r. 63. 28. Jahrgang.
147. Sigung. Dienstag, den 14. März 1911, nachmittags 1 Uhr.
Am Bundesratstisch: Dr. Delbrüd. Zweite Lesung des Etats für das Reichsamt des Junern. Dritter Tag.
Die Beratung wird bei dem Titel„ Staatssetretär mit den dazu gestellten Resolutionen fortgesetzt.
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Mittwoch,
Mark in den Etat gesezt, im vorigen Jahre nur 2 Millionen, mindestens zum Teil noch der Fall ist, beweist ein unverdächtiges aber der Staatssekretär erklärte, es ständen noch 2 Millionen Dokument, die amtliche Begründung der Reichsversicherungsordnung. zur Verfügung, im ganzen alfo doch 4 Millionen. Jetzt sind diese( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Wie hat das Zentrum sich aufgebraucht und trotzdem sind wieder nur 2 Millionen in den Etat mit der Witwen- und Waisenversicherung gebrüstet, mit der es den eingesetzt, und in der Budgetkommission erklärte Freiherr v. Hertling, Bollwucher verbrämt hat. Und was wird, vorausgesetzt, daß überfür diesen Zwed sei eben nicht mehr Geld vorhanden.( Hört! hört! haupt etwas zustande kommt( heiterfeit und Sehr gut! bei den bei den Soz.) Das sagt der Redner der Partei, die für die neue Sozialdemokraten) für die Witwen und Waisen heraussehen?( Glocke Heeresvorlage 141 Millionen übrig hatte.( Sehr gut! bei den des Präsidenten.)
Sozialdemokraten.) Ueber die Arbeitsverhältnisse der Angestellten Vizepräsident Dr. Spahn: Die Einzelheiten der Reichsversicherungsin Kontoren sind von 1901 bis 1903 Erhebungen angestellt, und ordnung sind doch nicht beim Etat des Reichsamts des Innern zu auf Grund derfelben verlangte der Beirat für Arbeiterstatistit erörtern.( Lebhafte Zustimmung im Zentrum und rechts, Widerspruch eine höchstens elfstündige Arbeitszeit. Geschehen ist in dieser bei den Sozialdemokraten.) Richtung nichts! Ebenso steht es mit der Handelsinspektion. Es besteht noch nicht einmal der gefeßliche Fortbildungsschulzwang. Im Jahre 1907 erkannte der Staatssekretär Dr. Nieberding an, daß die Konkurrenzklausel
Abg. Hoch( fortfahrend):
Abg. Hanssen( Däne): Der Staatssekretär sagte gestern, über die Auslegung des Reichsvereinsgefeßes herrsche zwischen ihm, der Die Witwen- und Waisenversicherung bezw. ihre Nichteinführung reußischen Zentralbehörde und dem Abg. Müller- Meiningen volle gehört allerdings zur Sozialpolitik bezw. zur Nichtsozialpolitit und Uebereinstimmung. Von den unteren Verwaltungsbehörden aber diese gehört zum Ressort des Staatssekretärs des Innern.( Heiter wird das Gesetz anders ausgelegt. Das zeigen auch die Ueber- für Handelsangestellte und Techniker geändert werden müsse. Heute feit und Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Ich habe somit griffe der Schulbehörden, die gestützt auf alte Kabinettsorders von will der Staatssekretär noch einmal in Erwägungen eintreten". fehr wohl das Recht, an dieser Stelle darüber zu sprechen. ( Sehr 1834 und 1808 mit Hilfe der Polizei das Turnen der Jugend bei( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Einstimmig verlangte der wahr bei den Sozialdemokraten.) Die Privatbeamtenversicherung Sozialdemokraten, Bolen und Dänen verhindern, und zwar im Wider- Reichstag, daß im§ 63 des Handelsgesetzbuches das Recht der An- ist versprochen worden, alles mögliche ist versprochen, aber nichts spruch mit der Gewerbeordnung, wie auch vom Reichsgericht an- gestellten, im Krankheitsfalle sechs Wochen Gehalt zu beziehen, sicher gehalten worden. Dieser Reichstag hat erkannt ist. Der Staatssekretär sollte es sich angelegen sein lassen, gestellt werde. Aber die Regierung weigert sich und bleibt in dieser sozialpolitisch völlig versagt. dem Gesetz Achtung zu verschaffen.