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«wer gewissen Besserung, und man soll dem Sünder den 2Seg zur Besserung nicht versckiliehen.(Heiterkeit.) Präsident Graf StoZbrrg schlägt vor, die nächste Sitzung Freitag 1 Uhr abzuhalten. Abg. Frhr. v. Hertling(Z.) beantragt, die Sitzung bereits um II Uhr beginnen zu lassen, da die Budgetkommission nur eine kurze Tagung vorgesehen habe. Abg. Basseruiaun(natl.): Auster der Budgetkommission tagt auch die Kommission für die Vorlage betr. die Bauhandlverker. Wir haben schon vor 14 Tagen eine ähnliche Debatte gehabt, die sehr unliebsame Benicrkungcn in der Presse zur Folge hatte. Man hat dort gesagt, die Absicht des früheren Beginns gehe dahin, dast die Herren sich noch um 11 Uhr einschreiben lassen können, un, dann mit den Zügen etwa um 1 1,30 Uhr abfahren zu können.(Gr. Heiterkeit.) Das war doch nicht die Absicht des Senioren konvents, als die freien Tage eingeführt wurden, nun auch den Freitag noch zum Reisetag zu machen.(Sehr richtig l) Abg. v. Normann(!.) schliestt sich dem Vorredner an. Abg. v. Oertzcn(Rp.) macht unter groster Heiterkeit des HaufeS den VermittelungSvorschlag, um 12 Uhr zu beginnen. Bei der Abstimmung wird der Vorschlag des Präsidenten gegen die Stimmen des Zentrums und der Sozialdemokratie an- genommen. Nächste Sitzung also Freitag 1 Uhr(Fortsetzung der heutigen Beratung). Schlust 6V4 Uhr. Wie der Präsident Graf Stolberg mitteilte, sollen die Interpellationen über die Bea m t e n b e s o l d un g S- vorlagen am Dienstag auf die Tagesordnung gesetzt werden. flbgeorclneteukaiis. 45. Sitzung vom Donnerstag, den 5. März, 11 Uhr. Am Ministertische: Freiherr   v. Rheinbaben. Breitenbach. . Die allgemeine Besprechung des Etats der Eisenbahnverwaltung wird fortgesetzt. Abg. v. Quast(k.) ist der Ansicht, dast für Preußen die Güter Wagengemeinschaft nicht besonders wichtig sei, da die preußische Verwaltung über eine größere Zahl von Güterwagen und über besseres Material verfüge als die Verwaltungen der Bundes- scaaten. Die Personentarifreform habe günstig gewirkt. Dagegen würde es sich empfehlen, daß der Minister im Bundesrat seinen Einfluß auf eine Beseitigung der Fahrkartcnstcuer geltend mache Die Monatskarten sollten nicht nur für den Kalendermonat aus­gestellt werde, sondern von jedem beliebigen Tage ab mit cinmonat- sicher Gültigkeit. Abg. Schmcdding(Z.) betont, daß Wünsche auf Ermäßigung der Personentarife sorgfältig geprüft werden müßten. insbesondere müßte zu den Kosten, die die Berliner Stadtbahn  verursache, die Stadt Berlin   herangezogen werden. Einverstanden seien seine Freunde mit dem Minister darin, daß die Schmutz- literatur vom Verkauf auf den Bahnhöfen aus- geschlossen werde.(Beifall im Zentrum.) Abg. Macca(natl.): Der Ucberschuß der Eisenbahnverwaltung muß in erster Linie für die Bedürfnisse dieser Verwaltung ver- wendet werden und erst, wenn diese gedeckt sind, können andere Ressorts berücksichtigt werden. Eine festere Abgrenzung zwischen den Eisenbahneinnahmen und den übrigen Staatseinnahmen ist notwendig. Die Güterwagcngcmeinschaft müßte zu einer voll- ständigen Eisenbahngemeinschaft mit den anderen Bundesstaaten ausgebaut werden, denn nichts sei geeigneter, die süddeutschen Stämme mit den norddeutschen zusammenzubringen als große gemeinsame wirtschaftliche Interessen. Notwendig sind billigere Tarife für die Beförderung des Getreides vom Osten nach dem Westen.