Kr. 157. 30. Iahrgaag.1. Kcilm des„BoruSrls" Kerlim NÄsM.Diettstag, U. I««i 1913.Candesverfammlung der iächiiicheliSozialdemokratie.Plauen, den 22. Jum.Am Gcwcrlschaftshause wurde am Sonntag nachmittag derParteitag der sächsischen Sozialdemokratie eröffnet. Der Vorsitzendedes Lokalkomitees, Genosse S ch m i r ch, begrüßte die Delegiertenund hob hervor, daß sich in den letzten Jahren die Organisationder Partei im Plauenschen Kreise außerordentlich gehoben habe,trotz oder vielleicht gerade wegen der heftigen Bekämpfung durchdie bürgerlichen Parteien.Zu Borsitzenden wählte die Landesversammlung die GenossenLipinski- Leipzig und S ch m i r ch- Plauen. Die Tagesordnungwird nach dem Vorschlag des Landesvorstandes wie folgt festgesetzt:1. Geschäftsbericht des Landesvorstandes: a) Organisation undAgitation; Referent Sindermann; d) Kassenbericht: Referent ErnstBraune. 2. Bericht der Landtagsfraktion; Referent Otto Uhlig.L. Die Gemeindewahlrechtsbewegung, Referent Fritz Soegcr. 4. DieGemeindesteuergesetze: Referent Emil Nitzsche. ö. Anträge derParteigenossen. 6. Wahl des Landesvorstandes. 7. Wahl desOrtes für die nächste Landesversammlung.Für den Landcsvvrstand gibt Genosse Sindermann denBericht über die Parteitätigkeit im letzten Geschäftsjahr. DerRedner bedauert dabei die kleinliche Polemik, die zeitweise inder Parteipresse Sachsens hervortrete, und die oft sehr persönlich»verde und in Gehässigkeiten ausarte. Zum Schluß gedenkt derRedner der verstorbenen Genossen, wobei er insbesondere desGenossen Auyust Kaden gedenkt, der nicht nur lange Jahresächsischer Reichstagsabgeordneter war, sondern auch viele Partei.tage Sachsens geleitet hat. Die Landesversammlung beschließt ein-stimmig, der Familie Kaden die herzlichste Teilnahme auszusprechen.Den Kassenbericht gibt Genosse Braune, der dabei auch aufdie Organisation, insbesondere auf die Mitgliederbewegung eingeht.In den letzten neun Monaten ist die Zahl der Mitglieder von149 323 auf 137 913 gestegen, darunter befinden sich 21168 Frauen,deren Zahl um 3126 gestiegen ist. Die stärkste Mitgliederzahl hat13...WahlkreiS Leipzig-Land. nämlich 33 941. Keiner der23 Wvhlkreiic weist ein» Mitgliedcrzahl unter 1500 auf.. In allen Kreisen ist ein gut funktionierendes Einkassierer-shstem in Anwendung. Dies hatte den Erfolg, daß in den neunMonaten bedeutend mehr an Mitgliederbeiträgen vereinnahmtvollen Geschäftsjahr 1911/12. Die Gesamteinnahmebetrug 722 399,98 M. Davpn entfallen auf Mitgliederbeiträae321019,10 M. Hiervon erhielt der Parteivorstand 110 637,03und die wer Bezirksvorstände 30 998.39 M. Für Gemeinderats.wählen wurden 23 109.46 M. und für allgemeine Agitation 169 827Mark verausgabt.Die Zunahme der Abonnenten der Parteipresse war nur einemimmale. sie betrug 4480. Die gesamte Parteipresse Sachsens hat219 364 Abonnenten.— Gut abgeschnitten hat die Partei bei denStadtverordneten- und Gemcinderatswahlen; sie brachten in diesemJahre einen Gewinn von 332 Mandaten. Die Partei zählt gegen-wärtig in 82 Städten 303 Stadtverordnet« und in 839 Land-gemeinden 2064 Gemeinderatsmitglieder, außerdem zwei Stadt-röte und vier Gemeindeälteste.DieMontagssitzungbeginnt mit einer Begrüßungsansprache des Genossen Molken-buhr, der den Parteivorstand vertritt. Genosft Molkenbuhr be-grüßt die sachsische Partei als die Avantgarde der Arbeiterbewegungund verbreitet sich dann über die politische Lage, die der Sozial-demotratie außerordentlich günstig sei. Zwar werde di« Militär-Vorlage angenommen werden und es werde auch im nächsten Jahreein« Marincvorlag« folgen, aber diese Politik treibe