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zu der Aeußsrung:»Ich laß' mich nicht mehr ber» o 1 5 e t n 1" Wegen dieserAchtungsverletzung" wurde dem Ange- klagten nun Angst gemacht und in diesem Stadium e n t- fernte er sich von der Truppe. Schon nach einigen Tagen erfolgte seine Festnahme. Er wurde auf den Geisteszustand untersucht und der ärztliche Sachverständige kam zu dem Schluß, daß Wolf geistig minderwertig ist. Die Fahnenflucht habe er in einem Angst zu st an de begangen, der die freie Willensbestimmung ausschloß. Außerdem sei W. mit Rücksicht auf seine geistige und körperliche Ber- anlagung dien st unbrauchbar; die Eutlassung stehe bevor. Das Gericht nahnr nur unerlaubte Entfernung an und erkannte Strafe muß doch einmal sein, auf sechs Wochen mittleren Arrestl_ OePtemicb-Clngani. Obstruktion. Budapest  , 12. Juli. Im Abgcordnetenhause stand heute die W e h r v o r I a g e auf der Tagesordnung. Die K ossuth- Partei und die Justh Partei begannen gemeinsam mit der technischen Obstruktion, so daß zur Wehrvorlage kein Redner sprechen konnte. Schweiz  . Das Zeugnisverbot deö Bundesrates. Bern  , 10. Juli.  (Eig. Ber.) Wir berichteten kürzlich von einem neuen Prozeß gegen die sozialdemokratische Berner Tagwacht", den der Sekretär Burgi vom Eisenbahn- departement auf Veranlassung seines Chefs, des Bundesrates Forrer, anstellen mußte und in dein dann die als Zeugen vorgeladenen Bundesbeamlen auf Beschluß des Bundesrates die Zeugenaussage verweigern mußten. Der eine Zeuge, Dr. Schumacher, wurde hierauf wegen Zeugnisverweigerung   vom Berner Gerichts- Präsidenten Dr. Blösch zu drei Tagen Gefängnis und zweijähriger Einstellung im Aktivbürgerrecht verurteilt. Dieses Urteil ist jetzt auf eingelegten Rekurs hin vom Berner Obergericht aufgehoben worden, aber mehr auS formellen Gründen und ohne Entscheidung der Frage, ob der Bundesbeamte Dr. Schumacher ein Recht auf Zeugnisverweigening geltend machen kann. Der Prozeß geht nun vor dem ordentlichen Gericht weiter, wobei neue Ueberraschungen nicht ausgeschlossen sind. frauhmch. Der Verrat au de» Eisenbahnern. PariS  , 11. Juli. Deputiertenkammer. I a u r ö S brachte seinen Antrag betreffend die Einrichtung eines Disziplin arratS für die Absetzung von Eisenbahnange st eilten ein. So- gleich brach ein ebenso heftiger Lärm wie gestern loS. Darauf verließ JauröS die Tribüne mit der Erklärung: Solange die Radikalen nicht den Antrag der Soziali st en be» sprechen wollen, werden sie ihr Budget nicht be« kommen.(Bewegung.) JauröS betrat dann die Tribüne wieder und erklärte, sein Antrag würde es ermöglichen, aus der Verlegenheit herauszukommen, in der sich die Radikalen in bezug auf die Wiedereinstellung der entlassenen Eisenbahn- beamten befänden. Ministerpräsident C a i l l a u x erwiderte, er widersetze fich der Ueberweisung deS Antrages an eine Kommission nicht, aber er könne nicht zulassen, daß die Kammer einen Antrag annähme, besten Knappheit schon eine Gefahr bedeute. Schließlich stellte der Ministerpräsident die Vertrauensfrage zu der Ueberweisung an die Kommission. Die Ueberweisung wurde mit 429 gegen 89 Stimmen angenommen. Straßenkuudgebunge«. Part», 12. Juli. Der Verband der Syndikate de» Seine-Departement» hat heute einen Aufruf anschlagen lasten, in dem das Proletariat aufgefordert wird, am 14. Juli, dem Tag de» SkationalfesteS Straßenkundgebungen zu veranstalten und dadurch an den Kampf zu erinnern, den da? Volk gegen die herrschende Klasse führen müsse, um ein wenig bessere DaseinSbediugungen zu erlangen. Eine Meuterei. Algier  , 12. Juli. Im