seien, als Zeugen zu melden hatten. Dieser Be- schlnß hatte das Ergebnis, daß setzt alle Mitglieder des Vereins in die Zeugenliste wollen. Man kann dem Verein für den Mut und die Entschlossenheit, mit der er vorgeht, nur gratulieren. Aber für die Kriegsgerichte, mit denen jetzt der Kriegsminister.arbeiten will, und für das militärische Be- schwerderecht ist die Meldung der tapferen Kricgervereinlcr sicher nicht schmeichelhaft. Uebrigens möchten wir bemerken, daß A n m e I- düngen von Zeugen, die Soldatenmißhandlungen erfahren haben, uns nach wie vor dringend nötig erscheinen. Falls Herr v. F a l k e n h a y n den Kampf wieder aufnehmen sollte, soll er unsere Rüstung noch ganz wesentlich verstärkt finden._ Ter neue Köllerkurs im„meerumschlungenen" Vaterland. In Schleswig , oder, wie unsere großen Patrioten sagen, in der „Nordmark", regnet es wieder Ausweisungsbefehle. Die„B. Z. am Mittag" meldet, am Donnerstag sei in Flensburg 30 reichs- dänischen Dienstboten und Gesellen, die bei dänisch gesinnten Arbeit- gebcrn in Stellung sind, mitgeteilt worden, daß sie innerhalb acht Tagen neuen Dienst bei Deutschgesinnten zu suchen oder das Land zu verlassen hätten. Zugleich wird dem„Verl . Lokal-Anzeigcr" aus Kopenhagen berichtet, daß im Laufe der letzten Woche aus Nordschleswig eine große Anzahl Ausweisungen oder Aufforderungen zum Verlassen nordschlcswigschen Gebiets erfolgt sind. Es handle sich hauptsächlich um Dänen aus dem Königreich, die bK dänisch gesinnten Leuten in Nordschleswig in Arbeit stehen. In Toftlund seien am Donners- tag vierzig Personen aufs Rathaus gerufen worden, wo ihnen mitgeteilt wurde, daß sie Nordschleswig binnen acht Tagen zu ver- lassen hätten, widrigenfalls sie ausgewiesen würden. Es wurde ihnen aber freigestellt, bei Deutschen Arbeit zu suchen. In Haders- leben wurden zehn Personen aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Reichstagsabgeordnete in den Kolonien. In den nächsten Tagen werden vier Reichstagsabgeordnete die Fahrt nach Dcutsch-Ostasrila antreten, und zwar dieHerrenMumm sWirtsch. Vg.), Jckler und Keinath lnatl.f, Irl(Z.). Mumm und Keinath hatten in der Budgetkommission Kolonialrefcrate. Von Herrn Jckler und dem Zünstler Irl ist aber nie bekannt geworden, daß sie jemals besonderes Interesse für die Kolonien bekundet hätten, um so mehr eignen sie sich aber zweifellos dazu, im nächsten Winter als„Kolonialsachverständige" zu fungieren und die Nützlich- keit neuer Kolonialausgaben zu beweisen. Wozu üer Lärm? Frankfurt a. M., den 10. Juli. Die„Franks. Ztg." meldet aus Wien : In inspirierten Preßäußerungen wird zu- gegeben, daß man von Serbien die Fortsetzung der Polizei- liehen Untersuchungen auf serbischem Gebiet, die Bestrafung der Schuldigen und die Auflösung der großserbischen Kampf- organisation verlangt. Die gedämpfte Sprache der in Fühlung mit dem Auswärtigen Amte stehenden Presse und die Ver- meidung des Ausdrucks einer diplomatischen Demarche wird wohl darauf zurückzuführen sein, daß während der letzten Krise der Presseleitung zu deutlich der Vorwurf gemacht wurde, die Oeffentlichkeit zu alarmieren. So ist man denn zur entgegengesetzten Taktik übergegangen. Die ernste Sprache, die von den Berliner Offiziösen geführt wird, ver- folgt offenbar auf