rakier... Wir verlieren täglich Leute durch Buschklepper. Mankann, wenn man nicht vorsichtig, bei Nacht durch das Fenster er�schössen werden. Ich habe den Revolver und den gezogenen Säbelstets an meinem Bett... Ich habe schreckliche Rächte und unterZlaxS keine Stunde Ruhe.Orleans, 17. Oktober.... Ich danke Dir für Deinen Glück-wünsch zum Eisernen Kreuz, welches mir meine lieben Kameradensämtlich in dem blatzgelben Licht« des Neides gezeigt hat. Wirtragen viel Kreuz eisern, die Strapazen und die ewige Unruhe undgeistige Spannung rütteln an meinem Körper. ES friert mich bisins Herz hinein— dazu all die Greuel eines erbarmungslosenKrieges, dessen Notwendigkeit ich als zivilisierter Mensch nicht be-greifen kann, eine Vorstellung, unter welcher ich unendlich leide....Des 11. Oktober(Gefecht bei Billiers für Orncs) werde ich meinLeben lang gedenken. Da könnte ich sagen, vor Sedan wars nochgemütlich. Zuerst in einem rasanten Artilleriefeuer, dann imChaffepotfeuer, dann eine halbe Stunde im Feuer, ohne selbst zufeuern, und von der Distanz auf 1800 bis auf SOO Schritt vor dieverschanzte Stellung vorgerückt— nun qui vivra verra(wer's erlebt, wird's sehen.) Meine Batterie hat die Geschichte entschieden.Man hat mir gesagt, ich soll um den Max-Joseph-Orden eingehen— wenn nicht der Neid stärker ist als die Ehre und die Wahrheit,werde ich ihn erhalten, denn ich Hab« im schärfsten Feuer die Posi-tum ausgesucht und die Batterie dahin geführt, ohne dah mir dieseStellung angewiesen war. Ich habe die verschanzte Stellung,namentlich das Gehöft mit der Kirche so zusammengeschossen, daßnichts Lebendiges darin existieren konnte.— Selbst durch dieMutter der christlichen Liebe waren die Kugeln geflogen— o Wahnsinn der Menschheit. Sie schössen vom Türmchen der Kirche undder Kirchhofmauer aus auf uns wie auf Scheiben.— Ich kann Dirdas Zeug nicht niederschreiben, und ich kann Dir nur sagen, eZwird nicht leicht etwas anerkannt.... Orleans hat viele Jung-frauen— aber sie sind von Bronze, andere gibts wohl nicht....Wer das Soldatenleben kennen lernen will, muß um diese Zeitbiwakieren. Wir sind nirgends mehr unsere? Lebens sicher, lieber-all verlieren wir einzelne Leute, die hinterrücks erschossen werden.Tie Franzosen können in ihrer bodenlosen Eitelkeit noch immernicht die Situation begreifen, sie glauben noch immer, wir sind dieGeschlagenen. Sie werden für diesen Glauben aber barbarisch mit-genommen und mit Recht— nur trifft eS nicht die rechten....Die Soldaten schlagen sich teilweise ausgezeichnet, namentlich hinterVersazunzungen, die anzulegen sie Geschick haben— alle» andereist vorkommeneS Gesindel. Poldl Schrenk, der Oberleutnant, hatzwei aus eigener Machtvollkommenheit erschießen lassen— danachkannst Du das weitere ermessen.... Wir. die wir seit dem 1. Augustmittun, wünschen, der Krieg wäre zu Ende. Die andern Jüngeren,erst Angekommenen, möchten um jeden Preis vorher noch geschossenhaben— daß sich Gott erbarm. Hier in Orleans haben meinePferde nichts mehr zu fressen. Beispiel: Gebühr für 4 Tage71 Zentner— wirklich erhalten 15 Zentner. Diese Ziffern bezeichnen Dir daS ganze Verpflegungswesen. Mit Paris ist diese Geschichte auch nicht aus, solange sich Metz hält— denn auch dannglauben die Franzosen nicht, daß sie