In der Mitiwoch-BormittagZfikuugder Taktik-Kommisfion wurde der Beschluß gefaßt, nur noch diejenigenVertreter von Nationen oder Gruppen zu Worte kommen zu lassen, diebis jetzt noch nicht gesprochen, mit Ausnahme von Jaurös, der dasSchlußwort haben soll.Fnrnemont-Belgien tritt gegen die Dresdener Resolution auf,weil es nicht angeht, die in jedem Lande je nach der historischenoder ökonomischen Entwicklung verschieden gestaltige Taktik auf eineminternationalen Kongresse schablouenmätzig für alle Länder gleich-mäßig vorzuschreiben.Renaudel spricht sich im Namen der Minderheit der janresistischenFraktion für den Antrag Vcmderveldc-Adler aus; die DresdenerResolution sei unannehmbar; sie enthalte eine Verurteilung derHandlungen einer Partei, über welche in dieser Partei selber eineMinderheit eine von der Majorität abweichende Meinung habe. Einesolche Verurteilung von außen sei aber für die Gesamtpartei vongrößtem Schaden; er stehe principiell auf dem Boden Vandervelde-Adlers.Brlfort-Bax sSocialdemokratische Fcderation von England) pole-misiert gegen Macdonald von der Unabhängigen Arbeiterpartei, diekeine socialistische Organisation sei und deren Kandidaten entwedernicht Socialisten seien oder nicht als Socialisten aufgestellt werden.Macdonald vertrete nur eine Minderheit der englischen Delegation,er die Mehrheit, die auf dem Boden der Dresdener Resolution stehe,nur die Stelle von der„civilisatorischen* Aufgabe müsseabgeändert und der socialistische Gedanke hervorgehoben werden.Heute verstehe man unter civilisatorischer Aufgabe immer nur denkapitalistisch-civilisatorischen Begriff. Jaurös' großer Einfluß inFrankreich erkläre sich aus seiner großen Persönlichkeit. Was aber,wenn Jaurös einmal weg sei? Miß man da nicht konsequenter-weise Millerand wiederum holen?Um Uhr wird die Sitzung auf 2 Uhr vertagt.NachmittagS-Sitzung.Nemec- Prag: Je länger die Diskussion dauert, umso klarer er-scheint die Notwendigkeit, daß hier eine klare Richtschnur gegebenwird, wenn nicht das Proletariat desillusionierr und degoutiertwerden soll; schon heute sehen wir als s�olge dieser grundsatzlosenTaktik das Anwachsen des Anarchismus in Berlin, in der Schweizund der österreichischen Bcrgarbeiterbewegung. Ich halte die hiercitierte.anonyme" Politik von Jaurös für nicht so gefährlich wiedie Millerandistische; der Kampf gegen den Klerikalismus ist denMassen verständlicher. Jaurös opfert dem Augenblickserfolg zu viel;es ist ausgeschlossen, daß die Arbeiterklasse' vom Bürgertum Kon-zessionen erhält, die seine Klassenlage ändern. Der Revisionismusist keine bloße litterarische Frage, wie Troelstra sagt, sondern einebestimmte Richtung, die sich nur noch nicht hat durchsetzen können.Er sei für die Dresdener Resolution.Rnpin(Lausanne): Moor hat nicht die Auffassung der schweizerDelegation wiedergegeben: im Gegenteil, er widersprach demGeiste der schweizer Resolution, auch seiner Schilderung der schweizerVerhältnisse widersprechen die ältesten schweizer Genossen, wieGreulich, Lange, Seidel. Dre internationale Festlegung einer be-stimmten Taktik könnte erst dann erfolgen, wenn sie sich bereits alsallgemein anerkannt durchgesetzt hat. Auch über den Parlamentaris-mus müßte erst die Meinung sich klären und die Erfahrung sprechen.Was sehen wir aber? Der Wunsch auf internationale Festlegungkommt aus einem Lande, wo die Partei selber noch nicht einmaldarüber