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Nr. 177. 31. Jahrgang. 1. Beilage des, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Gewerkschaftliches.

Kulissengeheimnisse aus dem Gewerkverein christlicher Bergarbeiter.

Donnerstag, 2. Juli 1914.

junktur für so gut hält, daß sie eine Lohnbewegung im find in traurigem Abhängigkeitsverhältnis den Holzbaronen mit Haut Siegerlande einleitet, darf nach außen hin nicht befannt und Haaren preisgegeben.

werden, um so weniger, als man den Streifbruch im Ruhr-... Die Unternehmer fußen auf der Annahme, die Streifenden bergbau durch Hinweis auf die schwache Konjunktur" doch befäßen nicht genügend Rüdgrat und würden so in einigen Wochen rechtfertigen wollte! Daher wurde Herr Effert, der fich bin ihrem Angebot gefügiger ſein. Wie sehr sie sich darin täuschen, wird die Zeit lehren. Mit einem Appell, die Versammelten mögen und wieder als radikaler Streiftrompeter geriert, davor ge- die Antwort geben, schließt Welter unter brausendem Beifall seine warnt, nach außen hin etwas von einer Lohnbewegung der Ausführungen. Die In der lebhaft einseßenden Diskussion trat die einstimmige Es ist bekannt, daß der christlichen Gewerkvereinsführung Siegerländer   Berglente bekannt werden zu lassen. wegen des beim großen Bergarbeiterstreik verübten Verrats Siegerländer   Zeitungen fönnen schreiben, Meinung zutage, unverkürzt auf den gestellten Forderungen zu be­innerhalb der Organisation eine starke Opposition entstanden was sie wollen", ehe das draußen gelesen wird, ist der harren. Was andere Städte den Bildhauern zugestanden, müsse in Berlin   gleichfalls zugebilligt werden. Scharf wurde der Ver­iſt. Viele tausend Mitglieder haben sich des Streifbruchs Streifbruch im Ruhrgebiet   perfekt! Ja, Herr Effert wurde mittlungsvorschlag befämpft, der, allerdings unverbindlich, die ge­wegen streichen lassen, viele der Verbliebenen strengen sich sofort nach Ausbruch des Streiks nach dem Ruhrbecken zu stellte Lohnerhöhung aus Zweckmäßigkeitsgründen fallen zu lassen noch an, den Gewerkverein so zu reformieren, daß sich ein rückbeordert, und schon am 14. März wiitete er in Bochum   das Wort redet. Das Ergebnis der Diskussion ist, daß unter ver­solcher Verrat wie 1912 nicht wiederholen fann. Daß es in einer Versammlung gegen die Streifenden, schrie nach schärfter Aufmerksamkeit der Streit fortgesetzt wird. In einem Schlußwort des Versammlungsleiters Reipert geht dabei zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen Führung Streifbrecherschutz und nannte die Streifenden, die und Mitgliedern kommt, ist selbstverständlich. Zurzeit rumort um Brot für sich und ihre Kinder kämpften, Mob und die Mahnung an die Streifenden, in gleicher Einmütigkeit geschlossen den Kampf zu Ende zu führen. Und wollen es die Unternehmer es im Siegerland  , wo der Gewerkverein seit vielen Jahren Gesinder". So haben die Leute gearbeitet, die an der Spiße des in 5 bis 6 Wochen mit der gleichen Begeisterung zu den Forde­starke Mitgliedschaften zählt, die aber jetzt zusammenbrechen. Gewerfvereins stehen. Ist es da ein Wunder, daß die christ- rungen zu stehen als in der gegenwärtigen Kampfperiode. Gewerkvereinsbeamte wurden wegen der Opposition gegen die Taktik der Gewerkvereinsleitung bei Lohn- und Streiflichen Mitglieder, die noch ein Gefühl für Arbeiterehre be­Aus dem Fleischergewerbe. Der Fleischermeister Gott Lieb lewegungen abgesetzt, Mitglieder aus dem Gewerkverein aus fißen, von einer solchen Organisationsleitung abrüden, so­gefchloffen. Das hat böses Blut unter den christlich organi- bald sie hinter deren Schliche kommen? Und so frachte der 21och, Neukölln, Schudomastr. 42, hat den Tarifvertrag der fierten Bergarbeitern des Siegerlandes gemacht; die Erregung Gewerkverein zufammen im Saargebiet, in Seifen- Nassau Drganisation anerkannt. Die Fleiſchermeister Neugebauer, Münchener Straße, Kramer, Weserstr. 213, und Karcher, hat sich aber bis aufs äußerste gesteigert, nachdem bekannt und in anderen Bezirken und jetzt auch im Siegerlande. Mag Kaiser- Friedrich- Str. 84 in Neukölln, bleiben nach wie vor wegen murde, wie der Vorstand des Gewerkvereins die Siegerländer er mit den Erfolgen" der von ihm unternommenen Haus- Tarifbruchs beziehungsweise Nichtanerkennung des Tarifsvertrags agitation noch so sehr prunken, er geht dennoch seinem Verfall gesperrt. Vergleute selbst behandelt hat.

