Nr. 242.- 1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Sontag, 22. Oktober.

Russische   Kriegsgefangene.

( Schluß.)

Links an der Lehne ist noch ein Haus, das letzte. Vor dem selben stehen drei schattige Linden, unter denen alle möglichen Acker­geräte aufbewahrt sind. Auf einem umgestürzten Pfluge figt ein Nusse, auf dessen Knien ein blondes, dickes Dirndl sich schaukelt. Er schiebt sacht seine Finger über das Gold des Kindes. Dann füßt er es auf die Stirne und schaufelt weiter. Plöglich rufen die größeren Geschwister: Jwan, tanzen, tanzen!" Eine Weile bedenkt er, ob ſeine müden Beine wohl noch das Kunststück fertig bringen werden. Da nahm das Kindlein swan schäkernd bei den Ohren und sagte: Du muß danzen, danzen!"- Diesem Wunsche konnte er nicht widerstehen. Er stellte den Goldkopf auf seine zwei dicken Säulchen, spreizte beide Hände in die Hüften und im Nu tanzte er flink und flott den Kollo. Die Kinder brüllten und johlten voll des Ver­gnügens ob dieses sonderbaren Schuhplattlers.- Dann springt Iwan auf, legt die Hand an seine Müge und dankt der kleinen Schar, die ihn noch immer fichernd umkreist und applaudiert. Er wischt den Schweiß von der Stirne und lacht freudig mit, so daß feine prächtigen weißen Zähne sichtbar wurden.

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Die Bäuerin steht vor der Haustüre und sieht wohlgefällig dem Treiben ihrer Lieblinge mit dem Feinde zu. Dieser umfaßte feinen Blasengel, schnellte ihn gegen den Himmel und fah hinauf in heißem Sehnen, wie zu dem Kindlein der Wallfahrtskirche zu Czen­stocau. Dann füßte er das Wahrzeichen aller Liebe und schaufelte es weiter auf den Knien.

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Man sah es dem Fremden an, daß er in dieser Gesellschaft nicht fremd war. Er war unter Kindern im Kinderland, und das war feine Heimat. So trieb er es zu Hause nach Feierabend mit seinen fleinen Geschwistern und eigenen Kindern.

Durch die Schuld seiner Regierung ist ihm dieses Glück versagt; er suchte und findet es bei wesensfremden Kindern, er findet es als Mensch... Er ist Geist von unserem Geiste!

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Die Sonne stand zum zweiten Male senkrecht über unseren Häuptern. Sie glühte nach Herzenslust, als ob sie sich eines Ver­fäumnisses bewußt wäre. Mensch ur.d Vieh verschnaufte ein wenig über die Mittagszeit. Die Ochsen wiederkäuten mit Widerwärtigkeit ihre Kriegsmahlzeit und jagten mit ihren dünnen Bedeln die Bremsen von den mageren Zenden, während die Menschen die Sensen dengel­ten und Strohbänder flochten.

Hinter der Scheune, neben einer Heutrifte lag ferzengerade ein zwei Meter langer Russe auf dem Rücken. Er war müde, vielleicht auch matt und schlief tief. Die Magd des Hauses ist zu neuer Arbeit parat und weckt schelmisch ihren Arbeitsgenossen. Sie stellte sich hinter den Heuschober, nahm einen langen Strohhalm und fuhr ihm über Stirn und Naie. Der Schlafende jagte den lästigen Kizel bald auf der einen, bald auf der andern Seite zum Gaudium der Magd weg. Als es zu arg wurde, fuhr er mit beiden Händen nach der vermeintlichen Fliege los und hatte den Halm in den Händen. Die Magd wackelte vor Vergnügen über den harmlosen Spaß und Losging. Der Erwachende wußte sofort Bescheid. Jm Nu stand er wie eine Königsterze auf beiden Füßen, fuhr hinter den Schober, und nun begann ein lustiges Jagen und Fangen. Dann sprangen fie über den Garten wie zwei junge Fohlen, tolljauchzend. Nun erwischte er den Störenfried mit festem Griff an beiden Achseln und hielt ihn mit eisernen Slammern feft. Das Mädl firrte und winselte zugleich, während sie einander tief in die Augen sahen, so daß nur das Weiße glitzernd sichtbar war. Beide rot bis über die Ohren, sahen sich einander schweigend an, als ob sie sagen wollten: Wir sind so jung, so jung!" Die Magd riß sich von dem Riesen Ios, gab ihm einen Klatsch auf die Wange und fandte mit ihren schwarzen Augen dem Spielgenossen einige Dum- Dum- Geschosse mitten ins Herz hinein. Du bist nicht mein Feind, dachte sie sich dabei. Dann schritten sie mit Sense und Rechen hinaus auf das Feld. Die Weltkriegsschicksale werden Erwecker der Menschheits­liebe werden....

