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Ministerrat für die innere Lage in B o s n i e n in Aussicht genommenen Kurs. Demnach werde in Bosnien   eine Reihe von Veränderungen der Walt um gs rechtlicher Natur ans dem Gebiete der Polizei, der Schule, des Ver- sammlungswesens zu gewärtigen sein, womit zugleich eine straffere Handhabung der Grenzpolizei zu erwarten sei. E i n Schritt bei dem serbischen   Kabinett werde in kürze st er Zeit erfolgen. Er werde, wie mit Bestimmtheit gesagt werden könne, keinen Eingriff in staatliche Hoheitsrechte Serbiens   enthalten. Nichts werde der serbischen   Regierung zugemutet werden, was als Affront oder Demütigung gedeutet werden könnte. Daher sei zu erwarten, daß die serbische Regierung den öfter- reichischen Forderungen auf Bestrafung der an der Anstif- tung des Attentats beteiligten Personen und auf Vorkehrun- gen zur Abstellung jener Uebelstände, deren Weiterbestand einen korrekten Nachbarverkehr ausschließen würde, voll und ganz Rechnung tragen werde. In der Demarche werde die serbische Regierung aufgefordert werden, gewisse Sicherheiten zu bieten, daß auch in Serbien  zukünftig die groß serbische Propaganda auf dem Gebiete der Monarchie von der serbischen Regierung nicht nur nicht begünstigt, sondern möglichst verhindert werde. Der Mfstanö in Albanien  . Koritza gefallen. Haag, 9. Juli. Der Kriegsminister hat folgende Depesche erhalten: Koritza ist am 6. Juli gegen Abend in die Hände der vereinigten Epiroten und Aufständischen gefallen. Die holländischen Offiziere befinden sich wohl- auf und sind auf dem Wege nach Valona  . Der mexikanische Konflikt. New Aork, S. Juli. Nach einem Telegramm aus Mexiko   hat dort der amerikanische   Minister des Auswärtigen im Senat und in der Kammer eine Denkschrift über die Meinungsverschieden- heiten der Vereinigten Staaten   mit Mexiko   verlesen. In dieser Denkschrift wird die Bereitwilligkeit der Regierung HuertaS zum Ausdruck gebracht, mit den Konstitutionalisten über Errichtung einer neuen provisorischen Regierung zu verhandeln und ferner die Bereitwilligkeit HuertaS, zurück- zutreten, falls man hierdurch zu einem sicheren Frieden ge- langen könnte. Zum Schluß gab die Denkschrift der Hoffnung AuS- druck, daß die südamerikanische Vermittlung zu einer engeren Ver- bindung der amerikanischen   Nationen führen möchte. Fortschritte der Konstitutionalisten. Nogales  (Mexiko  ), 9. Juli. Hier ist die Nachricht eingetroffen, daß die Konstitutionalisten Guadelajara eingenommen .haben. Ablehnung der Friedensvorschläge. Washington, 9. Juli. Nach Meldungen von der mexikanischen Grenze hat die P a r t e i C a r r a n z a s die Einladung der Vermittler zu zwanglosen Besprechun- gen mit den Vertretern Huertas nicht angenommen. Zrankreich. Eine verdächtige Geschichte. Paris  , 9. Juli. Di« Untersuchung gegen die in Beau- Moni verhafteten Russen Kiritschek und Trojanowski hat Anhaltspunkte dafür ergeben, daß die beiden mit zahlreichen Anarchisten in Verbindung standen. Bei Kiritschek wurde ein Schriftstück vorgefunden, das die Namen von etwa 20 aus- ländischen Anarchisten enthielt, die fast durchweg seit einiger Zeit von der Pariser   Polizei überwacht werden. Vier der- selben: Ustinow  , Gorodetzki, Gogelin und Abachitze wurden bereits festgenommen und nach dem Untersuchungsgefängnis gebracht. Kiritschek behauptet zwar, daß er die Verhafteten nicht kenne, weigert sich jedoch, irgendwelche Aufklärung darüber zn geben, wie er in den Besitz der bei ihm vorgefundenen Namens- liste gelangt ist. Einem Blatte zufolge neigt der mit der Angelegen- heit betraute