t>r- Max Hirsch   einen Vortrag überZweck und Nutzen der Gewerkvereine" halten sollte. Diese Tagesordnung lockte sowohl einige Leipziger   Sozialdemokraten, als auch verschiedene Mitglieder des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins   nach Eilenburg  . Die Versammlung war sehr gut besucht; die gesammte Bourgeoisie und Bureaukratie waren vertreten. Unter fnrchtbarem Lärm, wobei sich namentlich die Anhängsel der Bureaukratie, die verschiedenen Schreiber, im Interesse für Amt und Brod die Kehlen lahm brüllten überhaupt trugen die Bourgeois eine seltene Rohheit zur Schau wurde der Vorstand des Hirsch-Dunker'schen Orts- Vereins zum Vorsitzenden gewählt. Dr. Max Hirsch   war leider nicht selbst erschienen; für ihn referirte ein gewisser Herr BujarSky, der an agitatorischen Bajazzolunststückchen das Mögliche leistete und sich hS in den siebenten Himmel derHarmonie" hinein ver- stieg, so daß er gar nicht wieder herunter kam. Die Bourgeois brüllten natürlich trotzdem Beifall, die Arbeiter schwiegen still. Nun wurde die Diskussion eröffnet; die Arbeiter lauschten ge spannt und rauschender Beifall begrüßte die Ausführungen der sozialdemokratischen Redner. Zuerst widerlegte Zwiebler-Alten- bürg vom Allgemeinen deutschen Arbeiterverein   den Blödsinn von berHarmonie"; nach ihm sprach Kamigaun-Köthen vom Allge- meinen deutschen Arbeiterverein über den Druck des Kapitals. Nauert-Leipzig kennzeichnete in scharfer und zutreffender Weise die Bestrebungen derHarmonie"-Apostel, welche dahin gingen, durch Phrasen vonBildung" das arbeitende Volt über seine Klassen- läge zu täuschen und zeigte, wie wenig von jenen Herren an wahrer Bildung noch geleistet worden; Blos-Leipzig brandmarkte die Feigheit der Fortschrittspartei, welcher Max Hirsch   und Duncker die Arbeiter alsStimmvieh" für die Wahlen zuführen wollen; Stelzer-Leipzig zeigte zur Evidenz, wie lächerlich das Gebahren des Herrn BujarSky sei, der stets aufAgitatoren" schimpfe und selber alsAgitator" auf Kosten derArbeitergroschen" angefahren komme. Die Bourgeois waren sämmtlich zu feig, zu erwidern; nur derHarmonie"-Apostel entgegnete jedem einzelnen Redner. Schließlich wurde eine Resolution eingebracht, welche die Gewerk- vereine ais das einzig Richtige bezeichnete und zum Beitritt auf- forderte; die Resolution gelangte indeß nicht zur Annahme. Die Bourgeois, von denen kein Einziger gesprochen, sondern die sich nur im Brüllen ausgezeichnet, schlössen hierauf durch die ihnen erge- denen Hirsch-Duncker'schen die Versammlung, obwohl die Majo­rität gegen Schluß war. Hierauf brannten die Bourgeois durch und damit war das Lied am Ende, d. h. die Agitation für die Hirsch-Dunckerh'cheHarmonie" war kläglich inS Wasser gefallen. Pöbeln, 13. Mai. Der hiesigeAnzeiger" brachte vor Kur- Zem einen Artikel, worin er die Abonnementseinladung der hiesigen Filialexpedition desVolksstaat" besprach. Es wurde da behauptet, die Roth unter den Arbeitern, von welcher die Sozialdemokraten stets sprächen, existirte gar nicht, die Handarbeit sei noch nie so gut bezahlt worden, wie jetzt, die Steuern drückten die Arbeiter gar nicht und zu den Gehältern der Beamten hätten die Arbeiter gar Nichts beizutragen. Es wird sich nicht leicht wieder ein Blatt finden, da« so vielen Blödsinn und so viele Lügen in so wenig Zeilen leisten kann, wie derAnzeiger." Sollte der Schreiber des Artikels wirklich nicht wissen, daß hier in den Lederfabriken die Arbeiter von früh 5 bis Abends 7 Uhr arbeiten und dabei mit einem Wochenlohn von 2'/» bis 3 Thlrn. vorlieb nehmen, daß sie für ihreArbeiterwohnungen" womöglich noch jährlich 26 Thlr. Miethe zahlen müssen? Sollte