hielt die Hände vor Mund und Naje, von der eine Lacherplosion

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Wie wir am Nachmittag gegen Hartberg   wanderten, fam uns ein Leichenzug entgegen. Hinter dem Sarge schritt verzweifelnd ein abgebärmtes Weib mit fünf Kindern wie die Drgelpfeifen groß. Es folgte eine Reihe rekonvaleszenter Soldaten. Offenbar war der Tote ein Kämpfer, der unter den Strapazen und auferlegten Pflichten fiel. Kein Auge blieb ob dieses Bildes trocken. Ein gefangener Ruffe tam mit einer hochbeladenen Fuhre Getreide des Weges. Als er des Konduktes ansichtig wurde, schob er ausweichend sein Gespann Inapp an den Rand der Straße und machte halt.

Er entblößte sein Haupt, schlug ein Kreuz über Stirn und Brust und sah wie versteinert auf die leidtragende Witwe und deren

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Jans Heimweh.

Kinder. Als der Zug vorüber war, nahm er sein Taschentuch, schob es vor die Augen und lehnte sich an den Wagen. Vielleicht beweinte er seinen Bruder, seinen Vater, vielleicht die steirische Witwe. Er war ein Mensch und nichts Menschliches war ihm fremd.

Um den beginnenden Herbsttag voll genießen zu können, stiegen wir mit dem ersten Hahnenschrei aus den steinharten Betten. Im Tale lagen noch dichte Nebelschwaden. Am Plateau, wo wir standen, hatte der Sonnenaufgang Nibelungenröte gebreitet.

noch mehr verstärkt. Es ist mehr Willkür des Phantastischen als eigentliche Phantasie am Spiel. Auch ein noch so vollkommenes Spiel kann diese Lücken nicht verdecken.

Mit wundervoll scharfzügiger Charakteristik gab Wegener den gelähmten alten hartgesottenen Sünder Hummel, den grau­samen Wucherer, der, als ihm der Sohn eines seiner Opfer in den Weg läuft, plötzlich von der Idee erfaßt wird, ihm zum Glüde zu verhelfen. Er soll sein Erbe werden und in die Familie eines Obersten, den er mit unerbittlich zähem Haß verfolgt, hinein­heiraten. Er selber humpelt auf Krücken in das Haus des Feindes, Ein Rotfröpfchen machte gerade Morgentoilette und badete sich um mit ihm, der einst seine Braut geraubt hat, die lehte Abrechnung im frischen Tau. Ein Federchen nach dem andern zog es eitel zu halten. Zu einer mumienhaften Irrsinnigen zusammenge­aus seinem Kleidchen hervor, lämmte, putte und plättete es gerade schrumpft, tritt ihm die einst vergötterte Frau entgegen: ein grau­so, wie hübsche Frauen ihre Strähnen am Morgen ziehen, biegen, siges Bild des Jammers, von Gertrud Eysoldt   genial mit ab­rollen. schreckend unbarmherziger Treue dargestellt. Man seht sich um den Sonst war weit und breit nichts Lebendes zu sehen. Tisch, und der Gelähmte, im Kreis der Schuldigen der Schuldigste, Dann ging es leichten Schritter hinaus auf die Lichtung, reißt rachbegierig den Heuchlern die Larve vom Gesicht. Schufte uns lag das Buch der Natur ausgebreitet und mitten drinnen und Diebe sind sie! Schufte und Diebe alle Menschen miteinander! beiden Beherrscher: Mensch und Tier. Offenbar ist diese wildgroteste Szene, dieser Aufschrei von Strind Ein Gefangener mit seinem Gespann hielt gerade vor dem bergs eigener zum Menschenhaß gesteigerten Verzweiflung das säbereiten Acker. Das vorbereitete fnollerige Feld scheint mit Bentrum und der Keim, aus dem das Stück geworden. Den ganzen manch fremdem Schweiß gedüngt zu sein. Schweiß und Fleiß sind Schlußakt füllt ein Zwiegespräch des Jünglings, des einzigen Ge­die besten Düngmittel und versprechen piel und gutes Brot. Der sunden, mit der Tochter des Hauses, die in solcher Stickluft aufge­Russe spannte das Bräunl aus, tätschelte es wie ein Schäfchen ab wachsen, seelisch und leiblich siech, ans Glück der Liebe nicht mehr und gab ihm einen Schwall von fremden Kosenamen. Nun kraute glauben kann. Ihr Tod, des Jünglings Totentlage und sein die er dem Tiere in der Mähne, hinter den Ohren und fuhr mit dem Menschen zur Güte mahnender Gesang wirkt, wie das meiste andere, Aermel über das jamtweiche Fell des geliebten Gauls. Nun ließ nur als äußeres allegorisierendes Moment. er es grasen und Klopfte ihm zum Abschied auf seine runden Hinter backen, daß es laut klatschte. Er und sein Pferd waren gute Freunde, zwischen ihnen gab es teine Zwietracht.

