sind, auch nur die schlimmsten Auswüchse der Heimindustrieund der Heimarbeit ernstlich zu beseitigen? Wäre dem so, somüßten sie den von der sozialdemokratischenReichstagsfraktion ausgearbeiteten Ent-Wurf über die Regelung der Heimarbeit, dervon Dr. Bittmann auch gesetzestechnisch als vor-züglich bezeichnet wird, akzeptieren und ihnzum Gesetz erheben. Das Scharfmachertum hat nachdem Siege der Blockparteien heute einen größerenEinfluß auf Regierung und Parlament denn je. Unddaß diese modernen Herrenmenschen auch selbst dort kein Ge-fühl für die Leiden der arbeitenden Schichten besitzen, wo nichtihr Profit im Wege steht, lehrt die Erfahrung. Erst die auf-gepeitschte öffentliche Meinung kann sie zwingen, zur Ab-stellung der allerschlimmsten Mißstände zögernd die Hand zubieten. Dazu, daß das öffentliche Gewissen geweckt wird,dazu wird das wertvolle Werk des Nachfolgers Wörishoffersin der badischen Fabrikinspektion erheblich beitragen.politische Geberfubt.Berlin, den 11. April 1907.Sozialpolitik.Die Mängel der bürgerlichen Sozialpolitik wurden heutem großen Zügen vom Abg. Dr. Naumann im Reichstagkritisiert, der freilich versuchte, die Schuld an der Unfrucht-barteit der deutschen Sozialgesetzgebung dem Bundesrat indie Schuhe zu schieben, um die bürgerlichen Parteien zu ent-lasten. Dabei konstatierte Naumann, daß eine Majoritätfür eine Reihe sozialpolitischer Forderungen im alten wie imneuen Reichstage vorhanden war, daß sie aber Jahr für Jahrreferierend und bittend vor dem Bundesrat gestanden habe,der leider ihren Wünschen nicht nachgab. Mit dieser Darstellung konstatierte er unbeabsichtigt selbst die Schuld derParteien an der Verschleppung sozialpolitischer Fragen undFordeningen, und unser Genosse Hoch zeigte in seiner Redenachher scharf, wie die Mehrheit der bürgerlichen Parteiensich vor dem Bundesrat duckt und sich diese Verschleppunggefallen läßt, weil sie unter dem Einfluß der Großindustrieund des Kapitalismus steht.Hatte Naumann die Struktur der modernen Pro-duktion mit bürgerlichen Strichen scharf gezeichnet und derEntwickelung entsprechend eine Organisation der Produk-tionsfaktoren gefordert, die er mit dem Ausdruck„Industrie-Parlamentarismus" bezeichnete, hatte er ferner zur Sicherungeiner guten„Arbeitsverfassung" Arbeiterkammern/, Sich«-ruiig und Erweiterung des Koalitionsrechts sowie ein Reichs-vcreinsgesetz verlangt, so führte Genosse Hoch dagegen denNachweis, daß durch die Handhabung und Auslegung dereinschlägigen Gesetze den Arbeitern zum Teil wieder g e-n o m m e n wird, was ihnen diese Gesetze garantierensollten! Drastisch führte er diesen Beweis bei der Besprechungder Rentenquetscherei und des Bestrebens, den Krankenkassendie Selbstverwaltung zu beschneiden oder gar zu nehmen.Das Streben Naumanns, die Zustände im bürgerlichenStaat zu idealisieren und damit Zufriedenheit in die Ar-beiter zu pflanzen, scheitert an der nackten Tatsache, daß, wieHoch sagte, das den Arbeitern gewährte Recht ein K l a s s e n-recht ist, das selbst durch eine Begeisterung für die Rechteder Arbeiter, wie sie Naumann verzapfte, nicht idealisiertwerden kann.Graf Posado wsky bezeichnete die Rede Naumannsals ein„philosophisches Programm" und bestritt, daß Deutsch-lands Sozialgesetzgebung hinter den anderen Staaten zurück-stehe. Der Staatssekretär erkannte an, daß ein Reichs-Vereinsgesetz das Gesetz über die Berufsvereine sehrvereinfachen würde und meinte, das zu erwartende Reichs-Vereinsgesetz