der Verfasser wirklich nicht wissen, wie enorm die Preise aller Lebensbedürfnisse hinaufgeschraubt sind? Erst lebe er einmal ein J«hr lang mit Familie, wenn er welche hat, von wöchentlich 2'/- bis 3 Thlr. und dann komme er wieder und sage, daß das Elend der Arbeiter eine Fabel sei. Die Herren Gemeindebeamten sieilich, welche die Versammlungen der Arbeiter durch strenge Handhabung des Versammlungsgesetzes erschweren, erhalten jährlich 1200 1400 Thlr. und lassen sich jährlich 200 Thlr. zulegen. Gehört vielleicht der Verfasser zu diesen Herren? DerAnzeiger" hat eine Entgegnung auf be­sagten Artikel nicht aufgenommen, ein Beweis, wie sehr er selbst von der Verlogenheit desselben überzeugt war. Zwickau  , 12. Mai. Gestern fand im deutschen   Haus eine zumeist von Bergarbeitern besuchte Volksversammlung statt. Etwa 1000 Personen waren anwesend. BloS anS Leipzig referirte über die Dinter'sche Angelegenheit, womit er eine Erläuterung der heutigen Arbeiterbewegung verband. Das Urtheil des in der Dinter'schen Sache zu Leipzig   zusammengesetzten Schiedsgerichts wurde verlesen und nach Austausch der Meinungen eine Lokal- kommission zu nochmaliger Prüfung der bezüglichen Schriftstücke gewählt. Dotzauer sprach über die lokalen Arbeiterhältnisse von Zwickau   und ermahnte, die bisherige Lauheit abzulegen. Zum Schluß ward durch Engelhardt mitgetheilt, daß in Zwickau  ein Lokalblatt für die Arbeiterinteressen im Entstehen begriffen sei. Dazu sprachen noch Dotzauer und Blos, welch Letzterer dem Eomitö des in Aussicht gestellten Blattes den Rath ertheilte, in dieser Sache recht vorsichtig und nicht ohne Garantien vorzugehen. Nach- dem die sozialistischen   Schriften und derBolkSstaat" empfohlen, schloß die Versammlung. Berti«, 13. Mai. Die sozialdemokratische Arbeiterpartei hatte zu Montag Abend wieder drei Bezirksversammlungen einberufen. Nachdem es voriges Mal nur gelungen war, den Zweck einer BezirkSversammlung zu vereiteln, wurden diesmal alle drei Be­zirksversammlungen unmöglich gemacht. DasSprengen" soll zedenfalls denreinen" Lassalleanismus ausbreiten. In dem Be- zirk der Gartenstraße waren unsere Parteimitglieder sehr schlecht aus dem Platze. Die Mitglieder des Allgemeinen deutschen   Ar- beitervereins unterAnführung" der Herren Hurlemann und Behrbaum bildeten die übergroße Majorität. Bei Beginn der Bnreauwahl entstand eine stundenlange Geschäftsordnungs-Debatte. DieAnführer" erklärten, sie hätten das Recht, auS ihrer Mitte ein Bureau zu bilden, da sie Sozialdemokraten und somit auch Mitglieder(!) der sozialdemokratischen Arbeiterpartei seien. Alle Gegenvorstellungen halfen nichts. Aehnlich demTiktakschlag" einer Uhr rief derAnführer" Hurlemann, wenn einer unserer Parteigenossen sprach, das WortUnsinn". Um nun überhaupt eine Versammlung abzuhalten, wurde zur Bureauwahl geschritten und derAnführer" Hurlemann gewählt. Der Einberufer unserer Versammlung erklärte hierauf der Polizei, er lehne jede Verant- wortung für die nun stattfindende Versammlung ab, worauf der Polizeikowmisssar dieselbe schloß. EinAnführer" protestirte. Wir selbst können diese Auflösung nur als einen Gewaltakt bezeichnen. Hier übt die Regierung den Gewaltakt aus, dort dieAnführer". In der Bezirksversammlung der Naunynstraße und ebenso in der der Landwehrstraße hatten wir bei der Bureauwahl die Majorität. DieAnführer" inscenirten einen Skandal, der uns die Bersamm- lungen zu schließen zwang, um nur die Lokale zu Versammlungen wieder zu erhalten. In diesen beiden Versammlungen war die ganzeSprengkolonne", bestehend aus den Herren Grottkau  , Klinkhardt, Otto und August Kapell und dem dazugehörigen, um