(Beifall.) UnterstaatSsekretär Domboiö legt die Grundsätze dar, nach denen der Finanzministcr bei der Beteiligung der allgemeinen Staatsverwaltung cm den Einnahmen der Eisenbahnvcrwaltung verfährt. Abg. Dr. v. Wohna(fi.): Preußen ist groß geworden auf der Grundlage daß alle Staatseinnahmen und alle Staatsausgaben auf den Etat zu bringen sind. Wenn man die Abtretung einer bestimmten Rente seitens der Eisenbahnverwaltung an die all- gemeine Staatsverwaltung festsetzen will, so kann das nur auf Grund einer Verfassungsänderung geschehen. Anzuerkennen ist, daß die Eisenbahnverwaltuna für Erfindungen auf technischem Gebiet Prämien gewährt. Empfehlen würde eS sich aber, auch Prämien auszusetzen für Vorschläge über die Vereinfachung der Verwaltung. Wünschenswert ist die Beseitigung der AbfertigungS- gebühr. Bei einer etwaigen Ausdehnung der Betriebsmittel- gemeinfchaft muß die Selbständigkeit der preußischen Eisenbahn- Verwaltung vollständig aufrechterhalten werden.(Beifall rechts.) Minister Breitenbach erklärt, daß er die Frage der Ermäßigung der Gütertarife im Interesse der inländischen Produktion wohl- wollend prüfen wolle. Der Abschluß dreijähriger Verträge mit dem Kohlensyndikat sei durchaus zweckmäßig, dagegen sei für Lberschlesien der Abschluß von Verträgen auf 1 Jahr richtiger ge- Wesen. Die Gültigkeit der Monatskarten vom Tage der Lösung ab würde die Kontrolle außerordentlich erschweren. Die Beseitigung der Abfertigungsgebühr würde einen Ausfall von 20 Millionen Mark verursachen. Mit der Ausbildung der höheren technischen Beamten habe man durchaus gute Erfahrungen gemacht.(Beifall.) Abg. v. Bockelberg(k.) wendet sich gegen die gestrigen Aus- führungen des Abg. Dr. Friedberg. Die Barriere, die dieser zwischen der Eisenbahnverwaltung und der allgemeinen Staats- Verwaltung aufrichten wolle, würde sich bald als morsch erweisen. (Beifall rechts.) Abg. Reinhard(Z.) befürwortet die Beseitigung der AuS- Nahmetarife für Eisen nach den Seehäfen. Abg. Hilbck(natl.) schließt sich diesem Wunsche an und rühmt das Verfahren des KohlcnshndikatS. Eine Herabsetzung der Kohlenpreise könne nicht zu einer Steigerung des Konsums führen. Minister Brritenbach weift darauf hin, daß die Ausnahme- tarife für Eisen nach den Seehäfen seit langen Jahren bestehen und es sich bei wiederholter Prüfung ergeben habe, daß sie im Jnter- csse der Industrie und des Publikums beizubehalten seien. Das Rauchverbot für die Speisewagen habe sich bewährt. Abg. Dr. Dahlem(Z.): Das Rauchverbot für die Speise- wagen liegt im Interesse unserer verehrten Damen, die Volks- Vertretung sollte gerade im Punkte der Galanterie an der Spitze marschieren.  (Heiterkeit.) Das Loblied des Abg. Hilbck auf das Kohlensyndikat ist nicht entfernt angebracht gewesen. Der Bahn- Hofsbuchhandel sollte an kleinere Buchhandlungen vergeben werden, die vielleicht eher geneigt wären, auch billige Schriften zu führen. Die Pachten für die BahnhofsrcstaurantS sind vielfach zu hoch, und die Folgen davon muß das Publikum tragen. Sehr erwünscht ist die Einführung einer größeren Sonntagsruhe im Eisenbahn- dienste. Abg. Graf Wartenöleben-RogSsen(k.) tritt für die Beseitigung der Niveauübergänge ein, wobei er auf einen besonders gefährlichen Bahnübergang bei Burg bei Magdeburg näher eingeht. Minister Breitenbach erwidert!