( Sehr richtig! bei den Sozial- Frage feft- handelt es sich doch nur um Arbeiter.( Sehr richtig! Dabei wurden im Wahlkampf Erfüllung sozialpolitischer Forderungen demokraten.) bei den Sozialdemokraten.) Abg. Hauser( 8.): Jm Interesse des Mittelstandes schweben Ueber die Handhabung des Vereinsgefeges wird ein anderer in erster Linie zugesagt, und dann im neu zufammengetretenen Reichstage sang man dasselbe Lied. Man wollte ja die Arbeiter ſtets beim Reichsamt Erwägungen; wir wünschen aber, daß diese Redner unserer Fraktion sprechen. Erwähnen will ich aber hier vor der Sozialdemokratie retten. Geschehen ist aber nichts.( ErErwägungen sich zu Gefeßentwürfen verdichten. Bei der Hers doch das regter Widerspruch des Abg. Behrens.) Die Organisationen denken stellung von elektrischen Ueberlandzentralen sollte man statt Vorgehen gegen die proletarische Jugendorganisation. anders darüber, Herr Behrens; der deutschnationale Handlungsder großen Firmen die kleineren Installateure mit den Die sog. chriftlichen Jugendorganisationen treiben ungehindert Politik, gehilfenverband, der Schack- Verband, hat im Januar 1911 den Arbeiten betrauen, das liegt im Interesse des Mittelstandes.( Sehr Politik ohne jede Verbrämung,( Sehr richtig! bei den Sozialdemo fozialpolitischen Stillstand bedauert. Man kann eben auch den Leuten gut! im Zentrum und bei der Wirtschaftlichen Vereinigung.) Dem fraten.) aber fein Staatsanwalt pfeift danach. Aber gegen die des Herrn Schack nicht mehr das Blaue vom Himmel vorreden. Abg. Fischer bemerke ich, daß dieser Reichstag sozialpolitisch nicht Organisationen der proletarischen Jugend geht man vor, man( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Am 15. August 1910 unfruchtbar war, ich erinnere an den kleinen Befähigungsnachiveis, schifaniert sie, man löst sie auf, auch, wo sie gar nicht sprachen diese Schack- Leute von der ,, tiefen Resignation und Hoffnungsdas Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb, das Gesetz zur Siche- bestehen. Wie sind wir dazu gekommen, die proletarische lofigkeit, die sich in Deutschland der Gemüter bemächtigt", weil eben rung der Bauforderungen alles Gesetze, die dem Mittelstande zu Jugendbewegung ins Leben zu rufen? Ganz einfach, weil die Sozialpolitit im Handelsgewerbe völlig versagt hat.( Sehr gute tommen. Der Redner begründet dann die Resolution des die bestehenden, sogenannten„ chriftlichen", nationalen" Organi - richtig! bei den Sozialdemokraten.) Bentrums auf Verschärfung der Vorschriften über die Wanderlager fationen entweder zu reaktionären Zweden mißbraucht werden Eine richtige Würdigung dieses Stillstandes ist nur möglich, und Wanderauktionen und auf Unterdrückung des heimlichen Waren- oder aber ganz ungenügend die Aufgabe der Bewahrung der Jugend wenn man die handels; dem reellen Handel, also dem gewerblichen Mittelstande vor sittlichen Gefahren erfüllen. Unter diesen Umständen war es werde dadurch eine höchst schädliche Konkurrenz gemacht.