Einzelbild herunterladen
 
stikartells zu Köln   wurde von den Delegierten lebhast darübe: age geführt, daß ihre Vertreter im Rathause nichts erreichen, bdahl doch das Zentrum die Mehrheit hat. Die Erbitterung, in«- sondere über die Vernachlässigung der Arbeiterinteresien im Verkehrs- den war so stark, daß selbst derKölner Lokal-Anzeiger" berichten In lebhafter Entrüstung gab man seiner Ber- wunderung darüber Ausdruck, daß es in dieser der Arbeiterschaft so wichtigen Frage im Rathause sogar nicht vorwärts gehen wolle. Es sei da» um 'o verwunderlicher, als ja der Oberbürgermeister schon am Januar d. I. bei den Etatsberatungen davon gesprochen Hab«, jjie Arbeiter-Wochenkarten seien in Vorbereitung.... Trotz- °em aber höre und sehe man gar nichts von bezüglichen Verhandlungen. Damit ist von den christlichen Arbeitern selbst unsere Behauptung ätigt: Die chri st lichen Arbeitervertreter sind in Zentrumsfraktion nur Statisten. Das ist nicht ""e in Köln   der Fall. Ueberall sind in den Zentrumsfraktionen ein peor Arbeitervertreter nur deshalb, um die Arbeiterwähler, bei der «ange zu halten. Das jüngste bayerische   Justizverfahren. Der Vorstand des Landesverbandes der bayerischen Presse, in °iM Redakteure aller Parteien, auch der amtlichen. StaatSzeitung" getreten sind, hat folgende einstimmig beschlossene Eingabe an das Justizministerium gerichtet: »In einem Prozeßverfahren, da« die Staatsanwaltschaft gegen in Bayreuth   erscheinendeFränkische Volkstribüne' uuhängig gemacht hat, hat die Staatsanwaltschaft die Anklage nicht jj'Sen den bei der Zeitung nach den Bestimmungen für den Inhalt f*1 Zeitung als verantwortlich bezeichneten Redakteur er- °uben, sondern gegen ein anderes Mitglied der "kdaktion. In diesem Vorgehen erblickt der Vorstand des Landes- �rbandes der bayerischen Presse eine Verletzung der klaren �stimmungen deS Gesetzes und eine Maßnahme, die ge» "gnet ist, die publizistischen und geschäftlichen Voraussetzungen des iWtungZbetriebS zu zerstören. Da« Vorgehen steht nicht nur im Widerspruch mit dem Wortlaut und Sinn deS§ 7 des Preßgesetzes, pudern auch mit der bisherigen Praxis. Der Vorstand deS Landes- berbandes der bayerischen Presse erhebt daher gegen dieses Ver- whren ganz entschiedenen Widerspruch und giebt der «Übersicht Ausdruck, daß dieser Fehlgriff von der zuständigen �ufiailz korrigiert wird."_ Allzuviel«. Der Kultusminister hat an die nachgeordneten Behörden �uen Erlaß gerichtet, der als B r e m s e auf dem Gebiet der Orden»- btrlejhnng wirken soll. ES heißt darin: Bei Prüfung der Vorschläge zur Verleihung von Orden und Ehrenzeichen aus Anlaß deS Krönung»- und OrdenSfesteS ist hier b>e Beobachtung gemacht worden, daß insbesondere hinsichtlich der jpbden 3. und 4. Klasse des Roten AdlerordenS und be» Kronenordens   wie auch bezüglich des Adlers der Inhaber des HauSordenS von Hohenzollern   die Zahl der von den nach- geordneten Behörden gestellten Anträge von Jahr zu Jahr wächst. So sind z. B. zum diesjährigen OrdenSfeft für die Ifenannten Ordensgrade ungefähr viermal soviel Anträge vorgelegt worden, als Orden zur Verfügung standen. Tie Verminderung der Anträge erscheint hiernach und auch zur «Erleichterung der Auswahl der zu Dekorierenden und weiter im teresie der Verminderung des Schreibwerks dringend geboten. stuch das wird nichts nützen. DerSchutz des