ü.).� i. AcilW i>es Jamiärts" Kcrlim lolWali--«.>>>.>» Gewerkschaftliches. hanfabunö und Koalitionsrecht. Vor kurzer Veit ging durch die Presse die Nachricht, dag die Schlächterinnung in Oldenburg die Gesellen durch Unter- schrift zwang, aus dem Zentralverband der Fleischer auszu- rreren. Wer die Unterschrist nicht gab, kam aus der Arbeit. Ein Meister, welcher seinen die Unterschrift verweigernden Gesellen nicht entließ, wurde aus der Innung ausgeschlossen. Der Zentralverband der Fleischer nahm den ihm auf- gezwungenen Kampf um die Erhaltung resp. Wiedererringung des Koalitionsrechtes auf und sperrte einige Betriebe. Die Jnnungsleitung holte sich den Geschäftsführer des Hansabundes aus Hannover , der der Innung in ihrem Kampfe zur Unterdrückung des Koalitionsrechts auch hilsteich zur Seite stand. Zunächst vereinbarten die Meister dann unter sich eine Konventionalstrafe von 1000 M. für denjenigen, der das Koalitionsrecht der Gesellen anerkennen wollte. Es wurden Annoncen und Zeitungsartikel ausgearbeitet und veröffent- licht. Die Zeitungsartikel hat der Obermeister unterzeichnet. In einem dieser Artikel heißt es: .Der Vorstand des GewerkschastskartellS glaubt sodann noch besonders hervorheben zu sollen, daß die Jimungsmeister im Hansabunde vereinigt sind. Diese Feststellung erfüllt uns mit besonderer Genugtuung. Einmal deshalb, weil der Hansabund uns in unserem Kampfe gegen den Uebermut des Zentral- Verbandes der Fleischergesellen tatkräftige, rückhaltslose Unterstützung gewährt hat, und andererseits aus dem Grunde, weil er diese ferne Unterstützung auf Grund seiner Richtlinien, ohne nach rechts oder links, nach oben oder unten zu schielen, den Blick nur.geradeaus gerichtet", ausgeübt hat. Wir bekennen gerne, daß auch in unserer letzten Jnnungs- Versammlung am 9. d. Mts. der Geschäftsführer des Landes- Verbandes Nordwestdeutschland des Hansabundes, Herr Syndikus Bartells-Hannover wieder anwesend war...* Diesem Artikel ist nicht widersprochen worden. Der Hansabund kann auch gar nicht widersprechen. Der Hansabund hat durch die von ihm gebilligte Tätigkeit seines Sekretärs gezeigt, daß er auch in der praktischen Bekämpfung des Koalitionsrechts nicht hinter anderen reaktionären Ver- einigungen zurückstehen will. Sein Jndustrierat ruft die Gesetzgebung zur Einschränkung des Koalitionsrechts an, seine Funktionäre erdrosseln es in der Praxis._ Verlin und Umgegenö. Die Zink-, Zinn- und Bleigicßer stehen bei der Firma Stein, Berlin , Alte Fakobstraße, im Streik. Jede Offerte von dieser Firma ist abzulehnen.— Die Firma bemuht fich, seit Wochen in Berlin Ersatz für die Streikenden zu erhalten, aber ohne Erfolg. Jetzt ver- sucht sie durch Inserate mit chiffrierter Adreffe ihr Ziel zu erreichen. Alle derartigen Angebote find unberiickfichtigt zu lassen; nur so wird die Firma gezwungen werden, den berechtigten Ansprüchen ihrer Arbeiter Rechnung zu tragen. Den Steinholzlcgern erstastete der Obmann der Lohnkommission L e v i l in einer außerordentlichen Mitgliederver- sammlung Bericht über die Verhandlungen mit den Unter- nehmern. Daraus ist zu entnehmen, daß die Arbeitgeber versucht haben, das Risiko einer ungünstigen Konjunkwr aus die Arbeit- nehmer abzuwälzen und sogar beabsichtigen, ihnen dauernde Verschlechterungen aufzubürden. In der Aussprache hierüber kam zum Ausdruck, daß die Vorschläge der Unternehmer unannehmbar sind. Es wurde die Stellungnahme der Lohnkomnnssion gutgeheißen und ihr das volle Vertrauen der Versammlung ausgesprochen. Sie wurde beauftragt, die Forderungen der Organisation mit aller Ent- schiedenheit