1Ich thzile für meine Person die oben angeführte Behiuptuug:�»in Rußland ist die Preßfrciheit noch beschränkter" nicht. Be-schränkter kann die Preste nirgenvS mehr fein als im österreichischen� Kaiserstaate, unv ganz besonders in der auf das willkürlichste re-gierten Provinz Böhmen.Auch über den Erzschuft AtfonS darf kein Buchstabe mehr ge-schrieben werden. Natürlich, der Kaiser hat ja den Banditen inSchutz genommen; der„LandeSvater" hat den Bürgermeister undStatthalter von Graz ungnädig aufgenommen, weil dieselben nicht»energisch" genug waren, weil sie die„LandeSkinder" nicht sofortMit Bajonetten und blauen Bohnen bedienen ließen. Natürlich,Räuber und Mordbrenner, wenn sie nur vom«fürstlichen Ge-tlüte" sind, müssen geschützt werden, wegen solcher Blüthen unserer«Cultur" Härten schon einige Hundert von der«Canaille", welchejetzr ohnedem nichrS zu tbun hat, erschossen werden können. Die»Herren", welche diesen Erzlump in Schutz nehmen, stellen fich aufdessen Standpunkt. Nun, wir können'« zufrieden sein.Auch über Bismarck darf nicht« mehr geschrieben werden. Esist möglich, daß Bismarck dem Ka.serstaatc die Liebesdienste ein-Mal vergelten und ein Stück dieses aus allerhand Flecken znsam-Mcngeleimten„Staates" in den deutschen ReichSschuappsack steckendird.In einer Polemik gegen die„Zittauer Nachrichten" wurdeauch auf die„Rohheit, rohen Späße und EifersuchlSscenen", welcheder Stribler dieses obskuren WinkelwischeS den Arbeitern in dieSchuhe schieben wollte, hingewiesen und eS wurde nachgewiesen,daß diese Eigenschaften den besitzenden Klassen viel mehr anhasten.(Erbprinz von Oldenburg, Bismarck zun. und Andere). Auchdieses wurde unterdrückt. Wenn der„Anwalt" des Staates dieAnführung derartiger Thatsachen, welche die Rohheiten Einzelnerbeleuchten, unterdrückt, dann giebt er zu, daß seine Klaffe faul,sehr saul ist. Wer weiß, wie es mit der Moral dieses Staats-»nwalteS aussieht, und ob er nicht sein eigenes Spiegelbild er-blickte.Der Diebstahl wird gesetzlich verfolgt und der arme Teufel,deich er auS Roth eine Kleinigkeit stiehlt, wird als Dieb verurtheilt.Wenn aber der„Anwalt des Staates" den steuerzahlende» Bür-gern ihr Eigenthum konfiSzirt, dann ist die« ganz gesetzlich ge-handelt.Die löbliche Staatsanwaltschaft will, wahrscheinlich im höherenAuftrage, die Arbeiterblätter materiell zu Grunde richten; sie weißrecht gut, daß Geld bei den Arbeitern ein seltener Artikel ist unddeshalb wird darauf loS konfiSzirt.Nun, ich hoffe, daß sowohl unsere Genossen in Wr. Neustadt,al« auch diejenigen in Prag und Rerchenberg und anderwärt«bafür sorgen werden, daß dieses Vorhaben nicht gelingt. KünftigenEulturhistorikern werden die Arbeiterblätter mit ihren leeren Spaltenbeutlich beweisen, bis zu welchem Grade von Erbärmlichkeit undRiederträchligkeit sich die„Freiheit" in Oesterreich verstiegen hat,zvnd es wird ihnen der AuSruf entschlüpfen, weicher diesem Bcr-fahren gebührt und welcher jetzt schon von denkenden Leuten ge-braucht wird, nämlich:Pfui!!Da fast sämmtliche deutschen Partciblätter die den„liberalen"Zeitungen entnommene Notiz vom„Cougresse" deS„allgemeinenbsterreichiichen Arbeitervereins" mit 400 Delegirten ohne jede Be-Merkung brachten, will ich auS bester Quelle folgendes über den-selben bekannt geben. Der„Congreß" geht die sozialdemokratischenArbeiter nicht« an. ES waren auch bei weitem keine 400„Dele-girien" anwesend. Diejenigen, die anwesend waren, waren Bour-geoiS- und PolizeisoziaUsteu, unter der Führung de« hinreichendgekennzeichneten Oberwinde r.