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Damit find wir bereits mitten in der Betrachtung der d'Avenal in einem Auffaz der„ Revue des Deux Mondes ". tendenziösen Zurichtung des Geschichtsstoffes. Ein unausgesetztes Briefporto im heutigen Sinne gab es bis weit ins 17. Jahrhundert Schieben nach der Partei des Umsturzes" fennzeichnet die heutigen hinein nicht. Die eigenen Boten zu Pferde und zu Fuß, die sich Lehrbücher aller Schulgattungen. Die Existenz der republikanischen Fürsten, Staaten und Städte hielten, empfingen für ihre Dienste Sozialdemokratie veranlaßt das Bürgertum auch heute noch zur Gehalt, und auch als zuerst in Deutschland 1516 unter der Leitung verfälschenden Berherrlichung der Fürsten . Fordern doch die meisten der Fürsten von Tagis ein regelmäßiger Postverkehr eingerichtet Lehrpläne ausdrücklich die Hervorhebung der Leistungen des Herrscher wurde, gab es noch feine eigentlichen Borti. Die Preise wurden Hauses. Gerade den Umsturzbestrebungen und einer materialistischen dann später durch Botenordnungen bestimint; so sezte z. B. Johann Geschichtsauffaffung gegenüber", heißt es in einem Aufsatz in, Vergangen Sigismund von Brandenburg 1614 für einen Boten von Berlin heit und Gegenwart"," fann nicht genug betont werden, was Fürsten nach Straßburg 10 Taler an. Eine regelmäßige Verbindung des und hervorragende Männer geleistet haben." Ganz lindisch äußert föniglichen Botendienstes mit der Briefbeförderung für Private schuf sich der krasseste Byzantinismus noch immer in den auf der Unter- zuerst in Frankreich der Generalfontrolleur der Posten Pierre d'Alméras, fiufe aller Schulgattungen gebotenen Lebensbildern der Hohenzollern. ein reicher Finanzmann, der im Jahre 1612 für diesen Bosten Wer sich einen vergnügten Abend machen will, lese etwa das erste 2, Millionen Fr. zahlte. Er machte aus den offiziellen Kurieren, Geschichtsbuch" des Königlichen Kreisichulinspektors Bolack mit seinen die die Post für den König trugen, eine gefährliche Konkurrenz für rührseligen Kaiseranekdoten, oder auch das Lehrbuch für die Mittel- die Privatboten, die bis dahin die Post des Bürgers besorgt hatten. stufe von Bolts- und Mittelschulen von Spielmann. Wir sind ge- Dadurch wuchsen die Einnahmen der Post, so daß sie Louvois unter neigt zu glauben, daß Wilhelm II. selbst eine so schamlose An- Budwig XIV. bereits mit 6 Millionen Fr. ansetzte. Paris besaß himmelung, wie da getrieben wird, sich verbitten würde. Freilich damals, im Jahre 1653, nur vier Brieffästen. 1695 wies es sechs ist der jedesmalige Herrscher diesen Leuten weniger eine bestimmte Briefkästen auf und 1716 acht, die zweimal täglich geleert wurden. Bersönlichkeit als der Schildträger ihrer Klasse; darum die Opferung Die tägliche durchschnittliche Zahl von Briefen, die von Paris nach aller selbstbewußten Bürgertugend am Altar der Majestät! Rom befördert wurden, betrug zu Anfang des 18. Jahrhunderts Zugegeben muß werden, daß nicht mehr so viel wie früher vierzig. Im Jahre 1759 schuf man die kleine Post", bei der man gelogen und verschwiegen wird. Einmal wird das erleichtert durch das Porto für die Beförderung eines Briefes im Innern von Paris Die oben gewürdigte Ethit des Staatsegoismus; man braucht nicht auf 0,25 Fr. festsetzte, doch durften diese Stadtbriefe nicht mehr mehr ängstlich nach Gründen des Rechts zu suchen. Andererseits ist als 60 Gramm wiegen. Das gewöhnliche Gewicht für einen Brief, die Geschicklichkeit, durch rhetorische Künste