anderem Wege den gleichen Zweck, den Serben zu bedeuten, daß sie es im eigensten Interesse auf nachdrücklichere Vorstellungen nicht ankommen lassen mögen. An den maßgebenden Stellen in Wien herrsche die lieber- zeugung, daß Serbien keine Schwierigkeiten machen werde, womit allerdings auch die Auffassung Hand in Hand geht, daß die serbischen Versprechungen und etwaigen Maßnahmen an den Tatsachen der großserbischen Propaganda nicht viel ändern werden. Es ist heute schon gewiß, daß eine serbische und selbst eine ausländische Untersuchung in den serbischen Organisationen nichts inehr vorfinden werde, das irgend- welche Beziehungen dieser Vereinigungen mit dem Attentat beweisen würde. Vom 28. Juni bis zur Mitte des Juli ist Zeit genug, um kompromittierende Schriftstücke zu beseitigen. Eine serbische Erklärung des Verzichts auf die großserbischen Pläne wird wohl notgedrungen auf die schon zum Jrredentis- mus erzogenen österreichisch-ungarischen Serben kaum irgendwelchen Eindruck machen, und aufgelöste Kampforganisationen können am anderen Tage schon unter anderem Namen mit anderen offiziellen Zielen wieder auf- tauchen. Sieg öer Verfassungsparteien in Dänemark . Kopenhagen , 10. Juli. Bei den heutigen Lands- t h i n g s w a h l e n wurden 20 Rechtsstehende, 3 Freikonser- vativc, 20 Linksstehende, 5 Radikale und 4 Sozialisten gewählt. Die Rechte verliert 3 Sitze. Von den 12 vom Könige ernannten Mitgliedern sind 9 Anhänger der Re- gierungsvorlage betreffend die Berfas sungsände- r u n g, so daß das neue Landsthing aus 38 Anhängern und 28 Gegnern dieser Vorlage besteht. Das aufgelöste Landsthing zählte 33 Anhänger und 33 Gegner dieser Vorlage. lUfter gegen homerule. Belfast , 10. Juli. Die heutige Ankunft Cor s ans gab Ge- legenheit zu einem allgemeinen Feiertag. Die A n g e- stellten der Schiffswerft verließen früh ihre Arbeit. Auf den Straßen bildeten Tausende von Menschen Spalier und bereite- ten Carson einen begeisterten Empfang. Eskortiert von 400 voll- ständig bewaffneten Freiwilligen und einer Radfahrerabteilung von 50 Mann begaben sich Carson und die übrigen Unionistenführer zu der Versammlung des Unionistenrates. Tie erste von Carson einberufene Versammlung der p r o v i- sorischen lllsterregierung ist zusammengetreten. Die Ver- Handlungen sind geheim und werden in der Ulsterhalle abgehalten, die von 400 bewaffneten Freiwilligen bewacht wird. In der Versammlung befinden sich der Herzog von Abercorn, Marquis von Londonderrh und unionistische Parlamentsmitglieder von Ulster . Neue Kampfansage. Belfast , 10. Juli. Große Begeisterung kennzeichnete die heutigen Verhandlungen der ersten Versammlung der Regierung von Ulster . Es wurde ein Antrag angenommen, in welchem es C a r- s o n überlassen wird, zu sagen, wann ein entscheidender Schritt unternommen werden solle, und in welchem erklärt wird, die Freiwilligen seien jeden Augenblick für die Mobil- machung bereit. Edward Carson sprach in sehr ernstem Tone. Er beklagte es, daß die Haltung der Regierung sehr unbe- friedigend sei, und erklärte: für die getreuen Ulsters sei der Augen- blick gekommen, ihre Worte in Taten umzusetzen. Ulster habe sich um den Frieden bemüht, werde aber keinen Frieden, mit Unter- werfung BweZMg,.