nachKnüppel-Tölcke" zu rede»,schreibenden Elemente" Sek- retär Derossi erschienen. Natürlich auch in beiden Versamm- lungen Geschäftsordnnngsdebatten.Präsident" Grottkau rief fortwährend: ich lebe noch. Man konnte aber sehen, daß diese Lebensäußerungen nur die einergalvanisirten Leiche" waren. Braucht nach solchen Vorgängen die Regierung noch daS Vereins­und Versammlungsrecht zu beschränken? DieSprengkolonne" sorgt dafür, daß die Arbeiter ihr Vereinsrecht nicht ausüben kön- nen. Wenn man sich die Frage vorlegt, warum dieAnführer" die Arbeiter verhetzen, ihnen das heiligste Recht, daS Vereins- und Versammlungsrecht, welches schon so beschränkt ist, noch mehr ver- kümmern, so muß man einfach antworten:Das Geschäft bringt es mit sich". Alle dieseAnführer" haben längst aufgehört, Arbeiter zu sein, sie sind angestellte und bezahlte Agitatoren, und können eben nur ihre Agitationskünste imSprengen" von Versammlungen und im Verhetzen der Arbeiter zur Anwendung bringen. Denn Kenntniß von Nationalökonomie, Geschichtswissen- schaft u. dgl. besitzen dieseAnführer" mit einigen wenigen Aus- nahmen nicht. Als Beispiel führen wir an, daß derAnführer" Klinkhardt, als er in einer Versammlung die Frage zu beant warten hatte, warum wir Ostern, Pfingsten, Weihnachten feiern, einfach antwortete, weil wir eS in der Schule gelernt haben. Aber um als Agitator Versammlungen zu sprengen, dazu gehört einfach, einige Schimpfwörter auswendig zu lernen, fortwährend den Namen Lassalle   nennen und das Wort Jude sagen zu können. Lassalle   spricht mit Recht davon, daß die liberale Presse, also das geschriebene Wort, deshalb soviel Verderben gestiftet habe, weil sie sich nur vonGeschäftsrücksichten" leiten ließ. Bei dem ge- sprochenen Wort, oder besser gesagt, dem Geschimpfe jener be- soldetenAnführer" findet dasselbe Anwendung, sie müssen ver- hetzen, denn dadurch können sie nur ihrebesoldete Agitatoren- stelle" erhalten. Da« Geschäft bringt eS mit sich. Unsere Partei­mitglieder werden nur zu doppeltem Eifer angestachelt, waS schon daraus zu erkennen ist, daß trotz der Sprengungen 12 neue Mit- glieder aufgenommen wurden. ZZerkin.(An alle Böttcher!) Im Anschluß an unseren jüngst erlassenen Aufruf an alle Böttcher Deutschlands   erlauben wir uns, allen werthen College» von nah und fern mitzutheilen, daß der Congreß den 1., 2. und 3. Pfingstfeiettag Hierselbst im Heise'schen Lokal, LandSbergerstraße 15, stattfindet. Es bedarf wohl keines Hinweises darauf, daß die Beschickung deS CongresseS dringend nothwendig ist; wir bitten daher unsere werthen Eollegen, die Delegirtenwahlen(nur Böttcher!) schleunigst vorzunehmen und uns über daS Ergebniß derselben sofort in Kenntniß zu setzen. Zu sendungen und weitere Anträge zur Tagesordnung werden von Unterzeichnetem bis zum 24. Mai entgegen genommen. Für passen- des Unterkommen der Delegirten ist unserseits nach Kräften Sorge getragen. Der Vorstand der Berliner   Böttcher. Fritz Holdemann, Heinrich Segger, Engel-User 6, 4 Tr. Kleine Frankfurterstr. 7, 3 Tr. Alle arbeiterfreundlichen Blätter werden höflichst ersucht, ObigeS in ihre Spalten freundlichst aufzunehmen. Berti», 16. Mai. Die Stuhlarbeitergesellen Berlins   fanden sich veranlaßt, am Sonntag, den 4. Mai a. c. im Buchholz'schen Lokale, große Frankfurter Straße, eine Versammlung abzuhalten, um die aller Menschlichkeit spottenden Uebelstände ihres Gewerbes vor das öffentliche Forum zu ziehen. Es giebt wohl keine drücken dere Lage unter allen bestehenden Gewerken, als die der Stuhl- arbeite?; zieht man in Betracht, daß ein Familienvater in Berlin  , wenn er nur einigermaßen das Nothdürftigste, was zum Lebens unterhalt