besiegt stnd.... Lächerlichwenn man io ein Gefecht in Zeitung liest. Meinem Trompeterstanden die Rippen am Rücken heraus, daß er glaubie, er liege aufseiner Patronentasche. Ich hatte ihn für tot abgeschrieben. Gesternund heute habe ich ihn im Spital besucht; er klagte, daß er nichts zuessen erhalte.Saint Jean de la Ruslle, 24. Oktober.... Heute ist meinTrompeter in Orleans an seinen Wunden gestorben. Die Granatehat ihm die rechte Schulter zerrissen, daß ihm die Rippen umge»bogen aus dem Leibe standen. Er glaubte auf seiner Trompete zuliegen und wollte dieselbe entfernt wissen. Man konnte ihm form-lich in den Leib sehen und troydem lebte der Mensch noch vom 11.B'e zum 14. Die Spießbürger werden seiner Zeit über die vielenVerwundeten die nachträglich mit Tod abgegangen, in ein nichtgeringes behagliches Staunen geraten, dah sie nicht dabei waren,ähnlich den Empfindungen einer Tragödie, eigentlich nicht, dennda trinkt der erschossene Held nach der Aktion wieder sein Bier....Mit einer solchen Bevölkerung(den Franzosen) ist nicht zu rechnen.Man muß sie mit Feuer und Schwert vertilgen, so leid sie mir alsPersönlichkeiten tun, denn in ein paar Jahren haben wir mit ihnenwieder den Krieg. Nun ihre Kriegsmittel— sie haben wirklich ausVersailles die disponiblen Freudenmädchen losgelassen.... Ichhabe daran nur einen Mann krank, der las das Gift auf demMarsch auf und eine Versaillerin war eS sicher nicht.Am 18. Dezember wurde Reder verwundet. Ein kurzes Tele-gramm meldet dem Bruder:»Chassepot durch linken Oberschenkel.Ungefährlich. Zustand gut."Die späteren Briefe handeln viel von Herabsetzungen. Einmalschreibt er bitter:.Ich habe viele Feinde, die mich sogar um die„leichte" Verwundung beneiden. Wenn man nichts für mich tut.so mögen andere danach handeln, wenn der König Wilhelm schreibt:„Liebe Auguste! Schicke mir eine weitere Lieferung vonNr. 36."Für 36 kannst Du auch irgendeine andere Regimentsnummerschreiben."Spiel und Sport..Sport auf Genossen-Art."Unter obiger sinnigen Uebcrschrift brachte das Leiborgan derGelben, der„Bund", ein« längere komifch-ernste Betrachtung, diesich gegen den ff-f. Vorwärts" richtete. Während.normale Men-schen". meinte das Blättchen, den Sport um des Sportes willentreiben, fei für den.Vorwärts' ausschließlich der.rote Sport"der richtige, und.damit der Betrieb auch.zielbewußt" ge-handhabt wird, sei kürzlich zu den anderen roten Kommissionennoch eine neue hinzugegründet worden, die.Zentralkommission fürSport und Körperpflege". Die Partei rede immer von.Gleich-heit". während unausgesetzt.Absonderung, Eliquenbildung undKlassenverhctzung" gefördert werde.Dieses krause Elaborat, reichlich mit Zitaten aus dem»Vorwärts" geschmückt, ist natürlich ein gefundenes Fressen für unserehungrigen Scharfmacher. Das Organ des Scharsmacherverbandesfür das Buchdruckgewerbe, der.Arbeitgeber im Druckgcwerbe",druckte freudestrahlend den ganzen Erguß ab. damit die Prinzipalebei der Lektüre de» nachfolgenden Artikels, der sich gegen die.u n-erträglich gewordenen Tarifverträge der rotenGewerkschaften" wendet, schon in der richtigen Stimmungsind.Leider müssen wir konstatieren, daß der.Bund" das Opfereiner.kleinen" Fälschung geworden ist. Der.Bund" hatnämlich— vorausgesetzt, daß das Scharfmacherblatt den