hiesigen Arsenal   weigerten sich die Soldaten mit der Begründung, daß sie allzusehr angestrengt würden, ihren Dienst zu verrichten. Zwei Rädelsführer wurden mit 30 Tagen Gefängnis, die übrigen Soldaten mit 14 Tagen Arrest bestraft. Lelglen. Tie Manifestation vom 15. August. Man schreibt uns aus Brüssel  : In seiner Mittwochsitzung hat der Generalrat der belgischen Arbeiterpartei über die liberale Beteili- gung an der August Manifestation der Ar- b eiterschaft beraten und noch längerer Debatte seine Zustimmung zu- dem Vorschlag der liberalen Vereinigungen ausgesprochen, für die Vorbereitungen der Kundgebung für das ollgemeine Wahlrecht und gegen den Schul- schein ein aus beiden Lagern zusammengesetztes Komitee zu wählen. Die mit 39 gegen eine Stimme und vier Stimmen- enthaltungen angenommene Resolution stellt fest, daß. die Arbeiterpartei bei der Manifestation für das Wahlrecht aus- drücklich für die sozialistische Formel: Wahlrecht vom 21. Lebensjahre bei sechsmonatiger Aufenthaltspflicht, demonstriert. Dieses an sich selbstverständliche Betonen der sozialistischen   Wahlrechtsforderung ist bei der Moni- festation mit den Liberalen um so mehr am Platze, als diese für ein höheres Wahlalter vom 25. Jahre an und für eine einjährige Aufenthaltspflicht sind. Das Komitee wird aus 7 Sozialisten und 7 Liberalen zusammengesetzt werden. Nach beiläufigen Schätzungen der bisherigen Anmel- düngen dürfte die Wahlrechtsmanifestation eins Masse von 150 000 bis 200 000 Demonstranten in der Hauptstadt Belgiens   zusammenführen. Es muß selbstverständlich für eine große Anzahl Extrazüge vorgesorgt werden. Das Partelsekretariat erließ einen Aufruf an die Parteigenossen, sich zum Ordnerdienst zu melden. Es werden 1000 Ordner für die sozialistische Beteiligung benötigt. Aller Voraussicht nach wird die Kundgebung wohl zu dem Großartigsten ge- hören, was Belgien   je an Derartigem erlebt hat. Die Klerikalen haben sich, etwas spät, zu einer Art Gegendemonstration entschlossen. In Löwen, der Stabt Schollaerts, wird, nicht zuletzt zu Ehren dieses Opfers der Opposition, am 22. August eine klerikale Kundgebung stattfinden, zu der alle klerikalen Organisationen des Landes eingeladen werden. Die Hauptsache wird dabei wohl sein, für die künftigen Wahlen ein bißchen Stimmung zu machen, nach der gegenwätrigen Leitartikelmelodie der klerikalen Blätter: der Staat ist in Gefahr. Snglanä. Der Statthalter von Aegypten   gestorben. London  , 12. Juli. Der bisherige diplomatische Agent Groß- brstannien» in Aegypten  , Sir Eldon Gorst  , ist heute früh gestorben. CürUcl Der Aufstand in Albanien  . Kon>a«ti«»pel, 12. Juli. Eine Depesche des Oberkommandanten von Albanien   von vorgestern meldet neue Angriffe der von zahlreichen'Montenegrinern unterstützten Aufständischen gegen die Truppen der 4. Division. Am Abend des 10. Juli erfolgte ein An- griff auf die Truppen, die die Höhen von S e l c e besetzt halten. Die Aufftändischen wurden zurückgeschlagen. Von den M a l i s s o r e n sind einige samt ihren Herden über die montene- grinische Grenze gegangen._ Hus der Partei. Louis Cohn(Breslau  ) f Der Nestor der Sozialdemokratie, Kaufmann und ZeitungS  - Verleger Louis Cohn ist gestern, 89 Jahre alt, in Breslau   gestorben. Cohn ist sehr spät der Partei als Mitglied beigetreten, trotzdem ist mit seinem Leben ein gut Stück Partelgeschichte verbunden. LouiS Cohn, der wegen seiner rastlosenWühlarbeit" für die demokratischen Ideen, in Breslau   allgemeinDer Wühler Cohn" genannt wurde, hat bereits 1848 als Kämpfer auf den Barrikaden und auf der damaligen