( Bustim unsere sittliche Pflicht, uns der proletarischen Jugend anzunehmen. betrachtet. Es ist derartig angewachsen, daß es für die Sozial mung im Zentrum und rechts.) ( Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Die Organe politik nicht unbeachtet bleiben kann. Die Riesenbetriebe haben sich Abg. Graf v. Kanis( f.): Es hat mich angenehm berührt, bes Staates aber, die diese unsere Bestrebungen auf jede nur mög- feit der Gewerbe- und Betriebszählung von 1895 bis zu der von daß Herr Stresemann gestern ausführte, die nationalliberale Partei liche Weise, 1907 bon 208 mit 408 776 Arbeitern und 552 741 Pferdestärken auf stehe geschlossen auf dem Boden der Schutzzollpolitik. Hoffentlich unter offener Berhöhnung von Recht und Gesetz 385 mit 987 467 Arbeitern und 1812 172 Pferdestärken vermehrt; nähern sich auch die Freifinnigen diesem Standpunkt und schaffen zu stören fuchen, machen sich direkt einer Versündigung am leib- während die Zahl aller Betriebe um 10,6 Proz. gewachsen sind, find so die Vorbedingung für ein Zusammengehen aller bürgerlichen lichen und geistigen Wohl der Arbeiterjugend schuldig.( Lebhafte die Riesenbetriebe um 85,1 Proz. gewachsen.( Hört! hört! 6. d. Soz.), Parteien bei den nächsten Wahlen.( Große Heiterfeits links.) Dem die Arbeiterschaft im ganzen ist um 48,3 Broz, gestiegen, die in Gedanken der nationalliberalen Resolution, die sich gegen die Gefahr Großbetrieben um 141,6 Proz.( hört! hört! bei den Sozialdemo einer Monopolisierung des deutschen Petroleumhandels durch die traten), die Zahl der Pferdestärken um 130 Broz, die in den GroßStandard Dil Company wendet, stehen wir sympathisch gegen betrieben um 231,5 Proz.( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) über; aber ich halte es nicht für gut, über ein etwa in AusWas das bedeutet, zeigt sich in der Vereinigung des Geldes in den ficht zu nehmendes Reichsmonopol öffentlich zu diskutieren. Verschiedene Etatsredner haben in dieser Debatte wieder bas Großbanken und in der Vereinigung der Riesenbetriebe zu Kartellen. die Aufmerksamkeit des Staatssekretärs möchte ich auf die zahlreichen alte Lied vom Terrorismus der Arbeiter gesungen. Ich leugne Die Berliner Großbanken arbeiten mit einem Sapital von fünf Bankbrüche der letzten Zeit richten, in den letzten 10 Jahren nicht nicht, daß bedauerliche Fälle vorkommen.( Hört! hört! rechts.) Ja, milliarden, die Deutsche Bank hatte im letzten Jahre einen Umsatz weniger als 85. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um meine Herren, was wollen solche vereinzelten Fälle fagen? Alle von 112 Milliarden. Selbst die Deutsche Tageszeitung", das Drgan betrügerische Manipulationen der Bankdirektoren. Wir ersuchen um verantwortlichen Stellen in der Arbeiterbewegung find auf alle des Bundes der Landwirte, schrieb: Um der Sozialdemokratie nicht Borlegung eines Gesetzes, welches das Bublifum vor diesen Gefahren Weise bestrebt, folche bedauerliche Entgleisungen zu unterdrücken und einen Finger zu geben, leugne man den Kampf zwischen Kapital zu schützen geeignet ist. Die Hauptsache wird allerdings immer der die Arbeiter zur Selbstbeherrschung zu erziehen.( Lebhafte Bu- und Arbeit, der aber bestehe; Bank und Börse haben unsere Industrie Selbstschutz des Publikums sein, es soll sich nicht durch die Sucht ftimmung bei den Sozialdemokraten.). Aber die Leute, die fort- in der Hand und beherrschen den Kredit. Die Syndikatsbildung nach höheren Zinsen zu unsicheren Anlagen seines Geldes verleiten gefegt über sozialdemokratischen Terrorismus" zetern, sollten lieber nimmt zu. Für die kleinen bedeutet diese Entwickelung eine er lassen.( Bravo ! rechts.) ihrerseits für Abstellung des Abg. Hoch( Soz.): niedrigende Knechtschaft. Das sagt das Organ des Bundes der Landwirte.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.)
Bustimmung bei den Sozialdemokraten. Lärm rechts und im Bentrum. Abg. Weber( natl.) ruft: Negen Sie sich doch nicht so auf!) Ja, Herr Kollege Weber, daß Sie sich nicht über solche Dinge aufregen, glaube ich schon. Sie regen sich über ganz andere Dinge auf!( Schr wahr! bei den Sozialdemokraten.)