— � v Der /tufftanü in Albanien . Durazzo, 10. Juli. (Meldung der Agenzia Stefan!.) Die Epi roten nebst griechischen Truppen haben alle Gebiete, welche auf Grund der Londoner Abmachungen geräumt worden waren, bis auf vier Dörfer wieder besetzt; auch diese werden von den albanischen Streitkräften wegen der Aussichtslosigkeit einer Ver- teidigung geräumt werden. Die Bevölkerung flüchtet nordwärts._ Der mexikanische Konflikt. Die Einnahme von Guadalajara . Saltillo , 10. Juli. General Obregon hat Carranza über die Einnahme von Guadalajara noch gemeldet, daß die Bundes- truppen vollständig geschlagen seien, daß er Herr der Stadt sei und 5000 Gefangene sowie Waffen und Munitions- Vorräte erbeutet habe; der entscheidende Kampf habe am 7. Juli stattgefunden._ Ungarn . Konfiskation eines„Borwärts"-Artikels. Aus Budapest wird uns berichtet: In Nr. 170 des „Vorwärts" vom 1. Juli d. I. erschien der Leitartikel„Erz- herzog Franz Ferdinand " aus der Feder des Wiener Korrespondenten. Die„Westungarische Volksstimme" druckte den Artikel vollinhaltlich ab und wurde deshalb k o n- f i s z i e r t. Gegen den Redakteur des Blattes wurde die Anklage wegen Majestätsbeleidigung erhoben, ßrankreich. Der Senat gegen die Postbeamten. Paris , 10. Juli. Die Finanzkoinmission des Senats hat soeben eine bedeutungsvolle Entscheidung getroffen. Mit 13 gegen 1 Stimme hat sie abermals trotz des Einspruchs des Ministers Thomson die Kredite abgelehnt, die für den Wohnungsgeld- z u s ch n ß der unteren P o st b e a m t e n erforderlich sind. Die erste Ablehnung dieser Kredite durch die Koin- Mission und den Senat hat zu der A r b e i t s e i n st e l l u n g- beim Pariser Hauptpostamt geführt. Ein Amnestieantrag. Paris , 10. Juli. Die Justizreformkommiffion hörte heute nach- mittag die Ausführungen Vivianis und Bienvenu Ma�- t i n s über den von den geeinigten Sozialisten eingebrachten A m- nestiegesetzentwurf. Viviani erklärte, daß er den Eni- Wurf annehme, jedoch die wegen antimilitaristischer Pro- paganda Verurteilten, ferner die wegen a n a r ch i st i- scher Umtriebe und wegen Sabotage Verurteilten a u s-- nähme. Was die Deserteure beträfe, so könne er die Amnestie nur für diejenigen billigen, die innerhalb von 6 Monaten nach erfolgter Fahnenflucht zu ihren Korps zurückgekehrt seien. Hinsicht- lich der wegen Meuterei anläßlich der Genehmigung des Dreijahres- gesetzes verurteilten Soldaten erklärte Viviani, daß für diesen Fall nur 9 Soldaten in Frage kämen. Drei würden vollständig be- gnadigt werden, bei fünf anderen werde die Strafe umgewandelt werden, und nur einer, der sich seit seiner Verurteilung schlecht geführt habe, werde auf keine Milde zu rechnen haben. Der Attentatsschwindel. Paris , g. Juli. Die Blättermeldung, wonach der Staats- a n w a l t von Pontoise der Ansicht sei, daß die verhafteten rufst- schen Anarchisten einen Anschlag gegen den Präsidenten P o i n c a r e planten, wird vom Untersuchungsrichter als v o l l- ständig unbegründet bezeichnet. . Englanü. Die Rüstuvgssrage. London , 10. Juli. Im Unterhause wurde heute die Be- ratung des Budgets des Ministeriums des Aeußern fortgesetzt. Der Liberale P o n s o n b y sprach des tängeren über die Wirkung der auswärtigen Politik auf die Rüstungen und sagte: der Flottenbesuch in Kiel habe die