Nr. 28.
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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.
Ein Zollmonolog.
Donnerstag, den 2. Februar 1905.
Graf Bülow wies weiter darauf hin, daß bereits der Fünfmart- Zoll existiert habe und daß damals die Industrie im mächtigen Aufschwung sich befunden habe. Auch das ist unzähligemal zurückgewiesen worden. Die Wirkung des Fünfmart- Bolles war so gefährlich, die Preise wurden durch ihn so außerordentlich gesteigert, daß man damals die völlige Aufhebung der Zölle nur durch die Ermäßigung in den Caprivischen Handelsverträgen aufhalten konnte.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.
Industriezölle.
Mineralische Rohstoffe, Mineralöle, Fettsäuren 2c. Schiefer, rohe Platten.
Der deutsche Reichskanzler hat das Bedürfnis gefühlt, die nunmehr unterzeichneten Handelsverträge gegen den Handel, gegen die Industrie und vor allem gegen das Proletariat mit einer Rede einzuführen, die wenigstens ein paar Tage ohne Wenn schließlich der Reichskanzler darauf hinwies, daß parlamentarische Antwort bleiben soll. In durchaus un- unter den Zöllen eine große wirtschaftliche Aufwärtsbewegung gewöhnlicher Form hat Graf Bülow am Mittwoch vor Eintritt sich gezeigt habe, so würde das doch höchstens eine Anin die Tagesordnung dem Reichstage einen Vortrag über die erkennung für die Wirkung der Caprivischen Handelsverträge Roher Tafelschiefer. Handelsverträge gehalten, einen Vortrag, der, weil ihm der sein, und ein Argument dagegen, daß man dies Werk mutInhalt fehlte, endlos schien. willig zerstört. Die agrarische Siegesallee des 3011der bei wuchers wurde mit allem Pomp enthüllt, Dentmalsweihen üblich ist. Das preußische Ministerium war vollzählig aufgeboten, selbst Herr Podbielski mußte, auf seinen Stod gestützt, zu der großen Aktion als Verstärkung des
Dachschiefer Mineralische Schmieröle Den Nachweis für die Notlage der Landwirtschaft machte Schwer- Benzin sich der Graf Bülow außerordentlich leicht. Sein Hauptbeweis- Gasöl Stüd war die Landflucht aus Dstelbien. Es ist uns aber Baraffin. nicht bekannt, daß gerade die Großgrundbesitzer aus Ostelbien Weich- Paraffin fliehen, außer etwa ihre Söhne, die sich in die Garde
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geistigen Aufgebots hereinhumpeln. Die übrigen Bundes- regimenter flüchten, es sind vielmehr die Landarbeiter, Chemische Erzeugnisse.
Weinsäure
die der Hörigkeit des Junkertums sich erfreulicherweise Bottasche u. Schweißasche entziehen, und diesen Landarbeitern wird doch sicherlich stupfer- Bitriol. selbst Reichskanzler Graf Bülow keinen Vorteil aus den Binn - Dryd. Getreidezöllen nachweisen wollen.
