verborgen liege, und alsbald wußte sie e« auch den Krallen de»Bösen zn entreißen, indem sie e» einfach— in die Kirche selbfverlegte. AuS dem religiösen Ceremoniell, da» ja au sich schonKomödie, ja, wie wir bereit» oben gezeigt, die älteste allerKomödien ist, entwickelten sich bald förmliche Schauspiele, dieMysterien, in welchen die finnlosen Fabeln der h-�ligeu Ge-schichte, Ereignisse au» dem Leben de» Erlöser», der heiligen Maria,de» heiligen Petru», der heiligen Magdalena und anderer wunder-lichcr Heiligen unter glänzendem Aufwände scenisch dargestelltWarden und gewiß— so mancher naive Sohn der Wildniß, denweder die glatte Zunge de» heiligen Bonifaziu», noch da» glatteSchwert Caroli Magni*) zu dem sinnlosen Wüste christlicher Dog>matik zu„bekehren« vermocht hatte, mag schließlich dem mächtig-ungewohnten Eindruck und de« mystisch-feierlichen Pompe jenerSchauspiele erlege» sein.Die Mysterien, al« deren verspätete Ausläufer die bekannte»PassiooSspiele im Ober-Ammergau im frommen Bayerland»ochin unsere Zeit hineinrage», begleiten da« ganz« Mittelalter, diesegroße Wahnsiun»epoche der Menschheit, allmälig zwar immer mehrweltlich« Elemente in sich aufnehmend, später auch au« demmystischen Zwielicht der Kathedralen auf den offenen Markt hinaustretend, in ihren Grondzllgen aber immer dieselben, immer«in treffliche» Mittel der Volksverdummung und der Schüruugde» religiöse» FanatiSmu«.—.>.Wir stehen an der Schwelle de« sechzehnten Jahrhundert«.Da« Ranbritterth»« mit seiner überstiegeneu Romantik war inraschem Niedergang begriff-», nur noch die Carricatur seiner selbst,wie sie bald daranf Cervantes de« unauslöschlichen Gelächter derNachwelt überliefert hat. Dagegen hatte der GewerbS- und Krä-mergeist der Städte in ihren Mauern Reichthümer aus Reich-thümer zu häufen gewußt, und mit diesen wuchs natürlich auch diepolitisch« Macht de« sich zu fühlen beginnende» Bürgerthum«.Hand in Hand mit dieser Umwälzung der gesellschaftlichen V-r-dältuisse— ihre Ursache und ihre Wirkung zugleich— ging eineReihe weltumschaffeoder Erfindungen und Entdeckungen und eineWiederbelebung von Künsten und Wissenschaften nach tausend-jährigem TodeSschlummer. Man hatte die große Kunst erfunden,mit bi» dahin ungeahnter Geschwindigkeit den menschlichen Ge-danken vertausendfacht aus da« Papier zu bannen. Zu unsertralten Erde war eben ei»« neu«, schönere, reichere entdeckt worden.Da« forschende Menschenauge that Blicke in den Welteuraum, die,« schwindeln machten vor der Unendlichkeit desselben, und dieunsere bisherigen Begriffe von ihm bald völlig umstürzen sollte».Und von alle Dem hatte die Allwissenheit in den Wolken nicht da»Mindeste gewußt, un« vielmehr da« gerade Gegen theil davon»ße-offenbart" gehabt,— wa» Wunder wenn die arg Blamirte sich m»t-sammt ihren irdischen Geschäftsträgern in ihrer Autorität stark er-schüttelt sah und Spott und Hohn einernten mußte.Und der Paria dieser Gesellschaft, der Bauer, der gedrückte,gemarterte, geschändete Bauer, er wollte nicht mehr gedrückt undgemartert und geschändet sein; gewaltig rüttelte er an seinen Ket-ten und die Revolution, dieser SchmerzeuSschrei einer gepeinigtenMenschheit, durchfuhr die Lande. Ja, e« war ein« große gewal-tige Zeit, diese»ResormationSzeit«, wie st« sie nennen, dieZeit der Bauernkriege, wie wir sie nennen, einen jener er-dabenen Momente