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Nr. 14. 24. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Fourstag, 17. Januar 1907.

Der Wahlkampf in Groß- Berlin.

Wahlschwindel.

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Ist demnach Stadthagen   aus der Anwaltschaft ausgeschlossen, tun möchten, weil wir ein Herz für die Arbeiter haben." Das weil er für Laienrichter an Stelle der gelehrten Richter lebhaft flingt ein bißchen sehr patriarchalisch. Aber der Liberalismus öffentlich eintrat, so gereicht diese Ausschließung ihm lediglich hat sein Herz für die Arbeiter" erst von dem Augenblick zur Ehre. Gerade diese Verurteilung zeigt, wie wichtig das Verlangen des Ersatzes des gelehrten" Richtertums durch Laien- an entdeckt, wo die Arbeiterklasse ihn dazu zwang", indem sie richter ist. ihn zu verlassen begann und sich der Sozialdemokratie zuwandte. Gegen den sozialdemokratischen Kandidaten des Niederbarnimer Kreises, den Genossen Stadthagen  , wiederholt die" Post" zum schließungsgrund geltend gemacht, daß er als Verteidiger dem zurückführen lassen. Den Gang der Weltgeschichte, der nach einem In demselben Urteil wird ferner gegen Stadthagen   als Aus- Die Arbeiterklasse wird durch keinen Reicke sich zum Liberalismus wer weiß wie bielsten Male die alberne Behauptung, Genosse Landgerichtsdirektor Brausewetter gegenüber Ablehnungsgesuche Dichterwort das Weltgericht ist", hält auch er nicht auf. Stadthagen   sei wegen Gebührenüberhebung aus dem Rechtsanwalts- mit der detaillierten Behauptung begründet hatte, Brausewetter stande ausgeschlossen worden, habe auch in Getreidespekulationen sei unfähig, in politischen Prozessen objektiv zu denken und zu endlich erreichte Einigung" in der Versammlung als glück­Herr Reicke ist Kandidat des gesamten Liberalismus, dessen gemacht. Bei jeder Wahl ist das antisemitische Gelichter mit diesem urteilen. Unsinn hausieren gegangen und es wäre sonderbar, wenn es dies- durch Selbstmord im Irrenhause. Wenige Jahre nach diesem Urteil starb Brausewetter verheißend gepriesen wurde. Da wird man also sehen können, wie Die Aufsehen erregende Art mal anders wäre. Sachlich können eben unsere Gegner nicht an seiner Urteile in Verbindung mit diesem Ende des Herrn Brause- start die einigen Liberalen" find. Für den zweiten Kreis wünſchen uns heran, und so versuchen sie es mit persönlichen Invektiven, und wetter beweist, wie zutreffend Stadthagen   über ihn in Ausübung und hoffen wir, daß das Wort Goethes, mit dem Herrn Reices seien sie auch hundertmal als grober Schwindel gekennzeichnet feiner Pflicht als Verteidiger geurteilt hatte. 3weifellos war Kandidatenrede anhub, sich an den freisinnigen Enthusiasten be­worden. Was die Lüge von der Getreidespekulation betrifft, so ist Brausewetter schon irrsinnig, als er noch als Richter fungierte. wahrheiten möge aber in einem parodistisch umgedeuteten sie in den verschiedensten Versammlungen, die stattfanden, schon Dies ist im Reichstage ausführlich dargelegt. hinreichend beleuchtet worden; die" Post" selbst hat ja Stadthagens Sinne. Möge jeder unserer Genossen, jeder Wähler, der erkannt Ist demnach Stadthagen   aus dem Anwaltsstande ausgeschlossen, Berichtigung im