lind kaufmannisKen Proletariats viel me5r als bistzer getan werbenmüsse.Der Sozialdemokratische Berein für Renß jüngere Linie hieltam Sonntag, den(3. August, in Gera seine 9. Generalversammlung ab. Vertreten waren außer dem Hauptvorstande und denübrigen Parteiinstanzen 28 Ortsverwaltungen durch 122 Vertreter.Auch der Parteisekretär, Reichstagsabgeordneter Leber-Jena,War anwesend. Der Bericht für das Geschäftsjahr vom 1. Juli1910 bis zum 30. Juni 1911 lag gedruckt vor. Demselben enbnehmen wir folgendes:Bei der Landtagswahl im Herbst 1910 nahm unsere Stimmenzahl ganz bedeutend zu, auch im Oberlande, so daß auch dort vonZählkandidaturen nicht mehr die Rede ist. Wir gewannen 3 Mandate und verloren eins, so daß jetzt b sozialdemokratische Abgcordnete unter 16 dem Landtage angehören. Bei der LandtagsnachWahl für den verstorbenen Genossen Fiedler im 1. städtischen Wahl-kreise behaupteten wir das Mandat trotz allgemeinem Stimmen-rückgang mit größerer Mehrheit als bei der Hauptwahl. DieZahl der Orte mit sozialdemokratischen Gemeinderatsmitgliedernstieg von 19 auf 2S, die Zahl der Gemeinderatsmitglieder selbstvon 106 auf 159. In der Hauptstadt Gera erhielten wir 2867 bis8179 Stimmen, die vereinigten Gegner nur 2442 bis 2798. UnsereListe wurde glatt gewählt, so dag wir im Geraer Gemeinderatjetzt die Zweidrittelmehrheit haben.Der Abonnentenstand des Parteiblattes, der„ReußischenTribüne", ist anhaltend gestiegen. Im Oberlande und in derPflege Reichenfels wurde eine systematische Agitation für die»Tribüne" mit gutem Erfolge entfaltet.Die Frauenbewegung macht ebenfalls Fortschritte. ESfanden 19 öffentliche Frauenversammlungen statt. Solche Verfammlungen finden jetzt alle 3 Wochen, in verschiedenen Ortenwechselnd, statt, die sich eines steigenden Besuches erfreuen.Auch die Jugendbewegung blickt auf ein erfolgreichesJahr zurück. Die systematische Arbeit des Jugendausschusses inGera, der für jeden Monat ein Programm aufstellt und druckenläßt, findet immer größeres Interesse bei den jugendlichen Arbeitern und Arbeiterinnen. Vorträge geschichtlichen, naturwissenfchaftlichen und sozialen Inhaltes wechseln ab mit solchen überDichter, Gelehrte und Volksmänner. Es finden außerdem regebmäßig abwechselnd Lese- und Spielabende, turnerische Beranstabtungen und Ausflüge statt.Die Bildungsarbeit wurde wie bisher gepflegt; dochfanden im Berichtsjahre nUr 2 Kurse statt. Redakteur Hahne-w a l d behandelte die Wirtschaftsgeschichte und RedakteurDrechsler die Naturwissenschaft. Die Zentral-bibliothek mit besonderer Jugendabteilung wirdimmer mehr in Anspruch genommen.Di« Maifeier war eine befriedigende. Die Beteiligung warstärker als zuvor. Im Baugewerbe folgte eine kurze, belangloseAussperrung.Die EntWickelung des SozialdemokratischenVereins war eine gute. Der Verein hatte am 30. Juni 19108659 männliche und 670 weibliche, zusammen 4329 Mitglieder.Am 30. Juni 1911 hatte sich die Mitgliederzahl vermehrt auf 4256männliche und 831 weibliche, zusammen 5087 Mitglieder, also um758(59? männliche und 161 weibliche). Während im Vorjahr« nochnicht% unserer Reichstagswähler organisiert war, ist das Dritteljetzt überschritten. Die Stadt Gera allein hat 1849 Mitglieder,darunter 337 weibliche. An der Zunahme sind alle OrtSverwal-tungen