"
Weinstein, roh
gereinigt
Brech- Weinstein u. andere Antimon
Präparate
Leim und Gelatine
Andere Erdfarben
staaten waren weniger glanzvoll vertreten. Dafür hatte man aber gesorgt, daß in der Diplomatenloge, in der Hofloge strahlende Uniformen und elegant angezogene Damen vor rätig waren. Die Vorschrift des Théâtre paré, daß die anwesenden Damen hofmäßig ausgeschnitten, schien vorläufig Während der Reichskanzler den größten Teil seiner Rede von den Arrangeuren des Festes noch nicht für nötig ge- darauf verwandte, den Agrariern klar zu machen, daß nicht halten. mehr für sie zu erreichen gewesen wäre, ging er über die So inmitten diefer prunkenden Inszenierung, gefolgt von schwere Schädigung der Industrie leichten Herzens hinweg. Kreide der glänzenden Suite der höchsten regierenden Intelligenzen Es genügt ihm schon nachzuweisen, daß nicht alle dem Ausin Zivil und Uniform, begründete Graf Bülow die Handels- land zugefallenen Industrien prohibitiv wirken würden, verträge. Er hatte mit gutem Bedacht bewirkt, daß er aber er mußte zugeben, daß einige Bollerhöhungen, nament- Erzeugnisse der Textil- Industrie. allein zu sprechen die Möglichkeit hatte. Die Bestimmung, lich in der Maschinen- und in der chemischen Industrie Rohfeide, ungefärbt, zweimal ge= daß Bundesratsmitglieder jederzeit im Reichstag gehört den Export benachteiligen werden. Aber irgendwo muß werden, ist wohl niemals so gemißbraucht worden wie bei ein Loch sein und, wie Graf Bülow in seinem geschmackvollen dieser Bülowschen Aktion, und den Versuch einer Antwort des Stil meinte, nicht alle Blütenträume reifen, die man sich zu Barlaments vereitelte der Präsident Graf Ballestrem, indem Hause am Studiertisch ausgeheckt hat. Der Reichskanzler wiederholte die schon in der Münchener Seide, Zwirn für den Einzelverkauf er schon das Wort zur Geschäftsordnung unserem Genossen Hauſe am Studiertisch ausgeheckt hat. Singer verweigerte, da vor Eintritt in die Tagesordnung eine allgemeinen Zeitung" ausgegebene Losung, daß alle aus Rohseide oder künstl. Seide Worterteilung nicht möglich set. Handelsverträge ein einheitliches Wert seien, daß es" Florett- Seide.. Graf Bülow redete in der Tat vor Eintritt in die Tages- nicht möglich sei, einen anzunehmen und den anderen ab- Samt und Plüsch aus Seide ordnung" der Bolldistuffionen, so als ob alle Debatten zulehnen. Wichtig ist das Geständnis, daß es unmöglich Dichte Gewebe, ganz aus Seide über die Handelsverträge niemals stattgefunden hätten. Er gewesen wäre, die Agrarzölle durchzusehen, wenn nicht der wirtschaftete mit den ältesten Argumenten, mit tausendmal Bertrag mit Rußland zustande gekommen wäre. Es ist also widerlegten Beweisversuchen. Kaum eine seiner Be- der japanische Krieg, es sind die inneren Wirren Rußlands , hauptungen war stichhaltig. Dem Ganzen ermangelte jede welche es dem deutschen Junkertum ermöglicht haben, auf Logische Konsequenz und das flägliche Allheilmittel der aus Kosten der Gesamtheit des Boltes sich wiederum zu bereichern. gleichenden Gerechtigkeit erwies sich in der langen Rede immer man begreift aufs neue die Interessengemeinschaft, die zwischen mehr als die jämmerlichste Kurpfuscherei einer Regierung, die nur dem ostelbischen Junkertum und dem russischen Absolutismus Streichgarn, roh, eindrähtig das Bestreben hat, der kleinen Minderheit des preußischen waltet. Wollene Fußbodenteppiche, geknüpft Junkertums zu Gefallen zu leben. Die Rede des Grafen Bülow wurde ziemlich gleichgültig gewebt. Der Monolog des Reichskanzlers war ein feierlicher aufgenommen. Widerruf jener rettenden" Tat des Grafen Caprivi. Alles, Agrariern, wenn die Not der Landwirtschaft besonders dick Gelegentlich ein" Sehr richtig" bei den Wollene Gewebe, im Gewicht von mehr als 200-700 Gramm was sein Vorgänger bei der Schaffung der noch geltenden unterstrichen wurde, Zwischenrufe auf der linken Seite und auf 1 Quadratm. Gewebefläche Handelsverträge gesagt hatte, wurde als Schwindel denunziert. am Schluß ein gedämpftes Beifallsgeräusch, das im wesentlichen Wirkwaren: Es läßt sich danach erwarten, daß ein tünftiger Nach vom Zentrum herzustammen schien. In der Tat sind ja denn Spizen und Tüll Unterkleider, abgepaßt folger des Grafen Bülow einst über die jetzigen Aktionen auch diese Handelsverträge ein Werk des Zentrums und seinen ähnlich reden und urteilen werde, wie Graf Bülow über den Bedürfnissen des„ Ausgleichs" angepaßt. an Charakter und Intelligenz ihn erheblich übertreffenden Grafen Capribi.
-
bom Ende.
Der neue deutsche Zolltarif.
II.
teilweise aus Seide
Webstoffe und Wirkwaren, ganz
Bollsat
des
neuen
allgem.
