COrfcd.Die mazedonischen Reformen.Die englische Antwort auf die russischen Vorschlägeakzeptiert zwar diese im wesentlichen, legt aber noch besonderenNachdruck auf schleunige Durchführung der Justizreformenund der F i n a n z r e f o r m. Englands Vorschläge gehen hierim wesentlichen dahin, datz die mazedonischen Steuern nur für dieDurchführung der Reformen verwendet werden dürfen, währenddie pünktliche Bezahlung der von der Türkei unterhaltenen be-waffneten Macht Aufgabe der Pforte sei. England droht dabei derTürkei, im Falle sie den Reformen neue Hindernisse bereite, seineZustimmung zur Erhebung des dreiprozentigen Zuschlagzolles aufdie türkische Einfuhr zu widerrufen.Das energische Eintreten Englands für Reformen hat ihmwieder die Sympathie der Balkanvölker gebracht. In einer gesternin Sofia abgehaltenen und von etwa zehntausend Per-sonen besuchten Versammlung wurde der englischen Regierungder aufrichtig sie Dank für ihren Vorschlag ausgedrückt.der reelle Reformen für Mazedonien vorsehe. Die englischeRegierung wurde ersucht, auf der Durchführung ihres Vorschlageszu beharren, der einzig und allein Ordnung und Frieden in Maze-donien dadurch gewährleisten werde, dah er die im Artikel 23 desBerliner Vertrages vorgesehenen politischen Rechte verbürge. � DieNichtanwendung dieses Artikels habe in den letzten 30 Jahrendie Vernichtung von 30000 Menschenleben verschuldet._Vom Militarismus.Die imperialistische Politik der Republikaner beginnt selbstf in dem reichen Amerika Besorgnisse zu erregen. Im Senat erhobMaine, der Vorsitzende der Kommission für Marineangelegenheiten.lebhaften Einspruch gegen das Anwachsen der militärischen Aus-gaben und erklärte, dies würde ein Defizit herbeiführen. SeinAntrag, die Angelegenhit nochmals zu erwägen, wurde zur Be-sprechung gestellt. Doch wurden die militärischen Ausgaben, diein diesem Jahre um 20 Millionen Dollars höher sind, schliesslichbewilligt. Auch gegen die militärischen Pläne des KriegsministersTaft, die auf eine Verdoppelung des st ehenden HeereShinauslaufen, erhob sich lebhafter Widerspruch.—Hmmha.Die unabhängige Arbeiterpartei.Genosse Adolf H e p n e r(New Fork), der sich jetzt kurzeZeit in Deutschland aufhält, schreibt uns:Der Austritt eines Teiles der organisierten Arbeiter-schaft aus der„American Fedcration of Labour" ist einEreignis, das die amerikanischen Sozialisten schon seitMonaten mit Spannung erwarteten. Der Austritt ist der-ursacht durch die Weigerung des Erekutivkomitecs, an dessenSpitze die alten konservativen Gewerkschaftler G o m p e r s undMitchell stehen, eine selbständige politische Arbeiterpartei zugründen. Die Notwendigkeit einer unabhängigen Arbeiter-Politik ist aber den amerikanischen Arbeitern sehr deutlichdemonstriert worden durch die Entscheidung des oberstenGerichtshofs, der auf Grund der Shermanakte, die sich gegenalle Verabredungen zur Einschränkung der freien Konkurrenzrichtet, den Gewerkschaften den Boykott untersagte undso die Arbeiter plötzlich eines wichtigen Kampfmittels be-raubte. Diese Entscheidung wurde Mitte Januar 1908 ge-fällt und in sozialistischen Kreisen wurde nun sicher erwartet.daß die„Föderation of Labour" ihre alte Schaukelpolitikzwischen den Republikanern und Demokraten werde aufgebenmüssen.Die deutschen Gewerkschaften(wie die derMöbelarbeiter z. B.) hatten auf einen Moment wie diesenseit Jahren gewartet: ihre wiederholten Anträge auf eineunabhängige Politik in den JahreS- und Generalversamm-lungen der„American Fcderation of Labour" waren regel-mäßig