Die erste Wirkung' des großen»Versöli- nungsschrittes« der katholischen Bischöfe des Reiches, der auf der Konferenz von Fulda beschlossen und mit den»Ereignissen in Spa nien « tendenziös genug begründet wurde, ist, wie festgestellt werden kann, die. daß zunächst einmal eine nicht unbeträchtliche Verwirrung in das katholische Lager selbst getragen wur- d e! Aehnlich, wie in Oesterreich , wo der »Ausgleich« Schuschniggs mit Hitler einigermaßen den christlich-sozialen Sektor des dortigen öffentlichen Lebens mit zum Teil gehässigen Polemiken unter Brüdern und Gleichgesinnten vollstopfte— dergestalt, daß nunmehr die reaktionäre Wiener »Reichspost« gegen den sozial-verständigeren»Christlichen Ständestaat«(und umgekehrt) sich wendete, der Wiener Kardinal hinter den Kulissen Pressegegner seines Salzburger Fürstbischof-Kollegen wurde, Kunschak gegen Baar-Bahrenfels vom Leder zog— wird zur Zelt auch die innere Geschlossenheit des reichsdeutschen Katholizismus einer kaum erträglichen Belastungsprobe unterworfen, wobei eben das Verhältnis zum Nationalsozialismus und seinem Regierungssystem, das Kriterium für die Scheidung der Geister bildet. Es ist selbstverständlich, daß die reichsdeutschen Verhältnisse einen Austrag dieser Dinge nicht in demselben Maße und in derselben Weise gestatten, wie die im österreichischen Nachbarland, wo es trotz der Polster und Puffer des»autoritären Ständestaates« zu einem Teil immer noch möglich ist. Deutsche Katholiken, die gegen die politische Haltung ihrer Bischöfe im Inland selbst obstruieren wollten, sind leider nur imaginäre Größen. Nur die katholische Emigrationspublizistik darf frei ihre Meinung äußern; und diese ist ganz und gar auf sich selbst und ihre schwache Kraft angewiesen und findet für ihre»inneren« Sorgen begreiflicherweise auch noch nicht einmal da Unterkunft, wo man für Gemeinsam-Katholisches sonst zur Hilfeleistung in Christo bereit ist. Immerhin hatte der Pariser»Kulturkampf«— die von der reichsdeutschen katholischen Emigration geschaffene publizistische Abwehr- und Angriffswaffe, die als Zeitungskorrespondenz sich einiges Ansehen in letzter Zeit in der ganzen polltischen Welt zu erobern wußte— schon gleich nach Fulda festgestellt, daß »Uber die Opportunität einer Haitun g«, die dem Nationalsozialismus nach allen Jahren der Enttäuschung doch wieder die Friedenshand hinstrecke,»begreiflicherweise auch im katholischen Lager verschiedene Meinungen« beständen. Das ist eine sehr zurückhaltende, aber doch immerhin aufschlußreiche Feststellung! Die katholischen Emigranten, die sicherlich wissen, daß Ihr Anhang unter der katholischen Bevölkerung im Reich mindestens nicht kleiner ist, wie der
der Bischöfe und der opportunistischen Hierarchie, versuchen im übrigen den Nachweis, daß der Schritt der Bischöfe vorzüglich taktisch(im Hinblick auf die aller sorgfältigste und endgültige Feststellung der»Schuldfrage« im Kulturkampf) gemeint sei und halten nichts Entscheidendes von einem Zustand, den sie nur als einen von beiden Seiten auf Frist und Abbruch gestellten»Waffenstillstand« bezeichnen. Wie weit diese Ansicht berechtigt ist, wie weit sie insbesondere gewisse Unumstößlichkeiten der vatikanischen Weltpolitik geflissentlich übersieht oder nicht, soll hier nicht noch einmal untersucht werden. Unsere Meinung ist das nicht! Bei aller begreiflichen Zurückhaltung und Verschlossenheit aber, die in ihren inner- häuslichen Angelegenheiten schon aus Tradition und klassischer Uebung die katholische Welt hält, läßt doch das eine oder das andere streiflichtmäßig erkennen, welche geradezu leidenschaftlichen Antagonismen innerhalb des Katholischen unter der Decke gerade durch die jüngste Wendung wieder ins Wachsein gerissen wur- c! e n. Wenn der schon in diesem Zusammenhang zitierte Pariser»Kulturkampf«(wie welter unten abgedruckt) auf ganz unzweideutige Weise gegen einen deutschen Bischof, den