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finanzielle Weißblutung muß so vollständig und gründlich

So lange der Militarismus Milliarden verschlingt, ist| Reichsregierung. Sie hat durch ihr statistisches Bureau sein, wie die körperliche Weißblutung der Völfer im nächsten an Abhilfe des Nothstands nicht zu denken.- soeben eine Arbeit über die jüngsten Reichstagswahlen Krieg sein wird. Viel Federlesens wird da nicht gemacht. veröffentlichen lassen. Das Ergebniß lassen wir nach dem Sigl'ichen Vaterland" folgen:

Kommen die Böckel und Rickert mit Einwendungen, die Den Nothstand konstatirt jetzt auch das Aeltesten Last müsse auf die leistungsfähigen Schultern gelegt werden", Kollegium der Magdeburger   Kaufmannschaft. Das­dann wird Herr Miquel den naiven Leutchen eine Vor- selbe leitet seinen Jahresbericht für 1892 durch einen Rück­Lesung halten, daß sie das ABC der Nationalökonomie blick ein, dem wir folgendes entnehmen: und Steuerkunst nicht verstehen und das Messer wird tief, tief hineinschneiden ins lebendige Fleisch. Germania  !

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Hurrah

Militarismus und Mothstand. Die Anforderungen des Militarismus dulden keine Rücksicht auf den Noth stand. Im Reichstag   war die Erklärung abgegeben, daß die diesjährigen Manöver des 8. Armeekorps mit Rücksicht auf den herrschenden Nothstand aus der Eifel   nach der rechten Moselseite, d. h. nach dem Hochwald und Hunsrück  , wo sie erst im verflossenen Jahre waren, verlegt würden. Diese Nachricht hat, wie die Kölnische Zeitung  " mittheilt, die dortige Bevölkerung in begreifliche Aufregung versezt. Kann doch, gesteht das Kapitalistenblatt, nirgendwo im lieben deutschen   Vaterlande größere Noth herrschen. Seitens der Vertretung der Bürgermeisterei Morbach   ist eine Petition an den Kriegsminister abgesandt worden, in der es heißt:

"

Das Jahr 1892 muß im großen Ganzen als ein recht ungünstiges Geschäftsjahr bezeichnet werden. Fast ganz über­einstimmend flagen die einzelnen Geschäftszweige über den matten Geschäftsgang, über die häufigen Verluste durch Bankrotte, über die Einschränkung des Verbrauches fast auf allen Gebieten. Als Gründe dieser traurigen Erscheinungen werden fast durchweg die mangelnde Unternehmungsluft in den fapitalfräftigen Kreisen und die ungi günstige wirthschaftliche Lage der der breiten Volt 3= schichten angeführt, benen Die Arbeitsgelegenheit bei immer noch theueren Preisen der Lebensmittel gemindert ist; hierzu kamen die besonderen, ungünstig wirkenden Ereignisse des Vorjahres, wie das Auftreten der Cholera, die niedrigen Wasserstände und die hierdurch herbeigeführten Ver fehrsstockungen. Ganz besonders finden alle diese Gründe der herrschenden Geschäftsstille im Berichtsjahre ihren Ausdruck einerseits in den Berichten jener Geschäftszweige, die ihr Ab­satzgebiet in letzter Linie in den breiten Schichten der unteren Stände haben, wie des Landesprodukten, Kolonialwaaren, Tabakhandels, andererseits in denen der Maschinenfabriken und der Baugeschäfte. In ersteren wird übereinstimmend darauf hingewiesen, daß die Bevölkerung minder konsumfähig geworden sei, daß der geschäftliche Rückgang mit der geringeren Aufnahme­fähigkeit der Kundschaft zusammenhänge; in letzteren wird der Mangel an Unternehmungslust betont, welcher das Spärlicher­werden der Bestellungen zur Folge hatte."