am Widerstande von Gompers, Mitchell und Genossengescheitert. Als ich vor etwa 15 Jahren Gompers hierüberinterpellierte, erwiderte er:„Ich bin kein Führer in demSinne, wie S i e es wünschen: ich schiebe nicht, sondern lassemich schieben. Wenn die Mehrheit den Beschlußfaßt, daß der Verband selbständige Arbeiterpolitik treibe, binich dabei: die Minderheit. Eure Leute, unterstütze ich nicht."Am Tage vor meiner Abreise aus St. Louis, als ichmit Genossen Höhn in der Redaktion der„Arbeiter-Zeitung"die Situation besprach, erinnerte mich Höhn an jenes Gc-sprach mit Gompers. das auch ich noch im Gedächtnis hatte.Ich möchte nun nicht gerade behaupten, daß es— wieZs in der gestrigen Depesche gesagt wird— gerade„600 000"Arbeiter sind, die sich von der„American Fedcration osllabour" losgesagt haben, um in die sozialistische Ärbeiterpartereinzutreten.Denn ich habe mir längst angewöhnt, Schätzungszifferndurch 3 zu dividieren, besonders wenn sie von einem amerika-nischen Reporter kommen.Aber auch dann ist dieser Anfang ausgezeichnet. Ist derStein erst einmal ins Rollen gekommen, so läuft er— inAmerika— wunderbar rasch.Da$ PoftSchcckgcfctz vor der Budget-Kommission.(Sitzung vom 8. April 1008.)Heilte früh 9 Uhr setzte die vudgetkommission die Weiter-beratung des PoslscheckgefetzeS fort. Wenn nicht Osterferien«in-träten und eine Steigerung der SitznngSdaner noch möglich wäre,mutzten de» Abgeordnelen Hcmsichlüssel von, ReichstogSgebände aus-gebändigt werden, damit sie im Notfall ihre Arbeit beginnen können.noch bevor die Bäckerjungen das Kaffeebrot in die Häuser tragen.Die Debatte war noch sehr unifangreich. im Resultat aber ergcbniS-los. denn eS blieb fast durchgängig bei der Regierungsvorlage.Erzbcrgcr erklärte für das Zentrum, datz es für den sozial-demokratische» Antrag, welcher die Verordnung zur Genehmigungdem Reichstag unterbreitet wissen will, stimmen werde, wenn dieRegierung ablehne, die Gebühreiffeslsetzung in das Dispositiv desEtats aufzunehmen. Im weiteren spricht er sich gegen Herabsetzungder Gebühren aus.Unterstaatssekretär Twele erklärt den sozialdemokratischen Antragfür ebenso unannehmbar, wie den ZentrumSantrag. Mehr als dieVerordnung dem Reichstag zur Kenntnisnahme vorzulegen, könne dieRegierung nicht tun. Würde einer der beiden Anträge angenommen.dann sei da« Gesetz in Frage gestellt, da die Regierung vorerst auseine gesetzliche Festlegung der Gebühren nicht eingehe. Kractteteilt mit, daß mit Bayern und Württemberg Verhandlungen ge-pflogen worden seien, dort werde zu gleicher Zeit wie im übrigenReich der Postscheckverkehr eingerichtet. In Bayern wird an jedemSitz einer Oberpostdirektion ein Scheckamt errichtet.— Weiterpolemisiert Kraetke gegen Herabsetzung der Gebühren. Kaemps istzufrieden, wenn die Verordnung zur Kenntnis vorgelegtfwird: er sprichtsich nochmals für niedrige Gebühren auS, will aber keine Verzinsung der Einlagen. Geschäfte, welche im Jahre mehr als 1000Buchungen veranlasien, sollen gehalten sein, höhere Einlagen zumachen.Beck(natl.) verlangt in einer Resolution, daß die höheren Ge-bühren für die über VW hinausgehenden Buchungen in Wegfallkommen und Kreth begründet nochmals seinen Standpunkt, den'Scheckverkehr bei der Post nicht zu erleichtern.Genosse Eichhorn wendet sich gegen Twele und polemisiert auS-führlich gegen die Einwendungen gegenüber den sozialdemokratischenAnträgen. Insbesondere hebt er hervor, dass die Post mit der Ein-richtung doch wesentlich auch den Zweck verfolgt, grosse Betriebs-kapitalien zur Verfügung