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Mr. 269. 27. Jahren. 6. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. m, 16. November 1910.

Antizollitimmung in den Vereinigten reise his wir bie Teljährige ſchnelle Breissteigerung, waren dafür haben, daß die Lage des Hochſchußzollſyſtems gezählt find. Sie

Staaten.

Die Niederlage der republikanischen Partei bei den Wahlen in ben Vereinigten Staaten im November ist ein Ereignis von größter Tragweite. Denn mit jener Wahl hat das Volk der Ver­ einigten Staaten   gegen die Jusbeuterischen apualistischen Trusts wie gegen das nsherige Hochschutzzollsystem sein Votum abgegeben. Damit fept totwendigerweise ein Umschwung in der Handels­und Wirtschaftspolitik der großen nordamerikanischen Republik ein. Möglich ist, daß dieser Umschwung in den nächsten Jahren noch nicht boll zum Durchbruch fommt, denn zunächst werden nur tastend Ver­suche mit der Herabsetzung der Bölle gemacht werden. Aber unab­wendbar ist der Umschwung dennoch Die Ursachen des Stimmungs­umidhwunges im amerikanischen   Volke sind in der wirtschaftlichen Entwickelung des Landes selbst zu suchen. Die auffällige Verteue­rung aller Lebensmittel ist nur das auffälligste Symptom dafür, daß sich grundlegende Aenderungen im Wirtschaftsgetriebe der Vers einigten Staaten vollzogen haben. Das Hochschutzzollsystem wurde von den siegenden Nordstaaten nach dem Bürgerkriege eingeführt, um in dem großen, wesentlich Rohprodukte erzeugenden Lande die industrielle Entwidelung fünft­lich zu fördern. Der Schutzzoll war gewissermaßen eine Prämie auf die Einführung neuer industrieller Betriebszweige aus Europa  . Die damit der Bevölkerung auferlegte Steuer, die sie in der Form der Verteuerung aller Industrieprodukte den Unternehmern zu zahlen hatte, tonnte leichter ertragen werden als in Europa  , da die sonstigen Staatslasten weit geringer waren und die Lebensmittel fich wesentlich auf dem alten Preisniveau hielten oder gar infolge der fortdauernden Urbarmachung von Neuland noch sanken. Die Bereinigten Staaten blieben noch immer ein Getreide ausführendes Land. Nach und nach ist aber nahezu alles für den Getreidebau brauch­bare Land besiedelt und in Betrieb genommen worden. Gleichzeitig erschöpfte fich der länger bewirtschaftete Boden durch den allgemein üblichen Raubbau, bei dem die dem Boden entnommenen Nährstoffe gar nicht oder nur zum geringen Teil durch natürlichen oder fünft­lichen Dünger ersetzt werden. Schon während der letzten Jahrzehnte war in den öftlicheren Staaten diese Bodenerschöpfung so weit vor­geschritten, daß eine rationellere Wirtschaftsmethode nötig wurde, um ihn ertragreich zu erhalten. Es wurden sogar die weniger er­tragreichen Ländereien überhaupt aufgegeben. Der Uebergang zu einer rationelleren Bebauungsweise vollzog sich dann meist so, daß die Farmer der nordatlantischen Staaten westwärts zogen, um da bequemer Raubbau auf jungfräulichem Brärieboden weiter zu treiben. Ihre alten Ländereien bertauften oder verpachteten sie an neue europäische   Einwanderer, die nunmehr ihre europäische Wirt­schaftsweise dort in Anwendung brachten. Aber auch der Prärie boden ist nicht unermeßlich und nicht unerschöpflich.

