des jetzigen Dismembrationsgeses vielfach nachgewiesen, doch ohne dag im Ministerium dadurch eine Aenderung der Anschauungen hervorgerufen ist. Es wird nun Pflicht der Liberalen im Land- tage sein, auf eine Aenderung des Dismembrationsgcsetzes zu dringen." Wie man sieht, will der Correspondent der„Vossischen Ztg." von den„Arbeitskolonien" der„kleinen Presse" nichts wissen, und er thut sehr recht daran. Aber ebensowenig wie die„Arbeits- iolonien" wird der Versuch einer Dismembration(Zerlegung, Zerstückelung) des fiskalischen Grund und Bodens— denn um Staatseigenthum kann es sich doch nur handeln— die sozialisten- feindlichen Absichten unsrer Gegner realisiren, die ganze wirth- schaftliche Entwicklungsgeschichte der Menschheit spricht dagegen. Schaffe man heute Tausende von kleinen Grundeigenthümern, und morgen schon wird der kapitalistische Enteignungsprozeß an ihnen in Wirksamkeit treten. Der Große vernichtet den Kleinen, das ist kapitalistisches Gesetz, welches erst dann aufgehoben sein wird, wenn es weder Reich noch Arm, Hoch noch Niedrig giebt— wenn der Sozialismus verwirklicht ist. Wider den Sozialismus aber wie wider den Tod ist kein Kraut gewachsen— und der Sozialismus ist der Tod der heutigen kapitalistischen Gesellschaft. — Der Sozialismus allüberall. Auch im Lande der Pharaonen(Egypten) hat der Sozialismus zum Schrecken der dortigen Machthaber drohend sein Haupt erhöbe«, und zwar sind es zumeist die in den europäischen Etablissements am Suez- canal, in Alexandrien , Port Said -c. beschäftigten europäischen Arbeiter(hauptsächlich Italiener, Franzosen und Griechen), welche dem Sozialismus huldigen, und besteht in Alexandrien seit einem Jahre ein„internationaler Cirkel der sozialistischen Propa- ganda". Natürlich blieben auch die egyptischen Sozialisten nicht ohne Verfolgung. Die Regierung des Khedive, die ja alles, was aus Europa kommt, gewissenhaft nachäfft, wollte nicht schlechter sein, als ihre Colleginnen im alten Europa und schritt, sobald sie nur erst von dem Vorhandensein so„staatsgefährlicher" Menschen gehört,„energisch" gegen die„Missethäter" ein. Das sozialistische Organ„II l�avoratorv"(der Arbeiter) wurde unter- drückt, seine Druckerei geschlossen und sämmtliche Lettern und Maschinen auf Befehl des Ministers Sherif Pascha in Beschlag genommen. Die Alexandriner Genossen ließen sich aber durch diesen Gewaltact keineswegs einschüchtern und gründeten nicht nur sofort eine neue Zeitung,„U Lroletario", sondern beschlossen auch, im Vereine mit der Sektion der Internationale in Cairo und der Griechischen Föderation, resp. deren Vorort Patraß, den internationalen Sozialistencongreß zu Gent zu beschicken und demselben folgenden Antrag vorzulegen:„Es werde ein Bureau gegründet, welches die Propaganda in den Ländern des Orients zu leiten hat; dasselbe hat Schriften in italienischer, illyrischer, griechischer, türkischer und arabischer Sprache auszugeben. Die Kosten werden durch monatliche Beiträge der verschiedenen inter - nationalen Gesellschaften Afrikas aufgebracht." Man sieht, der Sozialismus folgt dem Kapitalismus auf Schritt und Tritt; und er wird nicht ruhen noch rasten, bis er die Erbschakt dieses Todfeindes der darbenden und unterdrückten Menschheit ange- treten und seinen edlen Prinzipien der Gerechtigkeit und Gleich- heit zum Siege verholfen hat. —„Wegen Herbeiführung eines falschen Wahlergeb- nisses," so meldet die„Frankfurter Zeitung " unterm 7. Juni, „war der Bürgermeister A. Heilmann zu Großauheim vom Hanauer Kreisgerichte in eine vierzehntägige Gefängnißstrafe verurtheilt worden, gegen welches Erkenntniß er das Rechts- mittel