Nr. 136.- 1915. Unterhaltungsblatt ües Vorwärts Zsuntag, 13. Iuui. Seleuchtungseffette auf öer Welt- ausstellung zu San Zrancisco. Auf allen großen Ausstellungen der letzten Jahrzehnte wurde der elektrischen Nacht- und Effektbeleuchtung besondere Aufmerk- samkeit zugewandt, und jede neue Weltausstellung suchte ihre Vor- gängerin durch größeren Aufwand und durch geschickte Ausbeutung der neuesten Erfindungeu zu überbieten. Die Beleuchtungseffekte auf der Panamaausstellung in San Franziska, so schreibt derSüd- deutsche Glasermeister", verdienen besondere Beachtung, weil die Ingenieure hier zum Teil völlig neue Wege eingeschlagen haben; insbesondere gilt dies von der Beleuchtung des 130 Meter hohen Juwclenturmes, der, in babylonischem Stil errichtet, den architekto- nischen �Mittelpunkt der Ausstellung bildet und der Illumination der riesigen Glaskuppel des Gartenbaupalastes, die nach Eintritt der Nacht in ihrer malerischen Umgebung grüner Büsche und Bäume! ein wahres Kaleidoskop prächtiger, stets wechselnder Farben bildet. Die Mauern des babylonischen Turmes tragen 125 OOVJu­welen" aus geschliffenem Glase, die nach Eintritt der Dunkelheit durch zahlreiche farbige Scheinwerfer beleuchtet werden und ihnen unausgesetzt wechselnde, bunte Strahlen entlocken, die den Ein- druck hervorrufen, als wäre der hohe Turm tatsächlich mit lauter funkelnden Julvelen besetzt. Die Besucher der Ausstellung werden. indem sie durch ein etwa 38 Meter hohes Tor des Juwelonturmes in den Irmenhof, den Hof des Weltalls eintreten, wo in einer ausgedehnten Kolonnade zwei große Leuchtfontänen, der Eldorado- und der Jugsndbrünnvn, springen, in einen wahren Rausch der Schönheit versetzt. Viel komplizierter und umfangreicher ist aber der unter der riesigen Glaskuppel des Gartenbaupalastes ausgestellte Apparat zur farbigen Beleuchtung der Kuppel und ihrer Umgebung. Die aus einem eisernen Sprossenwerk und grünlichen Schechen   aus- geführte Kuppel ist eine Halbkugel von 4S Metern Durchmesser und 56 Metern Höhe. Sie überdacht den Mittelbau des Garten- baupalastes, der unter anderem ein großes Arrangement von Palmen und anderen tropischen Pflanzen enthält. In der Mitte des Ausstellungsraumes, umgeben von Palmen, stehen die Beleuch- tungsapparate, die ihr Licht von innen nach der hohen Kuppel emportragen; der Beleuchtungsapparat ist dem Anblick des Publi- kums infolge der geschickten Anordnung der Palmen entzogen. Er besteht aus zwölf großen Scheinwerfern von je 75 Zentimetern Durchmesser, die in einem Kreise aufgestellt sind und ihr Licht schräg nach der Mitte einer auf«in«m 4,5 Meter hohen Gerüst ruhenden gläsernen Plattform richten. Diese trägt den Apparat zum Verstreuen und Lenken des von den Scheinwerfern gespen- detcn Lichtes und den Mechanismus zur Erzeugung der reichen Farbeneffekte. Di« Plattform ist die Vorrichtung zur Zerstreuung des Lichtes eine runde Glasplatte von 1,5 Metern Durchmeffer und 6 Millimetern Stärke, auf deren Oberfläche eine große An- zahl vlankonverer Z erstreu irngsli ns en, dicht aneinandergerückt, aufgekittet ist, so daß das Ganze eine zusammengesetzte Zerstreuungslinse zur gleichmäßigen Verteilung des Lichtes bildet. Unmittelbar unter dieser Linsenscheibe liegt der runde Farbenschirm, der aus drei Paar gläsernen Sektoren (Kreisausschnitten) von gelber, blauer und roter Farbe, also im ganzen aus sechs Scheiben besteht und zwar liegen sich je zwei Scheiben gleicher Färbung gegenüber. Dieser