Schwache«". . In der Kommunalabgabenkommission deS DreiklasienparlamentS viantragten unsere Genossen am Donnerstag, diejenigen, deren Ein- 'vwmen weniger als 900 M. beträgt, von der Gemeindeein- svsnmensteuer frei zu lassen. Dieser Antrag wurde a b g e l e h n t. Mehrheit der Kommission ist der Ansicht, daß schon jetzt in .stlen Gemeinden diese Personen von der Gemeindesteuer frei ge- A'en werden. Auch einige andere Anträge sowohl unserer Genosien ?le der Fortschrittler. die die Steuerbestimmungen zugunsten /r Minderbemittelten ändern wollten, wurden sämtlich �gelehnt. Der Sittenretter Dr. Gaigalat. ®in pikanter Prozeß gegen den Redakteur desWahren Jacob, 'Nossen Hei mann, kam am Donnerstag vor der«troskammer Stuttgart zur Verhandlung. DerWahre Jacob" vom Mai 1913 hatte ein satirisches Gedicht über den Pfarrer Gaigalat ''vn Memel gebracht, der als Mitglied der konservativen Fraktion preußischen Abgeordnetenhaus angehört. In diesem Gedicht °"vd erzählt, wie der.Herr Pfarrer Gaigalat praktisch bemüht se,. J1' Keuschheit zu ps legen. Pflichtgemäß benütze er jede Gelegenheit. Unzucht zu studieren und dazu habe er sich den Sündenpfuhl 'rlin erwählt, wo er im CafeNational" Sittenstudien mache. Pfarrer Gaigalat stellte Strasantrag wegen Beleidigung und Staatsanwaltschaft nahm sich seiner an. Die Verhandlung ergab, v'ß der Pfarrer Gaigalat vor einigen Jahren mit zwei ihm be- freundeten in Berlin   weilenden liitauischen Parteiführern dem be- «rnnten CafeNational" einen Besuch abgestattet und sich dort «vt amüsiert hat. 1912 hat er sodann in einer Rede im �rbußistfftx, Abgeordnetenhaus gegen die Nachtlokale und Prostitution kräftig vom Leder gezogen. Im vorjährigen Wahlkampf geriet einer cr beiden Freunde mit Gaigalat ins Treffen, was ihn veranlatzte. einem Eingesandt imMemeler Dampfboot" die Einzelheiten fidelen Abends bekanntzugeben. Die Mädchen im Cafe..Ratio- hätten sich so verhalten, als ob sie mit Pfarrer Ga.galat gut bekannt feien. Gegen diese Darstellung hat sich Gaigalat lediglich 'v einem Sprechsaal-Artikel gewehrt, worin er versicherte, er sei ?ußer an diesem Abend nur einmal als Student und vielwicht fp°ter einmal im CafeNational" gewesen. Auf dieser Aus- 'Uiandersetzung der beiden früheren Freunde baute sich das Gedicht °uf. Ter Staatsanwalt fand den Besuch im CafeNational sehr harmlos und erblickte eine schwere Beleidigung darin, daß der Pfarrer als Heuchler hingestellt werde, wofür der Beweis fehle. Ekwas Unpassendes sei im CafeNational" nicht vorgekommen, vir beantragte 300 M Geldstrafe. Das Urteil lautete entsprechend dem �trage des Staatsanwalts auf 300 Mark Geldstrafe und ver- vffentlichung imWahren Jacob" und imMemeler Tampfboot. der Begründung de? Urteils hat der Gerichtshof den AuSsuh- tilgen des Staatsanwalts zugestimmt; jedoch je, es nicht klug und b>eise vom Pfarrer Gaigalat gewesen, ins Cafe..Rational   zu gehen. Die Sorge«m den ,Lebe»s«erv". Ter gewaltige, waffenstarrend- Militarismus hat h-illosen vor der Berührung eineS jeden seiner ZwangKzofllinge nrn Zivilisten an Orten, die nichtzuverlässig" unter der Kontrolle dei Patriotismus stehen. Daher die Lokalverbote und daher horte Strafen für den, der gegen diese Verbote fehlt. Vor dem Kriegs- Ktticht der 38. Division in Erfurt   stand am M'ttwoch em Kanonier b®* 55. Feldartillerieregiment in Naumburg  , der