Tarifs
8ollfat
nach den nach den
neuen
alten
Verträgen Berträgen pro 100 kg pro 100 kg pro 100 kg
1111188
1,25
1,-
0,50
1,25
1,-
0,50
1,25
0,65
0,50
10,-
6,-
10,-
6,-
2,-
6,
6,-
8,-
6,-
10,-
10,-
10,
10,-
8,-
10,
8,-
4,-
frei
2,-
1,50
1,50
frei
frei
6,-
2,-
frei
frei
frei
fret
4,-
4,-
0,40
0,30
0,30
0,50
0,20
5, ―
3,-
3,-
822678
<-' 8
<-' 8
zwirnt
200,-
120,-
140,-
weiß gefärbt, zweimal
gezwirnt
250,-
120,- 140,-
bunt gefärbt, zweimal gezwirnt
250,-
140,-
140,-
300,-
140,-
140,-
75,-
50,
86,-
800,-
750,- 600,-
800,
450,
600,-
450,-
350,- 450,-
800,-
500,-
600,-
550,-
400,-
450,-
800,- 600,-
600,-
9,-
8,-
8,-
200,-
150,
100,-
100,-
100,-
100,-
175,-
150,-
185,-
140,- 100,- 100,- 850,- 300,-
300,-
aus Seide teilweise aus Seide
Gestickte Spigen aus Seide
Wollwaren.
Baumwolle und andere pflanzliche Spinnstoffe.
Wirkivaren:
Spizen und Tüll:
geftidt. Handgeklöppelt
Stickereien:
Plattstichstickerei Kettenstichstickerei andere Stickerei Leinengarn, eindrähtig: roh
Für die Arbeiter bedeuten diese Handelsverträge kein Die Bülowsche Rede schien lediglich auf die Sympathien ihre Folgen, wenn sie dennoch zur Annahme kommen, werden Problem. Sie sind unter allen Umständen abzulehnen und Samt, aufgeschnitten, gebleicht, gefärbt usw. der Rechten berechnet, die lug genug ist, über die ungeheuer bergestalt sein, daß die schutzöllnerische Bereicherungs- und Auslichen Zugeständnisse, die man den Agrariern gemacht hat, raubungspolitik zugunsten der Großgrundbesitzer zwar ihre Unterfleider, abgepaßt nicht zu jubeln, sondern sie nach Kräften für unwesentlich zu höchste Steigerung erfährt, aber in ihr auch den Anfang erklären. So viel muß man allerdings zugeben, daß die von dem Junkertum angeführten Kleinbauern, die es als Stimmbieh braucht, in den Handelsverträgen verhältnismäßig zu kurz tommen. Die ganze Beute fällt den getreidebauenden Großgrundbesitzern des Dstens zu, und die Vorteile, die auch den Kleinbauern erwachsen, sind zum mindesten aufgehoben durch die Nachteile, die sie selbst durch die Agrarzölle erleiden. Wie die im gestrigen Leitartikel mitgeteilten Zölle für landwirtEs gibt nach dem Grafen Bülow nur eine notleidende schaftliche Produkte zeigen, ist die Tendenz der neuen Handelsverträge Klasse in Deutschland , das sind die Großgrundbefizer! Alle eine durchaus agrarische oder richtiger oft elbisch agrarische, anderen blühen und gedeihen, insbesondere auch die Lohn- denn sie sind ganz speziell auf die Interessen des oftelbischen Großarbeiter, die einen glänzenden Aufschwung genommen haben, grundbesizes zugeschnitten. Die Zollwünsche der Gemüse, Raps, wie die Einkommensteuer und die Steigerung der Sparkassen- Rübsen, Hülsenfrüchte, Hopfen, Obst usw. bauenden mittleren und einlagen beweisen. Es ist zahllose Male die Lächerlichkeit leineren Bauern haben bei den Verhandlungen, wenn auch für dieser Argumentation dargelegt worden. Wenn es wirklich manche dieser Artikel beträchtliche Zollerhöhungen durchgesetzt worden werden könnte, daß sich die Einkommens find, doch erst in zweiter Reihe Berücksichtigung gefunden. Die Erhöhungen zugegeben verhältnisse der Arbeiter gehoben haben, so ist diese der Industriezölle sind im ganzen mäßiger ausgefallen als die der Erhöhung doch einmal verschwindend gegenüber der ge- Agrarzölle; immerhin finden wir auch hier, trotz der überlegenen Aus waltigen Vermehrung des Reichtums der Kapitalisten, Konkurrrenzfähigkeit der meisten deutschen Industriezweige auf dem und es ist sodann zum mindesten fraglich, ob nicht durch die Weltmarkte, ganz bedeutende Zollsteigerungen, und zwar find es, Unterkleider, ganz aus Seide Steigerung der Lebensmittel und der Wohnungspreise die in wie auf dem Gebiete der Agrarproduktion, nicht die kleineren, mühseligen und opferreichen Kämpfen errungenen Lohn- schwächeren Branchen, denen die größten Erhöhungen zu aufbesserungen wieder rückgängig gemacht sind. gefallen sind, sondern jene Industrien, welche infolge
gebleicht und gefärbt. Hanfgarn, eindrähtig, roh Jutegarn, ein- od. mehrdrähtig, roh Taschentücher, leinene: bis 120 Fäden.
