Nr. 290.- 1916.

Dienstag, 19. Dezember.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts br

Neue Bücher.

Annette Kolb  : Briefe einer Deutsch- Französin. Erich Reiß Verlag, Berlin  . Dreizehn Predigten in der Wüste, einem Toten in sein Grab inuntergesprochen. Dreizehn zitternde und doch stolze Warnungs­jignale einer mutigen, lugen Frau, die auf hohem Laufbrett über dem Haßgraben steht, dem das europäische Morden zwischen den Völkern aufriß. Annette Kolb   gehört zu den Halbgermanen Frank­ reichs   und zu den Halbromanen Deutschlands  , die das Schicksal auf den verlorenen Posten zwischen den Nationen stellte. Zwei Lager fann sie überblicken, zwei Lager, die sich selbst längst aus den Augen verloren. Und weil sie geschärften Auges das Hinüber und Herüber sah, weil sie jauchzend sah, wie die Edelsten einer einigen Menschheit gewonnen wurden, darum schrie sie auch gellender auf, als im Moment der Katastrophe mit einem Schlag die dunklen Mächte der Pan- isten und ihrer Pressemeute überall die Oberhand gewannen. Manche ihresgleichen verstummten, manchem zerschmiß das Toben, Feder und Schreibwert, aber dieser Frau sank der Mut nicht, thee Bernfang zu erfüllen: die innere Unlogik dieses Krieges aufzudecken. Sie, die beiden kämpfenden Parteien entstammt, muß bie jähe Erkenntnis am schmerzlichsten treffen, daß sich hier schlachtet, was zur Ergänzung bestimmt ist. Halbblut, wird ein Gegner Höhnen. Mag sein, aber ein ganzer Mensch immerhin. Im Anh ng ist ein Vortrag beigegeben, dem Annette Kolb   über die Ursachen des Krieges im Januar 1915 in Dresden   hielt. Sie wurde maßlos ausgepfiffen und konnte ihre blutende Konfession nicht beenden. Ich registriere es als bezeichnend, daß der Tumult gerade nach jener Stelle einsetzte: Man hat schon Regierungen Davongejagt, aber der Herausgeber eines Hehblattes thront wie ein Gesalbter des Herrn auf seiner Redaktion. Argwöhnum wird das Tun und Treiben eines Monarchen verfolgt, wer aber hat es gewagt, gegen den" Matin" einzuschreiten, der schlimmer als eine russische Knute Wahrheit, Vernunft und Mäßigung unter­drückt. In jedem Lande aber gibt es Erscheinungen, die dem Matin" nacheifern, ohne ihn zu erreichen

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Urquell und hoher Ewigkeitsdrang und Ewigkeitsgewißheit, Tasten anknüpft, die wichtigsten chemischen Prozesse ohne besonderen aus Finsternis und Leid zu den unvergänglichen Lichtquellen aller Formelkram verständlich zu machen und den Leser mit der Zu­Menschen, Hoffnungen, Tröstungen und die uns alle bewegenden sammenseßung und Entstehungsweise von all den Dingen, die er unwandelbaren Sehnsüchte reißt aus dem Dunkel dieser Tage dies an und um sich hat, vertraut zu machen. Jede Arbeiterbibliothek sollte das Buch, das auf den Stand der neuesten technischen Fort­Buch herrlich vor unsere Nöte und lindert sie. schritte gebracht ist, enthalten, es ist eine Quelle reichster Belehrung und Aufklärung. Cs erzieht zur eigenen Beobachtung der wich­tigsten Dinge, an denen nur zu viele achtlos vorübergehen, weil sie so selbstverständlich geworden sind.

Den Uebersetzern gebührt ehrlicher Dank. Sie gaben ihr Bestes und den tschechischen Brüdern Ebenbürtiges. Der gleiche Geist der allumfassenden Liebe beseelt auch sie. Ob man dieses Buch liest oder nicht, die Tatsache seines Geborenwerdens in heutiger Zeit allein ist ein Hoffnungslicht. Dem verbündeten Volke aber fühlen wir uns inniger noch und immer verbrüdert.