dasVerbrechen begangen hatte, während feine» Urlaub« nach seinem Heimatort bor- ein Lokal aufzusuchen, das alssozialdemokratische Hochburg b®! den Ordnungshütern verpönt war. Der Angeklagte wußte Diesem Lokale seine früheren Arbeitskollegen und er such:- sie wohl deshalb dort auf. Er wurde angezeigt und vom Stand- gericht zunächst zu 5 Tagen Mittelarrest verurteilt, weil es eine unwürdige Handlung" sei, wenn ein Soldat in einem sozial- demokratischen Lokale verkehre. Der GerichtSherr legte Be- rufung ein, ihm war die Strafe nicht hoch genug. Vor dem Kriegsgericht Erfurt   beantragte der Anklagevertreter sieben Tage Mittelarrest, das Urteil lautete auf 14 Tage Mittel- a r r e st wegen Ungehorsams im Sinne des 8 93 des M.-St.-B. Die Truppe müsse, so hieß es bei der Urteilsbegründung, vor der Gefahr geschützt werden, daß in ihr sozialdemokratischer Geist ver- breitet werde. TerLebensnerv" vibriert wirklich sehr stark, sobald er etwa» von Sozialdemokratie hört. In Bayern   wie in Prentze». Ein Soldatenquäler hatte sich am Dienstag in der Person des Unteroffiziers«chwarzmann vom 3. bayerischen Infanterie- Regiment vor dem Kriegsgericht der 2. Division in Augsburg  zu verantworten. Der schneidige Unteroffizier hatte einem körper- lich etwas unbeholfenen Rekruten Pfänder bei einer Uebung mit dem Gewehrkolben derart gegen das Knie gestoßen, daß der Miß- handelte drei Wochen im Lazarett zubringen mußte. Als Pfänder sich beschweren wollte, sagte Schwarzmann zu ihm, im Falle einer Beschwerde könne er(Pfänder) sich bei der Kompagnie nicht mehr halten. Anderen Soldaten schlug der Unteroffizier beim Ueben von Gewehrgriffen mit dem Seitcngetvehr auf die Finger, einem Manne hielt er beim Abspringen vom Schwebebaum daS Seiten­gewehr entgegen, so daß dieser auf der Brust braune und blaue Flecken davontrug. Drosseln am Hals' und Schläge mit der Faust gehörten gleichfalls zu den Erziehungsmitteln des Unteroffiziers. Die rohe Behandlung, die er leinen wehrlosen Untergebenen zu­teil werden ließ, hielt Schwarzmann nicht ab, seine Opfer nochanzupumpen. l.x Wegen 9 0 strafbarer Handlung cn wurde schließlich der Soldatenschinder zu 3 Monaten lS Tagen Gefängnis und Degradation verurteilt. Kein Geld für die Alterspensionärc in Bayern  . Tie bahe» rischc Abgeordnetenkammer lehnte am Donnerstag durch die Zentrumsmehrheit einen liberalen Antrag ab, der die Regierung auffordert, im nächsten Etat für die Besserung der Alters- Pensionäre Mittel bereit zu stellen. Der Finanzminister hatte den Antrag zurückgewiesen, weil er 2 Millionen erfordern würde. Der Evangelische Pressverband für Deutschland   macht uns darauf aufmerksam, daß die Schlußfolgerungen, die wir an da» Gedicht Kaiser Wilhelm  , der beste Gott" geknüpft haben, nicht zutreffen, da e« sich um einen Druckfehler handelt. Der fragliche BerS sollte lauten:gilt als bester Gatt'(nicht Gott  ) und Vater". die griechisch-türkische Spannung. Bermittlung der Mächte. Wie«, 18. Juni. Wie dasNeue Wiener Tageblatt" erfähtt, hat die österreichisch- ungarische Regierung wie die anderen Mächte sowohl in Konstantinopel   als auch in Athen  in versöhnlichem Sinne gewirkt. Zu einem Kollektivschritt der Mächte liegt zurzeit keine Veranlassung vor. Sämtliche Mächte sind darin einig, für die Aufrechtcrhaltung des JriedenS tätig zu sein. Eine türkische Note. Konstantinoprl, 