distinguiertesten der sogenannten»Brük- kenbauer«, polemisiert, dann ist das ein Vorgang, der beinahe in der kirchlich-katholischen Tradition unerhört ist, der zugleich aber auch den Grad der inneren Spannung kennzeichnet, die der Schritt der Bischöfe bei den Gläubigen, auch bei den berufenen Gläubigen, ausgelöst hat. In diesem Sinne bringt also die letzte Nummer jenes»Kulturkampf«(Nr. 31 vom 9. Sept. ds.) folgende Apostrophierung des Osnabrücker Bischofs Bernlng, durch seine Staatsvisite im Konzentrationslager Papenburg bereits unrühmlichst auch dem nicht-deutsch -katholischen Kreis jüngst bekannt geworden: »Nach Zeitungsberichten soll Bischof Berning von Osnabrück auf einer Tagung in Frankfurt a. M. erklärt haben, der Nationalsozialismus habe das große Verdienst, Deutschland vom Kommunismus gerettet zu haben. Wir können unmöglich annehmen, daß der beschöfliche Redner sich in dieser präzisen Form geäußert hat. Deutschland ist einmal vom Bolschewismus gerettet worden. Das war unmittelbar nach dem Kriege. Es wird niemand bestreiten können, daß es im wesentlichen die Z e n t r um s p a r t e i und die sozialdemokratischen Arbeiter gewesen sind, die damals verhindert haben, daß Deutsch land eine Räterepublik wurde. Der deutsche Episkopat, und Bischof Berning mit ihm, hat das mehr als einmal anerkannt, daß die Zentrumspartei der feste Schutzwall der kirchlichen Freiheiten geworden ist, die erst angetastet werden konnten, als unter tätiger Anteilnahme der
am Sturz Brünings beteiligten Katholiken die Kirche dieses Schutzes beraubt und den Uebergriffen der nationalsozialistischen Diktatur ausgesetzt wurde. Seit 1918- 1919 hat es nie wieder eine bolschewistische Gefahr in Deutschland gegeben. Die kommunistische Partei hatte selbst am Höhepunkt der Krise und der Deflationspolitik, als sie sechs Millionen Stimmen— nicht überzeugter Kommunisten, sondern in die Verzweiflung getriebener Arbeitslosen— erzielte, die erdrückende Mehrheit des deutschen Volkes und eine vollkommen intakte Staatsgewalt, die über Seeckts Eliteheer und die beste Polizei der Welt verfügte, gegen sich. An dieser historischen Wahrheit würde selbst ein unrichtiges politisches Urteil eines Bischofs nichts ändern können. Wenn Deutschland jemals bolschewistisch werden sollte, so nur, weil es lange genug nationalsozialistisch gewesen ist, um die Kräfte zu zerstören, die vor Hitler die Bolschewisierung verhindert haben.« In einer Zeit, in der der»Antibolschewis- mus« die große Mode gerade auch solcher Gestalten dunkelster Art ist, die, in Hitlers un
mittelbarer Umgebung und förmlich seine Leibwache ausfüllend, sicherlich zum weitaus größten Teü einmal mit dem wirklichen Bolschewismus in Deutschland kritischsten Tagen kokettiert und geflirtet haben und gerade darum nie etwas für die sozialdemokratischen»Bonzen« übrig hatten, weil diese den Sozialismus nicht aus der bloßen Handgreiflichkeit heraus begreifen und verwirklichen wollten, ist die Feststellung von katholischer Seite freiüch noch mehr, als nur die Salve des einen katholischen Flügels gegen den anderen: Sie ist die gebührende, kalte und klare Zurückweisung der a n t i b o 1 s c h e w i s t i s c h e n Zwecklüge der Hitler - und Mussolini- Epoche überhaupt. Und was sie für Deutschland , historisch unanfecht- und unantastbar, besagt, besagt sie— rautatis mu- tandis— in genau derselben apodiktischen Form etwa für Spanien oder irgend ein anderes europäisches Land, in dem sich das gewaltige Gros der Werktätigen zwar zum Sozialismus, aber nicht zum Bolschewismus national-russischer Provenienz bekennt. Es ist diese Feststellung der einfachen Wahrheit um so wertvoller, als sie aus einer Feder stammt, der es nicht um die Zukunft des Sozialismus, sondern um die des Christentums zu tun ist! E-
