Furcht vor WahrheitDanzig verbietet den»NeuenVorwärts«In Danzig regieren die Nationalsozialisten.Die sozialdemokratische Zeitung„Volksstimme'Ist durch einen Gewaltstreich in Konkurs getrieben worden und erscheint jetzt unter Zensur. Praktisch kommt sie als sozialistischesOrgan nicht in Betracht. Um so stärker ist dasInteresse der Danziger Arbeiterschaft, die sichnoch bei den letzten Wahlen trotz stärkstenTerrors glänzend geschlagen hat, für den„Neuen Vorwärt s". Die Nachfrage nachihm ist sehr groß, obwohl die Verbreiter mehrfach in„Schutzhaft- genommen wurden. Jetzthat der Polizeipräsident den„NeuenVorwärts" mit folgender Begründung auf sechsMonate verboten:„Die Zeitung„Neuer Vorwärts" hat wiederholt Artikel gebracht, welche in ihreraufreizenden Tendenz geeignet sind,die öffentliche Sicherheit und Ordnung inder Freien Stadt Danzig zu gefährden; außerdem sind in einzelnen Artikeln dieser Druckschrift leitende Staatsmänner des deutschenReiches in solcher Form beschimpft undböswillig verächtlich gemacht worden, daß dadurch die Beziehungen der FreienStadt Danzig zum deutschen Reich beeinträchtigt werden können."Im Namen des„Neuen Vorwärts" hiermitbesten Dank für diese Anerkennung. Für unsere Danziger Freunde wird das nur ein weiterer Ansporn sein, für eine recht rege Verbreitung unseres Blattes in Danzig Sorge zutragen.*Eckernforder SlegesberichtAmtlich wird aus Eckernförde gemeldet,daß die Polizei einem Grenzschmuggel„marxistischer Elemente" auf die Spur gekommensei. Zwei Kieler Einwohner pflegten miteinem Segelboot Zeitungen, die im Auslandegedruckt wurden, nach Deutschland zu bringen. So konnte ein Posten, des in Karlsbad erscheinenden„Neuer Vorwärts" beschlagnahmt werden.Wir beklagen jeden unserer Freunde, derbei seiner schwierigen Aufklärungsarbeit vonden Häschern Görings gefangen wird. Wir beklagen jedes Exemplar unserer Zeitung, dasnicht in die Hände der in Deutschland nachseinem Inhalt lechzenden Leser gelangt. Wirsind aber trotzdem sicher, daß keine P o 1 i-z e i zahlreich, daß keine Grenzmauerhoch, keine Absperrung lückenlos genugsein kann, um das Eindringen der die Wahrheit verkündenden Zeitungen in die StickluftDeutschlands zu verhindern.K. W.SozialistischeRevolutionStätten der Hölle65 Konzentrationslager— S0.000 Sdiu�haftgefangeneJeden Tag liest man, daß Verhaftete inein Konzentrationslager gebracht wurden.Meist aber werden die Namen der Lagerschamhaft verschwiegen. Die Oeffentlich-keit soll keinen Ueberblick darüber gewinnen, wie viele Konzentrationslager esgibt und wie groß die Zahl der Inhaftierten ist Wir geben nachstehend eine nachLandesteilen zusammengestellte Liste derKonzentrationslager, die die erste annähernd vollständige Uebersicht darstellendürfte.Ostpreußen: Grundaus bei Königsberg, Hara-merstein(180 Häftlinge, das Lager soll zum15. August aufgelöst werden), Soldin.Brandenburg: Bernau, Börnicke bei Nauen,Bötzow, Brandenburg a. d. H.