der Berufung anzeigte. Derselbe hatte im vorigen Jahre bei der Wahl des Gemeindeausschusses vier Ortsbewohner sozia- listischer Richtung, welche für die Candidaten ihrer Partei ihre Stimmen abgeben wollten, unter dem Borgeben abgewiesen, daß die Wahl geschlossen sei, während er trotzdem an dem nämlichen und den folgenden Tagen Gegner der Sozialdemokraten noch in der Absicht abstimmen ließ, dadurch seiner Partei den Sieg zu verschaffen. Das Appellationsgericht, vor welchem diese Straf. fache heute verhandelt wurde, ordnete keine neue Beweisaufnahme an, bestätigte vielmehr lediglich das erstinstanzliche Erkenntniß." — Die Strafe erscheint uns sehr gering. Die Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung eines öffentlichen Amtes wäre hier außerdem>ehr am Platze gewesen. � Die österreichische Polizei will in Lemberg weit- verzweigten„sozialistischen Umtrieben" auf die Spur gekommen sein. Es wurden, wie ein Telegramm der Wiener „N. fr. Pc." mitzutheilen weiß, bei mehreren Privatpersonen, Vereinen und in der Druckerei der„Gazeta Narodowa" Haussuchungen vor- genommen und mehrere Personen, darunter ein Mitarbeiter des genannten Blattes, verhaftet.— Mit den Sozialistenverfolgungen hat man in Oesterreich seither wenig Glück gehabt, und es ist tausend gegen eins zu wetten, daß eine ungeheure Blamage, nach der die österreichische Polizei übrigens förmlich zu lechzen scheint, das Ende der Affaire sein wird. Wohl bekomm's! — Ueber den Fortgang des russisch - türkischen Krieges liegen Nachrichten von Belang nicht vor. Der Donau - Übergang der Russen, mit welchem die eigentliche Blutarbeit erst beginnen kann, ist noch nicht erfolgt und wird wohl auch nicht so leicht erfolgen können, da außer den Schwierigkeiten, welche schon die ziemlich breite Donau selber dem Uebergange bietet, das ganze rechtseitige türkische Ufer mit zahlreichen Batterien zur Abwehr der Russen versehen ist. In Asien dagegen wird dem Vorrücken der Russen wenig Widerstand entgegengestellt, und fast scheint es, als ob das be- ständige Zurückweichen der Türken auf einem Plane beruhte, der nicht ohne Zusammenhang mit dem in der Flanke und im Rücken der russischen Armee ausgebrochenen Tscherkessenaufstande sein dürfte. Daß der russisch -türkische Krieg übrigens nicht ohne Einfluß ist auf die Beziehungen der westeuropäischen Mächte zu einander, unterlagt natürlich keinem Zweifel, und wir können einem Lon- doner Correspondcnten des„Hamburgischen Correspondent" nur zustimmen, wenn er sich über dieses hochwichtige Thema also ausläßt: „Obgleich die Oberfläche der Politischen Verhältnisse Europas noch unbewegt erscheint, wenn man den Fortschritt der russischen Arnieen in Asien und die erstaunliche Größe ihrer Vorberei- tungen zur Invasion der europäischen Türkei außer Acht läßt, so möchte ich doch di� Versicherung wagen, daß die Gemüther der Staatsmänner, soweit wir zurückdenken können, niemals tiefer durch Erwägungen des gegenwärtigen und durch Besorg- nisse des zukünftigen Standes der Dinge erregt, verwirrt und beunruhigt waren. Ich könnte, wenn ich indiskret sein wollte, einige der größten nnd einflußreichsten politischen Lenker Europas als Autorität für die Meinung anführen, daß wir uns rasch einer jener großen historischen Krisen nähern, welche selten oder nie ohne solche Kämpfe vorübergehen, die große Opfer und Elend aller Art für die Generation mit sich bringen, welche sie erlebt. Wenn das der Fall ist, so wurde sicher niemals so wenig gethan, einer solchen Katastrophe zu begegnen oder sie abzuwenden, und es könnte geschehen, daß Alle wie unvorsichtige Reisende in einem wechselnden