Brücke zu befestigen. Hierbei traten die Arbeiter ziemlich dicht zufammen, belasteten dadurch die Rüstung zu stark, brachten sie zum Bruch und stürzten etwa 5 Meter tief hinab auf das Plenum der Lehrter Gütergleise. Sie erlitten mehr oder weniger schwere Verstauchungen. Drei Arbeiter wurden alsbald nach der Charité gebracht, der vierte wird in seiner Wohnung behandelt. Eine Untersuchung ist sofort eingeleitet worden.
Ein Unglücksfall mit tödlichem Ausgange ereignete sich auf dem der Berliner Schüßengilde gehörigen Schießstand des Schloſſes Schönholz, wo die meisten Berliner Schüßenvereine ihre Schießübungen abhalten. Der dem Berliner Schüßenverein" Treu" angehörige Magistratssekretär Schulz übte sich am Montag im Scheibenschießen und hatte seine Büchse in Anschlag gebracht, als sich der Diopter löste und zu Boden fiel. Er zog die Flinte zurück, stützte den Kolben auf den Fußboden und bückte sich, um die entfallende Glaslinse aufzuheben. Hierbei geriet er mit dem Kopf über die Mündung der Schußwaffe uni berührte vermutlich gleichzeitig mit dem Bein den Hahn derselben. Die Büchse entlud sich und die Kugel drang dem Schulz hinter dem rechten Ohr in den Kopf. Schulz brach besinnungslos zusammen. Ein zufällig in der Schießhalle weilender Arzt, der ebenfalls Mitglied eines Schüßenvereins ist, legte dem Schwerverletzten einen Notverband an und veranlaßte seine sofortige Ueberführung mittels Koppschen Krankenwagens nach dem Krankenhause Friedrichshain . Hier ist Schulz, ohne die Besinnung wieder erlangt zu haben, gestern bormittag seinen schweren Verlegungen erlegen.
Selbstmordverfuch oder Fahrlässigkeit? Mittwoch früh wurde die Feuerwehr nach der Königgrägerstr. 26 gerufen, weil sich hier im ganzen Hause ein starker Gasgeruch bemerkbar machte und man infolgedessen eine Explosion befürchtete. Wie sich herausstellte, waren in dem Laden des Kaufmanns Emil 2. und in einer angrenzenden Wohnstube sämtliche Hähne der Gasleitung geöffnet, so daß bedeutende Mengen Gas ausgeströmt waren. 2. selbst wurde in seinem Schlafzimmer bewußtlos aufgefunden. Den Bemühungen der Feuerwehr gelang es zwar, ihn wieder durch Behandlung mit einem Sauerstoffapparat ins Leben zurückzurufen, doch ist sein Zustand recht bedenklich. Ob es sich hier um einen Selbstmordversuch oder um grobe Fahrlässigkeit handelt, müssen erst die behördlichen Ermittelungen ergeben.
Der Maler Profeffor Oswald Achenbach ist gestern in Düssel dorf an einer Lungenentzündung gestorben. Als jüngerer der beiden Brüder Achenbach war er am 2. februar 1827 geboren. Bekannt ist er namentlich durch seine Darstellungen italienischer Landschaften. Er war Ehrenbürger der Stadt Düsseldorf .