einig. Sollen wir da nicht lieber warten, bis die Parteides eignen Landes darüber einig? Die Dresdener Resolution ver-bietet Teilnahme an der Regierung rundweg. Welche Regierung?Ecntral-Regierung? Wie denn in Föderativ-Staaten wie derSchweiz? Und wie ist es mit der Gemeinde? Bei uns haben Ge-memden und Kantone oft die gleiche Legislative undadministrativen Rechte. Staat und Stadt Genf habengleiches Budget und gleiche Befugnisse— wohin kommen wir alfoj?Wir dürfen daher auch keine Verweise geben. Mit dem Verweis be-ginnt man, mit der Verbannung endet man. Die für die Taktikin Frage kommenden Verhältnisse jedes einzelnen Landes find schonschwer zu beurteilen, wie sollen wir erst die in andren Ländern ent-gültig bestimmen? Nicht um Jaurös zu beschützen, stimmen wirgegen die Dresdener Resolution, wir würden uns auch hüten, solchalten Kämpfern wie Vaillant, Guesde zu sagen: Ihr kennt die Ver-hältuisse Eures Landes nicht, wir, die kleine Schweiz, wollen Euchin auf den rechten Weg weisen.Katayama hält sich nicht für kompetent zur Entscheidung dieserFrage. Für Japan habe er immer die Taktik gelehrt: nur miteignen Kräften zu kämpfen. Auch in Japan seien Professoren undbürgerliche Socialreformer aufgetreten für Arbeitcrschutzgesetze, abernicht als Socialisten und nicht im Jnteresie der Arbeiter, sonderndem der bürgerlichen Gesellschaft.Kmidsen- Dänemark: lieber unser Endziel sind wir alle einig;das Wort„Revisionismus' halte ich nur für ein hohles Schlag-wort, hinter dem nichts steht: niemand denkt an Aufgeben derrevolutionären Endziele oder Selbstbegnügsamkeit mit ein paarReformen. Wir haben in Dänemark seit 36 Jahren von Fall zu Fallnnt bürgerlichen Parteien Bündnisse abgeschlossen, aber niemalsunsre socialistischen Forderungen ausgegeben. Als eine Volkspartei,die den Volkswillen zum Ausdruck bringen will, müssen wir auchfür eine Minderheits- Regierung eintreten. Denken wir uns einebürgerlich-radikale Partei, die vielleicht gerade mit Rückficht aufdie socialistischen Arbeiter revolutionär auftreten muß, dann müssenwir für sie eintreten und an einer solchen Regierung teilnehmen.Fehlt diese revolutionäre Voraussetzung, dann nicht. Wenn dieSchweizer mit ihren Regierungsräten Enttäuschungen erlebt haben,dann liegt die Schuld wohl an den schweizer Genossen. Man darfnicht an einer Regierung teilnehmen, um Macht zu gewinnen, sondernman nimmt teil, weil man stark genug dazu ist. Er beschwört dieFranzosen zur Einigkeit und erklärt sich für die Resolution Vander-velde-Adler.«.»Privatdepesche des„Vorwärts".A m st e r d a m, 18. August, 5,43 nachmittags.Die Taktik-Kommission nahm die Dresdener Resolution mit allenStimmen gegen Argentinien und Jaurös a». Belgien, Dänemark,Schweden und ein Schweizer enthielten sich der Stimmen. DieResolution Adler-Bandervelde war vorher mit 27 gegen IL Stimmenabgelehnt worden.Der Kongreß nahm heute die Resolution Van Kol zurKolonialpolitik an. Ueber den Generalstreik referierte Frau Roland-Holst. Fricdeberg begründete seine Berliner Resolution. Ihm entgegneteRobert Schmidt. Die holländische Resolution wurde nach längererDiskussion angenommen.Zum Generalstreik wurde die holländische Resolution mit 36gegen 4 Stimmen bei 3 Stimmenthaltungen angenommen. Siewendet sich scharf gegen die Chimäre deS anarchistischen Generalstreiks und empfiehlt, unter der Voraussetzung einer guten Organi-sation