die Juden in Dachau   als Rassegenossen hierfür verantwortlich gemacht werden. Kurt Eisner.  <<

Kurt Eisner   ist der 33jährige Sohn des bayrischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner  , der am 21. Februar 1919 von dem nationalistischen Studenten Graf Arco   er­mordet wurde.

Kurt Eisner   wurde im März 1933 ver­

sozialdemokratischen

Viscount Samuel,

Eine Perspektive

Das glückliche Togo   und das unglückliche Deutschland  

-

auch

In Togo   bestimmen über die Kinder immer noch die Eltern und nicht der Hitler­ jugend  - Gebietsführer.

ehemaliger englischer geben, zu der die Eingeborenen frei ihre Ver-| In Togo   ist niemand verpflichtet, das Innenminister, steht mit seinen Ansichten in treter erwählen dürfen. Horst- Wessel- Lied zu singen. Er kann seinen der Mitte zwischen jenen Strömungen in der In Togo   müssen unabhängige Richter rechten Oberarm auch bei feierlichen Gele­die einerseits Hitler  - in allen Teilen des Landes fungieren. genheiten in einer Lage belassen, die er ihm haftet. Der Grund der Verhaftung war, englischen Politik, In Togo   darf es keine Konzentrations- zu geben wünscht. daß er die völlig verwüstete Wohnung des deutschland   die gepanzerte Faust und ande­rerseits demselben Deutschland   den Gaben- lager geben. Die Prügelstrafe gilt als abge­Reichstagsabgeord­In Togo   gibt es keine Blockwarte; nie­mand braucht seinen Hausschlüssel, wenn neten Kurt Löwenstein nach einem Sturm sack des Weihnachtsmannes zeigen möchten. schafft. In Togo   darf jeder Eingeborene das auch nur in Duplikatsform, dem zuständigen der SA   fotografiert hatte. Seitdem, also Der englische liberale Politiker plädiert zum seit bald fünf Jahren, befindet er sich un- Beispiel auch für ein positives Verhalten» Kommunistische Manifest<< lesen, ohne von Polizeirevier zur Aufbewahrung zu geben. unterbrochen in Gefangenschaft. Englands gegenüber den Hitlerschen Kolo- der Geheimpolizei behelligt werden zu dürfen. In Togo   ist der religiöse Kult, Der Aufsatz in Nr. 299 des>> Neuen nialansprüchen. Freilich, so sagt er in einem er vor dem Holz- oder Steinfetisch Vorwärts<<, auf den der Brief Bezug Artikel, den jetzt eine Reihe der sogenann- wenn nimmt, besteht lediglich aus einem Zitat ten> Weltblätter< veröffentlichen, die Deut- stattfindet, geschützt. Niemand braucht zu In Togo  ... In Togo  ... So könnten aus einem Buch des schwedischen schen seien> oft unsympathische und manch- glauben, daß Christus aus Togo   stammte. In Togo   ist die Zensur abgeschafft; das wir den kommenden Wunschzettel unserer Dichters Bertil Malmberg  , das mal sogar grausame Kolonialverwalter< ge­aus den braven künftigen Konpatrioten aus West­im Verlag Bonnier in Stock- wesen( was übrigens auf die englische   Kolo Halten und Lesen von Zeitungen holm erschienen ist. nialpolitik auch zutreffe) und deshalb, wenn Nachbarländern ist ausdrücklich gestattet. afrika   beliebig fortsetzen. Wichtig ist: der auch erfüllt und für In Togo   dürfen nur die Steuern und Wunschzettel wird Malmberg hat das Lager von Dachau   die Sache spruchreif werden würde den Togoanern mit behördlicher Erlaubnis besucht und> Sicherungen zum Schutze der Einge- Abgaben eingetrieben werden, die auf gesetz  - strickte Einhaltung bürgt schildert seine dortigen Erlebnisse. Unter borenen in den übereigneten Kolonien müß- licher Grundlage beruhen. dann Old- England( rule the waves!) mit sei­ten zweifelsohne erforderlich sein!< In Togo   darf man den Sender Straß- nem guten Namen. Wie das doch wohl gut anderem erzählt er, wie ein Gefangener, weil er ihm auf die Frage, warum er ge­Nehmen wir an, das heutige Deutschland   burg   oder Moskau   abhören, wenn man ihn im und edelmütig gedacht sein wird! Es gilt ja Togo  und nicht etwa Deutschland  erhält die westafrikanische Kolonie Togo   zu- Aether erwischt. fangen sei, eine der Wahrheit entspre­rück. Ein Kolonialstatut, nennen wir In Togo   wird niemand sterilisiert, der Unbill zu bewahren. Vielleicht in ferner Zu­chende Antwort gegeben hatte, zu zwan­kunft wird dann einmal die noch in Aussicht zig Tagen Dunkelarrest verurteilt wurde. es eine Verfassung, würde dann aufge- es nicht will. > Führer< vom unterschrieben und deutsche In Togo   ist die Wissenschaft frei; der stehende Reichsverfassung nach Diesen Abschnitt hatte der> Neue Vor- setzt, SO irgendwie mit dem Schutz der englischen Historiker braucht nicht nachzuweisen, daß ihrem intensiven Moratorium, verhängt wärts<< nachgedruckt. Soweit der Sachverhalt. Daß Kurt Eis- Schiffskanonen ausgestattet. Was würde dem Hitler der größte Deutsche seit Barbarossa, und exekutiert durch Hitler  , ner nur unter dem eisernen Zwang der Sinne nach in diesem Kolonialstatut zu lesen und die Chemie nicht zu entdecken, daß Kar- Togoer Kolonialstatut um- und nachgebildet. toffelmehl für die Ernährung weit zuträg- Es gibt eben noch große europäische   Hoff­Lagerleitung geschrieben hat, liegt auf der sein? nungen! Hand. Selbstverständlich fehlte ihm jede In Togo   muß es eine Volksvertretung licher ist, als Schinkensemmeln. Gelegenheit, den Inhalt von Zeitungen kennen zu lernen, die nicht nur in Dachau  , sondern in ganz Deutschland   unter An­drohung der furchtbarsten Strafen boten sind.