Berlin   und Umgegend.

Als der Ruhrstreif begann, befanden sich die Siegerländer entgegen. Bergarbeiter gleichfalls in einer Lohnbewegung. Herr Effert hatte eigens feinen Wohnsiz nach dem Siegerland verlegt und wühlte mit starken Worten die Belegschaften gegen Achtung, Metallarbeiter! Der Streit der Blei-, Zinn- und Zink­die Zechenbesitzer auf. Am 10. März 1912 wurde im Ruhr- gießer bei der Firma Emil Stein dauert unverändert fort. Da becken der Streif beschlossen, am 9. März erhielt Herr Effert die Firma bis jetzt vergeblich nach Gießern gesucht hat, muß auch vom Vorstand des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter für die Folge jede Arbeitsannahme, gleichviel in welcher Form immer, einen Brief, in dem der christliche Generalsekretär aufge- unterbleiben. fordert wird, es im Siegerlande nicht zum Deutscher   Metallarbeiterverband, Ortsverwaltung Berlin  . äußersten kommen zu lassen. Die markantesten Stellen des Briefes lauten: Zum Streit der Holzbildhauer.

Die Tariflommission.

Deutsches Reich  . Die Lohnbewegung im Stralsunder   Dachdeckergewerbe ist nach dreizehnwöchigem Kampfe mit einem Erfolge für die ausgesperrten Dachdecker beendet worden. Neben anderen wesentlich verbesserten Arbeitsbedingungen wurde auch eine Erhöhung des Stundenlohnes erzielt. Gezahlt werden sofort 2 Pf. pro Stunde. Eine weitere Erhöhung um 2 Pf. tritt am 1. April 1915 und ein Jahr später eine solche um 1 Pf. ein. Die Hilfsarbeiter erhalten zu den gleichen Terminen je 2 Pf., insgesamt also 6 Pf. Lohnerhöhung pro Stunde, sofern sie mindestens ein halbes Jahr im Dachdeckergewerbe be­schäftigt sind.

Auf der Streifbrechersuche. Auf den Linke- Hofmann- Werken in Breslau   stehen die Metall­arbeiter schon mehrere Wochen im Streit. Die Firma ist andauernd bemüht, Streitbrecher zu bekommen. In allen Gegenden Deutsch­ lands   werden entsprechende Versuche unternommen. Neuerdings ers töpfen der Linke- Hofmann- Werke nicht die geringste Sehnsucht ver spürten. So ging einem Former in Emden   folgendes Schreiben zu: ,, Abt  . Maschinenbau  . Breslau  , den 23. Juni 1914. Herrn A. S..., Former, Emden  .