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Publikum berechnet- und das war gut. Den Künstlern gebührt der„ Neuen Welt" mit einem Ukas der Betriebsleitung, der die der Dank, daß sie ihre Kunst, im erfreulichen Gegensatz zu vielen Regelung des bis dahin förmlich wilden Ueberstundensystems Angehörigen ihrer Kreise, in den Dienst der kämpfenden Arbeiter- folgendermaßen festsetzen wollte:" Die Arbeitnehmer sind ver schaft gestellt haben. Aus welchen Motiven die Gäste zu diesem pflichtet, an allen Wochentagen im Bedarfsfalle auf Anordnung Abend eilten, wird den Künstlern, wie uns selbst, gleichgültig sein. der Werkstattleitung bis zu zwei, in dringenden Fällen auch noch Freie Hochschule Berlin . Am Donnerstag, den 2. Februar, hinaus zu arbeiten, soweit nicht Bestimmungen der Gewerbe- Ordnung Am Donnerstag, den 2. Februar, mehr Stunden über die in der Arbeitsordnung festgesetzte Zeit abends 9 Uhr beginnt in der Aula des Friedrichs- Werderschen Gymnajiums Frau Dr. E. Berwig ihren 8stündigen Vortragszyklus über entgegenstehen." Alle mehr als neun Stunden pro Tag gearbeiteten Allgemeine Gesundheitslehre mit besonderer Berücksichtigung der vollen Arbeitsstunden sollten als Ueberstunden angesehen und mit Gesundheitspflege der Frauen und Kinder". Der vom Dozent die Versammlung den Arbeiterausschuß, bei der Direktion folgende 20 Proz. Lohnaufschlag bezahlt werden. Demgegenüber beauftragte M. H. Baege angekündigte 8stündige Vortragszyklus„ Himmels- und Regelung zu beantragen: Ueberstunden sind nur in dringenden NotWeltbild im Wandel der Zeiten" beginnt am Freitag, den 3. Februar, fällen zu machen, z. B. bei Gefahr von Menschenleben oder bei Naturabends 9 Uhr, im Zimmer 109 des Rathauses( Eingang Jüdenstraße). ereignissen, bei notwendigen Reparaturen oder wenn andere Ab
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Der Gesangverein Norddeutsche Schleife", in Verbindung mit teilungen auf Vorarbeiten warten; oder schließlich bei Arbeiten, für dem Orchesterverein" Allegro", veranstaltet am Sonntag, den deren nicht rechtzeitige Lieferung nachweislich hohe Stonventional5. Februar, mittags 12 Uhr, eine Matinee in Kellers Festsälen, strafen vereinbari sind. Sind in solchen Fällen Ueberstunden not Koppenstr. 29, zum Besten der streikenden Bergarbeiter. Die wendig, so ist ein dahingehender Beschluß der betreffenden Werkstattmitwirkenden Kräfte: Frau Klara Urlau( Sopran), Herr O. Ko- direktion über Zahl und Dauer der Ueberstunden durch Aushang in walsti( Bariton), Herr P. Pestner von den Steidl- Sängern der in Frage kommenden Abteilung bekannt zu geben und vom Ob( Bassist) werden ihr Bestes zum Gelingen beitragen. Sämtliche mann und Stellvertreter des Arbeiterausschusses gegenzuzeichnen. Mitwirkenden stellen sich unentgeltlich zur Verfügung. Das aus- Ferner wurde für Ueberstunden ein Lohnaufschlag von 25 Proz. ges gezeichnete Programm verspricht einige genußreiche Stunden. fordert. Die Angelegenheit war so ernst, daß größere Differenzen Billetts foften 30 Pf.( siehe Annonce). Garderobe 10 Pf. Pro- auf dem Werke auszubrechen drohten. gramme am Eingang gratis.
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Der Charlottenburger Schußmannschaft ist im vergangenen Jahre der Wohnungsgeldzuschuß von 180 auf 240 M. erhöht worden und zwar mit rückwirkender Kraft vom 1. April 1904 ab. Seit dem 1. Oktober 1904 erfolgt auch regelmäßig Zahlung; für das vorangegangene Halbjahr soll die Nachzahlung indes noch ausstehen. Etwas mehr Eile dürfte doch am Plaze sein.
Partei- Nachrichten.
Zum Sekretär der sozialdemokratischen Partei der Schweiz wurde von der Geschäftsleitung in Biel der Genosse Fähndrich, Redakteur der„ Helvet. Typographia" und Korrektor in der GrütliDruckerei in Zürich , gewählt.
Polizeiliches, Gerichtliches ufw.