um so rascherzum Bankerott, und die Sozialdemokratie werde dann der Konkurs-Verwalter der alten Gesellschaft sein.Dann trat die Landesversammlung in di« Diskussion desGeschäftsberichts und der dazu vorliegenden Anträge ein.Einige Anträge wollen organisatorische Aenderung insofern, daßGenossinnen zu den Bezirksvorständen und zum Landesvorstandzugezogen werden, andere verlangen die Anstellung von Lehrkräftenfür Bildungskurse durch die Landesorgani�ition, und der Landes-vorstand beantragt, einen Landessekretär anzustellen. Die lebhaft«Diskussion nimmt fast die gesamte Vormittagssitzung in Anspruch.An derNachmittagssitzungwurde der Antrag auf Anstellung von Lehrkräften in den länd-iich«" Orten dem Landesvorstand zur Berücksichtigung überwiesen.Mit großer Mehrheit wurde dann der Antrag angenommen, einenLandessekretär anzustellen. Alle übrigen Anträge wurden abgelehnt.Genosse I u n g n i ck e l berichtet dann, daß 93 Delegierte aufdem Parteitag anwesend sind, darunter 13 weibliche. Außerdem-"n®e''en3; 18 Landtagsabgeordnete, zwei Re ichstagSabgeordnete,ein Vertreter des Parteivorslandes sowie sämtliche Mitglieder desLandesvorstands und der Bezirkskomi tees; insgesamt 136 Anwesende.x. T�en® e der Landtagsfraktion.gab GenosseUhlig au» Zittau. Die Tätigkeit des Landtags sei heute»er-wickelter als in früheren Jahren, weil jetzt jede der einstigen Ver-bundeten, die Konservativen und die Nationalliberalen, darumringen, an erster Stelle stehen zu können. In dem hochentwickelten�ndunrielande Sachsen werde eine starke agrarische Politik ge-trieben Das habe sich deutlich gezeigt bei der Zollpolitik, beider Interpellation über die Teuerung, beim Jagdgesetz usw. SeltenJ?nl �Ugenheit, wo die Rationalliberalen ihre Grund--.S h�ben, und di« Konservativen trieben ständigNutzlia'.eitsberechnungen im Interesse des Kapitals. Bei derSchulresorm habe die Sozialdemokratie keine positiven Erfolge er-«ichcn können, obwohl die bürgerlichen Parteien, ja selbst die ErsteKammer, anerkennen muhten, daß die von uns gestellten Anträgegerechte waren, und geeignet gewesen seien, die Gemeinden zuentlauen. Das Bestreben der Reaktionär« war zweifellos, dieSchule zu einem Machtmittel der herrschenden Klassen zu machen.1. ni« rem Vorgehen ist zu danken, daß der Wille der Reaktionär«,daS Koalitionsrecht zu be,chn«iden. nicht durchgekommen ist. Kon-servative und Nationalliberale sind sich einig, daß keine lieber-spannung des Arbeitcrschutzes stattfinden dürfe. Unser Bestrebenist es gewesen, für die Trmolratisierung der gemeindlichen undstaatlichen Einrichtungen zu sorgen, weil wir damit der Allgemein-heit dienen. Am Schluß seiner Ausführungen geht Genosse Uhligaus den Vorwurf ein, der in letzter Zeit in der Presse erhobenwurde, daß es der Fraktion im Landtage an überragenden Köpfengefeblt habe. In praktischen Dingen werde man der Fraktion trotzdes.Fehlens dieser Köpf« wenig Vorwürfe machen können. DerKampf gegen die Privilegierten in der Ersten Kammer sei vielnotwendiger, als ein fortwährendes Nörgeln an den Männern derRegierung. Die Fraktion glaubt, ihre Pflicht getan zu haben.In der Diskussion bemerkte Genosse Geyer, bei derKritik der Tätigkeit der Landtagsfraktion sei vielfach von falschenBoraussetzungen ausgegangen.Genosse Nitzsche sprach über die Gemeindesteuergesehe. Ererläuterte die Stellungnahme der Fraktion zu den einzelnen Ge-setzen und besprach dabei ausführlich das Zuwachssteuergesetz unddie Besitzwechjelabgaben, die di« Regierung als indirekte Steuererklärt. Die Fraktion glaubt auch hier ihre Schuldigkeit getanM haben. Die Debatte wurde auf morgen vertagt.fliißerordenlücher Parteitagder Sozialdemokratie Badens.Freiburg t. B., 21. Juni.