Juli vergangenen Jahres auf Grund des Preß- um den unentwegten mutigen Streiter gegen jedes Unrecht wirt hat, daß der Sozialdemokratie die Zukunft gehört, am gesetzes gebracht. Und wenn wir heute nochmals zum schaftlich zu schädigen und ihn als politischen Gegner zu strafen, so Wahltage seine Pflicht tun. Dann wird am Abend des leberdruß auf den Vorwurf der Gebührenüberhebung zurüd muß noch ein Punkt aus dem Ehrengerichtsurteil angeführt werden, 25. Januar mancher der begeisterungstrunkenen Freisinnigen, bei tommen, so nur zu dem Zweck, um auf Grund urkundlichen der besonders klar die Situation beleuchtet. Es ist nämlich in dem allem Respekt vor Goethe, ernüchtert seufzen:" Das beste, was Materials wieder einmal zu zeigen, wie unsere Gegner zu lügen Ehrengerichtsurteil gegen Stadthagen   noch ein Vorwurf erhoben, wir von der Geschichte" hatten, war in der Tat der Enthusiasmus, verstehen. der nie Gegenstand der Anklage gewesen war: er habe bewußt Ge- den sie erzeugte." bühren überhoben. Sofort stellte Stadthagen   wegen dieses völlig unbegründeten Vorwurfs Strafantrag gegen fich selbst(§ 352 des Der Nationalliberale Berein hat gestern eine Versammlung Strafgesetzbuches). Die Staatsanwaltschaft schüßte vor, der Reichs­tag muß erst die Genehmigung erteilen, die Staatsanwaltschaft abgehalten, in der ein Herr Geheimrat und Professor Kahl in echt nationalliberaler Weise redete. Gegen Zentrum und Sozial­lehnte es ab, die Genehmigung nachzusuchen. Nunmehr beantragte demokratie lautet auch die Parole der Nationalliberalen. Ganz Stadthagen   im Reichstag, die Genehmigung zur Strafverfolgung gegen ihn zu erteilen, damit er in öffentlicher Verhandlung die nationalliberal empfahl der Herr Professor, sich da, wo die Möglich ungereimtheit des Vorwurfs, der vom Ehrengerichtshof erhoben feit des Sieges des gemeinsamen Gegners bestehe, der Partei war, enveisen tönne. Der Reichstag gab dem Antrag am 26. April anzuschließen, die die stärkste ist. Also: Je nachdem, wie's gerade 1893 einstimmig statt. In der Verhandlung des Reichstages äußerte trifft! auch der konservative Abgeordnete Freiherr   v. Unruhe- Bomst sein Befremden über das Vorgehen der Staatsanwaltschaft. Einschreiten gegen Stadthagen   ab, weil keine strafbare Gebühren­Die Staatsanwaltschaft lehnte nunmehr ein strafrechtliches Heute abend findet in den Johannissälen, Johannis­überhebung seitens Stadthagens vorliege. Die Oberstaatsanwalt- ftraße 20, eine Wählerversammlung statt, in der Genosse Arons schaft und der Justizminister schlossen sich dieser Auffassung an. referiert. Näheres siehe Inserat. die Richter des Ehrengerichtshofes, die diefen Vorwurf gegen ihn Stadthagen   hat dann noch öffentlich in Rede und Schrift gegen erhoben hatten, den Vorwurf bewußter Rechtsbeugung erhoben und gebeten, wegen dieses Vorwurfes öffentlich Antlage gegen ihn zu erheben. Es ist Antlageerhebung unterlassen, und das, obwohl gegen Stadthagen   wegen seiner unerschrockenen Wahrnehmung der Rechte feiner Klienten und wegen öffentlicher Reden in nicht weniger als 42 Fällen Anklagen erhoben sind, von denen freilich nur 12 zu Verurteilungen( zu über 2000 Mark Geldstrafe und zu mehr als 15 Monate Gefängnisstrafe) führten.