müsse ein modernes Gesetz sein. Die überdiese Ansicht erschreckten Junker beruhigte er jedoch sogleichdurch die Bemerkung, daß dieses Gesetz zugleich die„Sicher-heit der öffentlichen Ordnung" verbürgen müsse! Airderskann sich eben ein konservativer Staatsmann ein modernesGesetz nicht vorstellen, als daß der Polizeiknüppel neben dasGesetz gelegt wird. Recht unglücklich exemplifizierte derStaatssekretär auf das Gesetz, das unter Hohenlohe das Ver-bot des Jnverbindungtretens der Vereine aufhob; denn sxineAusführungen bestätigten nur, daß der Staat mit Gesetzenhinterhergehinkt kommt, tvenn die Entwickelunglängst auf eine andere gesetzliche Regelung der Zustände hin-gedrängt hat. So ist es auch mit der Vereinheitlichung derArbeiterversicherung, zu deren gesetzlicher Regelung es derLegierung angeblich an Arbeitskräften mangelt. Nau-in a n n sowohl wie Hoch kritisierten das Armutszeugnis.das sich die Regierung selbst ausstellte, und es steht außerZweifel, daß die Schwierigkeiten nur in den bureaukratischenVerklausulierungen liegen, ohne die nun einmal die Regie-rung sozialpolitische Reglementierungen nicht unternim/int.!Es fehlt dieser Gesetzgebung der größere Zug humaner undeinfacher Gestaltung, für die leider die Jnteressenwirt-schaft des Unternehmertums, wie sie auch im Reichstag vonden bürgerlichen Parteien vertreten wird, ein Hindernis ist.Außer dem Hinweis Posadowskys darauf, daß Vorberei-tungen zu einem Reichsvereinsgesetz getroffen werden, ergabauch heute die Debatte nichts Positives, wenn auch der Staats-sekretär auf die Anzapfungen Hochs noch die Erklärung ab-gab, daß er für einheitliche Renten an die versicherten Ar-beiter schon früher eingetreten sei und daran festhalte.Gegenüber der Kleinlichkeit der gesetzgeberischen Sozial-Politik amtlicher Kreise sowie der bürgerlichen Parteien be-tonte Genosse Hoch die Notwendigkeit der Selbsthülfeder Arbeiter durch straffe wirtschaftliche und politische Organi-sierung, die den Widerstand gegen reaktionäre Pläne stärkeund Erfolg im Kampfe für die Interessen der Arbeiter ver-spreche.Die Fortsetzung der Beratung wurde auf morgen ver-tagt.—_Von den höheren Schulen.Das Abgeordnetenhaus erledigte heute zunächst den Etat derUniversitätsverwaltung in einer Art von Debatte, die der Präsidentvon Kröcher dadurch kennzeichnete, daß er die Abgeordneten bat.ihre Privatgespräche doch wenigstens nicht lauter zu führen, alsder Redner spräche, weil er den doch wenigstens hören müsse!In der Tat hatte niemand an den SpezialWünschen für Bonn,Münster, Braunsberg usw. ein besonderes Interesse, als der be-treffende Redner, der sich gerade seinem Wahlkreis zur Wieder-wähl zu empfehlen suchte.Etwas großzügiger— wenn man diesen Ausdruck vom Drei-klasscnparlament gebrauchen darf— waren die folgenden Debattenbeim Kapitel der höheren Untcrrichtsverwaltung: Ein national-liberaler Antrag forderte die Regierung auf, die Initiative zu er-greifen, um eine Verschmelzung der verschiedenen Stenographic-shsteme herbeizuführen und dann dieses Einheitssystem als obliga-torischen Lehrgegenstand in den höheren Schulen einzuführen. DerAntrag wurde von allen Parteien mit guten Gründen unterstützt;er ist gerade jetzt besonders zeitgemäß, weil die Vertreter der ver-schiedenen Stenographiesysteme selbst auf einer Tagung inEisenach die Vereinheitlichung als wünschenswertes Ziel hingestellthaben; er kommt auch den Arbeitern zugute, weil gerade sie amehesten sich verleiten