zu der Aeußsrung:»Ich laß' mich nicht mehr ber»o 1 5 e t n 1" Wegen dieser„Achtungsverletzung" wurde dem Ange-klagten nun Angst gemacht und in diesem Stadium e n t-fernte er sich von der Truppe. Schon nach einigen Tagenerfolgte seine Festnahme. Er wurde auf den Geisteszustanduntersucht und der ärztliche Sachverständige kam zu dem Schluß,daß Wolf geistig minderwertig ist. Die Fahnenflucht habeer in einem Angst zu st an de begangen, der die freieWillensbestimmung ausschloß. Außerdem sei W. mitRücksicht auf seine geistige und körperliche Ber-anlagung dien st unbrauchbar; die Eutlassung stehe bevor.Das Gericht nahnr nur unerlaubte Entfernung an und erkannte—Strafe muß doch einmal sein, auf sechs Wochen mittlerenArrestl—_OePtemicb-Clngani.Obstruktion.Budapest, 12. Juli. Im Abgcordnetenhause stand heutedie W e h r v o r I a g e auf der Tagesordnung. Die K ossuth-Partei und die Justh Partei begannen gemeinsam mitder technischen Obstruktion, so daß zur Wehrvorlagekein Redner sprechen konnte.Schweiz.Das Zeugnisverbot deö Bundesrates.Bern, 10. Juli.(Eig. Ber.) Wir berichteten kürzlich von einemneuen Prozeß gegen die sozialdemokratische„Berner Tagwacht", den der Sekretär Burgi vom Eisenbahn-departement auf Veranlassung seines Chefs, des Bundesrates Forrer,anstellen mußte und in dein dann die als Zeugen vorgeladenenBundesbeamlen auf Beschluß des Bundesrates die Zeugenaussageverweigern mußten. Der eine Zeuge, Dr. Schumacher, wurdehierauf wegen Zeugnisverweigerung vom Berner Gerichts-Präsidenten Dr. Blösch zu drei Tagen Gefängnis und zweijährigerEinstellung im Aktivbürgerrecht verurteilt. Dieses Urteil ist jetzt aufeingelegten Rekurs hin vom Berner Obergericht aufgehobenworden, aber mehr auS formellen Gründen und ohne Entscheidungder Frage, ob der Bundesbeamte Dr. Schumacher ein Recht aufZeugnisverweigening geltend machen kann. Der Prozeß geht nunvor dem ordentlichen Gericht weiter, wobei neue Ueberraschungennicht ausgeschlossen sind.frauhmch.Der Verrat au de» Eisenbahnern.PariS, 11. Juli. Deputiertenkammer. I a u r ö S brachte seinenAntrag betreffend die Einrichtung eines Disziplin arratS fürdie Absetzung von Eisenbahnange st eilten ein. So-gleich brach ein ebenso heftiger Lärm wie gestern loS. Daraufverließ JauröS die Tribüne mit der Erklärung: Solange dieRadikalen nicht den Antrag der Soziali st en be»sprechen wollen, werden sie ihr Budget nicht be«kommen.(Bewegung.) JauröS betrat dann die Tribünewieder und erklärte, sein Antrag würde es ermöglichen,aus der Verlegenheit herauszukommen, in der sich die Radikalenin bezug auf die Wiedereinstellung der entlassenen Eisenbahn-beamten befänden. Ministerpräsident C a i l l a u x erwiderte, erwidersetze fich der Ueberweisung deS Antrages an eine Kommissionnicht, aber er könne nicht zulassen, daß die Kammer einen Antragannähme, besten Knappheit schon eine Gefahr bedeute. Schließlichstellte der Ministerpräsident die Vertrauensfrage zu derUeberweisung an die Kommission. Die Ueberweisung wurdemit 429 gegen 89 Stimmen angenommen.Straßenkuudgebunge«.Part», 12. Juli. Der Verband der Syndikate de»Seine-Departement» hat heute einen Aufruf anschlagen lasten, in demdas Proletariat aufgefordert wird, am 14. Juli, dem Tag de»SkationalfesteS Straßenkundgebungen zu veranstalten unddadurch an den Kampf zu erinnern, den da? Volk gegen dieherrschende Klasse führen müsse, um ein wenig bessereDaseinSbediugungen zu erlangen.Eine Meuterei.Algier, 12. Juli. Im hiesigen Arsenal weigerten sich dieSoldaten mit