Nr. 169. 31. Jahrgang.
Gewerkschaftliches.
Politisch- Erklärung der Gelben.
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Mittwoch, 24. Juni 1914.
verdienst hat, trotzdem die Unternehmer wissen, daß Einkommen wurde ein ganz bedeutender Teilerfolg errungen, indem mit von 1200 m. pro Jahr nicht zu den Seltenheiten gehören. 35 Unternehmern und 150 Gehilfen Sonderverträge abgeschlossen
Alle Bemühungen hatten jedoch bis jetzt keinen Erfolg. Den wurden. Der Widerstand der organisierten Unternehmer konnte desvom Schiedsgericht anerkannten Tarif haben bis jeht 317 Unter- halb nicht ganz gebrochen werden, weil die Konjunktur nach nehmer unterzeichnet, darunter ein großer Teil der dem Verein Pfingsten im Malergewerbe, besonders im Rheinland , erheblich zurüdder Kraftdroschtenführer angehörenden Mitglieder. Weiter wurde gegangen ist. der Tarif mit dem Neuköllner Einkaufsverein( Bureau Plan- Bei dem Kampf handelte es sich weniger um die Höhe des Lohnes ufer 61) abgeschlossen.bus als um die Abschließung eines Tarifs, den die Unternehmer strikte Die Christen und die Gelben.
Um einem Irrtum vorzubeugen, bemerken wir von vornherein, daß es nicht die Polizei ist, welche die Vereine der Gelben als politisch erklärt hat. Nein, sie selbst haben es In der Diskussion wurden verschiedene Fälle angeführt, wo ablehnten. getan, die unter dem gelben Banner marschierenden Schutz- Unternehmer, sowie deren Söhne, ohne im Besitz des Führerscheins truppen der Unternehmerinteressen. In aller Oeffentlichkeit zu sein, ihre Tätigkeit als Kraftdroschtenführer ausüben. Auch wurde betont, daß eine große Zahl der Besizer den§ 85 der Weil der Kruppsche Werkverein" eine falsche Nachricht gebracht haben sie sich durch eine programmatische Erklärung zu poli Droichtenordnung, der besagt, daß der Chauffeur nur 12 Stunden hatte, daß ein Vitar in Essen im Beichtſtuhl einen jungen Arbeiter tischen Vereinen gestempelt. In Halle a. S. war es, wo im Dienst sein soll, nicht inne hält. Dieser Paragraph ist zur vor dem gelben Werkverein gewarnt habe, protestierten die kathokürzlich die Vorsitzenden der nationalen Arbeiter- und Werk- Sicherheit des Publikums und nicht zum Vorteil der Unternehmer lischen Arbeiter in einer großen Versammlung dagegen. Trotz temvereine also die Häupter der Gelben unter Führung geschaffen. Gegen diese unlauteren Maßnahmen wird die Behörde peramentvoller Diskussion, an der die Sekretäre der Gelben sich des Reichsverbandes zur Bekämpfung der Sozialdemokratie einschreiten müssen. beteiligten, brachte die Versammlung doch nicht den Mut auf, entZum Schluß wurde eine Resolution angenommen, wonach der schieden Stellung gegen die Gelben zu nehmen; eine einstimmig anzusammenkamen, um zur Förderung der gelben Seuche ein nationales Kartell zu gründen. Bei dieser Gelegenheit wurde, aufgedrungene ampf von seiten der Chauffeure mit aller Energie genommene Entschließung wünscht und erwartet, daß von der Gegenseite ein Weg zu einer loyalen Verständigung im Interesse des wie die konservative Hallesche Zeitung" berichtet, folgendes und Gefchloffenheit zu Ende geführt werden soll. Friedens gefunden werde. Die katholischen Arbeiter beanspruchten Programm für die politische Tätigkeit aufgestellt: das volle Recht und die volle Freiheit, mit wirtschaftlichen und sozialen Gründen das System der Werkvereine zu kritisieren und ihre Mitglieder in althergebrachter Weise auf die christliche Gewertfchaftsbewegung hinzuweisen".