Klima vom Sturm überrascht werden. Ruß- land hat unzweifelhaft eine Politik, ein System und einen Plan. Es thut was ihm möglich ist, um ihn der Beobachtung Europas zu entziehen, aber seine Ausführung ist jetzt soweit vorgeschrit- ten, daß Ableugnen nichts mehr hilft. Die Hauptstärke Rußlands liegt in der außergewöhnlichen Uneinigkeit Europas . Es besteht keine Annäherung zu einem Bündniß oder Ein- vernehmen zwischen irgend zwei europäischen Staaten. Nicht das geringste Vertrauen zu einem von ihnen herrscht in ihren gegenseitigen Versicherungen oder Erklärungen, weil selbst, wenn diese aufrichtig sind, es nicht den Anschein hat> als ob irgend eine Macht danach zu handeln entschlossen wäre. Es ist kein Verlaß auf irgend einen vorhandenen Vertrag, jeder scheint un- gestraft verletzt werden zu können. Das ist ein treues, aber trauriges Bild von dem Zustande Europas und das Resultat ist, daß das internationale Recht seine Kraft verloren hat und daß jeder Staat sich allein auf materielle Macht zur Vertheidi- gung seiner Interessen verläßt." So der Londoner Berichterstatter des„Hamburgischen Cor- respondent". Daß solche Zustände nicht geeignet sind, die Zu- kunft in rosigem Licht erscheinen zu lassen, ist klar, und speziell das deutsche Volk wird es vielleicht noch einmal schwer zu empfinden haben, daß die die Pläne des„Erbfreunds" unter- stützende„Blut- und Eisen-Politik" Bismarck's das Heft in die Hände bekam. — Nach einer Mittheilung der Wiener „Gleichheit" hat das Landesgericht Wien auf Antrag der Staatsanwallschaft erkannt, daß die in Nr. 58 des„Vorwärts" enthaltene Korrespondenz aus Wien ihrem ganzen Inhalte nach das Vergehen nach§ 300 St.-G. und nach Art. lll. des Gesetzes vom 17. Dezember l862 und das Vergehen nach§ 302 St.-G. begründe, und hat das Verbot der Weiterverbreitung dieser Druckschrift ausgesprochen. — Wir kennen die österreichischen Gesetze nicht und find daher auch außer Stande anzugeben, welcher Art die„Bergehen" find. Hoffentlich giebt uns unser Korrespondent hierüber Ausklärung. dieser Körper gehörte einem in sein Schicksal ergebenen Kranken an, einem tiesdenkenden und bescheidenen Schriftsteller, einem Märtyrer, bereit zu jeglichem Leid und jeglicher Duldung, und der sich den unglücklichsten Verhältnissen weihte; das Emblem der Tugend, die sein Talent ausmachte, malte sich in diesem unter Leiden lachenden Antlitz, in diesem satyrischen Ausdruck, den ein von der ausgesuchtesten Sensibilität entlehnter Blick belebte. „Doch Ihre Literatur wird alle diese Dinge besser zu sagen wissen, als ich, und ich werde mich nicht so weit vergessen, das Gemälde vervollständigen zu wollen. Frankreich , in dessen Namen ich leider allein sprechen muß und das meinen Worten nicht widersprechen wird, Frankreich wird Börne Gerechtigkeit wider- fahren lassen, die bei uns immer spät kommt, aber die niemals am Grabe ausbleibt. Börne ist weniger bei uns bekannt gewesen, weil man, um bei uns von sich reden zu machen, Genossen haben muß, und Börne hatte nur Bewunderer. Aber der Tod ver- söhnt das Genie mit dem undankbaren Ruf, und unsere Literatur wird, so hoff' ich, eine ihrer schönsten Kronen auf dieses Grab heften, welches die Natur mit den einfachen und natürlichen Blumen schmücken wird, mit denen sie stets am Grabe des Armen vnd an dem des Freundes der Armen so freigebig ist." „Was mich betrifft, der ich hier nur den Tribut meines Schmerzes darbringe, so grüß' ich Dich, o Börne, nicht in dieser Gruft, die bald drei Fuß Erde decken werden, sondern in jenen lichten Räumen, wo unzählige Welten in unerforschter Harmonie über dieser kleinen Erde