Vor seine

Hierauf band er ein weißes Säiuch um die breiten Schultern, schüttete bis zum Rande das goldene Samenkorn hinein und schritt schwerbeladen an die Arbeit. Doch ehe seine Hand den ersten Wurf tat, nahm er die Kappe vom Kopfe, hielt mit einer Hand fest das Tuch umschlungen und ſegnete mit der anderen die fremde Acker­frume, in die er das Samenforn legte.

Ich zog unwillkürlich meinen Hut und ſegnete hinter dem Waldesrande den Sämann, der uns das heimatliche Brot segnete. Guten Morgen, heiliger Tag! Das wird gutes Brot im dritten Striegsjahr geben!

Der Himmel scheint zu wissen, daß die Aussaat Feuchte und Negen braucht, damit die gequollene Zelle leichter ihren Panzer sprengen kann. Denn am Nachmittag machte das graue Gewölbe allmählich ein trauriges Gesicht und fing zu weinen an. Anfänglich waren es nur wenige, zarte Perlen, die da herabfielen. Aber mit dem Weinen kommt der Schmerz und vergeht mit ihm. Und der Himmel weinte fürchterlich. Es schien, als ob das Jüngste Gericht anhebe und alle Kriegergräber sich öffnen würden, um Nechenschaft zu verlangen. ( z)

Kleines Feuilleton.

Kammerspiele: Gespenstersonate". Von Strindberg. Strindbergs Pessimismus hat wohl in dem Traumspiel" seinen umfassendsten, künsterisch und menschlich reifsten Ausdruck gefunden. Haß und Empórung sind da in einem tiefen Mitgefühl mit dem Leiden menschlicher Kreatur aufgelöst. Der Blick des Dichters dehnt sich in ungemessene Weiten. Der Einschlag seltsam mystischer Beziehungen, der durch die meisten Werke aus Strind­bergs letzter Periode geht, verliert hier in der Traumgestalt das Störende.

Die von Reinhardt inszenierte Aufführung schmiegte sich den Intensionen des Werkes mit intimster Einfühlung an. Neben den beiden großen Leistungen Wegeners und der Eysoldt ist Paul Hart­manns, namentlich im ersten Akt vortreffliche Jüngling und Roma Bahn   als seine Partnerin besonders zu nennen.

Der Kampf um die Nachrichten.

dt.