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K
" Fragen über Sozialpolitik sowie Politik dürfen nicht mehr ängstlich gemieden werden. Der bisherige Grundsatz: Politik darf nicht getrieben werden, gehört in die Rumpelfammer. Die nationale, vaterländische usw. Arbeiterschaft ist verpflichtet, zu allen politischen Tagesfragen Stellung zu nehmen. Das Kartell muß die Phalang bilden den sozialdemokratischen Organisationen gegenüber."
Wir machen den Gelben keineswegs einen Vorwurf daraus, daß sie sich offen für die politische Betätigung aussprechen. Erwähnenswert ist diese Tatsache nur deshalb, weil sich ja nun zeigen muß, wie sich die Polizei diesen gelben politischen Vereinen gegenüber verhalten wird, dieselbe Poliei, welche die freien Gewerkschaften, die keine Politik treiben, in den Schlingen des Vereinsgefeßes fangen will, um sie in ihrer Bewegungsfreiheit zu hindern. Doch was braucht man viel nach dem Verhalten der Polizei fragen. Vereine, die„ nationale" Politik treiben, fesselt man nicht mit den einschränkenden Bestimmungen des Gesetzes. Diese sind vielmehr nur für diejenigen Gewerkschaften da, die im Verdacht stehen, sozialdemokratische Politik zu treiben, während sie sich in Wirklichkeit von jeder politischen Betätigung fernhalten. Berlin und Umgegend.
Achtung, Holzarbeiter! In der„ Berliner Volkszeitung" wurden in den letzten Tagen wiederholt Slaviaturmacher nach außerhalb bei hohem Lohn verlangt. Wir machen darauf aufmerksam, daß es sich bei diesen Arbeitsangeboten um die Werbung von Arbeitswilligen für die Klaviaturfabrik von W. G. Bühl in Barmen handelt. In diesem Betrieb befinden sich sämtliche Arbeiter und Arbeiterinnen seit dem 8. Juni im Streit, weil die Firma enorme Abzüge machte. Wir bitten deshalb alle Holzarbeiter, Arbeitsangebote nach diesem Betrieb entschieden zurückzuweisen.
Also eine freundschaftliche Annäherung der Schwarzen an die Gelben, ein Verhältnis, bei dem eine wohlwollende Kritik allenfalls gestattet sein soll.
Löhne städtischer Arbeiter. Bei Beratung und Feststellung des Haushaltungsvoranschlages der Stadt Mainz wiesen unsere GenossenDeutscher Holzarbeiterverband, Ortsverwaltung Berlin . auf die Entlohnung und Arbeitszeit der städtischen Arbeiter hin. Achtung! Gummiarbeiter! In hiesigen Tageszeitungen wer- Die Arbeitszeit beträgt wöchentlich 78 Stunden. Von 200 Arbeitern den Gummiarbeiter gesucht; dieselben sollen sich in Charlottenburg , erhielten 30 Arbeiter nicht einmal den ortsüblichen Tagelohn und Kaiser Friedrichstr. im Restaurant, melden. Den sich Melden- das seien Arbeiter, die fast 8, 10 und 30 Jahre im Dienste der den wird gejagt, es handle sich um eine Fabrit in Finsterwalde , Stadt ständen. Solche Jammerlöhne müßten verschwinden. Die welche beabsichtigt ihren Betrieb zu vergrößern. Es handelt sich um Stadtverwaltung wird veranlaßt werden, hier Remedur zu schaffen. die Gummifabrit Wieland, in welcher Differenzen bestehen, welche eventuell zur Arbeitseinstellung führen tönnen. Die Angeworbenen sollen Rausreißerdienste leisten. Wir ersuchen, alle Arbeitsangebote für die Gummifabrik & insterwalde abzulehnen und strengste Solidarität zu üben. Verband der Fabrikarbeiter, Gau Brandenburg.
Ausland.
Der Bauarbeiterkampf in London . London , 23. Juni,( Privattelegramm des„ Borwärts".) Die ausgesperrten Londoner Bauarbeiter haben zum dritten Male mit großer Mehrheit die Friedensbedingungen abgelehnt, die ihnen von ihren Führern nach Verhandlungen mit den Unternehmern zur Annahme empfohlen wurden. Der Reichsverband der Bauunternehmer beschloß heute nach vierstündiger Sigung, über die Aussperrung aller Bauarbeiter im Lande gemäß einer schon am 11. Mai gefaßten Resolution abstimmen zu lassen. Obwohl die Verhandlungen zwischen Arbeitern und Unternehmer noch nicht abgebrochen sind, ist mit einer allgemeinen Aussperrung zu rechnen.