Feuerbericht. In der Nacht zum Mittwoch wurde die Wehr nach der Immanuelfirchstr. 29 gerufen, weil hier durch einen Weih- Ein Barteisekretär wird für die Provinz Pommern mit dem nachtsbaum Feuer ausgekommen war. Der erste Löschzug konnte die Si in Stettin zum 1. April 1905 gesucht. Genossen, welche auf den Gefahr leicht beseitigen. Auf dem Grundstücke der Englischen Gas- Posten reflektieren, wollen ihre Bewerbung mit Angabe ihrer bisanstalt in der Gitschinerstraße war dann ein mit Kots beladener herigen Tätigkeit und Gehaltsansprüchen bis zum 15. Februar 1905 Waggon in Brand geraten, dessen Ablöschung aber auch nur kurze an Heinrich Schmidt, Stettin , Langenstr. 25, einreichen. Zeit in Anspruch nahm. Längere Zeit hatte die zweite Löschfompagnie nachmittags in der Holzmarktstr. 13 zu tun, wo es in einer Drogerie brannte. Möbel, Decken und Kleidungsstücke gingen später in der Kurfürstenstr. 6 in einer Wohnung in Flammen auf. Zwei weitere Wohnungsbrände mußten dann in der Koppenstr. 97 und am Grünen Weg 6 abgelöscht werden. Die übrigen Alar mierungen, die noch in den letzten 24 Stunden einliefen, waren auf ganz geringfügige Anlässe zurückzuführen.
Im Thalia Theater
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Neber Politik darf nicht gesprochen werden. In dem bei Luckau gelegenen Töpferdorfe Crinik wurde vergangenen Montag die erste sozialdemokratische Versammlung abgehalten, in der der Kandidat des Kreises, Genosse Schubert- Berlin einen Vortrag über:„ Die politische Lage" hielt. Dem Herrn Amtsvorsteher scheint die Abhaltung von Versammlungen etwas durchaus Neues zu sein, denn die Bescheinigung der Anmeldung hatte folgenden merkwürdigen
Wortlaut:
" Die Anmeldung einer öffentlichen Versammlung für Sonntag, den 29. Januar 1905, nachmittags 3 Uhr, im Saale des Gastwirte derselben unter der Bedingung nichts entgegen, daß politische GegenEd. Brandenburger zu Criniz ist erfolgt und steht der Abhaltung stände in derselben nicht zur Verhandlung kommen.
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Der Amtsvorsteher. H. Collin."
Gewerkschaftliches.
Die lieben Arbeitswilligen.
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Es haben nun Verhandlungen der Generaldirektion mit dem Arbeiterausschuß stattgefunden. Dabei glaubte es die Direktion sich nicht versagen zu dürfen, den Ausschußmitgliedern eine Art Gardinenpredigt zu halten, dafür, daß diese sich zu sehr vom Metallarbeiter Verband beeinflussen ließen. Schließlich kam es aber doch zu einer Verständigung, wenn auch den Wünschen der Arbeiter noch bei weitent nicht Rechnung getragen wurde. Die Direktion zog ihren früheren Ukas zurück, bewilligte alsdann den 25prozentigen Lohnaufschlag für Ueberstunder. von der vollendeten neunten Arbeitsstunde ab und ges staltete die Regelung des Ueberstundenwesens auf folgender Grundlängerung oder Verkürzung der Arbeitszeit für den ganzen lage:" Eine etwa notwendig werdende Verschiebung, Ver. Betrieb oder für Teile desselben oder für einzelne Arbeiter wird den Betreffenden durch Aushang gewöhnlich am Tage zuvor be= sonders mitgeteilt, und ist diese veränderte Arbeitszeit von den Betreffenden einzuhalten. In dringenden Fällen können für einzelne Arbeiter Beurlaubungen stattfinden. Für Sonnabend sollen Ueberstunden im allgemeinen nicht angeordnet werden." Damit ist wenigstens der Willfür der Meister, nach Belieben Ueberstunden zu kommandieren, ein Riegel vorgeschoben; auch wirkt die Neuregelung bis zum gewissen Grade ausgleichend auf die Verschiedenartigkeit der Arbeitszeit in den einzelnen Geschäften der Firma.