der Begründung, daß sie allzusehr angestrengtwürden, ihren Dienst zu verrichten. Zwei Rädelsführer wurden mit30 Tagen Gefängnis, die übrigen Soldaten mit 14 TagenArrest bestraft.Lelglen.Tie Manifestation vom 15. August.Man schreibt uns aus Brüssel:In seiner Mittwochsitzung hat der Generalrat derbelgischen Arbeiterpartei über die liberale Beteili-gung an der August Manifestation der Ar-b eiterschaft beraten und noch längerer Debatte seineZustimmung zu- dem Vorschlag der liberalen Vereinigungenausgesprochen, für die Vorbereitungen der Kundgebung fürdas ollgemeine Wahlrecht und gegen den Schul-schein ein aus beiden Lagern zusammengesetztes Komitee zuwählen. Die mit 39 gegen eine Stimme und vier Stimmen-enthaltungen angenommene Resolution stellt fest, daß. dieArbeiterpartei bei der Manifestation für das Wahlrecht aus-drücklich für die sozialistische Formel: Wahlrecht vom21. Lebensjahre bei sechsmonatiger Aufenthaltspflicht,demonstriert. Dieses an sich selbstverständliche Betonen dersozialistischen Wahlrechtsforderung ist bei der Moni-festation mit den Liberalen um so mehr am Platze, als diesefür ein höheres Wahlalter— vom 25. Jahre an— und füreine einjährige Aufenthaltspflicht sind. Das Komitee wirdaus 7 Sozialisten und 7 Liberalen zusammengesetzt werden.Nach beiläufigen Schätzungen der bisherigen Anmel-düngen dürfte die Wahlrechtsmanifestation eins Masse von150 000 bis 200 000 Demonstranten in der HauptstadtBelgiens zusammenführen. Es muß selbstverständlich füreine große Anzahl Extrazüge vorgesorgt werden.•— DasPartelsekretariat erließ einen Aufruf an die Parteigenossen,sich zum Ordnerdienst zu melden. Es werden 1000 Ordnerfür die sozialistische Beteiligung benötigt. Aller Voraussichtnach wird die Kundgebung wohl zu dem Großartigsten ge-hören, was Belgien je an Derartigem erlebt hat.Die Klerikalen haben sich, etwas spät, zu einer ArtGegendemonstration entschlossen. In Löwen, derStabt Schollaerts, wird, nicht zuletzt zu Ehren dieses Opfersder Opposition, am 22. August eine klerikale Kundgebungstattfinden, zu der alle klerikalen Organisationen des Landeseingeladen werden. Die Hauptsache wird dabei wohl sein,für die künftigen Wahlen ein bißchen Stimmung zu machen,nach der gegenwätrigen Leitartikelmelodie der klerikalenBlätter: der Staat ist in Gefahr.Snglanä.Der Statthalter von Aegypten gestorben.London, 12. Juli. Der bisherige diplomatische Agent Groß-brstannien» in Aegypten, Sir Eldon Gorst, ist heute frühgestorben.CürUclDer Aufstand in Albanien.Kon>a«ti«»pel, 12. Juli. Eine Depesche des Oberkommandantenvon Albanien von vorgestern meldet neue Angriffe der vonzahlreichen'Montenegrinern unterstützten Aufständischen gegen dieTruppen der 4. Division. Am Abend des 10. Juli erfolgte ein An-griff auf die Truppen, die die Höhen von S e l c e besetzt halten.Die Aufftändischen wurden zurückgeschlagen. Von denM a l i s s o r e n sind einige samt ihren Herden über die montene-grinische Grenze gegangen._Hus der Partei.Louis Cohn(Breslau) fDer Nestor der Sozialdemokratie, Kaufmann und ZeitungS-Verleger Louis Cohn ist gestern, 89 Jahre alt, in Breslau gestorben.Cohn ist sehr spät der Partei als Mitglied beigetreten, trotzdem istmit seinem Leben ein gut Stück Partelgeschichte verbunden. LouiSCohn, der wegen seiner rastlosen„Wühlarbeit" für die demokratischenIdeen, in Breslau allgemein„Der Wühler Cohn" genanntwurde, hat bereits 1848 als Kämpfer auf den Barrikaden und aufder damaligen äußersten bürgerlichen Linken gestanden. Seinepolitische Haupttätigkeit fiel in das sechste Jahrzehnt des vorigenJahrhunderts. 