und Disciplin, den politischen Maficustrcik als möglicherweisein äußersten Fälle» anwendbares Kampfmittel. Grundsätzlich ab-weichend verhalten sich die Jaurösisten, Allemanisten und russischenRevolutionäre als weitergehende Anhänger des Generalstreiks.Morgen verhandelt der Kongreß die Taktikfragen. Toelstrapräsidiert, Vandervelde referiert. Dann folgen Jaurös und Bebelmit einer Redezeit von 30 Minuten. Alle andren Redner haben10 SHuuteu Redezeit. Abend 5 Uhr wird die Debatte geschlossen.Geriedts-Deining.„Den eenen sin Uhl is den annern sin Nachtigall", lautet einplattdeutsches Sprichwort, das durch folgenden Bericht aus demGerichtssaal illustriert wird: Ein intereßanter Konzessionsstrclt istBerantw. Redakteur: Paul Büttner, Berlin. Jnseratente-l mantw.dieser Tage durch Urteil der vierten Civilkammer des Landgerichts lzu einem vorläufigen Abschluß gelang. Vor etwa zwei Jahren er-stand der Professor Dr. Rudolf Sicmering das Grundstück Nutz-baum-Allee 31 zu Westend. Er hoffte dort eine Stätte zu finden.wo er nach seinem anstrengenden Schaffen Erholung und Ruhefinden könnte. Hieran sah er sich in der unliebsamsten Weise ge-täuscht. Von seinem Besitztum durch eine unbebaute Parzelle unddie Akazien-Allee getrennt liegt ein Grundstück, welches der Gast-Wirt Klanetzki gepachtet bat. Diesem ist für die im Garten be-findliche Sommerbühne eine Singspiel-Konzession erteilt worden.Die Konzession wurde nun in einer Weise ausgeübt, daß die be-nachbarten Grundstücke, insbesondere das Grundstück des ProfessorsSicmering, durch Zuführung von Geräusch auf das empfindlichstegeschädigt wurden. Allabendlich von 6'/, bis 11 Uhr wurden auder Bühne von weiblichen und männlichen„Künstlern" mit lauten.kreischenden Stimmen Couplets unter lärmender Musikbegleitungzum Vortrag gebracht und nach jedem Vortrage folgte dröhnenderApplaus durch weithin schallendes Händeklatschen. Natürlich warendie Nachbarn von diesen Genüssen weniger erbaut, sie thaten sichunter Führung des Professors Siemering zusammen, nahmen sichden Rechtsanwalt Boehlau als Vertreter an und ließen durch diesenim Wege der Klage den Antrag stellen, im Wege der einstweiligenVerfügung dem Gastwirt Klanetzki bei Vermeidung einer für jedenZuwiderhandlungsfall festzusetzenden Geldstrafe zu untersagen,fernerhin ruhestörendes Geräusch in die Grundstücke der Antrag-steller hinüberdringen zu lassen.Vor Gericht schilderte Rechtsanwalt Boehlau alle die Nachteile,welche die Antragsteller durch die Nachbarschaft der Sommerbühnezu erdulden hatten, in lebhaften Farben.Demgegenüber beantragte Rechtsanwalt Leopold Meyer, alsVertreter des Angeklagten Klanetzki, den Kläger kostenpflichtig ab-zuweisen. Nach§ 26 der Reichs-Gewerbe-Ordnung könne der Be-sitzer einer mit obrigkeitlicher Genehmigung errichteten gewerblichenAnstalt wegen schädlicher Einwirkungen nicht zur Einstellung desBetriebes, sondern nur zur Herstellung von Einrichtungen genötigtwerden, welche die benachteiligenden Wirkungen ausschließen. Imvorliegenden Falle könne von einer wesentlichen Beeinträchtigungder Benutzung des Grundstückes des Professors Siemering nicht dieRede sein. Dabei sei zu berücksichtigen, daß nur das Empfindeneines normalen Durchschnittsmenschen in Betracht gezogen werdenkönne, nicht aber eine besonders nervöse Empfindlichkeit oder eindurch persönliche Verhältnisse besonderer Art bedingtes Ruhe-bedürftnis. Nach