lassen, eines der kleinen, unbekannten undunpraktischen Systeme zu erlernen. Natürlich kostete es viel Mühe,dem Kultusminister Dr. v. Studt klarzumachen, worum es sichhandelte und was er tun sollte. Er versicherte einmal über dasandere, er könne nicht ein Stenographiesystem unter Benach-teiligung aller übrigen in die preußischen Schulen einführen! Erstallmählich gelang es den vereinten Bemühungen von vier Abgeord-neten, ihm klar zu machen, daß erst ein einheitliches System mitHülfe der Unterrichtsvcrwaltung geschaffen werden sollte, unddann sagte er wohlwollendes Interesse zu.Den Rest der Sitzung füllte die Debatte über einen AntragErnst sfrs. Vg.): die Lehrpläne der Volksschulen und der höherenSchulen organisch zu verbinden(so daß der Uebergang von dereinen in die andere erleichtert sei) und die Vorschulen allmählichabzuschaffen. Der Abg. Ernst konnte sich in der Begründung seinesAntrages auf das Beispiel nicht nur vieler ausländischerStaaten, sondern auch Bayerns und Westfalens berufen, wo dieSöhne der reichen Leute— wenigstens in den ersten drei Sckrnl-jähren— nicht von der misera plebs getrennt sind. Gleichwohlaber fand der Antrag außerhalb der freisinnigen Parteien nur beieinigen nationalliberalen Schulmeistern Gnade. Die Mehrheitder nationalliberalen Partei ließ durch den bekannten Unter-nehmervertreter Hilbck erklären, daß ihrer Auffassung nach dasSchülermaterial der Volksschule zu schlecht sei, um mit den Söhnender Reichen und Vornehmen zusammen im kleinen Einmaleinsunterrichtet zu werden! Der konservative Redner Krüger'-Marienwerder befürchtet gar-eine Verschärfung des Klassen-kampfes, wenn die sechsjährigen Proletarierkinder ihre bevorzugtenAltersgenossen ein schön belegtes Butterbrot würden frühstückensehen, und der Zentrumsabgeordnete Dr. Dittrich will die frommeErziehung der Volksschüler nicht durch die freiere Erziehung derhöheren Vorschüler gefährden lassen! Gleich von vornherein sollensich, so will es auch das sozialpolitische Zentrum, die Kinder derArmen an den Gedanken gewöhnen, daß in dieser„gottgewollten"Ordnung ein strenger Unterschied zwischen ihnen und den aus-erwählten Reichen gemacht werden muß.— Was den Freisinnigenein Argument zur Begründung ihres Antrages war: daß dieseReform einst vielleicht den Unterbau abgeben könnte für dieSchaffung der Einheitsschule, das erregte bei den anderen Par-teien nur um so größere Abneigung gegen den Gedanken und ver-anlaßte sie, den Antrag in der Unterrichtskommission zu begraben.Morgen läßt das Abgeordnetenhaus seinen Kommissionen fürihre Beratungen einen Tag frei; übermorgen kommt das Beamten-pensionsgesetz zur ersten Lesung, danach wird die Debatte überden Kultusetat fortgesetzt._Baden und die Schiffahrtsabgaben.AnS Mannheim wird uns geschrieben:Das Großherzogtum Baden würde wie kein zweiterdeutscher Bundesstaat unter der Einführung von R h e i n s ch i s f-sah rts abgaben zu leiden haben. Seine Versorgung mit aus-ländischem Getreide, mit Petroleum und anderen überseeischen Pro-dickten ist seit Jahrzehnten auf der freien Stromschiffahrtaufgebaut, und auch die großen Massengüter, die es für Industrieund Landwirtschaft aus Deutschland selbst bezieht— Steinkohle, Eisen, künstlicher Dünger usw.