(Eig. ffler.)In dem Saale des„Kolosseum' in Freiburg findet heute undmorgen der außerordentliche Parteitag unserer badischen Genossenstatt, der sich in der Hauptlache mit der bevorstehenden Landtagswahtin Baden zu beschäftigen hat.Die Tagung begann pünktlich um 2 Uhr. AIS Vertreter der Ge-samtpartei ist Genosse Reichstagsabgeordneter Föitz E b e r t- Berlinanwesend. Zu Borsitzenden des Parteitages werden die GenossenDr. Frank- Mannheim und E n g l e r t- Freiburg gewählt. Aufder Tagesordnung steht zunächst derBericht des Landrsvorstandcs.Der Referent, Genosse A. Geiß, konnte in der Hauptsacheaus den gedruckt vorliegenden Jahresbericht verweisen.(Der»Bor-wärtS' hat bereits einen AuSzug daraus gebracht. D. R.)In der Diskusion wird von verschiedenen Seiten auf dieNotwendigkeit der Organisierung der Frauen hingewiesen. Ein An-trag aus Mosbach, der die Landtagsftattion ersucht, die Einführungdes direkten Wahlrechts unter Anwendung des Proporzes zur Wahlder Gemeinderäte über 4000 Einwohner(für kleinere Gemeindenbesteht das Wahlreckit bereits) zu verlangen, wird angenommen.ebenso ein Antrag Pforzheim, der verlangt, daß Kandidaten fürGemeindewahlen in der Regel mindestens seit einem Jahr, fürLandtags- und Reichstagswahlen seit fünf Jahren Parteimitgliedersein müssen.*Freiburg i. B.. 22. Juni.(Eig. Ber.)Die heutige Sitzung beginnt mit Begrüßungsansprachen. DieFreiburger Genossen, sowie die Parteiorganisationen von Bayern,Hessen und der Reichslande lassen durch Vertreter dem Parteitag ihreWünsche übermitteln, für den deutschen Parteivorstand ergreift GenosseEbert-Berlin das Wort. Genosse Dr. Frank gedenkt in warmenWorten des verschiedenen Genossen Kaden- Dresden, der gesterngestorben ist.Nach dem Berichte der Mandatsprüfungskommisflon sind 134 De-legierte, 16 Abgeordnete und 3 Sekretäre anwesend. Als einzigerVerhandlungsgegenstand befindet sich auf der heutigen Tagesordnungein Referat des Genossen Dr. Frank-Mannheim über„Die badischen Landtagswahlen 1913."Der Redner begann mit einem Rückblick auf die im badischenLandtage geleistete Arbeit.»Wir find dem Zeujrum außerordentlich unbequem geworden.deshalb der Haß, mit dem uns die schwarzen Parteisekretäre ver-folgen, die in jedem Beichtstuhl sitzen. Man versucht sogar vondieser Seite aus. jetzt die Regierung gegen die Beamten scharf zuinachen und schreckt nicht davor zurück, unS das MannheimerAttentat an die Rockschöße zu hängen. Wir haben unter dem Ein-druck der Reichsfinanzreform große Erfolge in dem letzten Landtags-Ivahlkampf erzielen können, wir müssen inzwischen die Massen anuns gefesselt haben, damit man sieht, daß es kein.Streichholzsteuer-feuer" war.'Der Referent weist im einzelnen die Errungenschaften inBaden nach, ohne indes zu verschweigen, daß auch Baden in vielenDingen unter dem Einfluß der.Berpreußung' steht. Als Beleghierfür dient die badische Streikjustiz, derMil i tä rb o y ko t t,die Fadrikinspekiion u. m., alles Fragen, in deren Behandlung dieBürgerlichen nicht ihren Mann stellen. In der Schulfrage ver-langen wir die Beseitigung der konsessionellen und sozialen Schranken.Die Begabten sollen da? Land regiere», nicht die Reichen.Wir sind sowohl gegenüber den Parteien, wie auch gegenüberder Regierung vollständig unabhängig. Wir sind eine Minderheit unddeshalb in wichtigen Fragen auf die Hilfe anderer Parteien an«gewiesen. ES ist nicht gleichgültig, welche Mehrheit unS gegenübersteht und ein Blick auf die benachbarten Staaten zeigt