�m Abg. Dablcm, daß die Sonntagsruhe der Beamten in steigendem Maße Platz gegriffen habe und weiter ausgedehnt werden solle, soweit die Verkehrs- interessen dies gestatten. Abg. D. Hackenbcrg(natl.): Im Januar machte ich gelegent- lich einer Reise die Bekanntschast eines englischen Journalisten, der über das preußische Eisenbahnwesen in kräftigen und be» stimmten Worten klagte, wie sie nur Journalisten eigen sind. (Heiterkeit.) Ich habe als Bewunderer des preußischen Eisenbahn- Wesens dem Manne bis aufs Blut widersprochen und von ihm ver- langt, daß er seine Behauptungen beweisen solle, er suchte auch in der Enge deS Abteils auszuweichen; ich ließ aber nicht locker, und schließlich gestand mir der Journalist: jedesmal, wenn er nach Deutschland   komme, habe er die Einrichtungen' für daS reifende Kublikmn schlecht gefunden. DaS einzige aber, waS er jagen kmmle, st»«?, hiß ihm einnml i« Münch«?, ein Eepackirage? des Gepäck zu spät an den Wagen gebracht habe und ihm der Zug vor der Nase weggesahren fei. Ich erklärte dem englischen Jour- nalisten, daß München   noch nicht zur preußischen Betriebsgemein- schaft gehöre und daß auch die bayerische   Verwaltung nicht für das Versehen eineS Gepäckträgers allzusehr verantwortlich gemacht werden könne.(Heiterkeit.) Die neue Gasbeleuchtung mit den hängenden Glühstrümpfen ist sehr erfreulich. ES ist aber zu be- dauern, daß wir keine durchgehenden Züge bis Paris   und Metz  haben. Mir ist gesagt worden, daß der Frankfurter Bahnhof   dafür nicht genügend eingerichtet sei. Ich möchte bitten, daß der er- forderliche Umbau bald vorgenommen wird, um die Herstellung der gewünschten direkten Verbindungen zu ermöglichen. Ein Schlutzantrag wird angenommen. Hierauf vertagt das HauS die Weiterberatung auf Freitag, 11 Uhr. Schluß 4% Uhr.  _ Kamerun   vor der Budgetttoromisflon. (Sitzung vom 6. März.) In der Session 1S05/0S ist in dem Gesetz über die Erbauung der M a n e n g u b a b a h n, die von Duala nach dem Süden führt, bestimmt worden, daß der Grund und Boden auf der Halbinsel Bonaberi im Wege des Enteignungsverfabrens wieder im Besitz des Reichs übergeführt werden soll. Das ist teilweise geschehen, und es ist auch ein Bebauungsplan für Bonaberi aufgestellt, die Bahn ist an- gelegt und die Grundstücke sind an verschiedene Handelshäuser ver- pachtet; der Pachtzins wird von fünf zu fünf Jahren neu festgesetzt. Gegen diese Ordnung der Dinge wendet sich nun Scmler, er möchte, daß die fünfjährige Neufestsetzung der Pacht wegfällt, die Firma Wörmann fühle sich dadurch und durch die ganze Bodenpolittk der Liegierimg sehr beschwert. Dcrnburg verweist auf die ReichStagSverhandlungen von 1005/06, auf den Kommissionsbericht und die Verhandlungen in der Budget- kommission, in der S e m l e r damals selbst verlangt hat, die Regierung möge schleunigst die Siiteignung durchführen und das Land der Bodenspekulation entziehen, so lange es noch billig fei, Im Reichstage habe man sich immer auf den Standpunkt gestellt, daß das Reich an den: Wertzuwochs, der durch die kostspieligen Anlagen, wie Hafen und Bahnbauten, entsteht, Parti- zipieren soll. Für Wörmann