äußersten bürgerlichen Linken gestanden. Seine politische Haupttätigkeit fiel in das sechste Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts. 1868 kam es innerhalb der Breslauer Fortschriits- Partei zu offenen Differenzen, als dieDemokraten  " Dr. Julius Stein und Dr. Moritz Elsuer eine Petition an den König vor- legten, Oesterreich den Krieg zu erklären. Louis Cohn und eine Anzahl'anderer wirklicher Demokraten erklärten sich mit größter Entschiedenheit gegen diese Petition. Da LouiS Cohn sah. daß das Bürgertum die demokratischen Ideen immer mehr verlor und in großen Scharen ins nationalliberale Lager abschwenkte, so ver- anlaßte er, daß eine Anzahl Breslauer Arbeiter im Januar 1867 eine Arbeiterversammlung einberiefen. In dieser Ver- sammlung war von Sozialdemokratie noch keine Rede. Die Arbeiter kühlten aber bereits instinktiv, daß sie politisch entrechtet und Wirt- schastlich.ausgebeutet werden. In dieser Versammlung trat zum ersten Male unser späterer Genosie, Sattler Julius Kräcker. weiland Reichstagsabgeordneter für Breslau  , als Redner auf. Diesem so- wohl als auch den anderen Arbeitern, die als Redner auftraten, dämmerte wohl etwas vom Arbeiterklassenkampf, die Anschauungen waren aber noch sehr unklar. In dieser ersten Breslauer Arbeiter« Versammlung wurde beschlossen, einenBreslauer Arbeiterverein" zu gründen. Maschinenbauer Julius Scheil, den auch schon lange der kühle Rasen deckr, wurde zum Vorsitzenden und Louis Cohn zum stellvertretenden Borsitzenden gewählt. Der Brcslauer Verein war wohl nicht sozialdemokratisch, aber ganz entschieden demokratisch; er wurde von demliberalen" Hurrabürgertum sehr bald mit großem Mißtrauen angesehen. Als nach dem deutsch  -österreichischen Kriege das Ministerium Bismarck   für die Kriegsausgaben Indemnität   im Preußischen Lbgeordnetenhause verlangte, da trat bekanntlich der alte Demokrat Dr. Johann Jacobh in einer ewig denkwürdigen Rede mit größler Schärfe gegen den Antrag auf; er war der einzige Ab- geordnete, der gegen den Antrag sprach und stimnite. Der BreS- lauer Arbeiterverein stellte sich aber sofort in einer Erklärung rück« haltsloS auf feiten JacobyS. Die bereit» erwähnten Demokraten Dr. Stein, Dr. Elsner und Genossen, die in dem Bres- lauer Arbeiterverein bisweilen Vorträge gehalten hatten, erklärten, daß sie zwischen sich und dem Breslauer Arbeiterverein das Tischtuch zerschneiden müßten. Louis Cohn stand jedoch treu und fest zur Fahne Jacobys. Erst im Spätsommer 1868 kam Fritzsche nach Breslau  . Diesem gelaug es. zu bewirken, daß der Breslauer Arbeiterverein aufgelöst und eine Mitgliedschaft des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins   in Breslau  begründet wurde. LouiS Cohn trat dieser Mitgliedschaft nicht bei. er blieb aber in stetiger geistiger Fühlung mit seinen einstigen Freunden. Da das Bürgertum in Breslau   immer mehr nach rechts abrückte, so wählte er sozialdemokratisch. Umer dem Sozialistengesetz hat er vielen ausgewiesenen Genosse» geholfen. Er ist auch sonst ungemein wohltätig gewesen. Mitte der 1S80« Jahre wurde er von sozialdemokratischen Renegaten wegen Majeslätsbeleidigung denunziert und von Breslauer Richtern zu einem Jahre Gefängnis verurteilt. Seine demokratische Gesinnung soll damals erschwerend i»S Gewicht gefallen sein. Die lange Gefängnishaft, die Cohn im späten Alter erlitt, hat natur- gemäß auf seinen Gesundheilszustand sehr ungünstig gewirkt. AIS Cohn aus dem Gefängnis kam, hat er fich unserer Partei an- geschlosien. Er ist im Jahre 1904 aus dem Bremer   Parteitag als Delegierter für Breslau   