In zwei stark besuchten Versammlungen, von denen die eine für das Stadtgeschäft am Dienstag im Gewerkschaftshause und die andere für die Charlottenburger Werke der Franklin- und Helmholtzstraße sowie das Kabelwerk am Nonnendamm am Mittwoch in der Kronenbrauerei abgehalten wurde, beschäftigten sich die Arbeiter und Arbeiterinnen der Firma nunmehr mit dem Ergebnis der Verhandlungen zwischen Direktion und Arbeiterausschuß. Nach Ansprachen des Bevollmächtigten Wiesenthal vom MetallarbeiterVerband und reger Diskussion wurde in beiden Versammlungen schließlich folgende Resolution angenommen: Siemens- Halste- Werke nehmen Kenntnis von dem Reſultat der Verhandlungen der Fünfzehner- Kommission und erklären:
Die Ver
" In Anbetracht der Verschiedenheit der Arbeitszeiten in den einzelnen Werken der Firma nimmt die Versammlung die Zugeständnisse des Gesamtdirektoriums als Abschlagszahlung an. und jeder einzelne mehr Wert auf einen genügenden Verdienst bei sammelten sind der Meinung, durch diese Regelung der Ueberstundenbezahlung wird das Ueberstundenunwesen an Ausdehnung verlieren normaler Arbeitszeit legen.
Zur Kontrolle dieser Vereinbarungen verpflichtet die Versamm lung die Vertrauenspersonen. Nur dadurch wird es den Arbeiterausschüssen möglich sein, etwaige Verlegungen der Arbeitsordnungen durch Verhandlungen mit den Direktionen zu beseitigen. daß nur eine gute Organisation in der Lage ist, ihre Interessen zu Aus der ganzen Bewegung haben die Versammelten gelernt, vertreten. Deshalb verpflichten sie sich, treu zu derselben zu halten daß nur eine gute Organisation in der Lage ist, ihre Interessen zu und die wenigen Fernstehenden zu derselben heranzuziehen.
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gab es gestern eine neue Poffe. Die dritte in dieser Saison, wenn Zeichen. Das Thalia- Theater pflegt als Spezialität Ausstattungswir recht unterrichtet sind. Das ist für diese Bühne kein günstiges poffen, die mit gewaltigen Untoften in Szene gesetzt werden und für die ganze Saison, mindestens aber doch für vier, fünf Monate vorhalten müssen. Anders lohnen sie nicht. Nun war weder der Weiberkönig" noch der Große Stern" ein rechter Schlager. Pracht- Diefes Dokument behördlicher Gesetzesunkenntnis erregte die bevolle Kostüme und das, was sie enthüllen sollen, bekam man aller- rechtigte Heiterkeit. Genosse Schubert hielt seinen beabsichtigten dings in schwerer Fülle zu sehen, aber das tut es allein noch nicht; Vortrag, ungestört von dem überwachenden Gendarm, nachdem er die rechte Sauce fehlte eben. Der gestern aufgeführte„ ilometer dem Herrn Amtsvorsteher klar gemacht hatte, da er sich abgewöhnen freifer" ist nicht von den Direktoren Kren und Schönfeld, sondern müsse, seine belanglosen Privatwünsche als amtliche Anordnungen zu von Kurt Kraz verfaßt, demselben Dramatiker, der für die vorige betrachten. Saison den Hochtouristen" dichtete. Das Stück führte sich insoweit gut ein, als ihm das blöde Ballett fehlte; kein Baruch, feine Waden, Die Arbeitsverhältnisse in den Berliner Eiswerken und Eisfeine Figurantinnen, die in ihrer Ungelentigkeit zu der Kleiderpracht, handlungen haben den Handels- und Transportarbeiter- Verband die notdürftig über sie gestülpt ist, wie die Faust auf's Auge passen. veranlaßt, eine intensive Agitation unter den Eiskutschern, MitLeider war etwas anderes, das weniger gern vermißt wird, zuweilen recht lang ausgedehnt: die Handlung nämlich. Während der Es gibt keinen Streit und feine Aussperrung, bei der fahrern und Arbeitern zu veranstalten, die einen recht befriedigenden erste Att so ziemlich durschlug, der zweite in seinem tollen Wirrwarr nicht die bürgerliche Presse von den ungeheuerlichsten Aus- Erfolg gezeitigt hat. Bisher gehörte diese Kategorie von Arbeitern zweifellos mit zu den am meisten Ausgebeuteten. In den Nordeinen vollen Erfolg hatte, tamen im dritten Aft gar bedenkliche schreitungen Streifender gegen sogen. Arbeitswillige zu be- beutschen Eiswerten A.