zu haben, die nicht nur der Post alleindienstbar sein würden. Soll dieser Zweck erreicht werden, bleibteben gar nichts anderes übrig, als eine mäßige Verzinsung eintretenzu lassen. Die Furcht vor einer Konkurrenz gegen die Kredit-genossenschaslen, Genossenschaftsbanken und Sparkassen sei un-begründet, deren Hauptaufgaben liegen auf einem ganz anderenGebiete.Nach weiteren Reden der Abgg. Nacken und Kaempf und desStaatssekretärs Kraetke wird zur Abstimmung geschritten. D i ebeiden sozialdemokratischen Anträge werden a bgelehnt, ebenso die Anträge Kaempf, welche die Gebühren au3 Pf. herabsetzen und für einen gewissen Buchungsiiberschuss höhereEinlagen vorsehen wollen. Die nationalliberale Resolutton wirderst mit 10 gegen 9 Stimmen angenommen, dann stellt sich heraus,datz sich Raab geirrt hat; in der neuen Abstimmung bleibts bei derRegierungsvorlage, nur daß für Barrückzahlungen ausser der Gebührvon 5 Pf. Vio Pro Mille, statt Vs pro Mille vom zurückgezahlten Kapitalberechnet werden. Die Probezeit soll bis 1912 dauern, statt bis1914 wie die Regierung vorgeschlagen. Damit ist die prinzipielleSeite der Vorlage erledigt: die daraus resultierenden Etatspositionenwerden nach unerheblicher Debatte genehmigt.Die Budgetkommission soll nun nach den Osterferien noch überdie Anleihegrundsätze, das heisst über die Frage beraten, welche AuS-gaben auf Anleihe genommen werden sollen.Außerdem sind noch die auf Erweiterung der Veteranenbeihülfengerichteten Anträge zu erledigen.parlamentarisches.Wahlprüfuugskommifsion.In drei Sitzungen beschäftigte sich die Kommission mit derPrüfung der Wahl des konservativen Abgeordneten Henning,Wahlkreis Kalau-Luckau. Henning erhielt bei der Hauptwahlam 25. Juni 1907 eine Stimmenzahl von 15 346, der sozialdemo-kratische Kandidat 9059, der freisinnige 5296, der polnische 574.Henning hat 204 Stimmen über die absolute Mehrheit erhalten.Gegen die Wahl ist Protest eingelegt worden.Aus den Akten wurde zunächst die gesetzwidrige Ein-teilung der Wahlbezirke in der Stadt Fin st erwaldefestgestellt. Die Wahlbezirke sind in Finsterwalde wohl räumlichabgegrenzt worden, wie es§ 6 des Wahlgesetzes vorschreibt, auchwaren für die einzelnen Wahlbezirke besondere Wahllokale bestimmt,aber diese räumliche Abgrenzung wurde wieder aufgehoben dadurch.dass der Bürgermeister die Wählerlisten nach dem Alphabet aufstellenließ und daß die bis zu einem bestimmten Buchstaben alphabetischeingetragenen Wähler in einem der Wahllokale wählen mutzten.obgleich sie in einem anderen Wahlbezirk wohnten. Diese Gesetz-Widrigkeit wurde für erheblich erklärt und die Kassation des Wahl-alles beschlossen. Durch diesen Beschlutz würde indes die Mehrheitfür Henning erhöht, da in Finsterwalde der sozialdemokratifcheKandidat die übergroße Stimmeuzahl erhalten hatte.AuS den Akten wurde weiter festgestellt, dah die Wählerlistenim Wahlkreise oft sehr unvollständig, also leichtfertig hergestelltwaren; doch führte das nicht zu Weiterungen.Als wesentlichsten Punkt des Protestes heben wir hervor, datzdurch ein beigelegtes Wahlflugblatt kür Henning nachgewiesen wurde,daß fünf B ü r g e r m e i st e r, sowie vierzehn Amts-Vorsteher, und Gemeindevorstände dts KreisesLückau den Aufruf unter Beifügung ihres AnbtS-charakterS unterzeichnet haben.Trotz der Entscheid»»!) des Plenums in Falle EuderS, Somteverg,erklärte Vir Kommission mit sechs gegen vier Stimmen, diesnach dem Antrage de« freisinnige» Referenten für eine unzulässigeamtliche Wahlbefinflussung, die die Kafsatwn der Wähl im