— gehen zu Wasser bis nachMannheim oder Karlsruhe hinauf und gestatten dort die Ansiedelungmanches Industriezweiges, der auf der Basis der viel teureren Bahn-frachten völlig unmöglich wäre. Insbesondere die Stadt Mann-heim, die heute bereits 170 000 Einwohner zählt, ist mit ihrerausgedehnte» Eisenindustrie, aber auch mit der gewaltigen Fabrikationchemischer Produkte, die zu Tausenden von Tonnen englischenSchwefelkies bezieht, auf die billigere Wasscrstacht angewiesenund kann nur unter Aufrechterhaltung derselben konkurrenzfähigbleiben. Aber auch die badischen Staatsbahnen habenein eminentes Interesse an der Förderung des Rheinschiffahrts-Verkehrs, weil in Mannheim die Hunderttausende von Gütertonnen—in erster Linie Sreinkohle— auf sie umgeschlagen werden, die nachder Schweiz, dem westlichen Oesterreich, ja(durch den Gotthard)nach Oberitalien gehen. Diese Frachten bilden den Grundstock derRentabilität der badischen Staatseisenbahnen, da sie auf ihrem Wegevon Mannheim, der eigentlichen Kopfstation der rheinischen Groß-schiffahrtsstraße, nach Süden die ganze Länge des badischenEisenbahnnetzes zu durchlaufen. also auf Entfernungen von250 bis 300 Kilometer(über Basel oder Konstanz) die badischenBahnen zu benützen haben.Berücksichtigt man alle diese speziell für das Land Badenwichtigen Umstände, so sollte man— ganz abgesehen von denallgemeinen wirtschafts- und verkehrspolitischen Momenten, die gegendie Abmurksung der Schiffahrtsfreiheit auf den natürlichen Wasser-straßen sprechen— annehmen zu können glauben, die badischeRegierung, die sich ihrer liberalen Anschauungen sonst ja solaut zu rühmen pflegt, müsse eine geschworene Gegnerinder Stromzölle sein und alles aufbieten, um den preußischenAnschlag auf die Freiheit der Stromschiffahrt abwehren zu helfen.Dem ist jedoch nicht so; wie unser Mannheimer Parteiorgan viel-mehr seit Monaten mit Bestimmtheit zu wissen vorgab, und wie sichjetzt in der Tat auch als richtig herausstellt, hat die KarlsruherRegierung ihren Unfall in der Stromfrage bereitsvollzogen und ist im Begriff, mit fliegenden Fahnen ins Lagerder Abgabenfreunde abzurücken. Die Gründe hierfür sind teil-weise allgemein verkehrspolitischer Natur, andernteils sindsie auf gewisse persönliche Beziehungen unseres Hofes zu Berlinzurückzuführen, endlich dürste aber auch das Sonderintercsseder Stadt Karlsruhe dabei eine gewisse Rolle spielen, da man ge-wohnt ist, sie im Widerstreit mit den Interessen besonders Mann-heims allemal obsiegen zu sehen.Die Stadt Karlsruhe ist seit einigen Jahren im Besitzeeines RheinhafenS, der durch einen etwa 5 Kilometer langenStichkanal mit dem Strome verbunden ist und den es mitdem Aufgebote aller Kräfte rentabel zu machen sucht. Alsschwerstes Hindernis tritt ihm dabei der Rheinstromselbst entgegen, der oberhalb Mannheim nur wenige Monateim Jahre, und auch da nur mit erheblichen Schwierigkeiten,für die größere Schiffahrt benutzbar ist und deshalb von Baden imVerein mit den beiden anderen Uferstaaten(Bayern und Elsaß-Loth-ringen) unter Aufwand ganz erheblicher Mittel reguliert werden soll.Die für dieses große Kulturwerk vorläufig vorgesehenen Mittelwerden nach dem Urteil aller unbefangen Urteilenden zu seinervölligen Durchführung aber bei weitem nicht ausreichen, und diebadische Regierung läuft deshalb Gefahr, bei der An-forderung weiterer großer Summen für die Strombauten mit derVolksvertretung in Konflikt zu kommen, da diese eine starke agrarischeStrömung aufweist, die für eine allzu intensive Anspannung derstaatlichen Finanzen zugunsten der Verbesserung der Rhcinwasser-straße nicht zu haben sein wird. Diese Umstände nutzte Preire»Iaus, um Baden für seine Avgavenpläne zu