Artikelrichtig zitiert— die Leichtfertigkeit begangen, die Nummer des.Vorwärts" anzugeben, in der jene Ausführungen enthalten siiro.Und da ergibt sich folgendes:.Vorwärts":.Für feudale Kreise.die aus dem Sportplay nur zuosl wie ausgeputzte Marionettenerscheinen, ist ja der so überaus gesunde Fußballsportüberhaupt nichts.".Bund":.Es wird den.Vorwärt»"-lesern so dargestellt, als ob dienichtsozialdemokralifchenSportvereine kümmerlichesmmper wären..Für sie i stder Fußballsport über-Haupt nicht»."Also der.Vorwärt»" schreibt:.feudale Kreise", der.Bund":.nichtsozialdemokratische Sportfreunde", und damit das Ganze alswörtliche? Zitat erscheint, schreibt der.Bund"— nachdem er nocheinen sehr vernünftigen Satz richtig zitiert hat— unter JTcn ganzenAbsatz:»S o lesen wir und unterdrücken ein Lippenkräuseln.Auf diese Art entsteht auch so manches Material des Reichs-verbände», denn alle Feind« der modernen Arbeiterbewegungdrucken natürlich derartige»— und wäre e» selbst ohne jeden Sinnwie im vorliegenden Falle— ohne jede Ueberlegung mit demgrößten Vergnügen ab.Interessant ist, daß der Artikel jetzt erst die Runde durch diePresse macht, nachdem er bereits vor einem Vierteljahrerschienen ist. Wer hat denn jetzt noch die Nummer de»„Vorwärts"vom 23. Dezember v. I. mit jenem Artikel zur Hand, um dieRichtigkeit nachprüfen zu können? Wohl keiner— aber da» ist demSkrUüfax des.Bunde»" vielleicht auch gar nicht so unangenehm,denn dann halten die Leser seine Zitate vielleicht für wahr. Vorallem kann man aber die Hauptpointe im unverfälschten Bieder-meierstil an den Mann bringen:.Bei den nichtsoziqldemokratischenVereinen steht der Vereinszweck im Mittelpunkt, bei der.Genossen.Art" ist der Vereinszweck in allererster Linie Förderung derUmsturzparte» und Agitation für ihre Ziele."Was die kapitalistischen ZwillingSbrüdcr ja auch nur beweis«— wollten lDas volkstümliche Auturnen der Lehrlingedes Turnvereins.Fichte" am gestrigen Sonntag brachte trotz derimmer noch anhaltenden winterlichen Temperatur flotteS Lebenauf die Turnplätze. Jung und alt hatten e» stell nicht nehmenlassen, diesem leiehtathletischen Wettkampf beizuwohnen, der uns inbunter Abwechselung die Verschiedelesten Arte» der im Freien be-triebenen Leibesübungen vor Augen führte. Ein eigenartiges Bildbot stch freilich insofern, daß die Turner, deren weiße Gestalten sichsonst vom grünen Rasen so lebeiwig abheben, diesmal— Jackettsoder Mäntel zeitweilig zur Aufwärmung umhängen mußten. DieBeteiligung war über Erwarten gut, traten ooch in Treptow185 Lehrlinge, in Reinickendorf 103 Lehrlinge an. Noch ersreu-licher war, daß die Durchschnittsleistungen wiederum sehr gutewaren, trotzdem auch manche Anfänger auf dem Plan erschiene»».Die höchste Gesamtpunktzahl erreichten:1. Fuhrmann 4. Abt.(100 Punkte), 2. Schröder 13.(93 P.)»3. Borchert 13.(87 P.). 4. Preuß 8.(86 P.). 5. Starka 1.(85 P.).6. Marder 12.(84 P.), 7. Schadewitz 2.(82 P.). 8. Schulze 10.(80 P.i, 0. Piotrowski, Ad.. 4.(70 P.).Höchstleistungen: Weit hochspringen: Fuhr-mann 4., Krachenfels 2., Marder 12. und Polschatka 17. je21 Punkte(2,50 Meter weit und 1,25 Meter hoch).— Weitsprung aus dem Stand: Fuhrmann 4., Schröder 5. und Nüchel16.: 21 Punkte(2,55 Meter).— S P e e r W e r f e n: Preuß 3.:18 Punkte(33 Meter).