Farbschirm dreht sich horizontal und wird durch einen elektrischen Motor in Be- wegung gesetzt. Unter dem Farbschirm drehen sich ein paar un- durchsichtige Sektoren, die gleichfalls einander gegenüberstehen. Sie dienen dem Zwecke zeitweiser Verdunkelung und rotieren in gleicher Richtung wie der Farbschirm; dieser aber macht in jeden Minute eine Umdrehung mehr als die Verdunkelungssektoren, wo, raus sich ergibt, daß der gesamte Kreis der Farben effekte in jeder Minute einmal vollständig dargestellt wird. c Die drei Grundfarben, Gelb, Blau und Rot, zeigen sich bei jeder Umdrehung des Farbsnapparates; aber da die undurchsich- tigen Flügel von einer Farbe zur anderen übergehen, findet ein Ineinandergreifen und Mischen der beiden nebeneinanderstehen- den Farben statt, wodurch eine ganze Reihe von Tönen entsteht. Wenn z. B. der Flügel von dem gelben nach dem blauen Teil des Schirmes übergeht, so bringt das gemischte Licht grüne Töne hervor, die von einer Farbe zur anderen uberleiten. So entstehen ferner verschiedene Purpurtöne durch die Mischung von Blau   und Rot, und Orangetöne durch Vermischung von Rot und Gelb. Dies« Aufeinanderfolge reiner und gemischter Farben bringt merkwürdig wechselnde Effekte hervor. Die schnelle Umdrehung dsö Farben» opparates erweckt den Gindruck einer ununterbrochenen Jllumina» tion der ganzen Kuppel, nicht etwa einer intermittierenden Be. leuchtung, wie sie sich au» ein« langsamen Bewegung ergeben würde. Außer der mit den Linsen besetzten Scheibe sind noch weitere eigenartig gestaltete Scheiben vorhanden, die besondere Effekte er. zeugen und abwechselnd Anwendung finden können. Die eine Scheibe bricht das Licht in horizontal aufleuchtende Stäbe, die zweite in tanzende Lichtflecke, die dritte ruft den Effekt der Schlangenwindungen, die vierte wirbelnde Ringe in stets wechseln- den Farben hervor. Die Anlagen für die Sffektbeleuchtung der Ausstellung wurden unter der Leitung des ersten Beleuchtungsingenieurs Ryan von der General Elextric Company ausgeführt. Manche originellen Effekte verdankt die Ausstellung speziell seiner Erfindung. Kleines Zeuilleton. Npern, üie tote Stadt. DieTimes" undDaily News" bringen eine Schilderung der Stadt Apern, nach der die Zerstörung der Stadt vollkommen ist. Die Hauptstraßen liegen weiß und leer im Sonnenschein, überall herrscht die Stille des Todes. Kein lebendes Wesen ist auf langen Strecken sichtbar, die noch übrigen Häuser gleichen öden Skeletten. In einem der wenigst beschädigten Häuser ist in einem Zimmer der Teppich über und über mit Kalk bedeckt, der von Decke und Wänden stürzte. In einem anderen steht eine Nähmaschine, deren Besitzerin mitten in der Arbeit aufgesprungen und geflohen war. Auf dem Tisch liegt ein Buch mit einem Lesezeichen. Oeffnet man die zer, schossene Tür, so kommt man in einen Garten, in dem noch ein kleiner Springbrunnen plätschert. Doch in jener Ecke dort ist eine Brandbombe explodiert, und da liegen zerrissene Menschenkörper. Die meisten Toten sind zwar fortgeschafft worden, trotzdem aber liegen noch überall Leichen. Die St. Martinskirche ist eine Ruine, sie sieht aus, als habe ein Sturmwind sie über den Haufen geworfen. Alles ist zerschmettert und liegt in Trümmern. Julius Caesars»Kriegsberichte*. Man hat in denKommentarien" Julius Casars meist nur das Muster einer ebenso kurz gefaßten wie klaren Darstellung der Ereignisse der ersten sieben Jahre des gallischen Krieges gesehen, die, wie der Verfasser