H. G.

Weihnachtsbücher für Arbeiterfinder. Die Wiener Wolfsbuch handlung macht zwei vortreffliche Bücher für die reifere Jugend Rousseaus Bekenntnisse. Nach der Uebersetzung von Levin von 12 bis 15 Jahren den Arbeitereltern zu billigerem Preise zu­Schücking neubearbeitete, kritisch durchgesehene Ausgabe. Mit gänglich. Das eine ist das Neue Buch der Jugend" von Rousseaus Leben, Einleitungen und erläuternden Anmerkungen Emma Adler  . Der 190 Seiten starke Band mit 8 Kunstbeilagen und herausgegeben von Konrad Wolter und Hans Bret- vielen Bildern im Texte, bringt in bunter Reihe Erzählungen schneider. Zwei Bände, in Leinen gebunden 5,50 M.( Verlag und Gedichte von guten Schriftstellern. Es ist zugleich ein Lese­des Bibliographischen Instituts in Leipzig   und Wien  .) buch, das in die Gedankenwelt des Arbeiters und des Sozialismus

Diese grandiose Selbstbiographie, diese anklagende und vertei- einführt. Das stattliche Buch fostet gebunden bloß 1,50 M. Auch digende Lebensbeichte eines der fruchtbarsten Köpfe des 18. Jahr- Ferdinand Hanuschs famoses Buch Der kleine Peter" mit hunderts, der unsere klassische Literatur in starker Weise beeinflußt feinen luftigen und ernsten Erlebnissen wird jetzt zu billigerem hat, verdient es gerade heute wieder, gelesen zu werden. Der Preise abgegeben. Es kostet gebunden jetzt nur 80 Pf. Glaube an die Menschheit ist mehr denn je erschüttert, der Wert des S. Lagerlöf  : Niels Holgersens wunderbare Reisen mit den Wild­Einzellebens beinahe verschwunden, das Recht des Herzens sistiert, gänsen ist gerade noch rechtzeitig zu Weihnachten   in einer billigen und hier offenbart sich uns ein Jdealist und Schwärmer, der trotz Ausgabe erschienen.( Verlag von Hesse und Becker, Leipzig  . Preis aller Leiden und Enttäuschungen an den Idealen der Freiheit, der geb. 3 M.) In diesem köstlichsten aller schwedischen Jugendbücher Menschenwürde und des Völkerglücks festhält. Hier können wir sprudelt eine reine Quelle von Poesie und Naturbeseelung. Indem wieder den Glauben gewinnen an die Bedeutung des Menschen, der der kleine Junge in Gesellschaft der Wildgänse durch das ganze sein Leben darstellt mit aller Glut der Wahrheitsliebe und dem schwedische Land reist, wird Natur und Tierwelt in unmittelbarster Fanatismus der Selbstpreisgabe als wäre es die wichtigste Sache Weise lebendig. Die alte Kraft germanischer Tiermärchen scheint von der Welt. Und wirklich, dieses Leben ist immer noch eine höchst darin am Werke und die lustigste und holdeste Phantasie erfüllt es. wichtige Sache, selbst wenn wir es heute natürlich nicht mehr mit Jenseits des Alltags baut sich die Welt, in der Kinder und Tiere den bewundernden Augen der Schwärmerzeit ansehen. zusammengehören. Eine allumfassende Naturliebe überbrüdt jede Scheidung und läßt uns den Weg zurückfinden in Urparadiese. Mathilde Mann   hat das liebe Buch feinsinnig verdeutscht.

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Kleines Feuilleton.