kann keine Ausnahme ge- »nacht werden, und wenn Seinler den Patriotismus der Firma betont, die sich auf eigenes Risiko dort einrichtete, so kann doch nicht verlangt werden, daß nachträglich der Patriotismus be zahlt wird. Die Pachtsumme von 6 zu 5 Jahren festzusetzen t die einzige Möglichkeit, an der Wertsteigerung teilzunehmen. entspinnt sich eine längere Debatte, in der Dernburg noch mehrmals seinen Standpunkt verteidigt. Erzbcrger und Wirmer  stimmen ihm zu, während Pausche für Wörmann eintritt und Spahn die Pachtfestsetzung alle 10 Jahre vorgenommen wissen will. Lcdebour tritt diesem Vorschlag entgegen. Die Sozialdemokraten pflichten dem Vorgehen Dernburgs bei. Hier ist die Möglichkeit ge- geben, den unverdienten Wertzuwachs einmal abzufangen und da soll eZ wohl unterlassen werden. Scmler nahm noch zweimal daS Wort, Arendt und Richthofen   sekundierten ihm. Fast zwei Stunden mußte die Budgetkommission den Interessen der Firma Wörmann opfern. Wenn einmal Arbeiterintercssen auch nur eine Viertelstunde lang die Kommission beschästigen, da wird man aus mehr als einer Seite nervös. Für kommende Fälle muß mau sich das incrken. Die schwarze Polizei wird um 60 Mann verstärkt und die Maßnahme mit der schwierigen Verwaltung des Landes be­gründet. Von der Flottille, die an 110000 M. Ausgaben erfordert, soll ein Schiff verkauft werden. Arendt will beide Schiffe bei- behalten, Eichhorn spricht sich dagegen für den Verkauf auö, denn die Schiffe würden anscheinend nicht gebraucht. Als das Schiff Herzogin Elisabeths ankam, ließ P u t t k a m e r sofort die Lade- bäume abnehnien, um dem Schiffe den Charakter einer L u st j a ch t zu geben, was doch sicher nicht auf die Notwendigkeit dieses Verkehrs mittels schließen läßt. Dernburg   möchte die ganze Flottille wie in Ostafrika   verpachten, um sie los zu werden, denn die Zustände seien hier wie dort unerfreuliche. Auf Anfrage schildert ein Regierungsvertreter die Gesund heitsver Hältnisse in Kamerun  . Für Weiße ist nicht eininal das Hochland durchgängig gesund, in den Niederungen haben sie unter Malaria zu leiden; außerdem ist das Trovenklima be- sonders für Kinder in den ErnwickelungSjahren gefährlich. Die Eingeborenen leiden nach der Schilderung unter unzähligen Krank  - heilen. Malaria   steht wieder obenan, dann aber kommen Dysenterie. Schlafkrankheit, Wurmkrankheit, welche gleichen Charakter hat, wie die Wurmkrankheit unserer Bergleute. Pest. Pocken. Gelbfieber, Lepra und vor allem auch Geschlechtskrankbeilen. Syphilis   fei stärker verbreitet als man geglaubt habe und fast jede zweite Frau habe Gonorrhoe, wodurch diese Krankheit natürlich weiter getragen werde. Malaria, Schlaf- und Wurmkrankheit, Gelbfieber usw. hofft man mit der Wasserverbcfferung bekäinpfen zu können, gegen Pocken ist die Impfung eingeführt. Lazarette und Sanatorien werden zum Teil mit materieller Hülfe der Eingeborenen errichtet. Der Rest des Etats für Kamerun   wird ohne Debatte erledigt. Vor der Weiterberatung erklärt Dernburg  : Der Etat für S ü d w e st a f r i k a ist die schwerste Nuß im gesamten Kolonialetat; in Rücksicht auf die starke Militärlast, die auf dem Etat ruhe, sollen alle Ausgaben zurückgestellt werden, welche irgendwie entbehrlich erscheinen, es soll auch mir einer weitere» Verminderung