selbst hervorhebt, nur als Stoff für einen künftigen Geschichtsschreiber gedacht war. Daß diese Annahme irrig ist, hat kürzlich der französische   Akademiker Salomon Rcinach in einem in der Pariser Akademie gehaltenen Vortrag nachzuweisen versucht. Er führte dabei eine Reihe vvn Beispielen an. die seine Annahme rechtfertigen sollten, daß die Kommentare Cäsars nichts weiter seien, als regelmäßige Berichte aus dem Kriegsquartier mit dem Zwecke, die öfientliche Meinungaufzuklären", die Mehr- heit des Senats dem Kriege geneigt zu erhalten und die falschen Gerüchte der Gegner zu bekämpfen. Wenn Cäsar es etwa vermied, während des Krieges der Helvetier von der germanischen Gefahr zu sprechen, so geschah das. nach den Ausführungen des franzö- fischen Akademikers, um die Römer nicht zu erschrecken und vor allem die Friedensfreunde nicht dadurch vor den Kopf zu stoßen, daß man ihnen die Aussicht auf einen neuen Krieg vor Auhen stellte. In der Folge kam Cäsar dann auf dieses Verfahren zurück, um den zweiten Feldzug zu rechtfertigen, wobei er besonders»sorge trug, zu beweisen,. daß Äriovist ohne jeden Zweifel als Friedens- storer und Angreifer zu betrachten sei. Reinach   bescheinigt Cäsar, daß er sich in diesen Berichten aus dem Kriegsquartier nicht nur als großer Feldherr, sondern auch als gewandter, tüchtiger Jour- nalist gezeigt habe. Reinachs Vermutung bringt nichts Neues, aber sie wird durch heutige Beobachtungen aufs stärkste gestützt. der vlebstahl bei üen Naturvölkern. ImInternationalen Archiv für Ethnographie"' fuhrt Dr. Klei« weg de Zwaan in einer StudieVorstellungen über den Diebstahl bei den Eingeborenen des indischen Archipels" aus, daß der Mensch von Natur au« anscheinend nicht diebisch veranlagt sei. Dies zeigt sich nicht nur in Ostasien  , sondern auch in Amerika  . Die Vor- stellungen weit voneinander wohnender Völkerschaften über diesen Gegenstand find oft merkwürdig ähnlich. In Paramaribo   holt der Indianer alles, was er nötig hat, vergißt aber nickt, abzurechnen, sei es auch später. lieber die To Lampoe auf Celebes   schreibt Alb. C. Kruigt:Man kann ungehindert durch das ganze Land reisen, ohne bestohlen zu werden. Auch dieser ideale Zustand wird vermutlich mit der Zeit verschwinden, wenn die Zivilisation ihren Einzug gehalten haben wird." Kleiweg de Zwaan kommt zu folgenden Schlüsien: Bei Stämmen, die nicht oder wenig mit Fremden in Berührung kommen, scheint Diebstahl sehr selten vorzukommen. Die Eingeborenen wenden bei Diebstahl manchmal besonders strenge Slrasen an, ohne daß die Gerechtigkeit allezeit erhält, was ihr zu- kommt. Die Diebe werden, wie man annimmt, sei«S während ihres Lebens oder nachher, von höheren Mächten gestraft. Die Ein?. geborenen glauben, durch Zauberei den Dieb entdecken oder sich gegen den Diebstahl versichern zu können. Die Diebe glauben vor- aussehen zu können, ob ein geplanter Diebstahl gelingen wird. Ge- stohlenen Gegenständen wird eine besondere Macht zugeschrieben. Die Diebe stehen unter dem Schutze übernatürlicher Mächte. Auch höhere Mächte macheu sich gleich den Menschen des Diebstahls schuldig._ Die ältesten Negenmester. Von Regenmessungen und diesem Zweck dienenden Vorrich- tungen wird bereits im Talmud   berichtet, und zwar aus den beiden ersten christlichen Jahrhunderten. Doch handelt es sich hier nur um Mitteilungen der Ueberlieferung, während eigentliche Apparate zur Messung der atmosphärischen Niederschläge, die bereits mit