Besserung in den deutsch -englischen Beziehungen zum Ausdruck gebracht. Aber er müsse fragen: warum die Besserung keinen Einfluß aufdie Rüstungen habe, die weiter im Steigen seien? Marine- minister Churchill habe nur gelegentlich einer Ansprache in einer Parteiversammlung in den Provinzen den phantastischen Vorschlag eines Flotten feiertages gemacht, und England könne nicht erwarten, daß Deutschland unter diesen Umständen darauf reagiere. Es sei ein sehr langwieriger und heikler Prozeß, die europäischen Regierungen dazu zu bringen, sich gemeinsam mit dieser Frage zu beschäftigen. Wer er glaube,' daß ein Weg gefunden werden könnte, die unerträgliche Last, welche die Völker der Welt schwer niederdrücke, zu erleichtern. Sie Edward G r e y beantwortet darauf eingehend verschieden« Einzelfragen und fuhr dann fort: Die Rüstungsausgaben sind eine Frage von sehr großer Bedeutung, aber ich habe nichts Neues zu sagen. Ich nehme kein Wort von dem zurück, was ich über die Bedeutung und den Ernst der Frage gesagt habe. Ich habe mein Bestes getan, meinen Gefühlen starten Ausdruck zu verleihen. Aber ich kann nicht sagen, daß sie in den anderen großen europäischen Ländern viel Widerhall gefunden hätten. Ich wünschte, ich könnte hoffnungsvoller sprechen, als ich es tue. Wenn von Zeit zu Zeit von einem Lande allein der Versuch gemacht worden ist, auf direktem Wege eine Beschränkung der Rüstungen einem frem- den Lande vorzuschlagen, so ist dies stets als ein Versuch betrachtet worden, seine Handlungsfreiheit zu beschränken und zu kontrollieren, und ist übel aufgenommen worden. Infolgedessen war es nutzlos, einen direkten Vorschlag zu machen. � Grey fuhr fort, es gebe eine Methode, bessere Beziehungen zu schaffen, die er die Methode indirekter Beeinflussung nennen möchte. Es sei zweifellos, daß, soweit die Großmächte in Frage kämen, die Beziehungen sich in einigen Fällen ge- bessert hätten. Die Großmächte seien über die Balkankrisis hin- weggekommen, und die Beziehungen unter ihnen seien bedeutend besser, als irgend jemand hätte voraussehen können; dennoch dauere das Anwachsen der Rüstungen fort. Er bezweifele die Be- hauptung Ponsonbys, daß die ursprüngliche Verantwortlichkeit dafür auf England laste. Es sei höchst bemerkenswert, daß das Au- wachsen der Rüstungsausgaben in Europa im vergangenen Jahre nicht auf maritimem, sondern aus militärischem Gebiete gelegen hätte; dafür aber sei England nicht verantwortlich. Trotzdem die Nationen die besten Beziehungen zueinander unterhielten, dehnten sie doch ihre Rüstungen aus. Es sei sehr schwer, dies zu begründen oder anzugeben, wie dem Einhalt zu tun sei. Er sehe für den Augen- Tick keine Abhilfe, wenn nicht in dem Glauben, daß der ge- unde Verstand der öffentlichen Meinung zu Hilfe o m m e n werde, wenn die Dinge anfingen, unerträglich zu werden ind eine Einschränkung der Rüstungsausgaben veranlassen werde. Wir müssen darauf bedacht sein, daß wir nicht in bezug auf ie Ausgaben die Treibenden sind, und wir hatten uns bemüht, avserg JuSgabei; m gewijjen Grenze� zu galten, Grsh mißbilligte sodann die Kritik Pens o n b 1s§ an Churchill und sagte, Churchill habe an die Methode, die er für die Herab- setznng der Rüstungen verfochten habe, geglaubt, er habe nickt die geringste