BezirkeLuckau zur Folge haben mutz. Im Plenum wird diese Wieder-Herstellung der früheren Praxis ledenfallS eine sehr lebhafte ÄüS-einandersetzung nach(ich ziehen.Der Protest- behauptet dann weiter, in Möhra sei vom Ge-meindcvorstand bekannt gegeben worden, datz die Wahl von vor-mittags 9 Uhr bis nachmittags 5 Uhr stattfinde. Auch daS wurdefür erheblich erklärt: ebenso, datz inBahnSdorf ein Konservativerfür Ertränkte gewählt haben soll.Noch den für erheblich befundenen Monita soll nunmehr derReferent eine Berechnung aufstelle», nach der nach den Ferien dieendgültige Entscheidung der Kommission über diese WahUcrfolgen soll.Mißglückter versuch, die Universität«» tu de« Kamps geg«,die Arbeiterbewegung hineinzuzerren. Genosse M. Gh. Bujor. Re-dakteur unseres Zentralorgans„Romania Muncitoare"(daSarbeitende Rumänien) in Bukarest und Mitredakteur unsererMonatsschrift„Viitoral Social"(die soziale Zukunft) zu Jassy,ist zugleich Student der Rechte an der Jassher Universität. DieArbeiterbewegung auch dieses Führers zu berauben, Bujor zuverfolgen und zu ächten, das war das edle Vorhaben diesmal deSUnterrichtsministcrs Spiru Haret, dieses verlogenen Hans-wurstes, der noch vor Jahresfrist, als er in der Opposition stand,eine berühmt gewordene aufrührerische Broschüre andie Bauern verteilen ließ. Herr Haret stellte an denSenat der Jassyer Universität das Ansinnen, Bujor, weil er tnBukarest die Arbeiter„aufhetze" und in Jassy die„anarchistische"Zeitschrift„Viitoral Social" redigiere, zu relegieren. Der Senatlehnte es jedoch ab, auf die Sache einzugehen und antworteteHaret, er möge ihm die Artikel deS„Viitoral Social" bezeichnen,die„anarchistisch" seien. Da hat nun der Herr Minister eine harteNutz zu knacken, denn der„B. S." ist eine rein wissenschaftlichemarxistische Zeitschrift. Wahrscheinlich aber kennt Herr Haret sienur aus den Berichten des liberalen Sudelblattes„VointzaNationala".«Ausweisungen. Die trockene Guillotine funktioniert un-aufhörlich weiter, raubt Kindern und Eltern ihre Ernährer undlegt der Arbeiterschaft Opfer über Opfer auf. Die Bewegungrichtet sich aber darauf ein und leistet Heroisches in Selbst--bcherrschung und Resignation. ES ist unmöglich, alle Fälle einzelitanzuführen. Einige aber sind durch die Nichtigkeit ihrer Beweg/gründe typisch für die Sozialistenhetzereien an der Donau. AuSBotoschany wurden dieser Tage zwei junge Leute, ein Bursche undein Mädchen, fast Kinder noch, ausgewiesen. Ein Barbierwurde ausgewiesen, weil er auch Sozialisten, nicht nurNichtsozialisten, rasierte! Solcher lächerlichen Brutalitätwürden sich sicherlich selbst die russischen Schergen schämen.Hub der Partei.Die Verfolgung der rumänischen Sozialdemokratie.Bukarest, 31. März.(Eig. Ber.)Nochmals der Fall NakovSki. Bekanntlich weilt unser GenosseNakovSki, der Führer der rumänischen Arbeiterbewegung, seit Julivorigen JahreS im Auslande, da die rumänische Regierung alleGrenzen für ihn hermetisch verschlossen hat. Sein Bildnis ist in40 000 Exemplaren gedruckt und an alle Grenzwächter. Spitzel undGendarmen verteilt worden, damit R. gleich nach seinem Er-scheinen dingfest gemacht und laut der bei allen 32 PräfekturendeS Landes liegenden„geheimen Instruktionen" ins Jenseitsspediert wird. Was mag denn den rumänischen Machthaberndies fürchterliche Grauen vor dem Menschenkinde NakovSki ein-gejagt haben? Einerseits ist eS die Befürchtung, daß die Arbeiter-parte! nach ihrer Wiedervereinigung mit dem Führer zu einerenergischen Aktion gegen daS herrschende Franco-Negiment