— Kugelstoßen; Fuhrmann 4.:30 Punkte(links und rechts zus. 14,85 Meter).— Schnellauf100 Meter: Tietze 10.: 22 Punkte(12% Sek.).Fußball.Weißensee I.— Fichte 17 l: 6:3(3:2).Da? gestrige Spiel führte zu einem harten Kampf beider Par-teien, der auch das Publikum bis zum Schluß in großer Spannunghielt. Gleich zu Anfang setzte das Spiel scharf ein und warWeißensee bereits in der 8. Minute in der Lage, das 1. Tor zubuchen. Doch auch Fichte legt sich kräftig ins Zeug und konntebald darauf ausgleichen. Durch einen gutgezielten Schuß de?Halbrechten Stürmers erhielt Weißensee das 2. Tor. Ein Freistoßvon Fichte aufs Tor führte durch ein Mißverstäi»dniS des Tor-Wächters zu einem Selbsttor, so daß beide Parteien gleich standen.Kurz vor Halbzeit verwandelte Weißensee einen Elfmeter und gingdarauf mit 3: 2 in die Pause.In der zweiten Svielhälfte zeigt sich Weißensee frischer undkonnte durch tadelloses Zusammenspie! hintereinander 2 Tore er.zielen. Fichte war im allgemeinen schneller am Ball, ließ aber imentscheidenden Moment jede Chance aus. Bei schnellem AnsturmFichteS kam noch ein Tor zustande. Auch Weißensce hatte noch Er-folg und konnte schließlich mit 6: 8 als Sieger den Platz verlassen.Resultate:SchSneberg— Spandau. Nacq überlegenem Spiel gewinn!Schöneberg mit 7:0; bei Halbzeit stand das Spiel 2:0.Fichte 9— Charlvttenburg: 1; 2.Rummelsburg— Fichte I. Rummelsburg kampflos gewonnen,da Ficht« I nicht angetreten.Neu-Hell-S— AdlerShof: 5: 1.Mit diesem Spiel gewann Neu-Hella» endgültig ohne Punkt»Verlust die Meisterschaft der 2a-Klaffe. Trotzdem die Mannschaftmit vier Ersatzleuten spielte, war sie dem Gegner vollständig überlegen. Die Tore erzlelten der Mittelstürmer. Halblinks undRechtsaußen.Schwimmsport.Der Arbeiterschwimmverein Berlin, Abteilung II und III,hielt gestern nachmittag in der Gerichtstraße sein«chwimmfest.ib.Em zahlreiche» Publikum legte davon Zeugnis ab, daß die Ar-beiterschaft Berlins reges Interesse für die schwinunsportlichen Bor-fühningen besitzt. Die Resultate sind folgende: 1. Dan»en»schwimmen. 14 bi» 16 Jahre. 1. Frl. M. 255er, B.-S. Neukölln»46% Sek., 2. Frl. E. Lehmann, Fr. S. Charlottenburg. 50V» Sech2. Damenschwiminen, über 18 Fahre. 1. Frl. Lotte Faber. Fr. S.Charlottenburg, 50 Sek., 2. Frl. Ewald, A.-S. Berlin II, 564» Sei.3. Lokaler Mehrkampf, l. Neukölln 75% Punkte, 3. Berlin I und II51% Punkte. 4. Lokales Haupischwimmen. 8 Bahnlängen.1. O. Ruthe, A.-S. Neukölln. 3 Min. i% Sek., 2. Schröder. Weißen»see, 3 Min. 3% Sek. 5. WasseeballspieL Berlin I— Berlin II 1— 1,6. Lokale» Tauchen. 1. A.-S. Berlin 81% Punkte, 9. A.°S. Weißen»see 24 Punkte.weg in der Praxis des.satisfaktionsfähigen Deutschlands" kannman feststellen, daß nur jüngere Leute durch den Duellzwang vordie Pistole getrieben werden, während ältere einen Schuß in denBauch durch.loyale" Erklärungen vermeiden dürfen. Der FallHaeuSIer-Wenninger, werter Herr Kriegsminister, ist lein Beweisfür das Abnehmen der Duelle in der Armee, sondern für die ganzeLächerlichkeit dieses EhrenstandpunkteS, wonach sich ein junger, hoff.nungSvoller, aber unverheirateter Leutnant niederknallen lassenmuß. ein alter Familicnpapa und General aber stch entschuldigendarf. Wenn die Ehre und ihre Verteidigung etwas so Relatives ist,dann dürfte in