beteiligt, deren jetzt 28 bestehen gegen 27 im Vorjahre. ESwurden 144 öffentliche und 219 Mitgliederversammlungen veran-staltet.Vereinnahmt wurden an Eintrittsgeldern 200,10 M., anlaufenden Beiträgen 14 161,55 M., an Extrabeiträgen 1112,42 M.,Wahlfondsbeiträgen 1958,82 M. Die Gesamteinnahmen einschließ-lich des Kassenbestandes betrugen 24 153,03 M. Kassenbestand derHaupttasse 4087,84 M., der Ortsverwaltungen 5633,69 M. Derfeste ReichStagSwahlfonds beläuft sich auf 5251,68 M. gegen 3833,16Mark am Anfange des Berichtsjahres.Der Parteisekretär, Genosse Knauf, gab zu dem gedrucktenBerichte einige Erläuterungen. Den bevorstehenden Kämpfen stehenwir gerüstet gegenüber, und die Reichstagswahl, bei der wir dieeinige reaktionäre Masse vom Bund der Land-Wirte bis zum„L i n k s fr e i s i n n" gegen uns haben, wirduns die Wiedereroberung des Mandates bringen.Nach Schluß der Diskussion wurde einstimmig beschlossen, zurStärkung des Reichstagswahlfonds für die Monate Oktober 1910bis März 1911 einschließlich von den männlichen Mitgliedern einenExtrabeitrag von monatlich 10 Pf. zu erheben. Ferner wurde be-schlössen, den Beitrag der Partei zum Arbeitersekretariat von 150Mark auf 250 M. jährlich zu erhöhen.Zum 1. Vorsitzenden wurde Genosse Vetterlein wieder-gewählt. Der langjährige Hauptkassierer. Genosse Fischer,hatte eine Wiederwahl abgelehnt. An seiner Stelle wurde GenosseNündel zum 1. Kassierer gewählt.Zum Parteitage in Jena wurden� nachdem Genosse Levendie Tagesordnung besprochen hatte, dw Genossen Leven- Geraund Knauf- Gera als Vertreter gewählt. Als Vertreterin desKreises auf der Frauenkonferenz wurde die Genossin Frau Erlerbestimmt.Gegen die Marokkohetze wurde einstimmig folgende Re-Solution angenommen:.Die am 6. August 1911 in Gera tagende S. Generalversammlung des Sozialdemokratischen Vereins für Reuß j. L. pro-testiert mit allem Nachdruck gegen das unverantwortliche Vor-gehen der Regierung des Deutschen Reiches in der Marokkofrage.Sie weist alle Versuche, die darauf hinauslaufen, das deutscheVolk in Kriegswirren zu verquicken, energisch zurück und weißsich darin eins mit der gesamten internationalen Arbeitqxschaft.der sie ihren friedlichen brüderlichen Gruß entbietet."Der sozialdemokratische Verein für dieReichstagswahlkreise München! und ll hat soebenseinen Jahresbericht für 1910/11 den Genossen zugestellt. DerBericht konstatiert, daß sich in der für das wirtschaftliche LebenMünchens so wichtigen Baubranche tm letzten Jahre ein bessererGeschäftsgang bemerkbar machte, der günstig auf unsere Partei-organisation einwirkte. Er zeigt ferner, daß auch im verflossenenGeschäftsjahre die Mitgliederzahl erfreulicherweise nicht unerheb-lich gestiegen ist. Am 30. Juni 1910 betrug die Mitgliedcrzahl13 718, in diesem Jahre sind eS 16337 Mitglieder, somit ein Zu-wachs von 2515. An diesem Zuwachs partizipieren die männlichenMitglieder mit 2085, die weiblichen Mitglieder mit 430. Es sindalso 14 865 Männer und 1372 Frauen im sozialdemokratischen Per-ein organisiert.— Die Zahl der Sektionen und Ortsvereine konnteim Berichtsjahre um 4 vermehrt werden.— An Mitgliederbeiträgenwurden 55 308,60 M. vereinnahmt; an den Parteivorstand inBerlin wurden 11 161,72 M., an den Gauvorstand für Südbayern8101,50 M. und an den Landesvorstand 3250,60 M. abgeführt.