»Das Hlmmelreidi«« Adolf Hitler behauptet— eine deutsche Frau antwortet. I. »Und wenn das Ausland sagt:»Ja, die Männer! Aber die Frauen, die können bei Euch nicht optimistisch sein, die sind gedrückt und geknebelt und versklavt. Ihr wollt ihnen ja keine Freiheit, keine Gleichberechtigung geben«,— so antworten wir: Was die einen als Joch ansehen, empfinden eben andere als Segen, was dem einen als Himmelreich voil- kommt, das ist für den anderen die Hölle und umgekehrt... Wenn heute eine weibliche J u r i s t i n noch soviel leistet und nebenan eine Mutter wohnt mit fünf, sechs, sieben Kindern, die alle gesund und gut erzogen sind, dann möchte ich sagen: Vom Standpunkt des ewigen Wertes unseres Volkes hat die Frau, die Kinder bekommen und erzogen hat und die unserem Volke damit das Leben in die Zukunft wiedergeschenkt hat, mehr geleistet, mehr getan!« Hitler in seiner Nürnberger Rede an die Frauen. H. »Was tun die, denen ihr Leben einen anderen Weg vorschreibt? Es ist so billig, einem Menschen zu sagen, hier hast du nichts zu suchen und dort nicht; denn damit ist nicht einmal die wirtschaftliche Frage aus der Welt geschafft, wenn auch wirklich alle nichtheiraten-
den Abiturientinnen Säuglingsschwester, Kindergärtnerin, Köchin, Näherin usw. würden in einer Zeit, in der Mütter und Hausfrauen sich so weit wie möglich ohne diese beruflich ausgebildeten Kräfte behelfen müssen. Es wäre aufschlußreich zu erfahren, wieviele Männer tatsächlich hinreichend unterrichtet sind über die Höhe und Bedeutung derLelstungen unserer Frauen in den akademischen Berufen... Vielleicht werden sich einmal viele der Herren, die auf der Oberstufe unserer höheren Lehranstalten für Mädchen unterrichten, nach andern Berufen umsehen müssen, wenn diese Schulen immer leerer werden. Dann welche Eltern haben den Idealismus, neun Jahre Zeit und Geld zu opfern für ihre Töchter, wenn sie damit doch nicht erreichen, daß diese einen selbständigen, verantwortungsvollen Dienst am Volke ausüben dürfen? Die Rassenforschung hat uns ein Bild der.. echten nordischen Frau gegeben. Diese sieht anders aus als das Weibchen, das bei allem Tun denkt: wie mache ich Eindruck auf den Mann? Und der echte nordische Mann hätte solches Mädchen mit sicherem Instinkt als verlogen, als nicht zu ihm gehörig abgelehnt... Wenn aber immer wieder der Heilige eine Gans heiratet, um mit Nietz sche zu reden, dann... werden im Laufe der Jahrhunderte allmählich Führervölker zu Herdenvölkern. (»Die deutsche Kämpferin«, Berlin , September 1936.)
hält man Monologe. Hier im Auto müssen Sie drauf horchen! Zum Ersticken, sa? ich Ihnen! Gestern habe ich wieder hundert Mark Schmiergelder zahlen müssen! Fragen Sie nicht warum. Wo haben die Kerle ihre Häuser her?! Früher ging der Dreck bis zu den Knöcheln, heute steht er bis zum Halse! Und die Bürokratie! Das macht uns kein Land nach! Und wieder folgte eine Schimpfkanonade gegen die obersten Führer, daß meine Freundin verängstigt die Scheibe hochzog.—»Wissen Sie, meine Damen, wenn ddr Motor rattert, muß man sowas brüllen! Und das wollte ich schon lange mal!!« Befreit wischte er mit dem Taschentuch Über die Stirn. Der Ausbruch hatte ihn schwitzen gemacht und ihm sichtlich wohlgetan. • Dann passierte das mit dem Verfolger. Wir gingen über den Potsdamer Platz und meine Freundin vergaß sich. Ein Mann mit der Sammelbüchse war schuld oder Irgendeine Schnorrerei— genau weiß ich das nicht mehr. Meine Freundin schalt über die ewige Schnorrerei: da seien Ja die Beruf sbetUer von früher erträglicher gewesen, die konnte man abweisen, wenn man wollte, aber diese staatlich organisierte Bettelei sei gemeingefähr- lich •••.i« Plötzlich drehten wir uns beide um, spürten wir einen Blick. Hinter uns ging ein Mann kein Zweifel. Viele Männer Uefen straßauf straßab— aber dieser eine erschien andern. Immer vier Meter hinter uns, immer mit dem Blick auf uns..• Ich fühlte, wie meine Freundin nervös wurde. Wir bogen in eine Seitenstraße, noch eine, noch eine