Winterweizen

Abgesehen davon, daß die Manöver genannten Korps erst im verflossenen Herbste, wo wir( Jdar-) Hochwald­bewohner bereits mit Streu- und Futternoth zu fämpfen hatten, hier abgehalten worden sind und wir daher billig dieses Jahr zu verschonen wären, gilt für unsere Gegend bezüglich der heurigen Futter- und Streunoth dasselbe wie für die Eifel  : die Futter- Ernte ist mißrathen, die wenigen Futter- und Schlechte Ernte- Aussichten werden amtlich festgestellt. Streumittel find großentheils aufgezehrt, das Vieh ist bis zur Die Ermittelungen des Sa a ten standes in Preußen Hälfte gegen Schleuderpreise abgeschafft, das noch vorhandene Bieh wird nothdürftig aus den Wäldern genährt und gestreut, haben für Mitte Juli im Vergleiche mit den Vor­so zwar, daß die besten Arbeitskräfte der meisten Familien aus- monaten ergeben wobei Nr. 1 die Berechtigung zur Er­schließlich in den Wäldern mit Grassuchen, Futterlaub und wartung einer sehr guten, Nr. 2 guten, Nr. 3 mittleren Streumachen beschäftigt werden müffen und dadurch für den( durchschnittlichen), Nr. 4 geringen, Nr. 5 sehr geringen Ernte Unterhalt des Tisches verloren sind. Während aus anderen bezeichnet: Gegenden, auch aus der Eifel  , wenigstens von einer verhältniß­mäßig guten Ernte von Körnerfrüchten berichtet wird, ist hier das Wintergetreide in den meisten Gemeinden in den Juni­Frosttagen in der Blüthe erfroren und liefert fast nur taube Aehren, das Sommergetreide dagegen vielleicht ein Dritttheil einer Mittelernte. Der hier bestehende Nothstand kann auch durch die denkbar günstigste Witterung nicht wesentlich gemindert werden. Die Absicht, die Manöver aus der Eifel   nach den positiv nothleidenden Gegenden des Hochwaldes und Hunsrücks zu verlegen, tann daher nur auf irrthümliche Auffassung der that­sächlichen Verhältnisse zurückgeführt werden. Gerade der nordwest­liche Theil des Hochwaldes, zu welchem die Bürgermeisterei Morbach  mit 20 Gemeinden gehört, würde bei der geplanten Verlegung am meisten von den Manöverlasten zu leiden haben, und doch herrscht in diesem Theile des Hochwaldes, welcher der wirth- Das Geldprokenthum kommt im preußischen Drei­schaftlich schwächere und ohne Eisenbahn und ohne jegliche Klassen- Wahlgesetz nach der neuesten Wahl reform noch Industrie ist, nicht blos die Futter- und Streunoth, sondern mehr zur Geltung, wie bisher. In Bonn   gehörten vor droht infolge der Mißernte des Roggens und des schlechten dem neuen Steuer- resp. Wahlgesez 190 der ersten, 591 Standes des Sommergetreides auch die Noth der menschlichen