Eine eigentümliche Fehde wird augenblicklich zwischen der eng lischen Regierung und dem amerikanischen   Zeitungskönig W. R. Hearst  ausgefochten, dessen Presse von den Engländern als zu deutschfreund­lich blockiert wird. Hearsts Londoner Bureau International News Service" bekommt seit einiger Zeit von den englischen Behörden feinerlei Nachrichten mehr mitgeteilt. Doch hat Hearst   deswegen den Mut nicht verloren, und da Kosten für ihn keine Rolle spielen, sieht man einem interessanten Kampf entgegen. Hearst   selbst besigt elf große Zeitungen mit einer Auflage von zusammen 10 Millionen Gremplaren; zudem liefert er 1200 anderen amerikanischen   Zeitungen sein Nachrichtenmaterial. Da er auf dem regelrechten Wege feiner­lei Depeschen und andere Mitteilungen mehr bekommen kann, gehen alle Telegramme von Deutschland   jetzt drahtlos, um nicht in die Hände der englischen Zensur zu fallen. Außerdem soll Hearst  beabsichtigen, rasch fahrende Dampfer in Europa   Nachrichten holen zu lassen, damit er in den Besiz möglichst ausführlicher, nicht zensu­rierter Berichte gelangt. Während des letzten Jahres haben Hearsts New Yorker Redaktionen feine einzige deutsche Zeitung erhalten. Es liegt fomit ein Streit vor zwischen amerikanischer Energie und ameri­tanischem Geschäftsgeiſt einerseits und der englischen   Regierung andererseits, die jetzt die äußersten Konsequenzen ihrer Gewaltherr­ichaft über das Kabelnet zieht. Die Amerikaner sind, wie Svenska Dagbladet" versichert, feit davon überzeugt, daß der Ausgang für die Engländer unerfreulich sein wird, da ihr Vorgehen in Amerika   starfe Antipathien gegen England erregt. ( z)

Notizen.

-Die Vortragsabende der Berliner Sezession  sind in diesem Winter unter Mitwirkung namhafter Kräfte neuen Werken von Thomas Mann  , Arnold Zweig  , Wilhelm Schmidtbonn  , Arno Holz  , Ervin Lindvai, Kasimir Edschmidt, Franz Werfel   und Bela Bartok  ( einer ungarischen Paralellerscheinung zu Arnold Schönberg  ) gewidmet. Ein Erich J. Wolff  - Konzert und eine szenische Rezitation von Hölderlin Tod des Empedokles" werden sich anschließen.

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Von solcher Abklärung und solcher Kraft versinnlichender Poesie zeigt die Gespensterfonate", gleichfalls ein Werk des späten Alters, kaum eine Spur. Hier ist Strindberg wieder ganz der Ankläger, schmerzlichste Erfahrungen haben den unbefangenen Sinn verengt und ihn auch da, wo er dem Düfteren ein Lichtes gegenüberstellen will, wie etwa in den letzten Wendungen des Schlußattes, nicht zu freiem Fluge sich erheben lassen. Die hym--Frizz Boehle ist in seinem Wohnfiz Sachsenhausen   bei nischen Worte, die der lautere, noch von keinem Lebensschmutz Frankfurt   a. M. gestorben. Er ist nur 43 Jahre alt geworden. befleckte Jüngling im Schlußakt redet, rühren und überzeugen so Seine Kunst, die er mehr als Graphiter( in Radierungen und Holz­wenig, wie etwa der glückliche Ausgang von Strindbergs Drama schnitten) denn als Maler übte, galt dem heimatlichen Volke. Immer Ostern", der den Glauben an das Walten einer schließlich alles wieder hat er die fräftigen Typen der Fuhrleute mitsamt ihren zum Guten kehrenden Vorsehung verherrlichen möchte. Doch auch Pferden und Wagen in den großen, wader und ehrlich gezeichneten die Anklage, die er hier nicht, wie sonst so oft, gegen die Frauen Blättern festgehalten. Er hatte die Knorrigkeit und Schwere, aber allein, sondern gegen Mann und Weib, die menschliche Natur im auch die Kraft und Wahrheit eines alten deutschen Meisters. Man allgemeinen richtet, zwingt den Hörer nicht. Den Gestalten fehlt merkt ihm die Liebe zum Volte und seiner Arbeit freilich in nicht zu sehr das Typische. Man hat bei ihnen den Eindruck von etwas vorzugsweise modernen Vertretern an. Die letzten Jahre begann absichtsvoll und künstlich Konstruiertem. Und das Befremden wird Boehle feine charakteristischen Gestalten auf große Wandgemälde zu durch die Einmischung von allerhind Gespensterspuk in die schließ- übertragen. Seine malerische Entwickelung hat er nicht mehr voll lich zu triviale Gesellschaft krimineller Schwindler und Halunten ausreifen lassen können.