Staatsanwalt Gazier von Poitiers zu der Ansicht, daß der Anschlag Kiritscheks und Trojanowskis nicht gegen den Kaiser von Rußland  , sondern gegen den Präsidenten der Republik gerichtet war, der nächsten Sonntag die Stadt Peronne  im Somme  -Departemcnt besuchen will. Der Ort, in dem die beiden Russen verhastet wurden, ist nur wenige Kilometer von der Bahn- linie entfernt, welche Präsident Poincare   bei seiner Reise benutzen wird. Auf Grund der mit Kritischek und Trojanowski vor- genommenen Verhöre ist der Staatsanwalt zu der Ueberzeugung ge- langt, daß es sich um ein e r n st e s Komplott handelt, und daß die Verhasteten, welche die Bomben nicht selbst hergestellt, sondern von Helfershelfern erhalten haben dürften, mit der Ausführung eines Attentats betraut waren. Wir meinen, daß diese Geschichte auf 100 Meter nach Sock- spitzelet riecht. Die englische Woche. Paris  , 9. Juli. Die Kammer nahm heute die gestern vom Senat genehmigten Kredite für die englische Woche der in Staatswerkstätten beschäftigten Arbeiter mit 522 gegen 11 Stim- - men an. Mus öer Partei. Zur Tagesordnung des Parteitags, mit der sie sonst einverstanden ist. schreibt die.Leipziger VolkSzta.':.Eins fehlt ein Punkt, dessen Erörterung uns notwendig erscheint: die Klassenjustiz. Die wüste Justizkampagne, die jetzt gegen die Sozialdemokratie im Gange ist. bedarf einer Beleuchtung auf dem Parteitag. Einmal kann ein solches Referat unfern Genossen im Lande nützliche An- leitung geben zur Ausnützung der Sache in der Agitation; außer- dem ist es wertvoll, vor der Oeffentlichkeit den Hintermannern dieses Treibens eine scharfe, deutlich- Antwort der ganzen Partei zu geben. Wir empfehlen deshalb dem Parteivorstand, d,e Tagesordnung um diesen Punkt zu ergänzen. Die Eröffnung des Parteitags findet am 13. September, ab-e n d S 6 Uhr, im Huttenschen Garten, Birchowstr. 2, statt. AuS den Organisationen. In einer Kreiskonferenz für den 8. sächsischen ReichStagswahl- kreis(P i r n a- S e b n i tz), die zum Parteitag Stellung nahm. führte der Abgeordnete des Kreises, Genosse Otto Rühle  , aus, daß die Frage des Massenstreiks in Würzburg   diskutiert werden müsse. Das Toben der Reaktion zwinge dazu, nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch zum Massenstreik Stellung zu nehmen. Auch die klugen Staatsmänner unter uns müßten sich schließlich den wirtschaftlichen Vorgängen beugen, und die Gewerk- schaften, die sich am heftigsten gegen den Massenstreik gesträubt hätten, würden vielleicht noch bei ihm Rettung suchen. Beim Bericht der Reichstagsfraktion werde die Kolonialpolitik und das Jt&i e x h o ch.zu Ausemanderjetzungen Veranlassung geben. Daß die Kolonialpolitik in ihrer heutigen Form kapitalistisch sei und des- halb grundsätzlch bekämpft werden müsse, darüber habe der Jnter- nationale Kongreß in Stuttgart   und auch das Handbuch für sozial- demokratische Wähler keine Zweifel gelassen. Dennoch habe sich in der Fraktion eine Minderheit gefunden, die bereit war, die Mittel zur Erbauung der Uruganda- und Ovambobahn zu bewilligen, weil diese Eisenbahnen angeblich Kulturzwecken dienten. Der Parteitag müsse weiteren Persuchen, unsere Stellung zur Kolonialpolitik nach kapitalistischen Nützlichkeitsgrundsätzcn zu orientieren und die prinzi- pielle Gegnerschaft preiszugeben, energisch entgegentreten. In der weniger wichtigen Frage des Kaiscrhochs hofft Redner, daß sich die Kreiskonferenz, der Parteitag und die überwiegende Mehrheit der Genossen im Reiche für die Haltung der Mehrheit der Fraktion entscheiden werde. In der sich an das Referat Rühles anschließenden Debatte