austechtzuerhalten. Deutsches Reich . Achtung, Tapezierer! Die Polstermöbelwerkstatt von Kurtz, Friedrichstraße 105 a, ist wegen Tarifbruch gesperrt. Die SchlichtungskommMon. Achtung, Gastwirtsgehilfcn! Nachstehende Lokale find für organi- sierte Gastwirtsgehilfen gesperrt:.Strandrestaurant Richtershorn", Jnh. Reck in Grünau ;.Restaurant Vater Fielitz" in Grünheide . Die Inhaber dieser Betriebe lehnen jede Vereinbarung mit der Organisation ab und sprachen sich auch ihren Gästen sowie Vereinen gegenüber dahin aus, daß sie nicht gewillt seien, die Minimalforde- rungen der organisierten Gastwirtsgehilfen anzuerkennen. Verband der Gastwirtsgehilfen. Berlin I. Tie christlichen Gewerkschaften im Jahre ISIS. Aus dem soeben in Nr. 14 des.Zentralblattes christlicher Gewerkschaften Deutschlands " erschienenen Jahresbericht für das Jahr 1913 geht hervor, daß die christlichen Gewerkschaften im Berichtsjahr eine nennenswerte Mitgliederabnahme aufweisen. Sowohl die Mitgliederzahl im Jahresdurchschnitt, als auch die am Jahresschluß ist gegenüber dem Vorjahr gesunken. Die christlichen Gewerkschaften zählten im Durchschnitt des Jahres 1913 insgesamt 342 785 Mitglieder gegenüber 844 687 im Durchschnitt des Jahres 1912. Der Rückgang beträgt also 1992 Mitglieder. Am Jahres- schluß 1913 wurden 341735 Mitglieder gezählt, anstatt der 359 939, die das Jahr 1912 am seinem Schluffe aufgewiesen hatte. Das ist also ein Weniger von 9195. Allerdings ist ja die Wirtschafts- läge 1913 der Entwicklung der Gewerkschaften nicht förderlich ge- Wesen, aber die christliche Gewerkschaftsbewegung will überhaupt nicht vom Fleck kommen. Gegenüber den freien Gewerkschaften bilden die christlichen Organisationen nur ein kleines Häuflein, wie nachfolgende Gegenüberstellung zeigt. Im Jahresdurchschnitt zählten: Jahr Freie Gewerkschaften Christi. Gewerlschaften 1999.... 1332 667 279 751 1910.... 2917298 205 129 1911.... 2 329 968 349 957 1912.... 2 539 390 844 687 1913.... 2548763 342785 Die christliche Bergarbeiterorganisation hat im Berichtsjahre 19 336 Mitglieder verloren. Im Jahre 1912 verlor sie 6699-, sie zählt jetzt nur noch 66 652 Mitglieder gegenüber 33 588 im Jahre 1911. Die Ursache zu diesem rapiden Rückgang soll nach dem christ- lichen Zentralblatt auf die durchgreifende Beitragserhöhung zurück- zuführen sein, die nach dem Streik 1912 vorgenommen wurde. Wir sind überzeugt, daß die pausende und Abertausende bei den Christen fahnenflüchtig geworden sind, weil der schmachvolle Verrat des christlichen Bergarbeiterverbandes bei dem Streik im Frühjahr 1912 die größte Erbitterung hervorrief. Außer den Bergarbeitern ver- loren die Textilarbeiter 1131, die Metallarbeiter 912, die Tabak- arbeiter 674, die Telegraphenarbeiter 924, die Bauarbeiter 162 und die Maler 155 Mitglieder. Eine Mitgliederzunahme zeigen unter anderem die Keram- und Steincrrbeiter 1923, die Gasthausange- stellten 739, die Holzarbeiter 461, die Lederarbeiter 431 Mitglieder. An Mitglieder zugenommen haben auch die verschiedenen Eisen- bahnerverbände. Letztere Berbände zählen rund 69 999 Mitglieder. Da diese Verbände aber auf das Streikrecht verzichten, das heißt also das Koalitionsrecht preisgegeben haben, dürften sie als Ge- werkschaften kaum anzusprechen sein. Von den größeren christlichen Verbänden hatten Mitglieder (Jahresdurchschnitt): Bauarbeiter 43 529, Metallarbeiter 41732, Textilarbeiter 38 772, Holzarbeiter 17 741, Fabrikarbeiter 19 963, Keram- und Steinarbeiter 8434, Heimarbeiterinnen 838S, Tabakarbeiter 6714, Lederarbeiter 6169 und Schneider 5971. Weibliche Mitglieder