las sehr verzögere. Die Abstimmung ergab Ablehmmg der Forderung. Angenommen wurde ein von unserer Seite gestellter Zusatz-antrag, der die Ausschreibung der Stelle und die Mitwirkung einer ge-mischten Kommisston bei der Auswahl der Kandidaten forderte.Geschlossen stimmten die Bürgerlichen für einen Antrag, der dieAnstellung von nur einer Lehrerin an der höheren Madchenschuleverlangt, während die Borlage des Magistrats einen Oberlehrerund eine technische Lehrerin forderte. Auf der Tagesordnung einergeheimen Sitzung standen drei Punkte. Einer betraf die Pen-sionierung eines Beamten, ein anderer die Gewährung einer Ab-fchlagSzahlung an die städtischen Beamten auf die bevorstehendeGehaltsaufbesserung und der dritte die Auszahlung der den Lehrernzugebilligten Teuerungszulage. Die Lehrer hatten gebeten, ihnendie Zulage auf einmal, anstatt in vierteljährlichen Raten aus-zuzahlen. Unsere Genosten beantragten, darüber in öffentlicherSitzung zu verhandeln. Das wurde abgelehnt I Trotzdem fandendie Borlugen Zustimmung, die Geheimklappe hat diesmal nichtsgenutzt.Rixdorf.Eine öffentliche Stadtverordnetenversammlung findet heute nach-mittag S Uhr im Rathause statt. Auf der reichhaltigen Tages-ordnung steht u. a.: Einstellung de? Personals für das städtischeKrankenhaus in Buckow und Festsetzung der Besoldungs- undsonstigen Anstellungsbedingungen.: Erstattung von Unizugskosten beider Anstellung von Lehrkräften an den höheren Schulen; Bertragmit der Firma Franz Leuwer wegen Bermietung der Laternen-reklame; Polizeiverordnung für das öffentliche Fuhrwerl; Ab-änderung des Ortsstatuts über die Versorgung der Beamten undsonstigen Angestellten bei Unfällen; Nachtrag zum Ortsstatut be-treffend die Pslichtfortbildungsschule in Rixdorf.Schöneberg.Zur Ausschmückung des BarbarossaplatzcS schreibt der Schöneberger Magistrat eine öffentliche Konkurrenz aus. Den Mittelpunktder Schmuckanlagen soll eine Denkmalsanlage bilden, die aus Wetter-beständigem Material bestehen muff. Die Bedingungen sind folgende:1. Zur Teilnahme an der Konkurrenz werden alle Bildhauer Grotz-Berlins zugelassen. 2. Für die Einlieserung der Entwürfe ist denkonkurrierenden Künstlern eine Frist von zwei Monaten vom Tageder Ausschreibung ab gerechnet zu bewilligen. 3. An Preisen werdenausgesetzt: ein I. Preis von 1200 M., ein II. Preis von 800 M. undein lll. Preis von 500 M.. aufferdem werden für Ankäufe von nichtprämiierten Entwürfen der Jury 600 M. zur Verfügung gestellt.Die Ausführung des Denkmals soll gegen eine Entschädigung von26 000 M. für Bildwerk und Architektur oberhalb der Erde vonder städtischen Kunstdeputation demjenigen Bildhauer übertragenwerden, dessen Entwurf von der Jury zur Ausführung angenonunenwird.Ein Notschrei über die miserable Beschaffenheit des Wege? vomAuguste-Viktoria-Krankenhaus zum neuen Friedhof im Südgeländegeht uns aus Leserkreise zu:Die Leichenbegängnisse vom Auguste-Diktoria-Krankenhaus zudem neuen Friedhof im Südgelände bedeuten für die Angehörigender Berstorbcnen wie der Leidtragenden geradezu eine Marter. DieLeichenhalle des Krankenhauses befindet sich auf dem südlichen Teil,der an freies Feld grenzt. Die Zufahrt zur Halle ist derartigschlecht, daff die Kutscher alle Vorsicht anwenden müsten. um mitdem Wagen nicht zu verunglücken. Ebenso ist der Fahrweg, derzum Friedhof führt, uneben und an regnerischen Tagen unpassierbar;an trockenen Tagen