18. Juni. Die gestern abend den hiesigen Bot- schastern übermittelte Note, die vom Großwefir unterzeichnet ist, sagt im wesentlichen, die den Mächten von Griechenland   zugegangenen Berichte über angebliche Vorkommnisse entsprächen nicht der Wahrheit. Di« Pforte gebe zu, daß Unzuträzlichkeiten vor- gekommen seien infolge deS Umstände«, daß Tausend«, die au» Anatolien   auswandern mußten, in Gebiete, die von den Balkan  - staaten besetzt waren, eingewandert seien. Aber der gute Sinn der anatolischen Bevölkerung sei zu gut bekannt, als daß man zugeben könnte, daß sie die angeführten Handlungen begangen hätte. Die Pforte verweist sodann auf die Maßnahmen, die ergriffen worden seien, insbesondere auf die Inspektionsreisen de« Minister« Talaat   Bei nach Adrianopcl und Anatolien  . Dank der Tätig- keit deS Ministers seien die aufgeregten Völkerschaften beruhigt worden. In dem Wunsche, daß ihre Behauptungen überprüft würden, ersuche die Pforte darum, daß ein Delegierter Talaat   Bei aus seiner Reise begleite, und daß je ein Delegierter von jeder Bot- schaft nach Mazedonien   entsandt werde, um zu bestätigen, was die Muselmanen erdulden, und um festzustellen, ob die Türkei   oder andere die wahrhaft Schuldigen an den gemeldeten Ausschreitungen seien. Die Haltuug Deutschlands  . Berlin  . 18. Juni. Die deutsche   Regierung hat sich mit dem Vorschlage der türkischen Regierung ein- verstanden erklärt, daß Vertrauensleute der Botschaften der Großmächte, sei eS in Verbindung mit Talaat   Bei, sei es selbständig, die Lage der Griechen in Kleinasien   unfttf- suchen sollen. Einstellung der griechische« Schiffahrt. Konstantinopel  , 18. Juni. Die griechischen Dampfer und mehrere griechische Schlepper sind aus dem Schwarzen Meere und von hier in die griechischen Gewässer abgefahren. Die griechische Schiffahrt hat den gesamten Dienst in den türkischen Häfen ein- gestellt. Sperrung de» Hafens von«myrua. Smhrna, 18. Juni. Die Regierung hat angeordnet, daß bis auf Widerruf k e i n D a m p f e r in den Hafen von Smyrna   ein» lausen oder au« ihm herausfahren darf. Türkische Kohlen- und Schiffsankiiufe in England. London  , 18. Juni. DaS Reutersch« Bureau erfährt a»S diplo- matischer Ouelle, daß in den letzten Tagen eine Anzahl türkischer Marineoffiziere in Eiigland angekommen sei, um 120 000 Tonnen Kohle und auch vier bis fünf T ra n s p o r t da m p f e r von etwa 3000 Tonnengehalt und zehn bis elf Knoten Geschwindigkeit anzukaufen. Die Schiffe sollten im Kriegsfälle als Truppen t'ransportschiffe dienen. Zrankreich. Herr Bruder zur Rechten, Herr Schwager zur Linken." Paris  , 17. Juni.  (Eig. Ber.) Während der gestrigen Kammer- Verhandlung, als auf der radikalen Linken Bedenken dagegen rege wurden, da« Militärprogramm von Pau in die Gruft zu senken, schwirrten in den Wandelgängen plötzlich Gerüchte auf, daß die Re- gierung den Republikanern durch eineSäuberung" de« General- stab», wie sie CombeS verlangt hat. Genugtuung und Bürgschaften geben werde. Man sprach sogar von Entfernung. de» streitbaren Klerikalen C a st« l n a u von der Spitze des obersten Kriegsrats und seine Ersetzung durch den Republikaner   S a r ra i l. Diese Nach» richt wird heute dementiert, dagegen wird bekanntgegeben, daß der Korpskommandant Balabrvgue.der als Republikaner bekannt und auch wegen seine« jüdischen Ursprung« den