der Schutz- truppe in den Jahren 1908 und 1909 gerechnet werden. Die schon in diesem Eiat voraussichtlich zu entbehrenden und deshalb streichenden Ausgaben belaufen sich auf 21/z Millionen Mark. gebe anheim. die Beratung des Etats auszusetzen bis die Eisenbahnvorlagcn im Ergänzungsetat kommen, was voraussichtlich am nächsten D i e n S t ä g geschehen könne. Nach längerer Debatte wird beschlossen, Freitag daS Reichs, nilitär- g e r i ch t zu behandeln und Dienstag mit den Positionen vom Südwestafrikaetat zu beginnen, welche durch den Bahnbau nicht berührt werden.__ Soziales« Hinter den Kulissen einerSparLank". Die Kaution gegen Sicherheit. Daß auch bei Kautionsleistungen gegen Sicherheit die größte Vorsicht geboten ist, weil sich die sogenannte Sicherheit hernach häufig als höchst unsicher herausstellt, lehrte ein Fall, der gestern die erste Kammer des KaufmannsgerichtS beschäftigte. AIS Kläger trat der Kandidat der Theologie W. gegen dieDeutsche Spar- dank für Lebensversicherung", G. m. b. H., auf. DaS zirka 3000 Mark betragende Vermögen deS W. reichte nicht auS, um das medizinische Studium, dem er sich zuerst widmen wollte, vollenden zu können. In seinen Bemühungen, das kleine Kapital möglichst schnell und erheblich zu vergrößern, stieß er in bürgerlichen Zeitungen auf ein Inserat folgenden Inhalts:Geschäftsführer mit einigen tausend Mark zur selbständigen Leitung einer Filiale gesucht. Offerten unterLebensstellung"." Auf seine Bewerbung erhielt er die Aufforderung, sich bei der obengenannten Sparbank vorzustellen. Er wurde im eleganten Bureau der Gesellschaft vpn einem Herrn Prinz empfangen, der sich als Prokurist der Bank vorstellte und mit W. auch auf frischer Tat einen Vertrag dahin schloß, daß dieser dieFiliale Breslau  " auf fünf Jahre gegen ein Monatsgehalt von 260 M. zu leiten habe. Als Kaution mußte er 3000 M. in bar stellen und bekam alsSicherheit" für feine Kaution drei Anteilscheine der Gesellschaft a 1000 M. aus­gehändigt, die auf den Namen eines Leutnants a. D. Brandt aus­gestellt waren. Dieser Leutnant Brandt war Geschäftsführer der G. m. b. H., während ein gewisser Heurion alsDirektor" fungierte. De? c« feist vermögen edleichierke W. reifie denn auch nach Breslau  , konnte aber gar keine Tätigkeit entwickeln, denn die »Direktion" ließ alle Anfragen unbeantwortet. Er mußte sogar noch den Geschäftsraum, den er für die Filiale gemietet hatte, aus feiner Tasche bezahlen. In der gestrigen Verhandlung schob der als Zeuge ver- nommcne Leutnant Brandt alle Schuld auf Heurion und Prinz. Er selbst sei seinerzeit krank gewesen und habe dem Prinz deshalb Prokura erteilt. Am 22. Januar ist er als Geschäftsführer aus- getreten. Der neue Geschäftsführer Springfeld erklärte, daß die Gesellschaft zwar gegenwärtignoch arbeite", daß er selbst aber eigentlich nur noch die Rolle des Liquidators spiele. Da weder Springfeld noch Brandt etwas von dem Engagement des Klägert» wissen"wollten und die Hauptbeteiligten, Heurion und Prinz, zur- zeit flüchtig sind, so wurde dem Kläger der Eid auferlegt, daß er von P. engagiert worden ist, in welchem Falle ihm 1106 M. Gehalt zugesprochen werden._ Gebt auf die kleinsten Verletzungen Obacht! Der Töpfer R. aus Rixdorf zog sich com 21. Dezember 190L beim Lehmzubereiten eine kleine