1868 kam es innerhalb der Breslauer Fortschriits-Partei zu offenen Differenzen, als die„Demokraten" Dr. JuliusStein und Dr. Moritz Elsuer eine Petition an den König vor-legten, Oesterreich den Krieg zu erklären. Louis Cohn und eineAnzahl'anderer wirklicher Demokraten erklärten sich mit größterEntschiedenheit gegen diese Petition. Da LouiS Cohn sah. daß dasBürgertum die demokratischen Ideen immer mehr verlor und ingroßen Scharen ins nationalliberale Lager abschwenkte, so ver-anlaßte er, daß eine Anzahl Breslauer Arbeiter im Januar 1867eine Arbeiterversammlung einberiefen. In dieser Ver-sammlung war von Sozialdemokratie noch keine Rede. Die Arbeiterkühlten aber bereits instinktiv, daß sie politisch entrechtet und Wirt-schastlich.ausgebeutet werden. In dieser Versammlung trat zumersten Male unser späterer Genosie, Sattler Julius Kräcker. weilandReichstagsabgeordneter für Breslau, als Redner auf. Diesem so-wohl als auch den anderen Arbeitern, die als Redner auftraten,dämmerte wohl etwas vom Arbeiterklassenkampf, die Anschauungenwaren aber noch sehr unklar. In dieser ersten Breslauer Arbeiter«Versammlung wurde beschlossen, einen„Breslauer Arbeiterverein"zu gründen. Maschinenbauer Julius Scheil, den auch schon langeder kühle Rasen deckr, wurde zum Vorsitzenden und Louis Cohn zumstellvertretenden Borsitzenden gewählt. Der Brcslauer Verein warwohl nicht sozialdemokratisch, aber ganz entschieden demokratisch; erwurde von dem„liberalen" Hurrabürgertum sehr bald mit großemMißtrauen angesehen. Als nach dem deutsch-österreichischen Kriegedas Ministerium Bismarck für die Kriegsausgaben Indemnität imPreußischen Lbgeordnetenhause verlangte, da trat bekanntlich deralte Demokrat Dr. Johann Jacobh in einer ewig denkwürdigen Redemit größler Schärfe gegen den Antrag auf; er war der einzige Ab-geordnete, der gegen den Antrag sprach und stimnite. Der BreS-lauer Arbeiterverein stellte sich aber sofort in einer Erklärung rück«haltsloS auf feiten JacobyS. Die bereit» erwähnten DemokratenDr. Stein, Dr. Elsner und Genossen, die in dem Bres-lauer Arbeiterverein bisweilen Vorträge gehalten hatten,erklärten, daß sie zwischen sich und dem BreslauerArbeiterverein das Tischtuch zerschneiden müßten. Louis Cohn standjedoch treu und fest zur Fahne Jacobys. Erst im Spätsommer 1868kam Fritzsche nach Breslau. Diesem gelaug es. zu bewirken, daßder Breslauer Arbeiterverein aufgelöst und eine Mitgliedschaft desAllgemeinen deutschen Arbeitervereins in Breslaubegründet wurde. LouiS Cohn trat dieser Mitgliedschaft nichtbei. er blieb aber in stetiger geistiger Fühlung mit seineneinstigen Freunden. Da das Bürgertum in Breslau immermehr nach rechts abrückte, so wählte er sozialdemokratisch.Umer dem Sozialistengesetz hat er vielen ausgewiesenen Genosse»geholfen. Er ist auch sonst ungemein wohltätig gewesen. Mitteder 1S80« Jahre wurde er von sozialdemokratischen Renegatenwegen Majeslätsbeleidigung denunziert und von Breslauer Richternzu einem Jahre Gefängnis verurteilt. Seine demokratischeGesinnung soll damals erschwerend i»S Gewicht gefallen sein. Dielange Gefängnishaft, die Cohn im späten Alter erlitt, hat natur-gemäß auf seinen Gesundheilszustand sehr ungünstig gewirkt. AISCohn aus dem Gefängnis kam, hat er fich unserer Partei an-geschlosien. Er ist im Jahre 1904 aus dem Bremer Parteitag alsDelegierter für Breslau erschienen. Mit dem alten, braven, ehr»lichen.Wühl« Cohn" ist ein gute« Stück