(früheres Zuchthaus), das aber wegen Baufälligkeit geräumtwar. Jüterbog, Oranienburg(etwa 2000 Gefangene), Sonnenburg(früher Zuchthaus, 420Gefangene).Schlesien: Dörrgoy bei Breslau(am 10.August aufgelöst, hatte mehr als 400 Gefangene). Münsterberg, Leschwitz bei Görlitz.Sachsen: Erfurt, Lichtenburg bei Torgau(etwa 1000 Gefangene) Gräfenhainichen, Zörbig.Schleswig-Holstein: Eutin, Rickling.Hannover: Mooringen, Wilsode(1300 Gefangene, darunter viele revoltierende SA.-Leute).Westfalen: Bergkamen, Esterwegen, Emsland, Osnabrück(mehr als 2000 Gefangene),Papenburg, Sennelager, Wanne-Eickel.Hessen-Nassau: Ginsheira, Fechenbach, Kassel, Rödelheim, Wetzlar.Rbeinprovinz: Coblenz-Karmerita(700 Gefangene), Coblenz-Kadause(300 Gefangene),Düren, Jülich, Siegburg(2500 Gefangene).Bayern: Dachau(die Zahl der Gefangenenhat bis zu 5000 betragen, gegenwärtig beträgtsie 3500).Sachsen: Bautzen, Colditz, Crimmitschau,Dresden(Mathildenschlößchen), Grünhainichen,Hainichen bei Döbeln, Heinewald bei Zittau(380 Gefangene), Burg Hohnstein(600 Gefangene), Sachsenburg bei Flöha(1200 Gefangene),Sonneburg bei Chemnitz, Zwickau(SchloßOrtenstein).Württenberg: Gotteszell bei Gmünd.Baden: Ankenbuck bei Villingen, Bad Dürrheim(500 Gefangene), Heuberg(2000 Gefangene), wird gemeinsam von Baden und Württemberg benutzt), Kißlau bei Bruchsal, Rastatt(300 Gefangene).Thüringen: Blankenhain bei Weimar, Jena,Ohrdruf(1000 Gefangene).Hessen: Osthofen, Langen.Oldenburg: Vechta.Braunscbwelg: Wolfenbüttel(600 Gefangene).Hamburg: Fuhlsbüttel, Wittmoor.Bremen: Miesler(400 Gefangene).Allein in diesen 65 Konzentrationslagern sind 40.000— 45.000 Schutzhäftlingeuntergebracht, die ohne jedes ordentlicheVerfahren, ohne Anklage, ohne Begrenzung der Dauer der Haft festgehaltenwerden. Wahrscheinlich ebenso groß istdie Zahl der Schutzhaftgefangenen, diesich in regulären Polizei- und Gerichts-i gefängnissen befindet. Man darf daher dieGesamtzahl der Schutzhaftgefangenen auf�mindestens 8 0.0 00 schätzen.neu flattern wieder leuchtend über den Köpfeneiner unabsehbaren Menschenmenge. Arbeitermarschieren wieder frei und aufrecht hinterihren Bannern.„Völker, höret die Signale..." Rote Fahnen, brennend rote Fahnen! Sie sind nicht mehrallein, die Menschen Im dunklen Treppenhaus,die sich an den Händen halten, einer den heißen Pulsschlag des andern spürend. Sie sindnicht mehr allein, sie fühlen es: die ganzeStadt, das ganze Land, die ganze Welt hört ihrLied.„Unmündig nennt man euch und Knechte,duldet die Schmach nun länger nicht..."—Alles ist vergessen, die Schande, die überDeutschland kam, das Wüten vertierter Horden, das Mißtrauen, die Furcht, die blutigeQual, die Tyrannei des Geldsacks, die schwerauf dem geknechteten Lande liegt. Alles istvergessen, Freiheit lebt wieder, Hoffnung lebtwieder—.„Die Internationale erkämpft dasMenschenrechL"*Und plötzlich schweigt das Lied. Leis wiefernhin verhallender' Jubel zittert der letzteTon. nach. Schwier streicht ein Seufzer durchdas abendliche Haus. Es ist, als hätte die Erdeselber aufgestöhnt Kein Wort wird gesprochen,aber gebeugte Rücken haben sich aufgerichtetselbstbewußter ist der Gang der Menschen, diesich von der Türe weg ihrer Wohnung zuwenden. Mancher kehrt nicht in sein eigenes Zimmer zurück, hat zu Freunden heimgefunden,die er seit Wochen nicht mehr aufzusuchen,nur noch scheu zu grüßen wagte. Die Frauensitzen beieinander