uns, daßunsere Front gegen das Zentrum richtig ist. Bayern ist der Beweisdafür, daß das Zentrum das Koalitionsrecht bedroht; jeder Kultur-forischritt und die Schulreformen werden durch da? Zentrum ge-fährdet. Wir können die Verantwortung, eine konservattv-klerikaleMehrheit nicht verhindert zu haben, nicht übernehmen; deshalbmüssen wir mit allen antiklerikalen Parteien zusammengehen. Wieder ZentrumSführer Wacker in einer Rede in Lörrach erklärt hat.will man dem Sozialdemokraten keinen.klerikalen' Gegewkandidaten gegenüberstellen, sondern sofort für den Liberalenstimmen. Dadurch würden die Sozialdemokraten nicht nureine Anzahl Sitze verlieren, sondern es würde dadurch auchein Zusammengehen der Fortschrittler, Nationalliberalen undSozialdemolraten in, zweiten Wahlgange unmöglich, da dann jauns nichts mehr zu bieten wäre. Diese Taktik, die eine politische Verlumpung darstellt, wollen wir durchkreuzen. Es haben Verhandlungenzwischen den drei LinlSparteien stattgefunden und eS bestand erstauf verschiedenen Seiten die Auffassung, daß es zweckmäßig seiein Groß blockabkommen auf Grund des jetzigen Besitzstandesder Parteien schon für den ersten Wahlgang zu treffen. Ein der-artiges Abkommen könnte jedoch nur als letzter Notbehelf dienenWir haben ein besseres Mittel gefunden. daS unS die Möglichkeitläßt, im ersten Wahlgang eigene Kandidatenüberall anfzu st eilen und trotzdem die ZentrumspläneDas wird dadurch erreicht, daß in den fünf Wahlkreisendurchkreuzt.und zwar:25. KreiS Lahr— Stadt,33.. Heidelberg— Wiesloch,36.. Schwetzingen,37.. Mannheim— Schwetzingen,68.. Heidelberg— Eberbachdie Fortschrittler und Nationalliberalen, die gemeinsam diese Kreise mitllerikuler Hilfe niöglichermeise erringen könnten, keine gemeinschasllichcnKandidaten in diesen Kreisen aufstellen, sondern je einen fortschrittlichenund nationalliberalenKaiididatennominieren.DaS ist die Vorbedingungfür daS Wahlbündnis für die Stichwahlen. Nicht die Sicherung deseinen oder anderen sozialdemokratischen Sitzes ist uns das Wichtigste,sondern das verhindern der reaktionären Majorität. DaS Spiel derfreien Kräfte innerhalb der Linksparteien soll gewahrt bleiben,deshalb machen wir den Bürgerlichen keine Vorschriften, lassen aberauch unS nichts hineinreden und ich muß die Kritik bürger-licher Parteiblätter wegen meiner General st reikrede zurück-weisen. Wir benützen den ersten Wahlgang, um überall unsere Ge-danken zu propagieren. Hätten wir die Verhältniswahl, dannkönnten ivir uns das Bündnis ersparen. DaS Zentrum sucht imtrüben zu fischen, indem es für die Großstädte, nicht aber für dasLand den Proporz fordert. DaS hundertjährige Jubiläum der badi-schen Verfassung wäre eine günstige Gelegenheit, dem Volke daSProportionalwablrecht zu geben.— Von den nächsten Wahlen hängtaußerordentlich viel ab, deshalb gilt eS, alle Kräfte anzuspannen!Stehen Sie alle zusammen, damit das Zentrum mit blutigen Köpfenbeimgeschicki wird.(Beifall.)Auf Antrag wird ohne Diskussion über das Abkommenmit den Fortichrittlern unb_ Nationalliberalen abgestimmt. DieDelegierten erklären sich einstimmig für den Vorschlag.Mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf die internationaleSozialdemokratie wurde sodann der außerordentliche Parteitag ge-schlössen.*Die badischen Liberalen und das Wahlabkommen.Die Fortschrittler hielten ihre außerordentliche Partei-Versammlung in Offen bürg ab. Das Landtagswahlablommenmit Sozialdemokraten und Nationalliberalen wurde einstimmiggutgeheißen.