herrscht ein furchtbarer Staub. Kommt einLeichenzug am Friedhof an, so muh beim Herunterheben des Sargesvom Leichenwagen der Sarg erst besichtigt werden, ob nichtsgelockert ist. Es ist nicht ausgeschlossen, daff bei einem derartigenTransport selbst der Tote seine Lage verändert. Eine Gelegenheit.die Kleider sowie Gesicht und Hände vom Staub und Schänitz zureinigen, ist leider nicht vorhanden. In der kurzen Spanne Zeit istes auch nicht gut möglich, denn kaum hat die Gruft den Sarg auf-genommen, so läutet es schon; es ist dies das Zeichen, daff die Be«sucher den Friedhof zu verlassen haben. Dieser skandalöse Zustandkönnte mit Leichtigkeit beseitigt werden, wenn der Fahrweg gepflastertwürde.Köpenick.Unter dem Verdacht, die 26 Jahre alte unverehelichte WäscherinMarie Gerlach ins Wasser gestoffen und ertränkt zu haben, ist der30 Jahre alte Arbeiter Karl Breschke verhaftet worden. B. bestreitetdie ihm zur Last gelegte Tat; er behauptet, daff die G. in der Nachtzum Dienstag mit ihm zusammengetroffen und am Bollwerk ins Wassergefallen sei.,Steglitz.Das Gewerkschaftskartell nahm in seiner letzten Sitzung denBericht von der Maifeier entgegen. Ein Antrag, den Ueberschuffderselben an den örtlichen Bildungsausschutz abzuführen, wurde ab-gelehnt. Die Gewerkschastskommission sieht sich durch Ausgaben fürden Aildungsausschuff usw. genötigt, den Jahresbeitrag für dasnächste Jahr auf 20 Pf. zu erhöhen. Zwecks Veranstaltung desdiesjährigen Bolksfestes wurde der Vorstand beauftragt, sich mitdem Wahlvereinsvorstand in Verbindung zu setzen. Ferner wurdedem Obmann aufgegeben, bei der hiesigen Gemeindevertretung dieErmäßigung der Preise in der hiesigen Badeanstalt zu beantragen.ES fehlten die Vertreter der Töpfer, Dachdecker und Steinsetzer.Grost-Lichterfelde.Die Berlänzerung des Vertrages mit der englische,, Gas-grsellschast angenomnicn! Auf der Tagesordnung der Gemeinde-vertretersitzung am Montag stand diese Angelegenheit als einzigerPunkt. Der Vertragsentwurf, der mit nur unwesentlichen redaktionellen Aenderungen gegen eine Stimme angenommen wurde,� zeigte schon zur Geniige die Abhängigkeit der Gemeinde von dergenannten Gesellschaft und die geradezu unübersehbaren finanziellenund wirtschaftlichen Nachteile, wenn kurzsichtige und geschäfts-ungewandte Kommunalverwaltungen die wichtigsten Gemeinde-betriebe Monopolgesellswaften zur Ausbeutung überlasten. Ob-wohl der bisherige Bertrag erst im Jahre 1930 erlischt, hatteman es trotzdem sehr eilig, um ein Linsengericht jetzt schon eineweitere Verlängerung einzugehen. Gemeinde und Bürger um weitere20 Jahre einer privaten Erwerbsgesellschast auszuliefern: Nachdem neuen Vertrage tritt eine Ermäßigung des Preisesvon 2,6 Pfennig auf 1.633 Pfennig pro Straffenflamme mitC-Breimer und Brennstunde ein. Die Gemeinde ist berechtigt.Aenderungen in der Konstruktion der der öffentlichen Beleuchtung' dienenden Laternen zu verlangen, wenn sie die Mehrkostendieser Aenderung nach billigem Ermessen ersetzt.abzüglich der im Betriebe durch diese Aenderung der GaSgesellschastetwa entstehenden Ersparnisse. Die Gemeinde verpflichtet sich,soweit dies ihr möglich ist, die G a s ge s e I ls ch a f t bei Aus-Übung ihres Betriebes zu fördern und ihr beiWegräumung aller etwa sich entgegenstellendenSchwierigkeiten behilflich zu sernl Die GaS-gesellschast wird diejenigeu Veränderungen und Verlegungen ihrerLeitungen auf eigene