Wie steht es mit der Ausschließung Stadthagens aus dem Anwaltsstande? Der Sachverhalt ist folgender: die Berufs­genossen des früheren Rechtsanwalts Stadthagen   haben den zu wiederholten Malen gestellten Antrag auf Ausschließung Stadt­Hagens aus dem Anwaltsstande abgelehnt. In dem Verfahren, das auf Ausschließung eines Rechtsanwaltes aus dem Anwalts. stande abzielt, fungiert in erster Instanz das nur aus Rechte anwälten gebildete Ehrengericht. Dieses lehnte stets die auf Aus­schließung des Rechtsanwalts Arthur Stadthagen   gerichteten An­träge ab. Als zweite und letzte Instanz fungiert der Ehrengerichts­hof in Leipzig  . Dieser besteht aus vier Reichsgerichtsrichtern und drei Anwälten. Auch hier haben die Anwälte stets gegen die Aus­fchließung geftimmt; die die Mehrheit des Ehrengerichtshofs bilden den Reichsgerichtsrichter haben dem Antrag auf Ausschließung jedoch am 17. November 1892 ftattgegeben. Die Gründe, welche zur Ausschaft schließung geführt haben, sind politischer Natur und sind in der Oeffentlichteit seinerzeit ausführlich besprochen. Nicht ein Schatten irgend welcher Unehrenhaftigkeit liegt auf feiten Stadthagens vor. Offenbar nehmen im Niederbarnimer Wahlkreise fonservative Gegner unserer Partei an, die Sachlage selbst sei in Vergessenheit geraten und nunmehr könne der Ausschluß Stadthagens für ihre unsauberen Zwede fruttifiziert werden. Wir rufen deshalb in Kürze die Gründe, mit welchen die Ausschließung Stadthagens be­schloffen wurde, in Erinnerung. Die Leser mögen entschuldigen, daß wir dies rein persönliche Gebiet betreten, wir sind durch die wiederholten Lügen unserer Gegner hierzu veranlaßt.