unerhörten, täglichen, stündlichen Terrorismus
Entwickelung des Großkapitals
In wenigen Monaten stehen wir vor Neuwahlen, und deshalb sorgen, der vom Staat und Unternehmern verübt wird.( Lebhafte Was soll gegen die Entwickelung geschehen, wird gefragt. Wir muß der Reichstag den Wählern Rede und Antwort stehen über Bustimmung bei den Sozialdemokraten.) Werden nicht die Arbeiter haben es hier gar nicht mehr mit einer Privatwirtschaft zu tun; das, was er auf sozialpolitischem Gebiete geleistet hat. Die Redner in Staatsbetrieben sogar verhindert, sich Konsumvercinen anzu- nur einige wenige gebieten über die ungeheueren Mittel dieser Wirtder bürgerlichen Parteien scheinen aber dieses Bedürfnis nicht zu schließen?( Sört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Werden nicht schaft, zum Schaden der Gesamtheit.( Lebh. Zustimmung b. d. Soz.) Diese fühlen. Herr Riefenberg warf uns vor, wir hätten in der Stom Lehrer mit Entlaffung bedroht, nur weil sie in Versammlungen ge- wenigen betrachten den Staat lediglich als Organisation zur Ausbeutung mission für die Reichsversicherungsordnung Anträge gestellt, welche wesen sind, in denen ein Sozialdemokrat das Wort ergriffen hat? der arbeitenden Klassen. Der Abg. Graf Stanisz flagte sehr beweg die Mehrheit nicht annehmen fonnte. Das gereicht uns nur zum Lob. ( 3nftimmung bei den Sozialdemokraten.)- Der Staatssekretär( Lebhaftes Sört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Und wenn der lich über die Schädigung des Publikums durch betrügerische Bankrotte Herr wies auf die gesetzgeberische Tätigkeit des Reichstages hin. Was ist err Nieseberg, der hier so beweglich über den angeb- und derartige Manipulationen. Selbstredend sind die Opfer solcher lichen Terrorismus der Gewerkschaften geflagt hat, fich Praktiken sehr bedauernswert und diese Praktiken überaus verwerfbenn aber mit der Gewerbeordnungsnovelle? Sie bringt mur, einmal umsehen möchte, so würde er bald speziell speziell in lich, sie werden auch, soviel ich weiß, in den auf Anstand haltenden was der Zentralverband deutscher Industrieller gestattet seinem Bäckergewerbe eine Reihe von Fällen von Unternehmer- Kreisen der Vantwelt verurteilt. Aber, glauben Sie, Herr Graf hat, alles übrige hat man fallen gelassen. Bezeichnend ist, daß die terrorismus entdecken, die verzweifelte Achulichkeit mit Erpressung v. Kanig, mit einer Moralpredigt dem Publikum die Gewinnsucht Regierung das Arbeitskammergeset hat fallen gelaffen, nicht etwa, haben.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Also, meine austreiben zu können, das sich nicht mit den Erträgen ficherer weil der Reichstag feine Beit hat, sondern weil die Regierung un- Herren, abhängige Arbeiterfekretäre nicht in den Arbeitskammern haben will. Herren, fegen Sie selbst erst vor Ihrer Tür, ehe Sie mit Klagen Staatspapiere begnügen lassen will, sondern nach hohen, aber darum über anderer Leute Terrorismus tommen.( Lebhafte, wiederholte eben auch unsicheren Gewinnen schmachtet? Das Unterfangen, den ( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Kapitalismus zu wollen ohne seine Folgeerscheinungen, ist zur Frucht Bustimmung bei den Sozialdemokraten.) Der Staatssekretär hat sich bemüht, die Anklagen meines losigkeit verurteilt.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Freundes Fischer zu widerlegen und hat den Stillstand der In der Nede des Staatssekretärs war vielleicht das, was sie Sozialpolitik bestritten. Die bürgerlichen Redner sekundierten nicht enthielt, noch intereffanter als das, was sie enthielt.( Heiterkeit dem Staatssekretär und Herr Stresemann entrüstete sich über und Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Der Staatssekretär die Wendung, daß die Unternehmer die Arbeiter zwar nicht mehr schwieg zu den von verschiedenen bürgerlichen Parteien geäußerten verhungern, aber doch hungern lassen. Daß dies aber wirklich Wünschen nach einer
Der Staatssekretär rühmt die Entwickelung der Gewerbeaufsicht. Sie hat dahin geführt,
die Gewerbeaufsichtsbeamten zu Knebeln
und ihnen den Mund zu stopfen.( Schr wahr bei den Sozialdemofraten.) Bur Förderung von Kleinwohnungen für Arbeiter und Beamte in Reichsbetrieben wurden vor zwei Jahren noch 4 Millionen
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Kleines feuilleton.