über-gehen wird; andererseits die Befürchtung, daß NakovSki bei dergerichtlichen Behandlung seines Falles die Fälschungen, Gesetzes-Übertretungen der Bande Bratianu-Nadejde-Stelian aufdeckenund so die Gesamtregierung durch ein Urteil des KassationShofeSbloßstellen wird.Nun ist aber der Fall RakovSli auch in seiner Abwesenheitvor Gericht gelangt. Die Regierung hat nämlich, statt sich mitden begangenen Gesetzlosigkeiten zu begnügen, tölpelhafterweise dieStreichung RakovSkiS a u S den Wählerlistenveranlaßt. Dagegen hat R. dem Constanzaer Gerichtshofe eineBerufung eingesandt und mit seiner Verteidigung zwei Advokaten.verschen mit vom rumänischen Konsulat zu Rom authentifiziertenVollmachten, beauftragt. Die Regierung, in Gefahr für alle ihreMachenschaften vor Gericht Rede stehen zu müssen.verweigerte aber feigerweise, die Unterschrift deS römischen Konsulszu legalisieren, so daß das Gericht die Vollmacht RakovSkiS nichtanerkannte, unseren Genossen als nicht vertreten betrachtete unsdie Berufung verwarf. Die Sache gelangt nur vor den KassalionL-Hof und. alle Welt ist gespannt zu sehen, ob eS noch Richter inRumänien gibt.Das ergötzliche an der Sache war die"Furcht des Präfektenvon Constanza. des berühmten AktenfälschersV a r n o v, dass R. am Verhandlungstage, 18. März, persönlichvor Gericht auftauchen werde. Vor Entsetzen ließ er sämtlicheRegimenter und die Polizeimannschaftenmobilisieren, ja er ließ sich sogar aus Bukarest einSpitze ldetachement senden. Nun ist der brave Mann demHimmel dankbar, dass sich der Kassationshof nicht in Constanza,sondern in Bukarest befindet, wo allenfalls genügend Militärvorhanden ist. um die Regierung vor NakovSki zu schützen.Unsere Toten.In Halber st adt starb der Genosse Aua. I b e im Mer von65 Jahren. Noch zu Lebzeilen LassalleS schloß er sich als jungerMaurergeselle der Arbeiterbewegung an. Und seitdem ist er ihr treugeblieben bis zum Tode. Trotz häufiger Maßregelungen, die seiltewirtschaftliche Lage sehr trübe gestalteten, hat sein Eifer in der Partei--arbeit nie nachgelassen. Unterm Sozialistengesetz hat er die gefährlichstenund verantwortungsvollsten Posten ausgefüllt. Wenn es galt, den;„Sozialdemokrat" zu verbreiten, dann war August Jbe als erstetrimmer bereit. Viele Tauseiide Exemplare dieser damals bestgehaßtenWaffe der verfemten Partei wurde manches Mal von Halberstadtaus noch allen Teilen Deutschlands versandt, und bei dieser Arbeit,bei der nur die zuverlässigsten und mutigsten Genossen gebrauchtwerden konnten, war August Jbe immer der zuverlässigste undmutigste.In Borne(Provinz Sachsen) starb der Berginvalide GenosseEduard S ch ü n h o f f, ebenfalls ein verdienter Veteran der Arbeiter-bewegung. der er feit Ende der 60er Jahre angehörte. Bei denFaschingswahlen 1837 wurde er mit noch sechs anderen aufdas Stratzenpflaster geworfen. DaS hielt ihn nicht ab. nach wi'evor für die Partei zu'wirken. Ehre dem Aitdenken der beidenVeteränenl'''Warnung! Zurzeit treibt sich in Südbayern ein Subjekt herum.das unter dem Namen Karl Schmitz, Schneider, ätff Grund einesVrrbandsbuches und einer Legitimation, scheinbar Ausgestellt vomVorsitzenden des OttSverans Rcichetchall, inSl>eso«depe bei den Partei-lenosscn. betrügerische Betteleien betreibt. Zuletzt war dieser Schmitz inssünzburg, er dürste sichjetzt.nach N o tbb a tz e t n gewandt haben. Im r»SetretungSsalle wird ersucht, sofort das BerbandSbuch und die falscheLcgistmqttost' uNlrrzeichnet„Schwarz"/ abzumchmeit:Sozialdxmokiatische Partei Batzcrn, Gau Güdbayern.Hans Si i m me rfal l, Pasing, Kanalstr. 