treides nach den Industriegegenden und für den Export zur Küste so zum ausschlaggebenden Faktor machen zu können. Es gibt aber das alles natürlich, auf eine Steigerung der Lebensmittel- auch in der republikanischen Partei Politiker, die eine Witterung hin. Für außerdem noch andere vorübergehende Ursachen mitwirkend. Die versuchen deshalb, durch eine Anti- Trustbewegung den Demokraten  Steigerung der Lebensmittelpreise wirkt aber naturgemäß preis den Wind aus den Segeln zu nehmen. Obwohl sich der Expräsident Roosevelt   mit dem ganzen Gewicht seines persönlichen Einflusses treibend auf alle anderen Verbrauchsartikel ein. Somit hat die wirtschaftliche Entwickelung in den Bereinigten und seiner reklamehaften Agitation an die Spike dieser Insur­Staaten die eine Hauptursache, die dort das Schutzollsystem erträg- genten" stellte, gelang es ihm nicht, der demokratischen Partei die lich machte, die Billigkeit der Lebensmittelpreise, beseitigt. Gleich Mehrheit der Stimmen zu entreißen. Die Demokraten werden eine zeitig find aber innerhalb der Industrie selbst Triebfräfte entfesselt Mehrheit von 50 Stimmen in Repräsentantenhaus haben. Auch im Senat, dem Oberhaus, in das jeder Einzelstaat zwei Vertreter worden, die auf Beseitigung des Schutzzollsystems hindrängen. In den Vereinigten Staaten hai   neben der Ausfuhr von Roh- entsendet, werden sie einige Size gewinnen; zur Mehrheitsbildung produkten auch die von Industrieprodukten einen gewaltigen Auf- bedürfen sie dort allerdings der Unterstützung der republikanischen schwung genommen. Bei der exportierenden Industrie mindert sich| Insurgenten, die ihnen jedoch für Maßregeln zur Beschränkung des aber das Schutzollinteresse um so mehr, je leistungsfähiger sie wird. Hochschutzzollsystems und zur Bekämpfung der Trusts nicht völlig Gerade für die leistungsfähigsten Industriezweige wird das Schuß- vorenthalten werden kann. zollsystem ein Hemmnis, da ihr durch die künstliche Berteuerung aller Bedarfsartikel und Produktionsmittel biel mehr Schaden zu­gefügt wird, als sie aus dem Schuß der eigenen Erzeugnisse im Inlande gegenüber der Konkurrenz des Auslandes Vorteil ziehen fann. Dazu kommt, daß eine exportierende Industrie ein Haupt­interesse an niedrigen Zöllen des Auslandes hat. Um auf die Er niedrigung der Auslandssölle einwirken zu können, muß ein Land aber bereit sein, seine eigenen Zölle herabzusetzen. Wie weit die Umgestaltung der Vereinigten Staaten   zu einem exportierenden Industrielande bereits gediehen ist, soll hier an dem Beispiel des wichtigsten Industrie- Exportartitels, Maschinen, gezeigt werden. Im Jahre 1908 betrug der Wert der Ausfuhr an Maschinen in Großbritannien   451 Millionen Mark, Deutsch­ land   416 Millionen Mart, Vereinigte Staaten   330 Millionen Mark. Im weiten Abstand hinter diesen leitenden Exportstaaten kommen die übrigen und zwar zunächst Frankreich   mit 67 Millionen Mart, das dafür obendrein für 145 Millionen Mark Maschinen einführte, während der Wert der Einfuhr an Maschinen in den Vereinigten Staaten   nur 15 Millionen Mark betrug.( Für Deutschland   ist die Einfuhrzahl 76 Millionen Mart, für Großbritannien   60 Millionen Mark.) Diese Zahlen find deshalb so bedeutsam, weil die moderne Industrieentwickelung sich vorzugsweise im Maschinenbau ausprägt. Noch überwiegt zwar der Gesamtwert der Ausfuhr an Industries produkten. Es kann sich, wenn es bei der bisherigen Entwickelung bleibt, aber nur noch um wenige Jahre handeln, daß die Woge um­schlägt. Rommt es jetzt zu einer Reduktion der Schutzölle, so wird dieser Umschlag um so früher eintreten.