— In einer Resolutton protestierte dann der forischritt-liche Parteitag noch gegen die Einstellung der Festspielaufführungin Breslau, in der die fortschrittliche Versammlung die Preisgabeder Freiheit von Kunst und Wissenschaft gegenüber höfischen Rück-sichten sieht. DaS deutsche Volk Werve auö dem BreslauerVorgang»die weise und zweckmäßige Lehre' ziehen, bürgerlicheFeste und Veranstaltungen nicht mehr, höfischen Protettoren zuunterstellen'.Die nationalliberale Partei tagte in Karlsruhe.Sie zählte nicht weniger als 600 Teilnehmer. DaS Blockabkommenwurde auch hier angenommen, eS stimmten von der großen Zahl nursieben Mann gegen dasselbe.Achte Generalversilmmlung des Verbandes der DeutschenKuchdrucker.Danzig, 20. Juni.Zwecks Erledigung verschiedener Angelegenheiten, über die sicheine öffentliche Verhandlung nach Ansicht der Generalversammlungnicht empfiehlt, wurden die heutigen Beratungen in geschlossenerSitzung gepflogen. �Zunächst verbreitete sich Döblin in längeren Ausführungenüber die zu erledigenden Angelegenheiten, wobei er eine Reihe vonErscheinungen gewerblicher und allgemein gewerkschaftlicher Naturbesprach, sie teilweise kritisch beleuchtete und in anderen Sailenwieder eine Stellungnahme dazu nach der einen oder anderen Rich-tung empfahl. Die Debatte war eine äußerst lebhaste. Die Gc-neralversammlung stellte sich bezüglich der Frage, welche Stellung-nähme die Organisatton zu den Prinzipalen, die wegen des bc-sonderen Fonds aus dem Deutschen Buchdruckerverein ausgetretensind oder mit dem 30. September d. I. ausgeschlossen Werdendürften, einnehmen soll, auf den Standpunkt, abzuwarten,wie sich diese Verhältnisse entwickeln werden.Aus der Erörterung des Verhältnisses der Organisatton zurallgemeinen Arbeiterschaft ging als Extrakt hervor, daß der Ver-band die Selbständigkeit der Gewerkschaft aufs neue betont, wie erauch an der Selbstverständlichkeit der Nentralität festhalt. Wenngerade der letzteren Voraussetzung verbandsseittg auch immer ent-sprachen worden sei, so habe die Erfahrung doch gelehrt, daß derVerband in der Oeffentlichkeit immer wieder als„sozialdemokra-tische" Organisation bezeichnet worden sei. Wegen dieser gegneri-schen Preßtreibereien und agitatorischen Machenschaften sich be-sonders aufzuregen, liege keine Veranlassung vor, weil die Gegnerdoch fortfahren würden in diesen Angriffen. Der Verband werdeseinen bisherigen Weg weitergehen und durch seine Handlungenbeweisen, daß er weder eine andere Richtung eingeschlagen hat, nochder Ueberneutralität Konzessionen zu machen gewillt sei.Auch die Stellungnahme zur allgemeinen Arbeiterbewegunghabe keine Veränderung erfahren, denn die Arbeiterschaft habe esgerade gegenwärtig sehr notwendig, ihre Geschlossenheit zu zeigen.Natürlich werde auch erwartet, daß von allen Körperschaften inner-halb der Arbeiterbewegung nichts geschehe, was zu irgendwelchenHandhaben gegen die Gewerkschaften Material liefern könne. Eskamen dann verschiedene Fälle zur Sprache, bei denen man diesemErfordernis nicht Rechnung getragen habe. Diese Falle lassen eSals notwendig erscheinen, daß auch in den örtlichen Verbands-instanzen nur Beschlüsse gefaßt und Maßnahmen getroffen werden,die zu keinen Durchbrechungen Anlaß geben können und in jederBeziehung zu vertreten sind.Das von manchen Prinzipalen beliebte Thema von der Zurück-Haltung mit den Leistungen erfuhr eine eingehende Diskussion. TerBehauptung der Prinzipale, daß diese Erscheinung speziell ,n denGroßbetrieben wahrzunehmen sei und daß es hauptsächlich dieDrucker seien, die in Betracht kämen, wurde in eindringlichsterWeise entgegengehalten, daß die Behauptungen nicht zuträfen. DasAufseher, und