Hugo Münsterberg  

Die neue Ausgabe hat die alte Uebersehung von Schücking be­Die Briefe Annette Kolbs haben den großen Vorzug, nicht un- nukt, sie aber aufs sorgfältigste verbessert und vor allem die weg­politisch zu sein, nicht auf irgendeiner konstruierten Ethik zu be­ruhen. Sie ist weit herumgefommen in der Welt und hat dem gelassenen, manchmal schroffen und zuweilen abstoßenden Stellen Diplomatenlächeln mancher Staatsmänner hinter die Maske ge- peinlichst wieder eingefügt. Durch Einleitungen und Noten ist alles sehen. Noch besser aber ist ihr das Streben und Sehnen der fest- für das Verständnis heute Nötige bequem zur Verfügung gestellt. ländischen Stämme aus den engenden Grenzen überkommener Es liegt also eine zugleich mit allen Vorzügen von Meyers Klassi­Wege bekannt. Den Aufstand der Deutschen   gegen den Osten, dieses tern( in Druck, Papier usw.) ausgestattete billige Ausgabe vor, die ungeheure Erlebnis, sieht sie nur bedroht und verkleinert von den allen Anforderungen an Vollständigkeit, Lesbarkeit und Gewissen- Prof. Hugo Münsterberg   ist in Cambridge( Massa­inneren Kräften. Diese einzig Unabkömmlichen lassen nicht ab, haftigkeit der Uebertragung entspricht. chusetts, Vereinigte Staaten  ) mitten während einer Vorlesung von Zerschmettern, Enteignen und Vernichten zu reden. O Jubel haftigkeit der Uebertragung entspricht. über den herrlichen Zorn dieser Frau, der ihr den Klageruf abpreßt: Lyrik in der Tasche. Ferdinand Avenarius   hat uns seit plötzlich gestorben. Er ist nur 53 Jahre alt geworden. Sohn einer Noch nie hat ein Volt so tragisch im Schatten gekämpft! Annette Jahren in seinen drei Sammlungen Hausbuch deutscher Lyrik"," Fröh- bekannten Danziger Familie, empfing er die entscheidenden Einflüsse pon dem Leipziger   Psychologen Wundt  . In jungen Jahren wurde Kolbs Briefe werden geschmäht werden. Man wird sie unerhört liches Buch" und" Balladenbuch" das Beste ausgelesen, was die er in Freiburg   Professor. Von hier aus folgte er 1897 einem Ruf mit Schmutz bewerfen. Aber man wird sie auch unerhört segnen, deutsche Dichtkunst geschaffen. Er hat zugleich ein neues, sachliches an die bedeutendste amerikanische   Universität Harvard  . Er hat die die sich ihr Herz zerschnitt, um das Zucken zu ſezieren, um ihren und stimmungschaffendes Anordnungsprinzip durchgeführt, wodurch experimentelle psychologische Untersuchungsmethode, deren Meister Brüdern und Schwestern ein Zeichen zu geben. Die Geige, auf der diese Frau spielt, wird noch nicht im Getümmel der Ar- diese Anthologien erst recht genießbar wurden: indem er die innerlich Bundt ist, hier weiter entwickelt und auch auf neue Gebiete an­tillerien gehört. Aber über ein kurzes wird ihr Ton, wenn das zusammengehörenden Gedichte in Gruppen vereinigte. Manch' einer gewendet und praktisch verwertet. Die Psychotechnik versucht ihre grause Konzert verstummt ist, als ein zukunftsfrohes Solo über hätte gern diese Schatzkammern mit auf die Tour und die Reise ge- Ergebnisse auf die Berufswahl und bildung und die Gestaltung des den Feldern schweben.­( z) nommen. Aber sie waren zu groß und schwer. Das Bedürfnis nach Arbeitsprozeſſes anzuwenden. den edlen Gaben unserer Literatur, das sich im Felde in so ungeahn­tem Maße herausstellte, veranlaßte Avenarius   zu einem weiteren Schritt. Er hat die großen Bücher herzhaft gekürzt und auf dünnes, aber gutes Papier drucken lassen. Es sind jetzt wirklich Taschenaus­gaben daraus geworden, die sich bequem im Rock oder Tornister mit führen lassen. Der Mann im Felde, der da draußen dem Tod ins Auge schaut, kann jetzt sich anschauend versenken in das Schönste und Tiefste, was deutsche Dichtkunst in Generationen empfunden und ge­dacht, er kann sich auch an dem wahrhaft Fröhlichen erfreuen und die bunte Pracht der Balladen vor sich erstehen lassen. Wir meinen, diese Sammlungen konnten erst jetzt ihren ganzen Wert erweisen, wo sie mit vollen Händen spenden können an die, die da nach der großen Kulturgemeinschaft sich sehnen und im Dichter den Tröster, den Klärer und Deuter suchen. Der Preis der an 300 Seiten starten, sehr praktisch gebundenen Bände ist 2 M.( Verlag von Georg Callwey  in München  .)