keinem Fall ein so absolute» Mittel angewendetwerden, wie ein« treffende Pistolenkugel.Man sieht, so ein Fall erhellt die konventionellen Lügen der»Edelsten der Ration" auf eine recht instruktive Art.Hand in Hand zeigt sich die Lächerlichkeit dieses Knall-Ehren-standpunktes und doch wieder die militärisch« Gottähnlichkeit, die imParlament den Beifall einer Linken als für einen Offizier un-würdig darstellt. Und ganz zuletzt zeigt sich, und das ist daZ Erfreulichste. die Lächerlichkeit diese» ganzen Militarismus, der einenMann zum General, also zu einem seiner ersten Führer macht undihm ein paar Jährchen später durch den Mu»»d eines anderenGenerals die Sachkenntnis absprechen läßt! Entweder ist dasMilitär eine derart schwer zu erforschende Sache daß ein Menschen-leben zu seiner Erlern»ing nicht ausreicht— das kann man aber nachBesichtigung der Offizicrsköpfe kaum annehmen. Oder das Militär,so wie es das Kriegsministerium vertritt, ist eins wüste Orgiewechselnder Bräuche, wo keiner so recht weiß, was gut und wasschlecht ist— und das ist nach den bisherigen Militärvorlagen eheranzunehmen. Wenn zu einer industriellen Angelegenheit im Reichs-tag ein von den Geschäften zurückgezogener Fabrikant spräche, soginge»hm vielleicht die Kenntnis neuester Details ab, aber das,worauf es ankommt, wüßte er und jeder würde ihn als Sachverstän-digen akzeptieren. Ist aber ein General ein paar Jahre pensioniertund spricht über das, womit er ein Leben lang zu tun hatte, so nenntihn ein anderer, der gerade noch aktiv ist. einen Richtswisser. Kannda der Militarismus eine stetige, einheitliche Wissenschaft sein?Nein, aber da» teuerste Versuchskaninchen.Herzlichen Dank, Herr Wenninger! Sie haben in einer bemer-kenswert kurzen Rede sich, den Duellunfug und den Militarismuslächerlich gemacht und außerdem ein sehr eindringliche? Beispielmilitärischen Größenwahnsinns geliefert. Mehr ist von ein paarWorten kaum zu verlangen. Aus Dankbarkeit wollen wir aber Sie.Herr General, gegen uliberechtigte Vorwürfe in Schutz nehmen. Die.Münchener Post" hat gemeint. Sie seien dem preußischen Einflußerlegen und wollten in Garde-Strammheit mache»». Wie ungerecht.NKht wahr? Ganz im Gegenteil, Sie können sich für Ihre Heldentatdarauf berufen, so was gehöre zu Ihrem Amt. denn alle Ihre Vor-gänger auf dem Thron eines bayerischen BundeSratSbevollmäch.tigten hätten so geschickte Reden gehalten. Und»venn Sie wirklichin preußischer Garde-Strammheit hätten machen wollen, dann wärenSie doch wohl wesentlich kürzer gewesen und hätten, forsch wie einFlügeladjutant, einfach gerufen:.Schweinerei!"Karl Pauli.Sln r�acbkomme Hebbels und der KapitalismusIn seinen Tagebüchern verzeichnet Hebbel einen Brief, den ervon seinem Bruder, einem schlichten, treuherzigen Holsteiner, ausWesselburen erhalten hatte. Sein Bruder meldet ihm darin, daßes nun wohl bald gegen die Dänen losgehen werde und daß danndie Unverheirateten in erster Linie heran müßten. Darauf fährter fort:„Da ich nun weder ein Held noch ein Krieger bin, habeich eine Frau genommen." Und über diese überaus praktischeHandlungsweise, die von zwei Uebeln das kleinere wählt, freute sichHebbel.