Registrier- gläsern versehen waren, in Europa   erst vom 17. Jahrhundert an nachweisbar sind. Während die einen den bekannten englischen Astronomen und Baumeister Christopher Wren   als den Erfinder dieser Apparate bezeichnen, wollen andere die Erfindung der- artiger Metzgläser auf den Italiener Castelli, einen Zeitgenossen Galileis, zurückführen. Neuere Forschungen haben jetzt doch ein- wandftei ergeben, daß Regenmeßapparate bereits im 13. Jahr- hundert auf Korea   in Gebrauch waren wnd zu regelmäßigen Feuchtigkeitsmessungen der Atmosphäre benutzt wurden. Diese Messungen waren für Korea   besonders wichtig, da für das Ge- deihen der Reisfelder, die der Bevölkerung das Hauptnahrungs- mittel lieferten und noch liefern. Regenfälle von ausschlaggebender Bedeutung sind. Bleibt der Regen aus, oder fällt der Nieder- schlag nicht in ergiebiger Menge, so sieht sich das Land von einer Hungersnot bedroht. Daraus erklärt es sich denn ohne weiteres, daß man schon frühzeitig über Mittel und Wege sann, sich über die atmosphärischen Zustände auf dem Laufenden zu halten und die Feuchtigkeit zum Zwecke der Wetterbestimmung zu messen. Man findet noch heute auf Korea   Teile der alten Regenmeßappa- rate aus Bronze. Sie fanden gewöhnlich Aufstellüng' in unmittel- barer Nähe des Königspalastes; mit ihrer Beobachtung waren besondere Beamte betraut, die die Regenmengen in regelmäßigen Zwischenräumen messen mutzten. Auch in den Provinzen waren diese Apparate aufgestellt..___ Notize«.> Musikchronik. DasTheater des Westen?' beschließt die Spielzeit am Dienstag, den 15. Juni, mit der Posse Der brave Fridolin". Ein neuer Impf st äff gegen Cholera. In der französischen   Akademie der Wissenschaften berichtete Dr. H. Vincent, wie Dr. Kathariner in der Münchener Medizinischen Wochenschrift. mitteilt, über ein von ihm hergestelltes Mittel zur Choleraschup- iinpfung. Die Cholerabazillen wurden in Kochsalzlösung aufge- schwemmt und mit Aether   geschüttelt. Dadurch wurden sie rasch getötet, zerbrochen und in ihrer Giftigkeit vermindert. Die. Flüssigkeit, welche die zerstörten Cholerabazillen enthält, sonderi sich in zwei übereinanderstehende Lagen, von denen die untere. wasserklare zur Schutzimpfung verwendet wird. Mit diesem Impf stosf geschützte Meerschweinchen verhielten sich gegen eine Infektion mit einer sehr giftigen Cholerakultur völlig gleichgültig. Alle nichtz immunisierten Tiere aber erlagen der Jnfektian binnen zehn Stunden. Die Bildung der Antikörper geht im Organismus und darin soll der Vorzug der Methode bestehen sehr schnell vor sich. DaS Verfahren soll sich auch für andere Jnfektions- krankheiten eignen. v,' Wohnungen mit guten Kellern qe su chchl Auf dem englischen und ganz besonders dem Londoner   Wohnungsmarkre hat sich in jüngster Zeit eine überraschende Erscheinung gezeigt: es ist nämlich eine sehr rege Nachfrage noch Wohnungen mit guten, geräumigen Kellern entstanden. Nun hat ja ein guter, großer Keller in alten Zeiten eine sehr erhebliche Bedeutung gehabt, damals nämlich, als man in dem kühlen Keller noch die Lebensmittel für den Wiiiterbedarf aufzubewahren pflegte. Aber davon ist ja heule nicht mehr die Rede, und auch in England hat man zu diesem Zwecke für Keller keinen Gebrauch mehr. Vielmehr hat die Angst vor den deutschen Luftschiffen die Eugkänder den Wert. eines festen Kellers wieder schätzen gelehrt. In England glaubt man sogar, daß auch in Zukunft die Baumeister hierauf würden Rücksicht nehmen und bei der Errichtung neuer Häuser von vornherein die Anlage geräumiger Kellergeschosse würden in Betracht ziehen müffen. Die Erweckttng öer Maria Carmen. 