—Die sozialdemokratischen Arbeiter Oesterreichs haben Bernünfti-gere« zu thun, als sich mit„Zöllcrei" zu befassen und der Bour-geoifie die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Oberwinder, diese bezahlteÄedientenseelc, dieser ehrlose Bourgeoisteknechl, benützte wiedereinige Dutzend Gimpel, um„Congreß" zu spielen und hatte da-bei die Keckheit, im Namen deS arbeitenden Volkes zu„resolu-sivniren". Ich glaube auS der Seele eine« jeden denkenden Ar-beiter« zu sprechen, wenn ich sage, daß der Arbeitcrstand al« solcherbei diesem Bourgeoisie- Schwindel nicht vertreten war.Den Arbeiterstand kann die„Zöllerei" verflucht wenig küm-mein, denn derselbe hätte nicht den geringsten Nutzen vom„Schutz-Zoll«. Aber der Arbeiterstand sollte durch diesen„Congreß"-Schwindel als„treibender Keil" Helfen, es sollte aus die Regierung�urch den Arbeiterstand eingewirkt werden— und deshalb der„Eon-greß", deshalb der Lärm in den„liberalen" Blättern. Zu solch'Unwürdigen Schwindeleien werden ehrliche aber dumme Arbeiter� von einigen Subjekten, bei welchen verletzter Ehrgeiz eineRolle spielt und sie, gegen ihre Uederzeugung, dem Schwindler inRe Arme trieb, sei hier abgesehen— von dem Polizeimann Hein-tich Oberwinder. mißbraucht. ES ist sehr charakteristisch für diesenEongreß und die Theilnehmer an demselben, daß er unter demSchutze dcc„heiligen Hermandad" tagen konnte, während diedelegirten, welche den Congreß der sozialdemokratischen Arbeiterbesuchten, auf ungarischem Geb.ete von Panduren, wie dieRäuber, festgenommen, am ganzen Körper visttirt, über die öfter-�eichjsche Grenze geschafft und den dort bereit« lauernden GenS-barmen übergeben wurden. Die Sozialdemokraten wurden einge-sperrt und um 11 Uhr Nichts mit Marschrouten versehen»nach Hause" geschickt; die Polizeier tonnten ihren Congreß ruhigabhalten.Auch hier zeigt sich der„Culturkamps". Ungarn und Oester-keich liegen sich stets in den Haaren, wenn es gilt die„StaalS-airtonomie" zu wahren. Wenn eS aber gilt, Sozialdemokratenftnzufangen, da zeigt sich die Brüderlichkeit beider Länder. ZumÄnfangcn dieser„StaatSumwälzer" rückten 12 bis IS PandurenUnter Kommando eines Lieutenants, der Stuhlrichter von Preß-bürg, der Wiener Polizeikommiffar Frankel— welcher nächstensstnen Bund Vogelsedern ins Knopfloch bekommen dürste— undein anderer Kerl auS.■ Kommissär Fränkel nahm aus ungarischemSoden die Verhaftung vor und der Preßburger Stuhlrichter, einechter OrdnungSlümmel. sagte im„Namen der ungarischen Regierung«Zu diesem Schurkenstreiche Ja und Amen. Auf der österreichischenSeile warteten bereits 12—14 GcnSbarmen, um die MisselhäterEmpfang zu nehmen.Fiat Justial Es lebe der Culturkamps!„Assoziation Arminia" hervorgerufen wurden, sehen sich die Mit-glieder der letzteren und darunter die Begründer der Mitgliedschaftgezwungen, in§ 3 deS Statuts der genannten Assoziation dieWorte:„Mitglied kann jeder DiSpositionSfähize, welcher der Ge-merkschaft angehört, werden u. s. w." ebenfalls zu streichen.Gleichzeitig wahren Opponirende sich das Recht zur GewerkschaftS-krankenkasse, sowie die Verwaltung derselben.Der Wiedereintritt in die Gewerkschaft wird sich nach derEntfernung der Ursachen richten, welche den vorstehenden Beschlußveranlaßt haben.I. A.: H. Töllner,Bevollmächtigter und Mitglied der Assoziation Arminia.