Rißwunde am Daumen der rechten Hand zu. Wie es leider so vielfach in Arbeiterkreisen geschieht und durch die Hast, mit der die Arbeit verrichtet werden mutz, begreiflich ist, achtete R. der kleinen Wunde nicht. Am 24. Dezember strich R. einen Ofen mit grüner Farbe. Am 26. und 26. Dezember schwoll zuerst der Daumen, dann die ganze Hand an, so daß sich R. nun- mehr in ärztliche Behandlung begeben mußte. Diesem Arzt, Dr. G., machte R. von der erlittenen Verletzung Mitteilung. Da die eingetretene Blutvergiftung bereits den Arm ergriffen hatte, machte sich ein operativer Eingriff notwendig. Ter rechte Arm ist voll- ständig unbrauchbar geworden. R. erhob nunmehr bei der Nord­östlichen BaugewcrkS-Derufsgenossenschaft Anspruch auf lieber- nähme des Heilverfahrens und Gewährung einer Rente. Die Berufsgenossenschaft lehnte den Anspruch ab:weil der Unfall nicht erwiesen sei." Das Schiedsgericht für Arbeitervcrsichcrung für den Regie- rungSbezir! Potsdam   wies die gegen den Bescheid der Berufs- genosscnschaft eingelegte Berufung zurück. Die Behauptung des Klägers, daß er sich den rechten Daumen bei seiner Arbeit verletz: und infiziert habe, sei nach keiner Richtung hm erwiesen; R., der ohne Kollegen arbeitete, habe die Wunde niemand gezeigt und auch zu niemand davon gesprochen. Der Rekurs beim ReichS-Berficherungsamt hatte Erfolg. DaS ReichZbersicherungSamt verurteilte die Genossenschaft, den Kläger für die Folgen des Unfalls vom 21. Dezember 1906 zu entschädigen. ES hatte der Arzt, der den Kläger   zuerst behandelt hatte, bestätigt, daß Kläger   ihm von dem Riß Kenntnis gegeben hatte. Auch ergab der Untersuchungsbefund nach der Bekundung des Arztes, daß die am 27. Dezember 1906 festgestellte, weit vorgeschrittene Vereiterung deS rechten Daumens, daß die Verletzung, von welcher die Ver- eiterung ihren Ausgang genommen hatte, schon vor dem 24. De- zember 1906, dem Tage der Entlassung des Klägers auS der Arbeit, entstanden sein mußte. Dem Verletzten ist also sein Recht geworden, weil sein Arzt die Angaben deS Patienten aus dem Krankcnjournal noch fesff stellen und auch aus dem objektiven Befund einen Rückschluß auf die Richtigkeit der ihm gemachten Mitteilungen ziehen konnten. Für die Arbeiter ergibt sich auS diesem Fall die dringende Mahnung, auch auf dir tteinsten Verletzungen zu achten, von ihr Bekannten und, falls sich ärztliche Behandlung notwendig machen sollte, dem Arzt Mitteilung zu machen. WaS eine Betriebbkrankcnkasse alles verlangt! Die BetriebSkrankenkasse der Waggonfabrik Reichshofen km Elsaß   wollte absolut einem Erkrankten die Unterstützung nicht aus- zahlen. Weil der Erkrankte auS dem Arbeitsverhältnis ausgetreten war und erst zu Hause bei seinen Eltern als Arbeitsloser erkrankte, sollte er nichts erhalten. Der Erkrankte ließ deshalb von dem Arbeitersekretariat seines Wohnortes die sparsame Betriebskranken- lasse mahnen. Darauf erhielt er folgendes wunderbare Schreiben: Wir haben wohl nichts dagegen einzuwenden, daß Sie, wenn Sie selbst nicht schreiben können, sich des Arbeitersekretariats bc- dienen, können aber dessen Angaben nicht ohne weiteres anerkenne». Ehe wir zu Ihrer Forderung Stellung nehmen, wollen Sic uns eine Bescheinigung der Gemeindebehörde Ihres Aufenthalts- ortes übersenden, daß Sic seit Ihrer Entlassung zu keiner Bc- schäftigung übergegangen sind, vermöge deren Sie die Mitglied- schaft an einer anderen Krankenkasse usw. erworben haben bezw. daß sie keiner solchen als versicherungspflichtiges oder freiwilliges Mitglied angehören.