Absicht gehabt, durch die Art, wie er sie an die Ocsfent- lichkeit gebracht, irgendein anderes Land zu beleidigen. England sollte sein Möglichstes im Haag oder anderswo tun, um alles zu ermutigen, was eine Herabsetzung der Riistungen herbeizuführen berechnet sei. Er jedoch werde sicherlich es nicht unternehmen— vielmehr werde er sich dem auf jede mögliche Weise widersetzen—, anderen Ländern direkte Vorschläge zu machen, solange eine Wahrscheinlichkeit vorhanden sei. daß sie übel ausgenommen wür- den als Versuche, einen Druck auszuüben. Er möchte lieber, obwohl auch das noch keinen großen Erfolg hätte, auf die indirekten Folgen der Bemühungen Englands vertrauen, zwischen sich und den fremden Ländern die guten Beziehungen zu fördern, in der Hofffrung, daß dies und der Druck der öffentlichen Meinung schließlich seine Wirkung ausüben werde. Darauf wurde der Etat angenommen. Mus öer Partei. Sozialistische Blindenlitcratur. Von der„Neuen Zeit", Organ zur Pflege sozialistischer Welt- anschauung unter den Blinden deutscher Zunge, sind die Nummern 4 und 5 des fünften Jahrgangs erschienen. Die Höfte haben folgen- den Inhalt: Unser Endziel(Fortsetzung).— Unter Militärdiktatur. — Fürsorgeerziehung und Wucherpolitik.— Wie ich Sozialistiu wurde. Von Helen Keller.— Christlicher Geisteskamps. Von P. Richtsteig.— Feuilleton: Novelle von Oskar Baum. — Die Uhr. Von Maxim Gorki. — Aus der Gegenwart: Die Wehrsteuer. Sozialdemokraten sind minderwertig. Vom Rüstungswahnsinn.—> Sozialistische Wählerfolgc im Ausland.— Notizen.— Quittung Hierzu die regelmäßig mit jedem Heft erscheinende wissenschaftliche Beilage.— Die Zeitschrist, die in Braillescher Kurzschrift gedruckt wird, erscheint alle zwei Monate einmal und lostet im Abonnement jährlich 3,60 M. für Deutschland und Oesterreich-Ungarn und 4,50 M. für die übrigen Staaten.— Das Blatt wird nrcht im Buchhandel vertrieben, sondern ist nur von A. Mendt, Berlin N, 20,, W i e s e n st r. 3«, zu beziehen. Von dort kann auch das in Blinden- druck(Braillescher Kurzschrift) erschienene„Kommunistische Man!» fest" bezogen werden. Anfragen und Bestellungen sind an die genannte Adresse zu richten. Die Parteigenossen werden gebeten, die ihnen bekannten Blinden aus das Organ wie auf das Manifest aufmerksam zu machen.___ polizeiliches. Gerichtliches usw. Eine Landratsbcleidigung? Der Reichstagsabgeorbnete für den Wahlkreis Naumburg-Weißenfels-Zeitz, Genosse Thiele, soll anscheinend wegen einiger Aeußerungen'belangt werden, die er vor zwei Jahren in einer öffentlichen Versammlung in Neundorf gemacht hat. Die Neundorfer Einwohnerschaft war damals sehr empört darüber, daß die Gemeinde zu den Kosten einer Wasserlci» tung beitragen und Wasserzins bezahlen sollte. Sie war der Mei» nung, daß die Leitung von der Ricüekschen Braunkohlengescllschaft zu errichten sei, weit durch deren Grubcnanlagen die natürlichen Wasserquellen versiegt waren. In der Versammlung in Neundorf hatte Genosse Thiele dem Landrat v. Richter, der mit den Ver- tretern der Gesellschaft schon seit Jahren wegen der Wasserangelegen- heit verhandelt hatte, den Vorwurf gemacht, die Interessen der Ge» meinde nicht genügend wahrgenommen zu haben. Nun, nach zwei Jahren, wurde Genosse Thiele vom Untersuchungsrichter in Halle über diese Aeußerungen vernommen. Der Staatsanwalt hat„im öffentlichen Interesse" Anklage wegen Beleidigung des Landrats gegen ihn erhoben.