Breslau« Parteigeschichtedahingegangen. Die Breslauer Parteigenossen werden zweifellossein Andenken in Ehren hatten._lieber die künftige Gestaltung der gesamtösterreichischen Partei»Verhältnisseschreibt Genosie Otto Bauer in der neuesten Nummer des„Kamps" unter dem Titel„Zu neuen Formen". Er legt zunächstdar, daß die deutsche Sozialdemokratie in Oesterreich weder mit. derallen j.tsckecho-slawischen"), separatistischen, noch mit der neuen(„tschechischen"), zentralistischen tschechischen Sozialdemokratie brechenkönne. Sei die erste auch die Feindin der zentralen Gewerkschaften,so sei fie, wie die Wahlen gezeigt, doch, die politische Partei deSklassenbewußten, sozialdeipokralischen tschechischen Proletariats; dieneue Partei hingegen, der die alte vorwirft, die politische Bewegiingder tschechische» Arbeiler gespalten zu haben, sei zu diesem Schrittdurch den Ausschluß der gewerkschastlichen Zcntralisten aus der altentschechischen Sozialdemokratie gezwungen worden. Darum und weilsie die Einheit der Gewerkschaftsbewegung vertritt, kann die deutschePartei nicht mit ihr brechen, wie die alte tschechische Partei, wieaber sogar manche deutsche Genossen es verlangen. Hierbei wendetsich Bauer auch gegen die den Arbeitern wenig verständliche Diplo»matie der Wiener Parteileitung.Dan» beweist der Artikel, daß die internationale Zusamnifosiungaller nationalen Zweige der österreichischen Sozialdemokratie in derTat schon aufgehört hat, zu bestehen— waS durch daS Nicht-zustandekommen eine« einheitlichen Verbandes im neuen Parlamentnach außen hin nur besiegelt wird. Die Voraussetzung einer Er-Neuerung der österreichischen Internationale sei die Beilegung oderwenigsten« die weiteste Einengung de» GewertschaftS-streileS. Da an eine Zurücksührung der autonomiftischorganisierten(abgesplitterten) Arbeiter in die Zentralverbände nichtzu denken sei, wie die äußerst geringfügigen„Erfolge" der tschechischenZentralisten bei den Wahlen erwiesen haben, könne der Friedens-fchluß nur so erzielt werden, daß da« geschlossene tschechische Gebietden Autonomisten, daS deutsche aber— mit den dort arbeilendenTschechen— den Zentralverbänden zugeteilt werde. So würde aucherreicht, daß in jedem Betrieb nur eine sozialistische Organisationdem Unternehmer gegenüberstünde, ivaS die Kraft deS Proletariatsganz bedeutend stärken müßte.Wir referieren hier bloß über Bauers Artikel, Über den wohlnicht nur in Oesterreich ein lebhafter Meinungsaustausch einsetzendürfte.Die deutschböhmischo Sozialdemokratie zieht au? ihrenschweren Niederlagen in Nordböhmen die Lehren. Im„Kampf" be-tont der unermüdlich tätige Abgeordnete Genosie Seliger diebrennende Notwendigkeit, die Organisation so zu stärken, daß sieauch dem gewalttätigsten Terrorismus von Kapital, Regierung undSelbstverwaltungsbehörden gewachsen ist. Dazu fordert er dieschleunige Errichtung von BezirkSsckretariaten, an denen eS zumeistnoch fehlt und alle Kraftaufwendung für die Ausbreitung der Partei-prcffe. Die LandeSparteivertretung beschloß, schon zum Herbst einSekretariat für ihre Arbeiter z» errichten. Im Anschluß an den imHerbst fälligen deutsch-österreichischen Parteitag soll ein deutsch-böhmischer Landesparteitag abgehalten werden, der sichnamentlich mit der Einwirkung der Herausgabe des Patteitageblatte»in Reichenberg auf den Plan des in ganz Deutschböhmen gemein-samen ParteiblatteS zu befassen haben wird.Genosse Bauer fordert von dem deutsch-österreichischen Parteitag,daß er unverzüglich ein nationales