den Verkehrsverhältnissen in dortiger Gegendließe sich auch nicht behaupten, daß überhaupt ein Anspruch aufNachtruhe vor 11 Uhr für irgend jemand bestehe. Die Vorträgeseien durchaus dccenr und von der Behörde genehmigt. Es gäbebekanntlich viele Personen, die gerade derartige Musik und Unter-Haltung als Erholung suchen und angenehm davon berührt würden.Diesen gegenüber kann das Empfinden vereinzelter Personen nichtin Betracht kommen. Der Kläger sei nicht berechtigt, dem Betriebdes Beklagten eine andre Schranke zu setzen, als die Polizeibehördeihm vorschreibt, und müsse sich der Kläger unbedingt die Ausübungdes dem Beklagten konzessionierten Betriebes gefallen lassen, soweitsolcher sich innerhalb der polizeilichen Vorschrift halte.Die Civilkammer schloß sich diesen Ausführungen an und ver-warf den Einspruch des Antragstellers.Versammlungen.Vierter Wahlkreis<Snd-Ost). Die Wahlvereins-Versammlungam Dienstag im Gleweschen Saale Ivar recht gut besucht. GenosseKohls sprach über das Thema:«Pflichten und Rechte". In derDiskussion bemerkte Genosse T h ä d e r unter anderm, wie notwendiges sei. unablässig auch für die Erhaltung der bestehenden Rechte zukämpfen, und daß es heute so gut wie ein Sieg sei, wenn es ge-lingt, ein bestehendes Recht durch harte Kämpfe zu erhalten. Ge-nosse Tolksdorf spricht in ähnlichem Sinne. Unter Ver-'chiedenem rügt Genosse Kunzendorf. daß nicht in allen Stadt-teilen Versammlungen wegen des Ausganges des KönigsbergerProzesses einberufen worden sind, sondern nur eine Versammlungim Feenpalast. Genosse Hackelbusch erwidert, daß nur einerder Teilnehmer an den Verhandlungen in Königsberg als Referentzur Verfügung gestanden habe und verweist auf den ausführlichenProzeßbericht im„Vorwärts" Genosse Kirschnick regt an, zuden im November stattfindenden Gewerbegerichtswahlen schon jetztStellung zu nehmen, insbesondere zu der Forderung der Lokal-organisationen auf Berücksichtigung bei Aufstellung der Kandidaten.Genosse Hackelbusch teilt daraufhin mit, daß Verhandlungendarüber noch schweben, woraus Schluß der Versammlung erfolgt.Sechster Wahltreis. In einer gutbesuchtcn Versammlung desSocialdemokratischen Wahlvereins, die am Dienstag im Swine-münder Gesellschaftshaus stattfand, hielt Genosse K a tz e n st e i neinen Vortrag über„Das schweizerische Partei-Programm". Der Redner, der einleitend darauf hinwies, daßdie demokratische Verfassung der Schweiz unfern schweizer Partei-genossen eine im eigentlichen Sinne des Wortes revolutionäreAuffassung unmöglich macht, weil, wq, wie dort im wesentlichen derWille des Volkes allein maßgebend ist, nur die Gewinnung derVolksmehrheit für unsre Ideen zum Ziele führen kann, beleuchtetein sehr anregender Weise die einzelnen Punkte des Programm-entwurfs. Er erklärte zum Schluß, daß, wenn er auch nicht jedemPunkt zustimmen könne, er den Entwurf doch als eine ehrliche,tüchtige Arbeit anerkenne. Namentlich zeige sich, daß auf den ver-schiedcnen Gebieten, die darin berührt würden, Genossen mit gründ-lichen Fachkenntnissen mitgearbeitet hätten, und die ganze Arbeitim allgemeinen auf wissenschaftlicher Höhe stehe. �— Dem mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag folgte eine Diskussion, ander sich unter andern die Genossen Sokolowski, Marx und Gut-mann beteiligten. Besonders wurde hierbei die Frage der Ver-staallichung von Betriebszweigen, zu der sich die Socialdemokratiein demokratischen Ländern fclbstverständlich anders verhält als inhalb konstitutionell, halb despotisch regierten, wie Deutschland, be-rührt; ferner die des Generalstreiks, sowie auch die Frage, durchwelche Mittel der Aufstieg zum Socialismus vorbereitet werdenkann und was in dieser Hinsicht bei einer Revision des deutschenParteiprogramms eventuell anzuführen wäre.