27j Von Ludwig Brinkmann. Das Projekt hätten wir, die Wafferkraft ebenfalls, und auch den Konsum; hätten wir nun auch das Geld, so könnten wir die Sache in die Hand nehmen." Ich äußerte mich etwas erstaunt darüber, wie es so schwer sein sollte, Leute für ein Unternehmen zu interessieren, das doch erweislich rentabel ist. Bei dem garantierten Konsum ist mindestens eine fünfprozentige Verzinsung des notwendigen Kapitals von 250 000 Pesos unter reichlicher Berücksichtigung der Betriebskosten gewährleistet: und ich begann ihm meine Zahlen auf das Papier zu malen. Nun, fünf Prozent sind doch schließlich nichts Verlocken- des für einen Bergmann in Taviche! Die haben alle nicht viel, aber was sie haben, soll ihnen fünfzig Prozent Gewinn bringen! Wir sind hier keine Rentiers, die mit einem kleinen Einkommen sich behaglich und sicher ihres Daseins freuen wollen. O nein; sie wollen alle reich werden! Und dazu müssen sich doch die voraussichtlichen Konsumenten vollständig auf den elektrischen Betrieb einrichten, was alle ihre flüssigen Mittel, all ihren Kredit in Anspruch ironrat. Fch fühle das an mir selbst; ich weiß nicht, ob ich viel Kapital zeichnen könnte und doch verfuge ich, wie ich annehme, über mehr, 01? irgendein anderer aufzubringen vermöchte!" Das war meinen Ohren keineswegs lieblich? Musik, und meine Hoffnungen schrumpften sehr zusammen. Wir müssen das Geld anderweitig finden," sagte Diöinson.Wrr selbst hier in Taviche bekommen viellei� 50 000 Pesos in bar zusammen; ich fürchte nicht mehr! Der Jmparcial scheint ja auch nicht besonders opferfreudig zu sein. Das wird ober für die ersten Bvdürfnsffc und als Unterpfand ausreichen. Für die großen Aufträge muß sich die liefernde Gesellschaft mit 200 000 Pesos beteiligon." Ich fürchte, daß sich darauf wohl kaum eine Maschinen- bausirma einlassen wird. Im allgemeinen beteiligt sich eine solche nur durch Uebernahme von Obligationen und auch nur für einen gewissen Teil der Lieferungen; der Rest muß dar bezahlt werden. Wenn es uys gelingen sollte, daß die Liefe» ranten für 50 000 Pesos fünfprozentige Obligationen an» nehmen, können wir uns freuen; aber die fehlenden 150000?" Dazu müssen wir Geldleute finden, wo wir sie auch her- nehmen!"' Und was wird aus der Hauptsache, nänilich daß die Gewinne in den Händen der Begründer bleiben, wenn wir mit so viel anderen teilen müssen?" Ja." sagte Dickinson,das geht eben immer so. daß man auch für die arbeiten muß, die das Geld und sonst weiter kein Verdienst auf Erden haben. Und schließlich sind wir ja mit dieser Weltordnung auch ganz zufrieden; wir wollen doch, wenn wir uns hier genug Sicher aus unseren Minen heraus gegraben haben, es ebenso machen, nicht wahr." Mir aber war es gar sticht so leicht zumute. Meine schönsten Hoffnungen sah ich zuschanden werden. Doch Dickinson meinte: Vielleicht läßt sich dies Geschäft aber doch etwas erfreu- licher gestalten, wenn wir für einen höheren Betrag Obli- gationen ausgeben. Wir wollen es einmal berechnen: 200 000 Pesos Kapital und 200 000 Pesos Obligationen; von den letzteren niimnt die liefernde Firma 50000, und 150 000 Pesos müssen wir in Stadt Mexiko   unterbringen; 50 000 Pesos Kapital bringen wir selbst auf; so hätten wir die Viertel» Million beisammen!" Und 150 000 Pesos Kapital sind und bleiben