sind 27 623 vorhanden; die freien Gewerkschaften zählen 223 676 Weibliche. Die Gesamteinnahmen der christlichen Gewerkschaften betrugen im Berichtsjahr 7 177 764 M., gegen das Vorjahr ein Mehr von 569 414 Vi. Die Ausgaben bezifferten sich 1912 auf 5 222 727 M., und 1913: 6 192 688 M., also 879 961 M. mehr. Das Vermögen vermehrte sich von 8 575 653 M. auf 9 682 796 M. Die freien Gewerkschaften hatten 1913 eine Einnahme von 81 987 974 M. und 74 887152 M. Ausgaben. Die Vermögensbestände vermehrten sich von 89 997 786 M. auf rund 88 951 579 M., also um 714 Millionen Mark. Kleines Zemlleton. Zur Förderung der Fricdhofskunst. Die Geschmacklosigkeiten, die vielfach unsere Friedhöfe verunstalten, haben verschiedene Städte veranlaßt, die Aufstellung bestimmter Denkmalsarten rundweg zu verbieten. So dürfen in Nürnberg auf den Friedhöfen Glaskugeln, Glasplasten und-kästen, Photographien, Perlen- und Blechkränze, sogenannte Kisiensteine usw. nicht aufgestellt werden. Alle zur Grab- schmückung bestimmten Gegenstände bedürfen der Genehmigung der Behörde. Dunkle und schwarze Steine, besonders polierte, werden nur zugelassen, wenn die Gestaltung eine künstlerische Absicht aus- drückt. Auch auf die gärtnerische Pflege wird das Augenmerk ge- richtet. In dem Bestreben, Ersatz für das Verbotene zu schaffen, hat man in Nürnberg unter dem Namen Beratungsstelle für Fried- hosSkrmft eine eigene Abteilung für Grabsteinbildhauer eröffnet. In ähnlicher Weise sind die Städte Schöneberg , Breslau , Chemnitz , Kottbus , Essen, Frankfurt o. M., Halle, Karlsruhe , Leipzig , München und Wilhelmshaven vorgegangen. Konservativer Witz. Ein konservatives Witzblast wird wieder einmal angekündigt. Bevor wir uns darüber mit einigen Zeilen aus- lassen, wollen wir gern einräumen, daß die Sehnsucht der Kon- servativen nach einigem Witz durchaus begreiflich ist. Sie sind so oft, beispielsweise im„Simplicissimus", vom demokratischen Witz durchgehechelt worden, daß man ihnen einen gesunden Durst nach Revanche schon zugute halten muß. Wir hätten per- sönlich auch gar nichts dagegen, wenn die Gründung gelänge. Warum sollten wir uns grämen, wenn die jour- nalistische Wüste der konservativen Presse auch einmal durch einen Scherz belebt würde? Der politische Kampf könnte dann wenigstens mitunter einen Anflug von Lustigkeit zeigen und den Konservativen wäre damit gar nicht geholfen. Die feudalen Kon- scrvaliven sind im modernen Deutschland ein Witz der Welt« geschichte; ihre Herrschaft aber kann durch leine noch so guten Witze erhalten werden. Soweit wir also in Frage kommen: bitte, nur immer heran mit dem konservativen Witz. Aber wir glauben leider nicht, daß wir ihn jemals begrüßen werden. Wer politische Witze machen will, muß die historische Zukunft für sich haben, sonst ertrinkt der Witz in der Angst des bösen Gewissens oder in der Roheit der angestrebten� Ziele. Um nur ein Beispiel ans jüngster Zeit zu wählen: was für Witze sollte ein konservatives Witzblatt wohl zu dem furchtbaren Zeugenausmarsch im Prozeß gegen Rosa Luxemburg machen? In einem demokratischen Blatt aber wird der feudale Herr Kriegsminister ganz von selber zu einer heiteren Operettcnfigur. Oder es mache jemand einmal lustige Witze über die Hungerkur der junkerlichen Zollpolitik! Selbst den geduldigsten Abonnenten würde zum mindesten der Magen vor Ungeduld lnurren. Oder der konservative Sänger stürme in die Sailen, um die Herrlichkeit des preußischen Dreiklassenwahlrechts zu besingen! Un- Möglichkeit über Unmöglichkeit. Nicht als ob untergehende oder selbst verfaulende Aristo- kratien