Im Jahre 1886 bezeichnete die Staatsanwaltschaft die Be­hauptung Stadthagens, der Vorstand des Arbeiterinnenvereins sei aus politischen Rücksichten unter Anklage wegen Verlegung des Vereinsgefeßes geftellt, als unerhörte, verlegende Unterstellung" und verlangte Stadthagens Bestrafung. Das Gericht nahm als er­wiesen an, daß die Strafverfolgung politische Zwede im Auge ge­habt habe und wies in beiden Instanzen die Anklage ab.

Die Ausschließung Stadthagens aus dem Anwaltsstande, die gegen die Stimmen seiner Berufsgenossen durch gelehrte Richter erfolgte, ehrt demnach ihn. Sein Ehrenschild ist rein. Auf die po­litischen Gegner, die ihn zu beflecken suchen, fällt der Anwurf zurüd. Statt mit fachlichen Gründen zu kämpfen, suchen jene die Auf mertjamkeit der Leser durch unwahre persönliche Verdächtigungen abzulenten.

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Freifinniger Enthusiasmus.

Im Jahre 1887 verlangte die Oberstaatsanwaltschaft die Aus­fchließung Stadthagens, weil Stadthagen   als Verteidiger in der Straffache gegen den Vorstand des Arbeiterinnenvereins die Nun ist auch im zweiten Kreis die endgültige Auf­frivolften Berleumdungen, die schwersten, völlig unbegründeten Bestellung des Freisinnskandidaten vollzogen worden. hauptungen in 13 Fällen aufgestellt habe." Die Berufsgenossen Der Bürgermeister Reide, mit dem der Freifinn einen ganz Stadthagens wiesen das Berlangen der Oberstaatsanwaltschaft ab. besonders glüdlichen Griff getan zu haben glaubt, hielt am Diens­Das Ehrengericht nahm an: zweifellos habe Stadthagen   in allen tag vor einer Versammlung freisinniger Wähler seine Kandidaten Bunkten lediglich die Rechte feiner Klienten wahrgenommen und rede und wurde dann einstimmig zum Kandidaten des Liberalismus habe mit allen von ihm aufgestellten Behauptungen recht. Nur habe er in zwei Fällen durch die Form das Gericht und die Staats- proklamiert. anwaltschaft verlegt. Es belegte ihn mit einem Verweise. Die zweite Instanz in Leipzig   sprach Stadthagen   auch in dem zwölften Buntte frei, beließ es aber wegen des dreizehnten Punktes( Be leidigung der Staatsanwaltschaft) bei dem Verweise.

Im Jahre 1888 beantragte die Oberstaatsanwaltschaft aber mals die Ausschließung Stadthagens wegen Beleidigung der Ober­Staatsanwaltschaft: beide Instanzen lehnten den Antrag ab, der Ehrengerichtshof belegte aber Stadthagen   mit einem Verweise und 1000 M. Geldstrafe.

Im Jahre 1890 beantragte die Oberstaatsanwaltschaft aber mals, und zwar aus den nachstehend geschilderten Gründen, Aus­fchließung Stadthagens aus dem Anwaltsstande.

werde.

Wählerversammlungen. Erster Wahlkreis.

Dritter Wahlkreis.

Ritter- Säle und Dresdener   Garten statt, in welcher die Genossen Heute abend finden zwei Wählerversammlungen in Voigts Dr. Wehl und Paul John über den bevorstehenden Wahlkampf sprechen werden. Bierter Wahlkreis!

versammlungen. Tagesordnung: 1. Der Wahlkampf und die bürger­Heute Donnerstag, den 17. Januar, abends 8 Uhr: Neun Volts­lichen Barfeien. 2. Freie Diskussion.