Der Erpressungsparagraph gegen Gewerkschaftler. Die Arbeiter einer Hamburger Fabrik für Dele und Pflanzenfett traten wegen Lohnforderungen in den Streik. Einige Tage später Die Lohnbewegung der Kraftdroschkenführer. sandte der Geschäftsführer der Hamburger Mitgliedschaft des Fabrit an Am Dienstag fand eine stark besuchte Versammlung der streifen- arbeiterverbandes ein Schreiben an die Firma, worin er ob sie zur Beilegung der Differenzen bereit sei. den Kraftdroschtenführer statt. Die Streifleitung berichtete, daß fragte, Gleichzeitig wurde in dem Schreiben mitgeteilt, daß beim das Gewerbegericht, nachdem die Unternehmer versuchten, den gefüllten Schiedsspruch als nichtig zu bezeichnen, folgendes Schreiben Gewerkschaftskartell der Boykott über die Waren der Firma Streitbewegung in Petersburg . Sämtliche dreitausend Arbeiter beantragt sei und daß er durchgeführt werde, wenn die Firma den der Putilowwerft sind in den Ausstand getreten. Sie verlangen geforderten Tarif nicht bewillige. eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage.
an den Unternehmerverein gerichtet hat:
" Der von dem Einigungsamte am 28. April zwischen den Parteien geschlossene Vergleich enthält unter II folgende Verpflichtung: Parteien erklären schon heute, daß sie einem eventuellen Schiedsspruch des Einigungsamtes, welcher den Tarifvertrag festfest bezw. über einzelne streitig gebliebene Punkte entscheidet, sich unterwerfen derart, daß er für beide Parteien unbedingt bindend sein soll. Im Hinblick hierauf erachte ich die Angelegenheit für erledigt. Der Vorsitzende des Einigungsamtes.
In Vertretung:
gez.: Dr. Bertholdt.
Als die Unternehmer sahen, daß sie mit derartigen Mäßchen nicht durchkommen, und die Antwort des Gewerbegerichts eine Erinnerung an die moralische Pflicht bedeutete, ließen sie Treu und Glauben fahren und erklärten den Krieg.
Alle erdenklichen Mittel werden nun von den Unternehmern angewandt, jedenfalls um die öffentliche Meinung irre zu führen. So wurde versucht, durch Säulenanschlag Arbeitswillige heranzuziehen, mit dem Versprechen, daß ein Chauffeur 50-60 M. Wochen
Gericht
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Kleines Feuilleton.
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Der
Die Firma beantwortete den Brief nicht, aber sie machte den Zum Zeichen des Protestes gegen die Verurteilung der Staatsanwalt mobil, der denn auch mit einer Anklage wegen Ersind über 5000 Arbeiter vieler Werkstätten und Fabriken in den Aus pressung gegen den Geschäftsführer des Fabrikarbeiterverbandes vor- 26 Petersburger Advokaten im Zusammenhang mit dem Beilisprozeß ging. Das Landgericht sprach den Angeklagten frei. Staatsanwalt legte Revision ein mit dem Erfolg, daß die Sache stand getreten. war am legten Montag erfolgte ein freisprechendes Urteil, weil nochmals am Landgericht verhandelt wurde. Doch auch jetzt das Gericht nicht zu der Annahme kommen konnte, daß der Angeklagte die Firma mit dem Boykott gedroht habe.
es
Leider bleiben derartige Anllagen gegen Gewerkschaftler nicht immer erfolglos, wie es von Rechts wegen eigentlich der Fall sein müßte, denn der Erpressungsparagraph ist, allem gesunden Rechtsgefühl zum Troy, immer noch eine mit Vorliebe angewandte Waffe im Kampfe gegen die für ihre Besserstellung ringenden Arbeiter.
Der Malerftreik in Koblenz beendet.