keinen Witz hervorbringen könnten. Sie können ganz im i Gegenteil durch einen bestimmten Witz geradezu glänzen: Nur liegt dieser Witz immer auf dem Gebiet der Erotik und der gesellschaft- lichen Klatschsucht. Die Aristokratie, die in Frankreich von der großen Revolution hinweggefegt wurde, war gewiß verlunipt; aber erotischen und gesellschaftlichen Esprit besaß sie ebenso gewiß. Eine untergehende Aristokratie könnte vielleicht da? Pariser.Journal amüsant" begründen, niemals aber ein kämpfendes politisches Witzblatt. Den preußischen Konservativen ist aber auch die Sphäre des gesellschaftlichen und erotischen Witzes vorsperrt. Einmal waren sie ästhetisch immer so roh und unkultiviert wie ihre Kasernen, zum andern aber sind sie durch die für sie notloendige Heuchelei auf die moralinsauren Ideale des guten alten.Reichsboten" verpflichtet. Wie man darum auch das Ding dreht und wendet: Der wahre Michel(so soll das konservative Witzblatt heißen) wird seine Leser zwar gründlich anmicheln, aber schwerlich erheitern. Nrlanb! Vorläufig ist die naturgeschichtliche Auffassung nicht widerlegt, daß alle organischen Wesen einer periodisch wiederkehrenden Ruhezeit bedürfen. Einer Frist, in der die Funktionen des Lebens zur Ausbesserung, Erholung und Neuschöpfung des Orga- nismus entspannt werden. Der tägliche Wechsel von Wachen und Schlafen genügt offenbar nicht. Daher versinit der weitaus größte Teil der Pflanzenwelt im Winter in einen Ruhezustand, und auch unter den Tieren, die sich im allgemeinen schon täglich eine aus- gedehntere Erholung gönnen als der Mensch, bedürfen nicht wenige einer längeren periodischen Entspannung—„Sommer"- und.Winter- chlaf".— Der Mensch ist das reizbarste Tier, er muß am heftigsten und zum mindesten am b e w u ß t e st e n um sein Dasein kämpfen. Je mehr sich dieser Kamps verschärft, je aufreibender er wftd, desto dringender wird für alle in der«Kultur" Lebenden eine längere regelmäßig wiederkehrende.Erholung". Die„Sonn- tage" und„Feiertage" reichen nicht mehr aus. Diese Erkenntnis hat sich langsam durchgesetzt. Es ist noch nickst allzu lange her, da gab es„Ferien",„Urlaub" nur für die Kinder, die Wohlha- b e n d e n und die„Beamten "..Jetzt gönnen sich auch alle klei- neren Kapitalisten und Verdiener alljährlich ihre Ausspannung; und als ein bescheidener sozialer Fortschritt kann es angesehen werden, daß auch die Mehrzahl der„Angestellten" heute längere oder kürzere Zeit Urlaub erhält— das heißt: Muße unter Weiterbezng des Gehalts. Um so ungeheuerlicher ist es, daß die breite Menge der körperlich am schwer st e n arbeitenden Klasse, die der Lohn- arbeiter— und physiologische Experimente scheinen zu erweisen, daß Muskelarbeit eines größeren Maßes körperlicher Ruhe bedarf als Geistesarbeit— bis heute der Wohltat eines„Urlaubs " noch so gut wie ganz entbehrt I Hier liegt vielleicht d i e soziale Notwendigkeit vor, deren Nichterfüllung sich am schwersten und sichtbarsten schon in den nächsten Generationen rächen wird. Entdeckung eines neuen Krankheitserregers. Aufsehen erregt in der Aerztewelt die Entdeckung eines neuen Krankheitserregers, des vorläufig sogenannten„Laeillus hypertoxicus", auf den man eine jüngst in Cholet in Frankreich ausgebrochene üftndemie zurückführt. Der Keim dieses Bazillus wurde den Organen und dem Blute Die wichtigsten Ausgabeposten sind: Streik- und Gemäß- regeltenunterstiitzung 989 631 M., Reise- und Arbeitslosenunter- stützung 285 755 M., Krankengeld 816 682 M., Sterbegeld 296 413 Mark, Rechtsschutz 131 797 M., sonsstge Unterstützungen 68 459 Mark. Die persönlichen