—Auf einen Sohn dieses Bruders, der in Hamburg lebt,machte nun kürzlich das„Berliner Tageblatt" in einem Artikelaufmerksam. Ohne uns näher mit den Einzelheiten einzulassen,wollen wir aus dem Artikel hier nur eine kapitalistische Blütepflücken, die unsere Leser interessieren wird.„Als Christian Kon ad Hebbel— so heißt derBrudersohn deS großen Dichters— über dreißig Jahre zur Seegefahren war. nahte das Unglück. Er erlitt auf dem der ReedereiM. S l o m o n jun. gehörigen Dampfer.Malaga" in Swanfeaeinen Unfall Dadurch, daß er durch eine Luke stürzte und sich dasBein brach. Der kräftige See mann wurde erwerbsunfähig, mußteseinen Beruf aufgeben und sich an Land Stellung suchen. DieZist ihm aber bis heute i»och nicht gelungen, trotzdem sich einfluß-reiche Männer für ihn einsetzte»». Auch die Slomanlinie,in deren Dien st en sich Hebbel zugrunde gerichtethatte, erklärte, ihn"ich» anstellen zu können.Was blieb dem Unglücklichen weiter übrig, als nach jeder sich ihmbietenden Erwerbsgelegenheit zu greifen? So leistet« er denn.um nicht zu verhungern, die niedrigsten Arbeiten.unter anderen die de» Z e t t e l v e r t e i l e n S unoPlakattragens! Auch heute noch muß sich Hebbel auf dieseWeise sein Brot verdiene»»."Als kürzlich bekannt wurde, daß e»»» Freiherr v. ReitzensteinSteinträger oder etwas Aehnliches war, durchschauerte eS dendeutschen Spießer ob dieser Umwertung aller Werte. Daß aberder Brudersohn eines großen deutschen Dichters Zettelträger ist,hat weniger auf sich. Und wie hübsch illustriert da» Verhalten derSlomanlinie da« Thema:„Kapitalismus und Menschlichkeit"oder auch„Kapitalismus und KuliuS".—Zum Schluß bekommt der Mitarbeiter des„Berliner Tageblatts" leider einen Anfall bourgeoiser Borniertheit, den wir nichtso ohne»veitereS passieren lassen könne»». Nachdem er den altenSeebären Christian Konrad Hebbel als einen tapferen und auf-rechten Kerl geschildert hat, schreibt er:„Ml dem Eindruck, einen Mann kennen gelernt zu haben, dersich trotz aller Dürftigkeit der Größe seines Namens und der diesemgebührenden Achtung vollkommen bewußt ist, verließ ich das kleine,aber sauber gehaltene Zimmer. Mag Christian Konrad Hebbel al»Almosenempfänger. Plakatträger und Zettelverteiler auch zu deruntersten Schicht der Bevölkerung, dein Proletariat, gehöre»».sein abgeklärter Charakter hebt ihn doch weit über seineSgieicheuhinaus." iNachdem man soeben den erhabel»en Charakter der kaprtalisti-schen Slomanlinie kennen gelernt hat, begreift man kaum, wie einnormaler Mensch derartigen Unsinn schreiben kann. Abgekürztlautet ja die Betrachtung:„Wenn er auch nur ein Proletarier ist,hat er doch einen stolzen Charakter." Als ob die stolzen Charakterefür gewöhnlich in der Bourgeoisie zu Hause wären, in eben derBourgeoisie, die sich von den Junkern wie Hunde behandeln läßtund alle ManneSwürde in den Dreck wirft, wenn das liebe GeschäfteS erfordert. Das„Berliner Tageblatt" mag es uns schon glauben:bei den Proletariern deS Meeres, wie im Proletariat überhaupt,ist mehr stolzer Charakter zu finden, als bei den feistenBörsianern die sich nur für Gold und Geilheit zu interessierenvermöge»».Die DrilchcbcrgenDeulsche Szene.P h i l i st e r(schreiend)Mein Herz flammt aus in Glut!Wir opfern G»lt und Blut lSammler(hält ihm die Sammelbüchse dar)Vorläufig fünfzehn Groschen!Philister(sich iu ücnbenb)Die Flamme ist erloschen.Adolf Glaßvrenner.