Die Köln  . Volkszeitung" sowie andere Zeitungen Jm großen Saal des Gewerkschaftshauses nahmen am Dienstag bringen Nachrichten von Lohnbewegungen im Siegerland  . Es die ftreifenden Bildhauer das Ergebnis der Verhandlung mit den darf jest unter keinen Umständen im Siegerland zum Streif Unternehmern entgegen. elfer gab bekannt, daß dieses Resultat kommen, der Gewerkverein kämpft jetzt den schwersten Kampf, den gleich Null sei. Die Unternehmer standen wieder auf dem Stand­er je gekämpft hat.... Die ganze Siegerländer punkt, daß die eine Stunde nur zugestanden werden könne und zivar Bresse mag schreiben, was sie will, aber es 1915 mit den Tischlern gemeinsam. Ueber die Lohnaufbefferung halten jogar Arbeiter Offerten von der Firma, die nach den Fleisch­Sarf unter teinen Umständen etwas von Lohn ließe sich ja noch reden. Die Unternehmer ließen verstehen, daß die bewegungen über die Grenzen des Siegerlandes Verhandlungen eigentlich noch um fünf Wochen zu früh stattfinden. hinauskommen(!!!) Wir wollen uns doch unsere Wenn die wirtschaftliche Not die Streifenden erst beimgesucht, würden schwierige age nicht noch verschlimmern lassen die Gehilfen den Vorschlägen der Unternehmer gefügiger sein. Es sei durch eigene Kollegen, die Wirkung solcher Ar auch unmöglich, in gemischten Betrieben zwei verschiedene Arbeitszeiten titel tosten wir hier am eigenen Leibe aus. Dies einzuführen. Der derzeitige Markt sowie die Produkte vertragen befommst Du im Auftrage sämtlicher Kollegen des Vorstandes ge- nicht die Mehrbelastung, die durch die Forderungen der Gehilfen schrieben. Man liest ja jept die reinsten Schauder entstehen würden. geschichten über Siegerländer   Lohnbewe gungen...."

Wir teilen Ihnen mit, daß wir Former einstellen. Gearbeitet wird bei uns in der Hauptsache im Akkord und richtet sich der Verdienst nach den Leistungen. Teilen Sie uns auf anliegender Postkarte mit, wann Sie in Breslau   eintreffen. Sie werden am Hauptbahnhof an der Sperre unsere Leute vorfinden, die eine weiße Armbinde mit der Firma: Linte- Hofmann- Werke tragen. Wenden Sie sich nur an diese Leute, die Ihnen Bescheid geben und Hilfe leisten werden. Die Einstellung erfolgt in unserem Betriebsbureau 4, Montag bis Freitag von 8-6 und Sonnabend bon 8-3 Uhr. Ihre Adresse erhielten wir durch den Arbeitgebere verband Unterweser. Linke- Hofmann- Werke.( Stempel.) mi1 Freifarte. Die Unternehmerverbände vermitteln einander also Strett