Verwaltungskosten beliefen sich auf 191 959 M., die sachlichen auf 394 949 M., also zusammen rund % Million Mark Verwaltungsausgaben. Für Agitation sind 775 633 M. verausgabt, das ist mehr als der zehnte Teil der ge- samten Einnahmen. Von der Kampfesunterstützung(Streik- und Gemaßregeltenunterstützung) entfallen auf Äe Metallarbeiter 252 766 M., Textilarbeiter 232 688 M., Holzarbeiter 193 864 M., Maler 193 857 M. Die verschiedenen Eisenbahnerverbände weisen natürlich keine Kampfesunterstützung auf. Dem Rechenschaftsbericht ist ein umfangreicher Kommentar beigegeben, in dem der Widersinn und der Bankerott der theore- tischen Grundlagen der„sozialdemokratischen" Gewerkschaften„nach- gewiesen" wird. Weiter wird bittere Klage über die Züchtung der gelben Verbände erhoben und zum Schluß wird die nationale Zuverlässigkeit der christlichen Gewerkschaften beteuert. und auf folgende Taten verwiesen: „Als nach der Reichsfinanzreform von 1999 die Sozial- demokratie eine schamlose Steuerhetze inszenierte, waren es christliche Arbeiterführer, die sich in Versammlungen entgegen- stellten und den Nachweis führten, daß mit den agitatorischen Steuerrezepten der Sozialdemokratie nirgends Steuerpolitik ge- macht werden kann; als gelegentlich des Marokkokonfliks 1911 sozialdemokratische Führer für den Fall eines Krieges zwischen Deutschland und Frankreich den politischen Massenstreik durch- geführt wissen wollten, waren es christliche Arbeiterführer, die dieses Treiben mit allem Nachdruck brandmarkten und es aufs schärfste zurückwiesen; als bei Verabschiedung der Reichsver- sicherungsordnung 1911 die Sozialdemokratie Forderungen auf- stellte, die eine Mehrausgabe von zwei Milliarden Mark jährlich notwendig gemacht hätten, waren es christliche Arbeiterführer, die in Massenversammlungen auseinandersetzten, daß der deut- scheu Volkswirtschaft im internationalen Konkurrenzkampf nn- möglich solche Lasten aufgebürdet werden kömsten-- Daß die christlichen„Arbeiterführer" bei der Verteuerung der Lebenshaltung, bei HintenanHaltnng der sozialen Gesetzgebung eine verdächtige Rolle gespielt haben, wird wieder einmal bestätigt. Trotz der Selbstanpreisung als gutgesinnte nationale Organi- sationen, trotz der Förderung die die christlichen Gewerkschaften von den Behörden und teilweise von dem Unternehmertum erhalten, gehen sie wie der Bericht ausweist den Krebsgang. Dank der Aufklärungsarbeit, die die freien Gewerkschaften leisten, wird das Rekrutierungsgebiet der Christlichen mehr und mehr eingeschränkt. Pfiffig, aber nicht pfiffig genug. Der unumschränkte Gebieter der Linke« Hofmann- Werke in Breslau , Direktor E i ch b e r g, dem die Niederknüppelung der Arbeiterschaft immer noch nickt gelungen ist, obwohl diese fast ein halbes Jahr ausgesperrt ist, hat eine neue kühne Idee bekommen, die von auswärts kommenden Streikbrecher aus den Händen der Ausgesperrten zu befreien. Bisher wurden diese nützlichen Elemente von Beamten des Werkes, die an weißen Armbinden kenntlich waren, unter dem Schutze der Polizei auf dem Hauptbahn in Breslau in Empfang genommen, wenn die Ausgesperrten die Arbeit nicht schon vorher gemacht hatten. Der Erfolg der Abgesandten der Finna muß aber gleich Null gewesen sein, denn jetzt schickt Herr E i ch b e r g den Reflektanten auf seinen Betrieb vor Antritt der Reise folgendes Zirkular: Wir empfehlen Ihnen, auf Bahnhof Klein-Mochber n, eine Station vor Breslau -Hauptbahnhof auszusteigen, da Bahn- hos Klein-Mochbern ganz in der Nähe des Werkes liegt. Sie werden dort ebenfalls unsere Leute mit den Armbinden