stimmten alle Redner diesen Darlegungen zu. Angenommen wurde folgende Resolution:Die Konferenz billigt den Mehrheits- beschluß der Fraktion in der Frage des Kaiserhochs. Sie erwartet, daß die Fraktion auch in Zukunft eine unseren grundsätzlichen An- schauungen entsprechende Haltung einnimmt." Mit Rücksicht auf die Ausführungen des Genossen Rühle wird das Delegationsrecht zum Parteitag voll ausgenutzt und die Genossen Erfurt  , S t e r z e l und Redakteur T i e tz äls Delegierte gewählt. « Im Wahlkreise Grünberg-Frehstadt betrug die Mit- gliederzahl am Schlüsse des verflossenen Geschäftsjahres 977. Die Agitation im Wahlkreise, der 8 Städte, 178 Dörfer und III Guts- bezirke umfaßt, ist sehr schwierig und wird außerdem noch durch den Mangel an Versammlungslokalen gehemmt. Zur Verbreitung gelangten 75 000 Flugblätter und 14 000 Volkskalender. Die Zahl der sozialdemokratischen Gemeindevertreter beträgt zurzeit 23 in 12 Ortschaften._ Schweizer   außerordentlicher Parteitag. Die schweizerische Sozialdemokratie wird am 15. und 16. August in Bern   tagen, um in erster Linie zum Fabrikgesetz, das parlamentarisch durchberaten ist und das im Herbst Gesetz wird, wenn nicht dreißigtausend Bürger das Referendum verlangen, Stellung zu nehmen. Referenten werden die Genossen Eugster und S i g g- Genf   sein. Sollte die Sozialdemokratie oder eine andere mächtige Gruppe das Referendum ergreifen, so ist das Schicksal des parlamentarischen Kompromisses in der Volks- abstimmung besiegelt. Der Entscheid des Parteitags ist noch un- gewiß, die leitenden Parteiinstanzen sind gegen Ergreifen de? Referendums. Der Parteitag wird auch programmatisch Stellung nehmen zur Erneuerungswahl des Nationalrats im Herbst(Referenten: M a n z- Zürich und G o l a h- Lausanne) und zur ebenfalls im Herbst statt- findenden Volksabstimmung über den eidgenössischen Proporz. Weiter wird sich der Parteitag mit dem Internationalen Kongreß in Wien   und mit der Schaffung eines Parteisekretariats an Stelle des jetzigen Gemeinschaftssekretariats mit dem schweizerischen Grütliverein beschäftigen. DerFall Bruppacher" soll erst im nächsten Jahr vor den Parteitag gelangen bis dahin werden sich die erhitzten Gemüter allseitig abgekühlt haben. Soziales. Rutschen Sie mir den Buckel runter. Nach der Vorschrift des Z 71 des Handelsgesetzbuches berechtigt eine erhebliche Ehrverletzung des Angestellten durch den Prinzipal den Angestellten, das Dienstverhältnis gemäߧ 70 H.G.B,(in- folge wichtigen Grundes) ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist aufzulösen. Die Feststellung darüber, ob eine erhebliche Ehrver- letzung liegt, ist dem Ermessen des Gerichts überlassen, das die einzelnen Tatbestandsmerkmale zu prüfen und unter Berück- sichtigung der gegebenen Situation zu beurteilen hat, wann eine erhebliche Ehrverletzung vorliegt. Am Dienstag wurde vor dem Reichsgericht die Frage erörtert: ob die oben genannte Redewendung stets als erhebliche Ehrverletzung zu erachten sei. Ein mit mehr als 6000 M. angestellter Subdirektor der Deut- schen Lcbensversicherungsbani in Lübeck   geriet mit seinem Vor- gesetzten, dem Leiter der Spezialdirektion der Bank in Frankfurt  a. M. in lebhafte Mcinungsdifferenzen. Der Leiter der Spezial- direktion suchte die Auseinandersetzung durch die wenig schmeichcl- hafte BemerkungRutschen Sie mir den Buckel runter!" end- gültig abzubrechen. Der Kläger   wurde nun erregt, verwahrte sich dagegen und hielt dem M. vor. daß er jahrelang für die Gesell- schaft gearbeitet habe und daß alles darauf hinauslaufe, uni ihn letzt hinauszudrängen. M. erwiderte darauf:Machen