der Geschichte, wo unser Geschlecht sich imOdem der Freiheit zn verjüngen scheint, und wo die Sehnsuchtde« Bessern in jeder Menschenbrust sich regt.Daß von all diesen Borgängen innerhalb der Gesellschaft ihrMikroko»mo«, die Schaubühne, nicht unberührt bleiben konnte, istselbstverständlich. Wir sehen den Kirchenplundcr bald hmwegge-sezt von der Bühne und da» Volk selbst von ihr Besitz ergreift».Mit seinem gesunden Sinn weiß e« ihr auch alsbald den rechtenPlatz anzuweisen. Da», wa« da» Bolk selbst bewegt, wie e« lebt,wie e« denkt, wa« e« wünscht und wa« e« hofft» wa« e« liebtund wa» e» haßt, wird— in Schimpf und Ernst— aus ihrdargestellt. Recht derbe Fäuste sind e» oft, die in den Fastnacht-spielen die Geißel der Satire tanzen lassen auf den feisten Rückender Fürsten, Psaffeu und Patrizier. Bor allen ragt uu« hier diekernige Plebejergestalt Hau« Sachsen», de» Schuhmachers vonNürnberg, entgegen, de««Reformator» der Poesie«, wie ihn Ger-viuu« der Deutsche al« Gegenstück zum«Reformator de« Glauben»«nennt— in Leben und Dichtung da» Prototyp de» Pfahl- undSpießbürger« jener Zeiten. Seine zahllosen,«trawrigeu Tragedi«und«frölichen Comedi« geben un«, immer natürlich au« der be-schränkten Perspekti»: de» Kleinbürger«,«in lebensvolle« G-sammt-bild seiner Zeit. Eine» seiner«Fastnachtspil«, da««Narren-schneiden«, wurde bei der jüngsthin gefeierten Enthüllung seine«Denkmals in Nürnberg wieder ausgeführt. In diesem Sp'elezieht der«Narreoarzt« dem ächzenden und stöhnenden Kranken, demZeitgeist, die Narrenpllppchen der Zeit, jede« einzelne dem Publikumgeuau explicireud, au« dem Bauche hervor und kurirt jenen s»von seinen Schmerzen.(Narrenarzt erscheine!)Sehen wir nun so unter dem Einfluß einer allgemeinen gesunder» Strömung auch die Schaubühne ihrem natürlichen Beruftzugewendet, so läßt sich dafür auch sagen, daß selten wohl Jnter-esse und Theiluahme au ihr so allgemein und so lebhaft waren,wie gerade in diesem wahrhast aristophanischen Zeitalter.(Forts, folgt.)Politische Uebersicht.— Unsere Gegner. Da«„Leipziger Tageblatt« vom 27. d.läßt sich au« Meißen, ü. ä. 24. April schreiben:«In de» letzten Tagen standen vor den Schranken de« hiesigenSchöffengericht« drei Fabrikarbeiter au« Großenhain,welche ein beredte« Zeugoiß von der Rohheit undSitteoverwilderung ablegten, die in vielen Arbeiter»kreisen durch da« Lesen sozialdemokratischer Blätterund durch den Besuch sozialdemokratischer Bersamm-luugen entstanden ist. Die drei Arbeiter John, Lohse und.Zeulig hatten am 28. Febr. d. I. in der Kirche zu Großenhainal« Tauszeugen zu fungiren. Die Taufhandlung wurde indeßvon ihnen»on Ansang bl« Ende in einer Weise beschimpft undverhöhnt, daß der Geistliche mehrer« Male inne halten mußte.Die Andacht wurde total gestört und da« abscheuliche Gebahrender drei Taufzeugen rief bei den anderen Anwesenden die größteEntrüstung hervor. Der Geistliche ließ endlich die drei Zeugenau« der Kirche eutsernen und andere Zeugen herbeiziehen. Bordem Gericht gaben die drei Arbeiter an, sie seien betrunken ge-weseu, e« wurde ihnen jedoch da« Gegeutheil nachgewiesen undJohn zu S, Lohse und Zeulig zu 7 Monaten Gefänguiß ver-urtheilt.