—Das Parteiorgan, die„Münchener Post", hat dank der kräftigenAgitation der Genossen 3000 Neuabonnenten gewonnen. 193 Be-sprechungen, 325 Sitzungen, 317 Mitgliederversammlungen und 40Frauenversammlungen wurden notwendig, in denen neben poli-tischen und wirschaftlichen Zeit- und Streitfragen eine Anzahl Vor-tväge wissenschaftlicher Natur abgehalten wurden.— Der Kassen-bericht schließt mit einer Einnahme von insgesamt 88 462.32 M.und einer Ausgabe von 60 541,19 M. ab, so daß der Kassenbestand27 921,13 M. beträgt. Aus dem Verkauf von Maifeiermar-k e n wurden vereinnahmt 5354.50 M.— Dem Jahresbericht sindflleichzeitig kurzgefaßte. Berichte der Preßkommiffion, derozialdemokratischen Rathausfraktion, der Kinder-fchutzkommisfion, der sozialdemokratischen Armen-pflegschafts- und Waisen räte sowie Waisenpfle-ger und-Pflegerinnen und der Bericht des Arbeiter-bildungsvereins Vorwärts beigegeben, die ein inter-essantes Bild über die ersprießliche Tätigkeit dieser Korporationengebe»,?iigenäbe\vegiing.Arbeiter-Jugend. Aus der soeben erschienenen Nr. 16 hebenwir hervor: Die Schule der Zukunft.— Die Maschine. VonGustav Eckstein.— Briefe aus der Fremde.(Schluß).— DieSprechmaschine.(Mit Illustrationen.) Von Ingenieur Grempe.— Die österreichische Jugendorganisation. Von Anton Jenschik.—Aus der Jugendbewegung(Hamburg. Hannover, Zittau).— Vonden Gegnern.Beilage: D« König der Vagabunden. Erzählung vonE. Rosen.— Empfehlenswerte ethnologische Literatur für dieJugend und Jugendbibliotheken. Von Hannah Lewin.— Imwilden Böhmerwald.(Mit Illustrationen.) Von G. E. Graf.—Ferdinand Lassalle(Fortsetzung).— Bücher für die Jugend.— DasWahlrecht der Gäule. Von S. Nast.)3iis Induftnc und ftendcLSteigende Teuerung tu Sicht.Der Sommer 1911 erinnert in mehr als einer Beziehung andaS Jahr 1904. Auch damals herrschte starke Hitze und Trockenheit,die die Kartoffel- und Futterernte wesentlich beeinträchtigten. DieSaaten st andSziffern verschlechterten sich im Juli und Augusterheblich, wie wir es auch dieses Jahr beobachten können. DerMangel an Grünfutter führt zu einer Verstärkung des Angebotesauf dem Viehmarkte und bringt zunächst eine kurze Periodesinkender Preise. ES ist sehr wichtig, diesen Verkaufsdrang möglichst zurückzuhalten, da als Kehrseite sehr bald eine lange Periodeder Knappheit und damit steigender Preise erscheinen muß. Sinddie Lebensmittelpreise jetzt schon ziemlich hoch, so ist fürdie nächste Zeit mit einer weiteren Steigerung zu rechnen. Schongegenwärtig machen sich in vielen Gegenden Bestrebungen geltend,die M i l ch p r e i s e zu erhöhen, wogegen sich die Konsumenten undauch die Milchhändler energisch zur Wehr setzen. Es ist eine ganzmerkwürdige Erscheinung, daß die Milchpreise in den verschiedenenGegenden so starke Unterschiede aufweisen. Rechnet man pro Kopfder Bevölkerung im Jahre 120 Liter Milch und nimmteinen LiterpreiS von 20 Pf. an, so werden für Milch mehrals IVz Milliarden Mark von den Konsumenten ausgegeben.Jeder Pfennig pro Liter mehr oder weniger, bedeutet ein PluSbeziehungsweise ein MinuS von 79 Millionen Mark im Jahre. Dasist eine Summe, die für den Volkshaushalt keineswegs nebensächlichist. Die Kämpfe um den Milchpreis bilden aber nur die Einleitungzur Periode der Preissteigerungen