in der Wohnung jener Einen.die beim Klang des Liedes einen Namen sprach.Diro Hände haben noch nicht auseinander ge-(unden, es Ist so gut endlich, endlich. wiederGeaneinschaft zu spüren.Und In allen, aßen schwingt der Klang desFreiheitsliedes weiter. Kara.Das MißverständnisDie„Deutsche Bergwerkszeitung" ist das Leiborgan des großkapitalistischen Nazistaatsrates T h y s-sen. Dieses Sprachrohr der Schwerindustrie schreibt:„Es war das Wort Sozialismus, dasweite Kreise des Bürgertums, namentlichauch der Unternehmerschaft und der Intellektuellen, veranlaßte, der Bewegung AdolfHitlers gegenüber längere Zeit eine abwartende und zögernde Haltung einzunehmen.Heute hat sich längst herausgestellt, daßhier ein großes Mißverständnis obwaltete. Mehr als die nationalsozialistischeWerbung haben die Taten der neuen Regierung die Einsicht geweckt, daß der Sozialismus des Dritten Reiches das geradeGegenteil von dem ist, was der Marxismus als Sozialismus bezeichnet."Für uns hat es dieses Mißverständnisnie gegeben. Die Sozialdemokratie hatden Massen seit je immer wieder klar gemacht, daß Hitler nichts als ein gutbezahlter Großknecht des Großkapitals ist,war und bleibt. Wir danken es HerrnThyssen, daß endlich ein Berufener diesbestätigtDichter mit RaumIm Deutschen Haus der ChikagoerWeltausstellung will der Verlag AlbertLangen-Georg Müller eine Schau„Volk ohne Raum" veranstalten, in derenMittelpunkt Hans Grimms Roman stehensoll, der den gleichen Titel trägt Hans Grimm!Da haben sie sich gerade den rechten ausgesucht! Kürzlich veröffentlichte das sehr mondäne Modenblatt„Neue L i n i e", das inseiner letzten Nummer erstaunliche Photos ausGörings luxuriöser 34-Zimmerwohnung zeigte,auch Hans Grimms Dichterheim im Bilde.Und siehe— auch diese braune Höflingsbehausung erwies sich als so elegant, daß eine andereZeitschrift ein gleichgeschaltetes Literaturblattprotestierte. Es habe allgemeine Verwunderung erregt, so etwa war der Sinn desBriefes, daß der Dichter von„Volk ohneR a u m", wenn er schon selbst über so vielund so komfortablen Raum vertüge,Die erste Kampfschrift derdeutschen Sozialdemokratieseit Hitlers Machtergreifung:muß jeder lesen, der sidi mit demSchicksal der deutschen Arbeiterklasse verbunden fühlt Sie zeigt offendie Lage in Deutschland u. klar dieAufgaben der Sozialdemokratie,3. AnHage.Preis nur 1 KcDie Broschüre ist direkt vom Verlage„Graphia" in Karlsbad(1.20 Kö inBriefmarken beifügen) zu beziehen.sein Heim auch noch photographierenlasse. Sicher sei die Veröffentlichung ohneGrimms Wissen erfolgtDas glauben wir nicht. Göring und Grimm— sie schämen sich wohl alle beide nicht ihrergroßbürgerlichen Behaglichkeit Das braune Paradies ist da, die Bonzen haben ihr revolutionäres Mäntelchen abgelegt— und der kleineSA-Mann, der mit seiner achtköpfigen Familiein einem oder in zwei Zimmern haust, hat beimAnblick der geschmackvollen Bilder gar nichtzu meckern, sonst setzt es Hiebe. Denn derKlassenkampf ist in Deutschland abgeschafftGesunde JugendWir haben wiederholt berichtet, daßdie Arbeitsfront des Herrn Ley jeglicheninneren gewerkschaftlichen Lebens ermangelt. Die früheren freien Gewerkschaften