- G. zu Rummelsburg z. B. betrug Klippen zum Vorschein. Einmal hatten Herr Bartels und Fräulein richten weiß, wobei sie über das wenig lobenswerte Verhalten die Arbeitszeii noch jüngst12, 14, ja 16 Stunden täglich. Früh Ballot sogar eine offenbare Dummheit zu begehen; fie mußten im der Streifbrecher den Streifenden gegenüber gewöhnlich den morgens um 3 Uhr mußten die Kutscher auf dem Hofe sein und Pferd Thalia- Theater nämlich rührselig werden und Familienglück trüben. Mantel der Liebe deckt. Auch die Berliner Presse bringt ja und Wagen besorgen. Um 5 Uhr fuhren sie dann vom Hofe, bedienten Mit genauer Not tamen die beiden über diesen Stein des Anstoßes über das Verhalten der an den großen Lohnkämpfen in der die in Berlin und den Vororten zerstreute Kundschaft und kamen hinweg. Im übrigen erfüllte die Posse vortrefflich den Zweck, das Publikum über hamlose Tollheiten nach Herzenslust lachen zu Holz- und Metallindustrie beteiligten Arbeiter fortgesetzt um 2 oder 3 Uhr nachmittags wieder nach Hause. Hiermit aber nicht In der sogenannten Saison nämlich mußten die zuerst machen; und die Hoffnung, daß ihr ein bis in den Frühling hinein- Mitteilungen, die ohne direkte Tatsachen zu nennen genug. dauernder Erfolg beschieben sei, tönnte nach Vornahme einiger in dunklen Andeutungen Fürchterliches ahnen lassen. sie ihr Gespann Pferde versorgt und den Bagen in Ordnung gebracht, zurückgekommenen Leute meistens noch Extratouren fahren. Hatten Kürzungen in Erfüllung gehen. Den Inhalt zu entwirren, wäre ver- Von den den„ Arbeitswilligen" abgenommenen Waffen, dann hieß es einfach: Jetzt schnell ein paar frische Pferde genommen gebliches Mühen; es sei genug mit der Andeutung, daß drei populäre die auf dem Bureau des Metallarbeiter Verbandes in Form und vor einen Extrawagen gespannt, der Schlächtermeister oder Erscheinungen, nämlich das Automobil, der Hypnotismus und die forſche eines Gummischlauches, eines Kabelendes und eines Restaurateur so und so muß heute noch 80 oder 100 Zentner Eis Schwiegermutter die Kosten des Abends bestreiten. Herr Guido Revolvers aufbewahrt werden, weiß diese Presse nichts haben. Oder aber: Es sind noch so und soviel 100 Bentner Eis von Thielscher ist, wie in allem, was er spielt, so auch hier als PantoffelPlößensee refp. Stöpenick, wo die Firma ebenfalls große Eisschuppen held gottvoll, desgleichen Herr Helmerding der einen der Großmanns- zu vermelden. fucht verfallenen Schauspieler vortrefflich zu mimen versteht. In Brandenburg a. H. waren vor einiger Zeit die hat, zu holen. Für derartige Extratouren, die ihre 2 bis 6 Stunden Abarbanell zeigte in ihrer bescheidenen Rolle als Künstlersgattin, Arbeiter einer Fabrik ausgesperrt. Auch hier wußte die bürger- in Anspruch nahmen, gab es dann eine Entschädigung bis zu 1 M., daß sie auch aus Nebensächlichkeiten etwas zu machen versteht und liche Presse schauerliche Moritaten zu erzählen, die von Aus- o daß auf die Stunde etwa 15 Bf. entfielen. Aber die Ertrafahrer fonnten noch von Glück sagen, weil sie wenigstens noch etwas für diesen ersten Sternen der Bühne schließen sich die