ver­

Göring und

Der wirkliche Verfasser des Briefes ist

ver­

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1

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vor

gemäß dem

nung, daß eine weitere Verstärkung der Aufrechte Jugend

Staatskontrolle nicht erfolgen würde.

E.

die Industrie In der>> Preußischen Zeitung*( Nr. 336) Einige Tage später setzte» Daily offensichtlich ein Mann, dem die Gabe logi- Neue Spannungen um den Vierjahresplan richtete, daß Göring   am 1. Dezember die Herald« seine Mitteilungen fort. Er be- wird folgende rührende Geschichte erzählt: >> Wieder klapperten gestern die Büchsen schen Denkens völlig versagt ist. Denn für auf den Straßen. die Bekundungen des schwedischen Dich- Nach Mitteilungen des» Daily Herald« Industrieführer zu sich habe kommen las­ters Malmberg können vernünftigerweise aus Berlin   haben die Führer der drei gro- sen. An dieser Konferenz hätte außerdem Stahl und Eisen, Kohle Blomberg  , Frick, Himmler  , Funk, Vize­weder die» Emigranten- Juden« noch gar Ben Industrien und Chemikalien die unglücklichen Juden in Dachau  an Hitler   ein gemein- präsident Dreyse   von der Reichsbank und antwortlich gemacht werden. sames Schreiben gerichtet, in dem sie ihm sieben Vertreter der westlichen Industrie Es bleibt der Tatbestand, daß die ihre Sorgen wegen der Ernennung eines teilgenommen. Göring   habe dort mit größ­Lagerleitung in Dachau   über ein Buch des so unerprobten Mannes wie Walter ter Brutalität erklärt, wenn die Industrie schwedischen Dichters Malmberg in sinn- Funk zum Reichswirtschaftsminister mit- Schwierigkeiten mache, werde eine Ver­der gesamten Stahl­lose Wut geraten ist und daß sie diese teilten. Die Erregung der Industriellen soll staatlichung Wut an den völlig unschuldigen gefange- darauf zurückzuführen sein, daß Funk und Eisenindustrie die Folge sein. schon seit längster Zeit in schärfstem Ge­nen Juden ausläẞt. Wofür die Juden in Dachau  » bestraft« gensatz zu Schacht gestanden hat. Schacht werden.

Der Aufsatz in Nr. 229 des Neuen Vor­wärts, auf dem sich das beiliegend wieder­gegebene Schreiben aus Dachau   bezieht, hatte folgenden Wortlaut:

Erlebnis in Dachau  .

Der Hofkalender

Das Propagandaministerium gibt jetzt

» Der Führer wohnte am Freitagabend in Begleitung von Reichsminister Dr. Göb­ bels   der Aufführung von Puccinis>> Ma­ dame Butterfly  < in der Volksoper im Theater des Westens bei.