Kosten und ohne Entschädigung vornehmen,die von der Gemeinde zur Durchführung ihrer eigenen baulichenVeranstaltungen für notwendig erachtet werden. Die Ge«meinde wird sich bemühen, derartige Berände-rungen und Umlegungen nach Möglichkeit zu ver«meiden. Und nun kommt»m 8 3 das schlimmste, was zemals inVerträgen zwischen Gemeinden und Privatgesellschaften vereinbartwerden konnte und was geeignet ist, jede selbständige Bewegung derKommune von vornherein förmlich zu erdrosseln. Wir wollen diesenTeil als warnendes Erenipel zu Nutz und Frommen anderer Ge-meinden wörtlich mitteilen:„Mit Rücksicht auf§ 873 des B. G.-B.für das Deutsche Reich bewilligt und beantragt die Gemeinde aufdenjenigen ihrer im Gemeindebezirk gelegenen oder, unabhängig vonihrer örtlichen Belegenheit, der Verfügung der Gemeinde unter-stehenden, an daS Grotz-Lichterfelder Strahennetz anfchlieffendenWege— Straffen— und Platzgrundstücke, sür welche ein Grund-buchblatt bereits angelegt ist, in Abteilung II die Eintragungfolgender Belastung: Der Jmperial-Kontinental-Gas-Assoziationsteht nach Maßgabe der Verträge vom 11. Dezember 1883,17./29. September 1892, 17./20. Februar 1900 und... bis zum... und im Falle der Verlängerung des VcrtragSverhält-nistcs für die Dauer der Verlängerung daS a U S f ch lli e ff l i ch eRecht zu, in dieses Grundstück GaSröhren zu legen, darauf Anschluß-leitungen herzustellen, ferner Aenderungen und Ausbesserungen anHaupt- und Anschluffleiwngen vorzunehmen und mittels dieser Röhrendie Gemeinde Groff-Lichterfelde und andere Gemeinden usw.mit Gas zu versorgen. Auch nach Ablauf des Vertrags-Verhältnisses mit der Gemeinde bleibt die Jmp.-Kont.-Gas-Assoziation berechtigt, in diesem Grundstücke zumZwecke der Versorgung der Pr'ivatabnehmer, andererGemeinden usw. ihre bisherigen Einrichtungen fortbestehenzu lassen, zu verändern, zu verbessern undauszudehnen, also namentlich ihre sämtlichen vorhandenenRöhren liegen zu lassen, noch andere Röhren zulegen und jene wie diese auszubessern und zu erweitern, soferndadurch andere Anlagen der Gemeinde nicht beeinträchtigtwerden...." Ferner hat die Gemeinde die Verpflichtung.alle Straffen und Plätze, die sie später eigentümlich erwirbt, derGasgesellschaft in bestimmter Frist bekanntzugeben, damit diese.ewigen Rechte* auch auf sie ausgedehnt werden, die auch sürdie Rechtsnachfolger der Gasgesellschaft in Kraft zu bleiben haben.So sieht dieser Vertrag aus, wie ihn wohl zum Glück keinezweite Gemeinde im ganzen Deutschen Reiche haben dürfte.Und mit tvelcher Verachtung und geistigen Ueberlegenheit mögendiese Günstlinge des Dreiklastenwahlrechts, die seinerzeit diesengeradezu blödsinnigen Verrrag mit den gerissenen Juristen derPrivatgesellschaft abgeschlossen haben, auf die Bestrebungen derSozialdemokratie, Einfluß auf die Gemeindeverwaltungen zu erringenund die Kommunen vor derartigen ungeheueren Schäden zu be-wahren, herabgevlickt haben I— Schöffe Lengner vertrat dieVorlage des Gcmeindevorstandes. Die Kommission sei zu der An-ficht gelangt, daff die Errichtung einer eigenen Gasanstalt fürGroff-Lichterfelde aus technischen und Vertragsgründen un-durchführbar sei. Von allen Gemeinden sei Groff-Lichter-selbe mit dem„ewigen Monopol* der GaSgesellschast amübelsten daran. In seinen Ausführungen spielen die 2 Millionen,die der Ort angeblich in dreißig Jahren»spart*, wieder einegroße Rolle; leider vergaff er