Hierauf die richtige Antwort zu geben, waren die Gehilfen­bertreter nicht verlegen. Sie konnten alle vorgebrachten Einwände Die Christliche Arbeiterzeitung" in Siegen, die die gegangener Berständigung unter sich: fie feien gegebenenfalls dafür mit logischen Argumenten begegnen. Sie erklärten nach vorauf­Wortführerin der Siegerländer   Gewerkvereins- Opponenten zu haben, einen Vermittelungsvorschlag das Wort zu reden, der um ist, veröffentlicht außer diesem Brief weitere Einsendungen des Friedens willen einen Teil der Mehrlasten vom Beruf abwende. aus christlichen Bergarbeiterfreisen. In einer dieser 31 Man werde aus beruflichen Gründen von der geforderten Lohn­schriften wird die Handlungsweise der Gewerf erhöhung bis auf die Lohnausgleiche absehen, und nur noch die vereinsleitung im Ruhrbeden als Berrat Forderung der achtstündigen Arbeitszeit aufrechterhalten. Jetzt aber an den Bergleuten gebrandmarkt. Die Zeit sei waren es die Herren Unternehmer wieder, die den Vermittlungsvorschlag damals zum Streif im Ruhrbergbau sehr günstig gewesen, als in feiner Hinsicht akzeptabel erklärten und bemerkten, sie würden diesen Grecheradressen. Besonders interessant ist aber, daß die Arbeits­sind ebenso für eine Lohnbewegung im Siegerlande! Um aber vorschlag nicht einmal ihren Kollegen im Unternehmerlager unter- willigen bei ihrer Ankunft auf dem Bahnhof sogleich von Leuten breiten. Das werden nunmehr die Gehilfenvertreter tun, die in der Firma in Empfang genommen werden. Damit die Beauftragten Ellbogenfreiheit für den Streifbruch zu haben, um sich Aus einem Flugblatt sich an die Prinzipale wenden werden, um diesen der Firma auch keinen der Ankommenden verfehlen, liegt dem reden gegen den Streif der Ruhrbergleute sozusagen aus den die Augen zu öffnen. Die diftatorische Form, die seitens der Holz Schreiben eine Freitarte bei, auf der mitgeteilt werden soll, mit Fingern zu saugen, mußte die Gewerfvereinsführung die von industriellen den Bildhauerprinzipalen zuteil wird, ist eine für diese welchem Zuge fie in Breslau   eintreffen. Um ferner zu verhindern, ihr selbst eingeleitete Siegerländer Lohnbewegung erst zu- außerordentlich blamable. Es tritt klar zutage, daß es diesen Unter- daß Streifende ihre arbeitswilligen Berufsgenossen zur Solidarität schanden machen. Daß die Gewerfvereinsleitung eine Kon- nehmern an dem guten Willen fehlt, und die Bildhauerprinzipale anhalten, haben sich die Linke- Hofmann- Werte auch die Hilfe der

Kleines Feuilleton.

Dichtung und Wahrheit. Die Unterhaltungsbeilage der " Deutschen Tageszeitung" erfreut ihre Leser jetzt schon ein paar Wochen hindurch mit einem fingierten Briefwechsel, der an­geblich ein Bild von den politischen und gesellschaftlichen Zuständen unserer Tage geben soll. Berliner   Kommerzienräte, jüdische Stu­denten, Herren und Damen aus dem Berliner   Westen werden da farifiert, und von dem düsteren Hintergrund der verdorbenen Bourgeoisie läßt sich der ungenannte Verfasser die Lichtgestalten einiger preußischer Junker abheben. Die ganze Geschichte ist so unjäglich albern und wißlos, daß es sich im allgemeinen nicht lohnt, auf diese sogenannte Gesellschaftskritik einzugehen.

Selbstverständlich ist der konservative Kandidat ein hochan­ständiger, feinfühlender, nur mit den saubersten Waffen kämpfender Politiker. Aber wie behandeln diesen Edlen seine Gegner! Man höre, was er an Herrn Glaus von A. schreibt:

gegen Herrscherhaus und Reich, z um größten und gemein[ mehr als das. Lange, ehe auf der Bühne die Meininger" als ften Verbrechen, zum Hochberrat an der Heimat Schauspielerensemble erstanden, hatte der Herzog von Meiningen  greift!" den Versuch gemacht, feine neuen Prinzipien der Darstellung zur Der Sah stammt aber nicht aus dem erdichteten Briefe des Ausführung zu bringen, und zwar an Glucks Iphigenie in Aulis", waderen Hermann von A., sondern er steht in der konservativen wobei der Herzog selbst die Proben bis ins einzelnite leitete. Es Labiauer Kreiszeitung." fam eine wundervolle, durch die neue Erscheinungsform doppelt er­Kaiserliche Hoheit und die Schauspieler. Im Neuen Weg", greifende Darstellung der herrlichen Oper zustande. Nach acht Tagen dem bekannten Fachorgan der Schauspieler, veröffentlichte soeben ein lag auf fast allen Klavieren der Stadt der Klavierauszug der Dramaturg einen Artikel, der insofern recht trübe stimmte, als er Gludichen phigenie". Alles spielte und sang Gluck; die Militär­einen Geschäftsbetrieb entschleierte, in dem künstlerische Erwägungen| musit spielte auf der Parade die schnell populär gewordenen faum noch eine Rolle spiellen. Unsere Kenntnis der Schauspieler- Melodien. Da aber hatte unser Straßenjunge seine Glud- Studien psyche wurde dabei durch folgende Erzählung des Dramaturgen gemacht." bereichert:

leere

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Als ich gelegentlich eine etwa 38. Vorstellung eines Erfolgstüdes, Ein wenig interessanter sind nur die neuesten Briefe, die eine zu besuchen genötigt war, mich aber nicht der inzwischen natur­schon eingetretenen Müdigkeit und Gleichgültigkeit der Reichstagserfabwahl zum Gegenstand haben, bei der Herman von gemäß A., Rittergutsbefizer auf Dombrowe als fonservativer Kandidat Darstellung ausseßen wollte, verbreitete ich, aber lediglich vor startet. Dieser Hintergrund gibt dem Satirifer" der Deutschen   den Kulissen, die erfundene Nachricht, der Kronprinz werde Tageszeitung" Gelegenheit, seinem gepreßten Herzen Luft zu machen erscheinen, indem ich zunächst bei der Garderobeabgabe laut fragte, und in der Unterhaltungsbeilage alles das zu sagen, was ein ob dieses Gerücht denn auf Wahrheit beruhe, dann beim Eintritt Hofloge beopernglaste, und schließlich fonservativer Mann über die Lage denkt, im politischen Teil aber auffällig die meinen Nachbar zur Rechten wie den zur Linken nochmals ge nicht auszusprechen den Mut hat. heimnisvoll aber deutlich fragte, ob er es denn auch schon gehört habe. In der Foyerpause raunte man bereits allgemein davon, und nach der Vorstellung fragte mich glücklich ein beschäftigt ge­wesener Schauspieler, weshalb wohl, da die Hofloge ja leer ge­Seine Kaiserliche Hoheit infognito im Hause wesen wäre, gewesen sei, wie man bald nach Beginn der Vorstellung hinter den Kulissen gewußt habe. Wie das wahrhaft aus der Luft ge­griffene Gerücht dahinter gedrungen, fonnte feiner sagen; tat­fächlich aber spielten an diesem Abend sämtliche mitwirkende in so ausgezeichneter Stimmung, daß mein Trid durchaus seinen 3wed erreichte. Mit dieser armseligen Abhängigkeit von der Hofloge spotten die Schauspieler ihrer selbst und wissen nicht wie. Warum fand der einst so tapfere Neue Weg" nicht die Zeit zu einer sehr notwendigen sarkastischen Anmerkung?

" Ich habe eine wahre Scheu, in Versammlungen noch zu reden. Das ist fein fachliches Kämpfen mehr. Die Kanaillen wissen zu gut, daß unsereinem Anstand und gute Erziehung verbieten, ihnen auf ein Terrain zu folgen, wo sie sich heimisch fühlen. Schlägt man wirklich mal Töne warmen Gefühls an, holt man einmal mühsam aus dem tiefsten Herzen das Wahre, Echte heraus, was man sonst für heilige Stunden innerlichster Selbstbeschauung auf spart, dann steht hinierher solch dreckiger Bengel auf, der den Zwider mit Mühe auf der asiatischen Nase balanciert, und reißt ein paar schnoddrige Wise, und verflogen ist die Stim­mung. Wie ein Eiseshauch streichts über das eigene Herz, man fann nicht mehr mit, weil einem das bittere Gefühl die Kehle zu­mürgt: Sich wie deine Volksgenossen so gern die Treber fressen, die ihnen der Stammfremde hinwirft!"

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Humor und Satire. Luxemburg   und Meiningen  . Glaubst du, jemals ungerochen bliebe das System? Du irrst, und du spürst, was du verbrochen, ob du Sozi oder Fürst.

Db du nun mit scharfen Worten deine Meinung munter fagft, Schinderei als allerorten gang und gäbe laut beklagst Oder ob das Malträtieren durch Armeebefehl als Prinz du versuchst zu inhibieren, indirekt, doch gleichen Sinns Jedesmal erreicht der Rächer sicher dich, wer du auch sei'st, denn du fränktest, armer, Schächer, des Systemes heil'gen Geist. Bist du Prinz fogar, fo fezt man dich gelassen vor die Tür: lediglich den Prinzen schäßt man, nicht den Menschenfreund in dir. Aber diese roten Viecher setzt man, umgekehrt bemüht, möglichst rasch in Nummer Eicher. Dies der ganze Unterschied.