erforderlich ist, bestreiten will, mindestens 6 Thlr. pro Woche verdienen muß, so kann man sich vorstellen, mit welchem unsäglichen Elend der Stuhlarbeiter zu kämpfen hat, wenn wir konstatiren müssen, daß sich der Lohn in Berlin   bei vielen Artikeln höchstens auf 4 Thlr. pr. Woche normirt. Es werden daher alle nur möglichen Schritte von Seiten der Meister sowohl wie der Geselle» gethan, um eine den jetzigen Zeitverhältnissen nur einiger maßen entsprechende Lage herzustellen. Wir ersuchen daher alle Kollegen von Nah und Fern, diesen Sommer Berlin   zu meiden, um unser Vorhaben nicht durch allzugroßes Angebot von Arbeits- kraft zu vereiteln; zu gleicher Zeit fordern wir alle Eltern, Sßor. münder und Pflegebefohlenen auf, den Kindern von dieser nicht mehr menschenwürdigen Existenz abzurathen, um sie nicht dem schmachvollen Elend preiszugeben, unter dem sämmtliche Stuhl- arbeiter leiden; denn es ist eine nicht mehr zu leugnende Thatsache, daß die Weber resp. Stuhlarbeiter ein Gegenstand des allge- meinen Mitleids geworden sind. I. A.: Schnabel   1., Scholz 2. Vorsitzender; Steinmetz 1., Gladewitz 2. Schriftführer. !i.B. Im Interesse der Menschlichkeit ersuchen wir alle arbeiter- fteundlicheu Blätter, von diesem vorliegenden Bericht Notiz zu nehmen, resp. denselben in ihre Spalten aufnehmen zu wollen.! Breslau.  (Die Agitation in Schlesien  .) Unsre jüngste Agitation in der Provinz wurde an drei Punkten zu gleicher Zeit begonnen, nämlich von Freiburg   aus in's Waldenburger Kohlen- revier hinein, von Langenbielau aus in die nächste Umgebung und von Breslau   aus an der Bahnlinie Breslau Oppeln. In Frei­ burg   gelang eS der Agitation Wiemers, der von Wald aus Lan- genbielau unterstützt wurde und dem Fischer(Spandau  )»orange gangen war, eine neue Mitgliedschaft zu gründen und derselben durch mehrere hintereinanderfolgende Vorträge 83 Mitglieder zn gewinnen. Der Versuch, aber die Waldenburger Bergleute zu or- ganisiren, ist vorläufig a» dem energischen Widerstande der Gru- benbesitzer und ihrer Beamten, die zum Aeußersten bereit in der Stärke von einigen hundert Mann die Versammlungslokale besetzt hatten und die Versammlungen sprengten, gescheitert. In der Nähe von Langenbielau   hat Wald die Mitgliedschaft Peilau gegründet, welche zur Zeit der Reichstagswahlen für uns eine besondere Wich- tigkeit gewinnen wird, da es ihr unter der geschickten Führung des dann seiner Gefangenschaft ledigen Kühn gelingen mnß, die zahl­reiche Arbeiterbevölkerung Peilau's in die Bewegung hineinzu- ziehen. An dem dritten Punkte, wo wir den Hebel der Agitation an- setzten, war gleich der erste Erfolg ein durchschlagender. Nach kur- zer Recognoszirung des Terrains hatten wir in Ohlau   eine Volksversammlung einberufen lassen, in der sich Oehme durch einen zweiundeinhalbstündigen V orttag über unser ganzes Programm die ungetheilte Beistimmung aller überaus zahlreich erschienenen Ar- beiter errang. Sofort ttaten Ol Mann zu einer Parteimitglied- schast zusammen und nur das Fehlen weiteren Aufnahmematerials verhinderte eine noch weit größere Betheiligung. Im Ganzen also haben wir der Agitation der letzten Wochen drei neue Mitgliedschaften zu danken, von denen jede das geistige Centrum einer nach vielen Hunderten oder nach Tausenden zählen- den Arbeiterbevölkerung ist. Geiser. ZZraunschweig.