— Schließlich forderteder Vorsitzende Genosse Knick zu eifriger Thätigkeit für dieOrganisation auf.Ter Holzarbeiter- Verband(Verwaltungsstelle Berlin) hielt amDonnerstag in Kellers großem Saale seine Generalversammlung fürdas 2. Quartal ab. Tie gedruckt vorliegende Abrechnung erläuterteder Rcndant Miele. Demnach betrugen die Einnahmen derHauptkasse 63 268.41 M. und die Ausgaben 54 671,23 M.Hiervon wurden gezahlt an Arbeitslosen-Unterstützung») auf derReise 1198.03 M.. b) am Orte 8735.82 M.; Streikunterstützung14 652,70 M., Gemaßregelten-iUnterstützung 602.65 M.. Unter-stützung in Sterbefällen 1105 M., Umzugsunterstützung 804,33 M.und für Rechtsschutz 203.26 M. Die Einnahme der L o k a l k a s s ebelief sich inkl. Bestand auf die Summe von 337 492,55 M. Ver-ausgabt wurden für Streikunterstützung 10 516,40 M., für Gemäß-regelte 169 60 M.. an Arbeitslosen-Unterstützung 17 917.27 M.An Darlehen für andre Zahlstellen 2800 M.; an Unterstützungandrer Gewerkschaften 1000 M.. worunter 500 M. an die Bürsten-macher in Debrczcin(Ungarn). Die Lokalkasse verfügt über einenBestand von 289 755.52 M. Der Zahlstelle gehören gegenwärtig15 162 Mitglieder an.— Glocke gab sodann einen Ucberblicküber die Thätigkeit des Vorstandes, worin er unter anderm anführte.daß für die Branche der Bautischler kürzlich eine aus Arbeitnehmernund Arbeitgebern bestehende Kommission eingesetzt worden ist. umdemnächst einen Nettotarff für diese Gruppe zu schaffen. Fernerbegründete er im einzelnen, weshalb die Bedingungen der Maschinen-arbeiter, die diese an ihren Uebertritt in den Holzarbeiter-Verbandgeknüpft hatten, nicht acceptiert werden konnten. Meistens haben derAnnahme jener Bedingungen statutarische Hindernisse im Wege ge-Th. Glocke, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstaltstanden. Glocke bemerkte dazu, es liege kein Anlaß vor, die fernereIsolierung der Maschinenarbeiter zu betrauern, denn so lange indiesen nicht die Ueberzeugung von der Notwendigkeit einer Ver-schmelzung durchgedrungen sei. so lange hätte auch ein Anschlußkeinen Zweck, weil es andernfalls nur unerquickliche Differenzengäbe.— Ueber die Arbeitsvermittelung berichtet K l i n g e r. Da-nach belief sich die Zahl der Nachfragen nach Arbeitskräften auf1954, der ein Angebot von 4507 gegenüberstand. Vermittelt wurden1623 Personen.— In der Bibliothek wurden 1625 Bände ver-liehen.— Den Bericht der Werkstätten-Kontrollkommission gabM a a ß. Es gehören der Kommission in allen Branchen und Be«zirken 123 Mitglieder an. Abgehalten wurden 590 Werkstatt- und50 geschäftliche Sitzungen. Eingeladen waren 1369 Werkstellenmit 13 356 beschäftigten Kollegen, wovon 11 893 organisiert waren.