auf dem LebenSmittelmarkt. Daßdurch die Steigerung der Nahrungsmittelpreise die Kaufkraftdes Geldes sinkt, daS muß die Arbeiter veranlassen, darauf be,dacht zu fein, daß ihre Löhne nicht zurückgehen. Das geschieht aber,wenn die Löhne bei steigenden Preisen auf der bisherigenHöhe bleiben. Nach allen Erfahrungen der Lohnbewegungenwerden wir daher in nächster Zeit mit einer erheblichen Zunahmeder Lohnkämpfe zu rechnen haben, da bei der steigenden wirdfchaftlichen Konjunktur die Arbeiter daS Bestreben haben, ihreLöhne nicht nur so hoch zu halten, daß sie die alte Kaufkraft be,halten, sondern darüber hinaus noch steigern, damit auch die Arbeite» auS der Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse Vorteilziehen._Die soziale Wertsteuer.In der Schnapsblockpresse der Ritter und Heiligen ist mankrampfhaft bemüht, die skandalöse ReichSfinanzresorm in eine Kulturtatumzumünzen. So macht die ultramontane»Schlesische Zeitung" sichein Vergnügen daraus, die Tabakwertsteuer als eine soziale Matz-nähme zu rechtfertigen. Dazu schreibt nun die.Südd. Tabakztg."(Nr. 95) u. a.:»Nun ist eS noch keinem vernünftigen Menschen eingefallen, zubehaupten, daß die Wertbesteuerung eine 15 Pfennig- Zigarrenicht höher belastet alS eine biedere 6 Pfennig-Zigarre. Aber trotzdem ist eS nicht schwer, an Hand der Talsachen zu beweisen,daß diese« soziale politische Mäntelchen recht fadenscheinig ist,denn die Nachfrage nach billigem Rohmaterial ist gerade infolge derWerlbesteuerung enorm gestiegen und mit der Nachfrage erfuhrenauch die Preise die gleiche Steigerung. Die Verarbeiter konnten imJahre 1903,09 brauchbare Einlagetabake von Domingo zu ca. 33 Pf.,von Carmen zu 23 Pf., von Brasil zu 43—50 Pf., von Java zu20 Cents kaufen, während heute für die gleichen Sorten 40, 36 bis40, 58—60 Pf. bezw. 25—23 Cents bezahlt werden müssen.Die Preissteigerung beträgt also rund 30 Proz. und unterZuschlag des Wertzolles 42 Proz. Dieses, für den Konsumder mindermittelten Raucher bestimmte Rohmaterial istalso nicht um 40 Prozent Wertfteuer, sondern tatsächlich um40-s- 42— 82 Prozent verteuert worden; da die Umblattabakesowie deutscher Rohtabak eine ähnliche Preissteigerung erfahrenhaben, so ist also die prozentuale Mehrbelastung der von den minder-bemittelten Rauchern konsumierten Fabrikate ganz erheblich höher,als die Mehrbelastung der feineren, von der besser sttuierten Minder-heit verbrauchten Fabrikate. Man ersieht hieraus mit erschreckenderDeutlichkeit den Unterschied der Wirkung, wie sie von Theoretikernherausgerechnet wurde im Gegensatz zu der übrigens von den Prak-tikem vorausgesagten tatsächlichen Wirkung.Versteckte Trusts.Gewöhnlich nennt man einen Trust ein gsschlosseneS Wirtschaftsgebilde, das auch nach außen sichtbar wird. Aber eS gibtauch Trusts, die man nicht sieht, deren Existenz sich aber dennochsehr fühlbar macht. Häufig wird dabei so vorgegangen, daß eineBank Aktien verschiedener Unternehmungen erwirbt, und wenn si-genügend Aktien in Besitz hat, die betreffenden Gesellschaftenwirtschaftlich voneinander in Abhängigkeit bringt. Etwas Der-artiges scheint sich augenblicklich in der Kali-Jndustrie zu voll-ziehen. Es ist bekanntlich zwischen den Kaliwerken AschcrSlebenund Sollstedt einerseits und dem Kalisyndikat