hinzuzufügen, wie viel MillionenGewinn der privaten Erwerbsgesellschaft infolge der unglaublichkurzsichtigen Politik der jeweiligen Gemeindevertretungen und derschmachvollen, die Gemeinde für alle Zeiten fesselnden Verträge derfrüheren Jahre in die Taschen gestopft wurden und noch werden.Gemeindevertreter Jäger bekämpfte energisch die weitere Ver-längerung deS Vertrages, umsomehr als man heute noch gar nichtwissen könne, welch' technischen Fortschritte auf dem Gebiete desBeleuchtungswesens in 30 Jahren gemacht würden. Die Gemeindestehe jetzt abermals vor einem Wendepunkt; es sei bedauerlich, daßsie nicht einen einzigen nutzbringenden Betrieb besitze. Rednerempfiehlt, um aus den Klauen der Gesellschast heraus-zukommen, zum Zwecke der Beleuchtung das Wassergasverfahren.Sein Antrag, den Beschluß über die Borlage aus-zusetzen, erst fachmännische Urteile und Berechnungen bezüglichder Errichtung einer eigenen Gasanstalt zu sammeln, wurde gegenzwei Stimmen abgelehnt und sodann der ganze Vertrag gegeneine Stimme(Jäger) angenommen. Die Herren Gemeinde-Vertreter hatten es sogar so eilig, auch sofort die zweite Lesung vor-zunehmen. Damit ist der odiöse Vertrag auf weitere 60 Jahre inKraft, und die späteren Generationen werden die Weisheit derkommunalen Klastenvertretung aus dem Jahre 1909 mit lautenWorten preisen.— Vielleicht wird jetzt die englische Gasanstalt,deren Direktor als Gemeindeschöffe auch in der Lichterfelder Kom-munalverwaltung tätig ist. der Gemeinde durch Stiftung deS drittenKronleuchters mit Hängelicht im RathauSfaal ihren Dank bezeugen.Die gewöhnlichen Gemeindebürger mögen sich aber einmal die Fragevorlegen, ob es nicht im Jntereste beider Teile läge, wenn Beamtevon privaten Erwerbsgesellschaften, die mit Gemeinden in einemVertragsverhältnis stehen, in solchen Kommunen kein Amt bekleidendürsten.Mariendorf Südende.In der letzten Mitgliederversammlung de§ Wahlvereins referierteGenosse Reichardt über„DaS Wahlrecht der Landgemeinden.* DerReferent ging m seinen Ausführungen auf die Wahlen der Land-gemeinden erläuternd ein. Bezugnehmend auf die örtlichen Ver-hältniffe, wies der Redner an der Hand einer genauen Statistiknach, daß am Orte vermöge des famosen Wahlrechts 11 Wähler der1. Klasse dasselbe Wahlrecht besitzen wie 148 Wähler der 2. Klasseund 2164 Wähler der 3. Klaffe. Da Mariendorf jedenfalls in Kürzevon einer Wahl überrascht werden wird, ist es Pflicht jedesEinzelnen, das uns zustehende Mandat von neuem zu erobern. DieDiskussion bewegte sich im Sinne deS Referats. Allgemein bedauert wurde, daß die Sperre über das Lokal Graffl'S Gesellschaftsbaus i früher„Zum alten Askanier*), Chaussee-, Ecke Eisenacherstraffenicht schärfer beachtet wird. Der Garten, welcher nach den BerlinerFriedhöfen führt, ist Sonntags voll bis auf den letzten Platz. Derorganisierten Arbeiterschaft von Mariendorf verweigert dieser HerrGraffl sein Lokal.Johannisthal.Die Einführung der WertzuwachSstcuer wurde in der letztenGemeindevertretersitzung nach unwesentlichen Aenderungen der erstenBeratung für den Ort beschlossen. Die Steuer beträgt bei10 Proz. des Wertzuwachses 6 Proz.; sie erhöht sich bei jederweiteren Steigerung des Wertzuwachses von 10 Proz. um 1 Proz.Bei Grundstücken, deren letzter Eigentumswechsel vor dem 1. April1896 liegt, soll als Erwerbswert der Betrag angesehen werden, nachdem daS Grundstück im Steuerjahr 1396 1895/96 zur Gemeinde-grundsteuer veranlagt worden ist. Die Steuer verringert sich um>/� oder um lL ihres Betrages, wenn bei bebauten Grundstückender Besitzwechsel nach fünf oder nach zehn Jahren stattfindet.Persönliche Leistungen und Erweiterungsbauten sowie einmaligeKosten für Kanalisation und Wasserleitung kommen als Wert-steigernng nicht in Frage.