M. Georg.

Jüngste tschechische Lyrik. Eine Anthologie.( Verlag die Aktion", Franz Bfemfert, Berlin- Wilmersdorf  .) Hier ist eine Tat geschehen, auf die wir stolz sein dürfen; stolz, gerade heute, weil es eine politische Tat ist und keine trennende, sondern eine verbindende und einigende. Heute, wo sich Völker zerreißen, für Völker­freundschaft zu kämpfen, wo das Trennende der Nationen furchtbar flafft, das Gemeinsame ans Licht zu bringen, dazu gehört Mut und Kraft. Deshalb dürfen wir auf die Tat Franz Pfemferts stolz sein. Dieses Buch will als Ganzes gewertet werden. Es ist nicht von Wichtigkeit, ob ein Gedicht weniger gelungen erscheint als ein anderes. Gine Welt tut sich vor uns auf, die uns neu ist und bald so bekannt und heimatlich wird. Wir erleben es glücklich, wie sehr doch diese friedliche Welt die unsere ist. Otokar Brezina  , vielleicht der größte in der Reihe dieser Lyriker, umfaßt, hymnensingend und schönheitsdurstig die Welt in Liebe und sucht in sternenvollen Nächten der Menschheit Erlösung durch die Liebe. Seine Gedichte ragen wie schimmernde Brücken des Brudertums über die Nacht der sich zerfleischenden Völker, ewig und schön.

Durch eingehende Zerlegung und genaue Messung der einzelnen Phasen einer bestimmten Arbeit sollen z. B. die dazu nötigen Handgriffe genau festgestellt und zeitlich firiert werden. Das Taylor- System, das sich daraus entwickelte, hat von seiten der Arbeiter scharfe Ablehnung erfahren. Denn es führt zu einer schablonenmäßigen Mechanisierung und überdies zu einer gesteigerten Ausbeutung der Arbeitskraft, bei der schließlich nur noch die Gewandtesten und Jüngsten mitfönnen. Aber so sehr diese kapitalistische Ausnügung der Wissenschaft vom llebel sein mag und schließlich imstande ist, die Wissenschaft selber zu kompromittieren, wird das einmal aufgegriffene Problem weiter durchzuführen sein. Münsterbergs Versuche, über die er in seinem Buche Psychologie und Wirtschaftsleben" berichtet, werden dabei nicht übergangen werden.

Der vielseitige Mann, der sich aufs geschicteste dem amerikanischen  Typ des Wissenschaftlers anpaẞte, entwickelte einen umfassenden piychologischen Betrieb. In der Philosophie der Werte" hat er es sogar verstanden, die idealistische deutsche   Philosophie in seiner Weise anzuwenden. Die deutich- amerikanischen Beziehungen bat er eifrig ge­pflegt. In einem größeren Werke Der Amerikaner" hat er seine

Die Chemie im täglichen Leben von Prof. Laffar- Cohn. Von neuen Landsleute wissenschaftlich zu erfassen und zu deuten unter­diesem überaus nüßlichen und leicht faßlichen Buche, das aus nommen. 1910 war er als Austauschprofessor in Berlin  . Nach Doch es ist leider nicht möglich, jeden einzelnen dieser Dichter Volkshochschulvorträgen hervorgegangen ist, liegt nunmehr bereits Ausbruch des Krieges fonzentrierte er sein wirken darauf, Ber­zu werten und zu würdigen. Schöne Volkslieder, troziges Aufbe- die 8. Auflage vor.( Verlag von 2. Voß, Leipzig  . Preis geb. ständnis für Deutschland   und seine schweren Probleme zu wecken, gehren aus Knechtschaft zur Freiheit, starke soziale Rhythmen, Leid, 4,80 M.) Mit der wachsenden Bedeutung, die die Chemie für was bei der bekannten Vorliebe der Amerikaner für englische Wort­Freude, viel Sehnsucht und allen Menschen Gemeinsames strömt unser ganzes Wirtschaftsleben einnimmt, ist naturgemäß auch das fetische nicht leicht war. Seine Schrift über den Krieg( englisch   in der Tauchnitzsammlung) verdient auch in Deutschland   gelesen zu aus diesen Liedern in reicher Fülle. Man möchte keines von ihnen Interesse an ihr in weiten Kreisen gestiegen. Zumal der Krieg werden. Den Alpdruck der russischen Gefahr auf Deutschland   und missen, und erlebt die Notwendigkeit eines jeden immer von neuem. hat dieses noch bedeutend gesteigert. Der Verfasser versteht es, in­den deutschen   Charakter des Elsaß   hat er lebendig und Reine, jauchzende Freude an der Natur, Sinnen über des Lebens dem er an einfache Tatsachen und Vorgänge des täglichen Lebens überzeugend darin vor Augen geführt.