erschienen. Mit dem alten, braven, ehr» lichen.Wühl« Cohn" ist ein gute« Stück Breslau  « Parteigeschichte dahingegangen. Die Breslauer Parteigenossen werden zweifellos sein Andenken in Ehren hatten._ lieber die künftige Gestaltung der gesamtösterreichischen Partei» Verhältnisse schreibt Genosie Otto Bauer   in der neuesten Nummer des Kamps" unter dem TitelZu neuen Formen". Er legt zunächst dar, daß die deutsche Sozialdemokratie in Oesterreich   weder mit. der allen j.tsckecho-slawischen"), separatistischen, noch mit der neuen (tschechischen"), zentralistischen tschechischen Sozialdemokratie brechen könne. Sei die erste auch die Feindin der zentralen Gewerkschaften, so sei fie, wie die Wahlen gezeigt, doch, die politische Partei deS klassenbewußten, sozialdeipokralischen tschechischen Proletariats; die neue Partei hingegen, der die alte vorwirft, die politische Bewegiing der tschechische» Arbeiler gespalten zu haben, sei zu diesem Schritt durch den Ausschluß der gewerkschastlichen Zcntralisten aus der alten tschechischen Sozialdemokratie gezwungen worden. Darum und weil sie die Einheit der Gewerkschaftsbewegung vertritt, kann die deutsche Partei nicht mit ihr brechen, wie die alte tschechische Partei, wie aber sogar manche deutsche Genossen es verlangen. Hierbei wendet sich Bauer auch gegen die den Arbeitern wenig verständliche Diplo» matie der Wiener   Parteileitung. Dan» beweist der Artikel, daß die internationale Zusamnifosiung aller nationalen Zweige der österreichischen Sozialdemokratie in der Tat schon aufgehört hat, zu bestehen waS durch daS Nicht- zustandekommen eine« einheitlichen Verbandes im neuen Parlament nach außen hin nur besiegelt wird. Die Voraussetzung einer Er- Neuerung der österreichischen Internationale sei die Beilegung oder wenigsten« die weiteste Einengung de» GewertschaftS- streileS. Da an eine Zurücksührung der autonomiftisch organisierten(abgesplitterten) Arbeiter in die Zentralverbände nicht zu denken sei, wie die äußerst geringfügigenErfolge" der tschechischen Zentralisten bei den Wahlen erwiesen haben, könne der Friedens- fchluß nur so erzielt werden, daß da« geschlossene tschechische Gebiet den Autonomisten, daS deutsche aber mit den dort arbeilenden Tschechen den Zentralverbänden zugeteilt werde. So würde auch erreicht, daß in jedem Betrieb nur eine sozialistische Organisation dem Unternehmer gegenüberstünde, ivaS die Kraft deS Proletariats ganz bedeutend stärken müßte. Wir referieren hier bloß über Bauers Artikel, Über den wohl nicht nur in Oesterreich   ein lebhafter Meinungsaustausch einsetzen dürfte. Die deutschböhmischo Sozialdemokratie zieht au? ihren schweren Niederlagen in Nordböhmen   die Lehren. ImKampf" be- tont der unermüdlich tätige Abgeordnete Genosie Seliger die brennende Notwendigkeit, die Organisation so zu stärken, daß sie auch dem gewalttätigsten Terrorismus von Kapital, Regierung und Selbstverwaltungsbehörden gewachsen ist. Dazu fordert er die schleunige Errichtung von BezirkSsckretariaten, an denen eS zumeist noch fehlt und alle Kraftaufwendung für die Ausbreitung der Partei- prcffe. Die LandeSparteivertretung beschloß, schon zum Herbst ein Sekretariat für ihre Arbeiter z» errichten. Im Anschluß an den im Herbst fälligen deutsch  -österreichischen Parteitag soll ein deutsch  - böhmischer Landesparteitag abgehalten werden, der sich namentlich mit der Einwirkung der Herausgabe des Patteitageblatte» in Reichenberg auf den Plan des in ganz Deutschböhmen gemein- samen ParteiblatteS zu befassen haben wird. Genosse Bauer fordert von dem deutsch  -österreichischen