— Heißumstritten wurde daS Ortsstatutdes Feuerlöschwesens. Hiernach soll eine Pflichtfeuerwehr ausansässigen Bürgern gebildet werden, aus denen der Reihenfolgenach die freiwillige Feuerwehr ergänzt wird, wenn sie die genügendeStärke nicht besitzt. Die Kosten des Feuerlöschwesens sowie 160 M.für Spanndienste sollen von den Hausbesitzern nach Maffgabe desAutzungswertes getragen werden.— Die Neuregelung der Hunde-steuer wurde der Finanzkommission überwiesen.— Der Neuver-Pachtung des Ratskellers soll eine Neuausschreibung vorangehen.Mahlsdorf a. d. Ostbahn.Eine von Frauen und Männern gut iesuchte Volksversammlunghörte' am 22. d. MtS. ein treffliches Referat der Genossin Fried-l ä n d e r- Berlin über»Die Frau im öffentlichen Leben*. ImAnschluß hieran schickte sich der Gemeindevertreter Genosse O s w.Schumann an, das gleichfalls auf der Tagesordnung stehendeThema»Die Gemeindevertretung in Mahlsdorf* zu behandeln.Doch kaum hatte er mit seinem Referat begonnen, als auch schonder die Versammlung überwachende Gendarm den Vorsitzenden auf-forderte, die Versammlung zu schließen, da die Polizeistunde ein-getreten sei. Trotzdem der Referent sowohl wie auch der Vorsitzendehiergegen Einspruch erhoben, verharrte der Beamte auf seineForderung. Das besagte Thema soll daher in einer späteren Ver-sammlung behandelt werden. Gegen den Beamten wird der Be-schwerdeweg beschrstten.Em der Frauenbewegung.Arbeitswillige.Wenn auch augenscheinlich eine starke Zunahme der erwerbs-tätigen weiblichen Arbeitskraft sich vollzog, so brachte doch erst dasResultat der letzten Berufszählung ein richtiges Bild von demwaltigen Anschwellen der arbeitenden Frau auf allen Gebieten desgewerblichen Lebens. Riesenhaft wuchs die Zahl der im Produltions-prozeff tätigen Frauenhände; in immer mehr Berufe drang die Frauals Erivcrbende ein. suchte und behauptete ihren Platz. Die vielfältigendirekten Ursachen, die der weiblichen Arbeitskraft den Weg ftei machtenzum verstärkten Eindringen in Fabrik und Werkstatt, laufen letztenEndes alle auf die Formel hinaus: Verbilligung der Produktion IWenn im allgemeinen technische maschinelle Neuerungen als um»gestaltende Faktoren im Wirtschastsgetriebe geltend gemacht werden,die durch erweiterten Maschinenbetrieb größere Nachfrage nachbilligeren Arbeitskräften hervorriefen, so waren doch auch noch Um-stände anderer Art für die mehr oder weniger starke Heranziehungtveiblicher Kräfte bestimmend. Neben Umgestaltungen einiger Klein-betriebe in Großbetriebe, größerer Zunahme von Fabrikauons«zweigen, in denen von jeher Frauen beschäftigt waren, hat auchMangel an männlichen, besonders jüngeren Arbeitskräften die Heran-ziehung weiblicher Arbeitskräfte für Beschäftigungen, die sonst nurvon Männern ausgeführt wurden, veranlaßt. Auch sind bei hoch-gehender Konjunktur häufig Arbeiter in andere Betriebe,bei denen gröberer Verdienst in Aussicht stand, übergegangen,deren Stellen dann Frauen einnahmen. Einschränkungen in wenigerbeschäftigten Industriezweigen, schlechter Geschäftsgang, gaben eben-falls, wie die