Nr. 99. 27. IahrMg.Z. Keilttt des Jotwtls" Ktllilm öollisliliitt.Freitag. 29. April 1910.parte!- HngelcgenbeitemSteglitz. Sonntag, den 1. Mai, findet die Maifeier im Birken-Wäldchen bestehend aus Konzert, Theater und Ball statt. Anfang4 Uhr. Auch beim Genossen Schellhase können sich die Genossenabends zum gemütlichen Beisammensein eiitfinden.Der Borstand.Tempelhof. Heute Freitag abend: Flugblattver»breitung.Lichtenrade. Am Sonntag, den 1. Mai, findet ein Ausflug nachDahlewitz statt. Treffpunkt morgens 8'/z Uhr bei R. Deter._ Der Borstandßerlincr JVacbncbtcn.Frühling auf dem Kirchhof.Auch über den Grüften sprießt es und grünt. Auf allden weiten Totenackern der Weltstadt, wo das Leichentuchder Natur monatelang ausgebreitet lag über verwesendenMenschenleibern. Das schmutzige, von Schnee und Eis anden Grabhügeln festgeklebte Laub des in die Ewigkeit ge>snnkenen Jahres haben laue Frühlingswinde in alleHinimelsrichtungen verweht. Kahl und nüchtern noch ragendie meisten Grabstätten aus dem zum vollen Leben wieder-erwachenden Erdreich hervor. Unhörbar scheint es wie vonGeisterstimmen aus der Tiefe zu tönen: Schmückt uns...vergeßt uns nicht! Und die denkende, fühlende, liebendeMenschheit beherzigt das Raunen des Todes. Viel hundertgeschäftige Hände sind jetzt dort draußen auf den mächtigenLeichenfeldern Groß-Berlins tagtäglich bei der Liebesarbeit.Tausend und aber Tausend Hügel erhalten ihr frischesFrühlingskleid. Von den Gedenksteinen sinken die hölzernenund blechernen Schutzhüllen. Milliarden von Grashalmspitzenstrecken neugierig die ersten vorsichtigen Fühler aus, um sichbald zu einem grünen Nasenteppich zu vereinen. Hier undda im Grase künden schon vorwitzige Frühlingsblümelein,unbekümmert um Nachtfröste und Aprilschauer, den Siegüber die Winterherrsck)aft. Biegsame Trauereschen zeigen dieersten kräftigen Blatttriebe, Lebensbäume und Efeurankenhaben in wenigen Wochen hellere, sattere Farben aufgesetzt.Da vorn, wo die Bevorrechteten und doch im Tode so Hilf-losen den letzten Schlaf schlafen, schüttet das Füllhorn desFrühlings schon zarten Segen aus: Hyazinthen und Krokus,Veilchen und Stiefmütterchen... Treibhausbliitenl Be-wundernd bleiben sie stehen, deren Weg nach dort hinten führt,wo in schier unübersehbarer Reihe genau so todesmatt dieArmut ausruht vom harten, entsagungsreichen Leben. NichtNeid ist es, das in ihren Herzen machtvoll aufkeimt, nurFreude, aufwallende Freude über den Frühling und seinelachenden Naturkinder. Und Freude über das Leben, dasman weiterleben will, trotz aller Kämpfe und Stürme. Auchdort hinten auf den Armengräbern quillt und lacht der Früh-ling. Die nur ab und zu von gelben Sandwegen unter-brochene grünende, sprossende Grasnarbe ist die schönste Zierdes großen Totenbettes. Auf den kaum fußhohen Massen-Hügeln kauern die Angehörigen, beseitigen die letzten Spurendes Winters und pflanzen im schmalen Streifen des Armen-grabes ein kümmerliches Frühlingszeichen unvergänglicherLiebe. Freilich, die meisten Grabstätten sind hier vergessen.Wie die Toten vergessen waren schon im Leben. Und obenauf den niedrigen Hügeln sitzen lachende, mit den Gras-Halmen spielende Kinder... der Frühling des Lebens, demdas Leben mal besser blühen soll, als da unten in der Grubeden mißachteten, von Mitmenschen getretenen Toten.Die BolkSkllcheu im Notstand.Die Volksküchen Berlins haben in der Heit de» Notstandes, derdie unbemittelte Bevölkerung nun schon seit mehreren Jahren soschwer bedrückt, auch über sich selber einen schlimmen