Nach achtwöchiger Dauer ist der Streit zu Ende geführt. Es gelang zwar nicht einen vollen Erfolg zu erzielen, aber immerhin
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Wirtschaftlicher Wochenbericht.
Agrarische Wirtschaftspolitik.
200
Haben Ende der 70er Jahre Rußland und Frankreich die wirt. das Verdienst, die neueste Epoche des agrarischen Hochschutzes einschaftspolitische Reaktion begonnen, so gebührt heute Deutschland geleitet zu haben. Die Tarifnovelle von 1902 war der Sündenfall, auf den die Flut von agrarischen und industriellen Zöllen in den fremden Ländern folgen mußte. Selbst das Unwahrscheinlichste ist Wirklichkeit geworden: Rußland hat mit der Einführung von Ge
Notizen.
Ich kam nach Hause. Aber es ließ mir keine Ruhe daheim. Es Ich schrieb deswegen bisher, wie an andere Nachbarn, also auch zog mich wieder nach dem Steg. Es dämmerte bereits. Ueber der an Sie, unter dem Titul Wohlgebohren, weil ich glaubte, dem HErrn Spree stand im Dunkel noch immer der Mann. Es schien mir, daß möchte sonist eine Perle in der Crone ausgestoßen werden; und weil er einen Schritt näher zum Wasser hin gemacht habe. Nun war es mir ichs für besser hielte, lieber zu viel als zu wenig zu geben. Es hat Die Burgativnotwehr der Liberalen. Durch die bürgerliche Gewißheit. Ich beschloß, den Mann zu beobachten und ging auf der mich indessen nie verdrossen, wenn mich dagegen einer nur Hochedel Bresse lief kürzlich ein Urteil, das in der„ Neuen Bayerischen Brücke hin und her. Dabei kam mir eine Arbeiterin entgegen. Sie fannte gebohrner nannte. Denn ich bescheide mich gern, daß es genug und Gerichtszeitung" veröffentlicht worden war. In dem Fall, um den es fich handelte, war der Angeklagte freigesprochen worden, weil das mich. Was machen denn Sie hier?" fragte das junge Mädchen. überflüssig gnug ist, und daß ein älterer und mehr erfahrener ÄmtsIch erzählte ihr meine Beobachtung und meine Befürchtung. Sie bruder auch iure meritoque einen Pflock höher stecken kann. Doch diese " Purgativ notwehr" angenommen hatte und „ Aber bei die Arbeitslosigkeit jetzt genug hiervon! Wir wollen uns fünftig also nur Hochedelgebohrene sonderbare Umwandlung der berühmten Putativ notwehr ließ mich nicht ausreden. wurde nicht ohne Grund mit allerlei munteren Gloffen begleitet. nee, dat is schon so. Aber wenn er in die Spree is, dann is et zu Herren nennen. Dennoch versichere ich also Ew. Hochedelgebohren, Wir verstehen den Scherz der Sache durchaus zu würdigen. Der spät!" rief fie und rannte dabei weg. Ich lief ihr nach. Aber sie daß ich Sie nie wieder für ein Wollegebohrnes Geschöpf erklähren bittere Ernst liegt aber darin, daß die Purgativnotwehr so wenig war schon bei dem Manne und redete heftig auf ihn ein, während will und bitte für die bereits angethanen injurien de- und wehsie ihn beim Arme festhielt. Der Mann machte ein scheu- verlegenes mütigst um Vergebung." ein finnloser Druckfehler ist, daß sie vielmehr die vornehmste Gesicht. Er versuchte zu lächeln und stotterte etwas Unzuſammen- Dieser Brief hat also troß feines ansehnlichen Alters für die politische Waffe des modernen Bürgertums darstellt. Wenn die Sozialdemokraten im Reichstag sich weigern, auf den hängendes hervor. Aber seine Augen sagten alles, diese Augen, die Kultur der deutschen Gesellschaft immer noch seinen gut lebendigen allergnädigsten Landesherrn ein Hoch auszubringen, sintemalen schrechaft aus dem wachsbleichen Gesicht ins Leere starrten. Ich Wert. wollte nun auch das meine zu dem Manne