Parteitag, daß er unverzüglich ein nationales Programm aufftelle, da e» vergeblich sei, noch auf da§ Zustandekommen eines gemeinsamen NationalitätenprogrammS aller österreichischen sozialdemokratischen Parteien zu warten. Bon der schweizerischen Partciprcsse. Als Redakteur der vom 1. Oktober ab als sozialdemokratisches Tageblatt erscheinendenOst- schweizerischen Arbeiter-Zeitung" in St. Gallen  , die jetzt wöchentlich zweimal erscheint, wurde der gegenwärtige Redakteur derHelvetischen Typographia", Genosse Müller, gewählt. Sozialistische Fortschritte in Australien  . Profesior W.TH. Mills. Verfasser eines vielgelesenen WerkesDer Kampf um? Dasein", der eine eifrige Propagandatätigkeit entfaltet, hatte in Melbourne  einen Aufruf erlasse», daß S00 Personen für intensive Agitation sich melden sollten. Er erbat Geldzeichnungen, die wöchentlich 509 M. sichern sollten. Binnen kurzer Zeit beben sich bereits 300 gemeldet, und die geforderten 25 Pfund pro Woche waren schon um ewige überschritten._ Jugendbewegung. Eine Jugendfeicr»nd ihre Folgen. Am Ostersonntag fand in HageN   in Westfalen   eine sozialdemokratische" Frühlings- und Konfirinandcnfeier statt, zu der auch einige Schulleute erschienen waren. Unser Elberfelder   Bruder- organ, die» F r e i e Presse" berichtete über diese Feier. ES hieß da u. a.: Die Begrüßungsansprache hielt Genosse Enz-Barmen. Er hieß die Erschienenen, insbesondere die Vertreter der Hagener  Schulbehörden es waren erschienen FortbildungSschuldirekior Köpke, Kreisschulinspektor Stordeur und Rektor Kliem herzlich willkommen und zeigte in kurzen Worten, was die Arbeiterjugend erstrebe." Darüber geriet nun das Dortmunder natianalliberale Unter- nehnrerblatt rein aus dem Häuschen. Es brachte einen fulminanten Artikel, worin eS u. a. hieß: Ist es an und für sich schon �ei» starkes Stück, daß die Sozialdemokratie das Fest der Konfirmation dazu mißbraucht, in die unreifen Köpfe kaum der Schule entwachsener Kinder revolutionäre Ideen hineinzupflanzen, so muß eS geradezu pein­liches Bestemden erregen, daß höhere Schulbeamte als offizielle Gäste bei der ausgesprochen sozialdemokratischen Veranstaltung zugegen waren.' Der Artikel Empörung" der Schließlich bekam lichen Wink: Während man seitens der Behörden im allgemeinen in letzter Zeit mit erfreulichem Nachdruck bemüht lvar, die Jugend vor den verderblichen Einflüssen sozialdemokratischer� Hctzarbeit zu be- wahren, setzen sich hier in Hagen   preußische Staatsbeamte in doch immerhin autoritativer Stellung über jene. Bestrebungen glatt hinweg und geben durch ihre offizielle Beteiligung einer Ver- anstaltung der staatsfeindlichen Sozialdemokratie gewissermaßen die behördliche Weihe." Ein Hagener   Rektor sandte derDortmunder Zeitung" eine Zuschrift, worauf wieder geantwortet wurde. Hätten sich die Lehrer unterrichten wollen, hieß eS, so hätten sieinkognito" in die sozial- demokratische Veranstaltung gehen können. Dann. hieß es weiter: Daß der Besuch der sozialdemokratischenFrühlings- und Konfirmationsstier" auf Veranlassung des Hagener Oberbürger- meisterS geschah, der zugleich freisinniger Reichstagsabgeordnetcr ist, ließ die Sache erst recht nicht uubedentlich erscheinen, im Hin- blick auf die allgemeine freifinnig-sozialdemokratische Verbrüderung anläßlich der bevorstehenden Reichstagswahlen, die wohl auch den Hagener  » nicht izanz unbekannt ist." Dieser mit einem Anflug von Komik ausgestattete Feldzug führte zur Klage, wobei fich dieDortmunder Zeitung" am Ende nicht ganz sotapfer" benahm wie zu Beginn des KmnvstS. Die klagenden