ßSk». De» College» zur Nachricht, daß in der Geoeralver-sammlunz am 3. Mai in dem Fachverein der Schuhmachergeselleuein neuer Vorstand gewählt wurde: 1. Vorsitzender Ch. Döring,2. Vorsitzender Th. Lärman, 1. Kasstrer W. Etzenbach,2. Kassirer St. Zenz, 1. Schriftführer H. Albrecht, 2. Schrift-sührer A. Brendel. Zu Revisoren wurden gewählt: G. Post,R. Luczka, P. Gehlen.H. Albrecht, Schriftführer, Marspfortengasse S.GewerkSgenossenfchast der Manufaktur-, Fabrik- und Haud-arbeiter beiderlei Geschlechts.(Sitz Weimar).Pfersee, 30. Mai. In der gestrigen Versammlung der hiesigen Mitglieder wurde die Angelegenheit, betreffend den Ausrufin Nr. SS deS Organs besprochen. Sämmtliche Redner spräche»sich dahin ans, daß e« unpraktisch gewesen wäre, vor der allge-meinen GewerkschaftSkouferenz eine Generalversammlung abzuhaltc»,und billigten somit da« Verhalten der VorortSverwaltuug.Im Auftrage:Rud. Furrer, Vertrauensmann.Correspondenzen.Gewerksgenossenschaftliches.Gewerkschaft der Schuhmacher.Dresden. Auf Grund des auf der Generalversammlung zuCoburg gefaßten Beschlüsse«, in tz 2 all. e Förderung von Pro»bukliogenossenschasten zu streichen, somit letztere der moralischenbintcrstützung zu berauben; und angesichts der in hiesiger Mitgliedschaft obwaltenden bedauerlichen Zerwürfnisse, welche von einzelnenMitgliedern au« persönlichem Haß und Rachegefllhl gegen dieLeipzig. Wie man sich hierorts erzählt, beabsichtige derStadtrath gegen mehrere in seinem Brode stehende Lehrer Maßregeln zu ergreifen wegen sreistnnizer Meinungsäußerungen, diesich dieselben bei Gelegenheit der vom 17.— IS. Mai hier statt-gehabten Delegirtenversammlung deS deutschen Lehrervereinserlaubt haben sollen und wegen staatSzefährlicher Agitationen(«ic!)Man darf sich eines solchen terroristischen Vorgehens gegen frei-gesinnte Lehrer seitens de« nationallibcralen Rathsmitgliedes Drpliil. Panitz, der die Lehrer unter seiner väterlichen Fuchtelhält, wohl versehen, zumal eS solche Angestellte betriff!, die in demVerdachte stehen, den Lehren deS SozialdemokratiSmuS nicht abge-neigt zu sein, dem sozialdemokratischen ReichStagScandidaten sogarihre Stimme gegeben zu haben, und die in ihrem bisherigen Auf-treten und Wirken gezeigt haben, daß sie es als unveräußerlichesMenschenrecht erkennen, in politischer und anderer Beziehung eineeigene Meinung zu haben, wenn solche auch gewissen Kreisen un-bequem sein sollte, und für diese ihre Uederzeugung einzustehen.Nun, da? wären ja herrliche Zustände in der berühmten Meiro-pole der Bildung und Humanität, in der Stadt der Reichstreueund nationalliberalen Wahlsiege, Zustände, die an politischemFanatismus und kleinlicher jKetzerriecherei an gewisse vergangeneZeiten gar zu täuschend erinn rteu!—HiSenstock. An die Redaktion de»„Amts- und Anzcigeblatt«für den GerichtSamtSbezirk Eibenstock. Sie haben in die heutigeNummer Ihres Blattes den nachfolgenden Artikel der„DeutschenAllgemeinen" und be�. der„Dresdner Zeitung" über die bevor-stehende Abhaltung eines Volksfeste« Seiten der Sozialdemokratende« Zwickauer Bezirks anfgenommen.