andererseits die an-gestrebte Einigung soweit gediehen, daß man sie als perfekt be-zeichnen kann. Damit kommt ein neuer großer Machtkomplexin das Kalisyndikat hinein. Aber die Werke werden aller Voraus-icht nach nicht allein bleiben, sondern eine Interessengemeinschaftzadurch eingehen, daß eine direkte oder indirekte Personalunionmit der Bankfirma zustande kommt, die den Konzern der Kali-werke beherrscht. Aller Voraussicht nach wird kein regulärerTrust entstehen, sondern die Interessengemeinschaft wird sich ebennur durch AuflichtSratsbesetzung und durch Aktieninteresse äußern.Der Konzern der Deutschen Kaliwerke stellt schon heute eine Groß.macht in der deutschen Kali-Jndustrie dar. Durch eine Verquickungmit den Kaliwerken Aschersleben und Sollstedt würde sich dieseMacht noch außerordentlich erweitern.Die Weizenernte in Italien. Der Minister für Landwirtschaftteilt mit. daß nach ungefährer Berechnung des agrarstatistischenAmteS die diesjährige Wcizenernte sich auf 55 350 000 Doppelzentnerbelaufen wird, 13 600 000 mehr als im Vorjahre und 4 Millionenmehr als im Jahre 1909. Dagegen ist die Ernte der Seidcnkokon«schlechter als im Vorjahre. Sie beläuft sich auf 380000 Doppel-zenlner, 54 000 weniger als im Jahre 1910. Vor September werdensie definitiven Zahlen nicht veröffentlicht.Elektrifizierung englischer Bahnen.Eine der Bahngesellschaften, die den Berkehr südlich von Londonin Händen haben, die London. Brighton and South Coast Companyoder Brighton ond South Coast Railwah hat die Elektrifizierungeiner ihrer weiteren Strecken durchgeführt. Zu dieser Durch-ührung ist nur eine Zeit von neun Monaten erforderlich gewesen,obwohl 46'/z englische Meilen, d. h. 64.4 Kilometer der hier nureingleisigen Bahn umgewandelt werden mußten, ohne denregelmäßigen Bahnberkehr zu stören. 90 elektrische Eisenbahn-wagen mutzten in der gleichen Zeit fertiggestellt werden. Eshandelte sich um die Elektrifizierung der Strecke von London nachdem Crhstall Palace, der bekannten Riesenvergnügungsanlage südlichder Themse. Der Schienenstrang der London, Brighton ond SouthCoast Railway läuft durch einen Tunnel, der leider so schmal ist,daß so breite elektrisch betriebene Eisenbahnwagen wie auf der Strecke,die nach London Bridge führt, nicht eingestellt werden konnten.vielmehr der ältere schmalere Typus von Wagen beibehalten werdenmußte. Daß trotzdem die neuen Wagen gegenüber den alten einewesentliche Verbesserung darstellen, braucht kaum gesagt zu werden.Die englischen Eisenbahnen werden, wenigstens soweit es sichum Linien handelt, die eine Großstadt mit einer Vorstadt verbinden,zur Elektrifizierung rasch durch den Umstand gezwungen, daß ihnendie elektrischen Straßenbahnen und Autoomnibusse starke Konkurrenzmachen. So hat z. B. die South London-Bahn auf ihrer Streckezwischen Viktoria und London Bridge mehr als fünf MillionenPassagiere in wenigen Jahren verloren, weil der Wettbewerb anderermoderner Beförderungsmittel außerordentlich stark war. Als dannaber die Elektrifizierung durchgeführt war, gelang es, die gesamteZahl verloren gegangener Passagiere innerhalb eines einzigen Jahreswieder zu gewinnen, obwohl die bestehenden Fahrpreise nicht einmalgeändert wurden._Internationales.»Amerika in Deutschland" ist längst keine Seltenheit