Klerikalen nicht an- genehm ist, den klerikalen Longly de Cary im obersten Krieg«, rat ersetzen soll. Nachfolger ValabregueS im Korpskommando wird der gleichfall« republikanisch gesinnte General Säuret. Diese Er- nennungen bezwecken jedenfalls auch die Beruhigung der republika» nischen Armeekreise, die die Uebernahme des Kriegsministeriums durch Messimy nicht ohne Befiirchtungen sahen, denn Messimy ist es, der seinerzeit Casielnau ernannt bat. Das blockradikale Abend- blattBannet Rouge", daß der Ex-Anarchist und frühere Redakteur von Hervs«Guerre Sociale  " Almereyda redigiert, beilagt die Halbheit der Maßregel und freut sich doch der halben Wunsch- erfüllung. Die radikale Weltbetrachtung geschieht jetzt mit einem heiteren, einem nassen Auge. Interpellation wegen der Unwetterkatastrophe. Paris  , 18. Juni. Der konservative Deputierte Binder meldete eine Interpellation an über die infolge des jüngsten Un- wetters in Paris   vorgekommenen Unglücksfälle und verlangte, daß die Erörterung darüber sobald als möglich stattfinden solle. Ter Minister der öffenllichen Arbeiten Renault   erklärte, daß er die Kammer in der nächsten Woche über die Ergebnisse der eingeleiteten Untersuchung unterrichten werde und schlug vor, die Angelegenheit am Freitag, den 26. d. Mts., zu erörtern. Der geeinigte Sozialist L a u g h e behauptete, daß die Erdsenkungen hauptsächlich auf die schlcudcrhaften Arbeiten der Bauunternehmer zurückzuführen seien, und verlangte, daß in die von dem Minister der öffentlichen Arbeiten eingesetzte Untersuchungskommission auch mehrere Mitglieder des Erdarbeitersyndikats entsandt würden. Da der Minister der öffenllichen Arbeiten diese Forderung un- beantwortet ließ, erhoben die Sozialisten einen furchtbaren Lärm, so daß�er Kammerpräsident Teschancl sich schließlich genötigt sah, die Sitzung zu.unterbrechen. Italien  . Ter General, der nicht aus das Volk schießen wollte, Rom  , 16. Juni.  (Eiesi Ler.) Ter General A g l i a r d i. der in der Umgebung von Ravenna   während des General- streiks von 300 Landarbeitern aufgehalten wurde und mit sieben ihn begleitenden Offizieren den Streikenden seinen Säbel ablieferte, ist vom Kriegsminister strafweise zur Disposition gestellt worden, in Erwartung anderer Disziplinarmaßnahmen. Auch gegen die ihn begleitenden Offiziere schwebt ein Strafverfahren. Diese Bestrafung eines Offiziers, der keine> andere Schuld hat als die, un- nutzes Blutvergießen verhindert zu haben, wird in natio- nalistischcn und konservativen Kreisen mit begreiflicher Ge- nugtuung aufgenommen. Hierbei kann nicht einmal der Ge- danke zugrunde liegen, daß der Offizier etwa aus Furcht gehandelt hätte. Agliardi ist ein in Gefahren bewährter Mann, der sich in Erythräa, in China   und in Tripolitanien  geschlagen hat, und der bei öcharaichatt große Tapferkeit an den Tag legte. Der bürgerlich-radikaleMessaggero" schreibt über den Fall, nachdem er an die Haltung des Generals bei Scharaschatt erinnert hat, die folgenden Worte: Es kann sein, daß es für die unerbittliche und bedingnngs- lose Blindheit des militäriscken Gehorsams ein Hindernis ist, wenn einer menschlich empfindet, menschlich gegcnüoer Mit­menschen. gegenüber den Angehörigen des eigenen Landes. Wenn das eine Schwäche darstellt, dann wollen wir nur wün- schen, daß keiner unserer Soldaten je eine andere