sagen. Aber das bejagter allergnädigster Landesherr auch auf sie nicht zu hochen Mädchen sprudelte heraus, während sie ihre Handtasche aufmachte: pflegt dann befällt den liberalen Philister ein heftiger Schrecken, Det sin nur 60 Pfennig, wat id habe. Aber det langt hier bis dem er sich nur durch eine Purgativnotwehr seines Körpers zu entreißen vermag. Als in der 3a bernaffäre die Militaristen das morgen. Und morgen is ooch noch'n Tag. Nee, die Hoffnung derf Ich week ooch, wat et Bolt in standalöser Weise anhauchten, wurde bei den Liberalen man nich verlieren, wenn et ooch hart is.. heeßt, arbeetslos zu sin; id weeß et." Sie gab dem Manne etwas nicht etwa der Mut in der Brust, sondern die Burgativnotwehr in in die Hand. Sein Auge gewann Leben und ein feuchter Schimmer einem andern Körperteil entfesselt. Wo immer man vom Bürgertum füllte es. Er zog seinen Hut und murmelte einen Dank. Ich gab in seinem eigensten Interesse eisernen Klang erwarten dürfte, wird man von dem elenden Geruch der Purgativnotwehr begrüßt. ihm auch eine Kleinigkeit. Dann ging der Mann seines Weges vom Wasser weg. In der Politik wird vor dem Junker gekuscht und im KulturWie ein Schulbube stand ich vor dem jungen Mädchen, das leben weiß man der immer frecher werdenden kapitaliſtiſchen mir eine so treffliche Lehre gegeben hatte. Aber die Arbeiterin Korruption auch nicht viel anderes entgegenzusetzen, als den bangen merkte meine Beschämung gar nicht. Sie sah dem Mann nach. - Der Miratel- Protestant Dr. Dinter wurde vom Seufzer im stillen Zimmer und die Purgativnotwehr im Augenblick Endlich drehte sie sich nach mir un und lachte:" Dafor wollt id der gefahrvollen Schlacht. Noch einmal: Wir verstehen den Scherz der Sache; die bürger- mir morjen eegentlich ne neue Wochenfarte foofen. Aber so is et Verband Deutscher Bühnenschriftsteller abgetan. Die Leitung der besser anjewendet." Ich wollte ihr das Geld geben. Aber sie Vertriebsstelle des Verbandes wurde ihm kündigungsweise aufgefagt lichen Journalisten aber scheinen den traurigen Ernst in keiner Weise wehrte sich:„ Nee, nee, da jeh' id bis Sonnabend die eene Stunde und er schied aus dem Vorstande aus. begriffen zu haben. durch die Heide und Sonnabends jibt's neien Draht!" Sie gab Protestruf im Theaterzirkus gegen die Sakralien des Geschäfts verBeschämung. Der Steg schwingt sich über die Spree. Daß mir lachend die Hand und ging davon. Ich sah ihr lange nach. fündigt. Das will gerochen und vergolten sein. man auf ihn gelange, ist der Weg aufgeschüttet. Neben der Auf- Ihr Gang hatte etwas Sicheres und Bestimmtes. Klar hob sich ihre schüttung fann man gradeaus an das Ufer der Spree gelangen. Silhouette von der Dämmerung ab. Wie die Verkörperung der Tat, Ein Mann stand da am Wasser, nicht unmittelbar nah, sondern die handelt rasch und entschlossen, und dadurch rettet, erschien sie mir. etwas ab im Schatten eines Baumes, der seine Zweige über einen Beschämt ging ich nach Hause. Bretterzaun hängte. Er blickte scheu von der Seite nach dem
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Wasser. Den Hut hatte er tief in das Gesicht gezogen. Aber man Die liebe Titulatur. Der von Hans v. Weber in München erkannte, daß er noch nicht alt war, vielleicht anfangs der zwanziger herausgegebene Zwiebelfiich", der in jedem seiner Hefte ein Mahl Jahre. Ich ging über den Steg und sah den Mann. Er blickte nach leinem der Bastanten, die an ihm vorübergingen: er schaute fast starr auf die dunkel vorüberfließende Spree. Ich ging vorüber.