mehr.Deutsche Finanzinteressen in den Vereinigten Staaten sind seltener.Es ist zwar schon so weit gekommen, daß deutscher Roggennach Amerika ausgeführt wird, die? hat aber seine Urlachedarin, daß die deutsche Regierung den Agrariern durch dasruchlose Einfuhrscheinsystem sogar den Getreidehandelüber den Atlantischen Ozean im Mutiergebiet der Geireideproduktionrentabel gemacht hat. Wie jetzt bekannt wird, ist die vielgenannte BerlinerFirma OttoMarkiewicz, die seinerzeit den Grund und Boden zumPassagekaufhaus hergab und die Lieferung der Inneneinrichtung diesesPleitemstitutes übernahm, an einem Riesengeschästs-Hausbau in New Aork beteiligt. Es handelt sich um einen55 Stock hohen Bau. der jährlich 4,2 Millionen Mark Miete ab-werfen soll. Im kommenden Jahre wird er der Benutzung über-geben. Da die amerikanischen Interessenten von den 53 MillionenMark Baukosten nur 35 Proz. tragen, will Marsiewitz daS übrigeauS Europa, das soll natürlich heißen Deutschland, herausholen,und zwar soll es auf dem Anleihewege geschehen. ES ist dies daserste Mal, daß europäisches Kapital an einem derartigenamerikanischen Unternehmen beteiligt ist.Morgan ist dafür eifrigst dabei, seine deutschen Interessenwelter auszubauen. Nachdem die deutsche Erdölindustrie sich ohneihn vertrustet hat und die Amerikaner in der Kalifrage auch nichtdas mit nach Hause nehmen können, womit sie gerechnet haben, istjetzt die Oelmühlenindustrie Deutschlands seiner besonderenAufmerksamkeit würdig befunden worden. Es dreht sich hier auchwieder erst um die vorläufige Aneignung der Verarbeiiungsstätten.DaS Rohprodukt und die Fertigware ist gleich abhängig, wenn dasZwischenglied, die Verarbeitung in bestimmten Händen konzentriertwird. Wie verlautet, hat die Baumwollsaatölfabrik F. ThürkG. n». b. H. in Harburg a. d. Elbe am Hafenbecken ein Terrainvon 12 000 Quadratmeter von der Stadt gekauft und sich weitere18 000 Quadratmeter gesichert. Es handelt sich hier um eine Ler«einigung Morgan-Thörl, die darauf hinauswill, eine Jnteresien-gemeinfchaft der bedeutendsten Oelmühlen der vereinigten Staatenund Deutschlands herbeizuführen. In Hamburg hat diese neueJnteresientengruppe schon eine Oelvertriebsgesellschaft eingerichtet.Die Harburaer Raffinerie soll auf dem neu erworbenen GeländeraschesienS ebenfalls in Betrieb kommen. So wird aller Voraussichtnach sehr bald da? in Amerika offiziell totgeschlagene Trusttierfröhlich auch in Deutschland sich weiter mit neuer Dollarnahrung'versorgen.Aber nicht nur in Deutschland, auch in der Schweiz ist Amerikaeifrigst dabei, seine Geldintereffen auszubauen. Hier handelt es sich'um die S t i ck e r e i i n d u st r i e. Nachdem der Payne-Aldrichtarifden Hochschutzzoll der Vereinigten Staaten zum vollendeten Systemausgebaut hat. wodurch die deutsche Texttl- und die ihr verwandtenIndustrien schwer i» Mitleidenschaft gezogen worden find, ist dasInteresse an amerikanischer Eisenproduktion stark gestiegen. DiesemInteresse ist die amerikanische Bundesregierung so weck entgegengekommen, daß die Einfuhr bestimmter Textilmaschinen zollfrei,respektive zum alten Zollsatze bis weit in das Geltungö-bereich des neuen Tarises hinein gestattet worden tst.Zwischen der Stickerei Feldmühle Aktien-Gefell-schaft vormals*oeb. Schönfeld u. Co. in