Kunstchronit.

Notizen.

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Franz.

Der populäre Gluck. Wie populär Glud in deutschen   Landen ist, davon gibt uns Rochus von Liliencron  , der vor ein paar Jahren verstorbene Germanist und Bibliograph, ein drolliges Pröbchen. Von einem liberalen Redner heißt es dann weiter: Liliencron   war kurze Zeit Theaterintendant in Meiningen  . Aus dieser ,, War da neulich so ein verlaufener Pfarrer im Kreise- Ne u Zeit erzählt er: Jch ging durch die Meininger Hauptstraße mit mann oder so ähnlich heißt er neu ist er jedenfalls in seinen einem ausgezeichneten fremden Virtuofen. Er hatte bei Hofe gespielt Die Väter des Kubismus". Albert Ueberzeugungen jedes Jahr. Der selige Proteus war ein Waisen- und sein Programm aus ernsten Tonstüden zusammengesezt. Für ein fnabe gegen ihn. Den hatte sich die Bande extra verschrieben, weil öffentliches Konzert wollte er dagegen ein richtiges Virtuosenprogramm Gleizes und Jean Metzinger   stellen zum erstenmal in Deutschland  noch ein Abglanz seiner pastoralen Würde auf allem was er sagte, aufstellen. Als ich dies widerriet, hielt er mir die gewöhnliche Redens- follektiv ihre Gemälde in der Kunstausstellung Der Sturm", Pots­lagerte. Seine ölige Redeweise, die mir beinahe Brechreiz ver- art entgegen: Das große Publikum verlangt das. Da schlendert damer Straße 134 a, aus. ursachte, machte natürlich auf unsere einfachen Leute Gindrud." eben vor uns die Hände in den Hosentaschen ein Straßenjunge, der Amundsens   Nordpolfahrt gesichert. Wer mit diesem Neumann gemeint ist, liegt auf der Hand. eine Melodie vor sich hinpfiff. Ich unterbrach meinen Nachbar mit norwegische Storthing hat soeben beschlossen, die 200 000 kronen Aber die Konservativen kämpfen mit blanken und anständigen der Frage: Erkennen Sie, was der Junge da pfeift?" Er horchte, zu bewilligen, die Roald Amundsen   zur Durchführung seiner Nord­Waffen, und wer das noch immer nicht glaubt, den belehrt vielleicht fah mich fragend an und rief erstaunt: Der pfeift ja eine Gludiche polexpedition auf der Fram  " noch nötig hat. Damit ist die Durchs ein Artikel eines besseren, der die Lüge verbreitet, daß schweize- Melodie!" Es war wirklich so: der Junge pfiff die erhabene führung des Unternehmens finanziell sichergestellt. Das Storthing rische Genossen wegen Spionage verhaftet worden seien, und daran Melodie des Oberpriesters aus Gluds phigenie in Aulis": hat die genannte Summe unter der Voraussetzung beivilligt, daß der anschließend von den Gefahren redet, die ein Sozialdemokrat im 3hr Könige, so hoch und doch Sterbliche nur!"" Ja, ja," sagte Staat für etwaige lleberschreitungen des Voranschlags unt 4 und day auch die Repara Reichstagspräsidium für das Vaterland im Gefolge haben werde: ich lachend, das ist die musikalische Bildung unserer Straßen- feinen Umständen aufkommt, Das des. Erpeditionsschiffes nicht aus Staatsmitteln

Ein Präsidium, das ebenso wie die Schweizer   Genossen, ver- jugend; berechnen Sie danach unser Konzertpublikum!"

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Lockt durch gleißendes Gold und durch den tief eingeprägten Haß flingt wie bloßer Zufall und Scherz und war dennoch viel werden darf.

bestr

Das