(8 10.)" Der Kranke wollte nun dem sonderbaren Verlangen der Krankenkasse nackkommen, erhielt jedoch von der Gemeindebehörde und der Polizei die Antwort, daß cr die gewünschte Bescheinigung nicht erhalten könne, da die Behörden doch nicht wissen könnten, daß er wirflich arbeitslos verblieben fei. Etwas anderes wäre es, wenn er unter Polizeiaufsicht stehen würde! Auch die Krankenkasse seines Wohnortes weigerte sich zu bescheinigen, daß cr nicht gc- meldet sei, da sie nur MitgliedschaftSbefcheinigungcn ausstellen mühten. Hoffentlich belehrt die Aufsichtsbehörde diese Kasse, daß der Erkrankte diesem Austrage unmöglich nachkommen kann. Zu» Chemnitzer Krankenkassenwahl. Wie wir bereits gestern telegraphisch melden konnten, haben unsere Genossen in Chemnitz   den Machenschaften derRationalen  " eine klatschende Ohrfeige gegeben. Der Sieg des Gewerkschafts- kartells mit 12 748 Stimmen gegen ganze 8267, die der Ordnungs- brei aufzubringen vermochte, ist eine unzweideutige, klare und ent- schiedene Verurteilung der Hetze derNationalen". Verurteilt hat dadurch die Arbeiterschaft die Ungültigkeitserklärung der letzten Wahl, verurteilt die kurz vor der Wahl verfügte, mehr als befremdende Amtsenthebung der� beiden Vorstandsmitglieder, ver­urteilt vor allem das niederträchtige Verleumdungösystem, daS gegen den alten Kassenvorstand inszeniert wurde. Die nationale VerleumdungSgardc hatte mit Sicherheit auf den Sieg gerechnet. mit Hochdruck wurde von ihnen auch diesmal die Freiheit der Wahl durch Aufpasser zu beeinträchtigen gesucht. Insbesondere wcib- liche Kaflenmitglieder wurden vonNationalen" unter Aufsicht, in ähnlicher Weise wie bei der vergangenen Wahl, zur Wahl dirigiert. UeberdieS hatte dieAufsichtsbehörde" diesmal in und um jedes Wahllokal 6 bis 16 Schutzleute in und ohne Uniform postiert. Je größer die Erwartungen derNationalen" waren, desto wütender sind sie über ihre Niederlage. Wird dem Rat der Stadt Chemnitz   alsAuflichtsbehörde" allmählich die Erkenntnis kommen, daß die Arbeiterklasse aufgeweckt genug ist und sich von dem Hetzbär nicht schrecken läßt, der an der Kette der beiden wegen gemeiner Erpressung eingelochten nationalen Führer geführt wird?._ Gewerkfcbaftlicbes« Streiks und Aussperrungen im Jahre 1907. Nachdem im soeben erschienenenReichs-ArbeitSblafl" Ftc  Mitteilungen über die Streiks und Aussperrungen im vierten Bierteljahr 1907 veröffentlicht worden sind, ist es möglich, in Form einer vorläufigen Uebersicht eine Zusammenstellung der mit Arbeitseinstellung verbundenen Lohnbewegungen deS ver- loffenen Jahres zu geben. Freilich müssen diese amtlichen Zahlen mit einer gewissen Borsicht aufgenommen iverden, da sie wie gewerkschafl lichers eits nachgeivicse»- auf Grund nicht Vollauf zuverlässiger Methoden gelvonnen 'ind und speziell in ihrem Umfang weit hinter den von den Ge werkscha ftcn erm itt clte n Z iffern urückbleiben. Auch erscheinen die Resultate der Kämpfe in einem für die' Arbeiter zu ungünstigem Lichte. Immerhin kommt den gegebenen Ziffern ein geiviffeS Juteresse zu, be-