1 LPersonalien. In die Redaktion der„Märkischen Volks-stimme" in K o t t b u S ist der Genosse Karl Wende m u t h auSErfurt als dritter Redakteur eingetreten. Genosse Wendemuth be-suchte die Parteischule und war kurze Zeil in der Redaktion deöSouneberger„Voltsfreund" und der„Tribüne" in Erfurt tätig.:polizeilidtes, Oerlchtlicheo ukw,Strafkonto der Presse. Verworfen wurde vom LandgerichtDresden die Berufung deS Genossen Grötzsch von der„Säch-t scheu Arbeiterzeitung" gegen ein SchöffengerichtSurteil,daS eine Strafverfüginig über 100 Mark Geldstrafe wegenzweier angeblicher Boykottnotizen bestätigte. Der Fall ist insofernbcnierkenswert, weil beide Notizen keinerlei Auffordcru>,gen enl-hielten, sondern lediglich die TaNache mitteilten, datz größere Lokaleder Arbeiterschaft nicht zur Verfügung stehen. Die zweite Notiz warögar eine Berichtigung, die besagte, in der Lokalliste sei der„Anker" in Laubegast zur Verfügung stehend aufgeführt. ES liegejedoch eine Verivechselung mit dem„Anker" in Tolkewitz vor. InWirklichkeit stehe der„Anker" in Tolkewitz der Arbeiterschaft zurVerfügung, während der„Anker" in Laubegast der Arbeiterschaftverweigert werde.DaS Gericht sah auch in dieser Notiz, die unser Parteiblattbringen mutzte, um einen zu Unrecht Beschuldigten Genugtuungzu geben, die indirekte Aufforderung zum Boykott. Sächsische JustizIDer Genosse H ö ch von der„ V o l k s z e i t u n g" zuDüsseldorf wurde wegen angeblicher Beleidigung eines christ-lichen Geiverlschaflsbeamteu zu l80 Mark Geldstrafe verurteilt.Genosse Paul K l e e f o t h von der.Pfälzischen Post"zu Ludwigshafen wurde wegen angeblicher Beleidigung vonLehrern der Goetheschule zu 330 M. Geldstrafe verurteilt.Ein tntcressauter Preßprozeß, so berichtet man uns unterm8. April aus Halle a. S.. steht dem Genossen D ä u m i g vomVolköblatt" bevor. Wir berichteten am Dienstag unter derSpitzmarke:„Aus einer Edelschinicde" über einen erheblichen Ein-brnchSprozetz, in welcher der Edelschmied Wratzle, der zum HallescheitKaisercinzug den Ehrenpokal geliefert hat, keine beneidenswerteRolle spielte. Herr Wratzle, der mehrere fürstliche Aufträge zurAnfertigung von Hochzcitsgeschenken, Gedenktafeln, Diplonieu usw.erhalte» bat, wurde von der Straflaniiner der Hehlerei für ver-dächtig erklärt, da er vou einem zu l2 Jahren ZuchlhanS verurteiltenEinbrecher in 6 bis 8 Fällen„altes Gold" gekauft hat. Mehrerewohlhabende Leute, die bei den Einbrüchen ihre Juweleneingebüßt haben, sind sehr aufgeregt über daS Verhalten des Ehren-pokalfabrikaiiten, der vor Gericht als Zeuge sogar zugab, demHaupteinbrecher ein Probiersläschchen n» d Scheide»ivasser gegeben zu haben, damit dieser„beim Einkauf" dieGoldteile probieren könne. Das„Volksblatt" machte zu den Ein-käufen des Herrn Wratzke die„unloyale Bemerkung", ob sichdenn solches Gold auch zu Ehreupolalen eigne?Hierdurch fühlt sich der Edelschuiieo beleidigt Und er hat heute einPerfahren gegen das„Volksblatt" anhängig gemacht. Der Staats-anlvall lehnte ein Einschreiten gegen W., obwohl er sechs bisachtmal„alles Gold" gekauft hat, wegen Hehlerei ab, das Gerichterklärte ihn der Hehlerei für verdächtig, und die Presse wirdverfolgt.— Recht so; denn Recht mutz Recht bleiben. Jedenfallswird die Reinigung des EdelschmiedS aber nicht ganz leicht von-talten gehen.______GewerfefcbaftUcbeB.Die Kanzel im Dienste des Unteruchmertums.Der Verband der katholischen Arbeitervereine, Sitz Berlin,bekanntlich Gegner des Streiks. In Konsequenz dessenist