(Bericht über die Arbeitsbewegung der hie- (igen Schneider.) Wie schon mitgetheilt wurde, ist der Strike hier längst zu Ende und haben wir so einigermaßen erreicht, waS wir beanspruchten, jedoch bemerke ick, daß»och viel zu wünschen übrig bleibt, nicht allein auf Seite der Arbeitgeber, sondern auch unter unsern Kollegen selbst. Waö uns veranlaßte, unsere materielle Lage etwas zu verbessern, war die große Ueberproduktion, die Sonn- tagSarbeit u. f. w.; um diesen Uebeln entgegen zu treten, wurde am 10. März aus unserer Mitte ein Comit6 gewählt, welches die Aufgabe erhielt, mit den Arbeitgebern in Verbindung zu treten, um dieselben zur Abschaffung oben genannter Uebelstände zu be- wegen, dahingegen die lOstündige Arbeitszeit einzuführen uno den Arbeitslohn so zu stellen, daß der Schneider pro Stunde 3 Sgr. verdient. Wir fanden es hier für zweckmäßig, jedes Stück nach Stunden zu berechnen, stellten sodann einen Plan auf, um ihn de» Arbeitgebern vorzulegen; jedoch der Stundenplan wurde, als wir die erste Zusammenkunft hatten, nicht anerkannt. Dagegen spra- chen sich die Arbeitgeber(welche das Comitö bildeten) für Äbschas- fuiig der Sonntags- und Einführung der lOstündigen Arbeitszeit aus, erkannten auch selbst an, daß der Arbeiter in einer Stunde 3 Sgr. verdienen müsse. Jedoch nach einer Generalversammlung der Arbeitzeber wurden unsere Hoffnungen getäuscht, man ließ un« ein Schreiben zugehen, in welchem stand: daß aus die Anforde- rungen, welche wir gestellt, nicht eingegangen werden könnte. DaS hieß die Verhandlung abgebrochen, und die Folge war, daß jede Werkstatt auf 8 Tage kündigte. Die 8tägige Kündigung wurde auch von Allen angenommen, mit Ausnahme eines Consektionär», Namens Bernstein  , welcher einigen Arbeitern den Lohn nicht auS- zahlte; er verlangte, daß seine Arbeiter 14 Tage kündigen sollte«. Dieser selbige Bernstein   ist es auch, welcher sich in letzter Comits- sitzung dahin ausließ: daß er für seine Arbeiter stelS sorge, wie ein Vater für seine Kinder. Dann aber, als nach Ablauf der Kündigungszeit die Arbeit niedergelegt wurde und während des Strikes nochmals eine Zusammenkunft beider Comit6S stattfand, in welcher man unS einen Prozentsatz anbot, welcher dahin berech- net war: 2'/- bis 5 Sgr. auf kleine, 5 bis 7'/, Sgr. auf Stoff und 10 bis 15 Sgr. auf schwere Arbeit, da, als die Arbeit wieder vor sich ging, stellte es sich heraus, daß dieserVater" Bernstein   seinen Arbeiterkindern aus lauter väterlicher Sorge den niedrigsten Prozentsatz bewilligte. Wir wußten dies im Voraus, legten auch kein Gewicht auf die bei ihm in Arbeit stehenden Ge- hülfen. Nachdem nun sämmtliche Arbeitgeber den genannten Pro- zentsatz mit Abschaffung der Sonntags- und Einführung der 10- stündigen Arbeitszeit bewilligten, da der Prozentsatz aber nichts Gewisses für uns war, so überließen wir eS den Arbeitgebern, im Einzelnen mit den Arbeitern zu verhandeln, mit dem Borbehalt, daß von dem schon Bewilligten nicht abgegangen werden dürfte, und eS kam das Resultat, daß auf vielen Werkstätten mehr als gerade dieser Prozentsatz bewilligt wurde. Die größeren Werkstätte» wurden in einen Rang gestellt, und bezahlen jetzt ziemlich Eine» Preis, mit Ausnahme Bernsteins. Als die Tarife, welche die Ar- beitgeber größtentheilS abgaben, von der Gesellschift geprüft wäre» und wir einigermaßen zufrieden gestellt, so wurde die Arbeit wie- der aufgenommen. Die Sonntaqsarbeit ist abgeschafft; die Arbeit- geber haben es anerkannt; jedoch die Arbeiter sitzen aus verschie- denen Werkstätten vor wie nach am Sonntag bei der Arbeit. Die lOstündige Arbeitszeit wird auf verschiedenen Werkstätten gehalten, auf andern auch nicht. Viele sahen ihren Schaden hierdurch nicht ein, ja sie mißbrauchen das, was sie gefordert und ihnen bewilligt wurde. Wir werden dennoch alles anwenden, um das eben Er- wähnte zu regeln. Beide Comitss bleiben in ihrer Funktion, um bei Mißbrauchsfällen sofort zusammenzukommen. Den Kollegen