Die Lokale find folgende: Sellers Festfäle, Koppenstraße 29; Elysium, Landsberger Allee   41; Litfin, Memelerstr. 67; Martgrafen­fäle, Markgrafendamm; Boeker, Weberstr. 17; Drachenburg  , Bor dem Schlesischen Tor; Graumann, Naunynftr. 27; Urania, Wrangel­straße 9-10; Süd- Dit, Waldemarstr. 75.

Referenten: Stadtv. Paul Hirsch  , Sekretär A. Nitter, Ab. Kohn, May Schütte, Stadtv. Emil Basner, Wilh. Gründel, Hugo Heimann, Karl Henschold, Redakteur Karl Wermuth  . Regen Besuch erwartet Das sozialdemokratische Wahlkomitee. Sechster Wahlkreis.

Donnerstag, den 17. Januar, abends 8 Uhr: Zwei öffentliche Wählerversammlungen bei Groterjahn, Schönhaufer Allee Nr. 130, in Fröbels Allerlei- Theater, Schönhauser Allee   Nr. 148. Tages­ordnung: Der Wahlkampf als Kampf gegen die Reaktion". Re­ferenten find die Genossen Julian Borchardt   und Ernst Brückner. 8ahlreichen Besuch erwartet Das fozialdemokratische Wahlkomitee. Wahlversammlungen.

Erster Wahlkreis.

Bevor Herr Reide sein politisches Glaubensbekenntnis ab­legen durfte, gab Landtagsabgeordneter Wiemer ein Referat über die Bedeutung der Neuwahlen. Herr Wiemer suchte den Nachweis zu führen, daß die Freisinnige Volkspartei  , wiewohl sie diesmal nicht gegen die Regierung, sondern an ihrer Seite tämpft, ihre Vergangenheit nicht verleugne. Er versprach Nach den Arm inhallen hatten die Genossen am Dienstag auch, daß der Freiſinn, bei allem Verlangen nach mehr Einfluß eine Versammlung einberufen. Die Wähler waren dem Rufe in auf Gefeßgebung und Verwaltung, seine Grundsäße niemals preis- großer Zahl gefolgt, so daß der Saal bis auf den letzten Plaz ge­geben Stärkung der füllt war. Genosse Oskar Cohn   kennzeichnete in seinem beifällig des Einflusses Liberalen das sei die Hoffnung, deren endliche Erfüllung politische Schwäche und Saltlosigkeit des fich liberal nennenden aufgenommenen Vortrage die gegnerischen Parteien, besonders die jetzt erwartet werde, das sei das wichtigste Ziel, auf das dieser Bürgertums. Genosse Arons, der als Kandidat eine An­Die Anklage der Oberstaatsanwaltschaft legte Stadthagen   zur Wahlkampf fich richten müsse. sprache an die Versammlung hielt, begann mit einem Hinweis Laft, am 1. Juli 1889 zu Friedrichsberg und am 18. Juli 1889 zau Gegen wen wird vom Freisinn der Wahlkampf geführt? Herr auf die debote Haltung des Freisinns, namentlich der kommunalen Berlin   Vorträge gehalten zu haben, die zur Auflösung der Ver- Wiemer nannte nur zwei Gegner: das Zentrum und die Sozialdemo- Vertreter dieser Partei bei Fürstenempfängen. Man sage, der fammlung auf Grund des Sozialistengefeßes Anlaß gaben", sowie tratie. In seinem Referat sicherten wir Sozialdemokraten Kaiser werde durch seine Umgebung über die Stimmung des Volkes am 25. August 1889 ein Hoch auf die Sozialdemokratie auf der Dorfstraße zu Neuendorf ausgebracht zu haben, hierdurch aber Anbegehrlich, wie wir nun mal sind uns selbstverständlich den falsch unterrichtet. Das möge richtig sein. Aber auch die Frei­laß zu der Annahme gegeben zu haben, daß er den Bestrebungen, Löwenanteil. Herr Wiemer bekundete: Von persönlicher Kampfes- finnigen tragen dazu bei, daß der Kaiser ein unzutreffendes Urteil gegen die das Sozialistengesek gerichtet ist, sich angeschlossen habe; weise und von Berunglimpfungen des politischen Gegners wollen von Berlin   entblößten Hauptes in der Haltung eines Lafaien am über die Ansichten des Voltes erhält. Wenn der Oberbürgermeister ein solches Verhalten sei aber mit der Würde des Anwaltsstandes wir uns fern halten." Aber das hinderte ihr nicht, über die Brandenburger Tor   die Gäste des Kaisers begrüßt, so muß ja der unvereinbar." Diese Anklagen lehnte das Ehrengericht ab. Auf Person des Kandidaten der Sozialdemokratie, unseres Genossen Kaiser   in den Glauben bersetzt werden, daß das Bolt ihm, seinem Beschiverde gab das Kammergericht der Anklage statt. Nunmehr Richard Fischer, all jene Entstellungen und Ver- Tun und seiner Regierung zujubelt. Die Massen des Boltes aber sprach das Ehrengericht Stadthagen   frei. Die auch dieserhalb ein- leumdungen zu wiederholen, mit denen die Freisinnigen des sind mit der Regierung und ihrer Politik nicht einverstanden. Das gelegte Berufung wurde auch vom Ehrengerichtshof mit 5 gegen zweiten Streifes ihren Kampf wirksamer" zu machen suchen. zeigte Genosse Arons an verschiedenen Beispielen aus der letzten 2 Stimmen berworfen. Der Ehrengerichtshof benutte aber einen ähnlichen Bunkt zur Aufrichtig gemeint war Wiemers Vorwurf, daß die Sozialdemokratie Beit. Der 25. Januar gibt uns Gelegenheit, zu zeigen, wie das Ausschließung Stadthagens. Die Oberstaatsanwaltschaft hatte Klaffentampf treibe und die Arbeiter gegen die Arbeitgeber auf- Bolt über die Regierung und über die Politik der herrschenden nämlich ferner den Ausschluß Stadthagens mit folgender Be- heye. Den klassentampf- ja, ben haffen und fürchten die lassen denkt. Der lebhafte Beifall, der den Ausführungen des ja, den haffen und fürchten die Redners zuteil wurde, bewies, daß die Versammelten entschloſſen Führer des liberalen Bürgertums mit der ganzen Kraft ihres find, alles daran zu sehen, um den ersten Berliner   Wahlkreis der Herzens, weil er die herrschende Klasse an ihrer empfindlichsten Sozialdemokratie zu erobern. Stelle trifft.