Juli Juni Mai April

2,9

2,6

2,6

2,3

Sommerweizen 3,4

2,9

2,8

2,2

Winterspelz

2,3

3,3

2,9

2,0

Sommerspela

8,7

4,3

4,0

2,6

Winterroggen

2,7

2,8

3,2

2,7

Sommerroggen

3,4

3,2

3,1

2,3

Gerste Hafer Erbsen Kartoffeln

3,3

3,0

2,8

2,6

3,9

3,1

3,1

2,5

3,4

2,9

2,9

2,4

2,8

2,4

2,5

Klee( auch Luzerne) 4,4 Wiesen

3,9

3,7

3,1 ne

4,8

4,0

4,0

3,0

Nahrungsmittel, Die Noth ist hier faktisch größer als in der der zweiten und 3363 der dritten Klasse, gegenwärtig Eifel  . Außerdem aber ist die Eifel  , welche in den letzten Jahr- un 77 der ersten, 385 der zweiten und 3927 der dritten zehnten durch umfangreiche Landesmeliorationen aus Staats- Wählerklasse an. In Dortmund   zählte 1891 die erste und Provinzialfonds aufgebeffert und mit Eisenbahnen nach Klasse 250, die zweite 1541, die dritte 13 401 Wähler, allen Richtungen hin versehen worden ist, wirthschaftlich viel gegenwärtig die erste 20, die zweite 660, die dritte 16 000. ftärker als der Hochwald. Ew. Exzellenz bitten die unterzeichn Krefeld   gab es im Jahre 1891 373 Wähler der ersten, neten Vertreter der Bürgermeisterei Morbach   daher, dahin 1277 der zweiten, 4767 der dritten Klasse, gegenwärtig 143 hochgeneigtest wirken zu wollen, daß eine Verlegung der dies­jährigen Manöver des 8. Armeekorps entweder nicht oder doch erster, 1277 zweiter und 7165 dritter Klasse. In Aachen  in solche Gegenden stattfindet, welche weniger von der herr- ist die Wählerzahl 1. Klasse von 311 auf 124, die der 2. von schenden Noth zu leiden haben, daß jedenfalls aber der nord- 1208 auf 738 gesunken, die der 3. vou 5359 auf 8835 gestiegen. westliche Theil des Hochwaldes, dem doppelter Nothstand droht, in diesem Jahre von den Manövern nicht berührt werde." Noch schlimmer werden die Zustände in der Kölnischen Bolts- Zeitung" geschildert. In einer Zuschrift an dieselbe heißt es:

ich

Fast sämmtliche Staatsbeamte, Richter u. s. w. wählen in der dritten Abtheilung, und nur wenige Geldmänner bilden die erste, und wenige gut fituirte Bürger die zweite Ab­theilung. Das nennt man Vertretung der Bildung, der Intelligenz! Eine größere Ver­" Speziell hier auf dem Hochwald ist eine ganze Ge- höhnung der Bildung ist wohl kaum denkbar, als daß der gend noch besonders schwer heimgesucht worden. Außer der ärgste Bucherer das 600fache Wahlrecht eines Richters, Futternoth haben wir das große Unglück, daß wir dieses Jahr eines Professors, eines Arbeiters hat, und der roheste Vich­fein Korn und fein Brot bekommen. Acht Gemeinden kenne händler oder Schlächter, dessen Jutelligenz nicht viel höher, die Zahl ist wahrscheinlich noch größer, wo in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni das Rorn bis auf einige als die seiner Ochsen ist, als hundertfach geeigneter Ver Felder ganz erfroren ist. Das hat sich erst mit voller Sicher- treter des Gemeinwohls angesehen wird, als die ehrenhaftesten heit in den letzten 14 Tagen herausgestellt. So habe ich z. B. und intelligentesten Bürger. ein großes Feld, aus dem ich nicht einmal einen Hut voll Körner erhalte. Und so geht es fast Allen. Nur Einige be­Die Reichsregierung hat die amtliche Statistik tommen Saatforn genug. Wir werden also Saatkorn und für der letzten Reichstagswahlen noch nicht veröffentlicht. das ganze Jahr Brot kaufen müssen gewiß traurige Aus- Sie muß ihr sehr ungünstig sein. fichten für unsere arme Gegend, wo neben der Landwirthschaft gar kein Verdienst ist, es müßte denn einmal ein Weg gebaut werden und so die Leute etwas verdienen tönnen."

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Sie Arme! Wie werden Sie das nur fertig bekommen? Ich könnte es nie!"

Sie hatte Anfangs eine erschreckte und bekümmerte Miene angenommen, allmälig aber, ohne daß Miß May daran dachte, verwandelte sich ihre Miene in die der

Gönnerin.

" D, aber dann werden Sie gewiß im vierten oder fünften Stock irgendwo eine billige Wohnung nehmen müssen. Und Sie werden immer zu Fuß gehen oder höchstens den Omnibus benutzen können. Das ist ja schreck lich! Aber zum Glück können wir Sie dann manchmal in unserem Wagen ausfahren oder Ihnen unser Billet für die Oper schicken."

Germaine dankte für alle diese Anerbietungen mühsam und mit fummervollem Herzen.

"

Aber Sie werden sich doch wenigstens Ihre Kleider nicht selbst zu machen brauchen?" forschte die andere wieder mitleidig.