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gewiß Grüße von ihr gehabt. Aber jezt erfuhr er ja nichts, nur schwer verzeihen können; aber er hatte sich doch immer der Mann war fortgejagt. zusammengenommen, damit es zu keinem Bruch gekommen Jan rang die Hände. Er weinte nicht, aber sein ganzer war. Als Or Bengtsa bankerott wurde, hatten allerdings Eine Geschichte aus dem Wärmland von Selma Lagerlöf  . Störper tat ihm weh, viel weher, als wenn er frant gewesen viele Leute und auch der Vater selbst erwartet, nun werde Ein paar Wochen später, gerade als Jan auf dem Heim- wäre. der Sohn dem Vater mit seinen Mitteln zu Hilfe kommen. weg von seiner Arbeit war, tam ihm Agrippa   entgegen. Jetzt erst begriff er Klara Gullas Absicht! Prästberg, Aber was hätte das nüßen können? Es wäre ja nur alles " Jetzt bin ich wieder ganz frisch und gesund," sagte Greppa. der immer unterwegs war, hätte von dem Handelsmann eine in die Hände der Gläubiger gefallen. Gerade in Gedanken ,, Aber so viel ist sicher, wenn du und Katrine mir nicht zu Botschaft entgegennehmen und sie Jan weitergeben sollen. daran, daß der Vater noch irgendwo hinkommen könnte, wenn Hilfe gekommen wäret, dann wär heutigen Tags nicht mehr Ach, bei Prästberg war es genau so, wie es mit einem Troll alles zu Ende wäre, hatte der Sohn das zurückbehalten, was viel übrig von Johann Utter Agrippa Prästberg, und ich hab zu gehen pflegt: einerlei, ob dieser helfen oder schaden will, er bekommen hatte. mir deshalb auch den Kopf zerbrochen, wie ich euch einen es geschieht immer ein Unglüd. Gegendienst leisten könnte."

Mein guter Aprippa Prästberg, deshalb braucht Ihr Euch feine grauen Haare wachsen zu lassen," sagte Jan und hob abwehrend die Hand auf.

Der Sonntag nach Johanni

Am ersten Sonntag nach dem Johannisfest waren alle Leute in Askedalarna beim Netstricker zu der großen Gasterei geladen, die der Netzstricker und seine Schwiegertochter jedes Jahr um diese Zeit zu geben pflegten.

Daß dann Ol' Bengtsa zu der Witwe des älteren Sohnes gezogen war und ihr angeboten hatte, sich und sie durch Netz­stricken zu versorgen, daran war der jüngere Sohn nicht schuld. Nicht einmal, sondern hundertmal hatte er den Vater gebeten, zu ihm zu kommen und bei ihm zu wohnen. Mit seiner Weigerung beging der Vater fast ein neues Unrecht gegen ihn; denn der Sohn wurde von denen, die wußten, wie schlecht es dem Alten ging, scheel darob angesehen.

Man hatte wohl Grund, sich darüber zu verwundern, daß zwei so bettelarme Leute jedes Jahr ein Gastmahl Aber selbst darum war es nicht zum Streit zwischen Vater geben; aber allen denen, die mit den Verhältnissen bekannt und Sohn gekommen, und um dem Alten seine Freundschaft waren, kam die Sache ganz natürlich vor. zu beweisen, legte der Sohn jeden Sommer einmal mit Frau