«Die« der Erguß. Also:«da« Lesen sozialdemokratischer Blätterund der Besuch sozialdemokratischer Versammlungen« erzeugt«Roh-heit und Sittenverderbniß«. Beweis— ein gemeiner Kirchen-*) Harle de« Großen.skandal, der gerade so viel mit sozialdemokratischen Blättern undVersammlungen zu thun hat, wie Hüttaer mit dem Lautenschlagea.Wären John, Lohse und Z-ulig Sozialdemokraten, so wären sieersten« überhaupt in keine Kirche gegangen, uad hätten zweiten«sich keine Rohheitea zu Schulden kommen lassen. Denn Sozial-demokrateu verabscheuen die Rohheit. Bermuthlich haben die ar-mea Teufel ihre Bildung au« der mord»patriotischea Presse ge-schöpft, die vor der Rohheit und G-waltthat auf den Kaieenrutscht, Rohheit und G-waltthat al« die höchsten Blüthen menschsicher Cultur preist. Uad selbst wenn sie der sozialdemokratischenPartei angehört hätten, wa« wäre damit gegen die sozialdemokca-tische Partei bewiesen? Ist eine ganze Partei verantwortlich fürdie Handlungen eine« einzelnen Mitglied-«? Ist Herr Hüttnerein Schwindler, ein Postdieb, weil serae Partei Schwindler undPostdiebe enthält. Wir seb reiben ausdrücklich und mit Borbedacht:enthält. Denn die Partei de« Herrn Hüttner hat die Gewöhn-heit, Schaafe, die al« räudige erkannt find, nicht auSzustoße».verstanden?von seiner Intelligenz giebt Herr Hüttoer in derZnämlichenRummer de««Tageblatt»« ei« köstliche« Pröbchen durch Aufnahmesolgeuder Correspondenz:«Meerane, den 25. April. Die Ergebnisse der diesjährigenRekrutiruuz in unserer Stadt und de« hiesigen Gericht»amt»be-zirke sind in Bezug auf die körperliche Tüchtigkeit ihrer(!!) Be-wohner nicht ungünstige zu nennen, von 333 Man», die sichüberhaupt zu stäleu hatten, wurden nur 75 für untüchtig be-funden, dagegen 161 für tüchliz, 11 Mann wurden der Ersatz-reserve 1. Klasse«ingereiht, 8 Mann der Ersatzreserve 2. Klasse,75 Mau» wurden zurückgestellt. E« geht hierau« hervor,daß die Beschäftigung de« Weber« nicht so ungesundsein kau»,«re sie von manche» Seiten geflissentlichdargestellt wird.«Nein, lieber Hr. Hüttuer, etwa» andere« geht daran« hervor,wa««vou manchen Seiten geflissentlich« nicht«dargestellt wirb«,nemlich, daß»au wieder Kanonenfutter braucht.—«Die beste der Welten« ist in der That die best« derWelte» für gewisse Leute. Da stoßen wir z. B. auf folgendeZeitungsnotiz:«Welcher Reichthum sich in einzelnen Gegenden Preußen« inden Händen von Privaten befindet, davon nachstehend eine kleineProbe. In Köln starb, wie un« von dort berichtet wird, vorKurzem da« Haupt einer dort angesessenen Familie, Herr H., be-kannt besonder« in früherer Zeit al« bedeutender Industrieller,dessen Name über seine Heimath hin»»« wenig bekannt ist. B�der Ausnahme der Erbs<bafl«inveutur. zum Zweck« der Theilungder Hinterlassenschast, stellte e« sich herau«, daß svieselbe nichtweniger al« dreiuriddbeißig Millionen Thaler, in runderSumme also hundert Millionen Mark betrog, daß die Jahre«-reut« de« verstorbenen sich also bei mäßigem Zinssatz« auf jährlich5 Millionen Mark, sein tägliche« Einkommen also auf praeterproptvr 14,000 Mark belief.«Für den Mann war unsere Welt sicher«die beste der Welten«!Hatte sie ihm doch 83 Millionen Thaler— geschenkt. Denn er-arbeitet hat er sie sich gewiß nicht. Bei härtester Arbeit— hundertmal härterer Arbeit al« er unzweifelhaft sich zugcmuthet—wäre er gerade so reich geworden, wie die Lohnarbeiter, denener seinen Reichthum verdankt. Ja, e« ist doch schön, wenn manAndere für sich arbeiten lassen kann, und al«„Entbehrungslohn"vou der„besten der Welten" Millionen geschenkt bekommt. DieSchwelger von Selbstarbeitern, die ihren Tag so vollständig inArbeit vergeuden, daß sie keine Zeit zum„Entbehren" und Ein-sacken de«„EntbehrungSlohn«" haben, sie werden dagegen von der„besten der Welten" mit wohlverdienten Füßtritten traklirt undauf Hungerkost gesetzt. Z. B. die sech« und eine Viertelmillionsteuerpflichtiger preußischer Staatsbürger, die keim Einkommen von140 Thlr. jährlich aufweisen können. 