— Hieran schloß sich der Bericht über die Werkstattdifferenzen im2. Quartal. Gemeldet waren aus den verschiedenen Branchen71 Werkstattdifferenzen, bei denen es sich teils um Neuregelung derArbeitsverhältnisse, teils um Abwehr von Verschlechterungen handelte,und zwar kamen in Betracht: die Bautischlereien mit 30 Angriffs-bewegungen und 1 Abwehrbewegung, die Möbeltischlereien mit11 Angriffen und 4 Abwehren, die Modelltischlereien mit 12 Angriffen und die sonstigen Branchen mit 8 Angriffen und 4 Ab-wehren. In den Bautischlereien wurde in 20 Werkstätten ohneArbeitsniederlegung ein voller Erfolg, in 2 Werkstätten ein teil-weiser Erfolg erzielt. Durch Streik wurde in 7 Werkstätten einvoller und in 1 Werkstatt ein teilweiser Erfolg errungen. DieAbwehrmatzregel endete ebenfalls ohne Arbeitsniederlegung mitvollem Erfolg. Von den II Angrifssbewegungen der Möbeltischlerwurden 5 mit vollem Erfolge ohne Arbeitsniederlegung, 2 durchStreik erledigt; 4 endeten mit teilwcisem Erfolge; die Abwehr-bewegungen waren in 3 Fällen erfolgreich, in 1 Falle erfolglos.In den Möbeltischlereien gelang 9mal ohne Arbeitsniederlegungdie Arbeitszeit auf 52 Stunden zu verkürzen und einen Lohn-aufschlag von 10 Proz. durchzusetzen. In 3 Werkstätten wurdendieselben Erfolge durch Streik erreicht. Bei den übrigen Branchenendeten zwei Streiks erfolglos; die übrigen Differenzen teils mit,teils ohne Arbeitsniederlegung mit vollem oder teilweisem Erfolge.Die meisten Streiks waren nur von kurzer Dauer.— Bei denErsatzwahlen zur Ortsverwaltung wurde in lebhafter Debatte dieRegelung der Beamtenfrage sowie eine Reuregelung der zu be-drängten Raumverhältnisse im Gcwcrkschaftshause erörtert. Ge-wählt wurden sodann in den Ausschuß: Krüger und Lang-Hammer, als Arbeitsvermittler M a a ß, BibliothekarKling er. 2. Kassierer König(diese drei als besoldete Be-amte), 2. Schriftführer Dahlke, Revisor Oskar Schmidt,Beisitzer E x n e r und G ü t h; in den Gauvorstand Ander-zcewski, Leopold, Sickfeld. Fendel, Gläß undStütz. Die Wahl des zweiten Arbeitsvcrmittlers(besoldet) konnteder vorgerückten Zeit halber nicht mehr erledigt werden. Beschlossenwurde ferner, die Stelle eines neuzuwählenden besoldeten zweitenBevollmächtigten öffentlich zur Bewerbung auszuschreiben.— Ueberdie Stellungnahme zur Feier des 1. Mai wird noch des näherenin einer späteren Versammlung gesprochen werden; immerhin stellteGlocke fest, daß die Generalversammlung auf dem Standpunktsteht, die Maifeier in der bisherigen Weise auch fernerhin zu feiern.Pankow. Der Socialdemokratische Wahlverein hielt zum Zweckder Delegiertenwahlen zu der Konferenz des Kreises Nieder-Barnimeine außerordentliche Mitgliederversammlung ab. Der VorsitzendeSonntag wies in seinen einleitenden Ausführungen darauf hin,daß sich die Kreiskonferenz nnt dem Provinzialparteitag, demdeutschen und dem internationalen Parteikongreß beschästigen mußund hob besonders hervor, daß der Vorschlag des„Vorwärts", derParteitag möge sich mit der Schulfrage in Deutschland befassen, zuunterstützen sei. In der Diskussion hält B e r g e r es nicht geradesür ein gutes Beispiel, wenn hervorragende Parteigenossen ihreKinder einen weiten Weg machen lassen, nur, um sie in eine kon-sessionelle Schule zu schicken. Bei solchem Verhalten der Führerunsrer Partei ist eS kein Wunder, wenn die Wünsche der Dunkel»männer, die ganze Schule konfessionell zu gestalten, sich zu gesetz-geberischen Maßnahmen verdichten. Es wird auf Kosten unsresProgrammsatzeS: Erklärung der Religion zur Privatsache, immernoch zu viel gesündigt. Freiwaldt schildert der Versammlungden Kampf, den er deS konfessionellen Unterrichts seiner Kinderwegen mit den Behörden hatte, und bedauert, daß Parteigenossen, diesich schon etwas um Naturwissenschaft gekümmert haben, eS nochüber sich bringen können, der Kirche anzugehören. Es äußerten sichzu dieser Frage noch die Genossen Vierräther und Jakob,welche auch sämtlich dafür sind, daß sich der Parteitag mit derSchule zu beschäftigen habe.