gleichen einem vom Feinde besetzten Land. Die braune Besatzungsarmee lebt zwar noch von den Erträgnissen des besetzten Gebiets, doch fehltjede innere Anteilnahme der Gewerkschaftsmitglieder an deu Aufbau des Dritten Reichs. Vor allem fühlen die Nazisden wachsenden Widerstand der klassenbewußten Gewerschaftsjugend. So lesenwir in einer gleichgeschalteten Gewerkschaftszeitung folgenden Stoßseufzer:„Vom Jugendamt der deutschen Arbeitsfront sprach Pg. R u s t über die Organisation der Gewerkschaitsiuzend. Er stellte zunächst fest, daß in versteckter Weise hier. noch vielfach marxistische und kommunistische Führereinflüsse am Werke sind. Bei derAuswahl der Jugendführer ist mit größterSorgfalt zu verfahren. Es kommen dafür nurCharaktere in Frage, die es verstehen,durch ihr Vorleben und praktischesBeispiel die Jugend mit neuem Geiste zu erfüllen und sich vor allen Dingen auch in dasDenken und Fühlen hineinversetzen können,denn die Jugend ringt noch ehrlich um dieWahrheit und die Ideale."Aber wo sind die„Charaktere" und Nazifunktionäre, deren Vorleben auf geschulteGewerkschaftsjugend guten Eindruck machen könnte?Wenn der Pg. Rust weiterhin von derwichtigen„Schonung der der Volkskraftder Jugend durch besondere Arbeitsschutzmaßnahmen" spricht, so muß daranerinnert werden, daß der Faschismus inDeutschland mit der Gleichschaltung derOrganisationen, dem Raub ihrer Vermögen und der Besetzung von Posten wesentlich schneller gewesen ist, als miteinem ausreichenden gesetzlichen Jugendschutz, der bis heute auf sich wartenläßt Wo ist der von Herrn Rust geforderte gesetzliche Urlaub, der Lehrlingslohn. die Vorschriften der jährlichen Untersuchung durch den Gewerbearzt usw.?Es bedürfte doch nur einer Notverordnung. Es ist auch nicht bekannt geworden, daß etwa irgend ein Unternehmerwegen Lehrlingsausbeutung oder andererunsozialen Handlungen ins Konzentrationslager gekommen wäre. Das Ringender Jugend um Wahrheit und Ideale bedeutet eben schärfsten Kampfgegen den Faschismus.................. HorlhoIz-ScIilDfzlinmereingetroffen. Preis komplett siebe�teilig,.. Kö 1950.—Möbel- u. TeppIchhoiK F.& 0. Heller, KcrlsbndDeuUche Fabrikdie vorzugsweise für Exportlieferte, übersiedelt nach C R.und sucht einen Kapita ist�n mitI 200.000 Ki. Guter Gewinnbei Sicherstellune des Kapitalseewährleistet Zuschriften unter•Zukunft 1931. a. d. Redaktiondieses Blattes.Werbtfür denNeuenVorwärts!DieALLIANCE FRANGAI5E, 101, Bd. Raspall, Paris(6)Die praktische Schule für die französische Sprachevoranstaltet In den Monaten September und Oktober einen Vor.bereitunsskurs lur die UniversUtU wie auch Lehrgänge tür Anfänger, und zwar 13 Stunden in der Wocbe für praktische Uebungenin der französischen Sprache, 30 Vorträge im Monat. 10 Vorträge imMonat mit Führungen in Paria und Umgebung. Preis 180 Frs. für1 Monat, 275 Frs. für 2 Monate. Nähere Auskunft erteilt der DirektorROBERT DUPOUEY, 101, Bd. Raspsil, Paris(6)Wenn Sie ein Haus oder einGeschäft irgendwo in Englandkaufen oder verkaufen wollen„so schnell wie möglich"schreiben Sie anThomas& FrancisHäuser- und Güteragenten, 42, Grove Road,South WoodfordLondon, E. 18.Groß-Brittanien