rollen, die wir unser Universum nennen; ich grüße Dich in jener großen Werkstatt der Intelligenz, wohin oeme Seele emporstieg, wie zu ihrer Quelle. Du empfängst jetzt u"'ere Ehrenbezeigungen, nicht als leere Formen, sondern als den-Lribut der Gerechtigkeit; Du würdigst jetzt Deine Schriften Auge, mit welchem wir sie stets gewürdigt haben, f rfco--?et"e Bescheidenheit mit ins Grab gegeben, indem Du selbst rn die Heimath der Wahrheit übertratst. Mögeft Du selig ' 0 Borne! Mögest Du Dich selbst erkennen! Und wenn zwischen den Todten und Ueberlebenden ein Gesetz geistiger Mit- theilung von den Regionen herab, wo Du wandelst, besteht, so rJuf(,0"'i>en Schwingen der Ahnung einige jener trost- reichen Wahrheiten, die Du jetzt im offenen Buche liesest, für die Äukunft, die uns verborgen ist. Inmitten des Schauspiels so vieler systematischen Verderbniß, so vieler treulosen Freundschaft, das von Tag zu Tag mehr hervortritt, wird dieser Traum den Kummer mildern, der uns drückt, den Kummer, daß wir Dir noch nicht gefolgt sind, nach oben!" — Zwei Sumpfpflanzen. Unser Breslauer Parteiorgan, die „Wahrheit" schreibt am 5. Juni:„Richter und Parisius, die bei- den Schreckenskinder der Fortschrittspartei, denen aus der Reihe ihrer eigenen Freunde der Borwurs der„Ausdringlichkeit",„Aufgeblasenheit", „Zanksucht" u. s. w. aller Augenblicke entgegengeschleudert wird, wer- den mit Unrecht von den Liberalen angegriffen. Wenn wir aus libe- ralem Boden ständen, wir würden den beiden Forlschrittsgrößen gol- dene Brücken bauen, anstatt sie in solcher Weise zu schmähen. Es ver- steht sich Niemand so gut darauf, die rothen Reichssernde herunterzureißen und zu verdächtigen, als dieses edle Gespann am rückwärts süh- renden Wagen der Fortschrittspartei, wenigstens habe» wir bis jeht eine Kunstfertigkeit in dreisten Verdrehungen, die derjenigen, worüber das Paar Richter-Parisius verfügt, auch nur einigermaßen ähnlich wäre, noch bei Niemanden angetroffen. Beide gelten als die radikalsten Fortschrittlcr und senden ihre durchgcschriebenen Correspondenzen, die nach dem Grundsätze„billig und schlecht" in fabrikmäßiger Massenpro- dnktion hergestelll werden, an Biäller aller Pariej>chait>rungen. Nach Breslau arbeiten die Beiden für Zeitungen, deren Fortlchrittlcrihum vom rechten Flügel der Nationalliberalen sich gar nicht unterscheidet, Richter, „der hämische Abgeordnete", wie ihn ein namhaftes libera es Organ nannte, schreibt unter dem Zeichen des Paragraphen(Z) für die seiner würdige„Breslauer Morgen-Zeitung", Parisius beoienl als Dreieck{J) das Organ des Schlesischen Bunkoereins, die„Breslauer Zeitung". Zwei Ableger dieser beiden forlschrinlichen Slreiihahne finden sich wie- der in den Sonntugsnummern der genannten Bläiter vor, und wird darin der Versuch gemacht, den Gothaer Congr-ß zu bekritteln. Das Dreieck spottet darüber, daß Hasselmanu und Reimer bei der Wahl durchgefallen seien, daß es(da» Dreieck) aber diesmal selbst seinen Reichstagssitz eingebüßt hat, vergißt es wohlweislich mitzutheilen. Der § erzählt den gläubigen Lesern, um den„Zwist" in unserem Lager zu bewe sen, folgendes Märchen:„Die Berliner (Delegirten) greifen das Leipziger Blatt(„Vorwärts") an möchten dagegen ihr Blatt zum Cen- tralblatt erhoben wiffen." Das ist natürlich, wie der Z recht gut weiß, vollkommen unwahr, aber wozu braucht ein Lügen-Z die Wahrheit zu sagen! Das Dreieck schwatzt dagegen, um an unserer Partei innere Widersprüche zu entdecken:„Das(sozialistische) Cemralcomilö prahlt am 28. Mai, daß unter den 44 Redakteuren kein„Lump" sei und am 29. beschließt der Congreß einstimmig die Ausstoßung eines Slettiner