übrigen Künstler gesperrten verübt worden seien. Alle diese Schauergeschichten die Weberarbeit bezahlt befamen. Ganz anders die übrigen Kutscher . und Künstlerinnen im famosen Zusammenspiel an. Erwähnt sei haben sich mum schließlich zu einer Gerichtsverhandlung ver- waren diese zu Hause angelangt, so mußten sie wahrscheinlich zur noch, daß Herr Thielscher im dritten Att ein niedliches Couplet sang. dichtet, über welche der Brandenburger Anzeiger", auch ein Erholung noch Futter, Heu, Stroh oder Streu abladen und auf " Schorschel, lauf mir ein Automobil" lautet der Refrain, der sich Verbreiter jener wilden Phantasie- Produkte, wie folgt be- die Böden bringen, wofür es eine Entschädigung nicht gab. Nun in Kürze die Welt erobern wird. richtet: follte man annehmen, daß bei einer solchen übermäßigen Ausnutzung Der Fabritarbeiter Gr. ist wegen gefährlicher Körperverlegung der menschlichen Arbeitskraft die Kutscher wenigstens eine angemessene des Arbeiters Groschop angeklagt, und zwar soll er am Sonntagsruhe haben würden; doch weit gefehlt. Die Kundschaft mußte 7. Dezember auf dem Heimwege von der Arbeit den Groschop Sonntags genau so gut bedient werden wie Wochentags, ja in vielen mit einer Eisenstange ins Gesicht geschlagen haben. Der An- Fällen ist der Eisbedarf am Sonntag noch stärker wie in der Woche, geklagte räumt die Mißhandlung ein, doch bestreitet er die Be- 3. B. in Vergnügungs- Etablissements. Für diese ständige Sonntags= nußung einer Eisenstange; er will vielmehr nur eine Peitsche in arbeit erhielten die Kutscher und Mitfahrer keinerlei Sonderder Hand gehabt und den Groschop damit geschlagen haben. entschädigung. Dagegen wurde jedes Zuspätkommen oder gar Fehlen Groschop selbst fann auch nicht befunden, womit er geschlagen und so weiter mit willfürlich bemessenen Strafen belegt, die den worden ist, das gibt er aber zu, daß er den ausrückenden Gr. Betrag eines Tagelohnes ausmachten, unter Umständen sogar die verfolgt und mit seiner Kaffeeflasche ein paarmal über den Kopf Höhe der gestellten Kaution von 15 M. erreichen konnten. Und der geschlagen hat. Der Amtsanwalt beantragte gegen den noch unter Durchschnittslohn für eine derartige Arbeitsleistung betrug in der 18 Jahre alten Angeklagten einen Verweis; der Gerichtshof er- Regel nur zirka 20 M. pro Woche! Aehnlich dagen die Verhältnisse fennt aber dahin, daß der Angeklagte der einfachen, nicht aber der auch in den meisten übrigen Betrieben. Erst in lezter Zeit ist es schweren Körperverlegung schuldig ist, daß diese aber gegen die mit der Entlohnung etwas besser geworden, nachdem sich ein großer Mißhandlung durch Groschop aufgerechnet werden kann. Der An- Teil des Personals der Organisation angeschlossen hat. Auch die geflagte wird daher straffrei erklärt. Sonntagsarbeit hat eine wesentliche Einschränkung dadurch erfahren, Wickelt man aus diesem Drum und Dran den einfachen daß der Transportarbeiter- Verband deswegen wiederholt Eingaben Tatbestand heraus, so ergibt sich folgendes: Ein Ausgesperrter an die Polizeibehörde richtete und die Behörde das Verlangen der und ein Arbeitswilliger geraten in Streit. Der Arbeits- Eiswerkbefizer um Freigabe der Zeit vor 5 Uhr morgens und der willige läuft hinter dem Ausgesperrten her und schlägt diesen mit seiner Staffeeflasche mehrmals über den Kopf. Der Mißhandelte wehrt sich und wird dafür von den bürgerlichen Beitungsschmarokern als" Terrorist" durch die Presse, vom Staatsanwalt vor den Richtertisch geschleift. Dem lieben Arbeitswilligen wird kein Haar gekrümmt.