bei scheinbarer Objet der von der französischen Bost mit einfachem Porto be tivität doch zum Ziel zu gelangen, aufs höchste ausgebildet. Es fördert wurde, betrug 71% Gramm. Ein Brief von Holland nach Paris , wird etwa eine peinliche Sache abgeschwächt und Prinz Wilhelms für dessen Beförderung eine direkte Postverbindung bestand, Flucht nach England im Nevolutionsjahre eine Reife" genannt; fostetete um die Mitte des 17. Jahrhunderts nicht mehr als 2,50 Fr. die Schuld an undeutscher Politik der älteren Hohenzollern etwa Aber von Paris nach Montmorench fostete er 3 Fr. Mit Gelddes Großen Kurfürsten wird dem Kaiser zugeschoben. Sehr sendungen war es bis ins 19. Jahrhundert schlecht bestellt. Im beliebt ist der Wechsel zwischen subjektiver und objektiver Begründung, 17. Jahrhundert war den königlichen Boten untersagt, Geld- oder je nachdem der Herrscher oder das eigene Volt dabei besser fährt. Wertsachen zu befördern, weil dadurch die große Gefahr hervor So wird Friedrich Wilhelms III. unfähiges Baudern im Frühjahr gerufen wird, daß sie beraubt werden und so die Nachrichten des 1813 mit seinem tiefen Verantwortlichkeitsgefühl gedeckt, während Königs verloren geben." 1660 schrieb Mme. de Sévigné aus Paris etwa Friedrichs II. rücksichtslose Erobererpolitit 1740 unter an ihren Onfel in Niort , dem sie eine Pistole, 33 Fr., schuldete: dem großen Gesichtspunkt des Dualismus zwischen Habsburg Ich würde Ihnen die Pistole gern wiedergeben, aber ich weiß und Hohenzollern als berechtigt anerkannt wird; Bismarcks Ver nicht, wie ich Ihnen die Summe zustellen foll." Größere Geld drehung der Emser Depeitze wird entweder überhaupt nicht sittlich summen ließen sich im Bantverkehr übermitteln. Moderne Reform gewürdigt oder als prächtiges Stücklein staatsmännischer Unbedenk- der Briefbestellung brach sich dann im Revolutionszeitalter Bahn, lichkeit gepriesen. und der entscheidende Schritt zur Reformierung des Briefportos geWie bei einem so eingestellten Unterricht die Sozialdemokratie fort- schah durch die Einführung der Penny- Post" in London . tommt, fann man sich denken. Für die höheren Schulen schreiben die Lehrpläne einfach vor, daß der„ stetige Fortschritt zum Besseren" und die„ Verderblichkeit aller gewaltsamen Versuche der Aenderung sozialer Drdnungen nachzuweisen sei, damit die Schüler das Verhängnisbolle unberechtigter sozialer Bestrebungen der Gegenwart" einsehen Ternen. Man fage aber beileibe nicht, daß dadurch die Schule zu einem Kampfmittel im Klassenkampf gemacht werde! Allein die Sozialdemokratie fängt die Jugend für ihre Parteipolitik ein! Die ihr gestellte Aufgabe löst die Schule dadurch, daß sie zunächst einmal alle revolutionären und demokratischen Epochen der Geschichte ethisch verurteilt. Jit so der Boden beackert, so wird bei der Ges schichte Kaiser Wilhelms I. zugegeben, daß die Arbeiterschaft sich damals in einer gewissen Notlage befand. Das erklärt dann die Wirksamkeit der Umstürzler Marg und Lassalle, bei denen die jüdische Abfunft fast immer vermerkt wird. Die Attentate auf Wilhelm I. erscheinen dann als Ausfluß der sozialdemokratischen Verhebung. welche Lüge natürlich die Schüler obendrein so auffassen, daß die Sozialdemokratie zum Königsmord anleitet. Durch die fast um natürliche Güte des Kaisers empfangen dann die Arbeiter das Gnadengeschenk der Sozialversicherung, womit die soziale Frage für die Schule erledigt ist.
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Aus dem Tierleben.