Humor und Satire. Jugendbildung.
Schutzmannprügeln, Saufen, Schreien, Eisenbahntransportgefährdung
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so was dient im preußisch freien Staat zur Mensch- und Bürgerwerdung. Und besonders zum Beamten präpariert sich so die Jugend, im Besitz, im angestammten, jeglicher Germanentugend.
Dies, versteht sich, ist gebührlich nur für fönigstreue Knaben, die da Geld und auch natürlich eine höh're Bildung haben.
Können also wohl in Preußen junge Kerls geduldet werden, bie sich andern Tuns befleißen, Drdnung, Sitte, Bucht gefährden? Soll man diese jungen Menschen etiva etwas lassen lernen? Pfui doch solchen vaterländ'schen Schandfled muß man schnell entfernen. Gottlob fehlt's nicht an den rechten, unerschroden strengen Leuten,
schrankenlos ihrem Herrscher hin. Aber auch er schenkte seinem Volke! Er spendete ihm die neuen von Exzellenz Professor A. v. Saulbach gezeichneten Briefmarken und die famose Jubiläumsfarte. Um diese künstlerisch sehr titschigen( Julius Diez ist Byzantinismus in Weiß- Blau. Aus München wird uns ge- der Verantwortliche) bunten Jubiläumstarten mit dem Datums fchrieben:" In Treue fest" steht das weiß- blaue, blau- schwarze stempel 11. III. 11 gab's ein Geraufe an den Bostämtern beinahe so Bayernbolt zu seinem angestammten Sönigshause. Es hat's rührend heftig, wie um Caruso- Billetts oder um die Weißwürste beim Bodzu Luitpolds 90. Geburtstag bewiejen. Der Loyalismus, Patriotis- Bierausfchant. Mit dem schönen Resultat, daß die P. T. Händler mus, Servilismus, Byzantinismus oder wie man sonst das Inter- und Zwischenhändler die Diezschen Bildein heute schon mit 2-3 m. tanenbewußtsein der Geschäftsmonarchisten nennen will, spielt sich weiter verkaufen können. Und weiter: er stiftete 100 000 m. für im„ demokratischen" Bayernland zwar in gemütlicheren Formen abwürdige und bedürftige Künstler". Er teilte die 11 Millionen 3. B. der Herr Metzgermeister geht im fettfleckbesäten Bratenrod ber Landesiammlung auf unter würdige Kriegsveteranen, zu Zwecken in die Galavorstellung im Hoftheater, troydem Frack Vorschrift ist, der Jugendfürsorge und für eine Landesheilanstalt für tuberkulöse und die Frau Hauptzollamtsaffistenzgattin im hochbufigen Schwarz- Kinder. Und abermals: er ließ einen wahren Wolkenbruch von seidenen wedelt Weißbaumwollenen( Handschuhnummer Piepvögeln und Medaillen in Gold, Silber und Bronze in zahllose 1234) hinauf zur Loge des Cottgefalbten aber es offene Snopflöcher niedergehen( ein dides Schriftstück von 168 Seiten spielt sich doch ab. War das ein Wettrennen der Hof- zählt all' die Glücklichen im Lande auf, die auf ihre im Staatsdienst Lieferanten und anderer Kleinindustriellen Krämerseelen, wer erworbenen Hämorrhoiden Orden legen lönnen). Und noch mehr: am 12. März die didsten Tannenkränze, das mehrste Gebammel von er brachte feinen Getreuen persönliche Opfer. Er, der abgesagte Weiß- Blau in Baumwolle, Papier, Barchent oder Hobelipänen Feind des Theaters, erschien zweimal in der Oper. Mit der Geduld, bor ſein Fenster hängen, wer die meisten Lichter aufstellen, wer am die den Weidmann auf dem Anstand ziert. Im Hintergrunde der Lautesten Hoch brüllen fonnte, wenn eine besetzte oder leere Softutsche Boge stand der Hofbüchsenspanner. Er fnadte alle 5 Minuten mit durch die Straßen fuhr. Man hatte halt starfe Knopflochschmerzen dem Hahn. So wurde es dem fürstlichen Jäger leichter, das musiund Titelsüchte. Am Vorabend des hohen Tages gabs ein bedrohliches