Schwäche kennen möge, und daß jedem nur in dem Augenblick die Hand zittere, wo cS gilt, auf einen Landsmann zu schießen. Und wenn, was am allerwahrscheinlichsten ist, der General Agliardi angesichts der gewalttätigen Menge an das furchtbare Gewicht gedacht hat, das seine Leiche auf die Wagschale der schweren Verantwortlichkeit der Stunde geworfen hätte, wenn cr an den Haß gedacht hat, an das Böse, an den Ruin, die aus seinem Blut hervorgegangen wären, und wenn er. dem der. Tod nie Angst gemacht hat, den Mut zum Leben fand, um seinem Vaterlande den Schaden und die Schande einer solchen Tot zu ersparen, dann glaube ich, daß er sich im Herzen aller Italiener ein Verdienst erwarb, als er den Degen ablieferte,' den er mit fester Hand in Ehren getragen hatte." Afrika  . Dasberuhigte" Marokko  . Pari«, 18. Juni. Wie auö U d s ch d a gemeldet wird, hatten die. Truppen der Generale Gouraud und Baumgarten in der Nähe von T a z a vorgestern abermals einen heftigen Kampf mit dem Riatastamm zu bestehen, der sich auf dem in das Jnauental führen» den Pfad verschanzt hatte. Dir Franzosen hatten 11 Tote, dar- unter einen Offizier, und 53 Verwundete. Die Riataleute erlitten besonders durch die französische Artillerie überaus große Belüfte und flüchteten, indem sie den Jnauenfluß durchschwammen. Mexiko  . Villa gegen Carranza. New Jork  , 18. Juni, lieber Eaglepaß(Texas  ) wird ge» meldet: General Villa überreichte Carranza ein Ultimatum, in dem er die völlige Trennung der Zivil- und Militärgewalt der Regierung der Konstitutiona-' listen fordert. Nach Depeschen auS dem.Hauptquartier der Konstitutionalisten in Piedras Negras soll ein Komitee von. drei Offizieren Carranza in Saltillo Villas Forderungen überreicht haben.______ Letzte Nachrichten. Die Lage in Durazzo  . Durazzo, 18. Juni.  (Meldung der Agenzia Stefani von 1 Uhr 35 Minuten.) Bis jetzt herrscht Ruhe. Soeben sind die Per» st ä r k u n g e n, die aus italienischen und österreichisch-ungarischen Matrosen bestanden, zurückgezogen worden. Heute früh um 5 Uhr fuhr der von der albanesischen Regierung gecharterte öfter- reichisch-ungarische DampferHerzegowina" an der Küste entlang und feuerte mehrmals auf Schijak und Kawaja. Die Kontrolltommission trat heute zusammen, um P r o t e st zu er» heben gegen das Verschwinden eines Briefe», den die Aufständischen an sie gerichtet hatten. Die militärischen Fähigkeiten der Aufständischen. Durazz», 18. Juni. Nach Augenzeugen waren die Verluste der Regierungstruppen deshalb so groß, weil die Rebellen nicht nur vorzügliche Stellungen bezogen, sondern auch sonstige mili- tärische Fähigkeiten aufwiesen, die von guter Organi. sation in strategischer Beziehung zeugten. Bulgarien   will neuttal bleiben. Sofie, 18. Juni. Die Agencc Bulgare   meldet: Nach auS Regierungskreisen stammenden Erklärungen ist die bulgarische Regierung entschlossen, bei einem eventuellen Konflikt zwischen Griechenland   und der Türkei   strengste Neutralität zu beobachten. Gn Zwischenfall in Saloniki  . Sofia  , 18. Juni.  (Keldung der Agence Bulgare  .) Der Do l. metscher de» bulgarischen KosulatS in Saloniki   ist gestern mitten auf der Straße verhaftet und auf die Polizei» wache geführt worden. Die Regierung hat energisch gegen diese» Willkürakt der Polizei von Saloniki   protestiert und die Freilassun« de« Dolmetscher» verlangt.