140 Thlr. macht 420 Mark.Bierhunderlzwanzig Mark jährlich sind da« Maximum de« Jahre«-einkommen« der Mehrheit der Bevölkerung. Dieser„Herr H."hatte also in einer Stunde mehr zu verzehren, al« die Mehr-heit de« Bolk« da« ganze Jahr hindurch zu verzehren hat. Und«Herr H.« war nicht Selbstarbeiter. Die 6'/« Millionen de« HerrnEamphausen find aber da« arbeitende Bolk! Da« ist die«besteder Welten«— für die Leute vom Schlage de»«Herrn H.«— Hessische Justiz. Wir erhalten au« Mainz folgendeZuschrift, ä. ä. 22. April:«Letzten Montag la« ich im Kulturkampf-Kalender der«Frankfurter Zeitung«, daß Parteigenosse Kayser in Dresden auf vierWochen zur Haft gebracht sei, weil er eine vom Mainzer Bezirk«-gericht ihm zuerkannte Geldbuße von 50 Thlrn., wegen Belei-digung de« StaatSprokurator« Schön zu Mainz, nicht dezahlthabe. In der That hatte Schön einen Hasidef-Hl erlassew Mirfiel sofort ein, daß Schön die bewußten 50 Thaler sammt Kostenseiner Zeit an der Cautiou der«Süddeutschen LolkSstimme« hattem Abzug bringen lassen. Die betreffende Quittung, von derObereinnehmem auagestellt, fand ich richtig vor und präsentirtesie noch am selben Tage dem Schön auf dessen Bureau im Justiz-Palast. Darauf hin wurde Kayser sofort telegraphisch in Freiheitgesetzt. Dem Schön war die Sache augenscheinlich sehr unange-nehm und er suchte die Schuld dafür, daß Kayser vom 11. bi«IS. April für die schon bezahlten 50 Thlr. eingesperrt war,auf mich, resp. die Mainzer Parteigenossen zu wälzen.«Sie habenKayser nicht mitgethet.lt, daß seine Strafe bezahlt ist,« sagte er,«er wird Sie verklagen müssen, wenn er Schadenersatz will.«—Diese«glückliche Wendung« imponirte mir durchaus nicht; ichantwortete:«Wen» Kayser aus Schadenersatz klagen will, wird erwissen, an wen er sich zu halten hat: an seine Parteigenossen, diejene Strafe von 50 Thalero bei Heller und Pfennig bezahlt haben,oder an diejenige Behörde, welche die 50 Thaler nebst Kostenvou der Cautiou der«Süddeutschen volttstimme" in Abzugbrachte, un« Quittung darüber ausstellte und dennoch Kayserverhaften ließ.« Hieraus empfahl ich mich.Die Sache liegt so klar, daß ich jede weitere Erläuterung fürüberflüssig halte, nur sei noch mitgetheilt, daß derselbe Schön, al«ich neulich eine Gefänguißstrase von 8 Tagen zu verbüßen hatte,mich plötzlich— am 22. März— Morgen« halb sechs Uhr au«dem Bette holen und durch zwei GeuSdarmen zur Haft bringenließ. Ich hatte nicht, wie üblich, eine GestellungSausforderung er-halten. Al« ich mich darüber beschwerte, hieß e«, e« sei nicht be-kannt gewesen, daß ich in Mainz wohne, trotzdem ich daselbst aufder Polizei angemeldet war.Sollten Sie von Borsteheodem Notu nehmen, so bitte ichSie, die betreffende Nummer dem Justizministerium zu Darmstadtzu übersenden.(Geschieht. R. d. B.)C« grüßt Sie der IhrigeWilhelm Blo«.