Wasser." Ist es nicht eine Wasserkraftanlage?" Ich ging aber auf den Scherz nicht ein. Bei so viel Wasser ist es doch schier unmöglich, die Obligationen unterzubringen!" Nun, wenn wir uns beide anstrengen, vielleicht doch; wir haben ja die Liefrungst'ontrMe als �rcherheit." Und wie sollen die 50 000 Pesos hier in Taviche aufge- bracht werden?" Sehen wir zu: wieviel würden Sie außer der Wasser- kraft dazugeben?" Ich wurde durch diese Frage etwas in Verlsgenheft gvsCfet. »L-rcherlich nicht allzu» isl," antwortete ich zögernd. Sie wissen ja, unser stiller Teilhaber, der Geldmann! Ihm. fällt es schwer, den nötigen Waaenmt zu finden. Aber da wir ohne dieses Projekt doch mindestens 5000 Pesos für eine Reserve- Maschine anlegen müssen, glaube ich diese Summe jetzt schon für das neue Unternehmen zeichnen zu können!" Dickinson ftng zu rechnen an und sagte endlich: Ihre Wasserkraft ist mit 4000 Pesos bar anständig be- zahlt macht SOOO Pesos und. wenn wir fünf Anteile nomi- nell für die wirklich bezahlten Beträge geben, 45000 Pesos! in Aktien. Ich bin bereit, 10 000 Pesos bar herzugeben, be- käme dafür also 50 000 Pesos Aktien, und die fchlenden 35 000 Pesos bar werden wir wohl von unseren Freunden zusaminenbringen, wenn wir ihnen das Dreifache in Aktien geben, wodurch sie auch die Majorität über uns gewinnen, ohne die sie sich wohl kaum zur Hergabe des Geldes bequemen dürften." Als ich mich spät am Abend von Dickinson trennte, erschien mir das ganze Werk in Ordnung und durchführbar. Nach unstren Abmachungen hatte Dickinson die 35 000 Pesos von unseren Geschäftsaenossen aufzutreiben, und ich sollte die 200 000 Pesos in fünfprozentigen Obligationen unter- bringen. Ich gehe noch einmal im Geiste die mit Dickinson ge- troffenen Abmachungen durch. Ich muß fast lächeln über den urwüchsigen Egoismus dieses Mannes. Für 10 000 Pesos sucht er sich ein Viertel des gesamten Unternehmens zu sichern! So werden Geschäfte gemacht! Und doch er verdient es; ich kann es nicht leugnen, er ist die Seele des Planes. Sicherlich geht von mir die Idee aus; ich bin der geistige Urheber, der erste Anstoß; aber die Durchführung? Ohne Dickinson würde sie mir nimmer gelingen! Das er­scheint mir der wesentlichste Unterschied zwischen dem Schaffen im Geiste und dem Schaffen in der Welt: bei jenein ist der erste Gedanke, der zündende Funke, der die Fackel in Brand steckt, das Samenkorn, aus dem die furchtbare Saat aufgeht, alles; bei diesem aber wollen Gedanken und Samen- korn nichts bedeuten und verkümmern aus Mangel an Nah- rung, wenn nicht das Größere hinzutritt, die Kraft, das bis zum Letzten in Standhaftigkeit zu vollenden, was ein phantasievoller, aber schwächerer Geist erstmalig angeregt. In der Welt ist der Täter eben nötiger als der Denker. Ich sage mir das alles, und doch bin ich ein wenig ver- stlirnnt. Der Grundwert des ganzen neuen Unternehmens, ohne den es nichts wäre, das Gut, das allein die Gewinne bringt, ist doch der wasserreiche Bach unseres Tales, das Eigentum des Jmparcial. Alles andere, die Mcffchmen- anlage, ist nur Zutat. Wir geben den wertvollen ManiaMpcc in das Unternehmen und was sollen wir dafür erhalten? 20 000 Pesos Anteile, nur ein Zehntel des gesämten Kapitals. Aber ich fürchte, wir müssen uns damft begnügen. Die anderen wollen ja auch verdienen, müssen damit geködert werden. Die Hauptsache ist, daß das Werk zustande kommt! Die letzten Wochen sind wie im Fluge dahingegpngen. (Forts, folgt.)