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Ums Menschentum.

Ein Schiller- Ronfan von Walter von Molo  . Das sind die Sünden Numero 2 und Numero 17," be­lehrte Petersen. Es ist nämlich jeder Gegenstand, der uns fehlet und verboten ist, numerieret, der économie( Drdnung) wegen."

" Ihr seid ungeahnte Lumpen!" lachte Abel, daß ihm das Wasser in die Augen trat, ich werde mich, durch meinen bertrauten Umgang mit euch noch um meine ganze reputation bringen. Unglaubliche Frechheit! Wie machen Sie das eigent­lich, Stapf? Ihr dürft doch nur Sonntags, von Aufsehern umschwärmt, in die Stadt?"

Während der Religionsstunde steig' ich zum Fenster' naus; der Kathedervater sieht und hört nichts!"

Europa  

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Ich weiß es doch," schrie er und fuhr wild mit den ,, Natürlich! dem Scharffenstein!" äffte Boigeol streitsüchtig Armen herum, als finge er schwirrende Käfer ein ,,, der Herzog nach ,,, mir scheinet, ihr zwei seid überhaupt verheiratet! Zeig' hat den Herrn v. Leutrum zu seinem Reisemarschall ernannt, her, Schiller  ; ich will's sehen!" sagte er kurz und heraus­damit Er allein mit der Franzele in die Karosse kam. fordernd.

Stundenlang hat dann der patige Leutrum im Schlosse auf" Ich zeig's nicht! Ich zeig's nicht!" lachte Schiller  , vom den Herzog geharrt, derweil der sich mit seiner jungen Frau inneren Jubel und Rausch nun völlig beherrscht, und wenn vergnügte. Und dann hat er dem buckligen Marschall zu den du dich auf den Kopf stellst, ich zeig's nicht!" Er tanzte im Hörnern gratulieren lassen, die ihm eben gewachsen wären, Streis und schwang sein Werk. und hat ihn allergnädigst seines schweren Dienstes wieder] Gib her, Poet!" enthoben; da hat der alte Kerl endlich gemerkt, woher der Bartel seinen Most holt."

Nein!"

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Das Balgen wurde scharf und heftig, weil in Boigeols ,, Bist du fertig?" fragte Haug wieder, mit der ihm an- Augen der Neid blizte. Mit dem Kopfe voraus rannte Friz geborenen Impertinenz, kann ich jetzt auch ein wenig Schiller heldenmütig seinen Feind an, daß der ins Wanken kam. Mit den langen Beinen stieß er wild nach ihm, doch der an­reden?" dere war stärker. ,, Hurrah das Franzele und alle schönen Weiber!" Unter dem anspornenden Gelächter der ,, Klüger ist's, denen hoch zu schreien, die's hören," kritisch Umstehenden wurden die Fausthiebe wuchtiger und Chevalier Haug lächelte fein, dort nüßet es dir vielleicht schneller. Keuchend hielten sich die Gegner umschlungen, mit " Ihr seid unglaublich desperate Sterls! Aber es gefällt beim Abschreiben teutscher Sätze. Schrei: Hoch Schiller  ! Er einem Male rollten sie auf dem Boden. Schiller, ich zeig' mir." Abel flatschte sich hocherfreut auf den gehobenen feisten ist gedrucket!" Und er hielt, mit halb ernster und halb dich an!" Anzeigen? Serokodilbrut! Stonfiszierter Sterl! Schenkel. Eine Turmuhr schlug. Gud einmal," sagte er ver- lachender Gebärde, ein Papier hoch. Ich will dir die Falschheit versalzen!" Mit der Faust schlug ,, Was?" er entrüstet den anderen ins Antlitz und warf so er­,, Wo?" schrecklich die langen Beine herum, daß Scharffenstein, Hoven und Petersen, die Rettungsmannschaften, fast zu Boden gefegt wurden und eilig flohen. Was rottieret sich da!"