Notstandhereinbrechen sehen. Es ist nicht das erste Mal, daß ihnen daswiderfährt: in den jetzt 44 Jahren ihres Bestehens haben sie mehr-fach mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. So oft dieArbeiterklasse unter Beschäftigungsmangel zu leiden hatte, Lebens-mittelteuerung ihr Entbehrungen auferlegte, durch Wohnungsnotdie Bedrängnis noch erhöht wurde, bekamen bald auch dieVolksküchen die Folgen zu spüren. Die Volksküchenwollen nicht ein auf milde Spenden angewiesenes Wohltätigkeitsunternehmen fein, sondern haben bisher den Grundsatz durchzu-führen versucht, daß sie sich aus sich selber erhalten cktüssen. Hier»nach müßten sie, wenn die Mieten für ihre Speiselokale von denHausbesitzern immer mehr gesteigert und die Preise der zurSpeisenbereitung erforderlichen Rohmaterialien von den Lebens-mittelvertcuerern immer höher geschraubt werden, auch die Preiseder dargebotenen Genüsse dementsprechend hinaufsetzen. Aber ge-rade in solchen Zeiten wird von den Besuchern der Volksküchen dasals sehr hart empfunden, und nur zu leicht kommt es dann zu einerden ganzen Betrieb gefährdenden Minderung des Umsatzes, derohnedies durch Arbeitslosigkeit und Notstand in der Regel sehr merk-lich beeinträchtigt wird. Lieber wird da zu dem anderen Mittelgegriffen, diejenigen 5lüchcn zu schließen, die nicht einbringen, wassie kosten, und aus bessere Zeiten zu warten, in denen man sie viel-leicht wiedereröffncn kann. Das heißt folgerichtig gehandelt, gewiß.Doch es ist«ine Ironie deS Schicksals, daß die Volksküchen, dieeigentlich dem Unbemittelten so«twas wie eine Hilfe in der Notsein sollen, gerade dann versagen müssen, wenn dieNot am größten ist.Die letzten Jahre sind für die Volksküchen Berlin? ganz be-sonders schlimm gewesen, so schlimm, daß geradezu ihr Weiter-bestand in Frage gestellt worden ist. Immer mehr der Küchenmußten geschlossen werden, ohne daß sich die Möglichkeit bot, dieeine oder die andere wieder zu eröffnen. DaS Jahr 1008 brachteeinen Verlust von 11 S70 M., der aus den Ersparnissen der fetterenJahre gedeckt werden mußte. Das Jahr 1900 hat bei 00 576,58 M.Ausgabe und nur 85 248,84 M. Einnahme mit einem Verlust von14 327,74 M. abgeschlossen, so daß das Vermögen von noch70 014,06 M. wieder um ein reichliches Fünftel geschmälert wordenist. Um weiteren Verlusten und der völligen Aufbrauchung desVermögens vorzubeugen, haben die Volksküchen einstweilenihren Betrieb nahezu gänzlich eingestellt. Wäh-rend bis Ende des Jahres 1008 iminer noch acht Volksküchen sichbehauptet hatten, konnten in 1000 bis zum Jahresschluß nur nochvier offen gehalten werden, und auch von diesen haben inzwischennoch drei geschlossen werden müssen, so daß seit April 1910 nur nocheine einzige, die in der Stralauer Straße, in Betrieb ist. Bis insJahr 1806 hatte die stattliche Zahl von 15 Küchen bestanden, undnun ist es in weniger als anderthalb Jahrzehnten zu solchem Zu-sammenbruch gekommen! In der diesjährigen Generalversamm-lung des VolkskücbenvcreinS, die am Mittwoch stattfand, wurde vomVorstand die Versicherung gegeben, der Weiterbestand der Volks-küchcn sei gesichert, man werde bald wieder mehrere neue Kücheneröffnen. Die Nachricht, daß daS Ende der Volksküchen besiegeltsei, die in voriger Woche vom..Lokalanzeiger" gebracht wordenwar, wurde als unzutreffend zurückgewiesen. ES soll noch einmal,wie schon vor einer Reihe von Jahren, versucht werden, dieVolksküchen zu modernisieren, damit ste den Weit-bewerb mit privaten Gastwirtschaften aushalten können. Wartenwir