gewinnen, genau so, wieeS Bayern durch das Versprechen der Mainkanalisation, undWürttemberg durch die Aussicht auf Bereitstellung von Bei»trägen aus der Stromzollkasse zur Neckarregulierung kirre gemachthat. Es ist deshalb kein Zufall, daß Grotzherzog Friedrich vor 2 Jahrenden Oberdirektor des staatlichen Wasserbaues zum— Finanzministergemacht hat, und daß dieser selbe Herr, Minister Hansell, heutezu den eifrigsten Befürwortern der Rheinschiffahrtsabgaben gehört.Herr Hansell hatte in seiner früheren Stellung die Plänezur Regulierung des badischen Teils der Oberrheinregulierung aus-gearbeitet und sich mit seinem Namen für ihre Durchführbarkeit undihren günstigen Einfluß auf die Schiffahrt verbürgt. Man begreiftdeshalb, daß er ein hohes Interesse daran hat, auch für dieMittel gesorgt zu sehen, die jenes Regulierungswerk noch ver»schlingen wird, und daß er seine verkehrspolitischen und wirtschaftlichenBedenken gegen die Stromzölle in den Hintergrund treten ließ, alsPreußen dem Lande die Aussicht eröffnete, daß eS aus den Er»trägnissen der Schiffahrtsabgaben späterhindie Summe erhalten solle, die eine schwierige Agrarier-mehrheit zum Zwecke der Vollendung der Rhein»k o r r e k t i o n unter Umständen verweigern könnte. Bestärktwird die Regierung bei dieser ihrer Haltung noch durch dasbadische Zentrum, das, wenn es auch in seinen städtisch»industriellen Repräsentanten das Dekorum der verkehrspolitischenFortschrittlichkeit noch einigermaßen zu wahren sucht, in seineneinflußreichsten Vertretern, die aus Landbezirken in das KarlsruherRondell geschickt sind, aus agrarischen Rücksichten doch stromzoll»steundlich ist und mit den preußischen Junkern in dieser Fragedurchaus einig geht. Einzelne badische Preßorgane der Schwarzenhaben in rückständigster Bauerndemagogie auf dem vorwürfigenGebiete im Laufe der letzten Wochen geradezu Tolles geleistet unddabei alles übertroffen, was von junkerlich-reaktionärer Seite dies-bezüglich jemals geleistet worden ist. Daß die Regierung sich solcheStrömungen zunutze macht, um das morsche Wrack der Stromzöllewieder flott machen zu helfen, ist wohl zu begreifen.Man wird uns deshalb— trotz aller Dementis, mittels derendie Karlsruher Regierung ihre Frontveränderung in der Stromzoll-frage vorläufig noch zu maskieren sucht— wohl recht geben müssen.wenn wir die traurige Tatsache konstatieren zu müssen glauben, daßim Bundesrat auf die Stimmen Badens im Kampf gegen dieStromzölle nicht nur kein Verlaß mehr ist, sondern daß sie direktden Freunden der preußischen Pläne zugerechnet werden müssen.Die Zukunft wird, so traurig das ist, uns sicher recht geben.—•••Dcutfcbeö Reich.Rentable Sozialrcform.Das Organ poliTisierender protestantischer Pfarrer, der„Reichsbote", leistet sich in seiner Freitagnummer die Be-Häuptling, �die Hauptschuld an dem langsamen Tempo derdeutschen Sozialreform trüge die Sozialdemokratie; denn sieversage dem Staat die Mittel zur Durchführung der sozial»politischen Aufgaben.