauses für Berlin als eine Einzelaufgabe für sich, statt in einem großen städtebaulichen Zusammenhang, zu behandeln. Dies vorläufig nur unter der Voraussetzung, daß der Opernhaus- Neubau auf oder an den Königsplatz kommen soll, was durchaus nicht unbedingt nötig ist; jedenfalls liegen genug andere Projekte vor.
Viertens. Noch immer haben wir für unsere Städte zu wenig Grün. Einerseits brauchen wir es innerhalb der Stadt. Dazu taugen in den wirklich avenuehaften Großstraßen, wenigstens auf gewisse Strecken hin, die langen, regelmäßigen doppelten Baumreihen, über die es bereits viel und unerquidliches Hin und Her gegeben hat. Sie taugen aber nicht überall und nicht so unbedingt, wie es vielleicht zunächst scheint; sie versperren man ches Licht, zwingen zu einem ewigen Kampf um die mannigfach gefährdeten Bäume und sind schließlich doch mehr oder weniger langweilig. Um so dringender brauchen wir anderes Grün, wie es durch Vorgärten und durch öffentliche Grünanlagen dargeboten wird. Nur wird dabei meist übersehen, daß es wenig nüßt, wenn da und dort ein Riesenpark nach längerer Wanderung erreicht werden kann. So nötig derartige breite Flächen sind, so nötig werden doch auch, zumal für das Kindervolt, die fleineren Grüninseln, und zwar in möglichst großer Anzahl.
Andererseits brauchen wir ein Grün außerhalb der Stadt. Und seine Lenußung wie auch Erhaltung wird uns leider immer mehr erschwert. Es ist noch nicht lange her, daß auch unsere Großstädte echt mittelalterlich allen Bedarf in fich umfaßten. Allmählich mußte ein Durchbruch kommen: die Industrie fand nicht mehr genug Raum und Wasser, siedelte sich deshalb in einer mehr oder weniger großen Entfernung von der Stadt an. Die Einwohner gingen, soweit sie es tun konnten, des Sommers auf das Land". Allmählich wurde die Sommerfrische durch die Jahresfrische ersetzt. Das heißt also: die Anlage von weit draußen liegenden Wohnungen ist heut eines der wichtigsten Probleme. Nicht jeder Anlauf dazu scheint so leidlich zu werden, wie es wahrschein lich die Berliner Gegend von Dahlem wird, wo der einheitliche Wille einer staatlichen Kommission bereits etwas verhältnismäßig Gutes geschaffen hat, wenn auch noch über einen Mangel an moderner öffentlicher Gartenkunst geflagt wird. Etwas Großzügiges