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Reichstagswahl- Statistik für Bayern  . Die bayerische Regierung ist nicht so langsam wie die preußische und die

die an ein bequemes Leben gewöhnt war, war bei dem plöglichen Hereinbrechen des Unglücks ganz kraftlos und schwach. Sie weinte nur immer wie eine Verzweifelte. Ein Etwas beunruhigte sie noch besonders, etwas, über das sie nicht zu sprechen wagte, an das zu denken sie sich fürchtete: Wenn die projektirte Heirath Germaine's scheiterte! Der alte Dufaule hatte ein Rondolenzbillet voll inhaltloser Ermahnungen zum Muth und zur Entsagung geschrieben. Er kündete seinen Besuch für die nächsten Tage an und übermittelte die Grüße seines Sohnes Henri, der plötzlich nach der Provinz gerufen worden sei. Boller Angst wartete sie nun auf den versprochenen Besuch. Drei lange Tage vergingen, endlich erschien der Erwartete. Stimme tlang noch weicher, seine Bewegungen waren noch abgemessener, seine Phrasen troffen noch mehr von Mitleid, der Glorienschein von weißen Haaren umrahmte seinen Kopf noch patriarchalischer als früher.

Seine

Er umarmte Germaine väterlich, preßte die Hände Germaine hoffte, das würde nicht nöthig sein. Sie der armen Frau Savenay   wie überwältigt Don sagte es ganz leise, als schäme sie sich dessen. dem Schmerz über ihr Geschick zwischen den seinigen und Buweilen hatte sie jetzt die verschüchterte Stimme eines sprach bewegt von der grausamen Prüfung, deren Opfer kranken Kindes. Endlich verabschiedete Mistreß Webster sich sie wären. Er hatte beinahe Thränen in den Augen, der vortreffliche Mann. Er bedauerte aufs tiefste, daß André in diesem Moment nicht anwesend war, dann bat er mit der Bemerkung, daß seine Zeit knapp sei, Frau Savenay  um eine Unterredung unter vier Augen. Sie zitterte, der entscheidende Augenblick war gekommen.

mit den Worten:

Sie werden mir Ihre Adresse schicken, wenn Sie um gezogen sind, nicht wahr, verehrte Frau? Wir werden es uns zur Pflicht machen, Sie dann zu besuchen, obgleich wir nicht gern Treppen steigen. Aber was würden wir für Sie nicht thun?"

"

Bayern   besitzt 1213424 wahlberechtigte Personen. Von diesen haben am 15. Juni 775 458 oder 63,9 pei. gewählt. Von den einzelnen Regierungsbezirken weist die Pfalz   die größte Wahl­betheiligung von 76,9 pet. auf.

Von den im Königreich abgegebenen 773 942 giltigen Stimmen trafen 328 542 Stimmen oder 42,5 pCt. auf Kandidaten des Zentrums, 135 847 oder 17,6 pCt. auf Kandidaten der National- und gemäßigten Liberalen, 125 952 oder 16,3 pt. auf die Sozialdemokraten, 38 090 oder 4,9 pt. auf Kandidaten der Volkspartei, 39 607 oder 5,1pCt. auf die Deutschfreisinnigen ohne Unterschied, 16 113 oder 2,1 pCt. auf die Deutsch  - und Frei- Konservativen.

Auf die neuen Parteigruppen entfielen folgende Stimmen­zahlen: 72 240 oder 9,3 pět. auf Kandidaten des bayerischen Bauernbundes, 18 580 oder 2,4 pCt. auf die freisinnige Volts: partei, 9110 oder 1,2 pet. auf den" Partitularisten" Dr. Sigl, 2606 oder 0,3 pt. auf den als" tlerital- sozial bezeichneten Kandidaten Dr. Razinger, 2044 oder 0,3 pt. auf den von einer Handwerkervereinigung aufgestellten Kandidaten Faßhauer, 1470 oder 0,1 pCt. auf die Antisemiten.