„Sie(die Sozialdemokratie)," schreibt das fromme Blatt»„täuscht die Wähler darüber, wie viel sie selbst dazu beiträgt.auf der betretenen Bahn mit Besonnenheit fortzuschreiten, in-dem sie unausgesetzt gerade solche Initiative der verbündetenRegierungen in Mißkredit zu bringen sucht, welche sozialpolitischoder sozialreformerisch ebenso wichtig ist, wie die, welche sich inder Ausgestaltung von Gesetzen offenbart, die sich auf Spezial-gebiete des Arbeiterschutzes und der Arbeiterfürsorge beziehen.Leider ist die Sozialdemokratie in der Entwickelung solcher Hem-Menden Tätigkeit besonders von einem Teil des linken Libcra-lismus eher bestärkt als behindert worden. Wäre nicht aus denReihen des linken Liberalismus der Agrar- und derFinanzpolitik der verbündeten Regierungendurch manches Jahr die größten Hindernissebereitet, so wären wir längst über manchen Berg, und eskönnte beispielsweise die Frage der Witwen, und Waisenver-sicherung für die Arbeiter, der Vereinfachung der Arbeiterver-sicherung und der Versicherung der Privatangestellten mit vielmehr Schneid angefaßt und durchgeführt werden. Weil es vorallem auch an der Voraussetzung wieder mangelte, auf die sehrviel ankommt: nämlich, daß der Staatssekretärdes R e i ch s s ch a tz a m t s die Achseln nicht bedenk-lich zu bewegen brauchte, wenn der Staats-sekretär des Innern mit der Frage an ihnherantritt: Wie viel kann der Herr Kollegefür diesen und jenen wichtigen Zweck anMitteln hergeben? Auf ihr Vorhandensein kommt esnicht nur an, wenn es gilt, unsere Rüstung zu Lande und zuWasser in möglichst unversehrtem und zeitgemäßem Zustande zuerhalten, sondern auch dann, wenn es sich darum handelt, diesozialpolitische Ausrüstung zu vervollständigen."Damit die Witwen- und Waisenversicherung und anderesozialpolitische Pläne schneller zur Durchführung gelangen,oll also die Sozialdemokratie nicht nur der Agrarpolitik derRegierung keine Hindernisse in den Weg legen, sondern auchdie Finanz- und Steuerpolitik des Reichsschatzamtssekretärsunterstützen; mit anderen Worten, sie soll, um als Gegenwerteine Beschleunigung bestimmter sozialpolitischer Maßnahmeneinzutauschen, dabei mithelfen, den Lebensunterhalt der Ar-beiter zum Vorteil der Agrarier und Schnapsbrenner mit-hohen Zöllen und Verbrauchsabgaben zu belasten. Für dieHerren Agrarier und ihren Regierungsausschutz, das gegen-wärtige Ministerium, ein höchst rentables Geschäft. Sie erhalten auf Volkskosten Profite und Steuern bewilligt, die sichauf Hunderte, vielleicht Taufende von Millionen belaufenund überweisen davon einige Prozent dem Witwen- undWaiscnfonds usw., wobei sie sich dann noch nebenbei selbst alsPhilanthropen und opferwillige Sozialpolitikcr feiern. Einerecht rentable Sozialreform.—Die Zeugnisfoltcr in Baden.Am gestrigen Tage hat Genosse Geck von der.BolkS-'t i m m e" in M a n n h e i m die ZengniSzwangshast antreten müssen.In einer längeren Erklärung, die die„Volksstimme" bringt, gibtGenosse Geck eine zusammenfassende Darstellung seines Falles undjagt dazu u. a.:„Wenn ich heute mittag die gastlichen Räume des AmtSgefäng-nisses betrete, um mich, der Ladung des Gr. UntersuchungsrichtersHaaS Folge leistend, zum Antritt der gegen mich verfiigten Zwangs-Haft zu stellen, so ist es meines Wissens das erste Mal inBad e n, daß der Versuch gemacht wird, einen Redakteurmittels der ZeugniSzwangsfolter zu einer Aussage zuzwingen, die er ini'Jnteresse seiner allgemeinen menschlichen, wieganz besonders seiner BerufSehre verweigern zu müssen glaubt.Ich bin von heute mittag ab also auf unbestimmte Zeit meineriheit beraubt, meinem Beruf und meiner Familie entzogen, weilich mich weigere, zum Schänder meiner BerufSehre zuwerden und meine sittlichen Grundsätze zu verletzen.Ich iverde mit dem Verlust des höchsten moralischen Gutes, dem derpersönlichen Freiheit, bestrast, weil ich es für meine Pflicht halte, ineiner Anllagesache die nach meiner Auffasiu»» keineswegs ei» Ver»