Gewerbeinspektoren mitteilen, Anreiz zur stärkerenHeranziehung der billigeren Frauenarbeit.Fast überall haben sich nach den Berichten die weiblichen Arbeits-kräfte bewährt und find dann der niederen Löhne wegen beibehaltenworden.Bedauerlich dabei ist, daß, wie verschiedentlich als Grund derEinführung weiblicher Arbeitskräfte angegeben wird, bei Arbeits-einstellungen der Männer Frauen an deren Stelle zu niederen Löhnendie Arbeit aufnahmen, als Streikbrecherinnen fungierten.!So wurden infolge eines Streiks der Klempner in einerLampenfabrik Frauen zu Lötarbeiten herangezogen. Da sie sichgut bewährten, hat man sie zu niederen Löhnen beibehalten,und ihnen auch andere Arbeiten, die mehr Geschicklichkeit als Körper-krast erfordern, übertragen. Diesem Beispiele sind dann auch andereFabrikbetriebe gefolgt. Ebenso ist in einer GaSmefferfabrik nacheinem Streik die bisherige Männerarbeit in Frauenhände über-gegangen. In letzterem Falle hat die Fabrik die Arbeil an Heim»arbeiterinnen abgegeben und beschäftigt nur noch, hauptsächlich fürReparaturen, eine männliche Arbeitskraft. Die starke Zunahme weib-licher Kräfte in der Zigarrenindustrie kann zum Teil auch auf diegleiche Ursache zurückgeführt werden, da nach einem Ausständein einigen Zigarrenfabriken Frauen in verstärkter Zahl an»gestellt wurden. Bei gleicher oder Mehrleistung zuniedrigeren Löhnen hat die Frauenarbeit hier die Männer«arbeit verdrängt. Als weitere Gründe für die Einstellungvon Arbeiterinnen werden angeführt, daff sie im»allgemeinen zu-friedener*,„leichter lenkbar' und»nicht so fest organisiertfeie n*. als die Männer.— nicht so leicht zum Wechseln derArbeitsstätte und zu Ausständen neigen, und meist auch keinefesten Lohntarife haben. Das heißt mit anderen Worten,daß die Frauen im allgemeinen noch immer ein Objekt der Willkürin den Händen des Unternehmers sind, der ihre Krast ausbeuten kann,soweit es„angängig und gesetzlich zulässig* ist.Kein Zweifel kann darüber obwalten, daß in hervorragendemMaße die weibliche Arbeitskrast zu Lohndrückereien benutzt wird, daffdie Arbeiterinnen vielfach als Konkurrentinnen gegen den Mannauftreten und ihn durch Billigkeit verdrängen. Diese Tatsache unterdem Gesichtswinkel der Massenhastigkeit der Verwendung der weib-lichen Arbeitskraft und dem weiteren Zustrom in immer neue Ge-werbe und Betriebszweige gewürdigt, gibt der Erscheinung einewirtschaftliche Bedeutung, deren Ueberschätzung man nicht leicht sichschuldig macht. Sicher geschieht aber das Gegenteil IKein modern denkender Arbeiter kann auf den Gedanken kommen,der Schmutzkonkurrenz, deren Mittel die billige, willige Frauenarbeitist, durch Verbot oder Beschränlnng dieser über den durch die ge-botene Rücksicht auf den Nachwuchs gezogene Grenzen hinaus ent»gegentreten zu wollen. Auch»st entschieden der Ansicht zu begegnen,als ob der mit der weiblichen Arbeitskraft verübte Mißbrauch derAusfluß ethischer oder moralischer Minderwertigkeit der Frau sei,daff diese der Charaktergualifikation zur Bekundung von Solidaritätermangele. Die Frau ist hier lediglich das Opfer ihrer Ausnahme»stellung, ihres minderen Rechts, ihrer wirtschaftlichen und sozialenUnterdrückung, ihrer falschen Erziehung, ihrer Unwissenheit undpolitischen Indifferenz als Folge dieser; und vor allem kommt alsUrsachenguelle ihre jahrtausendlange Knechtung als Geschlechtswesenin Betracht. Daher muff es unsere Aufgabe