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wundert zu sich und schüttelte den Kopf, höchste Zeit zur Frauenvorlesung zu gehen, und meine Lesegesellschaft brauchet mich auch. Was noch, Schiller  ?"

Haben Sie, Herr Professor, wirklich in Stuttgart   drinnen für die Armen von Schorndorf   gesammelt?"

Man muß human sein, sonst stimmet das Logische Ralfül nicht! Adieu!" Und er nickte ihnen allen freundlich zu ,,, auf Wiedersehen, meine Freunde!"

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,, Der Schiller  !"

Ein wüstes Gliederdrängen und Kopfgerante bedrängte das Zeitungsblatt, das Haug gelassen in die Höhe hob. Hände weg! Jhr wecket ihn anders auf! Pst!! Der Abend Sie fannten sie allzu gut, die laute Stimme, und drängten will geehret sein! Schillers Elegie heißet nämlich: Der ängstlich zusammen, wie Schafe, wenn der Adler eines der Abend. Haltet endlich das Maul!" er wandte sich, nun ihren schlägt. Der Herzog stand vor ihnen, ihre Blicke lagen Mit einem lauten Knall fiel, vom Winde geworfen, das ehrlich grob, an die Krawallmacher." Ich lese vor! Ruhig! am Boden. Was ereignete sich?" fragte er noch einmal. Tor zu, das die Jugend vom Leben trennte. Sie seufzten Unerschrocken gab Haug die Antwort:" Zwei Söhnleins, Was wollt ihr wissen?" Er rückte ihnen das Dhr ent­gegen und schüttelte den Kopf. Nein; es ist bloß mit Sch" Herr Vater, spieleten Stain und Abel." und wandten sich langsam zurüd. unterzeichnet; sonst fräße ihn der Herzog zum Frühstück Halt' Er sein Maul, Chevalier! Doch der Gedanke auf; das, Schreiben ist doch verboten! Was ist? Du bist war gut; Er ist ein seiner Stopf," wohlgefällig brach die Spike doch ein... des Herzoglichen Zornes ab. Lauf Er, Haug, zum Inten­danten und meld' Er dem, daß wir sehr konsterieret und ungnädig seien, weil man Unsere Zöglings allein läßt. Bleib' Er!"

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Eine Viertelstunde war nach dem Bade freigegeben. Die Akademiſten durften diese Zeit in der Sonne herumstehen und ruhen. Nun schied der Damm, der das Bad in adeliges und bürgerliches Wasser trennte, nicht mehr. Man stieß und puffte sich nach Herzenslust und erzählte Histörchen.

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Fritz Schiller hatte ihm das Magazin" aus den Händen gerissen und war zur Seite gesprungen. Gierig fog er das Glück der spendenden Druckerschwärze in sich. Hochrot und des Stapf, der seit neuestem am liebsten Wieland las, der für heftigen Ehrgeizes zum erstenmal Herr, barg er das Blatt Am Ende des Hofes wurde die galoppierende Gestalt Götterliebschaften und gewagte Szenen gestorben wäre, stand hinter dem Busenstreif. Nur du, Scharffenstein, du Herrn von Seegers sichtbar. Der Herzog sah ihm finster in heißem Feuer, denn der Haug lachte ihn aus und wollte sollst's sehen! Dir zeig ich's, wenn wir allein sind!" Und entgegen. Die Akademiſten freuten sich. selber reden. Doch das gab der Stapf nicht so schnell zu. feine Augen umarmten die Welt. ( Forts. folgt.)