Redakteurs, der vormals Schuhmacher war." Das Dreieck will sich offenbar vom Z im unredlichen Kampfe nicht übertreffen lassen, sonst © Aus Rumänien . — 6. Juni 1877. Sie bringen in Nr. 63 Ihres Blattes aus Bukarest eine Berichtigung resp. eine Richtigstellung meiner in Sir. 53*) des- selben Blattes abgedruckten Correspondenz, dahin gehend, daß meine Schilderungen über das anhaltende schlechte Wetter, welches wir einige Wochen hindurch, und bis vor kurzem noch, hier zu verzeichnen hatten, auf Unwahrheit beruhe, und sagt der Ein- sender jener Berichtigung wörtlich:„Vom 8. Mai gab es schöne und regnerische Tage, am 9. regnete es sehr stark, am 18., 19. und 20. regnete es an verschiedenen Orten sehr heftig, so daß am 18. von einem wolkenbruchartiger Regen ein Durchlaß zwischen Racaciun und Jasgot weggerissen wurde, welche Störung�bis 20. durch Umlegen von Schienen behoben ward." „Am Zwanzigsten riß das vom Gebirge kommende Hochwasser die Brücke über das alte Atbett fort und stürzte einen leeren Waggonzug hinein, wobei ein Maschinenführer, 2 Heizer, 1 Zug- führer, 1 Bremser mit Maschine und Waggons in's Wasser rollten. Das ist das ganze Wetter, welches der Bahnverwaltung mehr Schaden brachte als den Russen." Und diese eingehende mit Daten belegte Bestätigung meiner Behauptungen soll eine Berichtigung sein? Darüber ein Wort zu verlieren, wäre mehr als überflüssig. Der Herr Einsender nennt sich Parteigenosse und sucht das Wort zu führen für die moskowitischen„Culturkämpfer", sucht die neuen Bundesgenossen derselben, die Herren Rumänier gegen die Angriffe, die dieselben von den verschiedensten Organen der öffentlichen Meinung zu erfahren haben, in Schutz zu nehmen. Wollte sich der Herr Einsender heute ein wenig hier in der Stadt umsehen und herum- hören, was gestern Nacht zur Ehre der Durchreise des russischen Kaisers vorgefallen, so würde er wohl kaum noch den Muth finden, für das„vielverlcumdete" rumänische Volk einzutreten.— Die von der städtischen Behörde angeordnete Illumination wurde allgemein befolgt, die Stadt schwamm in einem Meer von Lichtern; der Monarch blieb jedoch am Bahnhof nur eine kurze Zeit und reiste, ohne von der Illumination Notiz zu nehmen, weiter nach Plojesti in's Hauptquartier. Da dem Mob, worunter gar viele den besten Ständen angehörige Studirende, der Spektakel dadurch verdorben ward, so suchte er sich auf eigene Faust ein solches zu bereiten und zertrümmerte in den meisten Häusern, wo er jüdische Bewohner vermuthete, die Fensterscheiben so gründlich, daß auch die Rahmen in Stücke flogen, in manchen Häusern wurden die Rahmen gewaltsam her- ausgerissen, wehrlose Frauen, Kinder, Kranke, Greise in ihrer Nachtruhe gestört und auf das Grausamste mißhandelt, in Wein- und Branntweinläden die Faßzapfen ausgestoßen und daS flüssige Naß mit Streichhölzern angezündet, so daß an mehreren Orten bedeutende Feuer entstanden, und zu alledem verhielten sich die städtischen Sergeanten ruhig und machten nicht im geringsten Anstalt, dem wüsten Treiben zu steuern. Ein russischer Offizier empört darüber, zog den Säbel und wollte einen solchen Ser- geanten in Stücke hauen, und Juden waren es, die den Mann noch in Schutz nahmen. Es wurden auch an manchen Orten Verhaftungen vorgenommen und zwar nahm man die vom Pöbel gehetzten und verfolgten Juden fest, die sich an vorübergehende Polizeibeamte wandten und um Schutz baten. Heute früh versuchte der Präfect die nöthigen Daten zu sammeln und die Schuldigen zu eruiren, aber da die Polizeiorgane in der Nacht den ganzen Spektakel ruhig mit angesehen, so nimmt kein Mensch diese Untersuchung ernst und die paar Studenten, die etwa nach dem Carcer wandern werden, werden sich dort gütlich thun und sich im Kreise der Comilitonen ihrer Helden- thaten rühmen. So ist heute das Rumänien beschaffen, das der Herr Ein- sender in Schutz nehmen und gegen die Angriffe der Bourgeoisie- presse vertheidigen will; ein solches Land in einem sozialdemo- kratische» Blatte verherrlichen wollen, das ist etwas mehr als stark. *) Zur Orientirung unsrer Leser werden wir von jetzt an die Be- richte unsrer rumänischen Correspondenten mit Zeichen versehen. Red. d.