„Zwickau. Die Sozialdemokraten unsere« Bezirk« haben fürMitte Juni in den Lokalitäten deS hiesigen BergfchlößchenS einallgemeines„Volksfest" anberaumt, welches exclusive der Vorfeierzwei volle Tage beanspruchen soll. DaS rerchhaltige Programmbietet Sonnabend den 12. Juni zur Borfeier einen Kommer« imGasthos„zum Becher", Sonntag früh ein Morgenconcert imBergschlößchen, Vormittags Empfang der auswärtigen Theilnehmer,Nachmittag« Fefizuz. Festrede und Coucert mit Vcrloofung, Abend«Ball. Montag früh 9 Uhr gemeinschaftlichen Ausflug nach Pöhlau,Nachmittag« Concert und Abends Ball. Bei Entwerfung diese«Programms mag wohl den C'.ceronen das sonst in den VolkSver-sammlungen in den stärksten Farben dargestellte„Arbeiterelend"auS dem Gedächlniß entschwunden sein; denn wenn man bei denjetzigen„schlechten Zeiten" solche Feste, die, Vor- und Nachfeiermit eingerechnet, gerade eine halbe Woche beanspruchen, seiern kann,so hat man entweder früher sich wissentlich einer Unwahrheitschuldig gemacht, oder man verführt in leichtfertiger Weise denArbeiter zur nutzlosen V-rauSgabung feines„kärglichen" Verdienstes.Oder bedarf man des Festtrubels zum Auffriswen der verblaßten„Sonnen", als Kitt, die gelockerten Massen wieder an einanderzu fügen? Wir meinen, Letzteres mag wohl bei dem Comitö alsHauptmotiv gegolten haben."Man braucht nicht Sozialdemokrat zu sein, um aus der Hal-tung diese» Artikels herauszufinden, in welch' ungerechtfertigterWesse die Gegenpartei austritt, um die Existenz der Sozialdemo-kcatcn zu vernichten.Ich habe keine Veranlassung, für die Richte dieser vielbekämpftenPartei einzutreten, denn ich gehöre ihr persönlich nicht an, wennich aus der anderen Seite auch offen gestehe, der besseren Ideederselben, insbesondere soweit sie auf die Pflicht deS Staates, derehrlichen Arbeit auf die Beine zu helfen, gerichtet ist, nicht m:t eutgegentreteu zu dürsen.Ganz abgesehen aber von dem, so greift der fragliche Artikelganz allgemein und ohne jede Parteirücksicht in das Rechtder niederen Klassen und aller Arbeiter ein, indem er klar undoffen den Satz hervorleuchten läßt:„Das Fest gehört nurdem Bemittelten."Diese durch den Artikel an den Tag gelegte Meinung kannund wird kein Vernünftiger theilen, selbst die T-ndenz der Re-gierung— deS größten Feindes der Sozialdemokraten— sprichtdafür.Nimmt man an, daß gerade jetzt in Sachsen Woche» langeSchützenfeste im Cirk.l deS bemittelteren BürgcrstandeS abgehaltenwerden, daß der Reiche gerade jetzt im Frühling kostspielige ErholungSreisen unternimm:, wie kann man darin den Sozialdemokraten absprechen wollen, ein VolkSscft abzuhalten, abgesehen davon,ob sich dadurch die Partei heben will.Ich finde den Artikel für mindestens kleinlich und sachlich un-gerechtfertigt, bedauere aber schließlich ausdrücklich, daß die Arbeiter-k lassen, besonders in kleinen Stävteu, außer Stande sind, sichgegen solch- Eingriffe in ihr gutes Recht zu wehren.Expedient Krämer*)*) Die« die Meinung eines Unparteiischen. Im Uebrigen können wirversichern, daß sich die Arbeiter verteufelt wenig an das Urtherl ihrerGegner kehren, und daß sie nach wie vor Feste begehen werden, wannund wie es ihnen beliebt. D. R.Dortmund. Bergarbeiterangelegenheiten. Dank derCamphausen- Achenbach'schen Curmethode nimmt die Bewegungunter den Bergarbeitern des hiesigen Reviers den besten Fortgang,und es ist zu hoffen, daß die„väterlichen" Fesseln der Gruben-besitzer, unter deren Last keine selbständige Handlung möglich war,und die von den