mehr als 120 Fäden. do., leinene, gebleicht, gefärbt: bis 120 Fäden
150,- 180,-
120,-
120,- 450,- 800,-
80,-
95,-
850,-
450,- 350,- 350,-
400,
275,
275,-
450,-
300,-
275,-
400,- 300,-
275,-
6-13 5,50-12
5-12
18-21
12-21
12-20
8-10
6-8
5-12
5-7
4-7
4-12
80,-
45,-
36,-
105,-
70,-
60,-
120,-
75,-
60,-
mehr als 120 Fäden.
145,-
120,-
120,-
Kleider und Buthwaren. Spigen oder Stickereien, ganz oder teilweise aus Seide
1500,-
1200,-
1200,-
1200,-
1000,-
1200,-
teilweise aus Seide aus Wolle aus Baumwolle
700,
500,
675,-
350,-
250,-
300,-
350,-
150,-
150,-
•
ganz oder teilweise aus Seide, per Stück aus Haarfilz, ungarniert, per Stüd
1,50
1,-
0,70
0,40
aus Haarfilz, garniert, per Stüd aus Wollfilz, ungarn., per Stück aus Wolfilz, garniert, per Stück Frauenhüte aus Filz, ungarniert,
1,-
0,50
0,30
0,30
0,40
0,35
0,35
0,25
0,20
1,-
0,60
0,80
1,-
0,80
0,80
0,30
0,15
0,15
Graf Bülow wandte auch wieder die immer von neuem ihrer Organisation in festgeschlossene, mächtige Interessen- Männerhüte aus Geſpinnstwaren, auftauchende Fabel von den Agrarzöllen in Frankreich an, berbände den größten politischen Einfluß besigen. Vornehmlich gegen die auch der Radikalismus nichts einwendet. find nämlich die Erzeugnisse der chemischen, der Leder- und TextilEs ist zum tausendsten Male darauf hingewiesen worden, industrie, ganz besonders aber der Eisen- und Maschinenindustrie daß die Agrarzölle, gegen die natürlich auch die Sozialisten mit Zollerhöhungen bedacht worden. Dabei ist jedoch recht charakteristisch, in Frankreich wie gegen alle indiretten Steuern auftreten, daß innerhalb der Gruppe der Textilindustriellen die Spinnereibesitzer deshalb für Frankreich keine elementare Bedeutung haben, entschieden besser fahren als die Webereibefizer. weil die ganze Einfuhr aus den Kolonien zollfrei ist und Die neuen Industrie- Vertragszölle des deutschen Zolltarifs hier im Höchstfalle ein Sech stel der Getreide- Einfuhr aus anderen in ihrer Gesamtheit oder auch nur in ihrer Mehrzahl mitzuteilen, ist zollpflichtigen Ländern kommt. Selbst die Weizenpreise natürlich unmöglich; ein kurzer Auszug, der eine Anzahl der wichtigsten find denn auch in Frankreich niedriger als sie im Westen Zollveränderungen aus den verschiedenen gewerblichen Gruppen ver- Strohhüte, ungarniert, per Stüd Deutschlands schon unter dem 3,50 Mark- Preis gewesen sind. anschaulicht, muß genügen:
per Stüd
mit Band eingefaßt, per Stüd völlig garniert, per Stück