ab, was da zustande kommen wird.Frau Lina Morgenstern, die im Jahre 1866 die Volks-küchen gründete, hat noch diesen bisher schlimmsten Niedergangihres Unternehmens gesehen, ehe sie im Dezember 1009 starb. BorZeiten hatte sie geglaubt, daß sie mit ihren Volksküchen einen Bei-trag zur„Lösung der sozialen Frage", zur„Aus-söhnung der sozialen Gegensätze" usw. liefern könnte.Durch die wirtschaftliche und politische EntWickelung der neuestenZeit war die alte Dame schließlich doch wohl noch von jenem schönenWahn geheilt worden._In der Sitzung der Deputation der städtischen Wasserwerkevom 28. April wurde beschlossen, die Einführung des Scheckverkehrsfür die Einziehung der Wafferrechnungen dem Magistrat zur Er-f wägung zu überweisen.Ferner beschloß die Deputation die Errichtung eines Frei-oder Luftbades auf der Insel Baumwerder im Tegeler See bis nachKlärung der Bcsitzverhältnisse der drei Inseln im Tegeler See zuvertagen.Schließlich nahm die Deputation Kenntnis davon, daß d i eArbeits löhne der Wasserwerksarbeiter durch Be-schluß des Magistrats vom 1. Mai d. Js. ab eine Aufbesserung er-fahren haben, so daß die bisherigen Ungleichheiten mit den Löhnender Gaswcrksarbeiter beseitigt sind.Das Arbeiter-Jugendheim, Brunnenstraße 115, bleibtam 1. Mai geschlossen.Zum Nachfolger Bodelschwinghs in der Oberleitung der Ar-beitskolonien Hoffnungstal, Gnadental und Lobetal bei Bernauist der Sohn des Verstorbenen, ebenfalls ein Diener des Herrn,gewählt worden. Der Geist, der bisher in diesen„ArbeitSqueffchen"der Stadt Berlin unter der Firma eines gemeinnützigen Vereins«Unternehmens umging, wird also auch in Zukunft wohl kaum eineandere Richtung einschlagen. Tatsächlich hatte ja Bodelschwinghjunior schon seit länger als Jahresfrist für den erkrankten Vaterdas Heft in den Händen. So erstattete er auch den vorjährigenVerwaltungsbericht, dessen Text in mehrfacher Hinsicht ahnen läßt,wohin die Reise gehen soll. Ueber den Arbeitsloho heißt eS da:„Was wird aus dem Geld, das die Leute hier verdienthaben? Man hat mit Recht gerade bei der Gründung von Hoff-nungstal Wert darauf gelegt, daß die Leute nicht umsonst ar-betten, sondern die Möglichkeit haben, sich für einen neuen An-fang nicht nur die nötige Kleidung zu verdienen, sondern aucheinen Notgroschen zurückzulegen. Dies ist aus erzieherischenGründen durchaus notwendig. Auf der anderen Seite liegt ohneZweifel darin eine Gefahr. Wir können uns nicht verhehlen,daß ein Teil des hier verdienten Lohnes nach der Entlassung ausder Kolonie nicht zu dem Zweck verwendet wird, für den es be.stimmt ist. Bei jeder Wanderung durch das städtische Asyl fürObdachlose wird es einem begegnen, daß man frühere Hoffnungs-taler trifft, die sehr bald wieder dem Alkohol unierlegen sind.Die Hausväter haben bemerken müssen, wie die bösen Freundeam Bahnhof in Berlin schon diejenigen erwarten, die hier ent-lassen sind oder auf Urlaub kommen.Es ist bereits bei der Eisenbahndirektion der Antrag ge-stellt worden, von hier aus Gutscheine für Eisenbahnreisen auS.zustellen, anstatt bares Geld in die Hände zu gaben. Zu demgleichen Zweck werden die Sparhefte des deutschen HerbergS-vcreins eingeführt werden.Bemerkenswert ist ferner, daß für Hoffnungstal in diesemJahre keine Kirchenkollekte veranstaltet wird. Es werde, wie derVerwaltungsbericht sagt, immer schwieriger,„das Widerstreben derKirchen regicrungen zu überwinden". Die in Anspruch genommenenGemeinden erklären vielfach, daß sie keinen Grund sehen, Geld zusammeln zur Schaffung von