Bergarbeitern mit einer Geduld ohne Gleichengetragen wurden, endlich abgeschüttelt werden. Und eS ist in derThat auch Zeit, daß sich die Arbeiter rühren, denn wo man eSwagen kann, den Arbeitern Dinge, wie z. B. den Rückgang derdeutschen Industrie zur Last zu legen, da sind noch ganz andereMaßnahmen als Verkürzung deS Lohnes und Verlängerung derArbeitszeit zu erwarten. Doch, wie gesagt, eS regt sich unter denhiesigen Bergarbeitern.So hatten wir zum 23. Mai wiederum eiue öffentliche vonHermS eröffnete Bergarbeiter- Versammlung abgehalten.Erster Vorsitzender wurde Schröder, zweiter Vorsitzender Wolf,Unterzeichneter und F. Henning Schriftführer. Auf der TageS-ordnung stand:„Die Bereinigung der deutschen Bergleute und dieThätigkeit deS am 2. Mai gewählten ComitöS". Bor Eintritt indie Tagesordnung lenkte Unterzeichneter die Aufmerksamkeit derAnwesenden auf daS gräßliche Unglück in der Grube„Holland".Es ist bekannt, daß durch einen Seilbruch an dem Förderapparatzwei Förderkörbe in die Tiefe stürzten und daß 7 Bergarbeitersofort getödtet und 24 mehr oder minder schwer verletzt wurden.Man kann nun dreist behaupten, daß der Seilbruch nicht erfolgenkonnte, wenn die allgemein bekannten unerläßlichen VorstchtSmaß-regeln getroffen worden wären. ES liegt also unzweifelhaft einegrobe Fahrlässtgkeit vor; und wer durch grobe Fahrlässigkeit, unterBedingungen, wo die geringste Fahrlässikeit verderblich wirkenmuß, da« Leben von Mitmenschen vernichtet, ist strafrechtlichschweren, an Mord streifenden TodschlagS schuldig. Wer-den die Schuldigen aber wohl zur Strafe gezogen werden? Nachden bisherigen Erfahrungen nimmermehr! Natürlich begreisea dieArbeiter, daß daS nicht so fortgehen kann, und eS ist daher nichtverwunderlich, wenn man sich von gewisser Seite bemüht, verdurch den Unglücksfall noch gesteigerten Gährung unter den Berg-arbeitern durch eine erheuchelte Theilnahme für die Hinterbliebenender Verunglückter, zu steuern. Da berichtet z. B. die hierort er-scheinende„Westfälische Zeitung" auS Wattenscheid:„Die hiesige Gemeindevertretung hat in ihrer gestrigen Sitzungaus den Antrag deS Herrn Direktor Stolzenberg von der Zeche„Ccntrum" beschlossen, für die Hinterbliebenen der bei der r.eu-lichen Katastrophe in der Grube„Holland" Verunglückten eine all-gemeine über ganz Deutschland sich verbreitende Subskription in'SWerk zu setzen, und wurue zu diesem Zwecke auch sofort einComitö au« der Mitte der Gemeindebehörde erwählt, welches zu-nächst einen zw-ckeutsprecheaden Aufruf abfaffeu und denselbendurch Publikation in den gelesensten Blättern zu allgemeinerKenatniß bringen soll. Die Motive dieses Beschlüsse« sind na-türlich durchaus ehreuwerthe, der Beschluß selbst scheint unS abergleichwohl um so weniger ein glücklicher zu sein, al« er, wie ichauS guter Quelle weiß, keineswegs mit den Anschauungen derDirektion der Zeche„Holland" übereinstimmt. Die Lage diese«Unternehmens ist eine glänzende(höchst wahrscheinlich wird fürdas abgelaufene Jahr eine Dividende von 26 Prozent vertheiltwerden können), und eS wird demgemäß k.ine Schwierigkeitenhaben, die UntcrstlltzungSbeträge, welche die Knappschaftskasse andie Angehörigen der Verunglückten und eventuell au die Invalid-bleibenden zu zahlen hat, so zu ergänzen, daß billigen Aasprüche»der durch die Katastrophe Betroffenen ein volle« Genüge gethanwerden