sein, die Frau ausallen diesen Fesseln zu befteien, in ihr das Persönlichkeitsbewußtseinzu wecken, für ihre materielle, soziale und geisttge Gleichberechtigungeinzutreten. Zu welchen Opfern das Weib fähig ist, wie enorm ihreWiderstandskraft gegen physische und psychische Leiden ist, daS zubeweisen erübrigt sich. Wer eine wahrhaste Mutter um ihr krankesKind sich sorge» sah, braucht keine weiteren Beweise. Daff Frauenund Mädchen aber auch als Streiterinnen im wirtschaftlichen undpolitischen Kampf, was Mut und Ausdauer anlangt, mitdem Manne wetteifern, wenn sie erst zum Klassenbewußtseinerwacht sind. dafür liegen schon genügend Tatsachen»beweise vor. Es bedarf also nur der Erziehung und Aufklärung,um dem angeführten Uebel zu steuern. Was die Gewerkschaften be»trifft, so haben sie ja auch noch gegen Unverstand und Gedanken»losigkeit beim männlichen Geschlecht zu kämpfen. Sind es doch dieArbeiter aus rückständigen Gegenden, die manche im wirtschaftlichenKampfe errungene Position bedrohen. Nicht ist aber zu verkennen:Die billige weibliche Arbeitskrast ist in gewiffem Sinne gefährlicherals daS Angebotungelernter, bedürfnisloser, unaufgeklärter, indifferenterArbeiter, weil die crstere gerade infolge der technischen EntWickelungdem Unternehmer eine viel größere Verwendungsmöglichkeit bietetals der unwissende, schwerfällige, in grober Beschäftigung steif gewordeneLandproletarier, den man nicht an die, mmutiöse Aufinecksamkeit,große Geschicklichkeit, Fingerfertigkeit, überhaupt körperliche Beweg»lichkeit usw. erfordernde Maschine stellen kann, für deren Be»dienung die Frau größere Befähigung aufweist, als der Mann imallgemeinen. Die Gewerkschaften werden daher der Organisierungder weiblichen Arbeitskräfte ganz besondere Aufmerksamkeit zu-wenden müssen. Je früher und energischer hier eingesetzt wird,desto bester sür die gesamte Arbeiterbewegung.Schluffantrag.Frau Tony Breitscheid sendet uns folgendes Schreiben;Sehr geehrte Redaktion!Ich darf Sie wohl bitten, folgenden Zeilen Aufnahme inIhre»» geschätzten Blatt zu gewähren:In Ihrem Bericht(Nr. 119 des„Vorwärts" vom 26. Mai)über die letzte Versammlung der Vereine Frauenwohl undFrauenstimmrecht beschäftigen Sie sich auch mit meiner Person undkennzeichnen mich als„nette Demokratin", weil ich befürwortethätte,„die englisch-amerikanische Geschäftsordnung auf inter-nationalen Kongressen so zu handhaben, daß man sie gegebenenfallsdurch Schluffanträge zur Ausschließung widerstrebender Elementevon der Debatte benützen könne".Ihr Berichterstatter hat dabei Wohl überhört, daff ich ge-sagt habe: in Ausnahmefällen, wenn es sich darum handelt, einerfortschrittlichen Idee— wie etwa der Idee des allgemeinen,gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts— zum Siege zu der.helfen und durch einen Schluffantrag die Möglichkeit dazu gegebenwäre, müßten auch wir lernen, von solchen Schluffanträgen Ge-brauch zu machen; und ich habe auch nicht nur beiläufig erwähnt.daff man Mrs. Montefiore das Wort abgeschnitten hat, sondernich habe es in hohem Maße bedauert und dabei, wenn ich michnicht irre, das Wort„brutal" angewandt.Soviel zur direkten Berichtigung. Ich kann aber Nuch nichtverstehen, wie man einen Schlußantrag unter allen Um.ständen als einer Demokratin unwürdig hinstellen kann. Insozialdemokratischen Versammlungen wird doch ebenfalls davonGebrauch gemacht» Und in Ihren»Generalversammlungen"