Avbeit für Arbeitslose, wenn überallauf dem Lande drückender Mangel an Arbeitskräften bestehe! Auchdie Berliner Hanskollekte soll ausfallen, da die Einnahmen nichtdie Kosten decken. Dafür will man durch Rundschreiben jedendeutschen evangelischen Pastor um ein Darlehen von 50 Emmchenerleichtern. Die Herren, die selbst so gern nehmen, werden sich höchstzugeknöpft zeigen.Hunionstijch wirkt im Verwaltung? bericht der gefühlvolle Nach-ruf auf den Prügelpastor Breithaupt, Mielczyner Angedenkens, dersich bekanntlich in Hoffnungstal die Sporen verdiente.„Nachdemdieser Hoffnungstal verlassen, um bald darauf die Leitung einerFürsorge-Erziehungsanstalt in Posen zu übernehmen, wurde dieLücke in der geistlichen Versorgung der Kolonie doppelt schmerzlichempfunden. In Mielczyn kam's umgekehrt. Da wurde seine—Anwesenheit„schmerzlich empfunden".Bauunglück Unter den Linden.In der achten Morgenstunde ereignete sich gestern Unter denLinden 14, zwischen der Kleinen Mauerstraße und der Linden-galerie, ein schweres Bauunglück. Bei Renovierungsarbeiten stürztein dem früheren Varietösaal der„Gebirgshallen" ein Teil derDecke ein und begrub mehrere Arbeiter unter sich. Von den Ver-»«glückten wurde ein Arbeiter tot unter den Trümmern hervor-gezogen; zwei andere Arbeiter hatten leichte Verletzungen davon-getragen.— Der ziemlich große frühere Varietesaal der„Gebirgs-hallen" sollte jetzt neu umgebaut werden, nachdem die Räumlich-leiten fast zwei Jahre leergestanden haben. Seit einigen Tagensind in dem Saal mehrere Arbeiter damit beschäftigt, die alteDecke zu entfernen. Gestern früh stürzte plötzlich ein Teil der Deckeein. Auch das aufgestellte Gerüst brach hierbei teilweise zusammen.Die Arbeiter, die auf diesem arbeiteten, wurden zu Boden ge-schleudert und von den Trümmerteilen der Decke und des Gerüstesverschüttet. Der Zimmermann Albert Liberia erlitt bei dem Sturzso schwere Verletzungen, daß er nach kurzer Zeit starb. Die Leichewurde nach der Charit* geschafft. Zwei weitere Arbeiter, Hampeund BuSke, waren mit leichten Verletzungen davongekommen. DieUnfallstelle wurde sofort polizeilich gesperrt. Gegen Mittag erschieneine Kommission der Baupolizei, um den Tatbestand und dieSchuldfrage festzustellen._Vorsicht beim Einkauf von Briefmarken. Vervnberte Brief-markenpackungen hat die Reichsdruckerei kürzlich an sämtliche Ber-liner Postämter versuchsweise ausgegeben. Es sind nicht mehr diebekannten großen Blätter zu je 100, sondern auf das Vierfacheverkleinerte Tafeln zu je 25 Briefmarken. Den Postschalterbcamtenwill die Neuerung nicht gefallen. Namentlich klagen die Marken.Verkäuferinnen, daß sie jetzt beim Abzählen bedeutend mehr auf-passen müssen und leicht Manko haben können. Auch das Publi-kum, das au die Zehnerstreifen gewöhnt war, hält die Aenderungfür unpraktisch.DaS Strafverfahren gegen den Förster Rusch« zu GrünerLinde, welcher Mitte Januar d. IS. den Schlosser Augath zu Kalk-berge erschossen hat, ist jetzt wegen««angelnder Beweise von derKöniglichen Staatsanwaltschaft eingestellt worden.Mutter und Kind verschwunden, lllach ihrer Entlassung ausder Charit* ist die 18jährige Marie Lubaschin verschwunden. DieL. hatte vor einiger Zeit in der Charit* einein Kind das Leben'geschenkt und nach ihrer Entlassung fand sie bei einer bekanntenFamilie in der Gitschinerstraße 56 Aufnahme. Von dort ist stenun spurlos verschwunden. Wohin sich die junge Mutter mit jihrem Kind gewandt hat, konnte bisher nicht ermittelt werden. 