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Das Tagebuch eines Wespennestes. Ein geduldiger Naturforscher W. F. Denning veröffentlicht in der englischen Zeitschrift Knowledge" einen interessanten Bericht über seine monatelangen Beobachtungen, dem er den Titel gibi„ Das Tagebuch eines Wespennestes". Er hatte in seinem Garten mehrere Löcher angelegt in der Hoffnung, daß Wespen davon Besitz ergreifen würden. Wir geben einige feiner Aufzeichnungen wieder: 15. Mai 1913. Eine Wespenkönigin nimmt von einem Loch Besitz. Junge Wespen erscheinen am Rand des Loches. Während des verflossenen Monats hat die Königin ungefähr 800 Reisen aus dem Nest heraus unternommen. 16. Juni. Nach mehreren Morgenausflügen scheint mir die Königin frant. Ich hebe sie in der Nähe des Nestes auf und lege fie in die Sonne. Sie fann faum fliegen. 18. Juni. Die Königin ist wieder völlig hergestellt. Sie ist zwei Stunden lang ausgewesen. Während ihrer Abwesenheit bleiben die Jungen im Innern des Loches." Unterdessen wächst die junge Brut rasch heran. Am 6. Juli zählt der Beobachter 136 Wespen außerhalb des Neftes, am 15. Juli 240, am 23. Juli 397, am 28. Juli 855, am 30. Juli 1134 Wespen. Am 3. August geht ein schweres Unwetter nieder. Der Regen zerstört das Nest und die Zahl der Wespen vermindert sich beträchtlich. Am 20. August beginnen die jungen Königinnen in die Erscheinung aut treten. Am 25. desselben Monats sind bereits 40 so weit, um zufliegen. Vom 28. August ab find fast täglich im Tagebuch zahlreiche Abreisen der jungen Königinnen aus dem mütterlichen Neft aufgezeichnet; je heißer und schöner das Wetter ist, desto mehr Königinnen fliegen aus, bei nebligem und schlechtem Wetter weniger. Am 28. August verlassen 120 Königinnen das Nest, am 30., einem besonders schönen Tage, 165, am kalten und regnerischen 31. August 40, am 3. Septemper, der wieder sehr schön ist, 225. Jm ganzen ver laffen bis zum 10. September 740 stöniginnen ihre Kinderstube. Denning öffnet nun das Loch und findet hier zahlreiche Leichen von Wespen, Königinnen, Männchen und Arbeiterinnen, die augenscheinlich durch den Negen erstickt worden sind. Eine hochinteressante Beobachtung des Tagebuches teilt mit, daß die Wespen bei ihrem Fortgang fleine Erdkügelchen mitschleppten, Ueberreste, die von den Vergrößerungsarbeiten am Rest herstammten. Bei ihrer Rückkehr trugen fie regelmäßig Fliegen, die zur Nahrung für die Larven be stimmt waren. Der geduldige Entomologe hat berechnet, daß die Wespen so jeden Tag während der Monate Juli und August 3000-4000 Fliegen mitbrachten. Die Wespe ist also ein nüßliches Tier. Ist sie auch ein gefährlicher Feind unserer Das Briefporto durch sieben Jahrhunderte. Obstgärten, deren Früchte sie verzehrt, so darf man doch wohl mit Interessantes fulturhistorisches Material über die Entwicklung der Recht annehmen, daß dieser Schaden durch den Vernichtungskrieg Briefbestellung und des Briefportos bietet der Vicomte Georges aufgewogen wird, den sie gegen die schädlichen Fliegen führt. Berantwortl. Redakteur: lbert Wachs, Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
Auf den höheren Schulen wagt man sich sogar an die Dar stellung der Margschen Theorie bezeichnenderweise ohne die Lehre bom Mehrwert offenbar in der nicht dummen Annahme, daß das Unbekannte und absichtlich Verborgene die Jugend anzieht. So tommt der heutige Abiturient mit einer fäuberlich abgestempelten Meinung über die Sozialdemokratie aus dem Gymnafium heraus: Marg, Engels, Verstaatlichung der Produktionsmittel, Verelendungstheorie, fennen wir alles, ist alles längst widerlegt." Nun, wir meinen doch, die Herren sind zu schlau und werden sich bei den besten Köpfen ins eigene Fleisch schneiden.
So ergibt sich als Resultat des lleberblicks eine starke Politifierung des heutigen Geschichtsunterrichts, als positive Ergänzung des brutalen Kampfes, den das Bürgertumt gegen die proletarische Jugendbewegung führt. Die Arbeiterschaft muß durch unablässige fritische Aufklärung diese Einflüsse zu lähmen versuchen. Eins aber steht auch für die Schule fest: die Verschärfung der Klaffengegensäge. Friz Elsner.
Kleines Feuilleton.
Kulturgeschichtliches.