„B." Zum Wahlkampf in Berlin . Ausführlicher Bericht über die Disputation zwischen Löwe und Hasenclever. Berlin , 11. Juni 1877. Genau an fünf Sozialdemokraten wurde je eine Einlaßkarte zu der vom fortschrittlichen Wahlcomitö nach der„Ahrens'scheu hätte e« offenkundige Thatsachen nicht so verdreht. In dem Bericht des Centralcomilös wurde bekanntlich mit Rücksicht auf einen Artikel der Wiener„Presse", welche behauptete, die sozialistischen Agitatoren seien durchweg heruntergekommene frühere Kellner, Bauernfänger, Kellerwechsclfabrikanten, fortgejagte Offiziere, bankerotte Banquiers ic., die Lebensstellung sämmtlicher bei der P>rtei angestellter Redakteure mitgetheilt, und daraus der Nachweis geführt, daß die meisten der- selben Lohnarbeiter gewesen seien. Diesen Theil des Berichts lügt sich nun das Dreieck, nachdem es das wichtigste, den Zweck desselben fort- gelassen, so um, daß es ihn zu seinem„geistreichen Witze" gebrauchen kann. Die armen Leser der„Breslauer Zeitung" und„Morgen-Zei- tung" sowie Alle, die aus solcher Küche ihre geistige Speise beziehen, dauern uns herzlich." — Bon den KriegZ-Torrespondenten auf dem türkisch -rus- fischen Kriegsschauplatz entwir t einer vom Handwerk in der„Kölnischen Zeitung " ein ergötzliches Bild, bei dem die deunchen freilich am schlech- testen wegkommen:„Alle großen Nationen sind vertreten, am schwächsten erscheinen die Franzosen , während es von Engländern wimmelt. ES ist ein interessantes Studium, die Berichterstatter zu beobachten, wie sie nach verschiedenen Nalionalitäten ihre Aufgabe in verschiedener Weise zu erfüllen suchen. Da sind zuerst die Engländer, bei denen die natio- nale Eigenthümlichkeit am offensten zu Tage tritt. In den Hotels find sie gleichzeitig die Wonne und die Qual des Besitzers, denn ihre An- sprüch- sind sehr bedeutend und gehen oft in's Kleine hinein; anderer- seiis sind sie aber durchgehends mit großen Mitteln ausgestattet und bezahlen sehr gut. Sie machen von hier häufig Ausflüge nach wich- tigen Punkten, und ich glaube man darf annehmen, daß ihre Spezial- berichte durchschnittlich auf persönlicher Wahrnehmung beruhen. Eben- falls mit großen Miiteln treten die Amerikaner auf; auch diese gehen bei ihren Berichten mit ganz besonderer Genauigkeit zu Werke. Sie hallen sich jedoch sehr zurückgezogen und haben nur wenig Verkehr. Dasselbe kann man von den russischen Correspondenten sagen, von denen man wenig zu sehen bekomm! und die wahrcheinlich ihre Nach- rich en von russischen Offizieren erhalten. Deutsche Correspondenten sind zahlreich am Platz und wenigstens zum Theil auch recht rührig. Wünschenswerth wäre bei Manchen von ihnen, daß sie sich etwas mehr der Wahrheit befleißigten, denn manchmal werden Dinge in die Welt geschickt, die kaum zu verantworten sind. Leider giebt eS eine Sorte von Correspondenten, die ihre Speise- zettel von Neuigkeiten vom Kellner beziehen und denen dieser die erste und einzige Autorität ist."(Nun— ein Theil un- serer deutschen Journalisten braucht nicht erst auf den Kriegsschauplatz zu gehn, um in dieser Weise zu glänzen.)