Mir fuhr ein Gedanke durch den Kopf. Aber ich ging vorüber. Nach einer Stunde fehrte ich zurück. Der Mann stand in der ausläßt:
- Theaterchronit. Das Deutsche Künstler- Theater eröffnet am 10. September seine zweite Spielzeit mit„ Antonius und Kleopatra" von Shakespeare mit Tilla Durieur als Kleopatra und Wegener als Antonius. Als zweite Vorstellung geht„ Der Vater " von Strindberg mit Tilla Durieur, Adele Sandrock und Wegener in Szene. Auf der Liste der zur Aufführung angenommenen Werte stehen sechzehn Dramen von Strindberg, darunter " Die Nachtigall von Wittenberg"," Totentanz ", erster und zweiter Teil, und sämtliche historische Dramen außer Königin Christine".
Er hat sich mit seinem
Eröffnung der Frankfurter Universität. Der frühere Oberbürgermeister Adides teilt der Deffentlichkeit mit, daß der Kaiser die Errichtung der Frankfurter Universität genehmigt hat und daß diese mit dem Winterhalbjahr 1914/15 ihre Tätigkeit aufnimmt. Die Universität wird aus eigenen Mitteln, also ohne Zuschuß des Staates errichtet. An diese Tatsache knüpft der kaiserliche von pikanten literarischen Gaben bietet, veröffentlicht in feiner Erlaß an, und dann heißt es im Tone längst vergangener Zeiten nächsten Rummer einen bald anderthalb hundert Jahre alten, bisher weiter:" Da auch im übrigen die Vorbereitungen so weit gediehen noch nicht veröffentlichten Brief des Dichters G. U. Bürger, in find, daß im Winterhalbjahr 1914/15 mit dem Unterricht begonnen dem dieser sich über die Titelsucht der Deutschen folgendermaßen werden kann, will ich nunmehr die Universität zu Frankfurt a. M. felben Haltung, auf demselben Fleck noch immer da, den Blick seit- Nun von der lieben Titulatur! Keinem Menschen kann die hierdurch in Gnaden errichten und genehmigen, daß sie in den Genuß der ihr zugewandten Rechte eintritt." wärts auf das Wasser gerichtet. Mir fuhr der Gedanke, wie vorhin, deutiche Titulatur schwehrfelliger und abgeschmackter vorkommen, als Verlegung des Nobeltages? Das Nobelpreisdurch den Kopf. Aber ich ging wieder vorüber. Auf der Brücke be- mir. Welche liebenswürdige Simplicitè herricht dagegen bei unseren gegneten mir ein paar Arbeiter. Sie hatten den Mann bereits be- Nachbarn, den Franzosen und Engländern. Die Titulatur gehört zu komitee möchte den Tag der Preisverteilung aus dem Winter in den merkt und machten sich ebenfalls ihre Gedanken, denn der eine von unserer eigenthümlichen und originellen Narrheit. Wir klettern darinn Sommer verlegen, denn die Preisgekrönten, leider meist wohlbetagte beiden sagte zu mir im Vorbeigehen:„ Der scheint nichts Gutes täglich von einer Stufe zur andern, alles bis auf den Thorschreiber Herrschaften, schenen die Dezemberfahrt gen Norden, und man möchte im Sinn zu haben". Ich antwortete: Ja, das scheint so. Genau tlettert mit; und endlich wird der Thorschreiber so gut Allerdurch doch gar zu gern für Nobels Geld was zum Ausstellen in der so ist er schon vor einer Stunde dagestanden." Der andere Arbeiter lauchtigster heißen, als der Kaiser. Denn neulich gab der Ein- schwedischen Hauptstadt haben. dachte einen Augenblick nach, dann meinte er:„ Na, dann werde ich wohner Schmidt einen Brief an den Thorschreiber Busch in Göttingen gleich nach dem Abendessen noch mal runterschauen." Sie gingen meinem Boftboten mit, worauf es heißt: Sr. d. Herrn Thorschreiber igres Weges, ich ging den meinigen. Busch Hochedelgebohren, O tempora! O mores!
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Da sollte man aber doch einfach möglichst viel jugendliche Forscher, Stämpfer und Dichter mit dem Preise bedenken. Das wäre auch fachlich sehr gerechtfertigt.