Programm aufftelle, dae» vergeblich sei, noch auf da§ Zustandekommen eines gemeinsamenNationalitätenprogrammS aller österreichischen sozialdemokratischenParteien zu warten.Bon der schweizerischen Partciprcsse. Als Redakteur der vom1. Oktober ab als sozialdemokratisches Tageblatt erscheinenden„Ost-schweizerischen Arbeiter-Zeitung" in St. Gallen, die jetzt wöchentlichzweimal erscheint, wurde der gegenwärtige Redakteur der„HelvetischenTypographia", Genosse Müller, gewählt.Sozialistische Fortschritte in Australien. Profesior W.TH. Mills.Verfasser eines vielgelesenen Werkes„Der Kampf um? Dasein", dereine eifrige Propagandatätigkeit entfaltet, hatte in Melbourneeinen Aufruf erlasse», daß S00 Personen für intensive Agitation sichmelden sollten. Er erbat Geldzeichnungen, die wöchentlich 509 M.sichern sollten. Binnen kurzer Zeit beben sich bereits 300 gemeldet,und die geforderten 25 Pfund pro Woche waren schon um ewigeüberschritten._Jugendbewegung.Eine Jugendfeicr»nd ihre Folgen.Am Ostersonntag fand in HageN in Westfalen eine„sozialdemokratische" Frühlings- und Konfirinandcnfeier statt, zu derauch einige Schulleute erschienen waren. Unser Elberfelder Bruder-organ, die» F r e i e Presse" berichtete über diese Feier. ES hießda u. a.:„Die Begrüßungsansprache hielt Genosse Enz-Barmen. Erhieß die Erschienenen, insbesondere die Vertreter der HagenerSchulbehörden— es waren erschienen FortbildungSschuldirekiorKöpke, Kreisschulinspektor Stordeur und Rektor Kliem— herzlichwillkommen und zeigte in kurzen Worten, was die Arbeiterjugenderstrebe."Darüber geriet nun das Dortmunder natianalliberale Unter-nehnrerblatt rein aus dem Häuschen. Es brachte einen fulminantenArtikel, worin eS u. a. hieß:„Ist es an und für sich schon �ei» starkes Stück, daß dieSozialdemokratie das Fest der Konfirmation dazu mißbraucht, indie unreifen Köpfe kaum der Schule entwachsener Kinderrevolutionäre Ideen hineinzupflanzen, so muß eS geradezu peinliches Bestemden erregen, daß höhere Schulbeamte als offizielleGäste bei der ausgesprochen sozialdemokratischen Veranstaltungzugegen waren.'Der Artikel„Empörung" derSchließlich bekamlichen Wink:„Während man seitens der Behörden im allgemeinen in letzterZeit mit erfreulichem Nachdruck bemüht lvar, die Jugend vor denverderblichen Einflüssen sozialdemokratischer� Hctzarbeit zu be-wahren, setzen sich hier in Hagen preußische Staatsbeamte in dochimmerhin autoritativer Stellung über jene. Bestrebungen glatthinweg und geben durch ihre offizielle Beteiligung einer Ver-anstaltung der staatsfeindlichen Sozialdemokratie gewissermaßendie behördliche Weihe."Ein Hagener Rektor sandte der„Dortmunder Zeitung" eineZuschrift, worauf wieder geantwortet wurde. Hätten sich die Lehrerunterrichten wollen, hieß eS, so hätten sie„inkognito" in die sozial-demokratische Veranstaltung gehen können. Dann. hieß es weiter:„Daß der Besuch der sozialdemokratischen„Frühlings- undKonfirmationsstier" auf Veranlassung des Hagener Oberbürger-meisterS geschah, der zugleich freisinniger Reichstagsabgeordnetcrist, ließ die Sache erst recht nicht uubedentlich erscheinen, im Hin-blick auf die allgemeine freifinnig-sozialdemokratische Verbrüderunganläßlich der bevorstehenden Reichstagswahlen, die wohl auch denHagener» nicht izanz unbekannt ist."Dieser mit einem Anflug von Komik ausgestattete Feldzugführte zur Klage, wobei fich die„Dortmunder Zeitung" am Endenicht ganz so„tapfer" benahm wie zu Beginn des KmnvstS. Dieklagenden Schulmänner brachten als Ausbeute der