Lina
Zum Besten der hungernden Frauen und Kinder der streifenden Bergleute im Ruhrgebiete hatten die Herren Hanns Heinz Ebers und Roda Roda unter Mitwirkung einer Schar be= fannter Künstler und Künstlerinnen einen„ Abend" in der Festhalle des Zoologischen Gartens am Dienstag veranstaltet. Feste zugunsten Streitender und ihrer Angehörigen pflegen gewöhnlich ein anderes Bild aufzuweisen als es die gestrige Veranstaltung bot. Berlin W. war in Balltoilette zahlreich erschienen, man konnte annehmen, sich in einer unter dem Patronat von Ministerdamen stehenden Wohltätigkeits- Soiree zu befinden. Das Programm war dem Zwed des Abends wenig angepaßt, aber das zeugt von dem Geschick der Arrangeure, die ihr Publikum kennen. Die in Fülle gebotene Cabaret- Kunst wurde mit ungeteiltem freudigen Beifall aufgenommen. Marietta de Ricardo als Tänzerin, Boffen Lassen, die Sängerin russischer, holländischer und bretagnischer Volkslieder; Beatrice Mého, Marya Delward, Käthe Hyan ; die Herren Ebers, Roda Roda, Henry, Hyan, Koppel boten ihr Bestes. Etwas Lyrit, Satire in Poesie und Prosa, Tanz, ernste und heitere Lieder wechselten in bunter Folge. Bei der durch leichte und leichtere Kunst fröhlich angeregten Stimmung war es eine gewiß nicht leichte Aufgabe, die soziale Bedeutung des gewaltigen Kampfes im Ruhrgebiet zu erörtern. Herr Pfarrer Naumann schilderte in schönen und packenden Worten das schwere Bergmannslos. Es gelang ihm, die Aufmerksamkeit der Anwesenden zu fesseln und zum erstenmal lernten wir ihn als Realpolitiker fennen. Seine Rede lang in der Aufforderung aus:" Von Ihnen Sympathien, Ihren Stimmungen wird feine hungernde Frau, tein hungerndes Kind satt. Betätigen Sie Ihre Sympathien, geben Sie Geld nach Ihrem Vermögen." Schnell wurde dieser Ruf in die Tat umgesetzt. Einige Damen unternahmen Sammlungen, und auf ihren Tellern häuften sich Geldstücke. Später begann der Tanz.
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Wie sagte doch ein Crimmitschauer Streitbrecher? ,, Wir Arbeitswilligen können einen totschlagen!" Berlin und amgegend.
Regelung des Ueberstundenwesens in den Siemens- Halske- und Der finanzielle Erfolg dieser Veranstaltung dürfte nicht gering Siemens- Schuckert - Werken. Bekanntlich befaßte sich vor kurzem eine sein, der Eintrittspreis von 10 Mark war auf ein zahlungsfähiges große Versammlung der Arbeiter und Arbeiterinnen dieser Werke in
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sogenannten Kirchenstunden ablehnte. Da es auch in einigen Fällen mit Hülfe der Organisation gelang, Maßregelungen von Kollegen wieder rückgängig zu machen, so haben die Eisfutscher und-Arbeiter den Wert der Organisation jetzt schäzen gelernt und steht zu erwarten, daß sie fünftig noch energischer bestrebt sein werden, für die Verbefferung ihrer Lohn- und Arbeitsverhältnisse einzutreten.
Die Berliner Zimmerer sind in eine Tarifbewegung eingetreten. Der Zimmerertarif läuft gleichzeitig mit dem Tarifvertrag der Maurer am 1. April d. J. ab. Zu den Verhandlungen über eine eventuelle Vertragsverlängerung haben nun die Zimmerer den Arbeit. gebern unter anderem die Forderung unterbreitet, vom 1. April 1905 ab den Stundenlohn von 70 auf 75 Pf. zu erhöhen. Außerdem sollte der Geltungsbezirk für den Berliner Lohnfah auch auf die Ortschaften Borsigwalde , Dalldorf , Hohen- Schönhausen, Ober- und