Die nächste Session des Kongresses wird also durch Kämpfe um solche Maßregeln ausgefüllt werden. Die Schutzzollinteressenten und die Trustmagnaten werden alle Minen springen lassen, um ihre Ausbeutungsmonopole zu schützen. Bei der bekannten Zugänglich­teit amerikanischer bürgerlicher Politiker für fapitalistische Beein fluffung läßt sich voraussehen, daß sie mindestens mit der Ab­schwächung und Verschleppung der gegen Schutzzoll und Trusts ge­richteten Gesetzgebung Erfolg haben werden. Denn bisher haben auch die Demokraten noch nicht den Beweis geliefert, daß sie den Polypenarmen der großen Ausbeuterorganisationen sich zu entziehen wissen.

Da ist es denn eine schöne aber auch schwere Aufgabe für die zwei Sozialisten, die als erste Pioniere des tlassenbewußten Prole= tariats in den amerikanischen   Kongreß hineingewählt wurden, in die Schlupfwinkel kapitalistischer Korruption hineinzuleuchten und als Antreiber im Kampf gegen die Ausbeutungsmonopolisten zu wirken und den amerikanischen   Arbeitern die Erkenntnis von der Notwendigkeit einer einflußreichen proletarischen Klassenkampfpartei zu vermitteln. Sie wird sich um so schneller Bahn brechen, je weiter die kapitalistischen   Parteien hinter den Erfordernissen einer Sanierung der Wirtschaftspolitit zurüdbleiben.

Aber mag nun in der beginnenden Session des Kongresses viel oder wenig von den Wahlversprechungen der Wirtschaftsreformer in Erfüllung gehen, der Stein ist durch die wirtschaftliche Entwicke­lung ins Rollen gebracht und läßt sich nicht mehr aufhalten. Der Bruch mit dem Hochschutzzollsystem muß zu einem völligen Um schwung der Handelspolitik der Vereinigten Staaten   führen.

Eingegangene Druckfchriften.

So wirkt also in den Vereinigten Staaten   sowohl die Verteue rung der Lebensmittel infolge der Besetzung und Erschöpfung des nuzbaren Landes wie die Entwickelung der Exportindustrie auf die Frauen- Zukunft. Halbjahresband. Eine Monatsschrift, herausgegeben Durchsehung einer gegen den Schutzzoll gerichteten Bewegung hin. Es kommt der Bevölkerung zum Bewußtsein, daß von dem herrschen- bon Gabriele v. Lieber, Meta Hammerschlag, Hans Dorn. 482 S. Frauen­Verlag, München  . den Schutzzollsystem nur ein kleiner Teil des Volkes Nutzen, die große Mehrheit überwiegend Schaden hat. Den Vorteil davon haben vor allem diejenigen industriellen Unternehmer, denen der Schutzzoll Gelegenheit gibt, die einheimischen Konsumenten stärker auszu beuten. Ist doch auch die Vertrustung der Industrie durch das Schutzzollsystem mächtig gefördert worden.

In den letzten Jahren pflanzte sich der Abwanderungsprozeß bereits nach den westlichen Binnenstaaten fort. Da in den Ver­ einigten Staaten   selbst das nußbare Land bereits so ziemlich auf geteilt ift, ziehen nunmehr die Farmer von dort nordwärts, um jen- Da die feit vierzehn Jahren in den Vereinigten Staaten re­ feits   der tanadischen Grenze in den weiten Gebieten am Sastatsche- gierende republikanische Partei Trägerin und Berteidigerin des wan- Fluß Neuland zu erwerben und urbar zu machen. Schutzzollsystems wie der Trustwirtschaft war, fonzentrierten sich die Die Aufteilung des nugbaren Bodens, seine allmähliche Er- Gegenbestrebungen zunächst naturgemäß in der anderen großen schöpfung, der dadurch bedingte Uebergang vom Raubbau zur bürgerlichen Partei des Landes, der demokratischen. Der Sozialis­Düngerwirtschaft und von der extensiven zur intensiven Wirtschafts- mus ist dort leider noch nicht start genug, um die Massen für seine methode, schließlich auch die Steigerung der Transportkosten des Ge- gegen jedwede Ausbeutung gerichtete Politik fortreißen und sich

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