«— Zur„netten Praxi««. Diesmal haben wir e»»ichmit eine« hessischen, sondern mit einem sächsischea Gericht zu than.Ueber da« Berfahren, welches diese» Gericht gegenüber Sozial-demokrateu zu beobachtea beliebt, erzählt»n« der«DceSda. BolkS-bote« ganz unglaublich: Dinge. Ec schreibt:«Ueber den Prozeß gegen unseren Genossen Pietschmanngehen un« merkwürdige Gerüchte zu. Pietschmann ist freilichvon der Welt hermetisch abgeschlossen, aber trotzdem kamen un«diese Nachrichten zu und zwar, um ven frommen ultramontanenUntersuchungsrichter Sachaneck zu beruhigen, per Taubenpost, wa«um so eher möglich ist, al« sich unweit de« Fenster« Pietsch-mann« ein großer Taubenschlag befindet, vor 4 Monate»«arschon Aktenschluß und vom Aktenschluß bi« zur Anberaumung de«Termin« vergingen 4 Monate. Vir« la justice! E} lebe dieGerechtigkeit! Da« Unerhört« kommt aber erst jetzt. Pietschmau»,welcher am 19. Marz in Bautzen entlassen wurde, wurde sofortvon einem Dresdener GerichtSbeamten in Beschlag genommen uadgekettet nach DreSven tranSportirt. Also wie ein gemeiner ver-brecher. Diese verfügunz kann nur»om Unterfach anzSrichter,dem frommen Assessor Sachaneck, erlassen worden[Ai. Etae Ketteist nach unserer Meinung nur dann zulässig, weuu Jemand«in-geliefert werde» soll, der ein gewaltthätize« Berbrechea begange»,an Personen oder Sachen Gewalt verübt hat. und vou ihm vor-auszusetzen ist, daß er auch jetzt bei der Uebetfährutg Noch Ge-waltthatea auszuüben im Stande wäre. Eine solche L»r»n«setzuagexistirt aber bei eine« pplttischen Verbrecher nicht. Es ist abertraurig mtt unserer peissö alichen Freiheit bestellt, wenn jede« Asses-sörchen verfüge» kann, man sollte gekettet»erden und«an wirdgekettet.«Soweit der«DreSdtwr Bolksbate«. Wa» die UntersachungS-hast betrifft, in welche Parteigenosse Pietschmann genommen ist,so siadtn wir diese Maßregel, so sehr wir im Pcinzig gegen hftUntersuchungshaft sind, seit«»» de« Dresdner Bezirksgericht erklär-lich. Da« Dresdner Bezirksgericht, al« Feind der Soztaldemotratiebetrachtet, ist durch die Flucht de« früheren Redakteur« de«„Dresdener Bolksbote«, Klemp, gewitzigt worden. Abgesehen vondem Makel, der aus eine politische Pattei fällt, ist die Desertion,so lange die Partei kämpft, so lange stt also nicht geschlagen ist,ein grober taktischer Fehler. Und diesem Fehler, der Flucht de»früheren Redakteurs de«„Dresdner Bolksbote«, der«NthMjßlichfeine Haft, jetzt abgesessen hätte, h»t! dgv Parteigenosse Pietschmannc« zu danken, daß er sich inHttersachungShast bifindet. Hierüberwollen wir also werter kern Wort verlrereu. Wa« aber zur Sachegehört und was un« unerhört vorkommt, ist der Uulstand, daßder gegen Pietschmann vom Dresdner Bezirksgericht anhängig ge-machte Prozeß während seiner viermoaatlichea Bautzen» Haft ruhte,und daß man Pietschmann, nachdem er die 4 Monate abgesessen hatte,geschlossen nach Dresden abführen ließ. Da« ist eine Maß-regel, die selbst dem gemeinsten Verbrecher gegenüber nur dann zurechtfertigen ist, wenn Gewaltthätigkeiten von demselben zu erwartensind. Einem politischen Bertrecher gegenüber, von de« nicht« der-artige« zu befürchten, ist diese« Verfahren so verdammenSwerth,daß un» der passende paiiameniarische ÄaZdruck dafür fehlt. Undwenn der Urheber aller dieser Maßregeln«irklich der Assessor Su-chanek ist, so möchten wir den ultramontanen Herrn doch einmalftagen, wie er über die Verfolgungen denkt, denen seine Parteigegenwärtig ausgesetzt ist. Und wenn der Herr Assessor diese ver-folgungen mißbilligt, dann mächten wir ihn an da« Sprüchleinerinnern:„WaS du nicht willst, daß man dir thu, da« füg auchkeinem Anderen zu!