Schulmänner brachten als Ausbeute der Gerichtsverhand- lung vor der Dortmunder   Strafkammer eineEr- klärung" deS Redakteurs derDortmunder Zeitung" mit heim, in der es hieß: Der Artikel ber Nummer 203 derDorwrunder Zeitung" vom Sonnabend, den 22. April 1911, mit der UeberschriftSonderbare Jugendbildner" ist von mir nur im Interesse der nationalen Sache gebracht worden, ohne daran zu denken, die drei Herren, Kreis- schulinspektor Schulrat Stordeur, Rektor Kliem und FortbildungS- schuldirektor Köpke, persönlich zu verdächtigen. AuS der Gerichts- Verhandlung hat sich ergeben, daß die drei genannten Herren in bester Abficht die Versammlung besucht haben,«rn die Be­strebungen und den Ziveck der Versammlungen kennen zu lernen und um eventuell entsprechende Maßnahmen veranlassen zu können. Herr v. Trützschler erkennt auf Grund der Verhandlung dieses als zutreffend an und erklärt sich bereit, eventuell die Kosten des Verfahrens zu tragen, wenn die Strafanträge zurück- genommen sind." Hoffentlich ist die Tragikomödie nun zu Ende. derDortmunder Zeitung' gab dann der national denlenden Kreise" Hagens Ausdruck. die vorgesetzte Behörde der Lehrer einen beut- Em der Frauenbewegung. Mittelstandspolitik. Die Handwerkskammern sind beständig auf der Suche nach neuen Beitragszahlern. Aus diesem Grunde wollen fie auch die Schneiderinnen in Gnaden als vollberechtigte JmmngSmitglieder aufnehmen. Dabei verfolgen fie aber auch noch einen anderen echt zünstlerischen Plan. Sie wollen der Konfektionsindustrie Schwierig- leiten bereiten, wohl in der unsinnigen Annahme, dadurch der Maß- schneideret einen neuen Aufschwung zu geben. In der Praxis läuft diese Art Mittelstandspolitik auch auf eine Schädigung der unbemittelten Kreise hinaus, die nicht in dn Lage sind, sich Maßkleider leisten zu können. Ein Erlaß des Handelsministers hat bestimmt, daß zulünftig die Bestimmungen der Gewerbeordnung sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Gewerbetreibenden An- Wendung zu finden haben. Danach wird in den sogenannten Handwerks- berufen, wie Schneiderinnen. Modistinnenusw. eine dreijährige Lehrzeit. Abschluß schriftlich« Lehrverträge, die Gehilfinnen» und Meisterinnen- Prüfung vorgeschrieben. Das Gesetz über den Befähigungsnachweis. wonach nur noch die Personen Lehrlinge halte» dürfen, die die Meister- resp. Meisterinnenprüfung abgelegt haben, hat schon einer ganze Reihe von Handwerkskammern   Anlaß gegeben, die Damen- schneid««, das Putzfach usw. als Handwerk im Sinne des Gesetzes zu erklären. Eine große Anzahl von Gehilfinnen- und Meisterinnen- Prüfungen hat in einzelnen Bezirken bereits stattgefunden. Das Gesetz bestimmt ausdrücklich, daß nach dem 1. Oktober 1913 zur Meister« resp. Meisterinnenprüfung nur diejenigen Personen zu- gelassen werden, die nach einer geordneten Lehrzeit von drei Jahren die Gehilfinnenprüfung abgelegt haben. E» wird daher befürchtet, daß nach dem Jahre 1918 eS der Mehrzahl der Hcmdwerkerinnen unmöglich sein wird, die Meisterinnenprüfung ab- zulegen. Tritt dieser Umstand ein, so kann die Folge davon eine erhebliche wirtschaftliche Schädigung sein..Die Verweigerung deS Rechtes, Lehrmädchen zu halten und auszubilden, kann in absehbarer Zeit eine Kalamität herauswachsen lassen, die zweifellos die In- dustrie benachteiligt und die Konsumenten veranlassen kann, ihren Bedarf vielleicht vom Auslände zu beziehen. Da zeigt sich der Segen züufllerischer Mittelstandspolitik. Man nenltt das bei unS»Schutz der nationalen Arbeit!"_ Leseabende. Mgrieudorf. Donnerstag, den 13. Juli, abxnds 3 Uhr, bei Lucas, Konigstr. 14.