selbst sei über seine Ernennung empört, sein Rücktritt auch vom Präsidium der regelmäßig Hofnachrichten aus: Reichsbank könne darum nur eine Frage von wenigen Wochen sein. Die Industriel­len befürchten, daß unter dem Regime Göring  - Funk die staatliche Zentralisierung des Wirtschaftslebens noch weitere Fort­Im Bonnier- Verlag in Stockholm   ist ein Buch des schwedischen Dichters Malm- schritte machen werde, was eine zuneh­berg erschienen, in dem dieser die Ein- mende Verschlechterung der Rohstofflage drücke schildert, die er auf einer Reise und der finanziellen Situation unvermeid­durch das braune Deutschland   empfing. lich machen würde. Das Schreiben schließt Gottesgnadenherren nur Malmberg hat auch das Konzentrations- mit dem Ausdruck der dringenden Hoff- winzigen Stammbäumchen getrennt. lager Dachau   besucht. Er hat dort natür­

lich nur diejenigen Seiten des Lagerlebens

Ich fragte einen Gefangenen, weswegen

er im Lager sei.

foin

Littens Mutter schreibt. Inzwischen sind folgende weitere Schrei­ben bei uns eingegangen:

> Ich habe die SS beschimpft<, gab er Irmgard Litten  , Berlin- Schöneberg  , zur Antwort. Heylstraße 3.

> Warum?<

>> Die SS hat meinen besten Freund er­schossen.<

>> Sind Sie Kommunist?<

>> Nein.<

4. Dezember 1937. An die Redaktion des» Neuen Vorwärts<<, Karlsbad.  

sind

Der halbwüchsige Sohn meines Nach­barn, Lehrling in einem großen Betrieb, ein richtiger Lausbub, hatte sich schon lange auf diesen Tag gefreut. Wohl fiel es ihm nicht ganz leicht, eine blanke Mark zu opfern, für die man ja ach soviel kau­fen konnte, aber letzten Endes konnte man sich doch nicht lumpen lassen. Mit un­nachahmlicher Grazie ging er an seinem Chef vorbei, der an einer belebten Straßenecke sammelte, paßte auf, wenn gerade recht viel Leute vorbeigingen und steckte ihm den Groschen mit der größtmöglichen Würde in die Büchse. Der Chef stutzte, dann lachte er seinen Stift freudig an:>> Bravo, mein Junge, und schönen Dank!< Der Junge ver­lor zwar etwas von seiner Würde, aber er errötete vor Freude, als ihm der Chef die Hand drückte.< Der Junge schafft's! Solche» Lausbuben<

Der Führer besuchte am Dienstag die braucht man in Deutschland  . Eine Mark in des Chefs, ergebenster Ausstattungsoperette> Maske in Blau  < die Sammelbüchse im Metropol- Theater Berlin.  < Diener,» bravo, mein Junge. Es kommt

Die Männer aus dem Volke« sind von den nicht auf die Leistung, sondern auf die Spen­noch durch ihre denleistung an, und wer ein Hakenkreuzfüh­rer werden will, krümme sich beizeiten.

*

B. Roselaar Rijnstraat 140 Redaktion der» Neue Vorwärts<,

Karlsbad  , Haus>> Graphia<<. Meine Herren!