der Mann blieb hinter uns: an die dreißig, schnurrbärtig, ordentlich angezogen. Eine Straßenstockung entstand, wir kamen etwas ins Gewühl, sahen den Verfolger nicht mehr, ließen uns über den Fahrdamm treiben und fielen ins nächste Oafö ein.»Gott sei Dank«, hauchte meine Freundin,»es war sicher ein Spitzel.« Drei Minuten später— der Kellner hatte uns gerade den Tee gebracht— saß der Verfolger am Nachbartisch, äugte unauffällig und nicht unfreundlich über die Zeitung zu uns herüber. Meine Freundin wurde blaß. »Du bist Ausländerin, du kannst gut lächeln,« sagte sie. Aber ich lächelte ja auch nur aus Nervosität, denn mir war sehr unbehaglich zumute. Wir zahlten, gingen und nahmen draußen ein vorüberfahrendes Auto... Hinterher erst überlegten wir uns: Der Verfolger war vielleicht nur ein kleiner Don Juan, der unsere Bekanntschaft machen wollte. Wir schlenderten ziellos, als suchten wir Abenteuer, er hörte ein leises Meckern, das ihm wohltat und ein wenig zu unserm Vertrauten machte, er wollte»Ich unserm Bummel flirtend anschließen... Denn sonst hätte er ja einfach unsere Namen feststellen können— wir gingen mit ihm an zwei Polizisten vorbei. So verrückt können sich im fielch des Flüstems harmloser Flirt und Spitzelfurcht miteinander kreuzen. Noch heute, wenn sich bei mir daheim eine Gardine bewegt, kann mich jene Blässe ankommen, die sich damals auf unsere Tisch - runde legte, und ich frage mich, wie krank ein Volk sein muß, dessen Menschen vor einer wackelnden Gardine erzittern. B. R.
Befehl! Der Präsident der Dichterakademie. Betr. Gotendrama Totila S. D. 2365. Nachdem der Verfasser des Gotendramas Totila, der ehem. Gauleiter Kube, unter deutschabträglichen Begleiterscheinungen von der Bühne abgetreten Ist, erscheint eine Neuausrichtung des literarischen Urteüs, angegehend das Drama Totila , am Platze. Ich ordne daher an: Mit dem Heutigen hört das Gotendrama»Totila« auf, zu den Meisterwerken deutschen Dichtkunst zu zahlen. Es ist vielmehr als Beispiel verderblichen asiatischen Kunsteinflusses allenthalben zu brandmarken. Der Jude hat sich hier eines volksverwurzolten Stoffes in scheeler Gewinnsucht bemächtigt, um über sein Werkzeug, den jüdisch-korrumpierten Verfasser Kube, dem deutschen Volke die Heldengestalten seiner Geschichte in schmachvoller Verzerrung zu verleiden. Der nordischbedingte Mensch lehnt daher dies Machwerk asiatischer Geraeinheit instinktsicher ab. Deutsche Schaubühnen, die in den ersten Jahren der nationalen Erhebung den Totila aufführten und gemäß meiner derzeitlichen Anweisung das Drama als eine höchste Offenbarung nordischen Kunstgefühls in ihren Programmheften bezeichneten, haben diese Hefte, soweit vorhanden, einzuziehen und zu vernichten. Aus allen Literaturgeschichten sind Autor und Werk auszumerzen, namentlich aus solchen, die es anweisungsgemäß unter den unsterblichen Meisterwerken deutschen Geistes aufzählten. Jede weitere Aufführung des Schand
stückes hat zu unterbleiben. Bereits zwangskommandierte Zuhörer sind rechtzeitig darüber aufzuklären, daß ihre Erscbeinungs- pflicht zwar fortbesteht, daß aber das Entgegengenommene nicht der Toüla, sondern etwas Höherwertiges(Operette, Posse usw.) sein wird. Die Aufklärung hat so deutlich zu erfolgen, daß jeder Irrtum der zur Aufführung Zwangskommandierten über den Gegenstand der Darbietung vor, nach und während der Vorstellung ausgeschlossen ist. Heil Hitler! Präsident der Dichterakademie gez. Hanns Jobst.
„Wir blamieren uns" »Zugegeben: Max Reinhardt hat experimentiert, hat sich vorbeibenommen, ist Jude, heißt eigentlich Goldmann. Und so weiter. Aber er hat auch Aufführungen herausgebracht, die— das erkennt jeder unbefangene Fachmann an — mustergültig waren und vielen als Vorbild gedient haben. Das sollten wir ruhig zugeben. Wir vergeben uns dadurch gar nichts, aber wir blamieren uns, wenn wir die unbestreitbareren Regietaten Max Reinhardts nicht anerkennen, im Auslande.«(Fridericus)