— Bei der Besprechung des Tages-ordnungspunktes„Kommunalpolitik" sagt Berger, wenn wir inden Gemeindevertretungen für eine Grundwertsteuer des un-bebauten Geländes eintreten, verstoßen wir eigentlich gegen unserProgramm, denn diese Steuer wirkt, indem sie von den Grund-befitzern auf die Hauswirte und von diesen auf die Mieter ab-gewälzt wird, als indirekte. Freiwaldt ist jedoch der Meinung,daß man die Grundwertsteuer nur als das auffassen kann, was sieist, eine direkte Steuer und meint, die Gemeindevertretungen wärendumm, wenn sie sich diese Steuergclegenheit entgehen ließen. NachBergers Argumentation kann man ja auch die streikenden Maurerür die Höhe der Mieten verantwortlich machen.— Zur Maifeierind mehrere Redner, vor allem F e n g l e r, der Meinung, daß derParteitag und der internationale Kongreß Mittel und Wege findenmüssen, um die Feier wirkungsvoller zu gestalten.Zur Tagesordnung des Parteitags werden erstens die Mai»r e s o l u t i o n der Berliner Parteiorganisationen und zweitensölgcnde angenommen:„Die heutige Vereinsversammlung desSocialdemokratischen Wahlvereins Bezirk Pankow beantragt, auf dieTagesordnung des Parteitages in Bremen als besondern Ver-Handlungsgegenstand zu setzen: Die Schulfrage in Deutschland."— Zur Kreiskonferenz werden die Genossen Dr. K o n r a d y,Fleischer, Jacob. Otto, Riebke und Schmagerentsandt._Letzte jSachnchtcn und Depefchen.Deutscher Bolkstag.Troppan, 18. August.(W. T. B.) Der unter sehr große»Teilnahme der Deutschen aus ganz Schlesien abgehaltene Volkstatnahm nach mehreren meist von Abgeordneten der deutsch-radikalenRichtung gehaltenen Reden einen Äeschlußantrag an, in welchen«gegen die Errichtung von slavischen Parallelklassen an den deutsche«'Lehrerbildungsanstalten in Troppau und Teschen energischprotestiwt, die Einführung der deutschen Staatssprache gefordertund die Ueberzeugung ausgedrückt wird, daß ohne die nachhaltigstet orderung deS Deutschtums als eines Oesterreich verbindendenleiyentes der Gesamtstaat nicht weiter bestehen kann.Tr-ppau. 18. August.(W. T. B.) Nach Schluß der Bersamm-lung zogen die Teilnehiner des Deutschen Voltstages in geschlossenemZuge mit Fahnen und demonstrativen Emblemen vor das Re-gierungsgebäude, woselbst Pfui-Rufe ausgebracht wurden und gejohltwurde. Da die Polizei den Platz nicht zu räumen verinochte, wurdeGendarmerie requiriert, welche mit gefälltem Bajonett vorging, wo-bei eine Perfon<un Halse schwer verletzt wurde. Militär sperrte denZlatz vor dem Regierungsgebäudc ab, worauf die Demonstranten sichzerstreuten. Ein Teil derselben zog vor das Kaiser Jofef-Denkmal,wo ein Kranz niedergelegt wurde. Abends herrschte Ruhe.B»m ostastatische« Kriegsschauplätze.Petersburg. 18. August.(W. T. B.) Die russische Telegraphen-Agentur meldet aus Mulden von heute, das m dem gestrigen MukdencrTelegramin erwähnte Fahrzeug, welches die Japaner mit gekapptenMasten in See gelassen haben, wurde vom Winde an das Ufervon Tschifu getrieben. DaS Fahrzeug war mit Frauen und Kindenigefüllt._____Paul Singer LcCo..Be rlin S W. Hierzu 2 Beilagen u. Unterhaltungsblatt