Zurückgegangen sind die Stimmen des Zentrums um 4,8 pt., jene der Nationalliberalen um 8,4 pCt., der Frei­finnigen um 2,1 pCt. Die Sozialdemokraten haben zugenommen um 2,4 pCt., die Volkspartei um 1,1 pCt., die deutsch  - frei­fonservative Partei um 0,8 pet. Kandidaten wurden in den 48 Wahlkreisen 245 gezählt, von denen 51 auf das Zen­trum, 43 auf die Liberalen, 5 auf die Deutschfreisinnigen, 13 auf die Konservativen, 19 auf die deutsche Volkspartei, 45 auf die Sozialdemokraten trafen. Der Bauernbund hatte 25 Kan­didaten, die freisinnige Volkspartei 10, die Antisemiten 9. Außerdem waren noch aufgestellt ein Partikularist", ein Kleritalsozialer, ein Kandidat der Handwerkerpartei und zwei unbekannter Richtung. Die Sozialdemokraten haben in allen Wahlkreisen Stimmen erhalten und zwar von 33 in Kelheim  bis zu 21 876 in München   II.

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Das Schlußresultat der Stichwahl im Wahlkreise Neu- Stettin   liegt jetzt vor. Es erhielten: Professor Dr. Paul Förster 6518, Hofprediger a. D. Adolf 55 Stimmen waren zer­Stöder 1906 Stimmen. splittert.-

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Abfertigung eines Mords Hofpredigers. Eine derbe Abfertigung so lesen wir in der Reußischen Volks- Zeitung"-läßt ein Artikel der Reußischen Lande 3- Beitung" dem sächsischen Herrn Hofprediger Löber von  Dresden für dessen Arbeit über den Krieg als Heils- und Zuchtmittel in der Neuen Kirchlichen Zeitschrift" zu Theil werden. Es heißt in dem strafenden Artikel:

Man sollte es nicht für möglich halten, wenn es nicht schwarz auf weiß in der genannten Zeitschrift zu lesen stände. Da ſteht auf Seite 89:" Ohne Krieg würden die Wölfer in zügellofem Egoismus und Mammonsdienst versinken; durch den Menschenblut heischenden Krieg, der alle gesicherten Existenzen in Frage stellt und dem behaglichen Phäatenleben den Boden unter den Füßen wegzieht, werden die Völker nach­drücklich daran erinnert, daß es noch Lebenszwecke giebt, die über das Behagen des einzelnen Menschen hinausführen. Kriege sind für die Völker ebenso nöthig, wie Verfolgungen für die Christenheit, die ohne sie in Byzantinismus und Heuchelei versinken würde." So der streitbare und kriegslustige Herr Hofprediger. Wir müssen sagen, das geht über Kreide und Rothstein: es scheint fast so, als ob eine fittliche Begriffs­verwirrung unter vielen hohen geistlichen Würdenträgern Platz gegriffen hätte; denn diese Auslassungen des Dresdener Hof­predigers decken sich mit den Aeußerungen jenes hannoverschen Oberkonsistorialraths Stockmann, der in einer nationalliberalen Wählerversammlung in Linden darüber geklagt, daß der  deutsche Bund unseligen Angedenkens uns das Elend eines fünfzigjährigen Friedens gebracht habe." Also je mehr Kriegs­gräuel an oder von einem Volke geübt werden, desto mehr Heiligung, nämlich desto mehr Liebe statt Egoismus und desto mehr Gottesfurcht statt Mammonsdienst! Dann müßten frieg­machende Könige und Reichskanzler eine Art Heilande und Heiligmacher sein? Man sollte es nicht für möglich halten, daß so etwas einem Oberkonsistorialrath aus der Feder hat fließen können. Freilich einigermaßen verständlich wird es uns dadurch, daß dieser Herr zugleich Hofprediger ist. Mag denn immerhin der Herr Hofprediger in dem Depeschenfälscher einen Heiland verehren, der Göze Tausender ist Letterer ja so wie so schon."