Massen- kalische Geräusch wachsam über sich ergehen zu lassen. aufgebot von Schaupöbel. Hauptsammelpunkt der Mag- Josephs- Ein Zensorenstüdlein. Güstrow ist die viertgrößte Stadt Blatz, flankiert vom Schloß( d. h. dem unbewohnten Teil Medlenburgs und bekannt als Sitz des medlenburgischen Schwur der neuen Sevenz, denn der bescheidene alte Herr bewohnt gerichts. Bon jetzt ab aber ist es in Mecklenburg auch bekannt genur einige nach dem Hof gehende Zimmer), dem Hoftheater worden als Siz des schneidigsten 8ensors. Augenblidlich und der Hauptpost. Von Polizeiern zu Fuß und Pferd, Feuerwehr, gastiert in diesem Städtchen eine Schauspielergesellschaft, die bei den Militärfordons hübsch in Schach gehalten, fonzentrierte sich hier die Güstrowern die darstellenden Künste zu Ehren bringt. Für Sonnhauptsächlich das satte Münchener Bürgertam, die dumpfe liberal- tag hatte der betriebsame Direktor dieser Gesellschaft eine Aufultramontan grundierte Maffe des Besizes ohne Bildung, die mitt- führung von Söhngens Kasernenluft" in Aussicht genommen. leren und fleinen Beamten, Hofbräuphilister, Jnnungsmeister, Ge- Aber der Direktor denkt und der Zensor lenkt. In der„ Kasernenschäftsleute und andere muffige Stüßen des Throns. Diese Kleinen luft" witterte der Gestrenge Unrat, und um den Geist der antiim Geiste und Großen im Fleisch famen am Mag- Josephs- Plaz reichlich militaristischen Nebellion von seinen getreuen Güstrowern abzu- Kunstabend. Käte Syan veranstaltet am Sonntag, auf ihre Stoften. Wan dente: Serenade, Rapfenstreich, Barademarich, wenden, berbot er die Aufführung. Auch der vorsichtige den 19. März, in der Singakademie einen Abend; es werden griechisches Feuer, Illumination, 20 Mufitchors, Maffenbumbum und Kommandeur der Güstrower Garnison hatte drohendem Unheil Märchen von Wilhelm Schulz, Lieder eines fahrenden Fräuleins, Tichingbera, Purpurdede am mittleren Fenster der Residenz, darüber bereits zuvor vorgebeugt, indem er den Besuch der Vorstellung Biedermeierlieder und Alt- Berliner Volkslieder zum Vortrag geder Brinzregent, links und rechts sämtliche andere bayerische Apanagen- berbot, ein Zeichen, daß nicht einmal der Militärgewaltige mit langen. befizer mit Kind und Kegel, dann jener feierliche Moment, wo die der Möglichkeit eines Berbotes gerechnet hatte. Der Direktor, der Berichtigung. In der Note zu dem Artikel Felig treue Untertanenfeele unter dem Hochdrud der Gefühle in einem ein Mann von Humor zu sein scheint, teilte nun seinem funst- Weingartners Was kann man komponieren"( Unterhaltungsblatt zehntausendfachen Hoch explodiert und der gerührte Angehochte fich finnigen Publikum von Güstrow und Umgegend mit, daß am Nr. 51) steht infolge technischer Versehen ein heilloser Unsinn. Breimal verneigt. Es war herrlich, es war göttlich, es war mittel- Sonntag an Stelle von" Kasernenluft" der Schlaf- Dieser Auffah spiegelt, wie aufmerksame Leser wohl bemerkt haben, alterlich, mitteleuropäisch, fast preußisch! wagentontrolleur" zur Aufführung fomme, ein Tausch, die Abkehr von der Wagnernachäffung getreulich wider, Go gab sich die süddeutsche Schranzen- und Lalatenseele der sicher den vollen Beifall des gestrengen Sensors gefunden hat. nicht aber die Wagnernachäffung, wie es dort heißt
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die gedenken eigner echten
Leutnants und Studentenzeiten:
Bildung? Quatsch! Es jeht auch ohne.
Wir, wir zeigten's beim Studieren. Lernen? Bildung? Keine Bohne! Und wir können doch regieren.
Notizen.
Franz.