Gerichtsverhand-lung vor der Dortmunder Strafkammer eine„Er-klärung" deS Redakteurs der„Dortmunder Zeitung" mit heim,in der es hieß:„Der Artikel ber Nummer 203 der„Dorwrunder Zeitung" vomSonnabend, den 22. April 1911, mit der Ueberschrift„SonderbareJugendbildner" ist von mir nur im Interesse der nationalen Sachegebracht worden, ohne daran zu denken, die drei Herren, Kreis-schulinspektor Schulrat Stordeur, Rektor Kliem und FortbildungS-schuldirektor Köpke, persönlich zu verdächtigen. AuS der Gerichts-Verhandlung hat sich ergeben, daß die drei genannten Herren inbester Abficht die Versammlung besucht haben,«rn die Bestrebungen und den Ziveck der Versammlungen kennen zu lernenund um eventuell entsprechende Maßnahmen veranlassen zukönnen. Herr v. Trützschler erkennt auf Grund der Verhandlungdieses als zutreffend an und erklärt sich bereit, eventuell dieKosten des Verfahrens zu tragen, wenn die Strafanträge zurück-genommen sind."Hoffentlich ist die Tragikomödie nun zu Ende.der„Dortmunder Zeitung' gab dann der„national denlenden Kreise" Hagens Ausdruck.die vorgesetzte Behörde der Lehrer einen beut-Em der Frauenbewegung.Mittelstandspolitik.Die Handwerkskammern sind beständig auf der Suche nachneuen— Beitragszahlern. Aus diesem Grunde wollen fie auch dieSchneiderinnen in Gnaden als vollberechtigte JmmngSmitgliederaufnehmen. Dabei verfolgen fie aber auch noch einen anderen echtzünstlerischen Plan. Sie wollen der Konfektionsindustrie Schwierig-leiten bereiten, wohl in der unsinnigen Annahme, dadurch der Maß-schneideret einen neuen Aufschwung zu geben.In der Praxis läuft diese Art Mittelstandspolitik auch auf eineSchädigung der unbemittelten Kreise hinaus, die nicht in dn Lagesind, sich Maßkleider leisten zu können. Ein Erlaß des Handelsministershat bestimmt, daß zulünftig die Bestimmungen der Gewerbeordnungsowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Gewerbetreibenden An-Wendung zu finden haben. Danach wird in den sogenannten Handwerks-berufen, wie Schneiderinnen. Modistinnenusw. eine dreijährige Lehrzeit.Abschluß schriftlich« Lehrverträge, die Gehilfinnen» und Meisterinnen-Prüfung vorgeschrieben. Das Gesetz über den Befähigungsnachweis.wonach nur noch die Personen Lehrlinge halte» dürfen, die dieMeister- resp. Meisterinnenprüfung abgelegt haben, hat schon einerganze Reihe von Handwerkskammern Anlaß gegeben, die Damen-schneid««, das Putzfach usw. als Handwerk im Sinne des Gesetzeszu erklären. Eine große Anzahl von Gehilfinnen- und Meisterinnen-Prüfungen hat in einzelnen Bezirken bereits stattgefunden. DasGesetz bestimmt ausdrücklich, daß nach dem 1. Oktober 1913 zurMeister« resp. Meisterinnenprüfung nur diejenigen Personen zu-gelassen werden, die nach einer geordneten Lehrzeit von drei Jahrendie Gehilfinnenprüfung abgelegt haben. E» wird daherbefürchtet, daß nach dem Jahre 1918 eS der Mehrzahlder Hcmdwerkerinnen unmöglich sein wird, die Meisterinnenprüfung ab-zulegen. Tritt dieser Umstand ein, so kann die Folge davon eineerhebliche wirtschaftliche Schädigung sein..Die Verweigerung deSRechtes, Lehrmädchen zu halten und auszubilden, kann in absehbarerZeit eine Kalamität herauswachsen lassen, die zweifellos die In-dustrie benachteiligt und die Konsumenten veranlassen kann, ihrenBedarf vielleicht vom Auslände zu beziehen. Da zeigt sich der Segenzüufllerischer Mittelstandspolitik. Man nenltt das bei unS»Schutzder nationalen Arbeit!"_Leseabende.Mgrieudorf. Donnerstag, den 13. Juli, abxnds 3 Uhr, bei Lucas,Konigstr. 14.