Indem der Artikel des Weiteren die Kriege für Strafe gerichte Gottes" und als solche allerdings nöthig" hält, fährt er fort:

,, Aber es ist ein frevelhaftes Spiel, doppelt frevelhaft bei einem Hofprediger, wenn er in einer Zeit, da leider ganz  Europa ein starres Kriegslager ist, in zynischer Weise das Kriegshandwerk verherrlicht. Der Militärschwindel hat sich, wie wir hier sehen, sogar als triegslustiger Teufel bei Denen eingenistet, welche durch Beruf und Erziehung darauf hin­gewiesen sind, für die Erhaltung des Friedens ihre Stimme er­schallen zu lassen."

Nachdem der Artikel sich näher über Wahrheits-" und

"

Rechtskriege" verbreitet hat, ganz wie es heute noch viel­fach von Staatsmännern der alten Schule, sowie von klein­staatlichen Staatsrechtslehrern geschieht, schließt er wie folgt: Die gequälte Menschheit sehnt sich nach Frieden, und mit Verachtung und berechtigtem Grolle wird sie sich von denen abwenden, die den Krieg als ein zur besseren Aus­mischung der sonst stumps werdenden menschlichen Gesellschaft nöthiges Mittel verherrlichen und für wünschenswerth erklären. Die gequälte Menschheit wird sich an diejenigen anschließen, die ihr den Frieden und feine Gewähr zu bringen die Initiative ergreifen, das mögen sich die kriegslustigen Herren Ober­tonsistorialräthe und Hofprediger merfen."

Hoffentlich hat der streitbare königlich sächsische Hof­durch einen reußischen Feudalisten genug. Wir unsererseits prediger und Oberkonsistorialrath an dieser Abfertigung begnügen uns für heute, dabei der lachende Dritte zu ſein.­

Unverschämt gelogen. Die Magdeburger Zeitung" behauptet neuerdings, während des letzten Wahlkampfs hätte die Sozialdemokratie ihr Programm in ber Tasche behalten. Das Organ des Hans Blum, dessen Lügen" es gewerbs­mäßig verbreitet, will durch die Wiederaufwärmung dieser einer Widerlegung nicht bedürfenden fauftdicken Lüge offen­bar nur die Thatsache verdecken, daß seine Kumpane " Ich muß Ihnen zu allem noch einen Schmerz bereiten, das deutsche Volk in der Militärfrage schmachvoll bes Damit reichte sie Frau Savenan die Hand. meine verehrteste Frau," begann er, aber glauben Sie mir, logen und betrogen haben. Miß May vergaß diesmal ganz, nach André zu fragen, ich leide mehr als Sie unter dem, was ich Ihnen zu sagen ber gerade anwesend war. habe. Ich habe es niemals vorher wie heute empfunden, wie ,, Kirchennoth in   Berlin" und wie ihr abgeholfen" Es fah jezt traurig aus in dem Hause der Murillo- schwer es sein kann, eine Pflicht zu erfüllen. Indeß Sie sind werden soll. Die sog. Kirchennoth" in   Berlin besteht, wie straße. Es war, als ahne es den Untergang, den Ruin. Mutter, wie ich Bater bin, und das ist es, was mir Muth männiglich weiß, darin, daß die   Berliner Kirchen am Sonn­Die Dienstboten, welchen man mit Ausnahme der alten giebt. Gie werden mich verstehen, und ich rechne sogar tag leer sind- und die übrigen Tage natürlich erst recht. Norine gesagt hatte, fie möchten sich nach anderen Stellen Darauf, daß Sie mir helfen werden, meine Aufgabe zu Ende Dieser Noth" soll dadurch abgeholfen werden daß man umsehen, waren mehr damit beschäftigt, als mit ihrer Haus­einige Kirchen zuschließt oder zu irdischen Zwecken vers zu führen arbeit. Und wenn sie wieder tamen, sprachen sie nur noch Frau   Savenay erbleichte. Sie sprach kein Wort. wendet? nein! dadurch, daß einige neue gebaut werden. im Flüsterton mit einander und gingen auf den Zehen­Apropos, uns kann das Heilmittel recht sein, obgleich es Spigen wie im Zimmer eines Sterbenden. Frau   Savenay, ( Fortsetzung folgt.) etwas sonderbar ist. Wir berechneten vor Jahresfrist schon

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