allerorts thue ich hier noch zu wissen, daß wir hier am 29. April d. I. ein Zrbeitsnachweisungs-Burean gründe­ten, und bitten wir deshalb Alle, welche in Braunschweig   Arbeit nehmen sollten, sich nur an dasselbe zu wenden. DaS Bureau dt- findet sich Echternstraße 48 bei Herrn Beulke. Sodann mache ich noch bekannt, daß wir hier eine Schneider- Gewerksgenossenschaft ins Leben zu rufen gewillt sind und unS de« Allgemeinen Schneiderverein, welcher in Chemnitz   seinen Sitz hat, anschließen werden. Wir ersuchen die Kollegen aller Orte, welche noch nicht organisirt sind, uns zu folgen. Den AugSbnrger Kollegen sage ich im Namen unserer Korpo- ratio« den herzlichsten Dank für ihre an unS gesandte Unterstützung. Da aber leider die 7 Gulden einige Tage zu spät kamen am der Strike schon vorUber war so steht das Geld wieder zur Verfügung. Oder aber: sollten die Augsburger   Kollegen uns die 7 Gulden für anderweitige gute Zwecke überlassen wollen, so bitte ich sie freundlichst, uns hierüber in Kenntniß zu setzen. Im Auftrag: Conrad Ludolph. München  , 16. Mai. Da wir in Erfahrung gebracht haben, daß in vielen hiesigen und auswärtigen Blättern die fälschliche Nachricht verbreitet wurde, als wäre der hiesige Schuhmacherstrike schon beendet, so erklären wir, daß diese Nachricht gänzlich erlogen ist und daß dies Gerücht nur von uuferen Feinden ausgesprengt worden sein kann, um auswärtige Arbeiter anzulocken und unsere Sache zu schädigen. Der Strike dauert fort und ersuchen wir die College  » allerorts, den Zuzug fern zu halten. Alle arbeiterfreund- lichen Blätter werden gebeten, hiervon Notiz zu nehmen. Der Fachverein der Schuhmacher. Würzvnrg, 12. Mai. Gestern fand hier eine Volksverfamm- lnng statt mit der Tagesordnung: 1) die deutschen   Wahlgesetze, 2) die nächsten ReichstagSwahlen. Da der Referent Grillen- berger aus Forchheim   sehr spät eintraf, so wurde von Weckesser ein Artikel aus demBolksslaat"(Die Commune ist todt) vorge- lesen und erläutert. Die Versammlung war sehr stark besucht. Die Anwesenden waren ungefähr auf 700 zu rechnen. Grillen- berger sprach eine volle Stunde ununterbrochen über die Tage»- ordnung, waS für die Agitation der sozialdemokratischen Arbeiter- Partei den besten Erfolg hatte und bei den Proletarieu großen Eindruck machte. Nachdem Grillenberger geendet und Weckesser zum Einzeichnen in die sozialdemokratische Arbeiterpartei aufgefor- vert, wurde die Versammlung für geschlossen erklärt und fanden mehrere Eiuzeichnuugen statt. Die Versammlung war ein Zeichen, daß sich der Sozialismus hier und in der Umgebung Raum ge- winnt; auch haben wir unS seit kurzer Zeit einer Mitgliederzahl von 52 Manu zu ersreueu. Mit Gruß und Handschlag Weckesser, Vertrauensmann, Jos. Lang, Schriftführer. Ilen»Isenl>urg, 5. Mai. Die Exzesse vom 7. December v. I. nahmen für die daran betheiligten Arbeiter ein böses Ende. Den 1., 2. und 3. Mai wurden diese vom Assisenhose verurtheilt; die Geschworenen erkannten d.e Angeklagten des Landfriedensbruchs für schuldig; so wurden W. Gerhardt und Adam Franke, Franz Frank zu je' 2 Jahren Zuchthaus und 4 Jahren Bürgerrech isverlust, Christian Daum zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt. Herr Ban- dau(Wirth), der Gerhardts Sohn todtgeschossen hat, ist sreige- sprechen. Man sollte nicht glauben, daß aus einem WirthshauS- ttawall ein LandfnedenSbruch gemacht werden könnte. Nun wir wissen eS ja: es waren die bösen Sozialdemokraten. Wenn auch nur ein Mann von den Sozialdemokraten dabei gewesen, so müssen wir daS doch gewesen sein. Für Gerhardt wurde gesandt: von Mainz   durch L. 11 fl., durch K. 7 fl. 15 kr., von Frankfurt   a/M.