gründung verlangt:

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mit Berlaub!

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" Im Jahre 1889 hatte Stadthagen   einen Vortrag über Bolts recht und Juristenunrecht" im sozialdemokratischen Wahlverein ge­halten. Er hat dabei ausgeführt: Es ist dem Gesetz entsprechend, Auch Herr Reide glaubt jest, er habe das Zeug dazu, ein Versammlung für die Wähler des ersten Kreises statt. Auch diese In Beyers Saal in der Fischerstraße fand ebenfalls eine daß die der Regierung direkt unterstellten Verwaltungsbeamten den Führer" des Liberalismus zu werden. Mit der Kandidaten Versammlung war gut besucht. Zuerst sprach Genosse Arons Anweisungen der Regierung gehorchen. Aber auch die Richter müßten streben, sich der Regierung genehm zu machen, denn da kein rede, die er hielt, scheint er uns vorläufig den Befähigungs- zu seinen Wählern. Dann hielt Genosse& unge einen Vortrag, Altersaufrückungssystem bestehe, so werden naturgemäß die der Ne- nachweis noch nicht erbracht zu haben. Zwar dankte ihm seine Zu- worin er flar und anschaulich die politische Situation beleuchtete gierung Genehmen zu höheren Richterstellen befördert. Laien hörerschaft die freisinnigen Wähler des Wahlkreises der Vor- und den Wählern zeigte, daß jeder, dem die Rechte und die Inter­richter seien böllig unabhängig, die gelehrten Richter nicht. Der nehmsten, mindestens der Reichsten" mit jubelndem Applaus.   effen des Voltes am Herzen liegen, feinem anderen als dem Kandi­Richter werde leicht danach trachten, sich der jeweiligen Regierung Aber vielleicht hat auch in dieser beifallsfreudigen Freundeschar daten der Sozialdemokratie feine Stimme geben kann. genehm zu machen. In den höchsten Richterstellen befinden sich der eine und der andere doch nicht ganz den Gedanken unter­nur solche Männer, welche gegen die Regierung nicht opponieren. brüden können, daß Herr Reide eigentlich das ist, was man Im zweiten Berliner   Reichstagswahlkreis Unparteilichkeit der Richter werde nur durch Laiengerichte, die aus tagten am Dienstag zwei von fozialdemokratischer Seite einberufene ein großes Kind" nennt. Da sind die Caffel, Wählerversammlungen, die ausgezeichnet besucht waren und Zeugnis allen Gesellschaftsklassen zusammengesetzt sind, garantiert, vor allem vermögen nur diese das Gefühl unparteiischer Rechtsprechung bei Rosenow und Konsorten doch andere Kerle"! Wir glauben nicht, ablegten von dem regen Interesse an der Frage, welcher Partei am Sem Rechtsuchenden zu erwecken." Das Ehrengericht lehnte den daß Herr Reide es noch lernen wird, all die Trics zu beherrschen, 25. Januar die Krone des Sieges zufallen solle. Antrag der Oberstaatsanwaltschaft ab und sprach Stadthagen   frei, mit denen diese geriebenen Freisinnsführer die Wählerschaft zu Jm überfüllten Saale des Hofjägerpalastes in der weil er lediglich einen theoretischen Vortrag über den Vorzug der beschwagen suchen. Hafenheide schwang Genosse Wolfgang eine die Geißel Laienrichter vor den gelehrten Richtern und die größere Un- Mit einem Goethe- Wort begann Herr Reide:" Das beste, was scharf ironischer Kritit über den Lügnern und Berleumdern, die jetzt abhängigkeit der ersteren gehalten habe." Der Ehrengerichtshof wir von der Geschichte haben, ist der Enthusiasmus, den u. a. auf bunten Bilderblättern agitiren gehen, worauf fürchterlich gab aber dem Antrage auf Ausschließung am 17. November 1892 fie erzeugt." Auf diesen Ton ungefähr war die ganze Rebe ge- anzuschauende Eremplare von Hottentotten deutsche Farmer gräßlich statt. In dem Urteil heißt es wörtlich: abmurksen. Das ist Wahrheit!" stehe darüber. Nein, mit Verlaub, Richtig ist, daß der Rechtsanwalt durch seinen Beruf an sich stimmt. Das schlug ein; denn durch nichts läßt der freisinnige alles, was darauf gemalt und gedruckt sei, ist Schwindel!( Biel­nicht verhindert wird, eine öffentliche politische Tätigkeit innerhalb Bersammlungsbesucher so leicht sich enthusiasmieren, wie durch faches Sehr richtig! und Bravo!) Seit 1887 sei noch bei feiner der gefeßlichen Schranten auszuüben. Wenn aber hier der An- tönende Worte. Von der lichten Höhe, auf der die Dichter und Wahl von den Gegnern mit so viel Lüge und Verdrehung gearbeitet geschuldigte die Berufsrichter und insbesondere die höheren Richter Denter wandeln, stieg der Politiker Reide ein wenig herab, als worden als jetzt. Dies zu zeigen unternahm Redner im weiteren, durchschnittlich des Strebertums und der Abhängigkeit gegenüber er seine Ansichten über die Sozialdemokratie vortrug. wobei er grausam den Schlagworten der angeblichen der Staatsregierung bezichtigte, wie dies feine Zugeständnisse er Da versuchte auch er durch jene Mittel zu wirken, die das Haupt- Patrioten zu Leibe rückte und dartat, daß von allem wahr geben, und wenn er diese Bezichtigungen in einem für eine größere rüstzeug im Kampfe des Freisinns gegen die Sozialdemokratie nur sei das Wort: Stampf gegen die Sozialdemokratie." Dem Volksmenge beſtimmten Vortrage vorbrachte, so verlegte er damit bilden, durch gebantenloses Nachbrauchen abgerissener Schlagwörter, wiederholte Beifall der Versammlung wuchs zu einem die besonderen Pflichten seines Berufes. Er mußte berücksichtigen, wie Berhebeung gegen die Arbeitgeber"," Bergewaltigung der die Wahl des Sozialdemokraten Richard Fischer auch im zweiten Begeisterungssturni an, als Redner dazu aufrief, durch daß er den Stand herabwürdigte, mit welchem er als Organ der Rechtspflege zusammen zu wirken berufen war, und mußte fich Arbeiter" usw. Seine Stellung zur Arbeiterfrage faßte Streise die richtige Antwort zu geben. Nachdem Genosse Bvlenske fagen, daß er durch solche Herabwürdigung ein ferneres erfolg- Reide in den Sak zusammen: Wir wollen nicht durch Terrorismus in der Diskussion u. a. das Verhalten des liberalen Kandidaten reiches Zusammenwirten bereitelte." gezwungen werden, das für die Arbeiter zu tun, was wir sehr gern Bürgermeisters Neide aur Urlaubsfrage der städtischer Arbeiter gerügt

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