Sie, daß Sie aus dem Kontor hinauskommen!" Der Kläger   verließ nun- mehr das Geschäftslokol und teilte dem M. am Tage darauf schriftlich mit,. daß er in der RedensartRutschen Sie mir den Buckel runter" eine Ehrverletzung finde und die ganze Aus- eina Übersetzung als einen inszenierten Vertragsbruch ansehe. Er trete infolge Vorliegens eines wichtigen Grundes von dem An- stellungsvertrage zurück und werde gemäߧ 70 Absatz 2 H.G.B. Schadensersatzansprüchc erheben. Ter Leiter schrieb darauf, daß der Bertrag unbedingt von beiden Seiten inne zu halten sei. Die Verweisung aus dem Kontor sei nur wegen des ungebührlichen Betragens erfolgt, einer weiteren Tätigkeit bei respektvollem Bc- nehmen stehe gar nichts im Wege. Das Laiid geruht, das Kammergericht und nun auch das Reichs- gcricht haben den Kläger mit seiner Klage abgewiesen. Unter den gegebenen Umständen sei die Aeußerung des M. als eine Ehr- Verletzung nicht aufzufassen. Sie war allerdings so führt das Kammergericht aus unhöflich und dem Verkehr unter gebildeten Leuten nicht entsprechend, doch war sie nicht so ehrverletzcnd, daß dem Kläger   die Wiederaufnahme der Arbeit nach dem Schreiben des M. nicht wieder hätte zugemutet weden können. Wegen Pietätsbezeugung bestraft. Das Reichsgericht fügte dem Kranz seines Unruhms am Mittwoch ein neues Blatt bei. Es bestätigte ein Urteil des Landgerichts Dortmund   mit der Formel, die Revision schei- tcre an dertatsächlichen Feststellung" des angegriffenen Urteils, dasohne erkennbaren Rechtsirrtum" angenom- men habe, ein Leichenbegängnis werde durch Bezeugung her- gebrachter Pietät zu einemungewöhnlichen". Am 6. Oktober v. I. fand in Lütgendortmund die Beerdigung des Bergmannes Schultz  , eines Mitgliedes des sozialdemokratischen Wahlvereins, statt. An der Spitze des Leichenzuges gingen die späteren Angeklagten Witt und Willner, einen Kranz mit roter Schleife tragend, und neben ihnen Hippel als Vorsitzender des Ver- eins. Als der Polizeikommissar R. den Kranz mit der roten Schleife erblickte, forderte er die beiden Kranzträger auf, die Schleife zu entfernen. Daraufhin sprang Richter hervor und rief dem Beamten zu:Ihr wollt Christen sein? Ihr seid schöne Christen! Scheu- sale!" Auf Grund dieser Aeußerungen ist Richter wegen öffentlicher Beleidigung zu 100 M.. Witt, Willner und Hippel wegen Ueber- tretung des Vereinsgesetzes zu je 15 M.(Ycldstrafe verurteilt. Das Gericht nahm an, das Leichenbegängnis wegen der großen roten Schleife an dem vorangetragenen Kranze sei nicht mehr ein ge- wohnliches Leichenbegängnis, sondern einungewöhnliches", eine politische Demonstration", einöffentlicher Umzug" ohne Polizei- lichc Genehmigung geworden. Daß diese Art der Beerdigung die bei Leichenbegängnissen von Sozialdemokraten übliche seit Jahren ist, hinderte das Gericht nicht an seiner der Wahrheit widersprechenden Feststellung".. Das Reichsgericht verwarf die gegen das Urteil eilt- gelegte Revision. Es hat damit also ungewollt sich zu der schnurrigen Rechtsnorm bekannt: die Bezeugung her- gebrachter Pietät wird zu eineraußergewöhnlichen", wenn der Beerdigte ein Sozialdemokrat ist. Und dennoch gibt es KMe. dis bss WÄten vM MssenjiM fegfiieitgn, Mus Inöustn'e und Handel. Die englische Berufsstatistik. In einem über 1000 Seiten starken Bande hat die englische Regierung soeben die Resultate der Volkszählung des Jahres 1911 veröffentlicht, die sich auf die Berufseinteilung der Bevölle- rung beziehen. Die zahlreichste Bcrussklasse war im Jahre 1911 die Klasse der Dienstboten, die 1302 348 Personen umfaßte; davon waren 1260 673 weiblichen und 41 765 männlichen