__ Das„unsittliche" Partciblatt. Wegen Sittlichkeitsvergehens verurteilte die B r e s l a u e r Strafkammer den Genossen Förster als verantwortlichen Redak- teur der„VolkSwacht" zu 50 Mark Strafe. Unser Pamiblatp- hatte ein Buch des Professors Hardp in Paris über Mittel zur Schwangerschaftsverhütung wohlwollend besprochen und mitgeteilt, daß es in der Expedition zu haben sein werde. Die Sendung wurde später auf dem Zollamt beschlagnahmt und wegen der„öffentUchcn Anpreisung" Anklage erhoben. Neben der Strafe wurde gleichzeitig auf Einziehung und Unbrauchbarmachung der Bücher erkannt. Ter Mitangeklagte Geschäftsführer, Genosse Tockus, wurde frei- gesprochen, da nicht festzustellen war, daß er die Bücher angepriesen hat. Es handelt sich übrigens um ein ernsthaftes, von sittlicken Voraussetzungen getragenes Buch. Aber was wäre im Zeichen des Geburtenrückganges nicht alles unsittlich! Rote Kranzschleifen sind in D a n z i g verboten. Am S. Juli verurteilte das dortige Schöffengericht den Parteisekretär Leu, den Rendanten B a r t e l und zwei andere Genoffen zu je 30 M. Strafe. Beim Begräbnis eines Genossen, sollte Bartel am � Grabe eine „politische" Rede gehalten haben. Die anderen Sünder hätten Kränze mit roten Schleifen getragen. Letzte Kachrichten. Die RetchstagserfötzVahl in Koburg . Wolffs Telegraphenbureau berichtet: Koburg, 10. Juli. Bei der heutigen Reichstagsersatzwahl wurden bisher gezählt für Amtsgerichtsrat©toll(natl.) 3255, Landtagsprästdenten Fabrikanten Arnold(Fortschr. Volksp.) 5590, Rechtsanwalt Hofmann(Soz.) 5390 Stimmen. 13 Orte stehen noch aus. Stichwahl zwischen Arnold und Hofmann erscheint gesichert. Die Arbeiter tragen das Risiko. Plauen i. B„ 10. Juli. Die Plauener Baumwollspinnerei A.-G. hat infolge Mangels an Kapital ihren Betrieb eingestellt. Zahlreiche Arbeiter sind dadurch brotlos geworden. Die Gesellschaft beruft auf den 21. Juli eine außerordentliche Generalversammlung ein. Haussuchungen bei slawischen Studenten in Wien . Wien , 10. Juli. Auf Grund des Materials, das bei den Haussuchungen bei südslawischen Studenten in Berlin vorgefunden worden ist, wurden heute die Haussuchungen in Wien bei südslawischen Studenten wieder aufgenommen. Der Eührer der slowenischen nationalistischen Studentenschaft namens o s a k wurde verhaftet.� Tod des russischen Gesandten in Belgrad . Belgrad , 10. Juli. Heute abend um 3 Uhr erschien der russische Gesandte Hartwieg beim österreichisch-ungarischen Gesandten Freiherrn v, G i e s I. um ihm einen Besuch abzustatten. Mitten in der in freundschaftlichem Tone geführten Konversation wurde Gesandter Hartwieg plötzlich von Unwohlsein befallen und ist trotz Hilfe zweier sofort herbeigerufener Aerzte nach wenigen Minuten gestorben,_ Automobilunfall. Krakau , 10. Juli. Der bekannte Maler Adalbert Ritter von Kossak erlitt auf einer Landpartie einen schweren Auto- mobilunsall. Aus bisher unaufgeklärter Ursache stürzte das Auto- mobil, in dem der Künstler Platz genommen hatte, um. Kossak wurde herausgeschleudert und blieb schwerverletzt bewußt- los liegen. Erst später wurde er von Passanten ins Kranken- haus, gebracht,