kann. Wenn bei den großartigen Unglücksfällen, welchesich im Planen'sch-n Grunde, in Lugau und in Neu-Iscrlohn er-eigneten, eine National- Subskription veranstaltet wurde, so konntedaS im Hinblick auf die sehr bedeutende Zahl der Opfer gewißnicht getadelt werden. Der Unfall auf der Zeche„Holland" istaber mit keinem dee eben erwähnten in eine Linie zu stellen, undes steht jedenfalls außer Frage, daß ein zu häufigerZAppell an dieallgemeine Mildthätigk-it fchkießlich nicht mehr die wünscheuSwertheWirkung ausübt."Dieser Artikel kam in der oben erwähnten Versammlung znrVerlesung und fand gebührende Würdigung. Im weiteren Ver-lauf der Versammlung ging der Unterzeichnete nunmehr zur TageS-ordnung über und gab zuerst einen kurzen Ueberblick über dieThätigkeit de« am 2. Mai gewählten Comitö'S. An der Debatteüber cie Vereinigung der deutschen Bergleute betheiligten sichUnterzeichneter, Schröder, Meßmann, Busch gen. Truburg,W. Bäcker und Brinkmann. Es wurde von sämmtlicheaRednern hervorgehoben und betont, daß eine Bereinigung sämmt»licher deutscher Bergleute eine Nothwendigkeit und im eigenen In-teresse der Bergleute liege. Man müffe sich von dem Drucke de«Kapitals befreien, und es sei somit jeder Bergmann verpflichtet,an daS Einigungswerk hülsreiche Hand anzulegen.Trieburg gab eine kurze faßliche Darstellung und Schilderungüber dir Bestrebungen und Tendenzen der gewerkschaftlichen Ver-«ine und ermahnte die Anwesenden nochmals dringend, sich ihrerLage bewußt zu werden und in den Kampf für Freiheit undMenschenrechte mit einzutreten.Brinkmann sprach dann über eine ihm widerfahrene Maß-regelung von Seiten de« Betriebsführer« der Zeche«Bereinigte West-phalia". Es war demselben ein fester Gehalt von 36 Thalern(schreibe sechsunddreißig Thaler) geboten, wenn er vermöge, dieöffentlichen BergmannSoersammluagen zu vereiteln; da diese« Au-sinnen von demselben jedoch entschieden abgelehnt wurde, so ist ermit Kamerad Meßmann entlassen worden. Hieran« kann mansehen, Kameraden Deutschland«, daß die„Herren" den richtigenBegriff von unserem Wirken und Wollen haben und unsere Be-wegung fürchten. Doch, deutsche Kameraden, wir werden keineMaßregelung fürchten, von welcher Seite dieselbe auch kommenmag, wir werden vielmehr mit ruhiger Ueberlegung und festemeisernen Willen weiter arbeiten, und hoffen wir, daß uns alleKameraden Deutschlands die Bruderhand in diesem Kampfereichen werden.Trieburg beantragte sodann, daß der Verfasser de« Artikel« mNr. 22b der„Wests. Zeitung" zu der öffentlichen Versammluuz, dienächstes in Dortmund stattfinden wird, eingeladen werde, um seineHaltung uns gegenüber zu vertheidigen. Sämmtliche Rebner wurde»mit der größten Aufmerksamkeit angehört und von häufigemBravoruf unterbroldea. Mit einem kräftigen stürmische» Hochwurde die Versammlung von Schröder geschlossen.Mit sozialdemokratischem Bruderzruß und kameradschaftlichem„Glückaus"! Wilh. Fröhlich.München. Der unterfertigte Ausschuß gibt«seinen geehrtenFachgenoss.n bekannt, daß sich daS VereinStokal de« FackivereinSder Schlosser in München nicht mehr wie bisher beim Singel-! spielerbräu, sondern im Gasthaus zum Moosburgerhof, Sendlinger-straße Nr. 19, b-fiadet, wo hauptsächlich für den Fremdenverkehrbestmöglichst Sorge getragen ist. Ebendaselbst findet auch jevenl Abend von 7— 8 Uhr der unentgeltliche Arbeitsnachweis statt,t