Geschlechts. Gegen 1901 ist ein Rückgang namentlich in der Zahl der weiblichen Dienstboten unter 25 Jahren zu verzeichnen. Die amtlichen Ziffern dokumentieren demnach die Klage der Bourgeoisie über Ae Dienst- botennot und stützen auch die im täglichen Leben oft gemachte Er- sahrung, daß sich die Mädchen der Arbeiterklasse immer mehr an- deren Berufen zuwenden, die ihnen mehr Bewegungsfreiheit ge- statten. Beschäftigt waren im ganzen Lande 11453 665 männliche und 4 830 734 weibliche Personen. Von den 18 Berufen, in denen mehr als 200 000 Personen arbeiten, steht die Landwirtschaft an zweiter Stelle. Sie beschäftigt 1 134 714 männliche und 94 841 weib- liche Personen, oder 106 633 Personen mehr als im Jahre 1901. Diese bemerkenswerten Ziffern stehen im schroffsten Widerspruch zu den Angaben über die Landflucht, die beständig von den libe- ralen Landreformcrn gemacht werden. Teilweise werden sie sich durch die genauere und systematischere Zählung erklären lassen; aber die in der englischen Landwirtschaft beschäftigte Bevölkerung, die vom Jahre 1851 bis zum Jahre 1901 beständig im Abnehmen be- griffen war, wird sich auch wohl infolge der au; die hohen Lebens- mittelpreise der letzten Jahre zurückzuführenden �Prosperität der Landwirtschaft vermehrt haben. Nach der Landwirtschaft beschäftigen die meisten Personen: der Kohlenbergbau(968 051 männliche und 3185 weibliche Personen), das Baugewerbe(814 989 männliche und 2953 weibliche Personen), die Baumwollindustrie(250 901 mann- liche und 372 834 weiblich« Personen). Interessant ist es auch, zu erfahren, welche Rolle die Frauen im englischen Erwerbsleben spielen. In 7 von den 18 Berufen, die mehr als 200 000 Personen beschäftigen, überwiegen die Frauen. So bei den Dienstboten, in der Baumwollindustric(250 911 mann- liche und 372 834 weibliche Personen), in der Damenschnciderei (333 129 Näherinnen gegen 3826 männliche Personen), im Lehrer- beruf(211 183 Lehrerinnen gegen 89 648 Lehrer), in der Schneiderei (127 527 weibliche gegen 127 301 männliche Personen), in der Woll- industrie(127 637 weibliche gegen 105 552 männliche Personen), im Weißwarenhandel 110 955 weibliche gegen 93171 männliche Per- sonen). Die Zahl der beschäftigten alten Frauen hat infolge des Alterspensionsgesetzes abgenommen, die der jungen Frauen hat zu- genommen. Von den 4 830 734 beschäftigten Frauen waren 980191 verheiratet und 411 011 Witwen. Ter größte Prozentsatz unver» heirateter Frauen wurde in Lancashirc beschäftigt, wo in Städten wie Preston  , Burnleh, Blackburn 74 bis 78 Proz. aller unvevhei- rateten weiblichen Personen(über 10 Jahre) beschäftigt wurden. Die Zahl der weiblichen Dienstboten, Textilarbeiterinnen und Nähe- riynen nahm gegen das Jahr 1901 ab, doch die Zähl der weiblichen Büreauangestellten verdoppelte sich zwischen 1901 und 1911. Auch in anderen ähnlichen Berufen ist eine beträchtliche Zunahme der weiblichen Arbeitskräfte zu verzeichnen. Das Problem der Kinderarbeit beleuchten folgende Ziffern der Statistik. Von 2 812 433 Kindern im Alter von 10 bis 14 Jahren mußten 146 417 an die Arbeit(97 141 Knaben und 49 276 Mädchen). Mehr als die Hälfte der kleinen Mädchen arbeitete in der Textil- industrie; ein Drittel von den übrigen waren Dienstboten. Von den Jungen waren 24 870 Boten, 14 387 arbeiteten in der Baumwoll- industrie und 6391 in der Wollindustrie, 8252 waren Zeitungsaus- träger, 8121 arbeiteten im Kohlenbergbau(5371 davon unter Tage) und 7803 arbeiteten in der Landwirtschaft. In Lancashire   gab es 37 und in West-Aorkshire 18 Städte mit einer Bevölkerung von 5000 bis 50 000, in denen mehr