«— Nach einemgLondouer.Telegramm hätten die Arbeiter inSüd-Wale« sich unterworfen, und wären Strike und Lockoutsomit zu Ende. Es wäre nicht zum ersten Mal, daß der Telegraphin dieser Angelegenheit unverschämt gelogen hätte; und diesmalmüssen wir umsomehr an eine Lüge glauben, al« die letzten un«zugegangenen Nachrichten, welche bi« zum vorigen Freitag reichen,aus Seiten der Arbeiter dit größte Entschlossenheit bekundeten.E« handelt sich jetzt überhaupt nicht mehr um eine Lohn-, so»-der» ausschließlich um eine Machtfrage. Die Grubenbesitzerwollen die Organisation der Arbeiter brechen; ist ihnen die«gelungen, so löst sich die Lohnftage von selbst im Interesse derKapitalisten. Die Arbeiter wissen da», und darum wurde in ihrerletzten Massenversammlung der Beschluß gefaßt, keinen Compromißeinzugehn, wenn die«Meister« sich nicht vorher verpflichteten, allekünftigen Differenzen schiedsgerichtlich schlichten zu lassen.An« Serbie«.Jagodina, 21, März 1876.In der Hoffnung, daß die neuesten Erscheinungen der sozial-politischen Bewegung in Serbien auch für unsere westeuropäische»Brüder Interesse haben, will ich nicht unterlassen, da« Wissen«-wertheste davon zu berichten.Die Partei, welche bei un« die Sache de» Bolte« wirklichführt, hat sich in der neuesten Zeit um ihr, in Kragujevac er-scheinende« Organ«Oslobodjenje«(die«Befreiung«) gesammelt.Redacteur de« Blatte« ist Swetozar Markow lci, einer dertüchtigsten Sozialisten unter den jüugen Serben.(Wegen Krank-heit ist der Redacteur durch Gzeta Augjelkowicz vertreten.)Vierzehn Tage vor dem heurig, n Zusammentritte unserer«Skuzsscbiina«(LolkSvertretung) erschien da« epwähnte Blatt zum erstenMaje und wurde mit dem größten Enthusiasmus in allen Gegen-den Serbien«— besonder««im Innern«— aufgenommen.Selbstverständlich hat da« bureaukratisch- bourgeoiststische Belgradeinem solchen Blatte weder guten Empfang, noch angenehme«Leben bereitet.Ii seiner ersten NumMer hat«Oslobodjenje« die wichtigstenda« Bolttinteresse am tiefsten berührende» Fragen beleuchtet undbesprochen, namentlich die der inneren politischen und administrativen Verhältnisse, wie Abschaffung de« bureaukratischen Regimen-te« im Laude, Abänderung der Staatsverfassung im Sinne derBolkssouveräaität, vollkümmene Unabhängigkeit der«Skupschtiua«,Gemeinde-Autonomie, sicherste Garantie der Rede- und verein«-freiheit it.Es wird Ihnen wohl schon bekannt fem, daß wir hier inSerbien in der neuesten Zeit mit sogenannten«Ministerkriseu«öfter« beglückt waren. Die«genialen« Staatsmänner mögenhierin wirklich ein«Unglück«, eine«stete Unsicherheit« für die be-stehende„gottgesegnete« Ordnung erblicken— von un« aber wirde« nicht so streng und furchtbar aufgefaßt. Die rühmlichst oppo-uirende Majorität der«Skupschtiua« stellt sich die Sache nicht so„staatSgefährlich« vor; sie besteht fest auf ihre» Forderungen imNamen de« positiven BolkSrechte« und der BolkSwohlfahrt. DieNamen der hervorragenden OppositionSmänner Adam Bogofa-wijewicz(»bsolvirter Philosoph und Laadwirth), Milia Mi-lowanowicz(Bauer au« Temnitsch), Milosch Glischicz(au«Waljewo) und Genossen werden mit goldenen Buchstaben m uu-L