1Ein Kriminalbeamter bei einer Vernehmung von einemTaschendieb bestohlen. Ein Taschendiebstahl ist aus einem Polizei»revier im Südwesten der Stadt verübt worden. Ein Taschendieb,der auf frischer Tat ertappt wurde, war nach dem zuständigen Re-vier gebracht und dort von einem Kriminalbeamten vernommenworden. Während der Vernehmung verstand es der geschickte Dieb,dem Beamten aus der Seitentasche einen Siegelring, ein Familien»erbstück, unbemerkt zu entwenden. Erst einige Zeit nach der Ver-nchmung lvurde der Beamte gewahr, daß er selbst dem dreistenGauner zum Opfer gefallen war.Ein erschütterndes Drama hat sich auf dem Begräbnisplatz derSegensgemeinde in der Gnstav-Adolfstratze abgespielt. Der Maler-meister Ludwig Schröck aus der Franseckistraße 48 hatte vor einigenMonaten seine Frau durch den Tod verloren. Die Ehe war eineaußerordentlich glückliche gewesen und seit dem plötzlichen Dahin-scheiden seiner Lebensgefährtin war Sch. schwermütig. Freundengegenüber äußerte er wiederholt, er werde seine Frau wohl nichtallzu lange überleben. Am Grabe der Toten verübte dann Sch.Selbstmord; er vergiftete sick mit Zyankali und brach sterbend ander Gruft zusammen.Im Verfolgungswahnstnn hat sich gestern morgen die 28 Jahrealte Malerfrau Anna Haase, geborene Zierock, aus der FrankfurterAllee Nr. 87 das Leben genommen. Während ihr Mann sich gesternmorgen kurz nach 6 Uhr in einem Nebenzimmer befand, sprang dieUnglückliche aus der Wohnstube der im 4. Stock des Seitenflügelsgelegenen Wohnung auf den Hof hinab und zog sich außer anderenVerletzungen einen Bruch der Wirbelsäule zu. Sie starb auf demWege nach der Hilfswache in der Koppenstraße.lieber den Selbstmord der 65 Jahre alten Frau Kielmeher inder Manteuffelstraße 123, über den wir in unserer Dienstag-Rummer berichteten, werden wir gebeten, mitzuteilen, daß dieFrau in geistiger Umnachtung in den Tod gegangen sei.Vorort- l�acbricbten.Schöneberg.Die WahlvereinSversammlung lzörie zunächst einen Vortrag desRedakteurs Genossen Georg Schmidt über„politische Tagesfragen".Die Kassenabrechnung vom 1. Quartal zeigte eine Einnahme von2339,04 M. Die Ausgabe am Orte betrug 603,53 M., die Krcis-kasse erhielt 1559,36 M.— Die Stadtvcrordnetenwahlen erforderteneine Ausgabe von 1252,38 M., die Einnahmen belicfen sich auf1022,20 M. Die Herrenpartie am Himmelfahrtstage führt vonSchlachtensce zum„Alten Freund" aus Pichelswerder. Abfahrt:Bahnhof Groß-Görschenstraße und Wannseebahnhof Friedenau7% Uhr.— Die Genossinnen veranstalten am selben Tage einenNachmittagsausflug nach Schmargendorf.— Tie Maifeier desWahlvereinS wird in der„Schlotzbrauerei" abgehalten.Ein Zusammenstoß zwischen dem Motorwagen 2740 der Linie 61und einem mit Brettern beladcnen Lastwagen fand gestern frühgegen 7 Uhr an der Kreuzung der Martin Luther, und ApostelPaulusstraße statt. Der Anprall gegen den Lastwagen, der nurnoch mit dem Hinteren Teil sich auf dem Gleis befand, war sostark, daß der Wagen herumgeschleuoert wurde und die Deichseldem linken Pferde einen heftigen Stoß versetzte, so daß es sofortniederstürzte. Der Kutscher ist zum Glück schadlos davongekommen.Rtxdorf.„DaS Verhalten ber Geschäftsinhaber zur Sonntagsruhe in Nix-dorf." Mit diesem Thema wird sich heute Freitagabend 8Vg Uhr einenach den Bürger sälen, Berg str. 147, einberufene öffentlicheVersammlung beschäftigen. Wie uiiseren Lesern bekannt ist, hat eineam 1. April d. I. stattgefundene HandelSangcstellten-Versannnlungden Zenrralverband der Handlungsgehilfen und-Gehilfinnen bcauflragt, geeignete Schritte zur Einsiihriingder Sonntagsruhe in den größeren Geschästen Rixdorfs zu unternehmen. Das Ergebnis liegt jetzt vor und soll in der Persammlungbesprochen werden. Das Referat hat Genosse Georg Ucko über-nommen.Chariottcndurg.Beim Rollschuhlaufen verunglückt ist in der Nacht zum Mittwochder in der Schillerstr. 