Loa en

zu sehen bekommen, die der Herr Kom- Gefangene nun etwa irgendwelche Un- es ihm sehr gut gehe. Außerdem bitte ich knüpft an den Brief des Gefangenen Bern­mandant seinem Gast zu zeigen geruhte. annehmlichkeiten zu erwarten habe. Sie, die oben angeführten Prager   Emigran- stein u. a. die Bemerkung: > Wenn die heutigen Beherrscher Deutsch­Aber schon deren Schilderung ergibt ein> Das glaube ich. Er hat gelogen. Er ten- Kreise, zu denen ich keinerlei Beziehun­von gen habe, in dem grauses Bild und läßt deutlich genug die hat einen falschen Namen angegeben.< meinem Sohne ge- lands nur noch das geringste Empfinden für Recht und Unrecht hätten, dann könnte ein Schrecken ahnen, die sich hinter der dem> Aber kann denn das nicht auf einem wünschten Sinne zu beeinflussen. Irmgard Litten  , geb. Wüst. derartiger Brief nicht die Zensur passieren.< Besucher zugekehrten Fassade der Da- unglückseligen Zufall beruhen? Ein hef­Die heutigen Beherrscher Deutschlands  chauer Hölle verbergen und die aus den tiger Atemstoß vor einem Vokal ist nichts Amsterdam  , 3. Dezember 1937 haben nicht nur kein Empfinden mehr für Berichten ehemaliger Häftlinge hinreichend Ungewöhnliches, wenn man aufgeregt ist. Recht und Unrecht, sondern auch keine bekannt sind... > Zwanzig Tage Dunkelzelle!< entschied Voraussicht für die Wirkung ihrer Aktio­Am Schlusse seiner Dachau  - Schilde- der Kommandant. nen. Ihr ebenso unsinniger wie schamloser rung erzählt Malmberg die folgende Versuch für die Schändlichkeiten, die sie Episode: Ich protestiere, auch im Namen meines begehen, uns die Verantwortung aufzu­Antwort. Wer Schwagers, der als Jude im Konzentrations- bürden, verdient keine lager Dachau   in Schutzhaft ist, wegen Ihre glaubt, daß die Juden in Dachau   weniger Artikel in Nr. 229 vom 31. Oktober 1937. geschunden würden, wenn die Presse, die Sie wissen sehr wohl, daß Sie mit diese noch reden darf, über das ihnen angetane Greuellügen die Juden in Deutschland   und Unrecht schwiege? Nein, nur der unabläs­Auf Grund Ihrer Ausführungen vom 31. besonders die Juden in die Konzentrations- sig wiederholte Protest der Welt kann jenen Unglücklichen Rettung bringen. Wir Oktober 1937( Nr. 229)( des oben erwähnten lager sehr schädigen. Auszuges aus dem Buche Malmbergs) Ich bitte Sie also dringend das Publizieren werden nicht aufhören, ihn zu erheben, die jüdischen Schutzhäftlinge im Konzentra- derartige Lügen im Zukunft zu unterlassen, und wir erwarten, daß sich alle anständi­tionslager Dachau   in den Verdacht gekom- welche keinen Menschen nutzen und nur die gen Menschen ihn anschließen werden. >> Warum erschoß man ihn?< men, Lügennachrichten aus dem Lager ge- Sensationslust Ihrer Leser befriedigen sollen. >> Das weiß ich nicht. Er war vollkom- schmuggelt zu haben. Daraufhin sind bis zur Ferner liegt uns Nr. 280 der in Mül­Feststellung der Täter die Juden im Da- hausen erscheinenden deutschen   Tages­men unschuldig.< Die greise Mutter des gefangenen Kurt chauer Konzentrationslager in Isolationshaft zeitung» Der Republikaner  « vor mit Eisner, eine deutschblütige» Arierin«, lebt Georg seit der Machtergreifung Hitlers   und seit genommen worden. Sie teilen ihren Angehö- einem Schreiben des Gefangenen rigen am 27. November 1937 mit, daß sie für Bernstein   in Dachau   an den städtischen der Gefangennahme ihres Sohnes im Aus­die Dauer der Isolation streng abgeschlossen Adjunkten Wagner. Der Brief hat genau land. Von dort aus hat sie zahlreiche Ver­Wortlaut wie der oben- suche unternommen, etwas über das Der Kommandant rief einen SS- Mann: sind, alle Bequemlichkeiten verlieren und denselben >> Holen Sie seine Papiere«, befahl er. Post weder senden noch empfangen dürfen. abgedruckte Kurt Eisners   an den» Neuen Schicksal ihres Sohnes zu erfahren, doch alle blieben ergebnislos. Die amtlichen Wir setzten unsern Weg durch das Sie schreiben an ihre Angehörigen:» Es liegt Vorwärts«. Lager fort. Nach einer Weile kam der SS  - an Euch, die Emigranten- Juden in Prag   zu Es ergibt sich, daß es sich um eine Stellen antworteten entweder überhaupt Mann angelaufen:» Ich kann keinen Hoff beeinflussen, solche blödsinnige Lügen über systematische Aktion der Lagerleitung von nicht oder sie gaben falsche irreführende in den Listen entdecken. Aber ich habe die Konzentrationslager künftig zu unterlas- Dachau handelt, zu der die wehrlosen Ge- Auskünfte. Erst durch den Brief einen Gefangenen gefunden, der Off heißt. sen, da die Juden in Dachau   als Rassegenos- fangenen und ihre Angehörigen ihre Angehörigen miẞ- an den» Neuen Vorwärts« er­Das wird er wohl sein.<< sen hierfür verantwortlich gemacht werden.<< braucht werden. Diese Aktion ist so plump fuhr Frau Eisner, daß sich ihr Ich erkläre hiermit, daß ich meinen Sohn aufgezogen, daß sich die Lagerleitung in Sohn in Dachau   befindet. Dieser am 25. November 1937 in Dachau   besuchen ihrer Bestialität und Dummheit vor aller Brief ist das erste Lebenszeichen seit bald fünf Jahren, das eine Mutter Der Kommandant reichte mir die Do- durfte und ihn in gutem Zustande angetrof- Welt selber demaskiert. Der>> Republikaner  « von Mülhausen   von ihrem Sohne erhielt. kumente und ich erkundigte mich, ob derfen habe. Mein Sohn hat mir versichert, daß

>> War Ihr Freund Kommunist?<

» Er war unpolitisch.<<

Der Kommandant drehte sich auf dem Absatz herum. Wie heißen Sie?« fragte er den Gefangenen.

>> Hoff.<

>> Geben Sie her! Aha! Ich hab' mir's ja gedacht: Fanatischer Bolschewik!<

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