antreffen. Linke-Hofmann-Werke, Breslauer Aktiengesellschaft für Eisenbahnwagen-, Lokomotiv- und Maschinenbau. Selbstverständlich waren die Ausgesperrten schon von Beginn des Kampfes an so pfiffig wie Herr'Eichberg. Die letzte Station vor Breslau wurde genau so sorgfältig auf ankommende Streik- brecher kontrolliert wie der Hauptbahnhof in Breslau . Der große Stratege ist also ein halbes Jahr zu spät gekommen. i eines verstorbenen 29jährigen Mädchens entnommen, das an Bln�' Vergiftung verschieden war. Desgleichen züchtete man den Bazillus auS dem Harn eines bei der erwähnten Epidemie durch Mich ver- gifteten Patienten. Es zeigte sich bei der Untersuchung, daß die Milch keinerlei chemische Veränderungen aufzuweisen hatte, es blieb daher also als Ursache für die schweren Erkrankungen bei jener Epidemie, die bei etwa 29 Personen unter annähernd gleichen Er- scheinungen auftraten, nur der Bazillus übrig. Dieser zeigt sich als ein plumper, unbeweglicher, eingekapselter, mit den verschiedenen Anilinfarbstoffen gut färbbarer Bazillus von stark pathogen em(krank- heiterregendem) Charakter. Diesen Charakter erwies er sofort, nach- dem er nach seiner Züchtung Kaninchen und Meerschweinchen ein- gespritzt ivurde. Die Injektion des Bazillus hypertoxiena bewirkte nach zwölf Stunden den Tod der Tiere. Notizea. — DaSSchiller-Häuschen in Losch loitz Bei Dresden soll von seinem jetzigen Besitzer verkauft werden. Herr Hamann weiß aber, was Schiller wert ist: Eine Viertelmillion will er für das Grundstück haben, auf dem das Häuschen steht. Nun wird sich ja zeigen, ob diese Reliquie den Dresdnern ebenso viel wert ist (wenn sie sie kaufen sollen) wie Herrn Hamann(wenn er sie ver- kaufen kann). — Shakespeare - Aufführungen. Shakespeare hat es 1913 an in- und ausländischen Bühnen auf insgesamt 1133 Auf- führungen gebracht. Daß zu dieser ziemlich hohen Zahl die Rein« hardtschen Ausstattungskünstc wesentlich beigetragen haben, zeigen die Titel der meistgespielten Werke: Sommeniachtstraum(133), Kaufmann von Venedig (132), Der Widerspenstigen Zähmung (127), Hamlet (124).. — Unzuverlässige Theaterdirektoren führt die Bühnengenosienschaft bekanntlich auf einer schwarzen Liste. Diese Liste ist jetzt ans 66 angewachsen. — Eine schottische Spitzbergenexpedition. Bon Schottland ist soeben unter der Leitung des Dr. Bruce die schottische Spitzbergenexpedition aufgebrochen. Das Ziel der Expedition ist in erster Linie eine genaue Aufnahme der Küsten- gestaltung und der Wasserverhältnisse von Wybe Jans Water, einer der größten Buchten Spitzbergens . Die Seekarten zeigen Inseln, die in Wirklichkeit nicht vorhanden sind und eine genaue Küsten- karte dieses Teiles von Spitzbergen fehlt bisher völlig. Sprechhandschuhe für Taubstumme. In Eng- land schlägt Herr Leslie Callard vor, sogenannte Sprechhandschuhe zu konstruieren, auf deren Haudrücken und Fingern die einzelnen Buchstaben geschrieben stehen. Etwa in der Gegend des Handgelenks stehen die beiden Worte„Ja" und„Nein". Die Unterhaltung wird so geführt, daß der Taubstumme mit den Fingern auf die einzelnen Buchstaben zeigt. Das neue Verstäiidigungsmittel ist bereits mit gutem Erfolge auSgeprobt worden. — Ein Ri e s en p r e i s für ein altes Buch. Beider öffentlichen Auktion einer Bibliothek erzielte ein im Jahre 1695 ge- druckteS Buch, das die wahre Chronik des Königs Lear und seiner drei Töchter enthält, eine erste Ausgabe des Shakcspearcschen Dramas, den Rieseiipreis von B9 090 M. Im Jahre 1865 wurde es von einem Kunstliebhaber für nur 4029 M. erworben.
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