als 25 Proz. der Knaben und Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren im Jahre 1911 an die Arbeit mußten. In vielen Städten hat sich die Zahl dieser beschäftigten Kinder in dem Jahrzehnt des Berichts prozentual vermehrt. Man nennt diese Kinder, die meist in der Textilindustrie arbeiten, die Halbzeitler", weil sie während der einen Hälfte des TageS in der Fabrik arbeiten und wahrend der anderen Hälfte in der Schule Unterricht genießen, wenn sie nicht vor Müdigkeit einschlafen. Der Bericht wirft auch sonst viel interssantes Licht auf die Wirt- schaftliche und soziale EntWickelung Englands. So erfährt man, daß die Gruppe der Kraftwagenführer, von denen man im Jahre 1901 erst 623 zählte, im Jahre 1911 49 943 Personen umfaßte. Diese schnell« Zunahme veranschaulicht recht deutlich die Wandlung, die sich im Stratzcnbild der englischen Städte vollzogen hat. Beachtens- wert ist auch die Zunahme der Zahl der katholischen Priester, die infolge der Einwanderung aus Frankreich   von 2849 auf 3302 stieg. Der Goldbestand der Zentralbanken. In nachstehender Neber« ficht wird zu zeigen versucht, wie sich der Goldbestand der wichtigeren europäischen   Zentralbanken in den letzten Jahren bis einschließlich 1913 entwickelt hat. Es betrug in Millionen Mark der Goldbestand am Schlüsse der nachstehenden Jahre: 1909 1910 1911 1912 1913 Deutsche Reichsbank. 681.06 661.64 727,76 776.65 1 169.97 Schweiz  . Nationalbank 99,15 124.49 128,53 138,51 135,96 Oesterr.-Ungar. Bank. 1 150.92 1 122,47 1 098,08 1 023,36 1 054,83 Bank von Frankreich  . 2 796,30 2 623,54 2 565,16 2 565,86 2 806.15 Niederländische Bank. 205,66 212,11 238,61 275,01 257,53 Bank von Italien  .. 760,66 780.18 806,34 817,62 886,11 Bank von England.. 665,61 639,66 661,73 618,71 713,65 Russische   Staatsbank. 2 544,52 2 661,04 2 714,91 2 867,15 3 375,24 Im Laufe von vier Jahren hat sich der Goldbestand der auf- geführten Zentralbanken von 8 903,88 Millionen Mark auf 10 299,44 Millionen oder um 1 395,56 Millionen gehoben. Davon entfallen nicht weniger als 1211,57 Millionen auf dos Jahr 1913. Es ist kein Zufall, daß gerade diese? Jahr die Ansammlung der Goldvorräte beschleunigte. Es waren keineswegs bloß rein wirtschaftliche Gründe, die diese Steigerung der Goldvorräte in den Zentralbanken herbeiführten, sondern vermutlich wirkten politiscke Motive noch stärker. Die Russische   Staatsbank hat im Jahre 1913 ihren Goldbestand um 408,09 Millionen Mark vermehrt, die Deutsche Reichsbank um 393,32, die Bank von Frankreich um 240,29, die Bank von England   um 94,94 Millionen Mark. Die Oesterreichisch- ungarische Bank zeigt dagegen nur ein ganz geringes Mehr gegen 1912, gegen die früheren Jahre sogar einen stetigen Rückgang, Im laufenden Jahre hat sich die Ansammlung von Gold bei den Zentralbanken fortgesetzt. Vor allem war eS die Bank von Franl- reich, die ihre Goldbestande ganz wesentlich steigerte. Letzte Nachrichten. Wilhelms Abschied? Wien  , 9. Juli.  (Hd.) Heute findet in Durazzo   ein Kronrat statt, an dem alle in Durazzo   anwesenden Notabcln teilnehmen werden. Zwei belgische Militärflieger verunglückt. Hasselt  (Belgien  ), 9. Juli.  (W. T. B.) Auf dem hicsigcü Flugplatz geriet ein Militärflugzeug gegen die Schuppen, wobei die Insassen, Leutnant Hurbert tödlich und Leutnant Poot leicht verletzt wurden.__ Folgenschwere Brandstiftung. Radolfzell  , 9. Juli. In Steißlingen   brannten infolge Brand- stiftung vier Zdebengebäude des dortigen Gasthauses nieder. Ein Mann wurde von niederstürzenden Balken erschlagen, ein anderer schwer verletzt. Der Brandstifter konnte verhaftet werde«.