108 wohnende Student Alexander Nuklin aufdem Pflaster der Wilmersdorfer Straße. Er brach den linken Armund wurde nach dem Charloltenburger Krankenhause übergeführt.—Ebendahin wurde in der Rächt zum Mittwoch der 18jährige Lauf-bursche Artur Schröder, dessen Ellern in der Schillerstr. 40 wohnen,geschafft. Er übte auf Rollschuhen und lief in schnellstem Tempogegen ein Anlomobil, wurde überfahren und erlitt einen Bruch beiderUnterschenkel.Wilmersdorf.Die reichste Stadt in Preußen.Die städtische Deputation für die Statistik in Wilmersdorf hatüber die steuerliche Entwickelung der Stadt in den Jahren 1001 bis1008 sehr beachtenswerte Zusammenstellungen veröffenllicht. ESergibt sich daraus, daß unser Vorort es bezug auf Sleuerleistinigenzur reichsten Stadt in ganz Preußen gebracht hat. Auf den Kopfder Bevölkerung entfällt hier nämlich für das Jahr 1008 an veranlagterEinkommensteuer ein Betrag von 35,54 M. Die Bedeutung dieser Zahltritt am besten hervor, wenn man sich vergegenwärtigt, daß pro Kopfder Bevölkerung an veranlagter Einkommensteuer auf Schöneberg22,23, Berlin 20,32, Nixdorf 7.38 und Lichtenberg 0,71 M. entfiel.Dennoch steht die Stadt Wilmersdorf trotz ihres Reichtums in ihrensozialpolitischen Leisttnigen weit hinter den weniger ste»erkräfligeliNachbarorten zurück. Weil in der Stadwervrdnetenversammlung dersozialdemokratische Ansporn fehlt, geht eS selbst mit der Schaffungder notivendigsten Anlagen außerordentlich langsam vorwärts.In ganz Deutichlaud wird eS wohl einzig dastehen, daß eine Stadtvon mehr als 100 000 Einwohnern weder ein eigenes Krankenhausnoch eine Badeanstalt besitzt, von Ledigenheimen, Obdachlosenasylenund sonstigen Betätigunge» auf dem Gebiete der Wuhnniigsfrageganz zu geschiveigen. Die reichen Steuerzahler haben ja WohnungS-auswahl in Ueberfluß, und das genügt den maßgebenden Vertreterndes Besitze?. Wer von den ärmeren Einwohnerii etwa das Bedürfnisnach Körperpflege verspüren sollte, der mag die städtischen Anstalten derNachbarorte benutzen. Der Mangel an soziale», Pflichtbewußtsein, demder Magistrat erst langsam, und zwar unter dem hartnäckigen Wider-stände der konservativen Stadtverordiietemnehrheit abhelfen will,sollte einer auf die Interessen Groß-BerliuS acht gebenden Regierungallein schon für die Förderung eines gerechten Ausgleichs maß-gebend sein. Wir sehen aber, daß die Staatsbehörden gar nichtdaran denken, die Lasten in Groß-Berlin gerecht zu verteilen. Wennetwa die Stadt Berlin auf die Notwendigkeit der Eingemeindunghinweist, so erfolgt vom Regierungstisch ans die Antwort, daß auLpolitischen Gründen dieser Forderung der Gerechtigkeit nicht nach-gegeben werden könne._Die Parteigenossen und Gewerkschaftsmitglieder werden ans dieheute abend von 6 bis 7>/g Uhr statlfindeiide Ersatzwahl vonDelegierten zur hiesigen OrtS-Krankenkasse im Gesellschasts-Hause, WilhelmSaue 112, aufmerksam gemacht. Zu wählen sindsechs Delegierte. Ferner bringen wir zur Maijeier einen Beschluß der Unterkommisston erneut zur Kenntnis, nach welchem dieParteigenossen und Gewerkschaftsmitglieder, sofern dieselben inWilmersdorf wohnen, nur hier in Wilmersdorf zur Mai«Versammlung gehen und nicht nach Berlin.Die Gewerlschastsunterkominission Wilmersdorf.