Rorfchach undder Loeb u. Schönfeld Company in New York aufder einen und der Schweizerischen Kreditanstalt und derA k" e n- G e s e l l s ch a f t Leu u. Co. in Zürich auf deranderen Seite ist der Beschluß gefaßt worden, in GlaruS eine neueschweizerische Aktiengesellschaft zu gründen. Der einzige Zweck diese«Unternehmens soll der sein, sich an anderen Stickereiunternehmungenzu beteiligen und solche zu finanzieren. Vorläufig soll das Unter«nehmen die Mehrzahl der Aktien der Stickerei Feldmühle Aktien-Gesellschaft und der Loeb u. Schönfeld-Compony übernehmen.Außerdem noch zwei andere von der letzteren gegründeteamerikanische StickereifabrikationS- Gesellschaften. Da der Loeb-Schönfeldkonzem in der Stickereiindustrie der Schweiz und der Ver«einigten Staaten schon sehr erfolgreich gearbeitet hat, wird diesesneue Dreißigmillionen-Unlernehmen uoch mehr dazu beitragen,»an-ständige" Dividenden zu fabrizieren.Bemerkenswert ist noch bei dieser Gründung, daß die Gesell-schaftSform, welche in den Bereinigten Staaten soeben verurteiltworden ist— die H o l d i n g- G e se l l s ch a f t, die nicht» weiterdarstellt, als in eine Akliengesellschast eingebrachte Beteiligungenan soundsoviel anderen Aktiengesellschaften— jetzt in der freien Schweizfröhlich wieder aufersteht. Ueberdie« brauchen wir nicht einmal soweit zti schweifen. Re Art der Holdingcompany haben wir inDeutschland auch schon zur Genüge, besonders die FinanzierungS-gesellschaften der Elektroindustrie sind im Prinzip nichts anderes alSdiese amerikanischen HoldingcomganyS. Sie fungieren als zentraleKontrolle über Dutzende anderer Gesellschaften. Der JitdustrialismuSdes Kapitals marschiert mit Riesenschritten.Sozialee.Ein Fursorgedirektor.Die Erziehungsanstalt in Strausberg rechnet nicht zu den gutgeleiteten. Zu der schweren, verantwortungsvollen Aufgabe einerFürsorge gehört eS, die Mängel der Erziehung durch geistige,sittliche und körperliche Erziehung nach Möglichkeit zu hoben unddem Zögling ein selbständiges ehrliches Fortkommen nach beendeterFürsorge zu ermöglichen. Ein tüchtiger Erziehungsdirektor wirdnoch nach erreichter Volljährigkeit von dem Fürsorgczögling umRat befragt und steht mit Rat und Tat nach Möglichkeit seinemfrüheren Pflegling zur Seite. Anders«in Fürsorgelciter. wie ernicht sein soll. Der schiebt, dem Grundgedanken der AuSsührungs-Vorschriften zum reaktionären Fiirsorgegesetze folgend, die ihm alsVertreter des Fürsorgeverbandes obliegende Erziehungsvflicht vonsich durch Arbeitsverträge ab. die den armen Zögling einer land-wirtschaftlichen Beschäftigung überweist, die schlecht bezahlt ist unddem Zögling die Möglichkeit späteren Fortkommens erschwert.So werden unter dem Deckmantel einer.Fürsorge" billige Ar,beitskräfte und die Grundlagen zu späteren Verfehlungen dcS'chlecht ausgebildeten Zöglings geschaffen.Noch weit hinter diesem bedauernswerten Ergebnis einer un-verständigen Fürsorgeerziehung, die sich der Pflicht der Allgemein-heit zur Weckung und Stärkung der geistigen, sittlichen und kör-pcrlichen Kräfte des ihrer Obhut Anvertrauten so wenig wie diepreußischen Ausführungsverordnungen bewußt wird, reicht die..Fürsorge", wie sie in Strausberg geübt wird, zum mindesten indem nachstehend geschilderten Fall geüht wurde. DerDirektor