Kontrollshstem verhindere schon, daß zu wenig gc-arbeitet werde. ES kamen weiter die Maximen der Geschästsleitcrund Faktoren zur Sprache, die darauf hinauslausen, die Arbeits-leistungen noch mehr zu steigern. Die Kompliziertheit der Ma-schinen mache außerdem ein sehr gewissenhaftes Arbeiten notwendig.Für falsche Dispositionen der leitenden Stellen und Mangelhaftig-keit gewisser Arbeitsmittel könne man nicht die Gehilfen verant-wortlich machen. Ferner wurden Einzelfalle erwähnt, in denenseitens der geschäftsfiihrenden Personen so unterschiedlich getadeltund gelobt wurde, das unmöglich ein Zurückhalten mit den Leistin,.gen uabe vorliegen können. Demgegenüber wurde indes auch ander Hand von Einzelvorkommnissen dargetan, daß nicht immerkorrekt gehandelt werde und daß nachgewiesene Verfehlungen znmißbilligen seien. Es dürfte aber nicht durch solche Einzelver-fehlungcn die Gesamtkollegenschaft verdächtigt und geschadigtwerden.Der Vorsitzende faßte die Aussprache dahin zusammen, daßunberechtigten Vorstellungen der Prinzipale entgegengetreten wer-den müsse und daß es im Interesse des �Frieden? liege, wenn diebesprochenen Vorkommnisse vermieden würden.Die Sitzung wird wegen einer von den Kollegen des GanesWestpreußen veranstalteten Dampferfahrt abgebrochen.Am 9. September d. I. werden es 23 Jahre, daß Döblin ander Spitze des Verbandes der Deutschen Buchdrucker steht. DieGeneralversammlung hat aus diesem Anlaß in einerinternen Sitzung, von der man Döblin fernzuhalten gewußt hatte,den einstimmigen Beschluß gefaßt, ihn mit drei Viertel seinesGehalts zu pensionieren, falls er den Beschwerden des Alters unter-liege oder aus anderen Gründen seinen Posten nicht mehr aus-zufüllen imstande sei.Gleichzeitig wurde der Beschluß der Generalversammliing wichauf den im 66. Jahre stehenden Kassierer Eifler ausgedehnt,der zwar erst in 3 Jahren sein 23 jähriges Jubiläum erreicht hat,dessen Gesundheitszustand indes zurzeit nicht der beste ist._ DieGeneralversammlung ließ durch M a s s i n i° Berlin ausdrücken,daß sie sich verpflichtet fühle, in Anbetracht der Tätigkeit der beidenverdienstvollen Beamten deren Lebensabend sicher zu stellen undihnen die? als Jubiläumsgabe schon jetzt mitzuteilen.«Danzig, LI. Jrnif.Die heutige Sitzung beginnt mit der Beratung des Punktes öder Tagesordnung:Besprechung des BerhältnisseS zur Generalkommisfilnkund zu den gegenseitigen Verbänden, jedoch ist der größte Teildieser Materie bereits in der geschlossenen Sitzung verhandelt.Döblin weist unter andern darauf hin, daß man sich in An-betracht de? provokatorischen Verhaltens der Unternehmer in Ge-Werkschaftskreisen mit dem Gedanken vertraut zu machen suche,eine gemeinsame Widerstandskasse zu gründen. Red-ner persönlich ist Gegner einer solchen Kasse und legt dar, daß eres für wichtiger hält, wenn bei großen Kämpfen und Aussperrungenjede Organisation nach ihrem prozentualen Verhältnis zahlt. Daindes der nächste Gewerkschaftslongretz hierüber entscheide, so bittetRedner, die zu wählenden Delegierten in dem von ihm vorgezeich-neten Wege zu beauftragen. Tie Generalversammlung erklart sichdamit einverstanden. Das Verhältnis des Verbandes zum I n t e r-nationalen Buchdruckersekretariat bezeichnet Döblinim allgemeinen als gut, doch lasse sich nicht leugnen, daß mitOesterreich und der Schweiz mehrfach Differenzen vorgekommenind und noch vorkommen über die Behandlung und Handhabung>es Arbeitsnachweises, was von Grahmann noch nähergeschildert wird.Reifmüller und Dworadek-Men, die beiden Der-reichischen Delegierten, treten dem entgegen, indem sie die öfter-