" Ach schweig und hör' mich an!" sagte Prästberg. Wenn ich gesagt hab', ich hätt mir den Kopf zerbrochen, wie ich euch einen Gegendienst leisten könnte, so ist's fein leeres Ge rede, sondern' s ist ernsthaft gemeint. Und jetzt ist's auch schon ausgeführt. Vor einigen Tagen bin ich hier dem Handels­mann begegnet, der eurem Mädel damals das rote Kleid ge­schenkt hatte." Es berhielt sich nämlich folgendermaßen: Als der Netz- und Kindern den lebensgefährlichen Weg nach Askedalarna Wem?" fragte Jan, und er war so aufgeregt, daß er strider noch ein reicher Mann gewesen war, hatte er jedem zurück und blieb den ganzen Tag dort. förmlich nach Luft schnappte. von seinen Söhnen einen Hof gegeben. Der älteste bon Wenn nun die Leute gewußt hätten, wie bedrückt sich so­" Dem Mann, der eurem Mädel das Sleid geschenkt hat, ihnen hatte dann mit seinem Eigentum ungefähr so gehauft wohl er wie seine Frau fühlten, so oft sie die kleine Hütte und durch dessen Vermittlung sie dann in Stockholm   ins wie Ol' Bengtsa selbst und war als ein armer Mann ge- mit dem baufälligen Schuppen und dem steinigen Kartoffel­Unglück geraten ist. Da hab ich ihm zuerst auf eure Rech- storben. acer sowie die vielen in Lumpen gehüllten Kinder der Schwägerin nung eine so feste Tracht Prügel gegeben, als er bertragen Der andere Sohn aber war von gesekterer und ordent- sahen, dann hätten sie wohl verstanden, wie groß ihre Liebe fonnte, und dann hab ich zu ihm gesagt, wenn er sich das licherer Art. Er hatte seinen Hof noch in gutem Stand, ja für den Vater war, da sie, nur um mit ihm zusammen zu nächste Mal in diesem Bezirk zeige, könne er noch einmal so- er hatte seinen Besitz überdies vermehrt und war nun ein sein, dies alles einmal im Jahre aushielten. Am verdrießlichsten aber war ihm und seiner Frau, daß Aber was er jetzt sein eigen nannte, war nur ein ärm- ihretwegen eine Gasterei gegeben werden sollte. So oft fie licher Besitz gegen den, den er hätte haben können, wenn der wieder fortgingen, baten und flehten sie, der Vater solle es Vater nicht so verschwenderisch mit dem Seinen umgegangen doch im nächsten Jahre, wenn sie wiederkämen, lassen, ihnen Was hätte er sagen sollen? Er hat die Prügel hin- wäre und seine Gelder und seinen Grundbesig nicht ganz zweck zu Ehren die Nachbarn einzuladen; aber der Alte war un­genommen und geschwiegen. So, nun hab ich euch also und sinnlos verschleudert hätte. Wenn diesem Sohn in seinen erbittlich. Er wollte nicht auf das Gastmahl verzichten, ob­einen Gegendienst geleistet, nun sind wir quitt. Johann jungen Jahren solcher Reichtum zugefallen wäre, dann hätte gleich er sicherlich nicht das Geld dazu hatte. Man hätte nicht Utter Agrippa Prästberg bleibt nicht gern jemand was er es weiß Gott   wie weit bringen können. Er hätte alle geglaubt, daß von dem alten Dr Bengtsa auf Lyusterby noch Wälder des Lövsjöer Bezirks sein eigen nennen, in Broby   ein so viel übrig war, wenn man ihn so alt und stumpfsinnig Damit marschierte Greppa   weiter; aber Jan blieb mitten Handelshaus und auf dem Löven ein Dampfboot haben umhergehen sah; aber die Lust zum Großtun war ihm eben auf dem Wege stehen und jammerte laut. fönnen. Ja, er hätte sogar als Herr auf dem Ekebyer Hütten- doch noch geblieben. Sie hatte ihn ins Unglück gestürzt, und Das fleine Mädchen, das kleine Mädchen! Es hatte ihm wert sigen fönnen! er schien sich ihrer nicht entschlagen zu können, eine Botschaft schicken wollen. Dieser Handelsmann hatte ganz Der Sohn hatte natürlich dem Vater seine Mißwirtschaft ( Forts. folgt)

biel bekommen."

Jan wollte nicht glauben, daß er recht gehört hatte.

"

Aber was fagte er? Habt Ihr ihn nicht nach Klara Gulla gefragt? Hat er feine Botschaft von ihr gehabt?"

schuldig."

vermöglicher Mann.